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halten- Di« der aber über ein.Zusammengehen mit Huerta denkt, da* weiß zurzeit noch kein Mensch. Eine weiß man nur, daß die Herren in Washington froh wären, könnten sie so bald wie möglich in Mexiko Schluß machen. Und .darum kam ihnen auch der Ver mittlung-Vorschlag der südamerikanischen Republiken nicht gar so ungelegen, wenn cS auch für die große Re publik des Norden- nicht gerade sehr angenehm war, die guten Dienste der Kleinen des Süden- anzunehmen, um mit einem Manne sich auseinanderzusetzen, dem dis amerikanische Diplomatie gar nicht das Recht zugestehen will, sich Präsident der mexikanischen Republik zu nennen. Es heißt denn auch, daß Präsident Wilson sich die Ver mittlung der Südamerikaner nur dann gefallen lassen werde, wenn man nicht auf Huertas Anerkennung be stehe. Aber da- ist im Grunde nur Silbenstechen, denn ob anerkannt oder nicht anerkannt, Huerta hat vorläufig die Macht in Händen und damit müssen die Amerikaner rechnen, mag es ihnen auch noch so bitter ankommen. Der deutsche Botschafter in Washington Graf von Bernstorff sprach gestern im Staatsdepartement vor und teilte dem Staatssekretär Bryan mit, Deutschland würvc durch seine Gesandtschaft in Mexiko seinen Einfluß dahin ausüben, Huerta zu bewegen, die Vermittlung anzu- nehmen. Demütigung eines amerikanischen Konsuls. Der amerikanische Generalkonsul Hanna in Monterey fNordmexiko) berichtet dem Staatsdepartement in Was hington über eine ihm widerfahrene Demütigung. Am 21. April kam ein Offizier HuertaS auf das amerikanische Konsulat und ver/angte, daß die amerikanische Flagge heruntergeholt werden sollte. Als dies verweigert wurde, rissen die den Offizier begleitenden Soldaten sämtliche Flaggen herunter, zerrissen sic, warfen sie auf die Straße und traten darauf herum. Tie Beschimpfung der ameri kanischen Flagge ging vor dem Beisein einer großen Menschenmenge vor sich. Am nächsten Tage wurde Gene ralkonsul Hanna verhaftet und ins Zuchthaus gebracht. Am 24. April besetzte die Rebelle'narmee die Stadt Mon terey und befreite den Generalkonsul. Zur Rettung bedrohter amerikanischer Flüchtlinge durch deutsche Matroseu wird weiter gemeldet: nachdem' die Einnahme vyn Vera cruz in Tampico bekannt geworden war, versammelte sich eine große Menschenmenge vor dem Hotel, in dem sich die Amerikaner befanden. Der Volkshaufen warf die Fenster ein und feuerte Schüsse auf das Hotel ab. Zn diesem kritischen Augenblick erschien der Kommandeur des deutschen Kreuzers „Dresden" v. Kohler und teilte dem mexikanischen Befehlshaber mit, daß, wenn nicht sofort die Straßen gesäubert und den Amerikanern freier Ab zug gewährt würde, er Truppen landen und scharf vor gehen lassen werde. Tie Folge war, daß die mexika nischen Behörden ein starkes Militäraufgebot auf die Straße schickten, das den Abzug der Amerikaner deckte. — Der „Newyork Herald", der über die Rettung der amerikanischen Flüchtlinge in Tampico durch das Ein schreiten des Kapitäns des deutschen Kreuzers „Dresden" einen längeren Bericht bringt, erklärt dazu in einem Leitartikel: Die Haltung des Kapitäns v. Kiohler be reitet dem amerikanischen Volke aufrichtige Freude. — Die „Newyork Times" melden aus Galveston: Die hier aus Tampico eingetroffencn Flüchtlinge haben an den deutschen Kaiser eine längere Depesche gesandt, in der sie für das prompte Eingreifen des Kapitäns Kohler vom Kreuzer „Dresden" danken, der sie vor dem Pöbel in Tampico gerettet habe. GefShrdnng der Amerikaner in Mexiko. Huerta hat erklärt, daß er keine weiteren Ameri kaner aus der Stadt Mariko fortlassen werde' er wolle sie zu seiner eigenen Sicherheit dort behalten. Sämt liche Züge mit Flüchtlingen werden unterwegs unzählige Male von den Truppen Huertas aufgehalten und durch sucht. Zapata wurde voxgestern in Mexiko erwartet. Ter „Daily Cronicle" läßt sich von seinem Korrespondenten aus Veracruz melden, daß Huerta seinen Leuten sogar eine gewisse Plünderungszeit von 3 Stunden eingeräumt habe, um die Wohnungen der Amerikaner zu durchsuchen und auszurauben. — Nach anderen Berichten aus der Hauptstadt Mexiko sollen dort 10 Amerikaner von dem aufgehetzten wütenden Pöbel getötet worden sein, doch fehlt die Bestätigung dieser Meldung. Dreimal wurde der Versuch gemacht, die amerikanische Gesandtschaft nie derzubrennen, er wurde aber stets von der amerika nischen Wache vereitelt. Die Lage in Veracruz. Nach Meldungen des „Daily Expreß" treten Hunger und Krankheiten unter der armen mexikanischen Bevölke rung in Veracruz auf. Die amerikanischen Aerzte und Ambulanzen haben alle Hände voll zu tun. Die Krank heitsherde werden nach Möglichkeit isoliert. Nahrungs- mittel werden an die arme Bevölkerung aus den Vor räte der Kriegsschiffe verteilt. Der mexikanische General Maas, der 15 Meilen von Veracruz eine verschanzte Stellung mit ansehnlicher Truppen macht beseht hält, hat dem Präsidenten Huerta ehrenwörtlich versprochen, Veracruz in zehn Tagen wieder zurückzuerobern. Tie Amerikaner in Veracruz sind fieberhaft bemüht, acht englische Meilen im Umkreise von Veracruz Erdbefesti gungen zu errichten. Die amerikanischen Truppen durch suchten in den letzten Tagen die Stadt nach versteckten Waffen und fanden in den Särgen auf den Kirchhöfen bedeutende Mengen von Gewehren und Munition ver borgen. Es lam dabei zu Zusammenstößen mit den Mexi kaner», welche sich empört gegen die amerikanischen Marinesoldaten wandten in dem Glauben, daß diese die Leichen in den Särgen schänden wollten. Die Raffen ablieferung seitens der Bevölkerung macht Fortschritte. An -er amerikanisch-mexikanische» Grenze. Die ersten blutigen Zusammenstöße an der amcrika- ntsch-mexikanischen Grenze habe» stattgefunden; schon haben die Mexikaner in Piedras NeKaS die Bahn, das Telegrapheuamt und die Eisenbahnwerkstätten zerstört; nur durchritten glücklichen Zufall gelang es einer tleinen amerikanischen Grenztrupvc, die von den Mexikanern beabsichtigte Sprengung der großen Eisenbahnbrücke über den Rio Grande zu verhindern, in El Paso ist Artillerie aufgefahren, uni den Bahnübergang zu schützen, in La redo und fern inr Westen, in den nicverkalifornischen Grenzdistrikten, in Ensenada, haben mexikanische Trup pen die Amerikaner angegriffen. Belanglose Scharmützel sind das alles, aber doch die Vorboten unausbleiblicher blutiger Ereignisse: der Krieg wird sich nicht nur im Machtbereich amerikanischer Schisfsgeschütze abspielen. Für größere Unternehmungen im Feindeslands kommen bei der Grcnzgestaltung im Grunde nur vier Punkte als Einfalltore in Betracht. Es sind die großen Bahn übergänge am Rio Grande: Laredo, der Eagle Paß und El Paso, sowie weiter westlich an der Grenze SonoraS die Stadt Los Nogales. Der R i o G r a n d e d e l N o r t e, der von El Paso bis hinab zum Golf von Mexiko die Grenze der Union bezeichnet, ist am oberen ^aufe, bis hinab zum Presidio del Norte im allgemeinen praktisch so gut wie unpassierbar; in tiefen Schluchten wälzt sich der Flußlauf dahin, spärlich sind die Kurten und auch die münden zu beiden Seiten der Grenze in ödes, nahezu unbewohntes Land, man kann fast sagen, in Wüsten regionen. Am unteren Laufe aber verändern sich diese Verhältnisse; leichter ist der Fluß zugänglich, häufiger begleiten Farmen und kleine Ansiedlungen die Nachbar schaft des Strombettes, und bei den Eisenbahnüber- gängcn wächst die Bevölkerungsdichte und damit die mögliche Basis kriegerischer Operationen. Trotzdem liegt doch wohl der Schwerpunkt des Verkehrs droben bei El Paso; hier haben die Amerikaner auch, im Rücken der Stadt, eine im übrigen nicht sonderlich bedeutende Be festigung angelegt, das Fort Bliß, das den Grenzübcr- gang beherrscht. Tie Stadt El Paso hat in den letzten Jahren einen stattlichen Aufschwung genommen, von dem nur ein beschränkter Abglanz auf die gegenüberliegende mexikanische Stadt El Paso del Norte übergcgangen iF. In der Tat gibt es kaum einen stärkeren Gegensatz cnS diese beiden nur durch einen Flußlauf getrennten Städte; mit seinen schmalen und winkligen Gassen, den ärm lichen niedrigen Lchmhäusern, zwischen denen nur hin und wider ein stattlicheres Bauwerk aufragt, mit seinen kleinen schmutzigen Läden und der fast baufälligen alten Kirche kann das mexikanische El Paso den Vergleich mit der nordamerikanischen Schwesterstadt längst nicht mehr aufnehmen. Denn hier, auf der amerikanischen.Fluß seite, ist eine moderne Stadt mit breiten sauberen Stra ßen und Alleen erstanden, elektrische Hahnen rasseln durch die Straßen, prückitige, große Läden umsäumen die Verkehrsadern, und überall erstehen große moderne Häu- serbautcn. Der Rio Grande bereitet den Anwohnern in dieser Gegend nicht wenig Tücke, launisch verändert er oft sein sandiges Bett, und nicht wenig Grenzstreitigkeiten find dadurch entstanden, daß in der engeren und wei teren Umgebung von El Paso der Fluß einen neuen Lauf nahm und Ländereien, die heute aus mexikanischem Boden liegen, morgen nordamerikanischer Staatshoheit unterstellt. In westlicher Richtung verläuft die Grcnge ohne Rücksicht auf die Bodeugestaltung in einer mathe matischen Linie. Die steilen Hänge der Sierra Madrc verbieten hier von selbst größere militärische Unter nehmungen, wiewohl nicht allzu fern von der Grenze hier mitten im Gebirge das märchenhafte Tal des Jaqui-Flusses beginnt, das wegen seiner erstaunlichen Fruchtbarkeit nicht mit Unrecht das „Niltal von So nora" genannt wurde. .Hier liegen auch, nicht allzu weit nach Süden, die berühmten I aq u i-G o ld f e l- der, die das Volk des „Teufels Kochtopf" taufte, dse Stätte blutiger und erbarmungsloser Kämpfe zwischen den Goldsuchern und den Indianern. Das Gold tritt hier so reich zutage, daß man cs mit bloßem Auge scheu kann, oft haben Indianer reine Goldklumpen von Wallnuß größe gefunden; in dem Städtchen .Huisopa wird Gold er; gewonnen, das aus jeder Tonite für 3000 Pesas reines Gold ergibt. Jenseits der Sierra Madre durchschneidet oic Grenze dann die Stadt Nogales, die gegenwärtig wohl die Feindseligkeiten am unmittelbarsten empfindet, denn hier trennt kein Flußlauf Mexikaner und Amerika ner. Tie Rassengcgcusätze offenbaren sich oft schroff und hart; sie gehen so weit, daß auf der Eisenbahn die Schaffner die mexikanischen Passagiere zwingen, den Amerikanern ihre Plätze einzuräumen, wodurch die Mexi kaner unbewußt zugeben, daß sie sich im Grunds als die untergeordnete Rasse fühlen, denn nur selten kommt es bei diesen Vorgehen der Eiscnbahnbeamten zu Zwischen fällen. Die Stadt Nogales gewährt fast den Anblick eines großen Schweizcrdorses; an den Hügelwänden sieht man anmutige Holzhäuser, und mit Entzücken atmet man die frische und gesunde Höhenluft. Die Amerikaner Netten wohl ein Drittel der 3000 Köpfe zählenden Bevölkerung dar; schon findet man hier Chinesen zu Hunderten- Die Grenzlinie führt, wie schon gesagt, mitten durch die Stadt, und bei der rücksichtslosen Schärfe, mit der die amerikanischen Zöllner ihres Amte- walten, kommt e- hier nicht selten zu fast komischen Szenen. Wer ameri kanischen Boden betreten will, hat zunächst einmal zwei Dollar Steuer zu entrichten, eine Art menschlichen Ein fuhrzolles. Hier in Nogales kann cS dem Fremden wider fahren, daß er aus seiner Wohnung tritt, nach einer Erfrischung Ausschau hält und sich im gegenüberliegen- Laden eine Flasche mexikanisches Bier holen tvill. .Aber wenn er, die entkorkte Flasche mit dein kühlenden Trunk in der Linken, wieder über die Straße in sein Zimmer will, taucht wie aus dem Boden gewachsen plötzlich ein Zollbeamter Onkel SamS aus. So erging es erst kürz- lich einem europäischen Reisend!«». Ter Zöllner fuhr ihn an: „Wollen Sie die Straße überschreiten?" Und als der erstaunte Gast von Nogales nickte, wurde ihm ohne weiteres mit schnellem Griffe die Flasche auS der Hand gerissen und der Inhalt auf das Straßenvflaster gegossen. Tenn die Mitte der Straße ist die Grenze: und wer sic überschreiten will, muß zunächst die recht derben Zollpraktikcn der Amerikaner über sich ergehen lassen. Im Laufe des Tages liefen ferner no^ folgende Meldungen bei uns ein: ' ; Gt» mexikanischer Einfall auf amerikanisches Gebiet. * Washington. An der mexikanischen Nordgrenze ist cs zu einem neuen Kampfe gekommen. Aus Nuevo Laredo wird gemeldet, daß die Mexikaner, die aus dieser Stadt Vertrieben worden sind, nochmals versuchten über den Rio Grando zu gehen und aus amerikanisches Ge biet cinzufallcn. Sie stießen mit amerikanischen Trup pen zusammen und cs kam zu einem Gefecht, wobei 10 Mexikaner getötet, 20 verwundet wurden. — Aus Tampico ist hier die Nachricht eingctroffen, die bis her jedoch noch nicht bestätigt ist, daß zwischen den mexi kanischen Bundcstruppen nno den Rebellen ein hart näckiger Kampf um den Besitz der Stadt tobt. — Au- El Paso wird gemeldet, daß 3 Millionen Patronen, die für die Mexikaner bestimmt waren, gestern früh von den Amerikanern abgefaugcn wurden. )( W ashiugtvn. Das Marinedcpartemeut ist von der Newyorkcr Oel-Gescllschast, die Ländereien im Be zirke von Tampico besitzt, nm Absendung amerikanischer Truppen ersucht worden, um 100 ihrer Angestellten zu retten, die sich jetzt auf den Oelländereicn 75 Meilen südwestlich von Tampico befinden. In dem Gesuche wird erklärt, daß die Leute gut bewaffnet seien, daß sie aber infolge der Kämpfe zwischen den Konstitutionalisten und den NcgicrungStrnppen nicht zu den amerikanischen Schiffen gelangen tonnten. Der Vermittlungsvorschlag. )( Wcishingto n. Wie hier in diplomatischen Krei sen verlautet, ließ der mexikanische Minister des Aeu- fieren dem spanischen Botschafter mittcilen, daß Huerta bereit sei, das Anerbieten Brasiliens, Argentiniens und EhileS nnznnehmen. Die Mitteilung gilt daher als eine amtliche und die Regierung Huertas bindende Erklä rung. )( Washington. Wie erklärt wird, hegt man in den Kreisen der hiesigen europäischen Diplomaten ein« pessimistische Auffassung hinsichtlich des VermittelnngS- vorsckilageS der südamerikanischen Republiken. Bezüglich Mexikos ist in den amerikanischen amtlichen Kreisen die Aktion TeutschlandS, Englands n. Frankreichs, Huerta die Annahme der Vermittelung nahcznlcgcn, mit großer Befriedigung ausgenommen worden. Verschärfung -er Nlsterkrists. * London. Ein gelungener Coup von Waffen« schmuggel in Ulster hat die Situation neuerdings wieder verschärft. In politischen Kreisen herrscht große Er regung darüber, daß die Regierung keine energischen Maßnahmen zur Verhütung derartiger Vorkommnisse ge troffen hat. Ministerpräsident Asquith hatte vor der gestrigen Parlamcntssitzung eine lange Konferenz mit dem Marineminister Churchill und anderen Mitgliedern des Kabinetts. Besonderes Aufsehen erregte es ferner, baß Ministerpräsident Asquith mitten aus der Parla- mcntssitzung zur Audienz zum König befohlen wurde, die eine halbe Stunde währte. Nach der Audienz fand ein Kabinettsrat statt, aus dessen ungewöhnlich länger Dauer geschlossen wird, daß die Regierung besondere, verschärfte Maßnahmen gegen die Antihomerule-Be wegung zu ergreifen gedenkt. In politischen Kreisen verlautet, daß die Grafschaft Ulster unter Militärgesetz gestellt werden wird, ein Zustand, der weniger . scharf ist, als Standrecht dem Bürgerlichen Recht gegenüber aber umfassende Machtbefugnisse für die Militärbehör den darstellt. - * London. Die Nachrichten über die Parlaments verhandlungen sowie die Erklärung, die der Minister präsident Asquith im Unterhaus im Namen der Regie- rung abgegeben hat, daß die englische Regierung fest entschlossen sei, in der Homerulefrage einzugreifen, hat die größte Erregung hervorgerufen. Die englisch« Re- XROkir ausgezeichnet. 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