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durch den engen, noch nicht drei Zentimeter breiten Spelt zwei fleißige Bögelchen ein und aus. Da- öfteren mögen Gegenstände, welä)c Schutz gegen Sind und Wetter bieten, den Vögeln Anlaß geben, die selben zur Anlage ihres Nestes zu wählen. So sanden Bahnbedienstetc in Bochum unter dem Boden eines Gü- tersvagens, der eine Zcitlantz auf einem toten Gleis gestanden hatte, ein Vogelnest. Recht gelegen scheint auch einen» Hauniönigpärcheu in Leyden ein Kinderschuh gekommen zu sein, der da, weggeworfen, so zwischen den Aurzelstümpfen eines tleinen abgehauenen Bau- mes mit der Spitze abwärts hängen geblieben war, als sei er eigens schon für die kleinen königlichen Vogel- zwerge zur Flitterwochenstation bestimmt gewesen. Aus aller Welt. Berlin: Vorgestern abend sprangen zwei Mäd chen von der Schillingbrücke in die Spree. Es gelang, eines der Mädchen zu retten, das andere, die 16'lährige Arbeiterin Else Schmidt aus der Rigaer Straße, ging jedoch rasch unter und ertrank. Tic beiden Mädchen waren kürzlich bei einer Kartenlegerin gewesen, die der Else Schmidt sagte, daß ihr ein Unglück bevorstände. Seit dieser Zeit war das Mädchen verängstigt. Es entfernte sich vorgestern früh mit der Freundin aus der Wohnung ihrer Mutter und kehrte nicht wieder zurück. — Dan zig: Die Elbinger Vereinsbank, G. m. b. H., hat gestern Kpnsurs angcmeldet. Ter Konkurs kommt um so über raschender, als die Bank für das letzte Jahr noch k Prozent Dividende verteilt hat. Tic Mtiven und Pas siven sind noch nicht bekannt, doch hofft man, die er heblichen Spareinlagen auszahlcn zu können. Besonders schwer betroffen werden die kleinen Leute, namentlich Handwerker. Eine Anzahl weiterer Konkurse dürfte die Folge dieses Zusammenbruches sein. Die Ursache dieses Zpsammenbruchcs ist, daß sich die Bank weit über ihre Kräfte an einem Elbinger industriellen Unternehmen enga giert hatte. Es handelt sich dabei um einen werft industriellen Betrieb kleineren Umfanges. — Saar brücken: Als Schwindler entpuppte sich ein jnngw Mann, der sich als kaiserlicher Oberförster ausgab, als Forftbcamter auch im Saarbrückener Adreßbuch ein getragen war und sich Zutritt zu den hiesigen Ge- schäftskreisen zu verschaffen wußte. Mittels gefälschter Papiere, die den Stempel der Forstmeisterei aufwiesen, und durch sein sicheres Auftreten wußte der angebliche Forstbeamte, der behauptete, aus dem Elsaß hierher versetzt worden zu sein, Vertrauen selbst in Forstkrcisen zu gewinnen, was er zu umfangreichen Pumpversnchen ausnutzte. Der Polizei gelang eS endlich, ihn als Schwind ler zu entlarven. Tas eigentümliche an der Geschichte ist, das; der Betrüger in Saarbrücken seine Schwindeleien auSzuüben vermochte, obwohl er hier geboren ist und eine große Reihe von persönlichen Bekannten hat, die um seine frühere Stellung wußten. — Paris: Tie Staatsanwaltschaft Berlin I hat, wie man hier misten will, gegen den Herausgeber der in Berlin erscheinenden Wochenschrift „Action" Pfemfcrt Anklage wegen Aufrei zung zum Morde erhoben. Jnkriminiert ist ein Artikel Pfcmferts über die Tötung des Chefredakteurs des „Fi garo" Calmcttc, in dem die Tat der Frau Eaillaux gut geheißen und allen in ihrer Ehre beleidigten Frauen als Beispiel hingcstellt wird. Tie Staatsanwaltschaft er blickt darin eine Aufreizung zum Mord. Ter Verteidiger des Angeklagten nun, der bekannte Anwalt Ärünspach, macht seinerseits geltend, daß die Tat oer Fran Eail- kaux keinesfalls als Mord angesehen werden könne und r daß mithin eine Aufreizung zum Morde nicht vorlicge. Zum Beweise seiner Ausführungen beabsichtigt der Ver teidiger, Eaillaux als Zeugen zu laden. Eaillaux soll bereit sein, nach Berlin zu kommen. — Riga: Baron Wolff, der Besitzer des Rittergutes Dickeln in Livland, wurve bei der Verfolgung von Wilddieben durch Schüsse tödlich verwundet und starb bald darauf. — Oeden - ' Km goldenes Wutterherz. ! Roman von Erlch Ebenstein. 57 „Weiter, »nein Junge. Was sagtest Du Eva vorgestern?" „Daß ich dies Leben nicht mehr ertrüge! Daß sie gehe» - solle. Daß sie kein Herz habe. Daß ihr alles, alles fehle, ! was LaS Weib den» Manne liebenswert und unentbehrlich ? i mache. Daß sie mir kein Heim geschaffen habe, sondern eine ? Hölle." „Welch bittere Worte! Arme Eva! Und Du hast sie aus Liebe geheiratet, Rudi!" Tiefer Schmerz zitterte in den Worten der alten Fran. Sie hätte ausschreien mögen: wißt Ihr Menschen von heute denn alle nicht mehr, was wahre Liebe ist? Aber sie schluckte es hinunter. Hart genng hatte seine Heftig keit sich bestraft. Er aber wiederholte leise seine Worte: „aus Liebe" und plötzlich umschlangen sie seine Arme und sein Kops vergrub sich aufschluchzend anihrer Brust wie einst in der Knabenzeit. „Mama, Mama/ kam eS stammelnd über seine Lippen, „ich lieb sie doch genau so wie einst — ich wußte ja gar nicht, rvq- ich sprach — erst später, abends, als sie mich holten, und ste Blutüberströmt vor mir lag, da wußte ich, was ich getan, rmd daß ich doch »licht leben könnte, ohne sie." Fra»« Lore atmete auf. Dann strich sie beruhigend über keine glühende Stirn. „Armer Rudi! WaS sagt der Arzt?" ' ^Gr konnte die Kugel bisher nicht finden und gibt so »vmig Hoffnung k Morgen will er einen letzten Dersuch ma chen, o Mama nnd eS ist, als ob Eva ein anderer Mensch rväte. So gut nnd liebevoll ist sie, so voll Sehnsucht nach Dir und voll Reue — wenn ihr Blick ans mir ruht, dann ist eS, als sähen mich Deine lieben, gütigen Augen an." Der Wage» hielt. Leise stiegen beide dir Treppe hinauf. - „Sie soll nicht sprechen, sagt der Arzt," flüsterte Rudi, als sie das Krankenzimmer betratet», und di« Mittler drückte ihm beruhiqeud die Hand. „Laß nnr, auf Kranke versteh' ich mich schon. Ilnd laß «nS fürs erste allein, ja?" Gr trat zurück. Iran Lore »besetzte sich still an das Lager ihrer Schmie« 'bürg (Ungarn): Der au- Güna ankommende Personen zug fuhr in der Station Lakenbach infolge falscher Lei- chenstellnng in'einen,Schotterzug hinein. Hierbei wurden 20 Personen mehr oder minder schwer verletzt. Ter Ma terialschaden ist ziemlich bedeutend. Voü Lovvadeuä, äsv L 5um stsilsn vir grolls kosten Rests uock Lchsodllitts 2U uosagbar vieckrixvo kreisen rum Verauk. vis Rests sind iv Lerlvv eiugoteiit. decke Loris sin Loblaxer. Boston I dscksr Rest im Uster 8 kkx Darunter scböuv Rvsätrs kür RIsicksr usv. kost«» II .kecker Rest im Aster IO kkx. Varuvter keine Rseätrs u. lstrts Aouksitsv. lkontvn III deckst- Rest im Uster 20 IkHx varun ter Rlsicksr-^ asobstokls,k uttsrstokle, sieg. Resätrv. lkonten I V decker Rest im Uster SO Varuvter Llauckrucks, Rvl. Uusselins, RuttsrstoSe. I»ost«n V deckst- Rest im Uster 40 Varuvter Lvi. Xrvpoos, Vavcktuebstofie, Rettreligs. kosten VI decksr Rsst iw Uster SO ktx- Viti-unter Llussv- unck Risickvr-Latius. lkost«» VII deckt-»- Rsst iw Uster 00 ktx varüntsr ^Vollwusseiivv, Aspbirs, Lobürrsustolkö. Ikoittv» VIII dscker Rsst iw Uster 100 klx. Varuvter vogl. Aspbirs, Leickvnsatins, ^Voiiwusssiius. aertochtet, nahm deren heiße Hände in die ihren, nnd sprach liebe, gute Worte, wie um das Mutterherz sie über die Lippen bringt. Immer ruhiger atmete Eva, immer ruhiger wurde der fiebernde Mick, der die Eiiitretende begrüßt hatte. Ihr Mund schwieg gehör am, aber die Augen sprachen eins Sprache, die die altoFra» gerade hier nie mehr zn sehen erwartet hatte. Es war e n neuer Geist mit ihr eingezogen in das Heim deS jungen Paares, das fast verlernt hatte, an Frieden zu glauben. Nie Aufatmen ging es durch das Hans, als eS am Tage nach Fran Lores Ankunft dem Arzte gelang, die Kugel zu eutferuen und er nun wieder Hoffnung gab. „DaS wär eme böse Zeit," sagte die alte Fran zwei Wo chen später, uls Eva zum ersten Male im Lehnstuhl neben ihr saß. „Aber unn sind wir durch, und so Gott will, gibt's nur mehr Sonnenschein nm Dich, Euchen." Sie klopfte ihr freundlich die Backen. „Eilt bißchen blaß und schmal sind sie geivorden, aber das werden wir schon auch noch wegkriegen. Und dann nur immer den Kopf hoch und mittig hiuein iuS Lebe», wo eS so viel Gutes zu hole» gibt, gelt?" Eva nickte. „Ach j<r, Mama. Wenn ich denke, wie Du mich alles so an» derS sehen gelehrt hast! So viel, viel einfacher, als ich dachte, früher schien mir alles unlösbar schwer, voll Konflikte und Enttäuschungen, und nn» liegt der Weg so klar und breit vor mir," sie grübelte kopfschüttelnd vor sich hin. „Ich hab' ihn doch auch früher lieb gehabt? Aber nun ist's doch ganz anders. ES ist so seltsam, wenn man dem Tod ernsthaft ins Auge blickt. Wie, wenn ans einmal alle Schleier fielen und man nackt und klar sich selber steht in seiner ganzen Armseligkeit. So, Mama, war mir's, als ich zum ersten Mal wieder zum Bewußtsein kam. Und weißt Du, was mir da am deutlichsten vor Augen stand?» i „Nun?" ' „Du! Wie Du so still und selbstlos damals vor einem Jahr von nnS gingst, weil ich mir einbildete, Du stündest zwischen Rudi und mir. Nicht loskommcn konnte ich davon. Und alles fiel mir ein, was Du nnS LiebeS getan, und all daS Böse mit de:» ich Dir vergalt Atte «se»ß»h>rsch»elev werde« M»«t«R, de« 8. J»«i ISl4, von »or«. S Uhr ab auf Vah«hef Wes« gegen varzahluna »ersteigert. «tzntgliche» »tseubahu-vauamt Rieses. Für die zahlreichen ehrenden Geschenke und Gratu lationen, die uu» am Tag« unserer Hochzeit zuteil wurde», sagen wir hiermit: allen den :: iltnigste« Dauk.:: Riesa, Feldstr. 17, am 3. Juni 1914. kntt» von bonoeezf u. Ella geb. Schmidt. EE »R IRR ErZ veleLor uoä elostiscker Leine krrcküttcrüng * Leine krinürlung vntzeineia «lanerkatt! Sie von lUrom 5cdukmacder «urrtrackllct» ^dsstre LontinentsI „Aber Kind!« „Ja. Und es war mir, als könnte ich nicht sterben, ehe ich Dir das »licht abgebeten hatte. Wie eine Riesevschuld, die mich erdrückte, lag Deine Liebe auf mir. Und dann, als Dn kamst und mich gesund pflegtest mit so viel Geduld uuo so viel zärtlicher Hingebung, wie wenn — o, Mama,—weißt Du's denn jetzt nur, wie lieb ich Dich habe?" Frau Lvre drückte eiueu Kuß aus die Stirn der jungen Frau. „Freilich weiß ich's, Liebling. Und Du solltest wirklich nicht so viel Wesens davon machen. Wir, die wir zusammen gehören, haben emällder eben lieb, das ist so selbstverständlich einsach." „So selbstverständlich einfach — ja." Eva nickte vor sich hin. Dann hob sie plötzlich den Kops und sah ihre Schwie germutter ängstlich an. „Aber mm gehst Di» auch »licht «lehr von uns. nicht wahr? Dtl bist unserem Glück so notwendig. Nur unter Deinen Hän den ist es ganz gefeit gegen alle Wolken! Und Harald —er braucht Dich! Er söll werden wie Du. Ausgerüstet fürs Le ben mit der starte», unbesiegbaren Waffe selbstloser Liebe. DaS kann er nnr von Dir lernen, Mama, wir andern sind gewöhnliche Menschen, Du aber bist wie eitle Heilige, vou der ein Licht ausgeht, dem niemand widerstehen kamt." „Wirst Dlt jetzt wohl gleich still sein, törichtes Kind," ein feines Rot der Schau» färbte die alten, blassen Wangen, „mau könnte meinen, Du wolltest Dich lustig machen." „AberMamai"- „Wirklich. Ich bin nnd Ins nicht mehr als jede recht schaffene Fran, die ihren Daseinszweck begriffen hat." Eva seufzte lächelnd. „Daseinszweck! Mei» Gott, wie viel verschiedene Dings verstehen gerade wir Frauen heute darunter!" „Rud doch läuft alles nur auf das eine hinaus: Liebe zu geben. Für nus, die nur geheiratet haben, ist dieser Zweck ganz unkompliziert. Wir lieben'erst den Mann, daun die Kinder, welche wir geboren haben, und wenn wir meinen, dann sei un ser Zweck erfüllt, sehen wir auf einmal »int freudigem Stau nen, daß ttusere Liebe noch so notwendig ist, um diejenigen zusauunenztlhaltel», die riuS teuer sind,'' L21.2Ü