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Sitzung zusammen, die im kleinen Kongreßsaal der Inter-, nationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphit stattsindet. Abend- 8 Uhr veranstaltet der Lomchor zu Lhren des Vereins ein Konzert im Bölkerschlachtdenkmal. Am Donnerstag, den 4. Juni, folgt vvrm 10 Uhr die fest liche Hauptversammlung des Verein» im gleichen Kongreß saale der Ausstellung, zu der Gäste Zutritt haben. In ihr wird der Vorsitzende des Verein» Staat-Minister Tr. v. Hentig über die Aufgaben und Tätigkeit des B. D. A. im Jahre 1913 berichten. Ten Festvortrag hält Geb. Hofrat Universität-Professor Dr. Seeliger-Lcipzig über da- Thema „Der Reichsdeutsche und dar Teutschtum inr Ausland". Anschließend folgen ein Festmahl im Haupt weinrestaurant der Ausstellung und ein Festabend in der Abteilung der Ausstellung „Ter Student". Am 5. Juni wird die Tagung durch einen TampferauSflug von Riesa nach Meißen beschlossen. Ter „Verein für da» Deutsch tum im Ausland" hat sich in 33jähriger Tätigkeit als berufener und erfahrener Anwalt und Helfer unserer deutschen Brüder im Auslande bewährt. Die wachsende Anerkennung, die seine in den letzten Jahren auch auf dem Gebiete der Aufklärungsarbeit über die Bedeutung deS Auslandsdeutschtums lebhaft gesteigerte Tätigkeit fin det, kommt in seinem starken Wachstum zum Ausdruck. Der Verein, der in den ersten 28 Jahren seiner Arbeit 32000 Mitglieder gesammelt .hatte, ist in den letzten fünf Jahren auf 56000 emporgestiegen. Wir wünschen seiner diesjährigen Tagung, die in dem bedeutsamen, auch seine Arbeit vielfach berührenden Nahmen der Welt ausstellung des Buchgewerbes und Buchhandels statt findet, den besten Erfolg und sind gewiß, daß sie in allen vaterländisch gesinnten Kreisen unsere» Volkes Beachtung und Teilnahme finden wirb. — Ter Verein würbe erfreut fein, alle Ausländsdeutschen, die ihr Weg während der Pfingstwoche nach Leipzig führt, als will kommene Gäste bei seinen öffentlichen Veranstaltungen begrüßen zu können. Ein deutscheS KrankenhauS in Paris. In Pari» hat sich nach den Mitteilungen de» „Vereins für da» Teutschtum im Ausland" eine deutsche „Kranken- heimgesellschast" gebildet, die in der Dorstadt Sevres ein Anwesen für 105000 Frank erworben hat und über einen HospitalfondS von 1 Million Frank verfügt. Das Anwesen besteht auS einem dreistöckigen Wohnhaus, einem Garten, aus Terrasse, Stallung und Pförtnerhans. Die Säle sollen 50 Kranke beherbergen können. Die Eröff nung deS Krankenhauses 'kann aber erst im Jahre 1917 erfolgen, da die alten Mietverträge noch bis Ende 1916 laufen. Keine strafrechtliche Verfolgung der Sozialdemokraten. Im preußischen Herrenhaus« sprach man bei der* Erörterung de« JustizetaiS über di« unerhörte Demonstration der Sozialdemokraten im Reichs tage. Traf Dork von Wartenburg legte dar, daß die Demonstration eine absichtliche Verweigerung der dem Kaiser schuldigen Ehrerbietung gewesen sei, und daß ein solche« Verhalten einer Majestätsbeleidigung gleichkomme. Man müsse sie strafbar machen können. Der Justizminister Dr. veseler betonte in seiner Erwiderung, daß die allge meine Entrüstung über da« Gebühren der Sttzfleischdemon- pranten durchau« berechtigt sei. Man könne jedoch nur unter großen Schwierigkeiten eine juristische Handhabe finden, mittel« deren man die Sozialdemokraten strafrechtlich fassen könne. Auch nach der RelchSoerfaffung sei die« be denklich. Würbe man ein Verfahren «inleiten, so könnt« r« vielleicht mit einem Freispruch enden. Und mit einem solchen würde man nur den Sozialdemokraten nützen, der Sache aber schaden. ES sei da« einzig richtige, ein Ein schreiten zu unterlaflrn. Frhr. o. Richlhofen gab namen« der konservativen Fraktion de« Herrenhaus«« eine Erklärung ab, in der er «inen stärkeren Schutz de« Monarchen gegen Kränkungen im Parlament al« notwendig hinstellte. > Stimmung der Berliner Börse vom 29. Mai 1914. Wurde am Anfang der Börse heute nur rin recht ruhiges Geschäft konstatiert, so setzte später insbe ¬ sondere am Markt der Montanverte eine recht lebhafte Kauf lust ein, welche auf diese Marktgebiete zum Teil recht be trächtliche Kurssteigerungen zur Folge hatte. Im übrigen war die Tendenz nicht ganz einheitlich. Montanaktien besserten sich um '/,"/» und mehr auf, Hohenlohe gewann 2 während einige Werte vernachlässigt waren. Am Markt der Eisenbahnakticn ging eS sehr still her. Von SchiffahrtSaktien büßten Hansa 1rin. 3pro»entige Reichsanleihe zogen 0,10 <>/<> an, 3 >/, prozentige KonsolS gaben ebensoviel nach. Der Äassamarkt verkehrte in fester Tendenz. Der Privatdis kont wnrdc wieder mit 2»/,°/<> notiert. vuglau». E« wird der Berliner »Täglichen Rundschau" von besonderer Seite bestätigt, daß tatsächlich von russisch- französischer Seite an die englische Regierung die Zumutung gestellt wurde, der sranzöstsch-russtschen Flottenkonvenlion betzutreten. Bekanntlich ist die Flottenabmachung de« ZwribundeS erst während der marokkanischen Schwierig keiten, also viele Jahr« nach dem eigentlichen Bündnis vertrag, abgeschlossen worden. Die erste Anregung zu einem schriftlichen Beitritt England« dürfte im Frühjahre diese« Jahre« durch den russischen Botschafter in London erfolgt sein. Ein« Antwort England« an die Zwetbund- mächte ist danach nicht erfolg«. Inzwischen fanden im Schoße de« englischen Kabinett« eifrige Beratungen über die russische Anregung statt. Während de« Besuche« de« König« Georg in Pari« hat der russische Botschafter JSwolski die Frage neuerlich zur Sprache gebracht und hat nun, wie au« bester Quelle versichert wird, eine ablehnende Antwort erhalten. Die englische Regierung wünsche- mit Rücksicht auf die Stimmung im eigenen Lande und die guten Beziehungen zu Deutschland, die Vermeidung jeden Schritte«, der al« gegen eine befreundete Macht gerichtet angesehen werden könnte. Rumäuie«. An Wiener unterrichteter Stelle wird erklärt, daß die Meldung, Kaiser Wilhelm werde im Laufe Le« Gommer« dem rumänischen Königshaus einen Besuch abstatten, vor läufig weder bestätigt, noch als unrichtig bezeichnet werden könne. ES wird jedoch hinzugefügt, daß eine Begegnung de» Kaiser» mit König Karol nicht unwahrscheinlich sei. Die „Neue Freie Presse" bespricht in einem längeren Artikel die angekündigten Besuche deS Deutschen Kaiser« und de» Zaren in Rumänien und schreibt u. a.: „Da« Gefühl, von zwei Kaisern umworben zu sein, ist gewiß für Rumänien außerordentlich schmeichelhaft. Allein, die Lage, durch di« e« durch diese Monarchenbesuche kommt, ist nicht unbedenk lich. Der Zar, der Herr über ein unermeßliche» Reich ist, dessen Armee im nächsten Oktober in Europa einen Friedens stand von mehr al« zwei Millionen Mann haben wird, kommt nach Rumänien zu einer Begegnung mit dem König Karol. Sin solcher Bewerber nimmt fast die Freiheit, zwischen der Zustimmung und der Ablehnung zu wählen. Und schon jetzt kann Rumänien den Vorgeschmack der Ent wicklung haben, die unvermeidlich wäre, wenn eS sich in die Abhängigkeit von Rußland begeben wollte. Die Politik der „freien Hand" ist auch nicht ungefährlich, denn Rumänien kann trotz seiner tüchtigen Armee eine Politik ohne Ver bündet« nicht machen, und selbst Großmächte können dies unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht tun. SS wurde bereit» von einer Neuorientierung der rumänischen Politik gesprochen, und niemand kann sich darüber täuschen, daß «in wesentlicher Teil der öffentlichen Meinung sie fordert und daß auch dort wie in Italien die Abneigung gegen die Monarchie zeitweilig einen hysterischen Charakttr an nimmt. Der Zarenbesuch wird die gegen Oesterreich-Ungarn gewendete Stimmung in Rumänien noch verschärfen. E« wird sich zeigen, ob die Reise de» russischen Kaiser« nach Konstanz» nur die Einleitung oder bereit« der Abschluß ein,« neuen Verhältnisse« zwischen Rußland und Rumänien ist", «ußlauv. Da» Finanzministerium arbeitet an einer Reihe von Maßnahmen zur Vergrößerung de» Goldoorrate» de» Reiche». In Rußland werden jährlich 3000 Pud Gold im Werte von 63 Millionen Rubel gewonnen, von welchem Quantum aber nur 2000 Pud der Krone zuflteßrn. Da« Ministerium will jetzt durch allerlei Vergünstigungen da« Gold au» dem Prioatbrsttz heranziehen und läßt außerdem an ausländischen Märkten Gold auskaufen. Der Verwalter deS WirlschaftLrefsort» der Arme« und Flotte, Astrachan»», ist plötzlich mit Frau und zwei Söhnen verhäite» worden. Die Verhaftung erregt Sensation, da ihr« Ursache verschwiegen wird. Man spricht von riesigen Unterschleifen und allerlei dunklen Machenschaften, die schon längst in der WirtschaftSabteilung der Armee und Flotte beinerkt worden seien. , Sport. Futzballsport. Am S. Pfingstfeiertaa treffen sich zum Fußballwettkampf die 1. Mannschaft des F. C. Wettin I. (Dizcganmeistcr von Mittel sachsen) gegen die Mannschaft des F. C. Alcmania I., Dresden (Gaumeister von Ostsachsen). Wetterwarte. Barometerstand MUgetrIIt Von R. Nathan, kpliker. Mittags 12 Uhr. — Sehr trocken 770 Beständig sch._QQ M Schön Wetter' - Veränderlich 750 Regen (Wind) Viel Regen 73L W Sturm KS tS ü» IH! I^ociewarenkaus L,« I VIvIA ' ° ; dauerhaft, — empfiehlt Mur öinüig, BiSmarckstr.37. Telefon 465. Henne mit 12 Klicken (weiße Italiener) zu ver kaufen Weida, Künig.Fried- rich-Auguststr. Nr. 20. Kin goldenes Wutterherz. Roman von Erich Ebenstein. 49 Eie hatten sich darauf besonnen, daß ein „Ausländer" aus ihrem Grund und Boden etwa» gegründet hatte, das unter Umständen Geld einbringen konnte, und gönnten ihm nun die Niederlage von Herzen. Gestern noch war Schwalbling die blinde Henne gewesen, die in Lanzendorf ihr Weizenkoru gefunden, und Lanzendorf war der Helle geniale Kopf, der elegante Kavalier gewesen, vor dem man respektvoll tief den Hut zog. Gestern noch hatte man ihn heimlich beneidet und bewundert um sein Glück bei Kitty Henderson, das er seiner ehemaligen Stellung als Kol lege in Apoll verdankte. Heute war er der ausländische Abenteurer, der gewissen los Menschenleben in Gefahr brachte, der „Schleppträger der Varieteedame", der „böse Geist" des arme» Schwalbling, dessen Vater Gemeinderat in G. gewesen war. «Da» verdank' ich auch Ihnen, daß alle Welt jetzt mit Mügern auf mich zeigt!" knirschte Schwalbling wütend. „Nicht nur um mein gutes Geld haben Sie mich schändlich betrogen, sondern auch um Ansehen und Renommee! Die Konzession wird un» natürlich entzogen, Sie lesen ja doch, was die Zei tungen jetzt alle» zusammenschmieren? Gefahr für die Stadt, überflüssige Gründung, na, ja, da haben Sie jetzt Ihr Werk!" Sie saßen in SchwalblmgS Junggesellenheim, in dem neuen indische,» Rauchzimmer, das er sich nach Zeichnungen Lieber» au» London hatte einrichten lassen. Seine dicken Finger hielten «ine echte Havana, nnd die kleinen, verschmitzten Aeuglein, die so wohlgebettet hinter Fett polstern lagen, blickten zuweilen verstört auf die Uhr. Sonst pflegte er um dies« Zeit nach den» zweiten Frühstück stet» ein kleines Schläfchen zur Beruhigung seiner Nerven z» hal ten. Aber diese verdammte Geschichte brachte einen ja aus aller Ordnung. Lanzendorf» schlank« Gestalt lehnte an einem Schrank in Hindusttl. Die Bläffe seiner Gesichte» ließ ihn doppelt vor nehm erscheinen neben dem pausbäckigen Schwalbling, auf besten schwammigem Gesicht die Erregung rot« Flecken her« rwfaernfrn batte- Gelaffen klopfte er die Asche seiner Zigarrette in eine Bronzeurne. „Seien Sie dock kein Kind, Sckwalbling. WaS kümmern uns denn diese Krämerseelen von Stadtvätern! Gut, die Fa brik stand nicht auf einem idealen Platz, aber sie ist abge brannt, und wir bauen sie nun einfach draußen vor der Stadt wieder ans." „Fällt mir gar nicht ein." „Lasten Sie mich gefälligst auSreden." LanzeudorfS Ton war von beinahe hochmütiger Ueberlegenhcit. Es lag so etwas von „weißt Du nicht, was sich gehört?" darin. „Also, wir bauen sie wieder auf, besser, tausendmal ertragsfähiger als früher. Das Geld ist ja da." Schwalbling blinzelte mißtrauisch. „So? Sie glauben wohl, daß ich wieder —" „Wer redet denn von Ihnen? Habe ich den Krempel um sonst so hoch versichern lasten? Habe ich umsonst Kitty mit zum Empfang dieses Ahrens genommen, Kitty, die eine alte Liebe von ihm ist und die unsere Sache wahrlich mit ihrem Lachen und ihrem Geplauder bester gefördert hat als tausend Männer wie Sie?" „Auch so 'ne Idee von Ihnen, das Frauenzimmer in die Geschäfte hineinzuziehen! Ueberhaupt — Sie, der Sie doch eine so reizende Frau haben!" „Bitte, das sind meine Privatangelegenheiten." Jetzt klang Lanzendorfs Stimme direkt hochfahrend. „Ich habe Kittys Gegenwart für wünschenswert gehalten, und der Erfolg be stätigte, ja übertraf meine Erwartungen. Die Firma NhrenS zahlt uns die volle Summe aus und damit mehr, als wir für den Augenblick brauchen. Kitty wird es auch durchsetzen, daß wir den Platz draußen an der Herrenlände bekommen, den Ihnen der Besitzer seinerzeit abschlug. Frauen sind die stärkste Macht auf Erden." „Bah, die stärkste Macht ist: Geld. Und das —" „Na. streiten wir nicht. Der eine erklärt Schweinebraten nnd Sauerkraut für das Höchste, der andere Austern und Champagner. Für Sie mag das Geld immerhin Hauptsache sein, für mich ist es mir Mittel znm Zweck. Um aber ans unsere Geschäfte znrückznkommen: Knöpfen Sie in Gottes Namen Ihre Taschen zu. so lange, bis Sie den ersten Sckreck verwunden haben, ich werde mit Leichtigkeit anderSivo (Seid auftreiben, aber spielen Sie der Welt keinen solchen Jam mermenschen vor, denn das schadet unserem Prestige. Sir sind immerhin der erste Chef. Was soll mau von Ihrer kläg lichen Haltung denken? Sie sehen bereits die Folgen: von allen Seiten hackt man auf uns los, behandelt unsere Firma wie eine tote Sache." „Ist sie auch," warf Sckwalbling resigniert ein. Lanzendorf zerquetschte ärgerlich seine Zigarette und üran.tte sich dann eine frische an. „Jammerfritze!" knirschte er zwischen den Zähnen. Laut fnhr er in sorglosem Ton fort: „Unsinn, besser als je steht sie. „Es wächst der Mensch mit seinen Zwecken," hat schon der selige Schiller gesagt. Die Hauptsache ist. sich jetzt nicht klein kriegen zu lasten. Schauen Sie mich an, Schwalbling! Glau ben Sie, ick »nach« mir was daraus, daß die Banausen mich kältstellen? Nicht die Bohne! Noch höher trag' ich den Kopf. Ins Gesicht lach' ich ihnen: wartet nur, morgen bin ich wieder obenauf!" „Eine kolossale Frechheit!" „Meinetwegen. Mit dieser Frechheit, ich nenu's Bewußt, sein der eigenen Kraft und Macht, bin ich schon weit gekom men im Leben. Ein leicht und gut gebauter Kahn, der sich dem Auf und Nieder der Wogen anpaßt, fährt sicherer im Meer des Lebens, als manch schwerfällig solider Dampfer. Auch eilt« Weisheit, die ich gelernt habe." Schwalbling warf ihm von der Seite einen bösen Blick zu. Dann streckte er plötzlich seine kurzen, dicken Beine ent schlossen von sich, warf die Zigarre fort und sagte: „Wozu das lange Gerede? Unsere Firma ist tot, denn ich tue nicht mehr mit." Einen Augenblick zuckte bleiches Erschrecken überLanzendorfZ Gesicht. „DaS kann Ihr Ernst nicht sein, Schwalbling!" 221,20 „Mein vollster. Eine Million hab' ich bei dem Spaß ver loren —in GotleS Namen. Aber jetzt ist'S Schluß. Ich behalte mein Geld und Sie — hm, Sie behalten Ihre Weiber. Nach Ihrer Meinung bleibt Ihnen so doch die stärkste Macht. Dee Mensch muß nicht alles haben wollen." Er lachte hölzern auf.