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- Erscheinungsdatum
- 1914-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191405086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19140508
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19140508
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
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Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-08
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Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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2. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Rotation»««» und Verlag van Langer L «lnterlich in Riesa. — Für dir RrdaNIon veraMwarttlch: Arthur Hähnel In Riesa. Freitag. 8. Mai 1V14, nbeudS. «7. Jahrg. 8Ml in NmstEn I stk 3«itn sk«in vtt iit Ptiilitt» » hkiiin« i» WM« Schon rnancher Fremde, der die sächsische Siscnbahnkarte zur Hand genommen und aufmerksam betrachtet hat, ohne die Gelänve- verhälmiffe zu kenne», dürfte der Meinung gewesen sein, daß, wie entlang der sächsisch-böhmischen Grenze, ein hoher Gebirgszug auch entlang der sächsisch-preußischen Grenze vorhanden sein müsse, welchrr dem Bau einer Eisenbahn parallel dieser Grenze unüber windlich« Schwierigkeiten rntgegenstellt, weil hier wie dort die vor handenen Eisenbahnlinien eines organischen Zusammenhanges untereinander entbehren und stellenweise außerordentlich große Umwege auf Eisenbahnen des Landes sich nötig machen, um von einer Linie auf di« andere zu gelangen, wenn man es nicht vor zieht, jenseits der LandeSgrcnzen diese oft notwendigen Ver bindungen zu suchen. E» ist gewiß sehr interessant und charakteristisch, wenn man die Eisenbahnkarte studiert, die Beobachtung zu machen, daß groß zügig von Oesterreich parallel zur sächsischen Grenze die Linien Aussig—Komotau—Eger—Hof und von Preußen ebenfalls parallel zur sächsischen Grenze die Linien Kohlfurt—Falkcnberg—Halle er baut worden sind. An der böhmischen Grenze läßt sich auf sächsischem Grund und Boden eine Parallelbahn allerdings ohne unverhältnismäßig hohe Rosten nicht erbauen, so sehr eS auch hier erwünscht und im Interesse der Bewohner dieses LandcSteileS nötig wäre, die vielen Endpunkte des sächsischen Eisenbahnnetzes mit einander in Ver bindung zu bringen. Ganz anders liegen aber doch die Verhältnisse an der preußi schen Grenze, wo sich diese wichtigen Verbindungen ohne Schwierig keiten Herstellen lassen und längst hätten hergcstellt werden müssen, wenn man das tatsächliche Abfangen des Verkehrs non der sächsischen Grenze auf die entlang derselben führende Kohlfurt-Falkenberg- Eilenourger Linie nicht weiterhin herbeigeführt zu sehen wünscht. Mit Ausnahme einiger Ilebergänge über vorhandene Fluß laufe und Umgehung unbedeutender Hügelketten bietet die Gegend, m welcher die Erbauung einer Nordostbahn von der sächsischen Regierung seit länger als 40 Jahren von allen Seiten erbeten worden ist, ein geradezu ideales flaches Gelände für den Eisen bahnbau. Wenn ein weiteres Erschließen verschiedenartiger wertvoller Bodenschätze nicht hintangchalten werden und den, Lande nicht indirekte weitere Schädigungen durch den Mangel dieser wichtigen Verbindungslinie erwachsen sollen, dürfte es an der Zeit sein, daß endlich energisch Hand angelegt wird, die Nordostbahn zu bauen. Wer vor kaum 2 bis 3 Jahr?, Kurten die Gegend kannte, durch welche die preußische Staatsregie: ng in richtiger Erkenntnis der weittragenden Bedeutung derselben den Bau der Eisenbahnlinie Kohlfurt—Falkenberg genehmigt und diese Linie später gekauft hat, jene Gegend aber m ihrer heutigen Blüte sieht, muß erstaunt oarüber sein, welche hervorragende Entwicklung gerade diese früher so armselige Gegend genommen hat. Es unterliegt keinem Zweifel, daß auch die Nordostbahn nach ihrer Vollendung dieselben Segnungen für unser Sachsenland herbeiführcn wird, wie dies jenseits der Grenze so klar und deut lich in hie Erscheinung getreten ist. Nach langen Erwcigungen und den eingehendsten Erörterungen ist nun die Königliche Staatsrcgicrung zu dem dankenswerten Ent schlüsse gekommen, nach einer vicljährigen Pause weitere Strecken der Nordostbahn auszubauen, allerdings nur als eine „über wiegend örtlichen Interessen dienende Nebenbahn". Hierüber gehen zwar die Meinungen der weitesten Kreise und die der Finanz deputation L gegenüber der Regierunqsausfassung weit auseinander. Selbstverständlich dien: jeder Eisenbahnbau auch örtlichen Inter essen. Tie Finanzdeputation aber ist einmütig der Ueberzeugung, baß auch das allgemeine vaterländische Interesse an der Erbauung der Nordostbahn mindestens ebenso groß ist wie das örtliche, ja daß nicht letzteres, sondern ersteres „überwiegend" sein dürfte. ES soll aber in diesem Berichte die letzterwähnte Frage nicht weiter erörtert, sondern nur der Genugtuung noch Ausdrnck ver liehen werden, daß nunmehr die Inangriffnahme dieses außer ordentlich dringlich gewordenen EisenbahnbaucS von zwei Seiten auS erfolgen soll, nachdem die Geduld der zahlreichen Industriellen, Handel- und Gewerbetreibenden, Landwirte und Einwohner der berührten Gegenden auf« höchste gespannt worden und wohl von mancher Seite die Hoffnung auf Erfüllung der nur allzu berech tigten Bitten aufgegeben worden ist, und nachdem bereits im Arhre 1897 der Herr Finanzminister v. Watzdorf gegenüber ver schiedenen bei ihm aus den berührten Gegenden erschienenen Depu tationen aus Interessentenkreisen die Versicherung mit auf dem Heimweg gegeben hatte, daß man spätestens in den ersten Jahren p«S neuen Jahrhunderts den Ausbau der ganzen Linie vornehmen werde. AIS jedoch der Bau der, den Ständen mittels Dekrets Nr. 24 -pm 8. Dezember 1899 vorgelegten und von denselben einstimmig genehiniaten Teilstrecke Weißenberg—Radibor, bei welcher das zum Bau dieser Eisenbahn erforderliche Areal von der Regierung noch angemessen befahlt wurde, beendet war, trat bis auf den heutigen Lag eine verhängnisvolle Stockung im Ausbau der als notwendig vom Landtag und von der Königlichen StaatSregieruug anerkannten Nordostbahn ein. Verhängnisvoll für diesen Bahnbau ist der Umstand geworden, daß die Regierung inzwischen ihre früher aus gesprochene Meinung über diese Linie vollständig geändert hat um» während auf der ersten erbauten Teilstrecke derselbe» das Land bezahlt wurde, dasselbe für den Rest der Linie kostenlos und un entgeltlich von den Besitzern und Gemeinden überlasten haben will. In dem erwähnten Königlichen Dekret Nr. 24 vom 8. Dezember 1899 heißt es, daß ein Teil von den zahlreichen Petitionen die Bahn möglichst weit nach Norden zu verschoben haben will, während em Teil wünscht, daß die Linie möglichst südlich ange legt werde. Wörtlich heißt es dann in dem Königlichen Dekret weiter: ^Gegenüber diesen sich widersprechenden Anträgen war für di« Ttaatsregierung der Gesichtspunkt maßgebend, daß die projektiert« Gtsenbahn nicht allein den Bedürfnissen der von ihr berührten Gegend genügen soll, sondern da sie sich al« Teil einer geplanten Linie Riesa—Großenhain—Königs brück—Kamenz—Weißenberg—Görlitz (sogenannte Nordostbahn) darstellt — später auch alsDurchgangSbahn für den Tstterverkehr von West nach Ost und umgekehrt z» dienen bestimmt ist! Die Bedeutung einer solchen Durchgangslinie für einen ungehinderten und raschen Gütertrans port liegt auf der Hand; wird doch durch dieselbe die Füglichkeit gqßeben, bei Bedienung de» hier in Rede stehenden Verkehr« di« sehr ungünstige Steigungsverhältnisse aufweisende Streck« Dresden—Klotzsche der DreSden-Görlitzer Linie zu vermeiden und gleichzeitig die Dresdner Güterbahnhöfe zu entlasten, auch Militär- IranSporte zwischen Riesa und Görlitz glatt durchzuführen, ein BOrteil, auf welchen von der Militärverwaltung im Interesse der Landesverteidigung besonderer Wert gelegt wird. Hieraus allenthalben ergab sich, baß auch der zwischen Weißen berg und der Bautzen-Künigtwarthaer Bahn »u erbauende Teil j«»rr Durchgangslinie ein« Lage erhalten muß, welche tunlichst «Ästige Richtung«- und SteigungSverhältniste aufweist und die Möglichkeit sichert, später nach Fertigstellung der übrigen Teil- stgckeii die ganz- Linie al« Hauptbahn betreiben zu können. In WDcht hieraus sollen Steigungen von höchsten« 1 r 100 und Bögen mit einem Halbmesser von nicht unter 500 m augewendet werden; auch muß jede unnötig« Verlängerung und jede unnötige verlorene Steigung der Bahn »«rmieden werden. Endlich ist tun- lichst darauf Bedacht zu nehmen, Straßen und Wege nicht in Schienenhöhe zu kreuzen, sondern lieber- oder Unterführungen für dieselben vorzusehen." Schließlich ist noch auf Seit« 593 der Königlichen Dekrete vom Jahre 1899 III. Band 2. Teil erste und zweite Zeile von oben von der Königlichen Staatsregierung in Aussicht gestellt worden, für eine Eisenbahn vonRiesa(Zeithain)überGroßen- h a in n a ch Köni g « b rü ck in der nächsten Finanzperiode generelle Vorarbeiten vornehmen zu lassen. In der im Bericht Nr. 641 der zweiten Kammer vom 14. ^anuar 1909 zum Abdruck gebrachten Denkschrift der Königlichen Staats regierung über die Erbauung einer Nordostbahn heißt c« nun, daß die in Aussicht gestellten generellen Vorarbeiten vorgenommcn worden seien, daß aber die auf 28080000 M. geschätzten Gesamt- kosten für die Erbauung der ca. 89 Km langen Eisenbahn von Riesa bis Radibor nebst der Verbindungslinie Weißenberg— Zöblitz zu hohe seien, um zurzeit den Bau weiterer Teilstrecken der Nordostbahn vorschlagen zu können. Zur Begründung ihrer von der früheren erheblich abweichen den Stellungnahme der Regierung zu dem großzügigen Projekt . erklärt dieselbe, daß auf eine ausreichende Verzinsung des Anlage kapitals nicht zu rechnen sei, zumal dann der ihr etwa zuzuwcisendc Durchgangsverkehr von Oft nach West und umgekehrt, den bestehen den Hauptlinieu Görlitz—Dresden und Dresden—Rstsa entzogen werden würde. Für eine Entlastung der letztgenannten beiden Linien brauche aber zurzeit nicht gesorgt zu werden, da diese mit den besten Einrichtungen versehenen Hauptbahnen bei weitem „noch nicht" an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt seien. Der Lokalverkchr werde kaum ausreichen, die Betriebskosten zu decken. Tie Städte Riesa, Großenhain, Radeburg, Königsbrück, Kamenz und Löbau seien bereits an da« vaterländische Eisenbahnnetz ange schlossen und dadurch dein Vcrkehrsbcdürsnisse in ausreichender Weise Genüge geleistet. Auch sei ein unmittelbarer Anschluß an die Clbeumschlageplätze in Riesa nicht empfehlenswert, da man mittels der bestehenden Bahnen in der Hauptsache näher nach dem in Dresden gelegenen ElbeumschlagSplatze gelangen könne. Ebenso könne zugunsten der Nordostbahn der Königsbrücker Truppenübungsplatz nicht geltend gemacht werden, da Truppen transporte zwischen den beiden UebungSplätzen Zeithain und Königs brück nicht in Frage kommen könnten. Man könne daher nicht in Aussicht stellen, daß man auf den Bau der Nordostbahn in nächster Zeit zukommcn werde, wolle er örtern, ob cS angängig und zweckmäßig sei, die Stadt Radeburg unmittelbar durch die vollspurigc Eisenbahn zu berühren und ob der Plan, die Linie durchgängig von Hails ans so zu tracieren, daß sie später ohne weiteres zur Einrichtnng eines Hauptbahn- bctricbeS geeignet ist, aufrecht erhalten werden soll, vdcr ob etwa hierauf verzichtet werden könne. Vergleicht man die Ausführungen der Regierung iin König lichen Dekret Nr. 24 vym 8: Dezember 1899 mit denen der Denk schrift, so kommt man. unbedingt zu der Ueberzeugung, daß daS erstere die tatsächlich vorliegenden Verhältnisse ganz richtig beurteilt und daß die später erschienene Denkschrift die Sachlage nur allein vom finanziellen Standpunkt auS beleuchtet und kaum das Richtige allenthalben treffe» dürfte. Obgleich die von der Regierung früher selbst zur Begründung der Notwendigkeit des Baues der Nordost bahn angeführte Entlastung der Dresdner Bahnhöfe in dein im mehrerwähnlen Bericht Nr. 641 ebenfalls abgedrnctten Schreiben des Königlichen Finanzministeriums vom 7. Januar 1909 von ihr selbst widerlegt wird, ist die Finanzdeputation U bei ihrer gegen teiligen Meinung auch heute noch stehen geblieben. Tie in der Zeit vom 19. bis 25. Oktober 1908 vorgcnonimcne Zählung der Wagen, nach welcher täglich 16 --- 32 Achsen auf den Verkehr für die Nordostbahn zu erwarten seien und die Abteilung eines solchen geringfügigen Verkehres als eine irgendwie fühlbare Entlastung des Dresdcn-Friedrichstädtcr GittcrbahnhofeS nicht bezeichnet wer den könnte, kann nicht als richtig anerkannt werden. Soviel Achsen nnd weit mehr würden allein der Stadt Leipzig und Umgebung mit ihrer bedeutenden Industrie für den Bezug von schlesischer Steinkohle zufallen. In einer vom Rat und den Stadtverordneten zu Leipzig eingegangcnen Petition vom 11. Fe »ar 1914 wird ganz besonders auf diesen Kohlenbezug und auch noch darauf Hingelviesen, daß die großen und zahlreichen, im Nordosten von Sachsen gelegenen Steinwerke nach dem Westen Sachsens usio. ganz beachtliche Mengen guten Steinmaterials liefern und der Nordostbahn bedeutende Frachten mengen zuführen würden. Auch die Handelskammer zu Leipzig hat in jüngster Zeit an ein Kammermitglied die telegraphische Bitte gerichtet, in, Hinblick auf die hohe wirtschaftliche Bedeutung derselben für den b a l d ig ste n endlichen Ausbau der Nordostbahn einzutreten. Dasselbe Gesuch haben die Stadtverordneten zu Wurzen an die Ständeversammlung gerichtet, welchem sich auch der Stadtrat zu Wurzen in einer Sondereingabe angeschlvssen hat. Angesichts derartiger au den Landtag gerichteten und die wei testen Kreise interessierenden Petitionen kann natürlich keine Rede davon sein, daß die Nordostbahn als eine Nebenbahn zu bauen und in Betrieb zu nehmen sein wird. Eine Abweichung von den im vielerwähnten Dekret Nr. 24 von der Regierung erwähnten Steigunas- nnd Nichtungsverhältnissen würde einen schweren Fehler bedeuten. Erfolgt der Ban dieser Eisenbahn als Neben bahn mit den bei solchen zulässigen Neigungen nnd Krümmungen, was bei dem in Frage kommenden Gelände auch gar nicht not wendig ist, dann ist ohne einen Umbau der Strecke der Haupt bahnbetrieb auf der Nordostbahn unmöglich gemacht. Aus einen solchen aber muß der Bau nach Ansicht der Finanzdeputation ö unbedingt zugeschnitten werden! Dies wird auch in einer sehr beachtlichen Petition des Rates und der Stadtverordneten zu Riesa zum Ausdruck gebracht, in der die Linienführung von Riesa direkt über Zeithain nach Großenhain — Königs brück usw. gewünscht wird und welcher sich der Bürgerverein, der Kaufmännische Verein und der Gewecbeverein daselbst, eine sehr große Anzahl industrieller Unternehmungen, Firmen, Vereine, Land- und Stadtgeineindevertretungen und Interessenten au» allen Bevölkerungsschichten und sämtlichen von der Nordostbahn be rührten Dörfer und Städte angeschloffen haben. Aber auch im Osten, wie schon im westlichen Sachsen haben die nicht mehr direkt von dem weiteren Ausbau der Nordostbahn berührten Städte und Interessentenkreise und die Stadtvertretunge» zu Weißenberg, Löbau und Zittau die Bitte um endliche Herstellung dieser Eisen bahn unterstützt und damit dokumentiert, daß dieselbe der Allge meinheit und keineswegs, wie die Regierung annimmt, „überwie gend örtlichen Interessen" dient. Besonder« lebhaft wird von dem Gtadtaemeinderat zu Rade burg, dem Bttrgerverein und den sämtlichen Industriellen, Handel- und Gewerbetreibenden und Vertretern der Landwirtschaft daselbst der Wunsch in verschirdenen Petitionen zum Ausdruck gebracht, wenigstens die Teilstrecke Priestewitz—Radeburg sofort zu bauen und oi« Erklärung abgegeben, „daß Radeburg, dafern auf der Forderung wirklich bestanden werden sollte, sich bereit erklärt, das innerhalb der Flur Radeburg gelegene, zum Bahnbau benötigte Land zu beschaffen und kostenlos zur Verfügung zu stellen und noch weitere Garantie mit zu übernehmen für ein zu erbittendes StaatS- darlehn zur Beschaffung des darüber hinaus erforderlichen Lande», soweit die» nicht von Eigentümern selbst zur Verfügung gestellt wird, wofür Zusagen bereit« verrnittelt worden sind, oder die Er- Werbung nicht auS von Industriellen und anderen Interessenten gewährten Mitteln die in Aussicht stehen, beschafft werden kann." Einem vom Stadtgemeinderat zu Radeburg am 17. März 1914 an die Ständeversammlung gerichteten Gesuch fügt derselbe «in« Abschrift bei, welche gleichzeitig an da« Königlich« - Finanz ministerium abgegangen ist und die VerpslichtungSrrklärungen ver schiedener Gemeinden, Rittergutsbesitzer und Interessenten für di« kostenlose Hergabe de« zum Bahnbau benötigten Lande« enthält. Am Schluß dieses Gesuches wird noch gebeten, die erforderlichen Alittel varlehnSweise gegen niedrigste Zinsen und möglichst lang fristige Tilgung zur Verfügung stellen zu wollen. In einem weiteren Schreiben an das Königliche Finanzministerium vom 24. März dieses Jahres erklärt sich der Stadtgemeinderat zu Rade burg sogar noch bereit, wenn nötig, das ganze für die Teilstrecke Priestewitz—Radeburg erforderliche Areal ohne diese Vergünstigung zur Verfügung zu stellen, nur um endlich einmal einen Fortschritt in dem langersehnten und dringend notwendigen Eisenbahnbau hcrbeigeführt zu sehen. Einschließlich zahlreicher Anschlußpetitionen sind insgesamt beim gegenwärtigen Landtage 60 Petitionen um Erbauung der Nordostbahn eingegangen, über welche in mehreren DeputätionS- sitzungen eingehend beraten wurde. Bei diesen Beratungen kam zum Ausdruck, daß die Königliche StaatSregieruug in bezug auf die kostenlose Hergabe des Areals, welche tue Inangriffnahme der in voriger Landtagssession bereit« genehmigten Teilstrecke Radibor—Kamenz verzögert hat, tunlichste« Entgegenkommen beweisen und die Gemeinden und die zu grün denden Gemeindeverbände durch ancortisierbare Darlehne so viel als möglich unterstützen möchte, damit der solange schon ruhende weitere Ausbau der Linie endlich wieder in Fluß komme. Aon einigen Seiten wurde befürwortet, die Königliche StaatS- regierung zu ersuchen, noch einmal erwägen zu wollen, ob eS nicht zweckmäßiger sei, zunächst nur von Priestewitz bis Radeburg von Westen her rind von Radibor bis Königsbrück von Osten her, und zwar gleichzeitig zu bauen, aber von Königsbrück aus zur Er schließung des nördlich gelegenen großen Gebietes, welche» bei einer Linienführung Königsbrück—Radeburg auf alle Zeiten vom Anschluß an die Eisenbahn ausgeschlossen werden würde, die Linie über Schön feld — Großen Hain, Zeit Hain nach Riesa und die Strecke Priestewitz—Radeburg im Nödertale aufwärts bi« Radeberg—Arnsdorf zu führen. Endlich wnrde noch der Wunsch zum Ausdruck gebracht, de» Betrieb der Linie Radeburg—Priestewitz nicht nur bis Großenhain einerseits, sondern auch von Radeburg direkt bis Riesa andererseits einzurichten und eventuell ein besonderes Gleis parallel der Dresden-Leipziger Linie von Priestewitz bis an die Riesaer Elbbrücke zu erbauen. Zu dem Nordostbahnprojekt ging untcrm 15. April 1914 im Anschluß an die Deputationsberatungen ein Schreiben de« König lichen Finanzministeriums ein, das zunächst eine in Aussicht ge nommene Aenderung der ursprünglichen Trasse der Teilstrecke Radibor—Kamenz behandelt. Die Trasse soll kurz vor Crostwitz verlassen werden nnd die Bahn hier in nördlicher Richtung ab biegen. ES heißt sodann weiter: „Was nun die Frage der Arealbeschaffung anlangt, so ist es trotz eifriger Bemühungen der Amtshauptmannschaftcn Kamenz und Bautzen bisher nicht ge lungen, die erforderlichen Mittel zusammenzubringen. Die jähr lichen Beitrüge, die bisher von Gemeinden und Prwatinteressenten gezeichnet wördcu sind, reichen auch nicht im entferntesten auS, um die LandcrioerbSkostcn, die man im Wege einer Anleihe aufbrmgen will, zu verzinsen und zu tilgen. Dabei sind die AmtShauptmann- schaften von der unerfüllbaren Annahme ausgegangen, der Staat werde das erforderliche Kapital in voller Höhe zu emem Zinsfuß« von nur 2'/z °/a vorstrccken. Bei der Beratung des Antrages Rentsch» Dr. Böhme in der zweiten Kammer der Ständcversammlung am 18. Dezember 1913 ist aber von der Regierung erklärt worden, daß versuchsweise im Falle besonderer Bedürftigkeit Darlehen bis zur Hälfte der Ärcalbeschaffungskosten gewährt werden sollten und baß der Zinsfuß so bemessen werden solle, daß der Allgemeinheit Ver luste nicht erwachsen. Bei dem heutigen Stande des Geldmärkte« muß die Regierung für die in Frage stehenden Darlehen Zinsen zu 4°/, verlangen, wobei die Selbstkosten des Staates noch nicht einmal völlig gedeckt werden. Mittel zur Gewährung solcher Dar lehen sollen in einen den Ständen noch vorzulegendcn Ergänzungs etat zum außerordentlichen Staatshaushalts-Etat 1914/15 eingestellt werde». Doch wird es sich dabei immer um einen Betrag handeln, der cS keinesfalls erlaubt, im vorliegenden Falle mehr als die Hälfte des zur Landbeschaffung erforderlichen Kapitals darzulrihen. Wenn schon nach dem oben Gesagten selbst bei Gewährung eine« staatlichen Darlehens di« Aussichten für die Aufbringung der Land- crwerbskosten wenig günstig sind, so dürfte eS sich doch nicht em pfehlen, die Verhandlungen schon jetzt gänzlich abzubrechen. Da« Finanzministerium hat sich erboten, die Angelegenheit dadurch zu fordern, daß von der Gencraldirektion der Staatseisenbahnen unter Hinzuziehung geeigneter Sachverständiger der Wert des zum Bahubau erforderlichen "Landes tunlichst genau abgeschätzt wird. Voraussichtlich wird sich bei Zugrundelegung der Preise, wie sie im gewöhnlichen Verkehre gezahlt werden, ein wesentlich niedrigerer Gesamtbetrag ergeben als die im Dekret Nr. 48 vom 29. April 191L angenommene Summe von 420900—62300 — 358600 Mk., di« auf Grund der im EnteignungSvcrfahrcn zu gewährenden, erfahrungs gemäß besonders hohen Taxen eingestellt worden ist. klebrigen» darf die Hoffnung nicht ausgegeben werden, daß manche Grund- besitze« sich im Interesse des Zustandekommen» der Bahn zur Her gabe des Areals zu erheblich ermäßigten Preisen wenn nicht zu unentgeltlicher Abtretung bereit finden lassen werden. Im Gegensatz zu den bei der Strecke Kamenz—Radibor obwal tenden Schwierigkeiten haben sich neuerdings die" Stadt Radeburg und sämtliche für die Strecke Priestewitz—Radeburg in Frage kom menden Landgenieinden schriftlich bereit erklärt, dem Staate da« zum Bau der genannteil Strecke erforderliche Land unentgeltlich zur Verfügung zu stellen, ohne daß diese Opferwilligkeit von der Gewährung eine« staatlichen Darlehen» abhängig gemacht wird. Bei dein besonderen Interesse, daß sich hiernach für diese» Teil der Nordostbahn kundgibt, beabsichtigt die Regierung noch in dieser Kinanzveriode generelle Vorarbeiten für die Str,ecke Priestewitz —Radeburg und gleichzeitig auch für die wei tere Strecke bi« Königsbrück vornehmen zu lassen. (Für die Strecke Königsbrück—Kamenz sind solche Vorarbeiten schon früher anaefer- tigt worden.) Dafern es die allgemeine Finanzlage gestattet, sollen dann in den außerordentlichen StaatShauShaltS-Etat für die Finanz periode 1916/17 Mittel für den Bau der Teilstrecke Pricstewi tz—R adeburg eingestellt werden. Wegen der Einmündung der Nordostbahn in Priestewitz und der Linienführung über Radeburg, sowie überhaupt wegen der Be handlung der Nordostbahn als einer überwiegend örtlichen In teressen dienende Nebenbahn ist auf den Bericht Nr. 641 der Finanz deputation L vom 14. Januar 1909 Sette S Bezug zu nehmen. Nachdem die Regierung die sogenannte Nordostbahn in dem Dekret Nr. 29 vom 12. Januar 1912 für bauwürdig erklärt hat, ist sie damit einverstanden, daß ihr die auf diese Bahn bezüglichen Pe titionen zur Erwägung überwiesen werden, jedoch in dem Sinne, daß di« Bahn nicht, wie in einigen Petitionen erbeten wird, al» Hauptbahn, sondern wie von der Regierung vorgeschlagen und schon früher vorn Landtage gebilligt worben ist, al« Nebenbahn ge baut wird". Insoweit in dieser Zuschrift die veränderte Linienführung der bereits genehmigten Teilstrecke Radibor—Kamenz erwähnt ttird, beschloß di« Deputation, mit derselben ihr Einverständnis zu erklären. Betreffs der Arealbeschaffungskosten wird die Königliche Staat»- regier»«» ersucht, von den im ErgänzungSetat rtnaestrllten Mitteln
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