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S. Beilage znm „Riesaer Tageblatt". Rotationsdruck und Verlag von Langer t «in,erlich In Rtzs«. — Mr dir Redaktion verantwortlich, Arthnr Hilhnel in Niesa. IS ISS. Montag, 18. Inti IV14. abends «7. Jahrg. Julins Rodrnverg Ter langjährige Herausgeber der „Deutschen R«»nd- schau" Professor Dr. Julius Rodeuberg ist am Sonnabend lm Alter von 83 Jahren in Berlin gestorben. Ter Name Hodenberg bedeutet ein Programm. Publi zist und Schriftsteller zugleich, hat er durch viele Jahre im geistigen Leben Deutschlands anregend und besruch- tend gewirkt. Als tiefempfi^dcnder Pvet die zartesten Saiten des menschlichen Herzens anschlagend, als Schrift steller feinfühlig und von scharf ausgeprägter Beob achtungsgabe, hat Rodenberg über seinen Dichtungen und Idealen nie die realen Forderungen nnd bewegen den Fragen der Gegenwart vergessen, sie vielmehr stets ruhig, und vornehm sachlich, wie dies seiner abgeklärten Naturanlage entsprach, zu behandeln gewußt. Rodenberg würde am 26. Juli 1831 in dem damals zur kurhessischcn Grafschaft Schaumburg gehörigen Städtchen Rodenberg, wo sein Vater ein geachteter Kauf mann war, als Aeltester von sechs Geschwistern geboren. Vom Vater hatte er den Geschäftssinn geerbt, von der Mutter, die bis in ihr hohes Alter hinein eine begei sterte Gocthelescrin war, den Sinn für die Poesie, „die Lust zum Fabulieren". Auch der Zauber seiner land schaftlich schönen Heimat hatte frühzeitig auf ihn ein gewirkt und in ihm einen zarten Zug erweckt. Nach einer glücklichen Kindheit besuchte er zunächst die höhere Bürgerschule in Hannover, dann das Klo stergymnasium in Rinteln. Und nun gings auf die Universität- 1851 zunächst nach Heidelberg, wo Herz und Sinn in den Herrlichkeiten des Neckartals schwelgen dürfen, wo es ihm vergönnt war, mit geistreichen Per sönlichkeiten des Varnhagenschen Kreises Fühlung zu nehmen. Er studierte die Rechte und erwarb sich, nach dem er zuvor eine Zeitlang in Paris als Korrespondent einer großen Tageszeitung gewirkt hatte, 1856 in.Marburg mit einer gehaltvollen Dissertation „Von der Regradient- crbschaft adeliger Töchter" den juristischen Doktorhut. Nunmehr entsagte Rodenberg, von dem bereits mehrere seiner poetischen Arbeiten, wie „Lieder", „Fliegender Sommer", „König Haralds Totenfeier", Beifall gesunden hatten, der juristischen Beamtenlanfbahn, um sich ganz 1er Literatur und Publizistik zuzuwcnden. Zunächst wollte er in fremden Ländern seinen Ge sichtskreis weiten, fremde Eindrücke auf sich wirken lassen und so führte er denn in den Jahren 1856 bis 1862 ein fröhliches, ungebundenes Wanderleben. Nach London ging er, wo er zu Ferdinand Freiligrath und Gottfried Kinkel in nähere Beziehungen trat, durchstreifte das übrige England, sowie Irland und Schottland, auf den Normannischen Inseln lebte er nnd auf den Eilanden Nordfrieslands, an den schweizerischen Seen und denen Italiens. Immer wieder aber zog es Rodcnberg nach dem britischen Jnselreich hin, hier fühlte er sich, von seiner deutschen Heimat abgesehen, am wohlsten. Seine reichen Erlebnisse und Eindrücke legte Rodcnberg in einer Anzahl anmutiger und formvollendeter Schriften nieder, zu denen unter anderen „Alltagsleben in London", „Die Insel der Heiligen", „Verschollene Inseln", „Die Harfe von Erin", „Tag und Nacht in London", „Diesseit und jenseits der Alpen" gehören, zu denen später die „Stu dienreisen in England", „In deutschen Landen", „Wiener Sommertagc" und andere traten. In England schuf er ferner „Die Myrthe von Killarney", eine köstliche Perle lieblicher Dichtung, hier fand er auch den Stoff zu III Ums Wil Milester ilmgebiW s RlM ItllSt brsimit »iMmrli, ilm 15. ^lill i Allt dis kirma Uleckel vou jstwr als disjsoixo, vsloko in Ullübsr- trokksnvr ^.usvakl u. Droisrvürdißksit all« von idr xviükrtsu AVarsv vsricault. DnL vir auod divsmal bsi uasvrom Räuwnngs-^usvsrknuk viscior an ckvr 8pitr« «tobso, vsrdsu Itmon unssrs ^nxeigon u. Lobnukonstsr-^usiaAsn bvvoisvo. Alan kann überhaupt dis Lsiisdtbsit dor von uns xokübrtsn ßutsa Alaricsu nm kosten an ckvn von 3nkr ru <lakr rvaobsoodsn Umsätzen keststollsn. Das alles ckürkto sueb 8is voravlasson, Ihre Linkäuko nur in unsvrom RäumunZs-^usvorkauk sn maobon. 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Er lei tete hier gemeinschaftlich mit Ernst Dohm von 1867 bis 1874 die belletristisch« Zeitschrift „Der Salon" und gründete im letzteren Jahre nach französischem und englischem Muster die große Monatszeitschrift „Deutsche Rundschau". Mit Eisen und Blut war aus französischem Boden ein neues geeintes deutsches Vaterland geschmie det worden, die „Deutsche Rundschau" sollte, über den politischen Parteien stehend, diesem geeinten Deutsch land das fein, was ihm damals noch mangelte: ein Sammelpnukt nnd das Sprachrohr seiner Intelligenzen. Sehr bald gelang es Rodenberg, einen großen Stab er lesener Mitarbeiter um sich zu scharen, zu deren ersten unter anderen Gottfried Keller, Konrad Ferdinand Meyer, Marie von Ebner-Eschenbach gehörten. Tier be deutendste Mitarbeiter seiner Monatsschrift, die auch kiente noch das anerkannte Organ aller deutschen Kul« turbestrcbnilgcn des In- und Auslandes ist, war Roden berg selbst, „weniger", wie ein genauer Kenner Roden bergs sagt, „durch das, was er schrieb, als durch das, waS er anderen zu schreiben aufgab." Je mehr Berlin zu einer Weltstadt emporwuchs, um somehr gab sie ihm in der Folge alles, was er „er träumt und sich ersehnt" hatte. Ans innerster Neigung heraus sind seine vortrefflichen „Berliner Bilder" ent standen, „ans dem Gefühle des Tankes und der Anhang- Der Kampf um das Testament. Roman von Carola v. Eynatteu. 57 Es war im „Club of Sportsmen, der die hohe Schule der Eleganz, aber auch der Liederlichkeit und Verschwendung in jeder Form ist. Zum Theater soll er gleichfalls sehr enge Be ziehungen unterhalten und große Freigebigkeit mit Brillant« Conlons und Armbändern entwickeln! — Infolgedessen ist Mama Csallovary in Heller Verzweiflung und hat ihre sehr wertvollen Juwelen verpfändet, um wenigstens die Spiel schuld sofort zu decket«. Wie sie aber die andern Geschichten in Ordnnng bringen soll, bereitet ihr schweres Kopfzerbre chen, denn der Vater darf natürlich nichts erfahren, sonst würde er dem jungen Herrn die sehr dienliche nähere Bekannt schaft mit der Hnndspeitsche vermitteln." „Aenßerst nett! — Wie haben Sie das alles heransge- Lracht?" „Durch den bekannten Privat-Detektiv Sigossy, dessen Beistand wir in Anspruch nahmen nnd noch nehmen; er wird das Herrchen streng überwachen. — Wie denken Sie über diesen Plan ?" „Ich halte ihn für zweckdienlich und will wünschen, daß er in Bälde zu dem gewünschten Erfolg führt. Je eher Sza- rolta mit der ganzen häßlichen Wahrheit bekannt wird, um so eher und um so leichter kommt sie darüber hinweg," ant wortete Margita. „Und nun eine delikate Frage, Meister, die der wärmsten Teilnahme für unsere Freundin entspringt. Ich habe seit längerer Zeit schon den Eindruck, als wäre sie Herrn Kerkhelyi nicht ganz gleichgültig ?" DeS Malers Gesicht überflog ein Schatten. „Diesen Ein druck habe auch ich, sogar sehr stark," sagte er, „und ich freute mich darüber, denn es war mir immer, als ob auch Sza- rolta ihn sehr gern hätte. — Der arme Kerl!" Mayerstein gab dem Gespräch eine andere Wendung, an dem neuen Thema festhaltend, bis er aufstand und sich ver abschiedete, wobei ihm ein in Seidenpapier geschlagener Ge genstand an« einer Seüentasche seines Rockes glitt. Die Hülle löste sich, und es kam eine Zigarrentasche von Jnchtenleder rult_anfgelegtsm Monogramm von Silber znm Borschein. „Das ist hübsch!" sagte Margita. Der Maler reichte ihr die Tasche und sagte: „Es ist für Mellik. Er hat sich gegen Szarolra so nett benommen, daß ich ihm eine Kleinigkeit als Zeichen der Dankbarkeit schenken will." „Das ist nett von Ihnen, Mayerstein! — Aber — Sie sind nicht böse, wenn ich eine freche Bemerkung loslasse? — seit einiger Zeit sind Sie wunderbar gnt bei Kasse!" „Kennen Sie den Schwur «licht, den ich mir wegen ««ei ner Finanzen geleistet habe?" „Gehört habe ich davon, aber nicht daran geglaubt." „Dann sind Sie böse daneben geraten, teuerster Doktor, denn bis dato habe ich ihn nie verletzt, und das war keine Kleinigkeit sür mich. Wissen Sie, was es heißt, pro Woche mindestens ein Tapetenmuster, einen Kronleuchter-Entwurf und waS es dergleichen mehr gibt, zu verbrechen, wenn man die kunstgewerblichen Künste haßt, wie ich sie hasse? Na, se hen Sie, dieses Opfer brachte ich all diese Zeit, bringe es noch und werde es auch künftighin bringen! Doktor Margita, wa rum ist dieses bißchen Leben nur so teuer ?" „Weil Sie ek sich lener machen! Doch. Ihnen Vernunft predigen, ist verlorene Zeit." „Kommt darauf an, wer sie predigt. Wissen Sie, daß Sie das achte Weltwunder sind?" „Ich-?" „Ja Sie, die Sie mit noch «richt fechsundzwanzig Jahren schon ein ausgewachsener Doktor der Medizin freilich ohne einen einzigen Patienten, sind und fast von nichts leben! Weiß der Kuckuck, ivie es zngeht, ich mag noch so sparen, ein Tafelaufsatz oder ein Pracht-Bucheinband ist das Wenigste, was ich verzehre!" „Und Ihre Gemälde dazu!" lachte Margita. „Fehlgeschossen, teurer Doktor! Seit ich den großen Schwur getan, werden sie nicht mehr benagt, alle diese Einnahmen wandern flugs aus die — Bank; sogar mein „Böses Gewis sen" liegt dort deponiert!" „Ah. bah!" Margitas grenzenlose Verblüffung sand in Ton und Miene so scharfen Ausdruck, daß der Maler laut heranslachte. „Sie halten das für höheren Schwindel? — Gut. wenn wir Malernestler wieder das Glück haben. Sie in unfern Mauern begrüßen zu dürfen, iverde ich Ihnen mein Bank- Konto vorlegen und mich weiden an Ihrem Erstaunen!" „Wenn das wirklich geschieht, ernenne ich Sie seierlichst zum ueunten Weltwunder!" „Der gebesserte alte Lump oder das nennte Weltwun der!" — Wäre ein feiner Titel für ein Rührstück! — Die Sache liegt so — man muß endlich auch einmal an die Zukunft denken, kann nicht bis an sein seliges Ende allein hernntlan» fen. Will man sich aber einen Wegkameraden werben, so ist'S Unsinn, zu warten, bis inan so ans dem Hund ist, daß er ab solut keinen Spaß mehr an einem haben kann. Ist das nicht richtig?" „Sie wollen heiraten — Sie?" nnd Margita schaute ihn aus großen, erstaunten Augen an. Jedenfalls hatte sie noch nie an diese Möglichkeit ge, dacht. Ein Schatten senkte sich auf Mayersteins Stirn. „Aus deut Mitude einer alten Vogelscheuche hört sich das komisch an, gelt?" rief er lachend. Es sollte lustig klingen, der Grnndton mar aber ein ge kränkter. „Eilte Vogelscheuche sind Sie nicht, Mayerstein, Sie wären selbst eilt ganz netter Mann, wenn Sie sich etwas weniger vernachlässigten." Der Maler schaute so auSdrnckSvoll an sich herunter, daß Margita sofort verstand und hell anflachte. „Heute haben Sie sich allerdings fein hcransstasfiert, in Ihrer Art wenigstens, in der Regel aber sehen Sie greulich aus. UebrigenS genitat eS nicht, einen anständigen Anzng zu tragen, Haar und Bart wollen auch gepflegt fein, Sie aber lassen sie verwildern." „Werde es mir notieren, Doktor Margita, und meine schö nen Locken demnächst opfern! Sie sollen zufrieden sei», wenn Ihnen das überhaupt möglich ist; vielleicht mache ich dann einen heiratsfähigeren Eindruck auf Sie l" „Mißverstehe«! Sie mich nicht, Meister, an Ihrer Heirat», sähigkeit ziveifle ich kein bißchen. Ich kann mir Sie nur nicht so recht vvrstellen als Ehemann und meine. Sie müßten sich drollig ausnehnren „in» Kreise der Familie"!" erwidert« sie ihn» neckend.