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Guilbert auf diesem Kongreß glänzen. Die hat einen uralten Gustragettengesang wieder aufgefunden, den sie nun in London singen wird, und der durch die unnach ahmliche Bortrag-weise der französischen Miseuse gewiß seinen Eindruck auf die Zuhörer nicht verfehlen wird. CK. Die Speisekarte derSüdpolsahrer. Im kommenden Monat bricht Sir Ernst Shackleton an der Spitze seiner langvorbereiteten Südpolarexpedition von London aus, um die britische Flagge quer über den antarktischen Erdteil zu tragen und dabet in der Praxis zu erproben, ob die neue mit Hilfe des Oberst Seely und des Oberst Beveridge vom britischen SanitätSkorpS nach langen Versuchen ausgearbeiteten Ernährungstabel len die an sie geknüpften Hoffnungen erfüllen- Der Fein schmecker wird freilich der Speisekarte der Südpolar fahrer die Unsumme von Mühe und Arbeit, dir zu ihrer Zusammenstellung erforderlich war, kaum anmcrken, und überlegen wird er die Nase rümpfen, wenn er die nmner wiederkehrende Eintönigkeit des Menus kennen lernt. Tie Antarktis ist keine Stätte zur Befriedigung exzen trischer Gaumenreizung. Ter Küchenzettel muß sich der Tyrannei nüchterner wissenschaftlich erprobter Zweck mäßigkeit beugen, und Rücksicht auf die Geschmacks nerven seiner Schutzbefohlenen bleibt dem antarktischen Koche unbekannt. Bei der Festsetzung des Menus blickt dem Nahrungsmathematiter — denn von Koch kann nicht mehr die Rede sein — das Gespenst des Skorbut über die Schulter, und die Sorge vor diesem Schrecken aller Polarfahrer bestimmt die Auswahl. Sir Ernest Shacklc- ton veröffentlicht in einem Londoner Blatt einige Be trachtungen über die antarktische Küche und die Probleme, die sie mit sich bringt. „Tie Nahrungsmittel, die wir auf unsere Schlittenreise mitnehmen, müssen an Gewicht so leicht als möglich sein und doch, wie widerspruchsvoll das auch erscheinen mag, zugleich auch genügend Volumen haben. Nebertriebene Konzentration vermindert nicht nur den Nährwert, sondern verringert auch die Leichtigkeit der Nahrungsausnutzung. In sehr niedrigen Tempera turen kann die Körperwärme, die zugleich daZ Leben bedeutet, nur Durch fettige und mehlige Nahrungsmittel erhalten werden, durch Nahrungsmittel, die so reichlich genossen werden müssen, als cs die Umstände nur zu lassen. Tabei können wir uns nut Kochen nicht viel ab geben. Etwas, das schnell erwärmt und schnell gegessen werden kann, ist das Ziel der Wünsche, denn nur sehr wenig Brenn- und Heizmaterial können wir mitführen. Ja, die Nahrungsmittel müssen so beschaffen sein, daß sie auch ohne Kochen und ohne Erwärmung genossen wer den können. Auf unserer Schlittenreise werden die Ra tionen für den Mann und den Tag 990 Gramm betragen, mit einem Nährwert von 5512 Kalorien. Im gewöhnlichen Leben ißt der Mann durchschnittlich täglich etwa 1950 Gramm mit 2500 Kalorien, sodaß wir in der Antarktis um etwa 3000 Kalorien täglich besser gestellt sind." Frei lich init der Abwechslung wird cs nicht allzu weit her seien. Bei den Schlittcnrcisen werden mitgcführt: .Hafer, Schmalz, Zucker, pulverisiertes Ochsenflcisch, Bisquits, konservierte Milch, ein Nußpräparat, Zitronensaft, Salz, Fleischextrakt und Tee. An Neberfiillc der Auswahl leidet der antarktische Gourmet also nicht, ivcnn ihm auch für den Notfall kleine Extragenüsse winken: die Emballage. „Aller fleischartige Proviant nämlich," erzählt Shackle- tou, „ist in Wurstpillen verpackt; die Pillen sind für die Fütterung der Hunde nützlich, im Notfall aber werden wir sie selbst essen. Möge «S nicht dazu kommen!" Als einziges Anregungsmittel bleibt den Polarfahreru Tee; etwas Branntwein wird zivar mitgenommen, aber nur zu Heilzwecken. „ES kommt vft vor, daß beim Aufheben der Arme — beim Errichten der Zelte — das Blut aus den Händen und Fingern fließt; dann werden die Glie der sofort ein Opfer des Frostes. In solchen Fällen wird ein Tropfen Branntwein der Wiedererweckung des Blut kreislaufes nützlich." Also die alkoholischen Genüsse sind recht zweischneidiger Natur: man bekommt nur Schnaps, wenn man im Grunde keine Freude mehr daran hat. Tafür aber wird Shackleton an Bord seines Schiffes versuchen, eine Art kleinen Küchengartens anzulegen. Er nimmt Erde und Samen mit und will ein wenig Hafer, Gerste, Raps, Senf, Kresse und Erbsen züchten. ..Sobald die grünen Schößlinge hervorsprießen, werden sie abgc- schnitten und auf Butterbrote gelegt. Vielleicht können wir auch einige dieser Sandwiches auf die Schlittenreise mitnehmen. Jin übrigen hoffen wir, einen freilich sehr bescheidenen kleinen Luxus an Gemüse nicht völlig ent behren zu müssen, nämlich Zwiebeln. Wild erzählt, wie beim Ueberwintern der „Tiscovery" ein Fahrtgenosse ein köstliches Geschenk erhielt: Zwiebeln. Und alle saßen wie glückliche Schuljungen um das geöffnete Paket und aßen die Zwiebeln roh als wären es die herrlichsten Acpfcl." So birgt auch das Leben im ewigen Eise seine Sensationen des Gaumens . . . EK. Kleine „Zwischenfälle" im ameri kanischen The ater leb en. Eine Reihe bekannter amerikanischer Theaterkritiker veröffentlichen im Strand Magazine allerlei lustige Theatererinnerungen, die sie selbst miterleben durften. Es sind Erinnerungen an miß glückte Premieren oder zumindest an Erstausführungen, in denen der Theaterteufel mit der ihm eigenen Tücke von Dichter, Schauspielern und Regisseur erstrebte dramatische oder sensationelle Wirkungen erbarmungslos zunichte machte. Am lustigsten endete wohl in Chicago die Pre miere der „Nazarener". Als großer Schlußcffckt gab cs hier eine Szene, in der die Heldin, ein Ehristenmädchen, den hungernden Löwen in der Arena vorgeworfen wird. Man hatte auch eine Anzahl trefflich gezähmter Löwen „engagiert", und die Bestien schritten gar grimmig aus der Bühne einher. Ten Zuschauern stockte das Herz, als die unglückliche Heldin des Stückes nun in die Arme, getrieben wurde und der Blutgier der Raubtiere preis gegeben schien. Wer beschreibt aber die Verblüffung — und auch das erleichterte Aufatmen — der Zuschauer, als die offenbar von ihrem Bändiger nur allzu sehr ein geschüchterten Löwen beim Anblick der Primadonna mit allen Zeichen des Entsetzens die Flucht ergreifen Sie stürmen auf das Ausgangsgittcr zu und verzweifelt rüt telten sie. hier, ihre Angst kannte keine Grenzen. Tic Spannung und Aufregung des Publikums verwandelte sich natürlich in ein dröhnendes Gelächter, und böse Zungen meinten, diese Löwen seien vierbeinige Thealcr- kriliker gewesen. Gefährlicher war die Situation bei einer Premiere, die in Pittsbnrg in einem Sommcrthcater stattfand. Am Anfang des zweiten Aktes will es das Un glück, daß die Vorhaugsschnur in zu nahe Berührung mit dem brennenden Gashahn kommt, sic flammt aus, und im nächsten Augenblick zeigt sich Feuer. Im Publi kum springt ein besonders furchtsamer Herr auf und will flüchten. Das war das Signal zu einer Panik. Aber ehe sic ausbrach, ereignete sich etwas, was die Situa tion mit einem Schlage rettete. Mit trostlos verzweifeltem Gesichte erscheint auf der Bühne augenzwiukerud der dicke deutsche Komiker der Truppe; in der Hand hält er einen Svicleimer, wir ihn die Kinder am Strande hand haben, ein winziges Eimcrchcn, das kaum mehr als eine halbe Flasche Wasser enthalten haben kann- Mit komischen Gebärden nähert sich der Dicke den Flammen und gießt mit einem heroischen Gestus und rollenden Augen das Gefäß aus. Tie Wirkung 'dieses geistesgegenwärtigen Streiches war verblüffend. Tie angstverzerrten Gesichter im Publikum glätteten sich, dann begann jemand zu lfen, be- -d Schweigend wies Mauerstein auf den in Reparatur be findlichen Rock. „Eine solche Entwürdigung der Wissenschaft durch Sie, die Sie deren Verkörperung sind — alte Röcke flicken, was jede Landpomeranze fertig bringt, ist das nicht unei^' " Am lieb sten nähme davor jeder Patient Reißaus!" „Wenn Sie naiv genug dazu märe- soweit Sie wollten, ohne daß ich dauernden Blick -'d^ete! — Bitt' dann Hera' "inde Derss schaue tm Der Kampf nm das Testament. Roman von Carola v. Eynatten. 56 Mayerstein stieg die zwei Treppen hinauf und wurde von einem frischen Landmädchen empfangen, das ihn ins Warte zimmer führte, bemerkend: „Fräulein Doktor werde gleich er scheinen." „Ist ein Patient beim Fräulein?" fragte er. „Nein,'s Fräule Doktor näht sich bloß ein neues Büttel um den Rock." Ein schallendes Gelächter antwortete dem Mädchen, das wenigstens für den Augenblick allen Unmut verschlang, dec sich in dem Maler ausgespeichert hatte. Belustigt l - „Ruf mir den stickenden Doktor herüber, schönes Kin ist meine Karte." Das Mädchen wurde feuerrot und rief zornig: „r gibt's gar nir, Herr, mein Fräule ist so gut, wie jet ein richtiger Doktor, und die Pulver, die's verschr helfen, das weiß ich von meinem Halsweh her! U Haupt ist's Fräule kein Doktor für Mannsbilder." Diese Erklärung wurde von einem so energisch eir Blick nach der Tür begleitet, daß Mayerstein sich zu minder energischen Befehl veranlaßt sah: „Flink, l nein Fräulein diese Karte, Hexe!" Die junge Bäuerin nahm die Karte widerwillig schwand für einige Augenblicke. Als sie wiederkcn auf der Schwelle stehen nnd sagte um vieles höfli bitte, der gnädige Herr soll ins Wohnzimmer ko» Margit« „flickte" wirklich. Als der Maler ihr ä faches Zimmer betrat, saß sie am Fenster und st an den unteren Rand eines grauen Damenrockes. „Das ist schön, daß Sie mich einmal besuchen, He stein!" begrüßte sie ihn, ohne aufzustehen, hielt i die mit einem Fingerhut geschmückte Hand entgegen. Er nahm nnd schüttelte sie, sagte aber kein Wort. „Was ist's mit Ihnen, Sie sehen ja ganz entaeistc M-'ster?" fragte Margit« lachend. „Ich bin entsetzt!" „So? — Na, worüber denn?"^ lachen, und schließlich brüllte das ganze Auditorium vor Vergnügen. Tie Situation war gerettet, einige Augen blick später hatte das Bühnenpersonal mit ein paar Eimer Wasser die Gefahr beseitigt. Eine Zeitlang genoß der Schriftsteller Lincoln Carter Berühmtheit wegen dec sen sationellen Bühneneffekte, die er in seinen Stücken an strebte. Vor etlichen Jahren erlebte sein „Tarnado" in einem Theater des Westens seine Premiere. Im Verlause, der Handlung ergriff die Heldin mit ihrem Kind» auf einem mehr oder minder armseligen Holzpferde die Flucht und hatte — so wollte cs der Tpxt — zwischen Ab gründen einen schwindelerregenden schmalen Vergpsäd zu Res; zu absolvieren. Tann kam eine Verwandlung; und nun sah man anf der Bühne eine grausige Schlucht, über die sich eine Holzbrückc spannte. Auf der einen Seite waren der Intrigant nnd seine .Helfershelfer atemlos damit beschäftigt, die Stützen der Brücke zu lockern, während man bereits die Hufschlägc des herannahenden Pferdes hörte. Anf der anderen Seite standen die Freunde der flüchtigen Reiterin und beschworen sie, um- zukehrcn, denn mit einem dumpfen Krach war inzwischen die Brücke wirklich in den Abgrund hinabgesunkcn. Lau ter und lauter wurden die Hufschlägc, nnd Plötzlich er schien am Rande der Schlucht der lebensgroß« Holzgaul mit der Reiterin. Ter Ganl stockte, im Halbd-inkel hatte man wirklich den Eindruck, als setze das Th'r nun zu dem verzweifelten Sprunge über die grausige Tiefe an, die Warnungsruse der Freunde verdoppelten sich. Allein der edle Renner Ivar nicht aufzuhalten, er sprgug in die Luft, kam bis in die Mitte der Schlucht und - - blieb hier hängen. Seine mechanischen Beine strampelten in der freien Luft weiter, nnd die Drahtseile, die Roß und Rei ter hielten, surrten und sangen wie Klavicrsaitcn. TaS Publikum war im ersten Augenblick sprachlos, dann aber erntete diese moderne Brünhilde, die auf ihrem Hotz- ivsse zwischen Himmel und Erde schwebte und nicht writ'c konnte, donnernde .Heiterkeit. Ter Vorhang fiel, nnd eö erschien der Direktor. Er bat um Entschuldigung, infolge der Hast der Proben habe der Mechanismus versagt, wenn die geehrten Herrschaften Geduld haben wollen, solle dec Sprung wiederholt werden. Und so geschah cs. Wieder klapperten die Hnfschläge heran, wieder stürzte die Brücke, wieder schrien die geängstigten Freunde und wieder — blieb der Gaul mit strampelnden Beinen mitten in der Luft hängen. „Nehmen Sie ein Auto, nehmen Sie ein Auto, nehmen Sie ein Auto!" rief ein Mann von der Galerie Ter Intrigant, der eben noch den Tod der Hel din und de? Holzgaulcs erstrebt hatte, empfand ein menschliches Rühren. Er packte den Gaul am Schwanzs und zog ihn ruhig und gelassen auf seine Seite des Ab grundes hinüber. Im Zuschauerraum aber brauste ein wahrer Orkan des Vergnügens, und die Direktion ver zichtete darauf, den „TodcSsprung" noch einmal zu wie derholen . . , Ans oer Welt Ser Technik. CK. Feuerfestes Holz. Es scheint, daß sich in jüngster Zeit das Vertrauen zum Holz als dauerhaftes Baumaterial aufs neue festigt und sogar der Neber- zcugung zuncigt, daß Holzbauten in vielen Fällen Eisen bauten überdauern. Nur in Bezug auf die Widerstands fähigkeit gegen Feuer ist das Holz gegenüber dem Eisen entschieden im Nachteil, wie sehr man sich auch seit alten Zeiten bemühte, durch Ueberstreichen mit allerlei Chemikalien die Feuersicherheit des Holzes zu erreichen. Wie die „Holzwelt" mitteilt, scheint cs jedoch nunmehc gelungen zu sein, Holz feuerfest zu machen. Das Ma terial wird mit schwefelsaurem Ammoniak, Zinksalz und Borsüure-Sulphaten getränkt, und das Ergebnis ist, daß das anf diese Art imprägnierte Holz bei Temperaturen bis zu 1000 Grad kein Feuer fängt. Dieses Verfahren stellt einen bedeutsamen Fortschritt dar, da nichtimpräg- nicrtcs Holz sich bereits bei Temperaturen von 300 bis 500 Grad entzündet. „Fällt mir auch nicht ein. Sie soll heiraten, wen Sie will, nur keinen Csallovary, denn das wäre für sie gleich- bedenkend mit vollständigem künstlerischen Bankerott. Und zu allem hin, ging auch ihr Lcbensglück flöten!" „Das könnte wohl sein —" „Es könnte nicht bloß, es würde so kommen. Das ist auch Hornbostels Ueberzeugnng," und Mayerstein erzählte, was er von diesem über des jungen Csallovary Verhalten in dieser Angelegenheit gehört hatte. „Ich frage Sie, hochverehrter Doktor Margit«, ist es anständig, so zu handeln? Gemein ist es!" „Ganz Ihrer Meinung, lieber Mayerstein, mit Herrn Horn bostel müßte Csallovary offen reden!" „Erwirb sich hüten! — Wir vermuten, daß eS sich um 'in zwischen Vater und Sohn abgekartetes Spiel handelt, >as Söhnchen nach der Flöte tanzt, dis der Herr Doktor läst! Er wird durch seine Freunde wissen, daß der Prozeß cicklig steht und sich daS Vermögen für jeden Fall sicher» ollen. Gewinnt er, jo drückt sich Jenö, ein Vorwand dazu bald gefunden; gewinnen wir, so wird Szarolta vom leck weg geheiratet, das heißt, wenn es nicht gelingt, de» errschaften einen Rsegelzu schieben!" „Was haben Sie vor?" „Unanfechtbare Beweise für Csallo varyS Uuwürdigkeit, Tatsachen zu sammeln, die unserer Kle inen die Binde von en Augen reißen müssen." „Wenn Sie das fertig bringen, wird eS jedenfalls daS virksamste Mittel sein, wie ich Szarolta kenne, die alles ver leiht, nur keine Gemeinheit." „Bereits habe ich erfahren, daß Jenö Csallovary beim Nosenleib und anderen Geldjuden im Schuldbnch steht, und nicht mit geringen Beträgen." „Bei dein berüchtigten Studenten Rosenleib?" 822,20 „Ja, bei ihm, der von allen mit ihren Pfunden wuchern den Söhnen Israels derjenige ist, der die gewagtesten Ge schäfte macht und die höchsten „Perzentchen" nimmt. Femer hat der jnnge Herr erst kürzlich wieder in einer einzigen Nacht im „Trente et quarante" dreißigtausend Kronen verloren!