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1. Beilage znm „Mesner Tageblatt". Rotationsdruck und «erlag von LangerL Winterlich in Nie,a. — Für dir Redaktion vernntivvrtllch: Arthur Hllhnel in Ni« ja. 1S8 Donnerstag, 18. Juni IK14, adends. «7. Jahr«. Die deutsche« Gastwirte. BT. Ter Regierungspräsident von Magdeburg, Herr v. Miesitscheck, hat den gegenwärtig dort versammelten t, Teutschen Gastwirtetag mit einer Ansprache begrüßt, 1« der er die steigende Bedeutung des Gastwirtestandcs im nationalen Leben Deutschlands betonte. Und iw der Tat, die Entwicklung unseres modernen öffentlichen Le bens, die riesige Steigerung des Reise- und Fericnvcr- kehrs, die wachsende Versammlungsagitation bei allen Arten von Wahlen, die auf Gastwirtschaften angewiesen ist. die zunehmende Beschäftigung von Angestellten mit all ihren sozialpolitischen Verpflichtungen im Gastwirls- gewerbe, die neuesten gemeindlichen Bestcuerungs- nn'd polizeilichen Beaufsichtigungsversuche: das alles legt Zeugnis von der höheren Bewertnng des Gastwirtsstan- bes im nationalen Leben unseres Volkes ab. So war cS auch eine politisch und sozialpolitisch bedeutsame Be ratung, die der 4. Deutsche Gastwirtstag an die Spitze seiner Verhandlungen stellte: die Besprechung oer soge nannten Gastwirtsnovelle, die dem Reichstag vor gelegen hat, aber durch den Sessionsschluß nicht mehr zur Erledigung gekommen ist. Da sie zweifellos im Herbste wiederkchren wird, haben die Wünsche der Gast wirte zu dieser Neuregelung des 8 9!) der ReichSgcwcrbc- ordnnng Anspruch auf allgemeine Beachtung. Hier ist es nun zunächst interessant, zu hören, daß der 4. Deutsche Gastwirtstag eine Reihe von Mißständen im Gewerbe offen zugibt, die einen Eingriff der Gesetz gebung begründen. Nur wurde allgemein eine größere Rücksichtnahme auf den überwiegend guten Teil der Gastwirte für unumgänglich erklärt- Das Gastwirtsge- werbe, das heute mit Steuern und Abgaben für Staat und Kommunen bis zum Umsinken belastet sei, brauche notwendiger als eine Verschärfung der polizeilichen Be- aufsichtigungs- und Verordnungsbesugnisse gesetzlichen Schutz gegen allerlei schädigende Konkurrenz. Der im mer noch wachsende Flaschenbierhandel, die Ausdehnung der Speiscwirtschaften, Privatpensionen und ähnliche Ein richtungen könnten nur dann ertragen werden, wenn die'c von Konzession und Sonderbesteuerung freien Be triebe mit gleichem Maße wie die Gastwirtschaften ge messen würden. Die Einbeziehung der alkoholfreien Wirtschaften und Kaffeestuben in die Erlaubnispflicht und Bedürfnisfragc, die der Regierungsentwurf ange- strebt habe, müsse auch für eine neue Vorlage gefordert werden- Nachdem in dieser Weise die Konkurrenz des steuer belasteten Gastwirtsgewerbcs behandelt war, ging man zu den Forderungen über, die an die eigeneu- Beruis- tollegen zu richten seien. Gewiß müßten unlautere Ele mente nach Möglichkeit fern gehalten werden. Nur sei die Bestimmung, daß der Bewerber „die erforderliche Zu verlässigkeit" besitzen müsse, zu dehnbar. Die Polizei habe schon jetzt ein weitgehendes Maß von Versagungsgrün den und mache in der Praxis regen Gebrauch von ihnen, wenn sie nicht nur ungeeignete, sondern auch unbequeme Bewerber abweisen wo.le. Diese Versagungsgründe wür den jetzt noch verstärkt durch die Einführung der allge meinen Bedürfnisfragc, wogegen vom Standpunkt des redlichen Gastwirtsstandes nichts einzuwenden sei, wenn nur gewisse Kautelen gegen schikanierende Auslegung dieses neuen Rechtes getroffen würden. Hierher gehöre vor allem die Einfügung österreichischer Bestimmungen in das deutsche Recht, daß Interessenvertretungen des Gewerbes bei den Entscheidungen über Konzessionsan träge mitwirken oder doch gutachtlich gehört werden müssen. Alle diese Forderungen bezeugen eigen gesunden Re- formeifcr der Gastwirte selbst an der Verbesserung ihrer Lage und der Hebung ihres Standes. 'Man mag ein zelne Wünsche, wie die Gleichstellung der Privatpensionen, besonders in viel besuchten Badeorten und Sommer frischen, mit dem Gastwirtsgewcrbe für reichlich weit gehend anseheu, aber im ganzen wird man doch aner kennen müssen, daß tatsächlich Maßnahmen getroffen werden müssen, um den schwerbelastetcn Gastwirtsstanoe die wirtschaftliche Existenzmöglichkeit und die politische Bewegungsfreiheit zu erhalten. Daß das geschehe, da für wird vie straffe und gute Organisation der deutschen Gastwirte auch in Zukunft kämpfen und sie wiro das Bewußtsein haben dürfen, daß dabei der besonnene Teil der Bevölkerung hinter ihr steht. Ak KM« ks 8lMWckNB LM'AM. Der Großschiffahrtskanal, der dis Havel mit der Oder und damit Nord- und Ostsee durch Binnenkanäle ver bindet, die imstande sind, Fahrzeuge von einer Trag fähigkeit von 600 Tonnen auszunehmen, wurde gestern feierlich .eingeweiht. Der Kaiser nahm an den. Festlich- unten- teil. Ter alte Finow-Kanal, der die Stromgebiete der Elbe und Over miteinander in Verbindung setzte, war nur imstande kleinere Lasten aufzunchmen, . und tonnte der neuzeitlichen Entwicklung nicht mehr genügen. Um von-Berlin nach Stettin mit größeren Fahrzeugen zu gelangen, die keine Umladung mehr notwendig hal ten, bedurfte es eines neuen Wasserweges, der nunmehr geschaffen worden ist. Von Plötzensce aus, wo der Ber liner Hafen angelegt ist, geht der Kanal zunächst zur .Havel, wo in Erkenntnis der großen Zuckung der Was- serverbindung mit der Ostsee die Berliner Großindustrie sich bei Heiligensee und Hennigsdorf bereits festgesetzt hat. Ter Kanal folgt dem rauf der Havel bis in die Nähe von Oranienburg, um daun den alten Malz-Wual, der erweitert woroen ist, zu folgen. Bei Dusterlake macht der Kanal, der hier durch das alte Seengekich ^geführt ist, einen Knick nach Osten und geht nunmehr beinah parallel zum Finow-Kanal nördlich von dieser alten Wasser straße der Oder zu. Bei Nieder-Finow, wo eiue Schleu sentreppe von 36 Metern Höhenunterschied angelegt ist, geht der Kanal in den alten Finow-Kanal, den er je doch bei Liepc schon wieder verläßt, um dann von Oder berg aus sich der alten Oder zuzuwenden und bei Hohensaaten in die gleichfalls kanalisierte Oder über- zugehen. Die Länge des neuer, Kanals beträgt von Plötzensce bis Hohensaaten lOO Kilometer. Ter Kanal wird von wesentlich größerer Bedeu tung als der Finow-Kanal für Stettin sein, weil er er- heblicb breiter und tiefer, also auch für größere Schiffe befahrbar sein wird. Auch ist nicht nur dir Zahl der Schleusen geringer, sondern auch deren Anlage und Be nutzung um vieles bequemer. Weil freilich von vorn herein ein solcher verbesserter Kanal beabsichtigt war, mußte man sich auch auf umso schwierigere Arbeiten ge faßt machen. Da war zunächst mit sehr störenden Boden verhältnissen zu rechnen; die berüchtigte, märkische „Streusandbüchse" bot für das Kanalwasser kein brauch bares Bett. Durch künstliche Dichtungen mußte überall der Kanal vor dem Versickern seiner großen Wasser massen geschützt werden. Wo es statt des Sandes zur Abwechslung Torf- und Moorboden gibt, Ivar der Bau auch nicht leichter. Dazu war ein ziemlich starkes Ge fälle zu überwinden. In das Oderbruch steigt dec Kanal mit Hilfe einer Schleusentreppe 36 Meter tief hinab. Uno trotzdem ist diese Schleusentreppe mit ihrem elektrischen Betrieb so vorzüglich eingerichtet, daß in anderthalb Stunden ein Schiff über diesen Hindernis hinwegge bracht werden kann. Astdcrc Hindernisse waren die Eisen bahn Berlin—Eberswalde und der Finow-Kanal, lieber beioe Hindernisse mußte der Kanal hinwcggeführt wer den vermittels gewaltiger Brücken, die nicht nur die kolossalen Wassermasscn und Schifsslasten aushalten, son dern auch zuverlässig gegen ein Durchsickern des Was sers geschützt sein müssen. Der Sieg über alle diese Widerstände ist glänzend errungen- Tie Schnellzüge don nern mit ihren Rauchwolken sicher unter schwerbelabenen Getreide- loder Kohlenschiffen durch. 33 Meter ist der Wasserspiegel des Kanals breit und 3 Meter tief Au manchen Stellen kam ihm freilich die Natur des Lan des auch durch ihre Seen und natürlichen Wasseradern wieder entgegen. > Der Großschiffahrtsweg wird zunächst eine Hebung des WasserverkehrS zwischen Stettin und Berlin zur Folge haben, und dann nördlich von Berlin im Herzen der Mark eine Großindustrie entwickeln helfen, der er durch die Möglichkeit des billigen Wassertransportes die Rohmaterialien beträchtlich billiger an die Fabrikations stellen schafft, als es jetzt die Eisenbahn tun kann. An, alten Finow-Kanal bereits ist um Eberswalde Herrin, ein Industriezentrum entstanden, und nordwestlich von Berlin ein zweites bei Hennigsdorf und weiter nörd lich bei Oranienburg. Die Kosten des Kanals betragen ca. 50 Millionen Mark, die zum Teil durch den preußischen Staat, zum Teil durch die Gemeinden, die von dem Kanal unmit telbaren Vorteil haben, gedeckt werden. Der hauptsäch lichste Vorteil des Kanals ist selbstverständlich der, daß cs möglich ist, Ostsee-Schiffe ohne Umladung bis in den Hafen Berlins zu dirigieren, dadurch ist Berlin in einem gewissen Sinne Seehafen geworden, in ähnlicher Weise wie es Brüssel, das gleichfalls im Binnenlano liegt, durch den auf Veranlassung König Leopolds ge bauten Willebroeck-Kanal und seiner Ergänzung dem See- brügge-Kaual wurde. Allerdings erscheint vorläufig die Größe des Berliner Seehafens etwas gering und wird wohl noch eine beträchtliche Erweiterung erfahren müssen, wenn der Kanal, die auf ihn gesetzten Hoff nungen auch nur im geringen Maße erfüllt. Man rechnet anscheinend vorläufig hauptsächlich mit dem Ver kehr auf oeu Zwischenstationen, während der eigentliche Berliner Verkehr wohl erst in späteren Jahren Berück sichtigung finden wird. Tagesgeschlchte. Deutsches Reich. Zur Zerstörung des 2 I. Die Untersuchung des bei Diedenhofcn zerstörten Militärluftschiffes 2 1 hat ergeben, daß der Luftkreuzer so stark beschädigt ist, daß ein vollständiger Neuaufbau in der Zeppelimverft notwendig ist. Die Ursache der Zerstörung ist nach den bisherige» amtlichen Ermittlungen nur in höherer Gewalt zu suchen. Eine amtliche Im p fst a t i st i k. Bei den heftigen Kämpfen, die im Reichstage vor einigen Wochen um das Jnipf- gesetz geführt wurden, beriefen sich Gegner wie Freunde des Impf zwanges auf Statistiken über die Wirkungen der Impfung, sodaß es für einen Dritten, der sich ein Urteil über diese Wirkungen bil den wollte, nahezu unmöglich wurde, zu einem abschließenden Ur teile zu kommen. Eine Broschüre, die von der Medizinalabteilung des preußischen Ministeriums de« Innern herausgegebcn wurde, an deren Spitze der von den Impfgcgnern heftig befehdete Ministerialdirektor Kirchner steht, macht es sich nun zur Aufgabe, an Hand amtlicher Zahlen die Impfung zu rechtfertigen. Wir er fahren aus ihr, daß-in Deutschland durchschnittlich nur 0,06 Todes fälle an Pocken auf je 100 000 Lebende im Jahre zu verzeichnen find, Oesterreich dagegen, wo kein Impfzwang besteht, sondern nur der Nachweis der Impfung bei der Aufnahme in die Schule ge fordert wird, 0,l4, in der Schweiz, wo nur in einigen Kantonen Impfzwang besteht, 0,2-1. In England und Wales, wo früher die Zwangsimpfung bestand, wo. jetzt aber ohne Einwilligung der Eltern keine Impfung vollzogen werden kann, beträgt die Zahl der töd lichen Pockenfällc jetzt 0,44 auf 100000 Lebende. Die Broschüre wendet sich dann noch gegen die Behauptungen der schädlichen Wirkung des Impfzwanges auf die Gesundheit der Impflinge, die sie für vermeidbar hält, wenn nur die Jmpsstellxn sauber gehalten werden. Albernheiten. Tas nationalistische „Echo Hs Paris" sucht der Welt weis zu machen, in Kvnopischt sei ein Komplott Deutsch lands gegen Rußland vereitelt worden. Deutschland wolle sich von Bulgarien den Hafen Lagos am Mittclmecr abtrcten lassen, den sich Bulgarien aus der türkischen Beutcmasse nach bei» allge meinen Zusammenbruch noch gesichert hat. Aon Lagos ans wolle Deutschland den russische» Einfluß iu Kleinasien noch kräftiger bc- kämpfen als es bisher geschehen sei. Bei welchen Gelegenheiten Deutschland diesen Einfluß bekämpft habe, das verrät der Prophet des „Echo de Paris" nicht. Ihm genügt eS allein, schon die Bnl- kauier gegen Deutschland mißtrauisch zu machen. Nicht zum min desten auch das bulgarische Volk aufzuregen. Die Bulgaren haben von aller ihrer Herrlichkeit am Mittelmeer nur einen kleinen Streifen gerettet, die öffentliche Meinung würde jedes Ministerium mit einem Sturm der Entrüstung hinwcgfegcn, das es wagen würde, dieses magere Beutestück noch zu schmälern. Aber eS genügt viel leicht den'Machern, die den, Pariser Blatte seine Weisheit einge trichtert haben, schon, im bulgarischen Volke überhaupt ein wenn auch noch so leises Mißtrauen gegen Deutschland und auch gegen das mit ihm verbündete Oesterreich zu erwecken. Tenn in Paris, ivie in Petersburg gibt man sich alle erdenkliche Blühe, das im Aorjahre durch den Dreiverband in seinen Hoffnungen schwer cni- täuschle Bulaarenvolk von jeder Annäherung an die mittel europäischen Kaisermächte fernzuhalten. Eine französische Stimme üb e r D e u t s ch l a n d S Aufstieg. In der Zeitschrift Renaissance veröffentlicht einer der höchsten Beamten der Pariser Stadtverwaltung, Louis Daussct, eine Betrachtung über die geistige, wirtschaftliche und soziale Entwicklung Deutschlands. Nachdem Dausset einen Ueberblick über die Ent wicklung der letzten Jahrzehnte gegeben hat, faßt er sein Urteil wie folgt zusammen: „Deutschland ist stark, in allen Klassen, in allen Aemtern und in allen Verwaltungen auf Grund eines voll kommenen Geistes der Disziplin und des Zusammenwirkens. Von der Höhe bis zur Tiefe der sozialen Stufenleiter — abgesehen vom Pangermanismus und voni Internationalismus — herrscht in allen deutschen Untertanen des Kaisers ein sicheres und vollkommenes Ver trauen zu den öffentlichen Gewalten. Deutschland ist heute stolz auf Grund einer starken, klassischen und glühenden Vaterlandsliebe. Darum ist der „Wehrbeitrag", die jüngste Steuer für das Heer, von allen nicht als eine neue wachsende Last, sondern als ein? Ehre hingcnommen worden. Der Wehrücitrag wird der Staats kasse jährlich 350 Millionen M. zuführen; und diese 350 Millionen kommen aus wohlgefülltcn Taschen und Kassenschränken. Seien wir auf der Hut", so schließt der französische Beamte, „denn da« wirt schaftliche Vermögen Deutschlands, das staatliche wie das pr'vate, wächst übermäßig und verleiht allen ein Gefühl des Wohlbefindens, das die Träume von einer größeren, von einer einzigen deutschen Macht begünstigt. Wer weiß, vielleicht wird sich gar bald die stolze und schreckliche Prophezeiung erfüllen, die nach Sedan verkündet wurde und von manchen dem Prinzen Friedrich Karl, von anderen Bismarck zugcschrieben wurde: „Wir Deutschen haben Frankreich auf kriegerischem Gebiete besiegt; jetzt müssen wir es auf dem Ge biete der Industrie schlagen und auf dem Gebiete der Finanz ver wüsten." Die Heeresverwaltung bestimmte Saarburgs die stärkste Grenzgarnison gegen Luneville, zur neuen Fliegerstation des Heeres. — Wie verlautet, schweben Verhandlungen, nm eine reichsgesetzliche Regelung des Lenchtfeuerwesens für die Luftschiffahrt durch'zuführen. Das Würzburger Landgericht beschlagnahmte die von einem Kinobesitzcr hergestellten Aufnahmen miti- lürischer Uebungen auf dem Münchener Exerzierplatz wegen Vergehens gegen das neue Spivnagegesctz. Ter. verhaftete Operateur wurde inzwischen wieder aus der Hast entlassen, die Freigabe des Films jedoch ab gelehnt- Allen Preßäußerungen zum Trotz versichern cingeweihte Persönlichkeiten, daß die Reichsleitung nicht die entfernteste Absicht habe, mit einer neuen Neichs- sinanzresvrm vor den Reichstag zu treten; auch ist als neue Einnahmequelle weder ein Zündholz- noch ein Zi- garetkenmonopol geplant, ebensowenig» wie man an eiue Herabsetzung der Zuckersteuer denkt- Tas Kriegsministerin in hat dem Handwerks und Gewerbekammckrtag auf eine Eingabe mitgcteilt, daß es nach erneuter, eingehender Prüfung zurzeit nicht beab sichtige den Militärbüchsenmachern die Privatarbeit grundsätzlich zu untersagen. Stimmung der Berliner Börse vom 17. Juni 1914. Die freundlichere Auffassung der politischen Lage wirkte auf die Börse anregend. Zwar war der Ein fluß noch nicht sonderlich intensiv, aber dennoch gewann eine ruhige Stimmung die Oberhand. Die Montanaktien zogen meist V2-V4V0 an, Phönix sogar I V,"/»- Von Eiienbahnaktien stiegen Shantung- und Orientbahn V-Vo, Canada SchiffahrtSaktten lagen recht schwerfällig und waren kaum verändert. Fast umsatzlos waren Elek trizitätswerke. Von deutschen Anleihen stiegen 3*/,prozen- tige Reichsanleihe 0,10 °/„ während 3^/zprozentige und 3prozentige KonsolS ebensoviel fielen. Der Kassamarkt ver kehrte überwiegend schwächer. Tägliches Geld war zu 2Vz—2°/<> zu haben. Der PrioatdiSkont stieg für kurz fristige Sichten auf 3^«/, und für langfristige Sichten auf Der Nationalrat hat einstimmig das neue Fabrikgesetz angenommen. Das Gesetz beruht auf einem Kompromiß zwischen Industrie und Arbeiterschaft. ES bringt den Zehnstundentag, schränkt die Nacht- und Sonntagsarbeit ein, verbietet diese, für Frauen und Jugendliche unter 18 Jahren, setzt als Mindestalter für Fabrikarbeiter 14 Jahre fest und gewährt Wöchnerinnenlchnk bis zu acht Wochen. Arankreich Die letzte Amtshandlung de« jetzigen Finanzminister» NonlenS als Kcicgsminister ist die Veröffentlichung eines Dekrets über das Avancement der Rrseroe- und Landwehr- ojfiziere. Danach werden die Unterleutnants der Reserve nach vier Jahren Dienstzeit und Ableistung von -wet