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- Erscheinungsdatum
- 1914-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191406083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19140608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19140608
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
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Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-08
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Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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entfaltete sich ein großartig bewegte» Bild auf dem grünen Rasen, da- durch die Banner der Turnverbände sowie durch die Chargierten in Wich» de- akademischen Turnerbundes eine besondere Note erhielt. Nach dem Frühstüch begab sich die Kaiserin ins Neue Palais zu rück, während der Kaiser nach Grünau fuhr. Verleumdungen. Ter Jungdeutschlandbund ist den Genossen bekanntlich ein Dorn im Auge und sie lassen keine Gelegenheit vorübergehen, dem Bunde, wie auch seinen Führern etwas „anzuhängen". So hatte auch jüngst der Abgeordnete Adolf Hoffmann, genannt ter „Zehngebote-Hoffmann", im Abgeordnetenhause be hauptet, Generalfeldmarschall Freiherr von der <1o!h, der eigentliche Schöpfer Jungdeutschlands, sei letneswegö der uneigennützigste Förderer der Jugendbewegung, als den man ihn stets hinstelle, er bekomme ein Gehalt von 20000 Mark und daneben 35 Mark tägliche RSiscspesen nebst freier Fahrt erster Klasse. General Freiherr von Bissing hat diese Behauptung im Herrenhause rchon ge- bühreno zurückgewiesen. In der Tat erhalte der Feld marschall nur freie Fahrt und freien Aufenthalt auf dcr Reise; er habe nicht nur kein Geld vom Bunde ge- Wonnen, sondern im Gegenteil diesen finanziell unter stützt. Jetzt hat nun Freiherr von der Goltz, der durch dringende Reisen bisher verhindert war, selbst zu der Angelegenheit Stellung zu nehmen, eine Erklärung er lassen, in dcr er Herrn von Bissing für sein kameradschaft liches Eingreifen dankt und dessen Angaben noch hinzu-, fügt, daß er einen Jahresbeitrag bezahle und caß ihm seine Stellung als 1. Vorsitzender des Jungdeutschland bundes erhebliche Unkosten auferlegr. Weiße Sklaven. Schon vor Jahren hatte die Stuttgarter Polizeiassistentin Schwester Arendt in ihren „Weißen Sklaven" das Elend jener unglücklichen Kleine» geschildert, die ihren Eltern eine Last sind und die dann unter allerlei Kniffen, um die Gesetze zu umgehen und die Behörden zu täuschen, regelrecht „verkauft" werden. Aber bisher hat man sich noch zu keiner systematischen Bekämpfung dieses Verbrechens an der Jugend verstehen tonnen- Auch heute noch werden vor allem Kinder „dis kreter Geburt" auf diese Weise dem Elend überliefert. Die Behörden stehen diesem Treiben machtlos gegenüber, weil es gar zu viele Maschen im Gesetze gibt, durch welche die gewissenlosen Kindcrhändler durchschlüpfen können. Daher verdient cs immerhin Beachtung, wenn der „Vor- - trupp", eine jener in letzter Zeit so zahlreich gewordenen Vereinigungen, die eine gesundheitliche Ertüchtigung des Voltsganzen erstreben, züm Schutze der unglücklichen Kin der ein weitgehendes gesetzliches Einschreiten verlangt. Auf seiner Tagung in Leipzig hat dcr Vortrupp be schlossen, eine Petition an den Reichstag zu richten, in dcr verlangt wird, daß kein Kind' ohne Genehmigung dcr Vormundschastsbchörde abgegeben werden soll, daß serncr behördlich beaufsichtigte EntbindungShäuser er richtet werden, daß Adoptionen nur unter amtlich-er Ver mittlung Vorgenvinmcn werden dürfen; endlich soll die öffentliche Antündigung von Gelegenheiten zu „diskreter" Geburt und zu Adoptionen unterbleiben. Es ist zu hoffen, daß diese Petition, mögen sich auch nicht alle ihre For derungen als praktisch durchführbar erweisen, bei Regie- rung und Reichstag in der kommenden Session die ver diente Berücksichtigung findet, damit endlich einmal gegen diesen menschenunwürdigen Kinderhandcl energisch und zielbcwußt vorgegangen werden kann. Für die deutschen Katholiken in Brüssel. Tie Mitteilungen des Vereins für das Deutschtum iin Ausland wissen von einem erhebenden Fest zu berichten, das dieser Tage in Brüssel stattfand. In Anwesenheit des deutschen Gesandten v. Below und des österreichischen Gesandten Grasen v. Clary-Aldringen, sowie von Ver tretern belgischer Behörden und deutscher Vereine und vieler Gäste aus nah und fern ging die Grundsteinlegung der neuen deutschen katholischen St. Pauluskirch>e vor sich, zu deren Errichtung Kaiser Wilhelm und andere deutsche Fürsten namhafte Spenden gegeben haben. Beim Gin goldenes Mutterherz. Roman von Erich Ebenstein. S1 Oder wußte sie es am Ende gar? Sie war so seltsam zu geknöpft, wenn ans Lanzendorf die Rede kam. Nicht einmal das hatte sie ihn» sagen »vollen, was sie an Frau Lanzendorf geschrieben hatte, obivohl sie de»» Brief nach Tisch ii» seiner Gegenwart aufgab. Ja, die Weiber — Vie Weiber — nie würde er die auslernen. Als Schwalbling gegangen war, schritt Lanzendorf lang sam durch die leeren Zimmer, die Dienerschaft hatte er schon früh ausgezahlt und entlassen. Eigentlich hatte er es hier tun »vollen. Inmitten der Mö bel, tue Assuntas Hände einst berührten nnd die Zeugen seines Glücks gewesen waren. Aber dann hatte er sich anders entschlösse»». Gerade diese Dinge, die ihr Eigent»»»»» waren, und die ihr allein in Zukunft noch von ihm sprechen würden, sollten ihr nicht verleidet werden dnrch eine blutige Erinne rung. Während er nach Hut und Mantel griff, um sich nach den» Stadtbnrean zu begebe»», umspielte ein ironisches Lä cheln seine Lippe»». Wie sentimental er geworden war. Vor einem Jahre hatte er anders gedacht. Lachend, wem» es schon hätte sein müssen, wäre er aus dem Leben geschieden, im Sektrausch von schöne»» Frauenlippen geküßt. Heute stieg ein leises Rot in seine fahle»» Wange», wenn er an diesen Lanzendorf znriickdachte. Hatte ihn das Leben so niedergedrückt mit eiserner Hand? Nein, eine nene Erkenntnis hatte ihn erhoben, weit über seine einstige leichtfertige, mir auf Aenßerlichkeiten gerichtete Weltanschauung hinan». Und diese Kraft hieß Liebe. Nicht Sinnenrausch und Leidenschaft, sondern Liebe, die in der Seele wurzelt und höher und reicher »vird mit jeden» Jahre, und ihr« Kreise immer weiter zieht, bi» sie mit festem Band daS All umschlingt. Liebe, die mit dem Alter wächst nnd diese» Alter reich macht von innen heraus. Mechanisch schloß er die Tür seiner Wohnung ab und ßtieadke Treppe hinauf. Nun, er würde diese» Alter, vor dem ihm früher gegraut Hammerschlyge sprach der deutsche Gesandte die Worte: „Zur Ehre Gotte», zum Ruhme de» Vaterlandes, zum Segen der deutschen katholischen Gemeinde in Brüssel." Tie ganze Feker verjief in würdigster Weise. Nun wird sich in Bälde in Brüssel ei» Gotteshaus für die deut schen Katholiken erheben, in der Hauptstadt des Landes Belgien, das seine deutschen Bewohner — es Hausen deren viele Tausende in der Gegend von Arel auf erb- gesessenem Boden — in unbilligster Weise entrechtet und knebelt. Labtau-Wehlau erledigt. Der Tod de« konservativen Abgeordneten v. Mafsow, de» Vertreter» de» ostpreußtschen Kreise» Lablau - Wehlau, wird einen sehr hetßen Wahlkampf im Gefolge haben. Lablau-Wehlau ge- Hütt« zu den Wahlkreisen, die nach der Relchlstnanzriform von 1909 der Rechte»» ziemlich überraschend verloren gingen. Nach dem Tode de» damaligen konservativen Ver treter» Arendt siegt« in der Ersatzwahl der Fortschrittler Wagner. Der Ersolg der Linken war nur vorübergehend. Im Jahre 1912 gelang e» Herrn v. Massow, der den Krei» schon 1898—1906 innegehabt hatte, den Sitz für die Konservativen zurückzuerobern. Allerdings nur mit der äußerten Anstrengung; im ersten Gange wurdrn 8356 konservative, 5850 fortschrittliche und 2961 soziaidemokra- tisch« Stimmen abgegeben. Erst in der Stichwahl siegte Massow mit 9104 gegen 8694 Stimmen. Die Fortschrittler legten sodann «inen Wahiprotest «in und d«r Reichstag hatt« berett« Beweiserhebung beschloßen. Sie werden jetzt zweifellos alle» daran setzen, den Wahlkreis wieder zu er obern. Ihre Aussichten werden dadurch noch verstärkt, daß die Konservativen einen neuen Mann aufstellei» müssen, dem rS nicht leicht fallen wird, sich die gleiche»» Sym pathien bet den Wählern zu verschaffen, deren Herr von Massow sich erfreute. Ebe» die persönliche Beliebtheit dieses ehemaligen Offiziers von echtem Schrot und Kori» hat ja auch die Konservativen bewogen, ihn 1912 von neuem auf den Schild zu erheben. Auch in der kommenden Ersatzwahl wird voraussichtlich viel von der Person des Kandidaten abhängen, den die Konservativen aussuchen. Frankreich. Da» Ministerium Vivlani ist in der letzten Minute gescheitert. Die Schuld an dem negativen AuSgang der Kabinettsbildung trägt, wie osfiziell mitgeleilt wird, die Frage der dreijährigen Dienstzeit. ES ist Biviani trotz eingehender Verhandlungen mit den in Aussicht genom menen Mitgliedern de» neuen Ministeriums nicht gelungen, über die Frag« einer eventuellen spätere»» Abänderung de» Gesetzes über die dreijährige Dienstzeit eine Berständigung herbeizusühren. Er hatte eine Formel ii» Vorschiag ge- gebracht, durch die er theoretisch eine Abänderung des MilttärgesetzeS in der Kammer versprechen wollte. Den radikalen Mitgliedern de» Kabinetts ging aber diese» Ver sprechen nicht weit genug und sie weigerten sich infolge dessen, Vtoiani ihre Mitarbeit zur Verfügung zu stellen. Bioiani begab sich daraufhin Sonnabend mittag in de»» Ely'Srpalast und teilte dem Präsidenten PoincaiS mit, daß er zu seiuem Bedauern nicht in der Lage sei, die Bildung de» Kabinett« zu übernehmen. Poincorö versuchte, ihn» von seinem Entschluß abzubringen, doch beharrte Viviani fest auf seiner Weigerung. Delcassö hat aus Gesundheits rücksichten die Bildung de» Kabinett« cbgelehnt. Dupuy hat da» Anerbieten abgelehnt, das Kabinett zu bilden. Er riet dem Präsidenten Poincaiö. daS Senatsmilglied Petra! mit der Kabinettsbildung zu beauftragen. Poiiicaiö hat Petral zu sich berufen. Petra! hat auch der» Auftrag ab gelehnt, ein Ministerium zu bilden. Rußland. ES ist bemerkenswert, daß jetzt in der Zeit der Probe mobilisation und Rüstungen Rußlands die Arbeiten am Bau der Geschützfabrik in Zaryzin beschleunigt worden sind. Die Zahl der Arbeiter wurde auf 2000 erhöht. Man hofft bereit» Mitte de» Sommer» einige Gebäude in» Bau vollenden zu können. Tie Fabrik dürfte zehntausend Mann beschäftigen. Für die Einweihung der Werke plant mau hatte wie vor etwas Verächtlichem und daS ihm nun als gesegnete Vollendnng des Lebens erschien, nicht mehr erleben. Eine Stunde genügte, um auch in» Bureau Ordnung zu schaffen. Ger» hätte er Maipa Fabrizius noch die Hand ge drückt und ihr gesagt: „Ich danke Dir, Du hast mir aus Dir selbst heraus eine»» anderen Maßstab gegeben für die Dinge hieniede». Dir erst hast mich auch begreife» gelehrt, daß das Weib in seiner Güte die Volleirdunq der Schöpfung bedeutet, wo ich so lange nichts als daS schöne Weibchen in Deinen» Geschlecht gelten ließ und suchte." Aber er konnte nicht erwarten, bis sie kau». Und sie hätte ihn schließlich auch nur aufgehalten. Geschrieben hatte er ihr ja. Morgen, wenn sie ihn hier finde»» würden, hielt sie wahr scheinlich seinen Brief bereits in Händen. Düsterstarrteer auf das weiße Blatt vor sich nieder. Wenn er nur das schon beschrieben hätte! Aber eS war so schwer, alle», was ihu bewegte, in Worte zu kleiden, ohne die ge ringste Spur von Bitterkeit. Plötzlich schrak er zusanunen. In der Totenstille, die rings»»» herrschte, hörte er deutlich einen Schritt draußen im Garten, der sich dem Pavillon näherte. Jetzt klopfte jemand den Schnee von den Füße»» nnd die elektrische Klingel schrillte. Er war erschrocken. Wer konnte nochzuihmkommen? Kitty? Oder Schwalbling noch einmal? ES läutete zum zweiten Mal. Natürlich, man ninßte ja den Lichtschein von außen sehen. Und wenn er nicht öffnete, rief man vielleicht Leute, glaubte, es sei schon vorüber Langsam stand er a»f und ging hinaus. Vielleicht war eS sei»» Diener oder einer der Beamten, der etivaS vergessen hatte. Mai» mnßte ihn kurz abfertigen nnd ruhig, heiter, damit er nichts ahnte. Als er öffnete, prallte er erschrocken znrück: Frau Lore stand vor ihm. „Mama — Du — ?" „Ja, ich bin auf der Durchreise von Schlohstädt nach Bar- thelmä nnd möchte den Abend gern mit Dir verbringen, lieber Ferry. Erst war ich in der Fabrik draußen dann suchte ich in Deinen» Restaurant nach Dir, gottlob, daß ich Dich nm» end lich finde." Sie war an ihm vorüber eingetreten nnd verstummte nun, betroffen über sein verstörte«, verlegenes Aussehen. «in, groß« Festlichkeit, an der flch da» Zarenpaar beteiligen wird. Sächsischer Rabattsparvereüistag. K Der Gau Sachsen im Verbände der Rabattsparvereine Deutschlands trat nach verschiedenen internen Sitzungen und einem geselligen Beisammensein am Sonnabend und Sonntag in Werdau unter ungemein zahlreicher Teilnahme au« dem ganzen Lande zum 8. Gaulage zusammen. Unter den Ehrengäste» sah man Vertreter des König!. Ministeriums deS Innern, der König!. Amtshüupt- mannschast Zwickau, des Rate« und der Stadtverordneten Wer dau«, der Handelskammern Plauen i. V. und Dresden, der Gc- loerbekammern Dresden, Leipzig und Plauen i. B. und verschiedener kaufmännischer Vereine sowie die Landtagsabgeordneten Stadtra» Döhler und Rechtsanwalt Dr. Böhme, und in Vertretung des Reichsvcr» bandeS der Rabattsparvereine Kaufmann NicolauS-Bremen und Generalsekretär Beythien-Hannover. Handelsrichter Kaufmann Gottlebe-Pirna kennzeichnete in der Eröffnungsrede den Zweck der Rabattsparvereine als Schutz- und Stärkungsarbeit des selbständi gen GeschäftSlebenS, betonte, daß diese Bewegung in steigendem Maße die öffentliche Aufmerksamkeit erweckt und un wesentlichen Anerkennung und von Staat und Behörden wohlwollende Unter stützung gefunden hat, und schloß mit einem begeistert aufgenom menen Hoch auf Kaiser und König, an welch' letzteren ein Huldi gungstelegramm gesandt wurde. Es folgten wohlwollende Begrüßungsreden des Bürgermeisters Dr. Rudolph-Werdau für den Kongreßort, Kaufmann Süßmilch für den Rabattsparverein Werdau, Kaufmann Nicolaus-Bremcu für den Hauptvorstand der Rabattsparvereine Deutschlands und Kaufmann Schneider für die anwesenden Bertretcr sächsischer Handels- und Gewcrbekammern. Nachdem hierauf der Geschäftsbericht und der Kassenbericht auf das letztvcrflossene Jahr glatt erledigt worden waren, hielt Landtags abgeordneter Rechtsanwalt Dr. Böhme-Großröhrsdorf einen Vor trag über das Thema: „Die Stellung der Regierungen zu denF ragen des heimlichen Waren Handels und der W a n d e r l a g e r". Einleitend stellte der Vortragende fest, daß in der Bekämpfung dcr beiden offensichtlichen Mißstände einiges erreicht worden ist, was günstige Ausblicke auf die Zukunft zuläßt. Er habe die Gewißheit, daß man in der Bekämpfung des llebcls sicher noch Ersprießliches erreichen »vird. Weiter gab der Redner linier Anführung dcr Vorkommnisse dcr letzten Jahre und unter Stichprobe»» aus dem Reichstage und den Parlamenten dec Bundes staaten eii» anschauliches Bild dcr Frage, woraus hervorging, daß der gesunde Fortschritt marschiert, obgleich die Beratungen noch nicht auf Grund eines bestimmten Antrages oder gar eines Gesetz entwurfes erfolgten. Wertvoll war der Wink des Vortragenden, nicht in erster Linie an die mit Arbeiten genügend belasteten Behörden mit den Petitionen heranzutreten, sondern an die Par lamente zu gehen. Sehr richtig habe in neuerer Zeit in formaler und juristischer Beziehung die Leitung des Verbands dcv Rabatt sparvereine Deutschlands gehandelt. Ein hocherfreulichcr Fort schritt in dcr Bekämpfung des heimlichen Warcnhandcls sei dcr Er laß des Preußischen Handelsininistcrs vom 30. Dezember 1913, dem das Reich bald folgen werde. Hoffentlich beschritten dann die anderen deutschen Regierungen den gleichen Weg. Die Beschnei dung dcr Freiheit der Beamten in Bezug auf die Deckung ihrer Bedürfnisse durch Verbot des heimlichen Warenhandels ec. sei be rechtigt iin Interesse des sozialen Friedens im Volke und des An sehens dcr Beamten selbst. Wenn der Beamte von der Meinung ansgche, daß er sich wie jeder andere Staatsbürger völlig frei be wegen darf, so irre er. Der Beamte habe eine mit Sonderrechten ausgestattcte Stellung im Staate, dafür aber andererseits größere Pflichten gegenüber der Allgemeinheit. In die zur Behandlung stehende Sache spiele auch die Frage dcr Berechtigung der Bcsvl- dungserhöhlingen mit hinein. Er hoffe, daß sachliche Meinungs- austanschc mit den Beamten den heimlichen Warcnhandcl ein dämmen »verden. Sodann wandte sich der Redner den Bestrebungen zur Ein dämmung der für den ortsansässigen Hanoels- nnd Gcwecbestand wie für die Käufer glcichnachkeiligcn Wand er lag er nnd W a n d c r a n k t i o n e ii zu. Die letzteren sollle man am besten nach dem Muster Badens glattweg verbieten. Das beste Mittel zur Bekämpfung der Wanderlager »viirde zunächst die von der ReichSrcgierung mit Unterstützung der rechtsstehenden Parteien mit Einschluß der Nalionallibcralen erstrebte Gesetzgebung zur Acudc- rung des tz 58 der Reichsgewerbeordnung sein. Bedauern müsse man, daß dcr Reichstag auseinander gegangen sei, ohne das Gesetz zu verabschieden, »veil man einer Vcrschlcppungstaklik der Sozial demokraten Folge geleistet habe. Ter Versuch der Erdrosselung dcr Wandertage»: durch eine Steuer »viirde ein aussichtsloses Experi ment seil» und vor allen Dingen gleich der WertznwachSsieuer in dcr gegenwärtigen Form nicht gerechten Anforderungen entsprechen. Der Vortrag fand lebhaften Beifall. Weiter erstattete Kaufmann Schmidt, Plaue»» auf Grund einer Umfrage Bericht, über den Stand der Rabatt sparvereinssachc im Königreich Sachsen, »voraus hcrvorging, daß diese ivirlschaftlichc Kauipf- bcwcgung nicht nur gesund geblieben, sondern auch in ihren Ein richtungen vertieft worden ist. Im übrigen spiegelte das Zahlen- »verk deutlich die Schwere der Krise des Jahres I!)I3 in unseren» engeren Vaterlandc wieder. Der Bericht ivnrde zur Kenntnis ge nommen. ES folgte ein Vortrag des Generalsekretärs H. Veythien Das Zimmer, i» dein sie stände», war zwar du».'--!, aber aus dein Nebeiiraum fiel dnrch die offenstehende Tür ei» breiter Streifen blendeirden Lichtes gerade cmf LaiNlmcwrss Gestalt. Ihr Blick folgte zufällig dem Licht. Sie sah die zerrissenen, geballten Papiere am Boden und etwas Blinkendes ainDchrcib- tisch, das ihr den Herzschlag jäh stocken lies;. „Es ist sehr lieb von Dir, Mama," preßte Lanzendorf jetzs mit heiserer Stimme heraus, „aber ich biu gerade Henle sehr beschäftigt, habe zu arbeiten, bis tief in die Nacht hinein, morgen —" Sie legte die Hand in seinen Arin und.zog ihn mit sich ins andere Zimmer, ohne daß er die Kraft fand, sich zu weh ren Ihr unerwartetes Komme»» hatte »hu völlig übermannt. „Liebes Kind," sagte sie sanft, „ich sehe, daß Di» beschäf tigt bist, aber bei dieser Arbeit will ich Dir eben Gesellschaft leisten. Vielleicht sehen »vir dann beide, daß die Rechnung noch nicht ganz stimmt." Sie setzte sich dicht ai» den Schreibtisch und auch erließ sich gebrochen auf seinen Stuhl fallen Auf ihre Worte fand er keine Antwort Ihre Angen umfaßten mit einen» Blick all diese »»ich! »nißzilverstehenden Borbereitnilgen und bliebe» dann mit selt samem Glanz aus ihm ruhen „Ferry, mein liebes Kind, was wolltest Du tun?" sagte sie endlich mit leisem Vorwurf und so wehem Ton, daß eS ihn erschütterte. „Was ich muß, Mama! Ich bi»» am Ende angekommen und kann nicht mehr weiter." „Und an unk, — an Dein Kind hast Du nicht gedacht dabei?" „Doch. Aber ich könnte ihn» keine Existenz mehr bieten, auch »venu —" Sie griff nach seiner Hand „Was ist geschehen? Erzähle mir alles." Er raffte sich etivaS auf und berichtete mit klangloser Stimme, was sich ereignet hatte. Frau Lore hörte aufmerksam zu, und als er geendet, grübelte sie immer noch stumm vor sich hin. Geldsorgen also trieben ihn in den Tod. Beinahe hätte sie anfgeatinet. Sie halte gefürchtet, daß die Härte ihre» Kinde» ihn so weit gebracht. 221,20
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