Volltext Seite (XML)
2. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". «otattoiiSdruck und Verlag von Lang«» » vln,erlich »u-R«e,a. — K«, dl, Redaktton Verantivortllch- «rt-nr Hllhnrl in Riesa. 1S8. «onnaven», 11. In« NN4, abeiivs. «7. Jahrg. kl »Mn Sch in SW M ii in Wsiiiei Wsj« MM. Mitgeteilt von Dr. Kost. In der »Allgemeinen Deutsche« Biographie", deren 55 Bände ich bei meinen Vorarbeiten zu einer sächsischen Literaturgeschichte durchgesehen habe, sand ich unter den rund 25 000 Einzeldarstellungen auch eine, di« einen Sohn der Stadt Riesa betrifft. E» ist der Lehrer Zachariae, 1769 geboren, der sich auf dem Gebiet« der Aeronautik »inen Namen gemacht hat und über den einmal Näherer zu bringen, al» e» in der A. D. v. geschieht, für Riesa wohl am Platz« wäre. Auf sein gröbere» Werk „Elemente der Luftschwimmkunft, hergeleitet au» dem Fluge der Vögel und dem Schwimmen der Fische", wird in folgendem hingewiesen. August Wilhelm Zachariae geboren am 26. Juli 1769 zu Riesa a. d. Elbe, s am 6. Mai 1823 zu Roßleben. Z. war der Erstgeborene von sech» Kindern de» Prediger» bl. Johann Friedrich Z. z» Riesa. Die jugendlichen Eltern — der Vater war 24, di« Mutter nicht volle 17 Jahre alt, al« Auqust Wilhelm ihnen geboren wurde — sorgten bi» zum 15. Lebensjahre dr» Sohne» selbst für seine intellektuelle und moralisch« Aurbildung. von 1784—1790 besuchte er die Schulpforta, nach deren Absolvierung er di« Universität Leipzig bezog. Da sein Baler bereit» 1786, ohne feiner zahlreichen Familie Geldmittel zu hinterlassen, gestorben war, mußte der junge Student seinen Lebensunterhalt sich im wesentlichen selbst erwerben; er sand indes auch bald durch sein wohl anständige» Verhalten und seinen ausgezeichneten Fleiß Gönner und Wohltäter, die sich seiner annahmrn. Unter ihnen sind besonder» zu nennen der damals berühmte Professor der Altertumskunde Klausing, sowie der Kreis- steuereinnehmer Weiße. Er widmete sich zunächst dem Studium der Theologie; 2*/, Jahre halte er dieser Wissen schaft obgelegen, ja er hatte schon die Kanzel bestiegen, da befiel ihn »ine so gefährliche und langwierige Brustkrank- heit, daß er auf Anraten der Aerzte diesem Berufe ent sagen mußte; er wandte sich der Jurisprudenz zu. Er hatte diese» Studium noch nicht vollendet, al» ihm eine Hofmeisterstelle beim Grafen Münster, Besitzer der Standes- Herrschaft Könlg»brück, angetragen wurde, die er auch an nahm. Hier scheint er dann vornehmlich infolge de» Unterricht» in der Mathematik, welchen er dem schon ziemlich herangewachsenen jungen Grafen zu erteilen hatte, diese» Studium mit jenem Eifer ausgenommen zu haben, mit dem er demselben bi» zu seinem Tode oblag und da» Gebiet dieser Wissenschaft zu bereichern und zu erweitern suchte. Im Mai 1795 starb seine Mutter und nunmehr lag ihm zum nicht geringen Teil auch die Sorge um da leibliche und geistige Wohl der jüngeren Geschwister ob. Inzwischen waren indes die jungen Grafen Münster soweit herangewachsen, daß sie eine» Lehrer» entbehren konnten; Z. glückte e» jedoch, alsbald eine ähnliche Stelle beim sächsischen Kabinettsminister Grafen v. Hopfgarten zu er halten. Um diese Zeit meldete er sich zum juristischen Examen, da» er im Mai de» Jahres 1799 auch mit dem besten Prädikat bestand. Bald darauf ging er mit dem jungen Grafen Hopfgarten al» Führer auf die Universität Wittenberg, wo er die Magisterwürde erwarb. Im gräflich Hopfgartenschen Hause blieb er bi» zum Jahr« 1803, In welchem ihn der Erb-Administrator der Klosterschul« zu Roßleben, o. Witzleben, der selbst ein ehemaliger Zögling der Schulpforta war, an diese Anstalt al« Lehrer der Mathematik und der neueren Sprachen berief. Sein Einfluß auf die Schüler war ein gewaltiger; nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht, sondern vornehmlich auch in ethischer. „Man schämt sich," so berichtet un» einer seiner vorzüglicheren Schüler «u» jener Zelt, der spätere Adjunktu» Dr. Jakob in Pforta über ihn, „die viele Mühe de» trefflichen, geliebten Lehrer» nicht wenigsten» mit einer gleichen Aufmerksamkeit in den Lehrstunden zu vergelten." Zu gleicher Zeit mit seiner Anstellung in Roß leben scheinen sein« Gedanken über Aeronautik entstanden zu sein, auf welchem Gebiete er von jener Zeit an in autgrdehntestem Maße sowohl schriftstellerisch wie expert- mentell tätig war, und wenngleich seine diesbezüglichen Arbeiten geteilt« Beurteilung fanden, so haben doch Kenner seinen Ausführungen und Ideen Gründlichkeit und Folge- richtigkeit niemals abgesprochen. Auch erhielt er mehrmals während seiner Unternehmungen erfreuliche Beweise auf munternder und belohnender Aufmerksamkeit. Im Jahre 1805 ward ihm z. B. vom König Friedrich August von Sachsen, seinem damaligen Landesherrn, ein, Unterstützung von 20 Talern zur Fortsetzung seiner Versuche nebst einem anerkennenden Handschreiben zugestellt. Im Jahre 1807, in dem sein Buch „Elemente der Luftschwimmkunft, her- geleitet au» dem Fluge der Vögel und dem Schwimmen der Fische" (Wittenberg gr. 8° mit 1 Kupfer) erschien, schrieb der damalige Eoadjutor von Mainz, nachheriger Fürst-Prima» von Dalberg, der früher ähnliche Ideen ver folgt hatte, einen sehr billigenden und sachkundigen Brief an ihn, worin er ihn ebenfalls zur Fortsetzung seine» Streben» auffordrrt». Ein Teil von seinen hierher ge hörigen Bemerkungen findet sich auch in seiner Schrift „Jakob Degen» Flugmaschtne beurteilt" (Leipzig 1808 gr. 8* mit 1 Kupfer) scl. Baumgärtner» Magazin der Erfindungen, Bd. VIII St. 2j. Hier hat er sehr gründlich jene von dem Uhrmacher Degen in Wien bloß auf gut Glück und ohne Berücksichtigung der einschlägigen Naturgesetz« ange- stellten Flug- und Lnftfohrverstube angefochten und ihre Unhaltbarkeit bewiesen. Unter den mehreren von ihm zur praktischen Prüfung seiner Ideen angestelltrn versuchen mit dem Fallschirm sind besonder» 2 hervorzuheben; der eine, den er auf der Sternwarte zu Leipzig im Sommer 1821 auisührte und der n. a. von zwei sehr bewährten Zeugen, den Professoren Gilbert und Mollwrtde (v. Leipz. Lit. Ztg. 1822 Nr. 166) als preikwürdig anerkannt wurde, und sodann der im Jahre 1822 von dem hohen Wendel stein herab an dem Ufer der Unstrut bei Roßleben mit ebenso entsprechendem Erfolge angestrllte. Von seinen literarischen Arbeiten auf diesem Gebiet ist dann noch seine letzte Schrift besonder» bemerkenswert „Geschichte der Luft- schwimmknnst von 1783 bi» zu den Wendelstein« Fall- versuchen" (Leipzig 1823), in der er eine ausführliche historische Uebersicht der Leistungen auf diesem Gebiet dem Publikum vor Augen führte. Der Abdruck der Schrift lllv nAvksl« Wookv HSÄ-S22.22.S.-M.S Liese», LvLv voetlie- unck 8oI»ütLvn«tr»Se. KSlNINW liier Smiinir- Dren »WSW lAr- Vettsiil beginnt wit unssrom sorgfältig vorbsrsitotsn groüsn Räumuogs- Kusvorkauk, in velebsv dis Kogsbots käst allsr ^.dtviluvgsu duroü iürs aukkallonds krsisreürdixksit gröütss Intvrosss bsrvor- ruksn vordsn. ^Vlr voUsn in allsn unssronl^gorn räumen, urn kür dio lromwendon Asuboiton klatr ru sokastso, dsr groüs Verkauf kvginnl Ullttvvel» vorewlttwK 7 Klirr, gsvaltigs ^aronmongon, rvslobo iw kroiso dodoutsnd rurüokgssstrt vurdvn und andsrs 6s- IsgsnbsiisIlLufs golavßvn ru kabslbaft billigen krsissn rum Verkauf, llosvrs Lekaukonstsr und dis violsn ^orsigsn vsrdov Iknsn ein übsrsiobtl. Bild von der 6roürügigksit disssr Voranstaltung geben. Der Kampf «m das Testament. Roman von Carola v. Eynatten. 54 „Ich habe auch ein paar Brief« von Kolman Csallovary mitgebracht, alle jene, in denen er sich Über die Absichten äußerte» die er mit seiner Tochter hatte, insbesondere auch über seine Adoptionsabsichten und den Stand dieser Angele- genheit," sagte KöröS. „DaL ist ausgezeichnet l" erklärte der Advokat. Hornbostel strahlte. „Hochwürden," sagte er ausstehend und mit ausgestreckter Hand auf KöröS zugehend, „der Himmel hat Sie hierher geführt, der sichtbarlich will, daß Recht blei ben soll, was Recht ist! Wir aber, Szarolta und ich, schulden Ihnen den größten, den innigsten Dank!" „Bitte recht sehr, Herr Hornbostel, ich habe nur eine Ge wissens- und FreuudeLpflicht gegen de» Verstorbenen er füllt, der mir anläßlich der Testamentsunterzeichnung da» Versprechen abnahm, über die strenge Durchführung seiner letztwilligen Verfügungen zu wachen. — Zn welcher Stunde wird Mellik morgen vereidigt?" „Um zehn Uhr," entgegnete der Advokat. „Sind Hochwürden einverstanden, so gehen wir beide unter Mitnahme Ihres Tagebuches und der gedachten Briefe schon vorher auf» Ge richt, um Ihre Ankunft anzuzeigen und das zu Ihrer Ver nehmung Erforderliche einzuleiten." KöröS hatte auch dagegen nicht» einznwenden und wen dete sich wieder zu Hornbostel, zu dem er sagte: „Wenn Sie gestatten, werde ich Sie nach meiner eidlichen Verneh mung besuchen, Herr Hornbostel, um Fräulein Baro» kennen zu lernen." Nachdem der Herr Pfarrer sich in seiner gemessenen Weise, die ihn keinen Augenblick verlassen, von den beiden Herren verabschiedet hatte, rieb sich Lazar vergnügt die Hände und sagte: „Nun, Herr Hornbostel, waS meinen Sie, wird e» Effekt machen, wenn ich den Herren Richtern morgen ganz unversehens mit diesem hölzernen Apostel aus den Hal« rücke — wie?" „Ich denke wohl." „Und Sie denken recht! — Na, gehen Sie jetzt getrost Nach Hauseund verschwenden Sie keinen ängstlichen Gedanken an morgen und ebenso wenig an da» Tndurteil. Vergessen Sie aber auch eins nicht. Wenn wir gewinnen, wie ich sicher glaube — gewonnen haben wir da» Vermögen deshalb noch lange nicht!" „Weiß ich alles, Herr Doktor, immerhin hätten wir aber einen moralischen Sieg erfochten, und er wäre mir kanm min der wertvoll als ein finanzieller," sagte Hornbostel. „Meine Pflegetochter wird auch ohne ihres Vaters Vermögen einmal genug haben, um angenehm leben zn können. BIS wann dürfte der Prozeß beendet — vorläufig beendet sein?" Lazar hob die Schultern. „Frühestens in beiläufig sechs Wochen, e» ist aber auch sehr möglich, daß die Sache erst nach den großen Gerichtsferien zur Entscheidung gelangt!" Hornbostel dankte, band dem Advokaten SzaroKas In teressen nochmals ans die Seele und ging ebenfalls. Der eine blieb zurück in der angenehm-anregenden Hoff nung ans einen baldigen glänzenden Sieg über einen Gegner, den er herzlich haßte, weil er sein gefährlichster Konkurrent war und auch, weil er ihm bei jeder Gelegenheit fühlen ließ, daß er in jeder Hinsicht überlegen sei. Der andere ging beinahe ebenso beunruhigt, wie er gekommen war. Er mochte eS anfangen, wie er wollte, seine Gedanken kehrten immer wieder zu der morgigen Zeugenvernehmung zurück. — Es war nah« an sechs Uhr und Hornbostel hatte immer noch keine Nachricht von Mellik, dessen Vernehmung schon vor Mittag beendet gewesen sein mußte. Wo der Mann nur blieb! ES war unerklärlich l Und Dr. Lazar, der jeden- falls einige Auskunft hätte geben können, war um ein Uhr telegraphisch nach auswärts gerufen worden. — GS war schon später Nachmittag geworden, als Mayerstein kam, um mitznteilen, daß MellikS Vernehmung auf drei Uhr verschoben sei. „Ich dachte, Sie würden ruhiger werden, wenn ich Nach richt brächte.« Er hatte noch nicht fertig gesprochen, al» eS wieder klopfte. Diesmal war der Eintretende Mellik in eigener Person. Gr sah sehr vergnügt au» und von Aufregung stand in seinem Gesicht keine Spur zn lesen. „Guten Abend, Herr Hornbostel — guten Abend, Herr Mayerstein!" sagte er ver gnügt, die Hände ergreifend, die sich ihm entgegenstreckten. „So jetzt hätten wir die Geschichte ^nter un», die allen so viel zu schaffen gemacht und die so unsinnig viel Geld ge kostet hat! Der Herr Pfarrer hat auch schon seinen Eid ge leistet." „Er ist doch erst gestern hier angekommen l" „Jawohl, aber er will gleich morgen in aller Früh nach Gran weiterfahren zu seiner alten Mutter, wegen der er eigentlich von drüben herübergekommen ist, und er hat nur drei Wochen Zeit. Die Herren vom Gericht haben auch durch aus nichts davon wissen wollen und sind erst grob gewor den. Es hat ihnen aber alles nichts geholfen, der Herr Pfarrer hat seinen Willen durchgesetzt, wie, das weiß ich freilich nicht, um halb elf war für ihn alles fix und fertig." „Und wie ist's gegangen, Mellik?" unterbrach Hornbostel, der vor innerer Unruhe von einen» Bei» auf daS andere trat. „Gilt, natürlich, gnädiger Herr Hornbostel; wir haben eben unfern Eid geleistet und dann unsre Sache gesagt, wie. sonst auch," antwortete Mellik. „Sie haben sich nicht irre machen lassen?" Der Mann lachte. „Mich irrenrachen, wenn ich eine Sach« genau und bestimmt weiß, das bringt keius fertig, wenn sich'S noch so große Mühe gibt! Und daS haben die Herren, ja getan, sie haben jedenfalls geglaubt, wir täten «ns durch ihre Kreuz- und Querfragen aus dem Konzept bringen lassen, und sie könnten uuS hintennach beweisen, daß wir einer dein andern widersprochen haben." Mellik wollte fort, um etivaS zn essen, was aber Hornbostel »richt duldete: „Bleiben Sie nur, lieber Mellik ich lasse Ihne» etwas Kaltes und ein GlaS Wein bringen, und später esse« Sie mit uns zn Nacht. Szaxolta, die noch in der Schule ist, ' wird gewiß gern arrS Ihrem eigenen Mnnde hören, wre e» ge gangen ist." Der Mann lehnte „die Ehre" jedoch dankend ab. Solange der Prozeß nicht dnrch alle Instanzen gegangen, wäre eS besser, auseinander zn bleiben, meinte der Herr Pfarrer, be sonders, weil Dr. Csallovary ein so chikanöser Manu wäre, vor dem man sich nicht genug »n Acht nehmen könnte. „GegenJhrenWnnsch will ich Sie nicht znrückhalten, lieber Mellik, und so danke ich Ihnen zugleich auch ti» Szarolta» Namen," sagte Hornbostel, ihm die Hand schüttelnd. „Wenn Sie nicht» dagegen haben, begleite ich Sie ein Stück weit, Herr Mellik^" sagte Mayerstein. 222.20