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Kreita,. 17. April l»14. 87 l cil, » ZiIiniisrlltr-ZiMrLte » lg. t ei» ckt, bet -r. kr. ;e« er. in. K- llt. — nei». er l Weib hob »v Echrei rang sich von i! -in r. di« Leiche»» vor denPallisaden auftürmten und die Sturm- kolonn« in» Stocken geriet. Schon gerät der Ansturm in» Wanlen, die Reihen wollen zurückfluten, da springt Pionier Klinke mit einem Pulversack vor, und mit dem begeisterten AuSruf: „Durch müßt Ihr! Besser einer al» zehn!" schleudert er da» Pulver mit einer Gprengpetarde gegen die hemmende Pallisadenwand. Sine Sekunde Er- starrung — dann ein Krach — ein furchtbarer Aufschrei — und weit gähnt die Wand auseinander; zwischen den zertrümmerten Pallisaden liegt der Held in Stücke ge rissen, unkenntlich zerfetzt. Die Schanze war mit dem Opfer diese» tapferen Familienvater» gewonnen; aber al» die Soldaten dann zu neuen Siegen weiterstürmten und die gefangenen Dänen unter schwacher Bedeckung zurückließen, da griffen diese auf Befehl Ankers noch einmal zu den Waffen und ergaben sich erst nach löwen mutigem Widerstand. Anker versuchte sich dann noch mit der Schanze in die Luft zu sprengen; aber er selbst wurde daran verhindert, und ein anderer Däne, der be reit» in der Pulverkammer mit Stein und Stahl Feuer schlagen »sollte, noch rechtzeitig mit dem Faschinen messer durchbohrt. Die anseuernde Begleitung zn dem Sturm bot der prächtige Kapellmeister Piefke, der die Musiker der einzelnen Bataillone um sich vereinigt hatte und, von Kugeln und platzenden Granaten umsaust, den gewaltigen Hohenfriedberger Sturmmarsch spielte. Als die Truppen vordrangen, schwang auch er sich auf dir Brustwehr der Parallele, führte dort den Taktstock und drang schließlich in die zweite Parallele vor. Von den ersten Schanzen wehten' die preußischen Fahnen; da hallt ein dreimaliger Dusch an den Schanzen empor, die Soldaten brechen in ein Hurra aus den König a«S, und dann rauscht „Heil Dir im Siegerkranz" über die Wal statt, die so vielen zum Grab werden sollte. Da» war A N. «r on In. >le. »en igt für die Sonnabend-Nr. — JahriMlrtt--Nr. — wolle ma« un» baldmöglichst, spätesten» bi» GO««« «te«d »or»tttOO - Uhr emreichen, bei späterer Aufgabe kann die Aufnahme in die abend» zur Ausgabe gelangende Nummer nicht zugesagt werden. Aakü«»igungen Mer Art finden durch da» „Mester Ttgettttt", der in Stadt und Amtsgerichtsvezirk Mesa und angrenzen den Ortschaften allgemein gelesenen Zeitung — gegenwärtig tägliche Auflage über 7AUU Exemplare — allgemeine und vorteilhafteste Verbreitung. Riesaer Tageblatt Telefon Nr. SO. — Goethestrahe 5». Bitter »»« «wr» aaf Liippel. Zum 1». April. CK. Seit Goch«» donnerten nun die preußischen Batterien vor Düppel, und ihre furchtbar« Wirkung wuch» von Lag zu Tag. Die Schanzen waren durch die mächtigen Geschosse zu unförmlichen Erdmassen umge wühlt. die Scharten und Blendungen zerstört, der Aufent halt innerhalb der Werke unmöglich gemacht. Nur noch «ft seltenen Schüssen antworteten die Dänen und sahen m stumpfer Erwartung dem kommenden Sturm ent gegen. Lange hatte man auf Seiten der Preußen ge zögert^ noch in der Nacht vom 14. zum IS. April eine vierte Parallele an-gehoben, damit die angreifenden Kolonnen nicht zu große Verluste erlitten, bevor sie an den Fuß der feindlichen Verteidigungslinie gelang te«. Mir den 18. war nun endlich der entscheidende Sturm festgesetzt. Nacht» um 2 Uhr rückten die preu ßischen Sturmkolonnen in die vorderste Parallele ein, während die Reserven hinter derselben Aufstellung «ah men. Mit dem Morgengrauen begannen die Batterien wieder ihr mörderische» Feuer sech» Stunden lang, sodaß die Dänen glaubten, der Tag werde ohne weitere An griffe vergehen, und hinter den Schanzen Schuh such ten. Unterdessen lagen die Krieger in den Gräben mit klopfendem Herzen: mit dem Glockenschlag 10 sollte der Sturm beginnen. Die Geistlichen hielten noch eine Ansprache; die Soldaten standen im stillen Gebet; dann «ine Generalsalve: plötzlich schwieg die Kanonade. „Eine lautlose kurze Pause folgte, dann schlugen di« Tam bour» den Sturmmarsch, drei RegimentSchöre spielten: i.Hch bin ein Preuße", und mit tausendstimmigem Hurra ging e» aus die Schanzen los." Mit einer Ungeheuren Wucht und Schnelligkeit entwickelte sich nun der Sturm. Mit jedem Erfolg, mit jeder Minute fast wuchs die Be geisterung lawinenartig an; unter brausendem Hurra, mit leuchtenden Augen ging » vorwärts, und jede neu- aufgepflan-te Sturmfahne weckte in den Herzen der Krieger neuen Mut. ES war kaum ein« halbe Stunde verflossen, al» die ersten sechs Schanzen erobert, ihre Besatzungen getötet oder gefangen waren- und überall die preußischen Standarten auf den Werken flatterte». Der jubelnde Schwung, mit dem dieser denkwürdige Vorstoß erfolgte, riß sogar an mehreren Stellen die Sol daten weiter zum Angriff auf die zweite Linie der feind lichen Verschanzung fort, und bald waren auch die vier nördlichen Schanzen genommen. All dies gelang «ach einem dreistündigen, äußerst blutigen Kampf, und der Widerstand der Dänen wurde so gänzlich gebrochen baß sie auch nach letztem hartnäckigem Ringen die Brük- kenlöpfe aufgaben und sich in wilder Flucht nach Alken hinüberwarfen. Unvergängliche Daten der Tapferkeit spie'ten sich während dieser Mordarbeit auf preußischer und dänischer tzeite ab. Schanze 3 war von allen die erste, auf der die preußischen Farben in der Morgen sonne glänzten. Schanze 4 bot den stärksten Punkt der gesamten Düppelstellung; sie mußte viermal gegen da erneute Vorstürmen der Dänen zurückerobert werden. Am erbittertsten aber wurde wohl um Schanze 2 ge kämpft, und hier ragen aus dem Gewühl der Streiter zwei nationale Heldengestalten hervor: der preußische Pionier Klinke und der dänische Leutnant Anker. Schanze 2 wurde aufs heldenmütigste verteidigt; der Kartätschenregen dieses von Leutnant Anker befehligten Werkes mähte die preußischen Reihen nieder, sodaß sich Tür zum Borraum, wandte ab« erschrocken den Kopf, al» hinter ihr laute», dröhnende» Sprechen erscholl. An» d« Kammertür torkelte «ine hühnenhaft« Männer gestalt in die Stube. Lotti sah ei» rote», aufgedunsene» Ge sicht, «inen Wald von hellblonden Haaren, «inen kur- gehalte nen wirren Backenbart. «In dre Düwel» Namen, Dunnerslag, Kaffee her!" Eine mächtige Faust fchlug auf die Tischplatte. »Mußt Du den»» ümmer so gräsig fluchen, Badding? Kumm, gah mm» ersten beeten litten, hier!" Frau Larsen schob dem Mann den Stuhl an den Tisch. Doch dieser torkelt« jetzt auf die Ecke beim Ofen zu, wo neben dem Kindertisch «in alter, abgenutzter Rohrsessel stand. »Oho — wullt wot taun hörn kriegen? Soll ick di« tau nicht» flahn?" brüllte « und ballt« die kräftigen Fäuste ge gen die Frau. Dann sah « di« Kinder, di« sich noch mehr in die Ecke gedrückt hatte». „Oho, de lütten Görn!" — Er stieß ei»» grim mige» Lachen au», packte die Kinder und zog siehervor. Die Ki»»d« weinten laut vor Angst. Da warf der Mann sie der Mutt« vor dl« Füße: „In dre Düwel» Namen, Dunnerslagg, schall ickju all tau nichts slahn?" „Badding, vadding, st« gaud l" flehte die Frau und drückte mit Bitten und Schmeicheln den Riesen in den alten Sessel neben dem Ofen, während die kleine»» Mädchen schmerzvoll wimmerten und die älteste» mit angstverzerrten Gesichter»» Stich an Stich relhten, still, lautloseste mußteniaarbeite«, jede verlorene Minute war kostbar, jede Minute von der Stunde zu — sech» Pfennig! — Ei»» Schaub« schüttelte Lotti» Körper. Sie fühlte ei» un endliche» Erbarme», ab« zugleich einen Ekel. Und dies« trieb st« fort: Rur fort, fort, den Menschen od« da» Ti« da nicht sehen- denn da» war doch kein Mensch, der da mit zottiger Mähne In dem alten Stnhl sich rekelt« und brüllte, da» war doch kein Mensch» — So weit tonnt« sich doch «in Mensch nicht vergessen, daß «seine armen, unschnldigen Kind« so brutal mißhandelte und seinen» Weib« mit Totschlag drohte» Da» tat doch kein Mensch? während sie den Strandweg zurttckging und mit Grausen an die Szene dachte, deren Zeugin sie eben gewesen, überfiel Ne eine lähmende Schwäche. Di« zitternden Kntre wollten ihr um 13 Uhr; nicht la»»ge danach Ware»» alle zehn Schanzen erobert, und der Jubelruf pflanzte sich von Werk zu Werk fort. Die zweite dänische Verteidigungslinie, Pa sog. Retranchement mit den vier Lünetten wurde-ohne viel Widerstand besetzt. Nur um die hinter Lünette D. ge legene Tüppelmühle entbrannte «in heftige» Ringen. Der Oberbefehlshaber der dänischen Division im Sünde- Witt General Tuplat sah nun, daß alle Hoffnung auf Sieg verloren sei und er nur noch an die Rettung seiner Ttuppen nach Alse» denken durfte. Nun galt es noch, mit Aufbietung aller Kraft' den Brückenkopf zu verteidigen, damit die Däne», über die Brücke zurück fliehen konnten. Du Plat und seine beiden Stabsoffi ziere sielen bei diesem Kampf, von Kugel»» durchbohrt. Der Feldherr, den man forttragen wollte, winkte nur matt und verzweifelnd mit der Hand: „Laßt mich hier liegen!" Bei diesem letzten schweren Streiten, das die völlige Niederlage der Däne»» besiegelte, erlitt auch ein preußischer Führer de» Heldentod. Seine» Mannschaften voranstürmend, den Dege»» in der Rechten, wurde Ge neral van Raven von ei,»er Granate zu Tode getroffen. „Es ist Zeit, daß wieder einmal ein preußischer General für seinen König stirbt!" Mit diese,» Worten brach er zusammen. Er war wirklich seit den Befreiungskriegen der erste preußische General, der sei» Leben ans dem Felde der Ehre opferte, und der Tüppeler Schanzen- sturm war zugleich die erste Großtat preußischer Waffen seit jenen Heldentagen, durch die eine neue Glanzepoche preußischen KriegSruhmK würdig eingeleitet wurde. 8 Minuten nach' 2 Ahr empfing Prinz Friedrich Karl die Meldung, daß mit dem Brückenkopf das letzte dänische Bollwerk geräumt sei. Rasch trug der Telegraph die Siegeskunde zum KünigSschloß nach Berlin, wo der König den Garderegimentern de» Sieg selbst verkündete, den Dienst ««sagen. ES war gut, daß d« Wind ihr jetzt half, sie vorwärts trieb. An d« Schläfe stand ihr b« Schweiß, — sie dachte an da» Kind, da» sie untern» Herzen trug. — Sie sah es neben sich, sah es spielen, lieblich und hold. Gütig« Vater. — dann sah sie den Mann, »hem Mann, der auf oa» Kind zuschritt — nein, «schritt »richt,«torkelt«; «r packt« «» — Da» jung« Weib hob wie abwehrenhphie Hände, ein halb unterdruckt« Echrei rang sich voi» ihren Lippen. Sie hastet« vorwärts, eilig, als müßte st« sich überzeugen, daß dieses Gräßliche nur ei»» Bild ihrer erregten Phantast« sei, die Folgen des vorher Gesehenen bei der unglücklichen Liese Larsen. Als sie nach Hans« kam, trat ihr di« Mutti« entgegen. „Kind, bei dem Wetter warst D» au« ? O, wie naß Du bist! Schnell das Tape ab und sich umziehe»»! Mein Himmel, Lotti, wo warst Du nur, Du zitterst ja an» ganze»« Körper!" „Laß gut sein. Mutti! Später, jetzt muß ich »»»ich «st setzen, ich kam» nicht »»ehr — ich bi» so schwach." Frau Doktor Falk war aus« höchste bestürzt. „Liebe Mutti!" Di« junge Frau zog zärtlich dl« Mutter hand au die Lippe»». Sie war so schwach, so hilflo»! Sie wehrte Frau Doktor »licht, als sie ihr da« Kleid auszoa und de» weichen, rosa Morgenrock über ihr« Schlittern streifte, sie ließ sich alles gefallen. Sine grenzenlose Mattigkeit, eine Mü digkeit fesselte ihr die Glieder, deren sie sich »licht «wehren konnte. Sie ließ sich willig zum Ruhebett führen. „Wo »st Äio? fragte sie dann." „Papa ist da! st« sind beide im Arbeitszimmer!" „So!" Lotti schloß bi« Augen. Und lind und wttch, wie es eben nur Mutterhände vermögen, strich Fran Dakar über ihre» Kinde» blasse», abgespannte» Gesicht. Da mußte Lotti an jenen Gewitteradend denken, al» st« und Giovanni d« kleinen veamttnfrau halfen, die Kinder nach Hau» zu briimen. Und dann im kleinen Zimm« die inhaltsreiche halbe Stunde; — wie süß di« Frau ihr Kind in de»» Schlaf gewiegt — Lotti meinte, den sanften Gesang «ach oencm zu hör«». Und st« hatten sich nach dein Tast amvimt, leis« hin »md her, her und hin. — Und mm suchten yr« Ge danken wieder ihr Kind. Sie sah da» spitzenorrhauaene Bett- chen neben sich; st« hatte«»in den Armen, wiegt« es. riß,« Irauenkieke. Roma»» von Clara Aulepp-Stübs. 81 „Ree, da» i» genug; Ich werde «och ganz gut bezahlt, viel« Geschäft« geben wenig« al» mein», für da» ich nun zwölf Fahre arbeite." „Und wie lang« arbeiten Sie denn »Mich?" Frau Larsen warf «inen forschenden Blick auf ihren Besuch, besam» sich «inen Moment und sagte dann ruhig: „Vierzehn Stunde« müssen fein und da helfen noch di« Kind« mtt!" „Ich bitte Sie, Frau Larsen! Warum müssen St« vier zehn Stund« arbeiten? Sie brauch«, doch nicht allein für sich und Ihr« Kind« zu sorgen, Sie —" Ein laute» Poltern in d« Kamm« nebenan ließ Lotti jähliug» verstummen. Frau Larsen war anfgesprungei» und ging rasch hinein. Man hörte sie sprechen; ihre Stimm« klang beschwichtigend. Betty und Hinrichsen sahen Saastlich auf Lotti, die blaß «worden war. Di« Kleinen in der Eck« drückten sich wie scheue Küchlein aneinander; sie batten di« Schürzen über die Köpf chen geworfen, wie e» Kind« tun, di« sich verstecken wollen, und nun von d« Kammer her immer mied« di« sanft«, jetzt angstvoll «höht« Frauenstimme. Lotti stand auf. „Ich will gehen, Kinder! Grüßt di« Mutt«, ich komme ein andermal wird«!" St« reicht« dm Kindern di« Hand, knöpft« di« Pelerine -n und wandte sich Zm Tür ; alle» in ein« dumpfen Benommen heft, einem gequälten Horchen nach d« Kamm« zu. Fetzt trat Frau Larsen wieder ein, kam -astig zu ihr. „Gnädige Kau — feien Sie mir nicht böse — bitte — zehen Sie urbrr fttzt l" Vie stieß die Sorte förmlich -«rau», ihre Brust wogt, al» ob st« eben «in« furchtbare Anstrengung gehabt hätte — mit je mand a«unam vielleicht? Lvm VLEML dir Otindr drr Krau. „Ich gehefchon, ^ruhigmSi« sich nm!" sagte st« «arm. „Ich bin -an, ruhig l- Sie -wang sich, dem Besuch in» Ve- Som «schrak vor dem Auldruck in drmselben. Mit einem Kymoligrm Händrdrnck wollte sie geh«», öffnete schon di« 2. Beilage zam „Riesaer TagelUatt". «aMtaMdmck »Mag»« »au,er » «I»,,,lich - Mk A« NebaMan «mnNeottN»» «r»»ur H»tzu«k »u Riesa. «7 Ja^g