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notwendigste war davon vorhanden, uns die ver einzelt tu den leeren Stuben standen, waren sehr fragwürdiger Natur. Die Häuser der Stadt waren überhaupt zum größten Delle von ihren Bewohnern verlassen. Tee Herren besprachen die eingegangenen Patrouillenmeldungca. „Faßt man das alles zusammen, so ergibt sich daraus, daß der Feind nicht nur in Branderup sehr an Stärke -ugenommeu hat, sondern daß er auch jetzt bei Alminde und an der Rebelaue größere Abteilungen zusammenzieht. Wir können und «küssen auf einen Angriff von feindlicher Uebermacht gefaßt sein, und wer weiß, ob der Feind sich nicht morgen, den 23. April, den Jahrestag von Schleswig, dazu aussucht", warf Wrangel hin. Weller stimmte ihm in dieser Annahme bei. „Eins macht mir Sorge," erklärte er, „ebensogut, wie wir genau über Stärke und Stellung des Jein- des Bescheid wissen, werden sich auch die Dänen über uns orientiert haben und sicher unseren schwächsten Punkt, unsere linke Flanke, mit Uebermacht ansallen. Tie vierte Jäger-Kompagnie steht da etwas isoliert." »La, ja, habe mir das auch schon durch den Kopf gehen lassen," gab Wrangel zu. „Wenn der Feind die Jäger da angreist und rasch zurückwirft, so könnte es ge- schehen, daß die ganze Avantgarde recht bald Kopenhagen kennen lernte. Ich sprach bereits mit Zastrow über diesen Punkt, er denkt wie wir, und ich hoffe, daß Hauptmann Delius «och heute aus dem Hauptquartier herkommt, und wir Truppen Mr Unterstützung -er Jäger bekommen. Sehen Sie," unterbrach er sich, „wenn man vom Wolft spricht, ist er nicht weit. Da steigt Delius eben vor dem Gaphause vom Pserde ab, uno unser Zastrow begrüßt ihn. Run wird die Sache schon in das richtige Rollen kommen." Roch an demselben Abend brachten Dragoner- Ordonnanzen den Befehl an die weiter abliegende -weite Brigade, am andern Morgen 5 Uhr abzu- marschiereq und Ausstellung bei Gelballe zu nehmen, um dadurch den vierten Jägern eine ausgezeichnete Unterstützung M sichern. Beruhigt durch diese Anordnungen, suchten die Herren des Stabes am Abend ihr höchst primitives Lager auf, als um 4 Uhr am Morgen des 23. April eine Dragoner-Ordomlanz die Meldung brachte, daß feindliche Kolonnen im Marsch auf Harte gesehen wären, und daß bei den Borposten der vierten Jäger Flinten schüsse fielen. 'Wrangel weckte den Oberstleutnant, der sofort seiu Pferd befahl, sich rasch anlleidete und in Be gleitung von Weller zu den Borposten ritt. Wrangel mußte Zurückbleiben, um eventuelle Meldungen in Empfang nehmen zu können und selbständig geeignete Befehle M erteilen Rasch aufeinander folgend, liefen nun auch die Meldungen ein — links «rtilleriefeuer von vier Ge schützen zu hören — der Feind marschiert direkt auf Kvldiug zu. Wrangel schickte an alle Kommandeure den Be fehl, ihre Leute zum Ausrücken fertig zu halten. Daraufhin ährte es sich überall, und wie ein Bienenschwarm tummelten sich die Soldaten Als gleich darauf Zastrow mit Weller von dem Ritt zu de» Borposten zurückkam, rasselte der Seneralmarsch durch die Straßen, während zugleich die ersten Schüsse bei den Jäger» losknallten, die bei der Schloßmühle ausgestellt waren. Das Gewehrfeuer verstärkte sich, wuäe immer heftiger, und bald mischten sich auch dumpfe Kanonenschläge in die beginnende Kriegs melodie. TS mar ein harter, aber ruhmvoller Kampf, der das Jügerkorp» gegen den übermächtig andringen- de» Feind M bestehe» hatte. Sie wehrte» sich wie die Löwe», um »icht Mrück zu müsse». Die feindliche Husarenschwadeo», die auf sie einftürmt«, hatten sie bis aus 30 Schritt herankommen lassen, dann aber mit so kräftiger Salve empfangen, daß die Reiter davonstobcn und nur verwundete Husaren und bervenlole Nkerde rw- rückließen. Fortsetzung folgt. Herz und Ehre. Don Arthur Zapv. Fortsetzung. VIII. Es war zwei Tage später, als Amtmann Wollmar oie Familie seines Bruders besuchte. Der Amtmann mochte etwa zehn Jahre jünger als der Professor sein, und auch sonst war er in allem wesentlich verschieden von seinem Bruder. Er war klein und korpulent; sein Cmbonpoint gab ihm im Verein mit dem gutmütigen Zug in seinem von Gesundheit und Frische strotzenden Gesicht etwas Behagliches, Zufriedenes. Seine Aus drucksweise stach in ihrer Knappheit und Urwüchsigkeit scharf ab von dem weitschweifigen, würdevollen Pathos des Professors. Dem Amtmann hatte seine Ehe keine Nachkommenschaft beschert, um so mehr interessierte er sich für die Kinder seines Bruders, und in erster Linie war es Else, sein Patenkind, die er fast wie sein eigenes Kind in sein Herz geschlossen hätte. Seine Schritte und seine Bewegungen hatten heute etwas ungemein Lebhaftes. „Nun sagt mir bloß," sagte er, nachdem er seinen Bruder und seine Schwägerin begrüßt hatte, „was ist los? Ihr schickt mir die Anzeige von Elses Entlobung zu. Ich dachte, mich soll auf der Stelle der Schlag rühren. Meine Alte hat gejammert und geheult nach Noten. .Also was hat's denn gegeben?" Ter Professor gab seinem Bruder eine umständliche Erklärung. Ter Amtmann, den sonst die Weitschweifig keit seines Bruders leicht ungeduldig machte, hörte ihn diesmal ruhig bis zu Ende an. Dann schlug er staunend seine Hände zusammen. „Da soll nun einer sagen, was 'ne Sache ist!" rief er. „Wer hätte das in dem Lehnhard gesucht. Die arme Else' Wie trägt sie's denn?" „Du kannst Dir denken," nahm die Frau Professor das Wort, „daß sie Meist ganz niedergeschmettert war, und daß sie sich immer noch nicht recht in ihr Schicksal finden kann." Ter Amtmann stand auf und pustete. Ihm war ganz heiß geworden. Aufgeregt strich er sich über die feucht gewordene Stirn. ,LÜnn ich denn das Kind nicht einmal sehen?" Tie Frau Professor erhob sich, um ihres Schwagers Wunsch zu erfüllen. Als Else, mit der Mutter ein tretend, ihren Onkel erblickte, warf sie sich laut auf weinend in die sich ihr entgegenstreckenden Arme. Ter Amtmann drückte seine Nichte ergriffen an seine Brust. „Armes Kind!" sagte er mit zitternder Stimme, während sein volles Gesicht eine rotblaue Färbung annahm und seine kleinen, in feuchtem Glanz schim mernden Augen lebhaft zu blinzeln begannen. ,Mmes Kind!" fuhr der Amtmann fort. „Es ist Tir wohl sehr nahe gegangen, wie? Ra ja! Hast ihn sehr lieb gehabt und nun plötzlich —" Sein Mitgefühl regte Elses Tränendrüsen noch mehr an; ihr Schluchtzen wurde immer krampfhafter. Tem weichmütigen Amtmann wurde selbst bang und weh ums Herz. „Nu, nu — weine doch nicht so furchtbar, Kindchen! suchte er zu beschwichtigen. „Mit der Zeit wirst Du ja darüber Hinwegkommen. Es gibt ja noch mehr Männer aus der Well. — Sticht? Ra, na!" Er faßte die Weinende am Sinn und betrachtete sie kopfschüttelnd. „Wie Du auSsiehst! Wie schmal Deine Bäckchen ge worden sind! Und wo haft Du Deine frischen Farben? — Rein, so was! Sin Jammer ist»!^ Dl» Nuchdruckerrt oou nicsz Goethestraße Nr. ö» hält sich zur Anfertigung nach stehend« Drucksachen betsauberer Ausführung und billigster PrelS- stellung bestens empfohlen. Avise Adreß- und Geschäfts- karte» BriefkSpse, Briefletsteo Bestellzettel Broschüre«, Billett Deklaratioue» LauksaguugS- und EinladnngSbrtef« Einlaßkarte« Etikette« aller Art Fakturen, Flugblätter Formular« in div. Lorten Frachtbrief, Gebrauchsanweisungen Frcmdenzettel Haus- nud Fabrik- Ordnungen Geburtsanzeige« HochzeitSeiuladuugen -Zeitungen und -Gedichte Sastenschilder Sosteuaaschläge Kataloge, Kontrakt« Kontobücher Lohnliste«, Mahnbriefe Mitteilungen, Me««S Musterbücher, RotaS Plakate Programm« PretSkurantt Postkarte«, Quittungen Rabattmarke« Rechuuagea Speisen- und Weinkarten Statuten, Tao,karte» Stimm-, Theater- «ad Eackzettel vifiteu- uud BerlobuagSkarte» Wechsel, Werk« * Zirkulare, SmgutSs * re. re. re. Massenauflagen für Rotationsdruck. siieMr ssgÄlstt — Amtsblatt — Fernsprrchstelle Nr. 2L Lelegramm-Adresf« r Lag«bk,tt Ri«sa. Er gab, tieferschüttert, die ganz in Tränen Aufge löste an seine Schwägerin Mrück und wandte sich er regt seinem Bruder zu. „Düs Kind muß hier heraus!" erklärte er mit großer Entschiedenheit. „Hier geht sie Euch zu Grunde. Hier brütet sie doch bloß über ihren Schmerz, hier er innert sie doch nur alles an den Menschen. Ich nehme sie mit. Bei uns ist 'ne andere Luft, und ,da ist auch keine Gefahr wie hier, daß sie mal mit ihm zusammen trifft. Bei uns wird sie vergessen und wieder fröhlich werden. Herrgott, wenn ich denkd, wie sie noch vor acht Tagen aussah und nun!" Er drehte sich ganz voll Eifer wieder zu seiner Schwägerin um. „Pack nur ihren Koffer, Antonie!! Ich nehme sic gleich heute mit. Je eher, desto besser!" Tie Frau Professor warf einen fragenden Blick nach ihrem Gatten hin. Ter Professor nickte gewährend. „Fritz hat recht," sagte er. „Eine Zerstreuung wird ihr zweifellos gut tun. Ich danke Tir, Bruder!" Er reichte dem Amtmann die Hand, und die Sache war abgemacht. Freilich, das Mittel, von dem sich der Amtmann so große Wirkung versprochen hatte, wollte gar nicht an schlagen. Weder seine noch seiner Gattin Bemühungen konnten irgend etwas ausrichten. Else blieb still und in sich gekehrt. Sie ließ sich alle freundlichen Zureden, alle Bemühungen, sie aufzuheitern und zu zerstreuen, mit resignierter Miene gefallen, ohne sich davon irgend wie seelisch beeinflussen zu lassen. Sie schlich nach lvie vor blaß, teilnahmslos und trübselig umher, und ihre entzündeten, geschwollenen Augenlider bewiesen, daß sie im stillen noch immer ungezählte Tränen vergoß. Es entsprach nicht des Amtmanns Natur, diesem stummen Schmerz ruhig und untätig zuzuschauen und der Zeit das Uebrige zu überlassen. Sein hilfsbereites, tatkräftiges Temperament trieb ihn, der Leidenden beizustehen. Und da seine Beobachtungen ihm zeigten, daß Elses Kummer ein tief eingewurzelter und nur durch ein Radikalmittel zu beheben war, beschloß er, alle seine Kräfte daran zu setzen, um des jungen Mädchens stilles Sehnen in Erfüllung gehen M lassen. Das Nächste, was er tat, war, daß er Herrn Meinardus — den Ches Viktor Lehnhards — aussuchte, um genauere Er kundigungen über den jungen Mann einzuholen. Was er hier hörte, belebte seinen Mut und sein Vertrauen auf eine baldige friedliche Beilegung des Konfliktes. Aber als er nun seinen Bruder aussuchte und auf ihn einzureden begann, daß es feine — des Professors — Vaterpflicht sei, nachzugeben und dem Glücke der beiden jungen Leute nicht hindernd in den Weg zu treten, da fand er hartnäckigen Widerstand. Ter Professor wollte von einer Wiederaufnahme der Be ziehungen zu Viktor Lehnhard durchaus nichts wissen. Seine Ansicht war und blieb, daß Else vergessen und einmal einen anderen Gatten finden werde. Für Claus aber würde es viel schwieriger sein, sich mit feinen 25 Jahren noch einen neuen Beruf zu suchen, er, der vielleicht das Höchste als Offizier zu leisten berufen sei und zu den höchsten Aemtern und Würden im Staat cmporsteigen könne. Else müsse sich eben den, Bruder unterordnen, das sei von alters her das Los der Schwestern. In aufgeregter und zorniger Stimmung verließ der Amtmann seinen Bruder. T-ie Gründe desselben hatten ihn ganz und gar nicht überzeugt. Im Gegen teil war er der Ansicht, daß Else mindestens dasselbe Anrecht auf eine glückliche Zukunft habe, wie ih!r Bruder. Claus werde und könne in einer neuen, achtbaren Tätigkeit Zufriedenheit und Glück finden, für Else aber gäbe es doch nun einmal nur den einen Mann in der Welt, an dem ihr junges Herz mit allen Fasern hinge, und da man mit Sicherheit annehmen könne, daß vehnhard sie einmal glücklich machen würde, so sei es eine Grausamkeit, die beiden viebmden zu trennen. Während der nächsten Tage arbeitete sich der Amk- manu in einen immer lebhafteren Zorn hinein. SlseS stille Trauer schnitt ihm ins Herz, und seine Phantasie malte ihm die erschreckendsten Folgen aus. Wie oft Hütte man nicht schon gelesen, daß verliebte junge Mädchen inS Wasser gegangen seien oder sich sonst ein Leid an getan hatten. Während der Beratungen, die er mit seiner Fran hielt, nannte er seinen Bruder einen grau samen Pedanten und seinen Neffen einen kalten Egoisten. Und im Verein mit seiner gleichgesinnten Lebens gefährtin iann er hin und her, um einen Ausweg zu finden. Fortsetzung folgt. GM Ausflug «ach Waterloo. Von HanS Lämmel, Merzdorf bei Riesa. „Aber morgen wird's, mag da kommen was da will, schon oft gmug scheiterte unser Vorhaben!" „Und ich habe bereits den Wagen bestellt!" sagte ein anderer. Wir saßen da einige junge Deutsche und Engländer in dem Lokal „Alt Heidelberg", ein Stelldichein der Deutschen in Brüssel. Schon in aller Frühe des folgenden Tages trafen wir uns auf dem verabredeten Treffpunkt Oars cks Lictt, wo bereits ein achtfitziges Auto unserer harrte. Nach nahezu zweistündiger Fahrt durch herrlichen Wald auf der denk» würdigen Armeestraße Paris—Antwerpen erreichten wir unser Ziel das Gasthaus „ia Lolis ^ttiaucs«. Friedlich liegt heute die fruchtbare Ebene zwischen Waterloo und „Hont 8»int cksou" vor uns, trotzdem schweifen die Gedanken zur Vergangenheit hinüber und unser Herz schlägt höher bei der Erinnerung an „Waterloo!" An, 18. Juni 1815 stand hier das Schicksal Europas auf dem Spiele. Bekanntlich führt die Schlacht bei Waterloo drei Name». Herzog Wellington nannte sie nach seinem über eine Stunde vom Schauplatz entfernten Hauptquartier, die „Schlacht bei Waterloo", Blücher taufte sie nach dem Pachthofe la Lotts Lilianes, während Napoleon sie die Schlacht von „Llont 8t. cksau" nannte. Der Wirklichkeit am nächsten kommt jedenfalls die letzte Bezeichnung, denn das Häuptlingen war doch der stundenlange Kampf um die Höhe von „Llont 8t. ckeau^. Indes auch »Solls Httavos« hat seine volle Berechtigung, bestand doch der endliche Sieg in der Eroberung des Dorfes klanssuoit und dem Anpacken der französischen Rückcnstellung bei la Lotts ältt-noo, das damals eine Farm war und jetzt ein vielbesuchtes Gasthaus ist. Blücher und Wellington haben sich dort als Sieger beglückwünscht. Zum Andenken daran hat mau eine Kanonenkugel in das Haus eingemauert und über die Eingangstür eine Marmortafel angebracht mit der Inschrift: „Lvuoootrs ckes göaHranx ^Vottingtou st ölücdor, loro, ckv la mömoiradlo batmtlo äa 1815, os salruwt wuluollmsnt vuioqaours!". (Den obigen Sinn enthaltend.) Bon hier aus begaben wir uns nach dem in nächster Nähe errichteten Denkmal für gefallene preußische Offizier«; das die Engländer ihren deutschen Kameraden widmeten. Einsam und mit Efeu umrangt, steht es da. Manches Helden Namen ist in die schwarze Marmortafel eingezeichnet. Unweit davon steht ein gotischer gußeiserner Obelisk mit den Worten: „Die gefallenen Helden ehrt dankbar König und Vaterland. Sie ruhen in Fneden. Letts Lilianes, den 18. Juni 1815." Ginge hundert Meter westlich bemerkt man den bekannten „Latts cko lüou« (Löwenhügell, dm wir erstiegen. Er ist aus 300000 ebm Erde pyramideuähnlich aufgeworfen wordm und steht an der Stelle, wo Prinz von Oranien (der Niederländische Heerführer) verwundet wurde. Die Höhe beträgt 60 m, zu wetther 235 Stufen hinaufführen. Der oben thronmde Löwe ist aus erbeuteten französischen Geschützrohren von OsobsrLU gegossen und wiegt 28 000 tcx, ein Teil des Schweifes ist ihm 1832 von dm Franzos«, als sie zur Belagerung Antwerpens zogen, abgeschlagen wordm. Den Kopf nach Frankreich gerichtet, soll er dm Beschützer Belgiens vor dem südlichen Nachbar darstellen. Bon hier bat man dm besten Ueberblick üb« das Lekamte