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schiLe». ASer wir sollten uns die Lehren de» 1? Juns i «in wenig zu Herzen nehmen und über die nächstließev- I den Tatsachen hinweg in die Zukunft blicken! 1 . i Präsident PoincarS hat abermals Biviani mit der Neubildung de- Kabinett- betraut. Biviani hat da- Ka- ' btnett bereit- gebildet. Tie ursprünglich« Fassung de» Militärgesetzes, welche die erste Kombination de- Mini* stertums Biviant zum Scheitern brachte, ist mit Ge- ! nehmtgung Viviani- folgendermaßen abgeändert wor« den: Tie Regierung wird binnen kurzem Gesetzentwürfe einbringen über die militärische Vorbereitung der Jngend und über die Reorganisation der Reserven. Die Ent würfe sind bestimmt, die Tcfensivkraft der Nation zu erhöhen, die stets nur daran gedacht hat, Ehre, Frei heit und Heimat zu schützen. Erst ivenn diese Ent würfe, die allen Ergebnissen der Erfahrung und den Anforderungen der nationalen Verteidigung Rechnung tragen, angenommen und in Kraft gesetzt sein werde», wird die Regierung eine Erleichterung der militärischen Lasten Vorschlägen können. — Ueber die neue Fassung herrscht Einvernehmen. Die Regierung wird sich am Dienstag den Kammern vorstellen. * In einem — angeblich vom russischen Kriegsmin^ ster Suchomlinow inspirierten — Aufsatz weisen die Petersburger „Birschewija Wjedomosti" auf nie uner hörten Anstrengungen hin, die Rußland gemacht habe, um eine Verpflichtung gegen Frankreich zu erfüllen und seine Kriegsbereitschaft zu erhöhen- Diese Zirle habe Rußland durch Erhöhung des RekrutenkontingentS, Ver längerung der Dienstzeit und Bau von strategischen .Bahnen, kurz durch Anstrengungen erreicht, wie sie eben nur dem mächtigen Rußland möglich seien. Rußland sei daher berechtigt zu fordern, daß auch Frankreich sei» Möglichstes tue, leine Rüstung stark zu erhalten; das sei nur durch Beibehaltung der dreijährigen Dienstzeit möglich. Der Aufsatz schließt: ,,Rußland und Frankreich Mollen keinen Krieg, Rußland ist aber kriegsbereit und hofft, daß auch Frankreich kriegsbereit sein wird/' * _ Der Pariser »Tempi- veröffentlicht ein« Unterredung feine» Madrider Korrespondenten mit dem spanischen Ministerpräsidenten Dato, der u. a. über die politisch« Lag« in Frankreich folgende- gesagt haben soll: Die Verkürzung der Mtlltärdienstzeit würde vor allem eine Schädigung de» französtschen Patriotismus bedeuten. In den Augen aller würde die» bedeuten, daß Frankreich für immer die Folgen der Katastrophe von 1870 ratifiziere und annehme. Die Erörterung in der französischen Prrfle anläßlich der un angenehmen Zwischenfälle in gewissen Garnisonen geb« zu verstehen, daß die Franzosen noch immer in Slsaß-Lothringen Brüder haben. Aber neben dieser LefÜhlSseite gebe «» noch eine Frage der Vernunft. Frankreich gehör« zu den stärksten Nationen der Welt. Um das Recht auf Achtung zu haben, müsse er Kraft besitzen. Der Radikalismus, an welchem dl« französische Politik leide, dürfe nicht so weit gehen, daß er die Ration auf Gnad« oder Ungnade dem Feinde auSlirfere. Deutschland, hab« der Minister erklärt, vermehrt feine Rüstungen und die daraus erwachsende Vermehrung der Steuern wurde ohne Murren angenommen. Auch Rußland ist nicht untätig. Man muß, so schwer ett auch sein mag, dies« Bewegung mitmachen oder ver schwinden. Di« Aufrechterhaltung de» Dreifahr-gesetze- rotrd in Frankreich mit Unrecht al- rin« nationale Frage angesehen. Sie ist «ine Frag« der internationalen Ruhe. Die Macht Frankreich- schwächen, heißt, Frankreich in die unbestreitbar« Unmöglichkeit versitzen, die von ihm seinen Verbündeten gegenüber eingegangenen Verpflichtungen zu halten. ES heißt, da» europäische Gleichgewicht gefährden; und wenn jemal» dies« unvorsichtige Politik die Oberhand gewinnen und eine internationale Katastrophe herbeisühren sollte, dann würde e- mehr denn jemal» heißen: Weh« den Besiegten! Aber ich glaube nicht, daß e» dazu kommen Der Kampf «m das Testament. Roman von Carola v. Eyuatten. 10 Szatolta, der«,» Leben-erfahrungen sich arif den engen Kreis des Schul- und PensionSlebenS beschränkten, die noch nie über eine bedeutsame Frag« halte entscheiden müssen, fühlte sich verwirrt und ratlos. Al» echte Ungarin lockt« st« der Bedank« «her, sich ihr Recht ans den» Weg« de» Prozesse» zn erkämpfen, al- daß er st« «rschreckte, st« war sich auch klar Lariiber, daß sie gegen Dr. Tsallovary keinerlei Berpfltchtin». gen hab«, aber »var er »richt ihre» Vater-Bruder? Durfte sie diese,» da» Messer auf die Brust setzen, wenn er nnoerwandt- schriftlich, vielleicht schlecht an ihr gehandelt hatte, dürft, sie Bleicher nrit Bleichern vergelten? Al- sie dies« Bedenken au-sprach, erwidert« Margit» la chend: „Hat er Dich je al» seine Nicht« anerkannt, hat er di« Absicht, e» je zu tun?" Szarolta blieb stumm, «» wollte nicht klar werden in ihrer», Kopf. Di« Medizinerin aber fuhr, immer heftiger wer- dend, fort: „Br verleugnet Dich nicht nur, er hat Dich auch auf «iue Sprosse der sozialen Leiter herunteraedrückt, die sich klaftertief unterhalb der befindet, auf die Dein Vater Dich stellen wollte. Da» weiß er, da» muß er wissen, dein» er kennt seine» Bruder» Absichten mit Dir an der Erziehung, die Du erhalten hast. Er weiß auch, daß Du, die Du für keinen Broterwerb oorgebildet bist, in die trostloseste Lage g«raten mußt, wenn man Dich ohne wettere» au» den» Loden reißt, auf dein Du aufgewachsen bist, und dennoch bedurfte e» Fräulein Eresenve» Vermittlung, um ihn zu einem Almosen von zrhntansrnd Kronen zu bestimmen. Ich wollte noch nicht» sagen, wenn er den sechste» Teil de» ererbte» vermögen« auf Dich übertrage», Dich also gleichgestellt hätte mit seinen Kindern, wenn er di« Vormund schaft übernommen und Dir «inen Platz in sedier Familie an gewiesen hätte. So würde ein anständiger Mensch gehandelt haben; Doktor Tsallovary aber hat sich al» ein gesühl»- roher und gewiffenloser Patron erwiesen. Wahrscheinlich ist et voch Schiunmrre», denn daß Dein Vater ohne Hinterlassung chve» Testament» gestorben sein soll, kann ich niemals glaü- Hm." «KG. Uebrigen» hat Frankreich da» ihm wahrlich van der Vorsehung defchiedea« Glück gehabt, in den schwersten Augenblicken, feiner Geschichte «inen Mann zu finden, welcher di« Gemüter auf den rechten Weg bringt. Die Aufgabe de- Präsidenten PoinemS ist gewiß nicht leicht und «» scheint sogar, daß gewiss, hervorragend« Politiker sich anftrengen, sein« Standhaftigkeit zu erschüttern. Aber der Sturz Poivearb» wird gewiß der Sach« jener wenig förderlich sein, welche zugunsten de» Weltfrieden« arbeiten. reseSzeschichte. Deutsche» «ei«. Der Kaiser traf gestern vormittag um 8 Nhr IS Minuten, von Konopischt kommend, auf der Fürsten station Wildpark ein. Zum Empfang hatte sich die Kaise rin eingefunden. Die Majestäten begaben sich in Auto mobilen in das Neue Palais. Derverhinderte Dänenbesuch. Am SS Juni wollten dänische Touristen eine Dampferfahrt nach Son- derburg unternehmen. Ter SS. Juni ist aber der Gedenk tag von Alsen und wer den Zweck so vieler dänischer Tonristenausflüg« nach NordschleSwig oder „Südjütland" kennt, der darf sich nicht über das Mißtrauen wundern, da- die preußischen Behörden den Ausflügler» aus Kol- ding entgegenbrachten. Sie befürchteten, die Tänen wür den wieder einmal in Erinnerung an Alsen gegen das „Unrecht von 1861" demonstrieren. So verbot der Land rat den Dänen die Landung. Tie dänische Presse wird jetzt sicherlich über den preußischen „Gewaltakt" zetern und manche deutsche Blätter werden ihr leider beistimmen. Aber die Dänen haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn sie d'e-seit- der Königsau nicht gern gesehen werben. Sie haben nur zu eifrig jede Gelegenheit benützt, um die Volksgenossen im nördlichen Schleswig in ihrem Wider stand gegen die Ereignisse vor fünfzig Jahren zu er muntern. T«n Dänen, die nach Alsen kommen, unr ihrer gefallenen Väter und Brüder, ihrer toten Karneraden zu gedenken, wird auch die preußische Regierung keine Hin dernisse schaffen. Tenn der Deutsche hat zu viel Achtung auch vor dem tapferen Feinde, um dessen Landsl.'uten zu verbieten, ihre Toten auf blutgetränkter Wahlstatt zu ehren. Aber die Ausflügler aus Kolbing boten offenbar nicht die Gewähr, daß sie allein die Vergangenheit ehren würden. Bon ihnen war zu erwarten, daß sie auch der Gegenwart und der Zukunft gedenken würden. Und das zu verbieten, dazu hatte, meinen wir, allerdings die preußische Regierung das Recht. Deutsch-Russischer Verein. -Die 16. General versammlung des Deutsch-Russischen Vereins E. B., Ber lin, findet am 25. d. M. in Berlin statt. Zur Be sprechung stehen außer geschäftlichen Angelegenheiten insbesondere Anregungen und Wünsche aus der Praxis »«bezug auf Spezialdienste für den Handel mit Ruß- land, wie Nachweis von Absatzgelegenheit und Bezugs quellen in Rußland, desgleichen in Deutschland — Kre ditschutz — Informationen aller Art — Unterstützung durch die Vertrauensmänner des Vereines — Beschaffung von Vertretungen und von Vertretern — Schwierigkeiten in der Verzollung — Rechtsfragen — Mahnungen und Vermittlungen bei Schwierigkeiten mit der Kundschaft - Nachweis von Hilfskräften — Uebersetzungen — Propa ganda in Rußland — Unterstützung im Verkehr mit der russischen Presse — kurz, alle Fragen der Geschäfts praxis. Ferner werden aktuelle Fragen des russischen Rechtes an Hand der sehr ausgedehnten VereinStätig- keit auf diesem Gebiete eingehend besprochen werden. Für die öffentliche Erörterung handelspolitische: Fragen,- die den Gegenstand eingehendster interner Arbeit bilden, werde,» später außerordentliche Generalversammlungen stattfinden, sobald mehr Klarheit über die Absichten Ruß lands inbezug auf den .Handelsvertrag, insbesondere den russische» Zolltarif, besteht. Der Deutsch-Russische Verein umfaßt mit 61 Handelskammern und 31 freien Verbänden, sowie annähernd 709 großen Einzelfirmen Mit tief niedergeschlagener Miene saß Szarolta vor der eifernde» Freundin. Jetzt entgegnete sie: ,,E» mag ja alle» so sein, wie Du sagst, aber wa» kann ich dagegen tun? Ich bin miuderjährig, habe keine Rechte und kein Geld, selbst mein bißchen Schmuck hat man mir weggenommen und ein Prozeß kostet viel, — sehr viel, da» habe ich oft gehört. Mein Vormund wird keinen für mich führen, ich kann e» nicht." „Ich hab« unter den Geschworenen «in paar gute Be kannte. Zuerst rede ich mit ihnen, daun mit Deinem Vor mund," erklärte Margita. „O nein, laß den au« dem Spiel, ich bitte Dich, liebe, liebe Margita. Wolltest Du »Nit Herrn Jnharcz reden, so würde e« Dir nur Widerwärtigkeiten eintragen, er ist ein sehr ungebildeter Mensch," riefda» junge Mädchen, schaudernd in der Erinnerung an ihre wenigen Begegnungen mit dem Vormund. A»»f Margita KiSfalva machte da» nicht der» leisesten Ein druck. „Ich werde fertig mit ihm, darüber brauchst Du Dir keine Sorge zu machen," sagte sie lachend. Wa» Szarolta mich noch einwenden mochte gegen diesen Plan, «« blieb ohne jeden Einfluß auf die Entschließungen der Kandidatin, und schließlich sagte sie: „Tu, wa» Du willst, aber Du wirst sehen, daß ich recht habe, daß Di» nicht» an»- richtest, nur Unannehmlichkeiten hast meinetwegen." Uno leichter zumute war ihr auch nicht im Hinblick auf di« »reue»» Wirrnisse und Aufregungen, die ihr drohten. E« war der Montagmorgen, an dem Szarolta Daro» für die nächste»» drei Jahr« m da» Hau« de« Kaufmann» Szigeth, de» älter», verheirateten Thef» der Firma Szigeth und Baczo übersiedel!» sollt«. E« war «in Morgen, so lachend und lenzeSdnftig, wie nur der Mai ihn bringen kann, kommt ihn» einmal die Laune an. sich al» echter Wonnemonat zu erweise». Wie e»np- länglich Ne sonst für jeden Natnrzanber war, heute sah sie weder den flimmernd«» Goldglanz, der Nähe und Ferne um wob, noch fühlte st« de» bltttendurchdnfteten Hanch, der über ihre schmerzende, zuckende Stirn hinfächelte. Für sie war alle», alle» in trostlose» Düster gehüllt und weit unglück licher noch, al» am Tage ihre» LmzugS in da» KiSfaloasche Dachstübchen, saß Ne jetzt an dem kleinen Fenster, glanzlosen den gesamten kreis der wirtschaftlichen Beziehungen zu Rußland. Ter Alkoholi-mu- und seine Bekärn- pfung in der Schule. Ueber dieses Thema sprach auf der 31. Jahresversammlung des Deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke in Königsberg Mittelschulrekror Tr. Brückmann. Ter Vortragende weist auf die großen Schwierigkeiten hin, die der wirkungs vollen Behandlung dieses Gegenstandes in der Schul erziehung cntgegenstehen: Einmal die allgemein übliche Trtnksitte im Elternhause; sodann die jugendliche sin- reife der Schüler; weiter die Ueberlaftung der Schule mit Lehrstoff u. a. Dennoch, so führt Dr. Brückmann weiter aus, muß die Schule dafür kämpfen, daß der Mißbrauch des Alkohols bei Erwachsenen in seiner gan zen Schädlichkeit gekennzeichnet und die Jugend zur vollständigen Enthaltsamkeit angeleitet werde. Hierzu empfiehlt er: 1. regelrechte Unterweisung der Schüler bei jeder paffenden Gelegenheit über die Alkoholgefahr bei jung und alt; 2. Durchführung der vollständigen Abstinenz auf Schülerausflügen, Schulfesten und ähn- lichen Veranstaltungen; 3. Belehrung der Eltern über die Alkoholgefahr bei Kindern durch Wort und Schrift; 4. Fortsetzung dieser Bemühungen nach der Schulzeit in der Fortbildungsschule und in der Jugendpflege. Vefterreich-Nngarn. Ziemliches Aufsehen erregt in Wiener politischen Krei sen die Berufung des Grafen Berchtold nach Konopischt zum Thronfolger Erzherzogs Franz Ferdinand. Man glaubt nicht fehl zu gehen, wenn man diesem Besuch, der unmittelbar nach der Besprechung des Thronfolgers mit Kaiser Wilhelm und dem Großadmiral Tirpitz stattfand, große politische Bedeutung beilegt- Rußlauv. Die Au»wanderungSbewegung unter den deutschen Ansiedlern Südrußland» nimmt einen immer größeren Umfang an. Au» den» Gouvernement Wolkynien hat sich die Bewegung auf andere Gouvernement» ou»oebreit«t. Die Ansiedler erklären, die LebenSbrdingungen in Rußland hätten sich verschlechtert uud sie hoffen in Deutschland für sich Grund und Boden auf den van den Polen entäußerten Ländereien zu finden. Die Regierung legt ter Aus wanderung keine Hindernisse in de» Weg. Rumänien. Ter Kaiser von Rußland, die Kaiserin mit dem Zarewitsch und die kaiserlichen Töchter sind an Bord der Jacht „Standard" von Livadia nach Konstanza abgereist. Aus aller Welt. Hamburg. Drahtlose Meldungen, die der Hamburg-Amerila, Linie aus Newyork gekabelt morden sind, bestätigen, daß der Dampfer „Pretoria" während dichten Nebels in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend etwa 180 Meilen östlich vom Nantucket- Feuerschiff einen Zusammenstoß mit dein Dampfer „Newyork" einer amerikanischen Schiffahrtslinie gehabt hat. Ter Zusammenstoß scheint indessen nur sehr leicht gewesen zu sein. Die Schiffe scheinen einander nur gestreift zu haben. In der Meldung, in der der Dampfer „Newyork" den Unfall in dieser Äcise beschreibt, heißt es ferner, das Schiff sei nicht beschädigt, der angerichlcte Schaden sehr gering und der Zusammenstoß so leicht gewesen, daß nur wenige Fahrgäste etwas bemerkt hätten. Danach sind die von der ameri kanischen Presse verbreiteten Meldungen über eine starke Beschädi gung der „Newyork" offenbar übertrieben. Soweit bekannt, sei bei dem Unfall niemand zu Schaden gekommen. Genauere Be richte des Kapitän» de» Dampfers „Pretoria" liegen noch nicht vor. —Ponta-Delgada. Vorgestern früh wurde «in Passagier der dritten Klaffe an Bord des Dampfers „Canopic" plötzlich geistes krank, stürzte sich, mit einem scharfen Messer in der Hand, auf die Passagiere und verletzte 25 von ihnen, darunter fünf sehr schwer. Die Bluttat spielte sich bei der Einfahrt in den Hafen von Ponta Delgada ab. Nur mit großer Mühe gelang es, den Irrsinnigen — eS handelt sich um einen Italiener — zu überwältigen und ihm das Messer zu entreißen. — Vrieg. Zu dem Einsturz eines Stollens im Innern des im Bau befindlichen Tunnels der Eisen bahnlinie von Brieg nach Dissentis wird mitgeteilt, daß dieser sich gerade in dem Augenblicke ereignete, als die Arbeit wieder aus genommen werden sollte, und zwar an einer Stelle, wo die Arbeiten infolge des lockeren Bodens außerordentlich erschwert waren. Es Blickes auf die wiedergepackten Koffer und sonstigen Gepäck stücke niederschattend,von denen ihr nur ein Teil in ihr neues Heim folgen sollte. Noch etwa eine Stunde, dann war sie Lehrmädchen und mußte alle Arbeiten «ine» solchen verrichten, mußte den Be fehlen des Personals gehorchen, sich auszanken und herum- stoßen lassen von Leuten, die an Bildung und auch wohl an Wisse» tief unter ihr standen, mußte alle Demütigungen schweigend hinnehmen. Angst, Widerstreben und Entrüstung,dieFriichtedieser Vor stellungen, erschütterten ihre Seele mächtiger denn je zuvor, »md wär« Margita jetzt mit der Frage vor sie hingetreten: Goll ich Doktor Tsallovary da» Messer auf die Brust setzen, sie würde „ja!" geantwortet haben. Er verdiente e» nicht bester, er, der sie hineingestoßen in dieses Elend. Margita kam aber nicht, um ihr eine solche Frage vor- znlegen und im Gefühl ihrer gänzlichen Hilflosigkeit brach Szarolta, geschwächt und überreizt durch eine in Jammer und Seelenpein hingebrachte Nacht, in krampfhafte» Schlnchzen an». „O Papa! Papa! Wenn D» wüßtest, wie e» Deiner armen Szarolta geht, wie man sie behandelt uud quält. O Papa, ich möchte sterben, möchte zu Dir!" stöhnte sie, den Kopf auf die über der Stuhllehne gekreuzten Hände legend. Während sie dalag, halb verzweifelnd, war e» ihr plötz lich, al» träte jemand an ihr» Seite und al« flüstere eine liebe, wohlbekannte, wenn auch schon lange nicht mehr ge hörte Stimme dicht an ihren» Ohr: „Sei rnhig, meine kleine Szarolta, ich bi,» bei Dir »md wache über Dir!" Der Eindruck dieser Empfindung mar ein so starker, daß sie mit einen» leisen Aufschrei in die Löhe sprang und ent setzt um sich schaute-sie war allein im Stübchen. Im gleicher» Augenblick fast schlug e» auf der kleinen Schwarzwälderuhr an der Wand sieben, und einige Mumie» später trat Margita herein, in den Händen da« Anrichtebrett mit den» Kaffeegeschirr. „Guten Morgen, Szarolta!" sagte sie munter, um so gleich erschreckt hiuzuzusetzen: „Wa» ist Dir, Du stehst ja gan- verstört au», bist Du krank?" Da» jung« Mädchen berichtete in fliegender Hast, wat» «»soeben «lebt zu haben glaubte. 222.80