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3. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Rotationsdruck imd Verlag va» Langer L Winterlich in Riesa. — Für di« Redaktion verantwortlich- Rathnr Hähne! in Niel». -4 Sannaden», SS. April lUIL.adeadS 47. Aahrg. Rapoleons Fahrt «ach Slb«. TL. In diesen Apriltagen sind eS 100 Jahre, daß ein von 6 Pferden bespannter Reisewagen auf dem Wege zur Lüste de» Mitteln!eere» Frankreich durchquerte, von Flüchen und Gchimpflvorten geleitet. In diesen« Wagen faß der Mann, dem wenige Mvnate vorher die ganz: französische Nation noch zugejubelt hatte und der nun über Nacht in seinem eigenen Vaterlands der Gegenstand grausamen Hohnes and haßerfüllten Spottes geworden war: Napoleon hatte seine Fahrt in die Verbannung, hatte die traurige Reise nach Elba angetreten. Am 20. April war er, nach einem erschütternden Abschied, von Fontainebleau aufgebrochen, am 23. April passier ten die Wagen Lyon: und von hier ab wurde die Fahrt zu einer Lette von häßlichen Demütigungen.. Es.4oar «in langer Wagenzug, dec der Mlseifarosse. Napoleons folgte, aber nur wenige Getreue, unter denen Bertrand, nahmen an der Reise teil. Die verbündeten Mächte hatten vier Kommissare entsandt, deren Amt eS war, den ge- stürzten Imperator nach Elba zu überführen. In dem Maße, als sich der Zug der Provence näherte, nahmen die feindseligen Kundgebungen der Bevölkerung zu, und am 25. April waren die Verhältnisse so unhaltbar ge worden, daß selbst die Kommissare der Mächte die Not wendigkeit erkannten, den entthronten Kaiser vor Ge walttätigkeiten und Beschimpfungen nach Möglichkeit zu schützen. Man hielt Kriegsrat, die Gefahr tätlicher An griffe auf Napoleon war so groß geworden, daß man zur List seine Zuflucht nehmen mußte. Keine Demütigung sollte dem Welteroberer erspart bleiben: er mußte sich in seinem eigenen Lande bereitfinden, seinen Wagen zu verlassen, mußte eine erbärmliche Maskerade inszenieren, um der Wut de- wandelbaren Volkes zu entgehen. G. Le- notre erweckt jetzt die Erinnerungen an die traurigen Einzelheiten dieses Zuges nach Elba. Am 25. April räumte Napoleon seinen Wagen, machte sich unkenntlich, so gut das angmg, und bestieg einen Klepper, um die Rolle seines eigenen Borreiters zu spielen und die Be völkerung zu täuschen. Bertrand übernahm es, den Reise wagen Napoleons «inzunehmen und gleichsam den ver bannten Kaiser darzustellen. Nach dreistündigem Marsche Kci heftigem Sturme erlitt der „Borreiter" einen so starken Anfall körperlicher und seelischer Erschöpfung, daß an eine Unterbrechung der Reife gedacht werden mußte. Zwei Meilen hinter Solignac, in Calade, hielt der Bor reiter an, stieg ab und betrat ein kleines Wirtshaus. Als Sir Campbell stellte sich Napoleon der Wirtin vor, und während sie eine Stube vorbereitete, in der dem fremden Reisenden Gelegenheit zu einer Stunde der Rast und der Erholung werden sollte, begann die Wirtin mit dem Ankömmling zu sprechen. Sie fragte Napo leon, ob er auf seinem Ritte nicht „dem Bonaparte" begegnet sei: und Napoleon antwortete mit einem lako nischen Nein. Run begann sich die Frau zu ereifern, sprach mit den zornigsten Ausdrücken von dem Unge heuer, dem Monstrum, und erklärte, daß er niemals lebendig seine Insel erreichen werde. Wenn man ihn nicht schon auf dem Wege niederschlüge, würde man ihn auf der Neberfahrt ersäufen. Die temperamentvolle Südfranzösin ging in ihren Zornesausbrüchen so weit, daß sie mit lebhaften Gebärden dem Fremden ein langes, spitzes Messer zeigte und ihn bat, sich von der Schärfe zu überzeugen, indem sie sagte: „Sehen Sie sich die Spitze an: ich würde das Messer jedem, der den ent- scheidenden Stoß führen will, mit Freuden leihen: es ginge schneller." Bet diesen AuSbrüchen fanatischen Hasses konnte Napoleon sich nicht mehr ruhig halten, er unterbrach die Wirtin und fragte: „So hassen Sie also oicsen Kaiser? Was hat er Ihnen getan?" „Was mir oieS Ungeheuer getan hat? Er trägt die Schuld, daß wein Sohn starb, mein Neffe und mit ihnen fo viele junge Menschen." Auf Napoleon übte dies bittere Ge spräch eine erschütternde Wirkung auS. Als die Kommis sare der Verbündeten die Gastwirtschaft betraten, fanden sie Napoleon am Tische sitzen, den Kvpf auf beide Hände gestützt. Als die Herren eintraten- blickte der gestürzte Herrscher auf, und man sah in seinen Augen Tränen. Tie Wirtin aber war nicht wenig entsetzt, als sie hörte, daß die vornehm aussehenden fremde» Gäste den ein samen Unbekannten mit „Sire" ansprachen und sie er kennen mußte, daß eS Napoleon selbst lvar, zu dem sie so bitter und so grausam gesprochen hatte. Berliner MoSebrief. (Nachdruck verboten.) Berlin, im April ISl4. Solche Caprizen, wie in diesem Jahr daS Wetter hat, zeigt nicht einmal eine schöne verwöhnte Frau; auch in Italien friert man und die Bäume und Sträucher sind in ihrer Entwicklung nicht weiter vorgeschritten als bei uns im „kalten Norden". Solche Temperatur- Verhältnisse legen sich auch der Entwicklung der Mode hindernd in den Weg. Die absterbende Saison hat uns als Abschiedsgruß noch all die Hellen, feinen Pelze ge lassen, und in die vergraben sich nun die verfrorenen Gesichter, und die Enden können gar nicht eng genug um den entblößten Hals geschlungen werden. Die meisten Costümjacken stehen zwischen dem englischen und sran- zösischen Stil. Eigentlich gehören sie weder dew einen noch dem andern an, und haben von dem einen die engen, langen Aermel, den strengen Schoß und vom andern den legeren Schnitt des Rumpfes entlehnt. So ist ein neues Genre zustande gekommen, das mit und ohne Gurt gearbeitet, gut zu der Schlankheit der modernen Fran paßt. An kühlen Tagen zeigen sich all die hüb schen neuen Flauschcapes und die Brunneumäntel als ^praktisch und angenehm. Tie Capes sind sehr weit geschnitten und außerordentlich weich und schmiegsam. Die Mäntel haben einen langen Schulterkragen, sie rei chen kaum bis ans Knie, und das Capouchon läßt das Prinzip der Etagen stark hervortreten. Bei allim Toilet ten beinahe begegnen wir dieser Art von Stufenbahu. Zuweilen sind die Etagen zackenartig wie ein Lampen schirm ausgebogt, sodaß man allmählich zu einem Tönn chen anschwillt, womit in reizvollem Kontrast die untere enge Linie steht. Die langen Neberkleider stehen ein biß chen wie ein Reifrock ab, oder sie laufen in durch Blei plomben beschwerten Zipfeln aus, die der Wind zu einem Ballon aufbauschen kann, und die bei Windstille hin und her pendeln. Die Aermel des Abendkleides find wieder ganz kurz. Sie sind bei Seidenkleidern aus Tüll gearbeitet, über den dann der Stoffärmel kraus, lose unten ein wenig weit arrangiert wirh. Ter Hals bleibt frei,. aber eine Spitzenrüsche, ein Medicikrpgen erhöht die rückwärtige Linie der Taille, und wer es liebt, kann bcrmittelst kleiner! Stäbchen die Spitzen so anbringen lassen, daß sie auch seitlich den Hals ein wenig ver schleiern. Das schmale Samtband für den Hqls darf mit Stählpvints versehen sein und man bindet es so hoch wie möglich nach oben zu um. Jugendliche Kleider werden mit weißen Moirekragen und Westen geschmückt, noch zarter ist es, beides in Battist zu wählen, dex in Ueber- einstimmung mit dem Kleid farbig an den Kanten be stickt wird. . Die. Fülle des Stoffes, der Reichtum seines Arrangements bedingt natürlich eine geringere Aufwen dung von anderem Garnierungsmaterial, und nur die Tville bietet Raum dazu Aber schon der Gürtel wieder faltet sich weich ohne Agraffe aus dem Grundstoff zm sammen- Tie jugendlichen Mädchenkleider zeigen aller« dingS Gürtel auf /arbig gemalten, gestickten und^ge« webten Stoffen und Bändern und erzielen damit sehr reizvolle Effekte. Mit dem Täillenschluß wissen wir im Augenblick nicht recht, wo wir ihn eigentlich hin verlegen wollen, denn einmal bringen wir den die Taille mar kierenden Gürtel beinahe unter den Armen an, und ein andermal ist er in der Form der Baby-Bluse an einer Stelle bezeichnet, an der nach anatomischen Gesetzen schon ein anderer Körperteil seinen Platz hat. Auch die weitzp Bluse ist nicht mehr dernier cri. Ganz feine Schnürchen sind quer herüber in den Stoff der Taille eingenäht, die angezogen werden, sodaß eine schmale Kräusellinie ent steht und die Stoffttlle eng zusammenrafft. Es ist noch ein Trost, — daß man nicht gezwungen ist, jede Mode mitzumachen, und nur so weit Konzessionen zu machen braucht, daß man sich nicht in Kontrast zu ihr setzt. Etwas absolut Neues wird nicht geschaffen, wenigstens nicht im Reich der Mode, und nur die geschiöste Ver wendung verschiedener Details läßt uns manchmal glau ben, wir hätte» etwas ganz Neues vor uns. Im Augen blick sind wir ja aber gar nicht daraus aus, „neu" zn sein, nur jung, daS wollen wir gern ewig bleiben. Herthav. H, , «»»ft und Wissenschaft. Tuberkuloseheilung mittels Goldzyan. Auf hem Kongreß für Innere Medizin erregte ein Vortrag de- be kannten Berliner TubcrknloscforscherS Dr. Arthur Mayer, der über seine gelungenen Heilversnche mit Goldzyan sprüch, großes Aufsehen. Hamburger Auttermittelmarkt. Originalbericht von V. L O. Lüder«. Hamburg, den 23. April IS14. Neltsultermehl 24—28'/, Fett und Protein s - ohne Gehaltsgarantie Reirkleie (geniahlene Rrishiilsen) WeizrnNrie, grobe Roggenkleie Gersteklrie Gundol MaiSklei« Erdnußkleie (gemahlene Erdnußschalen) rrdnußkuche» und Srdnußmehl zzUgtz«/' Baumwollsaatkuchrn , und Baumwollsaatmehl t gz—gg"/ Locolnußkuchen u. -Mehl 28—84'/, Fett u. Protein Palmkernkuchen u. »Mehl 22—26- - - - Rapskuchen und -Mehl 88-44- » » , Leinkuchen und -Mehl 38—42» - - » Maisölkuchen u. Mehl , , , « Mastfutter-Gundol ... . Kuhsulter-Gundol 28-34- » » » Getrocknete Schlempe 38-45- » , - Getrocknete Treber 24—3V- » - - M. 3,50 M. 4,-. - 3,75 - 4,10 . 3.25 - S,?8 . 1,95 . 3.2S . 4,8) . S,S0 . 4,90 . V,4S . 4,30 - 4,20 ' 1,60 ' SZO . 7,50 . 7M . 7,70 . 8,25 . 8,20 - 8,SO . 8,50 - 8,SO . 7,20 . 8,SO . 6.LÜ . 7,^- . 4,80 . 5,40 . v,70 . 7^0 » — , — . 7,25 - 8,— , 5,50 . 6,2S . 4,70 - S.40 Eesammeht - Malzkrune Honnny seed (MaiSfutter) weiße» S,- ' LL) . 6,80 - 7,SO Ä ßnq! DaS Betreten der Felder, Wiesen und Vachufer wird unnachflchtlich bestraft. Eltern sind für Kinder verantwort lich. Die Flurgeuoffenschaft Grüß« mit Rittergut. Itisckorlogou iu 81«»: Lltzät Lpowll» u. vrogoris L. ».SvMlelkS; iuSrSdo: Lulur-Lptzldtztt. Bruteier von Rouen- u. Peklngenleu verlauft «endler 1« Heyda. U l^oclswarsnkaus LLKL M HIlVI preiswert! kl««« im UW«», ri MAPI WM. Mein, reichtluftr. 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