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Nexkftr vechrtchte« rrleßrenme vom 16. September 1914. * Berlin. Au» Appenhagen wird den »Berl. L.-A." gemeldet, in einem skandinavischen Blatt sei die Nachricht er» schienen, der deutsche Gesandte in Appenhagen habe folgende Mitteilung gemacht: Die Engländer befürchten einen lür- lisch»» Angriff n»f Aegypten; die indischen Truppen. 40—50000 Mann stark, werden seit dem 25. August er» wartet, sind aber noch nicht eingetroffen. Al» Grund wird angegeben, daß entweder die Cholera auSgebröchen oder in Indien et« Aufruhr entstanden ist. — Japn« hat der chinesischen Regierung offiziell mitgeteilt, daß eine Revolution in Indien auSgebröchen ist. England hat Japan um militärische Hilfe i« Jutzteu ersucht, und Japan hat seine Hilfe unter folgenden hnrteu vebiugunge« zugesagt: Freie Einwande rung in die britischen Besitzungen am Stillen Ozean und ein Dorleh« von 200 Millionen Dollars sowie freie Huud t» ChiMt. England hat sich mit diesen Bedingungen ein verstanden erklärt. — Sollte der deutsche Vertreter in Däne mark eine Mtteilung dieses Inhalts haben auSgehen lassen, so möchten wir annehmen, schreibt das oben genannte Blatt, daß er sich dabei auf ihm einwandfrei bekannt gewordene Mitteilungen aus japanischer Quelle stützte. X Berlin. Die Nachricht über Teilerfolg» der deuische« Wuffe« im Weste« wird von der Mehrzahl der Blätter al» Bürgschaft aufgefaßt, datz sich unsere Zu versicht mehr deu« je befestige« löuve. — Nach dem »Berliner Lgbl.* schildert ein Industrieller im Amsterdamer Allgemeen HandelSbladet die Zustände in Lüttich. Danach sind von der deutschen Militärverwaltung all« möglichen Vorkehrungen getroffen worden, um Handel und Gewerbe aufrecht zu erhallen. In vielen Fabriken wird fortgesetzt gearbeitet und die Verhältnisse der Arbeiter haben sich schon gebessert. — Au» Straßburg wird berichtet: Die von -eu Franzosen entführten Krauen und Atvder deutscher Zollbeamte« iu SaaleS sind auf deutsche« Singretfen hin fretgelaffe» worden. Leiden aber seelisch noch stark unter der erlittenen unwürdigen Behandlung. Gin fünfjährige« Kind ist den Strapazen erlegen. In St. Die blieben die Frauen 16 Tage lang ohne die geringste hygienische Ein richtung. — Dem Verl. Tgbl. teilt ein au« Antwerpen ge flüchteter Deutscher, der einige Zeit in Brügge al« Kriegs gefangener zurttckgehalten worden ist, seine Erlebnisse mit. Deutsche und vesterreicher wurdeu in Brügge aus dem Zuge heraus verhaftet. Die Kinder und Frauen in ein Kloster und die Männer in Gefängnisse gebracht. Durch eine wuieutflammte Menge hindurch mutzten Soldaten den Gefangenen de.« Weg mit Kolbeuftützen bahnen. In einem enge« Raume und im ärgsten Schmutze nmtzte« fit mehrere Tage verbringen. Erst am sechsten Tage wurden sie vor ein Kriegsgericht gestellt und freigesprochen. s( Wien. An» dem KriegSpreffcguartier wird über die Schlacht bei Lemberg amtlich gemeldet: Der Steg au der Hucrwa ermöglichte es, die in Galizien einge brochene» Kräfte auzugreifen. Die bet Knmarow siegreich gewesene Armee setzte die Verfolgung mit untergeordneten Kräften fort, um das Gros iu der Richtung auf Lemberg zu gruppieren. Die Ruffen schienen einen Borstotz auf Lublin vorzuhabcn. In zwischen war unsere hinter die Grodecker Teichlinie zurückgeführte Armee am 5. September bereits über die Bahnstrecke Kawaruska-Horynick hiuausgelangt, schwenkte am 6. iu Kurutkt ein und trat am 7. in einen ernsten Kampf gegen starke nordwärts vorge- stotzcne feindliche Kräfte. Am 8. und 9. begann auf der 7« Kilometer breiten Front Knmarow-Rawarnska unser allgemeiner Angriff, der bis 11. September er folgreich war und im Süden «ahe a« Lemberg heran getragen wurde. Trotzdem wurde eine neue Gruppierung notwendig, weil der Nordflügel bet Rawarnska bedroht war und frische, weitüberlegene russische Kräfte vor drangen. Bei der östlich von Grodeck angreifeuden Division waren am 10. September die Erzherzöge Armee-Oberkommaudaut Friedrich uud Karl Franz Josef anwesend. In der fünftägigen Schlacht halten beide Teile schwere Verluste. Bisher sind 41000 Raffen und 8000 Serben ins Innere abgeschoben worden und über 300 Feldgeschütze wurde« erbeutet. Der Stellvertreter des Chef« de« Generalstab»: v. Höfer, Generalmajor. )( Wie«. Die PeterSb. Telegr.sAgrntar wollte vov 30000 Kriegsgefangenen «ud 90 Kanonen wissen, die die Russen bei Lemberg erbeutet hätten. Im Gegensatz hierzu ist in dem offizielle« Kommuuiquee des russischen Generalstabs vom 14. d. M. nur von 8000 Gefangene« und 30 Kanonen die Rede, «ud eS wird zugegeben, datz die Armee des Generals vonsstlow sich iu kritischer Situation befand. Diese Bescheiden heit bet dem Ausposaunen der SiegeSuachrtcht dürfte die Oesfentlichkett davon überzeugen, datz man unseren offiziellen Nachrichten, die nichts beschönigen und nichts verhehlen, volles vertrauen entgegenbringe» kann. * Amsterdam. Dem »Daily Chrontcle- wird au« Chartre« gemeldet: Die Kämpfe der letzten Tag« find sehr heftig und blutig gewesen. In allen Städten der Gegend rund um Paris sind die Hospitäler gefüllt mit Berwun- deten. Paris selbst ist ein großes Hospital. Allein durch Orleans sind einige Tage hintereinander ungefähr 7000 Verwundet« täglich transportiert. * Amsterdam. Die holländischen Blätter melden, daß di« erste Abteilung der HilfStruppen, die Kanada dem Reiche zu Hilfe sendet, in London eingetroffen ist. Die Truppen, die au« einigen Bataillonen leichter Infanterie uud drei Batterien Feldartillerie bestehen, sind auf dem Withe-Star-Dampfer »Megantic* von Montreal abgefah- ren. Die Kanadier tragen eine,u malerische Rauh-Reiter- uniform. In Kanada selbst haben sie nur Polizeidtenst zu verrichten. X Krakau. Nach Meldungen, die hiesige Blätter Mf ymwegen erhielten, ist in Kiew in einer Versammlung. in der Graf Bobrin«kt über dm Krieg, der von »«« Feiudeu der Slawe» inszeniert worden sei, sprach, oon Ukrainern «in Attentat aus vodrin»kt verübt morden. Bobrtn«kt hat«, behauptet, e» gäbe kein« ukrainische Ration und di« ganz« ukrainisch« Bewegung sei nur auf Jntriguen Deutsch, land« zurtickzusührKr. Bobrinski wurde während de» hierauf entstehenden Lärme« von hinten in di« Schulter von einer Kugel getroffen. Der Attentäter und zahlreich« Ukrainer wurden verhaftet. * London. Di« ersten Scharen belgischer Flücht linge von Antwerpen sind in London angelangt. Sie waren von zwei ehrwürdig aussehenden Priestern begleitet, welch« von der belgischen Königin milgesandt worden waren. Di« Königin war in Antwerpen beim Abschied selbst er schienen und hatte folgende« gesagt: Mein arme» Volk, ihr zieht jetzt nach England. Wa« kann ich Euch nicht von der Freundlichkeit de« englischen Volke« alle» erzählen? Ich bin eben von England zurückgekehrt, wo ich mrtne eigenen Kinder zurückgelaffen habe. Ich kann Euch nicht sagen, wie mein Herz blutete, al« ich mich von ihnen ver- abschieden mußte, aber ich weiß, daß sie sicher und in den besten Händen sind. Ihr werdet derselben Freundlichkeit dort begegnen. Die Königin sank zusammen und weint« bitterlich. Sie küßte die kleinen Kinder und versuchte die weinenden Frauen auf-uhettern. X London. Bei einer Rekrutierungsversammlung in Dundee wurde folgender Brief de« Marinemtntster» Churchill verlesen: Da« Herr de« General« French muß fortwährend vermehrt werden, bi« er im Laufe von 8 oder S Monaten Über 25 Armeekorps verfügt, ausschließlich von Freiwilligen zusammengesetzt. Ein solches Heer wird ohne gleichen in der Welt dastehen, und e» muß in seiner vollen Stärke trotz aller Verlust« aufrechterhalten werden. Sin solches Schwert in-dem Augenblick in 'die Wagschale ge worfen, wo der Feind alle seine Reserven erschöpft hat, wird die Abrechnung zu unseren Gunsten gestalten, ohne Rücksicht darauf, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Feritsprechmellwngti» von Wolffs Telegr.-Bureau, nachm. r/,5 Uhr. Oldenburg. Dem Großherzog von Oldenburg ist da« eiserne Kreuz erster Klaffe verliehen worden. Berlin. An der Börse wurde mitgeteilt, daß die Beteiligung an der Zeichnung der Kriegsanleihe äußerst mgs ser und sich auf alle Schichten der Bevölkerung erstrecke. Man dürfe mit Sicherheit aus ein glänzendes Ergebnis rechnen. Kopenhagen. Di« National-Tibrnde meldet au» London: Die füdfranzvstschen Provinzen scheinen für die Journalisten gesperrt zu sein. Englische und vier amerika nische Pressevertreter wurden am Montag angehälten und unter ESkorde nach Toul gebracht. Wien. Die Blätter geben ihrer Freude Ausdruck über die von der Oesfentlichkett vollauf geteilte Aner kennung, die Kaiser Franz Josef dem Generalobersten von Hindenburg zu seinen herrlichen Waffentaten in Ostpreußen durch die Verleihung eines der höchsten österreichischen Orden bezeugt habe. Dio Zett schreibt» Bei der gewaltigen Energie mit der Deutschland den französischen Feldzug führt, konnte im Osten nur mit bescheidenen Kräften gearbeitet werden. Die Aufgabe Hindenburg- schien keine beneidenswerte. Man rechnete bereits mit einer längeren russischen Besetzung des schwer heimgesuchten Grenzlandes, aber mit dem Glücke eines geborenen Strategen erkannte Hindenburg die günstigen Aussichten für einen Angriff auf die Narewarmee, packte den Feind an seiner verwundbarsten Stelle und warf ihn mit verhältnismäßig nicht bedeutenden Kräften in die masurischen Seen und Sümpfe, wo es kein Entkom men gab. Aber trotz des nahen Greisenalters, voller Jugendkraft und Elastizität, ruhte Hindenburg nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern schlug die zweite rus sische Armee mit einem überraschenden Angriff aufs Haupt. Von diesem Hindenburg'schen Feldzug werden noch fernere Geschlechter bewundernd erzählen. Tas deutsche Volk aber wird dem tapferen General eine unauslöschliche dankbare Erinnerung bewähren. Budapest. Kaiser Wilhelm hat durch den Geheimen Kabinettsrat von Valentini der Freiwilligen deutschen Sanitätstruppe für den gesandten Huldigungsgruß seinen Dank aussprechen lassen. Kaiser Franz Josef dankte ebenfalls wärmstens dem Kommandanten der Truppe, Gilmans, und allen ihren Angehörigen für die Huldigung mit besonderer Anerkennung ihrer her vorragenden Humanitären Betätigung Erzherzog Franz Salvator sagte den edlen Bestrebungen seine Anteil nahme und Förderung zu. Rom. Die ,-Agenzia Stefani" meldet: Man ver breitet im AuSlande falsche und unbegründete Nach richten über die gegenwärtige Lage in Italien. Ent gegen dielen Gerüchten ist die öffentliche Ordnung in Italien ungestört, die Lebensbeoingungen sind normal und keinerlei Maßnahmen getroffen, die in irgendeiner Weise die Reise über Italien oder den ruhigen Aufent halt dort beeinträchtigen könnten. London. Lord LanSdowne erklärt in bezug auf die Homerule-Vtll und da« Gesetz über die Trennung von Kirche und Staat in Wale», die Regierung vertrete da» Land und die Opposition werde sie loyal unterstützen. Kapstadt. lReutermeldung) Eine südafrikanische Streitmacht von berittene« Schütze« überraschte, nach dem sie zwei Nüchte marschiert «ud sich bet Tage ver borge« hatte, eine deutsche Trnppenabteilnng, die eine Furt, ungefähr 60 Meile« vor Aukop im Namalande, besetzt hielt. Rach einem scharfen Gefecht wnrde« die Leutschrn zur Nebergabe gezwungen. Newyork. Wie au« Washington gemeldet wird, haben die amerikanischen Truppen de» Befehl erbalt«n, sich au» Veracruz zurückzuzlrhen. verwischte«. s». DI« erste deutsche Stege»funkenbor- fchaft nach Amerika. „Line deutsche Armee hat einen glänzenden blutigen Sieg in der Nähe von Metz in Lothringen gewonnen." Da» war die erste Stege»- Nachricht, die die deutsch« Gesandtschaft in Washington am 21. August direkt von Berlin durch Funkspruch er hielt. Sie wurde von der Gesanotschaft sogleich an die Preffe weitergegeben und eilte nun auf „Flügeln de» Drahtes" durch die Vereinigten Staaten. Der deutsch« Geschäftsträger von Haimhausen, der von Reportern be stürmt wurde, erklärte, daß die Depesche in Geheimschrift gewesen sei. „ES ist die erste Verbindung, die wir durch drahtlose Telegraphie mit Berlin erhalten haben. Ich bosfe, daß wir von jetzt an auf diese Weise mit unserer Regierung in ständigem Einvernehmen bleiben werden." Die Depesche wurde von der Station für drahtlose Telegraphie in Tuckerton in New Jersey ausgenommen, wo die Vereinigten Staaten einen besonderen Beamten ««gestellt hatten, der eine strenge Bewachung aller eingehenden oder ausgehenden Botschaften durchführen sollte. Die Nachricht rief überall großes Aufsehen hervor. AnSjchreitungendesPöbelSanderfran- zöiischen Reviers. Die von der französischen Re vier« in Rom eingetrofsenen Italiener erzählen, daß der französische Pöbel in Nizza, Monte Carlo, Cannes und Mentvne haarsträubende Verheerungen angerichtet hat. Der Wiederaufbau der zerstörten Gebäude wird sicherlich viele Jahre in Anspruch nehmen, sodaß dec Besuch der Reviers auf Jahre hinpus unmöglich sein wird. » Zusammenstoß eines KreuzerSmit einem Dampfer. Der in Gothenberg beheimatete Dampfer „Tua" wurde am letzten Mittwoch früh in der Nordsee von einem englischen Kreuzer überrannt und sank. Nach dem Zusammenstöße konnte ein Teil der Besatzung ar Bord des Kreuzers springen. Fünf Personen fielen in» Wässer, von denen drei, darunter der Kapitän, gerettet Kurven, während der Maschinist und ein Passagier Aansik Setlerwart»» L Barometerstand Mltrrtellt von «. Nat--U, OpMer. Mittag« 12 Uhr. Sehr trocken 770— Beständig sch._. Schön Wetter Veränderlich 7S0— Regen (Wind) Viel Regen ^0— 7 Sturm 1V. 1«. Moltau Js-r Sger 128 184 28 40 W-WMWWW «lbe SS , dAMsaun^W weis lau - »l» ^bubitzs nik meritz sig den -50^. Sßj-- SO ch 42-^21 weis — 2, - L Bei den russischen verwundeten. 88 Der große Truppenübungsplatz Königsbrück bei DreSdkn beherbergt jetzt eine nach Tausenden zählende Zahl von verwundeten russischen Soldaten, die infolge der in Ostpreußen über die Russen erzielten großen Siege des Generaloberst von Hindenburg fast täglich zu nimmt, so daß man bereits mit der Absicht umgeht, den großen städtischen Flugplatz in Dresden-Kaditz zum Gefangenen- und Verwundetenlagcr auszubauen . Die Baracken in Königsbrück langen schon fast nicht mehr zu, so daß für anderweite Unterkunft der noch zu erwar tenden Gefangenen und Verwundeten gesorgt werden muß. Voraussichtlich wird schon in den nächsten Tagen mit dem Bau von Baracken und dem Aufstellen von Zel ten begonnen, so daß auf dem Dresdner Flugplatz gegen 30 020 Mann untergebracht werden können. — An die Aerzte und das Pflegerpersonal tverden in folge der Zunahme der feindlichen Verwundeten die größten Anforderungen gestellt. Tie schwerverwundeten Russin genießen die denkbar beste Pflege und erkennen diese Fürsorge auch dankbar durch Spräche und Gebär den an. Tie Leichtverletzten sind auf Decken und Kiffen über reichlichem Stroh untergebracht. Sie können sich alle besagen und gruppieren sich auf langen Bänken, plaudern und gehen spazieren oder träumen auf ihrem Luger iu schönere Zeiten hinüber. Ein strammer Wacht posten hält auf Zucht; er hat sich allerdings nicht zu fürchten, daß ihm einer von den Verwundeten durch brennt. Man mag gegen ru, fische Großfürsten, Diplo maten, Popen, Gouverneure und Kosaken begründetes Haß empfinden. Wenn man diese Vertreter des rus sischen Volkes, Stadt- und Landbewohner durcheinander lieh: und kört, so muß jedes feindselige Gefühl ver schwinden. Tie sanfte Geduld von Lämmern ist hi-r aus Menschen übergegangen, welche sich bei jeder Gelegen heit zu einer Ehrenbezeigung erheben, den Beobachter treuherzig und unterwürfig ansehen und in jeder Be wegung zeigen, daß Gehorsam die Pflicht des Bürger» und Soldaten ist. Bloß einige wenige bewahren trotz Wunden und Gefangenschaft eine selbstbewußte, wenr