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Stichle md Tische, «kn Bett und eine Menge wertvoller Ge»enstäode in Gold und Silb« und Partien von Leder vorgesunden. E» stellt« sich heraus, daß Eisenbahnangestellt« schon vor vielen Jahren die BodenauShöhlung hergestrllt habe«, um darin au» dem Magazin der Station gestohlene Güter zu verberg«. Lus dieser Station sind auch in der Tat öfter wertvolle Frachtgüter in Verlust gerat«. Ein schuldiger Beamter wurde verhaftet. Die Arbriterunruh« in Petersburg nahmen vorgestern abend ein« ernst« Eharakter an. Ein Polizriofsizier und vierzehn Schutzleute, aus die von Streikenden mit Steinen geworfen wurde, eröffnet« aus diese da» Feuer, ohne wie e» scheint, jemanden zu verletz«. Als im Diborgviertel ein Kosak durch ein« Gteinwurf leicht verletzt wurde, gab« andere Kosak« sieben Revolverschüsse ab, durch die ein Arbeiter schwer und seine Tochter leicht verwundet wurden. Im Lauft de» Tage» wurden ö2 Verhaftung« vorgenommen. Lus der Strandbahn hielten über 300 Streikende vier Werft von Petersburg entfernt einen Personenzug an, forderten den Maschinist« unter Drohung«, ihn zu erschieß«, auf, die Lokomotive zu verlassen, forderten dann ebenfalls die Passagiere auf, auSzusteig«, stürzten die Telegraphenstangen um und versperrt« da» Gleis. Au» Petersburg ging sofort Gen« darmerie und ein Truppenkommando zum Tatort ab. Der Bahnverkehr ist wiederhergestellt worden. Jedem Zuge folgt eine Lokomotive mit einer Schutzwache. Im Wiborger Stadtteile überfielen Streikende an mehreren Stellen Polizei« beamte, verletzten den DistriktSaufseher und dessen Gehilfen und schlugen einen Schutzmann halbtot. Auf der Fljugow« straße errichteten sie Barrikaden, worauf die Polizei diese stürmte. Verletzt wurde niemand. Bei dem Versuche von Streikenden, verhaftete Kameraden zu befreien, wurden ein Revieraufseher und zwei Schutzleute verwundet. Berittene Schutzleute mußten eine Salve abgeben, um die Arbeiter zu zerstreuen. Unter dem Newskischlagbaum hab« alle Läden geschlossen. Die Arbeiter droh« diese zu demolier«. — In Riga ist di« Zahl der Streikend« auf 40000 gestiegen. Darunter befinden sich über 1000 Hafenarbeiter. Ans aller Welt. Berlin. Die 5. Ferienstrafkammer de» Landgerichts Berlin I verurteilte den verantwortlichen Redakteur de» »Vorwärts-, Alfred Schulz, wegen Majestätsbeleidigung, begangen in einem Artikel vom 8. Juni mit der Ueber« schrift »Katserhoch und Klaffenkampf-, zu 6 Wochen Ge fängnis. Der Oberstaatsanwalt ChrzeseinSkt hatte S Mo nate Gefängni» beantragt. Die Verhandlung sand wegen Gefährdung der öffentlichen Ruhe und Orhnung unter Aus schluß der Oeffentlichkeit statt, nur die Urteilsverkündung war öffentlich. — Elberfeld. Bet einer Dachreparatur an einem hiesigen Familienwohnhaus stürzte plötzlich die Glebelwand ein und riß drei Arbeiter, die auf dem Gerüst standen, mit in die Lieft. Zwei von ihn« «ar« sosort tot, der dritte wurde schwer verletzt ins Krankenhaus ge bracht. — Dortmund. Gestern morgen stürzte in einem Neubau in der Märkische» Straße die Deck« deS ersten ObergeschoffeS ein. Der Berputzmeister Friedrich Stahmer und ein Maurer wurden schwer, «in weiterer Arbeiter leicht oerletzt. — Elberfeld. Die Mechanische Weberei de Weerth L To. stiftete aus Anlaß ihre» 50 jährigen Be stehens für die Arbeiterpenstonskaffe 50000 M. Sämtliche angestelltrn Srbelter und Arbeiterinnen wurden auch mit namhaft« Geldbeträgen bedacht. — Köln. Der Militär- anwärter Holziosztt sprang von einem in voller Fahrt be findlichen Straßenbahnwagen. Der Unvorsichtige kam zu Fall und erlitt einen Schädelbruch, an dem er nach kurzer Zeit starb. — Die große Hitz« der letzten Tag« hat zahl reiche Opfer unter solchen Leuten gefordert, die in erhitztem Zustande ein Bad im Rhein nahmen. In den letzten Tagen find im mittel- und niederrheinischen Gebiet allein 2V Per sonen durch Ertrinken zu Tode gekommen, vorgestern allein acht Personen, die durchweg an verbotenen Stellen badeten. Die Behörden der größeren Rheinstädte haben überall ein dringliche Warnungen «klaffen, das Baden in erhitztem Zu stand sowie im offenen Rhein zu unterlass«, da beide» Gefahren in sich birgt. — Hamm. In der benachbarten Zechenkolonie Radbod (Wests.) kam rS nach einem Zechgelage, dar von mehreren Bergleuten veranstaltet wurde, zu einer blutigen Schlägerei. Einer der beteiligten Bergleute wurde durch Dolchstiche auf der Stell« getötet, «ährend ein anderer an den Folgen der erhaltenen Messerstiche später starb. Die Mörder wurden festgrnommen und dem Amtsgericht»- gefängni» Münster ,»geführt. — Sofia. In den letzten Tagen gingen über verschiedenen Gegenden Wolkenbrüche nieder und verursachten namentlich in Jamboli, Lom, Ra», grab und Fekidzwnaja große Ueberschwrmmungen. Bisher hat man mehr al» 100 Leichen aus den Fluten gezogen, doch soll die Zahl der Opfer »eit größer sein. Der Schaden ist beträchtlich und beläuft sich auf etwa zehn Millionen. Zur Unterstützung der von der Katastrophe Betroffenen wurde eine Hilfsaktion etngeletlet. Der Flog um die Welt. CK. Tie Einzelheiten der Organisation des großen Fluge» um die Welt, der im kommenden Sommer, in Anschluß an die Weltausstellung in San Franzisko, veranstaltet wird, werden jetzt bekannt und zeigen, daß dies kühne Projekt von den Amerikanern mit erschöpfen der Sorgfalt vorbereitet wird. Gewiß bleibt der Gedanke verwegen, aber seine Ausführung liegt durchaus im Bereiche der Möglichkeit, ja eS wird sogar wahrschein lich, daß vor Tezember des kommenden Jahre- da erste Flugzeug, das einen lückenlose» Flug um die Erde vollbracht hat, in San Franzisko landen wird. Praktisch bietet der Flug um die Welt weniger Schwierigkeiten als der geplante transatlantische Flug. Die Meeresflüge, die bei dem Weltslng zu überwinden sind, liegen durch- aus innerhalb der LeistungSsähigkeit eines modernen Flugzeuge»; die längste Strecke über Wasser ist die von Grönland nach Island, die rund 1000 Kilometer umfaßt: pnd wir verfügen heutzutage über Hunderte von Flug zeugen, die imstande sind, eine solche Entfernung vhne Zwischenlandung zu bewerkstelligen. Ter Start zu diesem Wettrennen der Lüste erfolgt in San Franzisko am 1ö. Mai. Die Flieger nehmen öst lichen Kur»; die Stationen, die berührt werden und an denen gelandet werden muß, sind alsdann: Theyenne, Chicago, Newyork oder Quebec, Belle JSle, Kap Farwell auf Grönland, Retkjawik aus Island, die Faroer-Inseln, die Shetland-Inseln, sodann London, Pari-, Berlin, Pe tersburg. MoSkau, Wladiwostock, Kobe, Tokio, die Ku rilen, Anadye in Kamschatka, die Kommandeur-Jnseln, die «lenken. Gitka. Prince Rupert, Vancouver, Seattle und schließlich wieder San Franzisko. Auf der ganzen Strecke werden in Abständen von rund 1500 Kilometer Hauptlandungsstationen eingerichtet, obgleich di« Teil nehmer natürlich da» Recht hab«, überall unterwegs zu landen. Etwa alle 110 Kilometer sind Depots mit Petroleum, Oel und Vorräten angelegt, sodaß überall die Flieger die Möglichkeit finden, sich zu verproviantieren oder im Notfall Hilfe zu erlangen. An Preisgeldern sind bereits über 1400000 Mark sichergestellt. 600000 Mark hat die Ausstellung-Verwal tung bereits deponiert; davon erhält der Sieger 400000 Mark. Tie von den einzelnen Städten und Stationen gestifteten Sonderprämien übersteigen bereits 800000M. Nach den Bestimmungen de» Wettbewerbes muß der Flug innerhalb 121 Tägen vollendet sein. Ta die Gesamt flugstrecke nahezu 34000 Kilometer umfaßt, müssen im Durchschnitt täglich rund 280 Kilometer zurückgelegt wer den. Ten Teilnehmern steht es frei, alle erforderlichen oder wünschenswert erscheinenden Reparaturen unter- wegS vorzunehmen, sogar neue Motoren dürfen einge setzt werden. ES ist auch angängig, statt des Fluges über Wasser das Flugzeug durch Dampfer zur nächsten Station transportieren zu lassen und von hier aus den Flug fortzusetzen, aber Teilnehmer, die von dieser Ver günstigung Gebrauch machen, müssen dafür entsprechende Abzüge an der Gewinnsumme in den Kauf nehmen. Was di« einzelnen Etappen anbetrifft, so bietet die erste, der Flug über den amerikanischen Kontinent, wenig Schwierigkeiten; zwar sind zwei hohe Bergketten zu überfliegen, aber diese Aufgabe wurde bereits vor zwei Jahren von verschiedenen Piloten erfüllt. Fast alle ame rikanischen Städte bieten den Fliegern hohe Sonderpreise. In Quebec werden vermutlich die meist« Teilnehmer ihre Flugzeuge in Wasserflugzeuge umwandcln und über den St. Lorenzstrom nach Belle JSle ziehen. Hier beginn« die eigentlichen Schwierigkeiten, denn die Küste Labra dors ist wenig gastlich und öde. Dafür aber sind die Witterungsverhältnisse den Fliegern günstig, im Krühs sommer sind die Temperaturstürze gering, das Meer ruhig; Petroleum- und BorratsdepotS sind bereits alle 110 Kilometer errichtet. Tie Bereinigten Staaten ent senden Kreuzer und Torpedoboote, die während des Flu ges die Strecke zwischen Labrador und Kap Farwell ab patrouillieren. Bei dem größten Ueberseeflug, der 1000- Kilometer-Strecke nach Island, haben die Flieger den Vorteil, mit dem Winde zu fliegen, und zwar haben alle bisherigen Beobachtungen ergeben, daß in den Sommer monaten auf jener Strecke die Winde nicht nur in der gleichen Richtung, sondern auch in gleichmäßiger Stärke wehen. Tie Strecke wird von dänischen Kriegsschiffen ab patrouilliert, dis sich sunkentelegraphisch über die Fort schritte und Lage der einzelnen Flieger verständigen. Ter Flug durch Europa und Rußland bietet keine übertriebenen Schwierigkeiten, in Asien folgen die Flieger der trans sibirischen Bahn. Tie größten Hindernisse erstehen erst nach dem Verlassen Japans; auf dm Kurilen werden japanische Truppen dm Fliegern zur Hilfeleistung zur Verfügung stehen. Ueberall, sowohl in Anadye wie auf den Kommandeur-Inseln und auf dm Aleuten werden umfangreiche Vorbereitungen zur Unterstützung der Teil nehmer an dem Weltflug getroffm- Die letzte Etappe, von den Aleuten nach San Franzisko, bietet ungewöhn liche technische Hindernisse nicht. Als Teilnehmer an dem Fluge haben sich bis jetzt vier amerikanische Flieger gemeloet. Aus »er Wett der Technik. Neue Riesenlokomotiven, Auf der neuen Dollbahn strecke von Liegnitz nach dem Riesengebirg« werben zurzeit im TchnellzugSverkehr Versuche mit neuen Riesinlokomotiven angestellt, di« durch ihre gewaltigen Abmessungen in Fach- und Laienkreisen Aufsehen erregen. Sie stellen einen ganz neuen Typ dar und laufen auf vierzehn Rädern, von denen acht in zwei amerikanischen Dreh gestellen vereinigt sind. Der in dem gewaltigen Kessel erzeugte Dampf wird, ebe er als Triebkraft in Funktion tritt, in einem be sonderen komplizierten Apparat, dem Schmidtschen Rauchröhren» Ueberhitzer, auf ungefähr 850 Grab überhitzt. Die neuen Lokomo tiven haben keinen besonderen Trnderwagen, obwohl sie einen Wasservorrat von zwölf Kubikmetern und 80 Zentner Kohlen mit- sühren. Die Lokomotiven, die rin« Geschwindigkeit von 110 lcm in der Stunde oder I8SL m in der Minute entwickeln, sind dazu bestimmt, schwere Schnell- und Persönenzügr von 800 bis 400 t Gewicht in schwierigem Gelände auf kurzen Strecken zu befördern, und fahren gegenwärtig den Schnellzug, der von Glogqu aus den Verkehr mit dem Riesengebirg« hersteut. Erwähnt sei noch, daß diese neuesten Vertreter de« Lokomottvparke« mit drei Neuerungen auSgestattet sind, der neuesten Knorrschen Luftdruckbremse, einer Zusatzschnellbrems« und dem Geschwindigkeitsmesser (Tachometer), von dem der Führer die jeweilig« Geschwindigkeit ablesen kann. Di« Riesenlokomotiven, die zurzeit die größten oer preußisch-hessi schen EtaatSbahn sind, wurden nach den Angaben des Eisenbahn zentralamtes von der Bulkanwerft in Stettin für die Eisenbahn direktion Saarbrücken erbaut und zu Versuchszwecken der Betrieos werkstatt Liegnitz überwiesen. Kunst und Wissenschaft. CK- Die Aufdeckung einesmerowin- gischen Friedhofes. Eine seh«r interessante archäo logische Entdeckung ist, wie der Bericht der archäolo gischen Gesellschaft der Campagne mittetlt. in dem fran zösischen Ort Bannes gelungen. In einiger Entfernung von den berühmten Sümpfen von Saint-Gond, wo man seiner Zeit Pfahlbauten fand, ist ein alter Friehhof frei gelegt worden, dessen Gräber in die Kreidefelsen eings- § hquen waren. Man hiat in den S60 Gräbern,, die aySge- araben wurden, Longefäße, Waffen und Münze« der Merowingerzeit gefunden. In einem der Gräber stieß man auf die Reste eines Häuptling-, dem sei» Schwert in einer hölzernen mit Bronze beschlagenen Scheide mit gegeben war; außerdem lagen an seiner Seite zwei große Messer, eine schönverzierte Bvonzeschnalle, Stoff stücke und silberne Sporen. Besonders zahlreich waren die Münzen, die geborgen wurden, und unter ihnen fan den sich römische Geldstücke der verschiedensten Art. DaS Nichtvorhandensei» von Schmuck! läßt darauf schlie ßen, daß die Bewohn,er der Gegend außerordentlich arm Warrn, denn man weiß von andern Funden her, mit wieviel Schmuck und kostbaren Steinen die alten Gallier sonst ihre Tvten versahen. Andere Ausgrabungen der archäologischen Gesellschaft der Campagne fiihrtrn zur Aufdeckung de- Hügels von La Mvtte-Heritvn, ver sich auf dem Wege von Bussy-le-RepoS nach FreSne findet. Dieser Hügel, der aus Kreide- und Sandsteinblöcken auf gerichtet ist, hat einen Durchmesser von etwa 20 Meter und «ine Höhe von 2,50 Meter. Zahlreiche menschliche Gebeine wurden am Fuße des Hügels gefunden, ebenso zahlreiche Vasen und Bronzegcgenstände. Ter Hügel ist wahrscheinlich für einen religiösen Zweck erbaut worden; er diente in der römischen Zeit als Wegweiser und war vielleicht ein Denkmal, das die Römer dem Gott der Wege an einer ihrer Chaussen errichteten. vermischtes. CK. Tie Jagd aus Pianetti in den Berga- ma-ker Alpen. Eine oumpfe und bange Unruhe er füllt die friedliche Bevölkerung in den Dörfern und Wei lern des Talgebietes von Sau Vellegrinv in den Berga- masker Alpen. Immer wieder gehen die Blicke der Leute empor zu den zackigen Firnen und steilen Fels* kuppen, von oenen jeder weiß: zwischen ihnen hat Pianetti, der flüchtige Massenmörder, Unterschlupf gefunden. Seit dem Tchge seiner furchtbaren Bluttat währt nun die Jagd aus den Verbrecher; Carabinieri und Soldaten ziehen durch die Dörfer hinauf in die einsame Berg- wett, erklimmen Wände und suchen die Steinschluchtcn ab, unr dann immer wieder unverrichteter Dinge Hein;- zukehren. Am Montag kam einer dieser kleinen Trupps gar mit einer hastig improvisierten Tragbahre ins Tal hinab; einer der jungen Soldaten war bei einer hals brecherischen Kletterpartie abgestürzt, mit gebrochenem Arm und schmerzhaften Verletzungen trug man ihn zu rück. Bon Pianetti aber keine Spur; und mit jedem Tage wächst in der beunruhigten Bevölkerung das Gefühl: nie werden sie ihn bekommen, längst ist er in Sicherheit« Tie Beamten und die Soldaten aber haben diesem vor schnellen Pessimismus einstweilen nichts entgegen zu setzen als ihre täglich wachsende Zahl und der Eifer, mit dem sie zu Werke gehen. Freilich, in diesem Wettkampf zwischen Soldaten, Beamten und dem Massenmörder, der als erfahrener Gemsjäger die Kunst des Bergsteigens meisterhaft beherrscht, lagen noch vor einigen Tagen die Tinge für Pianetti ungünstiger. Die Ziegenhirten, die auf ihren Halden in menschenferner Bergeinsamkeit ihre Herden hüten, wußten anfangs den Verfolgern manches zu verraten, gaben Winke, wo der Mörder gesehen wor den war, schienen willens, die Obrigkeit zu unterstützen. Aber in den letzten Tagen ist das auf unerklärliche Weise anders geworden; wenn die Carabinieri die kleinen Hütten erreichen und Auskunft heischen, empfängt sie nur noch ein Achselzucken, und kein Wort ist aus die sen mißtrauischen Einsiedlern des Hochgebirges herauszu- bringen. Schon häuft sich in den Tälern die Erbitte rung gegen die Hirten, die man beschuldigt, Pianetti zu unterstützen- Und es scheint wirklich, als ob dem so sei. Tie dort oben in der Menschenleere leben, blicken ja stets auf alles, was hin und wieder aus den Niede rungen zu ihnen emporsteigt, mit Mißtrauen hinab'» die Welt dort unten erscheint ihnen schlecht und böse, und der aus ihr flüchtet des Mitleides und der Hilfs würdig. Auch die Angst mag mitsprechen, die Angst vor der Rache des Mörders, wenn man ihn verriete; wer ihm aber hilft, hat ihn gewiß nicht mehr zu fürchten. Ao empfängt die Jäger überall nur stummes Schweigen, Tie Schüsse, mit denen Pianetti in den ersten Tagen Jagdbeute erlegte, um sich zu nähren, haben aufgehört; er ist vorsichtig geworden. Die letzte Kunde von ihm entrollte ein Bild von düsterer phantastischer Romantik. In einer Höhe von über 2500 Metern überfiel ein zorniger Wolkenbruch den Mörder, er flüchtete vor dem Ingrimm der Elemente, stieg abwärts, und bei einem Hirten erbat er Gastlichkeit. Wortlos reichte der ihm seinen Mantel und etwas Brot- Der Mörder verschlang es gierig; und dann erzählte er seine blutige Tat. Ter Hirte lauschte der Beichte, sah nur die Not und die Ge wissensangst deS nächtlichen Wanderers und wies ihm in jener stürmischen Nacht wieder den Pfad hinauf zu den unwegsamen Höhen. Seitdem ist nichts mehr zu erfah ren: und doch ist es nicht mehr zu bezweifeln, daß Pianetti alles erfährt, die Bewegungen seiner Verfol ger, ihre Pläne, ihre Vermutungen. Durch die Hirten mnß er von allen Gerüchten erfahren, bekommt auch Zeitungen: aber niemand hat bisher ergründen können, wo sich dieser Verkehr mit dem Mörder vollzieht, wie er sich abspielt, ja man weiß sogar nicht mehr, ob Pianetti noch in den Bergamasker Alpen umherstreift und nicht längst auf einsamen FelSpfaden einen Weg über die Schweizer Berggrenze gefunden hat. Ist ec im Orobiotal? Schleicht er um die Gipfel am San Pells- grinotal? Oder ist er, wie erfahrene Gemsjäger ver muten, in die Klippen am Dortatale geflüchtet? „Wenn er dort ist," meinte ein Bergsteiger, „wird cs schwer werden, ihn zu finden, denn Hunderte von Klippen, Schluchten, Felsen und Kaminen werden ihn dort gegen ein ganzes Regiment verteidigen. Selbst der Jäger wagt sich kaum in jene Regionen." In den Tälern aber ver rammeln die Frauen mit der Abenddämmerung ängstlich die Türen und seufzen bang, wenn von den Höhen die Soldaten berabsteigen — immer noch oyNe Pianetti«§ i