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«schöpft tft. Dt, nächste« Lag« und Noch«« müssen zeigen, ob man überall di, Pflicht«« annknmt, di, ein« solch« Schandtat de« auswärtigen Regierungen gegenüber irr«. d«nttftifchen Hetzereien und Spekulationen auf dem Gebiet« d«r Monarchie auserlegrn. Di« weiter« Politik Oesterreich. Un-arnt Wird davon odhängen. wie stch die maßgebenden Stellen del in Betracht kommenden Lußlande» mit dieser Pflicht abfind««, und kein, Einschüchterung wird fi, davon abhalten, di« ihr -um Schutze ihre» Gebiete» und ihrer Hinrichtung«« etwa notwendig «scheinenden Maßnahmin zu liessen.' Die Norddeutsche «llgewetue Kettung Sher du» «tteutat tu Serasewo. Die .Norddeutsche Allg. Zig." schreibt über die Er- mordung de» Gr-her-og» Fran- Ferdinand und seiner G«. mahlin: Der österreichisch-ungarische Thronfolger ist mit seiner Ge mahlin einem fluchwürdigen verbrechen -um Opfer gefallen. Ban- Deutschland teilt in innigstem Mitgefühl di« Trauer und den Schmerz de« Habsburgischen Hause« und der österrrichisch-unaarischen Lande. Au« der tiefsten Bestürzung über die entsetzlichen umstände der furchtbaren Bluttat hebt sich überall da« Bewußtsein de« un- «rmeßlichen Verluste«, den di« verbündet« Monarchie durch di, zähe Zerstörung eines Leben« erlitten hat, da« zu Höchstem berufen schien. Die Persönlichkeit de« Erzherzog« Fran- Ferdinand hatte stch von Jahr zu Jahr vor den Augen der Welt klarer entfaltet. Ein starker Ginn für die historischen Aufgaben de« Habrburgtschen Reiche«, ein fester Wille, alle Kräfte in ihren Dienst zu stellen, eine unermüdliche Arbeit für di« militärisch« Tüchtigkeit de« Reiche« in dem weiten Wirkungsfeld, daß ihm al« den Nächsten am Throne »ugefallen war, haben seinem Leben Kraft und Inhalt gegeben. Seiner ernsten und geschlossenen Art entsprach eine strenge Auf fassung aller Beruftpslichten. Hohe Anforderungen stellte er, wie an andere, so vor allem an sich selbst. Seine Mannhaftigkeit und Furchtlosigkeit hat er auch in der Stunde bewährt, da der Tod an ihn und die Gefährtin seine« Leben« herantrar. Erzherzog Fran- Ferdinand ist mit unserem Kaiser in herz- .icher gegenseitiger Neigung verbunden gewesen, die fest gegründet war in der Gesinnung rückhaltlosester Bunde«treue. Die Herzogin erfreute sich, wie allgemein bekannt ist, am Berliner Hofe lebhafter Sympathien, und der Kaiser ist ihr stet« mit der achtungsvollsten Ritterlichkeit begegnet. So wird unser Kaiserhaus von dem Heim gang de« Erzherzogs und seiner Gemahlin auf» schmerzlichste ge troffen. Wärmstes Mitleid wendet sich den drei Fürstenkindern zu, die so früh und so jammervoll verwaist sind. IlnauSsprrchlich aber ist di« Teilnahme mit dem leidgeprüften Herscher auf Oesterrrich- UngarnS Thron, dem auf dieser Erde wahrlich kein erdenklicher Schlag erspart geblieben ist. Mögen die höheren Mächte, di« so Schweres über den Kaiser Franz Joseph verhängt haben, ihm auch fernerhin die Kraft zum Tragen verleihen. Wa« aber auch die Mörder in Serajewo zu ihrer finsteren Tat getrieben haben inag, der gewaltige und ehrwürdige Bau de« Habsburgischen Reiches wird durch solchen Frevel nicht erschüttert. Die Bolter, die unter dem Doppeladler zur Größe und zum Ge deihen gelangt sind, werden sich nur fester um ihren Kaiser und König zusanimenschlirßen. 8i« Bericht eine» Augenzeuge«. Neber den Hergang deS Mordes berichtet ein Augen- zeuge: Graf Harrach, der den Thronfolger auf seiner Fahrt vom Nathause nach dem Konak begleitete, hatte nicht, wie gemeldet, neben dem Chauffeur Platz ge nommen, sondern sich aus dem linken Wagentrittbrett postiert, um ini Falle einer Gefahr den Erzherzog schützen zu können. Als man an der Ecke der Franz-Joseph-Straßc und dem Appelkat ankam, wollte das Automobil, dar dem fürstlichen Auto voranfuhr, nach der Seite abbiegen. Auf seinen Irrtum aufmerksam gemacht, lenkte der Chauf feur zurück, sodaß der fürstliche Wagen nach der rechten Seite auf das Trottoir zu gedrängt wurde. Graf Harrach rief dem Chauffeur zu, daß er geradeaus fahren sollte, und i> hrend dieser dem Befehl nachkommen wollte, sielen zwei Schüsse, worauf das Auto stand. Tie Fürstlichkeiten saßen noch aufrecht im Wagen. Der Chauffeur wollte nur, den Wagen zurückschieben, um nach dem Kvnak zu fahren, aber noch während des Zurückschiebens sank die Erzherzogin über ihren Gatten. Zuerst glaübte man an einen leichten Ohnmachtsansall, zumal da die Herrschaf ten noch einige leise Worte tvechselten. Dann bemerkte man plötzlich im Gesicht des Erzherzogs Blut, und bald darauf brach auch er zusammen Die letzte« vprte de» Erzherzog». Tie Wiener Blätter, vorzugsweise vie „Neue Freie Presse", bringen noch Einzelheiten über die Lat und ihre Folgen in Serajewo. Danach waren die letzten Worte des Erzherzogs Franz Ferdinand: „Sophie, bleibe leben für unsere Kinder." Der Erz herzog hatte noch vorgestern, bevor er die Fahirt von Jlidze nach Serajewo antrat, an seine Kinder ein Tele gramm aufgesetzt, in denen er ihnen die Ereignisse deS Sonnabend» schilderte. Das Telegramm schloß mit den Worten: „Grüße und Küsse von Pappi!" Ter Polizeikommissar, dem die Bewachung der Per son des Erzherzogs anvertraut war, hat einige Stunden nach dem Attentat Selbstmord begangen. Er schoß sich Mit seinem Tienstrevolver eine Hügel in den Mund und war auf der Stelle tot. Das Wiener „Bolksblatt" meldet aus Serajewo: Bei dem Attentat sind nach den neuesten Feststellungen 31 Per sonen verletzt worden. Aufruf »a die Bewohner Serojewo». Der Bürgermeister hat an die Bevölkerung einen Auf- ruf erlassen, in dem er u. a. sagt: Heute wurde eins der niedrigsten und schmachvollsten Verbrechen begangen. Wenn dieses auch seine Wurzeln außerhalb unseres Vater landes hat, ist dennoch der traurige Verdacht begründet, daß eS auch in unserem Vaterland« umstürzlerisch« Ele mente gibt. E» wird die heilige Pflicht der Bevölkerung sein, die heute unserem Serajewo angetane Schmach ah. zuwaschen. — Die Lokale der serbischen Vereine lterhett streng bewacht. In den Wohnungen der Verhafteten wur den vielfach Pamphlete aufreizenden Inhalt» vocgefun- de« und beschlagnahmt. Serbische vetletd-bejetguuge« Ter Präsident der Skupschtina hat an die Präsi denten der Parlamente von Dien und Ofen-Pest Kondo- lchchtele-ramme gerichtet. Ebenso hat der Stellvertreter de» ktnisterpvLstoenten an den Grafen Berchtold namens der serbischen Regierung ein Beileidstelegramm gesandt. Ferner ist der Gesandte in Wien beauftragt, an geeig neter Stelle oie Teilnahme und den Abscheu der Ne gierung -um Ausdruck zu bringen. Ter König und der Kronprinzregcnt haben dem Kaiser kondoliert. Auf An ordnung de- Ministers des Innern sind die wegen deS dreitägigen Nationalfeste» «»»gesteckten Fahnen abgenom- men worden. Ter größte Töil der Presse verurteilt da- Attentat. TaS Preßbureau de» Ministeriums de» Aeußeren ver öffentlicht folgendes Lommuniquee: Unter dem Eindruck des tragischen Ereignisse-, dessen Schauplatz gestern Serajewo war, haben wir nicht genug Worte, das schreck liche Attentat, dem der Thronfolger unserer Nachbar monarchie und seine Gemahlin zum Opfer gefallen sind, zu brandmarken. Innig bedauernd, daß durch den un- erwarteten, unter so furchtbaren Umständen cingetretenen Tod in gleicher Weise der hochgeachtete greise Monarch der österreichischi-ungarischen Nachbarmonarchie und die in der Monarchie lebenden Nationen inS Herz getroffen sind, sind wir in der Lage festzustellen, daß da- trau rige Ereignis auch in unserem Lande Gefühle der größten Indignation und der strengsten Verurteilung auslöste. Die grotzserbischen Träume. AuS Wiener politischen K'reisen wird mitgeteilt, daß durch den Tod des Erzherzog-Thronfolger- die Frage, die bisher die südslawischen kreise intensiv beschäftigte, sozusagen hoffnungslos erledigt ist. In diesen K'reisen galt der Thronfolger als ein Mann, der den sogenannten trialistischen Bestrebungen, die zu der bestehenden dua listischen Staatsform eine dritte südslawische Staats gemeinschaft innerhalb dec habsburgischen Monarchie fügen wollten, sympathisch gegenüberstand. Tie Hoff nungen. die sich in diesen Kreise» an den Thronfolger, ob mit Recht oder Unrecht sei dahingestellt, knüpften, sind nunmehr erledigt. Aber es läßt sich aus dieser Tat sache auch unschwer schließen, was der eigentliche Be weggrund der Tat war. Tie Schaffung eines trialisti- schen Oesterreich- wäre das Ende aller grobserbischen Träume gewesen. Man wird nicht fehl gehen, wenn man daS Attentat als die logische Folge dieser Rcnson betrachtet. CS muß hervorgehoben werden, daß dec erste Attentäter als Typograph in Belgrad tätig war, und daß der zweite Attentäter die Belgrader Handelsschule be suchte, daß die Bombe aus Belgrad nach Serajewo ge schickt wurde und daß man in Ofen-Pest die erste Nach richt von dem Attentat auS Belgrad erhielt. Ein «e«r» vombraatteutat t« Serajewo. Ein junger Bursche warf gestern vormittag in Sera sewo ein« Bombe, di« explodierte. Mehrere Personen er litten durch die umherfllrgrnden Bombensplitter Verletzungen. Schwer verletzt wurde ein Türke. Der Bombenwrrser wurde sofort verhaftet. Nähere Einzelheiten fehlen noch. — Die Demonstrationen, die gestern mittag ihre Fortsetzung sanden, nahmen in den Nachmittag-stunden «inen immer bedrohlicheren Umfang an. Den Demonstranten gesellte sich auch ein« große Anzahl Pöbel zu, die vereint zahl reiche serbische Kausläden stürmten und plünderten. Trotz dem die Polizei- und Militärbehörden die umfangreichsten Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung genossen hatten, waren sie jedoch an verschiedenen Stellen der Stadt gegen die Ausschreitungen der Demonstranten gegen die Serben vollkommen machtlos. Infolgedessen wurde da- Standrecht Uber die Stadt verhängt und durch Trommelschlag und Plakatierung der Vevölkerung mit geteilt. Alle Teile der Stadt sind militärisch besetzt. Die Beisetzung. Den. retztwtlligen Wunsch« d«S Erzherzog» Fran- Ferdinand, zusammen mit seiner Gemahlin im Mausoleum zu Arzstetten beigesetzt zu werden, wird wahrscheinlich Folge gegeben «erden. Der Kaiser wird an den dortigen Bei- setzung»f«l«rlichketten tetlnehmen und bann von dort direkt nach Ischl -urückkehren, ohne Wien zu berühren. Nach einer Berliner Meldung der „Köln. Ztg." ver- lautet bestimmt, daß Kaiser Wilhelm sich persönlich zu den veisetzungdseierlichkelten nach Dien begeben wird. Zur Beisetzung t« Wien fahren vorautsichtlich König Friedrich August, sein Bruder Prinz Johann Georg und der Kronprinz. Da» sächsische König-Hau« wird durch die Bluttat besonder» Iles betrübt, da e« seit Jahrhunderten mit dem österreichischen Katsrrhau» eng verwandt und befreundet ist. Herzog Ernst August von Braunschweig und Gemahlin, Prinzessin Viktoria Luise von Preußen, die im Meraner Hof in Meran vorgestrru abend abgesttegen sind, unter brechen ihre Avto-Dolomitentour, um der Traurrseirr für den österreichischen Thronfolger beizuwohnen. Der rhroufolgeverzicht de» Erzherzog» Kranz Ferdinand. Mit dem unerwarteten furchtbaren Ende de» Erz herzog» Franz Ferdinand und seiner Gemahlin, der Her zogin Sophie von Hohenberg, ist bekanntlich di« Thronfolge tn Oesterreich auf seine« Neffen, den Sohn seine» Bruder« Otto, den Erzherzog Karl Franz Joseph, übergrgangen. Maßgebend hierfür ist der Thronfolgrverzicht, den der Ermordet« kurz vor seiner Vermählung mlt der damaligen Gräfin Chotek, die bekanntlich am 1. Juli 1900 erfolgte, für sein« Gemahlin und seine Kinder und deren Nach kommen au«sprach. Jene feierliche .Deklaration", ohne di« Erzherzog Franz Ferdinand die Genehmigung de« Kaiser« Franz Joseph zu seiner Ehe nicht erhalten hätte, hatte folgenden Wortlaut: „Bevor Dir zur Schließung de« ehelichen Bunde« schreiten, fühlen Wir Un« veranlaßt, unter Berufung auf die HauSgesetz« de« Durchlauchtigsten Erzhausr», deren Bestimmungen Wir noch ganz insbesondere tm Hinblick auf die gegenwärtige, von UnS ein- -ugehende Ehe vollinhaltlich anerkennen und als bindend erklären, sestzustellen, daß Unser» Eh» mit Gräfin Sophie Chotek nicht ein« ebenbürtig«, sondern rin« morganatische Sh« und al» solche für jetzt und all« Zeiten anzusehen ist, demzufolge weder Unser« Frau Ge» »«Pin, noch den mit Gotte» Segen au» dieser Eh« -u erhoffenden flprprrn und deren Nachkommen jene Rechte, Titel, Wappen. Dor- -üae usw. zusteh«» Und von denselben beansprucht werden können und sollen, dl« den ebenbürtigen Gemahlinnen und den au» eben bürtigen Ehen stammenden Nachkommen der Herren Erzherzoge »ukommen. Insbesondere bekennen Wir aber noch ausdrücklich, daß Unseren au» oben erwähnter Ehe stammenden Kindern und deren Nachkommen, nachdem dieselben nicht Mitglieder de« aller- höchsten Sr-Hause« find, ein'Recht auf dir Thronfolge tn den tm Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern und Gmit in den Ländern der ungarischen Krone nicht zustrht und selbe von der Thronfolge auSgrschkossen sind. Wir verpflichten Un« mit Unserem Worte, daß Wir di« gegenwärtige Erklärung, deren Bedeutung und Tragweite Wir UnS wohl bewußt find, al» sür alle Zeiten sowohl für UnS, sowie für Unsere Frau Gemahlin und die aus dieser Eh« stammenden Kinder und deren Nachkommen bindend anerhnnen und daß Wir niemals versuchen werden, dies« Unser« gegenwärtige Erklärung -u widerrufen oder etwa« zu unternehmen, wo» darduf hinzirlen sollte, die bindende Kraft derselben abzuschwächen oder aufzuheben". Bekanntlich hat e» nicht an Stimmen gefehlt, die be sagten» dieser Verzicht werde wieder aufgehoben werden, wenn Fran- Ferdinand erst Kaiser fei — sehr wahrschein lich »var diese Behauptung immerhin nicht. Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. Erwiderung de« en glisch en Besuch«? Der Berliner Berichterstatter de« .Daily Chronlcle" will wissen, daß sür Anfang September der Besuch einer deutschen Flott« von vier Großltnienschiffen und einer Anzahl großer Kreuzer in PortSmouth geplant ist, zu welcher Gelegenheit auch der deutsche Kronprinz al« Vertreter seine« kaiserlichen Vater« eintreffen werde. Später werd« der Kronprinz einer Einladung d«S englischen Husarenregiments, dessen Oberst er ist, in Aldershot folgen. Auch ein Besuch de« Kaiser« in Towe» zur Regattawoch« wird angekündigt und weiter di« Anteilnahme de« Kaiser« an der am 1. Sep tember in Sandrtngham stattfindenden Geburt»tag«feirr der Königin. Ein« dreiste Erfindung. Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Der .Daily Expreß" läßt stch au» Rom melden, daß am Montag vor vierzehn Tagen Fürst Wilhelm von Albanien «in lange» Telegramm Dr. Majestät des Kaiser« und König» erhalten habe, worin dem Fürsten Mahnungen und Ratschläge für .sein Ver halten erteilt worden seien. Dies« römische Meldung de» „Daily Expreß" ist eine ganz besonder- dreiste Erfindung. Se. Majestät hat weder unmittelbar noch mittelbar dem Fürsten von Albanien ein« Mitteilung zugehen oder einen Rat erteilen lassen. Württemberg gegen eine retchLgesetzlich« Einführung der Arbett»losenverstcherung. Die württetnbergische Regierung wird, gutem Vernehmen zufolge, im Bundesrat gegen eine reich-gesetzliche Sinfüh- rung der Arbeitslosenversicherung etntreten. Die von München auSgegehen« Meldung, daß außer Bayern zwei weitere süddeutsche Regierungen eine reich-gesetzliche Regelung der Vrbeit-losenverstchrrung betreiben, bezieht sich nicht auf Württemberg. Die neue Universität in Frankfurt a. M. wird am 18. Oktober eröffnet werden und den Namen .Kaiser-Friedrich-Universität" erhalten. Deutsche Arbeiter in den Kolonien. Tie nicht sozialdemokratischen ^Arbeiterverbände haben sich zu einem Unternehmen zusammengeschlossen, das gewiß überall freudige Anteilnahme erwecken wird, ausgenom men bei denen, die immer abseits stehen, wenn es sich um nationale Fragen handelt. Tie vaterländischen Ar beitervereine, die christlichen Gewerkschaften, die Werk vereine, die konfessionellen Arbeitervereine und endlich die Hirsch-T-unkerschen Gewerkvereine werden insgesamt 3V Arbeiter nach Teutsch-Ostafrika und Deutsch-Südwest schicken, um sich dort mit eigenen Augen von dem Deutschland über See zu unterrichten. ES sollen zumal Arbeiter ausgewählt werden, die auch rednerisch begabt sind. Diese sollen dann in der Heimat ihren Arbeits genossen selbst ihre Erfahrungen erzählen. Auch in der deutschen Arbeiterschaft, die nur zu lange in der Kolo nialpolitik ein Geschäft der „Reichen" sah, bricht sich immer mehr die Ueberzeugung Bahn, daß auch der ge ringste Arbeiter Anteil hat an den Geschicken unserer Kolonien. Selbst im Genossenlager regen sich schüchtern Stimmen, die eine Kolonialpolitik doch nicht als /,Aus beutung" und „Gewaltpolitik" ohne Unterschied ansehen. Freilich werden sie noch übertönt vorn Chorus der Tadler und Nörgler. Urtd darum verdient eS immerhin alle Anerkennung, wenn jetzt die großen Arbeiterverbände sich bestreben, diesen Vorurteilen entgegenzuarbeiten. Wir hoffen, daß jene Reise, die Mitte Juli ihren An fang nehmen wird, einen wetteren erfolgreichen Schritt bedeutet, die deutschen Arbeiter mit unseren kolonialen Interessen vertrimt -u machen. Die blutitze Rosa vor Gericht- Vor dem Ber liner Landgericht 2 hüt sich in diesen Tagen die bekannte Uebergenossin Frau Rosa Luxemburg wegen Beleidigung de- deutschen Heeres zu verantworten. Ein Soldaten selbstmoro gab ihr Gelegenheit, am 7. Mär- 1914 in Freiburg im BreiSgau sich über die „Dramen" zu ent rüsten, die tagcin tagaus sich in den Kasernen abspiel ten, bei denen aber nach ihrer Meinung „daS Stöhnen der Beteiligten Mr selten an unsere Ohren gelangt". Ehe man in die Verhandlung eintreten konnte, gab eS da- bei Prozessen gegen Sozialdemokraten landesüblich« Spiel mit Protesten aller Art. Ter Vorsitzende hatte ge-