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Oesterreich-Ungar». Um den schlechten Eindruck -u mildern, den die Ab sicht der ungarischen parlamentarischen Opposition, eine MM» Mach Petersburg zu unternehmen, sowohl in Oester- »Ich Ungarn, al» auch in Deutschland hervor-erufen Bat. beabsichtigen, wie an unterrichteter Stelle in Bu- auMusprechen Demgegenüber betont» Staatssekretär von Roedern in einer längere» Rede, da- sich der Erlaß nur aus die Schule bezöge, jedoch nicht in die privat» Freiheit der Lehrer eingreise. Schließlich wurde «in Miß- tranenövotum angenommen, in welchem die Kammer bedauert, daß der Sprachenerlaß -en Interesse» der Schule und de» Lande» nicht förderlich sei. «ine Revision de» ReichSkrte-Sfchatze» t« guUuA-Tkrm wurde gestern durch da» Krtegäschatz- Kuratorium vvrgenommen, zu der besttmmung»gemätz auch der Rondeossizter der Gpandauer Garnison zuge- gogen war. E» wurde seflgestellt, da- der Schatz un angetastet ist. Die Gründung der vädagogtsch en Akade mie. An den Lagen, wo die deutschen Oberlehrer sich zur gemeinsam«, Beratung brennender Gchulsragen in München zusammengetan haben, verdient die „Jubt- läum»pistung für Erziehung und Unterricht"", die jetzt der Kaiser genehmigt hat, besondere Aufmerksamkeit. Diese Stiftung soll dazu dienen, da» gesamte Material über die Iugendbildung zu sammeln, dabei aber gleich zeitig zur pädagogisch-wissenschaftlichen Fortbildung der Lehrer beizutragen. Die ganze Art, wie die Stiftung gedacht ist, leistet dafür Gewähr, daß wir in ihr nicht «inen neuen Apparat Mr Herstellung von der Praxi» fremden Theorien, sondern einen lebensfähigen wesent lichen Bestandteil der pädagogischen Forschung und Lehre bekommen. «» kann hier nicht aus die vielfach behandelten Ltreitsragen «ingegängen werden, ob und inwieweit die jetzige Borbildung der Vvlisschul- und Oberlehrer ge nügend ist. Sicher ist, Paß manche Reform noch ge schaffen werden kann, die da» neue Institut fördern wird. E» steht im innigsten Zusammenhang mit der pädagogischen Praxi» und soll für sie wirken. Darum, und weil die Fragen der Jugenderziehung sich mehr und mehr in den Vordergrund drängen, weil sich sogar hier und da Ansätze zu einem widersinnigen, abgöttischen Kul tus der Jugend zeigen, wird man da» neue, auf ernst hafter Forschung aufgebaute Institut überall begrüßen. Maßnahmen zur Linderung der Woh nungsnot in Ludwig-Hasen. Zur Linderung der Wohnungsnot beschloß der Stadtrat die Bereitstellung von einer halben Million Mark au» der städtischen Spar- kasse. Gebäude mft mehr al- Vierzimmerwvhnungen sind von der Beleihung ausgeschlossen. Die Zaberner Vorfälle vor Gericht. Gestern hatte sich das Landgericht Zabern mit der Klage der anläßlich der Zaberner Vorfälle im Panduren-KeNer «ingesperrten Bürger zu befassen. Es kamen hierbei an- nähernd 25 vergleiche zwischen MilitärfiskuS und Fest genommenen zustande, da sich die Betreffenden mit der vorgeschlagenen Entschädigung von 50 Mark einverstan den erklärten. Bier weitere Klagen wurden auf den 21. April vertagt, da die Klagenden lhöhere Ansprüche als 50 Mark erheben. Unter ihnen befindet sich auch der Schuhmacher Blank au» Dettweiler, der von dem Leutnant v. Forstner durch einen Säbelhieb verletzt wurde. Er hat eine Entschädigung von 250"Mark verlangt. Wei tere sechs Klagen konnten nicht verhandelt werden, da der Recht-anwalt nicht erschienen war. Die bisher ent standenen Gerichts- und Prozeßkosten trägt in allen Fällen der FiSkuS. Eine Trinkerstatistik. Wenn man durch die Straßen des Zentrum» und de» Nordens von Berlin schreitet, wird einen die ungeheuer große Anzahl von Schankstätten aller Art überraschen. Man findet da Ka schemme ineben Kaschemme, und als betrübendes Kurio sum sei hier die Tatsache testgestellt, daß die Madai- straße —-'15 Häuser, aber 17 Schankstätten zählt. Im November vorigen Jahres hat man nun eine Zählung der Kneipenbesucher in einigen Stadtteilen veranstaltet. Und diese Zählung, die ein ebenso originelles wie im Resultat trauriges Gegenstück 'zu den Zählungen der Kirchenbesucher bildet, hat Zahlen geliefert, die selbst solch« Leute überraschen, die mit dem Berliner Alko holelend wohl vertraut sind. Es ist zu berücksichtige»», haß diese Zählungen in einer verhältnismäßig ungeeig neten Zeit stattfanden: von 5»/, Uhr nachmittag» bt- 8H Uhr abend», sonst hätten sich vielleicht noch schlim mere Zahlen ergeben. Am Wedding wurden, wie die ,«Deutsche SH arte" berichtet, Besucher von 14 Kneipen -«zählt: e» waren 4138, darunter 428 Frauen und 204 Kinder. Am Kottbuser Damm in einer Großdestillation 709 Personen, darunter 48 Frauen und 45 Kind«. Im Zentrum wurden S Schankstätten von 3076 Personen be sucht, am -alleschen Lor 4 Wirtschaften von 1764. SS gibt unt« ihnen Hunderte von Drinkern, die jeglich« Beeinflussung unzugänglich sind. Die Stadt Berlin tirt dazu so gut wie nicht». Die Drinker-Fürsvrge allein ist machtlos, denn «» gibt z. B. in diesen Gegenden keinen Hauswirt, der auch nur «in Plakat mit Bildern der Aufklärung über den Alkohol aushängen würde. Man würde ihm ohne Zweifel die Scheiben etnschlagen. Stimmung der Berliner Börse vom 7. April 1914. Di« bevorstehenden Feiertage werfen jetzt schon an der vörs« ihr« Schatten voraus. Auch heut« war ihr Gesamtbild schwach. Die Umsätze waren verhältnis mäßig gering. Eine leichte Belebung, die um di« Mitte der vvrsruzeit sich bemerkbar machte, ändert« da» Bild nicht «h «blich. Montanaktien waren wenig gefragt uad notierten saft durchweg nur unwesentltch niedriger. Still lag der Markt der Bankaktien. v»n Schistahrt»w«rten gewannen Hansa 8'/.. 8V,proz«utig» Retch»anlethiu «holten sich 0,10 */,. Lprozeutig« Kousol» gaben «bensoviel nach. Der Kassamarkt lag schwach. Tägliche» Geld war mit 2V,*/» erhältlich. Der PrioatdiSkont wurde uuverändM mir 8'/,*/, «atiert. dapeft mitgeteilt wird, in P«1er»burg hohe Persönlich- letten dahin tätig zu sein, daß von der russischen Duma wie seinerzeit die Mitglieder de» englischen Parlament» nunmehr sämtliche Mitglieder des ungarischen Parka- ment» zu eikem Besuche nach Petersburg etngeladen worden » Rutzlanv. Die Frage, der deutschen Industrie die russischen StaatSausträge zu entziehen, um auf diese Weise an Deutschland wegen unbegründeter Verhaftung russischer Regierungsagenten Vergeltung zu üben, erregt überall öffentliches Interesse. Besonnenere Blätter kommen in des M dem Schluß, daß ein Boykott der deutschen In dustrie Rußland bedeutenden Schaden bringen müsse. Die einheimische Industrie könne einen Teil der Staatsbe stellungen überhaupt nicht übernehmen, da sie erstens mit Bestellungen überlastet ist und zweitens infolge man ch« technischer Unvollkommenheiten schwierige Arbeiten ablehnen müsse. Auch stellen sich Jndustrieerzeugnisse in Deutschland billiger, als in Rußland. Ferner empfiehlt e» sich nicht, Frankreich und England als Ersatz für Deutschland zu nehmen, weil der Transport aus diesen Ländern teurer sein würde und weil ferner auch dort die Qualität mancher Erzeugnisse zu wünschen übrig lasse. Man hat den Eindruck, daß die Boykottfrage im Sande verlausen wird. Albante«. Lrotz aller Gerücht«, welche in Europa um den Kampf in Südalbonlen umhrrschwirrten, scheint nun doch fest- zuftehen, haß Korltza von den albanischen Gendarmen ge halten wird. DaS wär« also der erste positive Erfolg der Albani« unter der Regierung de» Mbrrt, und dieser ist vorläufig au» einer seiner ärgsten Sorgen hinaus. Doch damit ist in Südalbanien noch längst nicht Ruhe geschaffen. Fürst Wilhelm mobilisiert nnd will die Ruhestörer au» seinem Lande verdrängen. E» ist ihm ja nur zu wünschen, daß er damit Erfolg hat und daß er sich seiner neuen Würde, die ihm bisher nur Kummer gebracht hat, endlich einmal in Ruhe erfreuen kann. Während er jetzt zum ent- scheidendrn Schlage rüstet, bereiten sich die Großmächte daraus vo^ ihrerseits die Note zu beaniworten, die vor einig« Zeit Griechenland zur epirotischen Grenzsrage an die Mächte gerichtet hat. Ob eS gelingen wird, diekwal «in« voll« Einhelligkeit der Großmächte zu erzielen, erscheint vorläufig noch fraglich. Denn Italien und Oesterreich wollen jetzt, wenigsten» soll da» der Zweck der Minister zusammenkunft in Abbazzia sein, energisch die Herstellung d« Ruhe in Albanien bewirken, während insbesondere die Mächte de» Dreiverbände» für ein scharfe» Vorgehen wenig übrig haben werden. Ans Mer Welt. * Berlin: In einem Rieseuprozeß wegen Bewuche rung von etwa hundert Offizieren aller Truppengattungen im ganzen Deutschen Reiche, der seit 14 Lägen die Erste Strafkammer des Landgerichts Berlin I beschäftigte, wurde gestern nachmittag das Urteil gesprochen. Es er hielten wegen gewerbs- und gewohnheitsmäßigen Wuchers bezw. Beihilfe: Privatier Wilhelm Holzapfel und Rentier Gustav Adolph je 4 Monate Gefängnis, 306 Mark Geld strafe, eventuell noch 30 Tage Gefängnis, und je ein Jahr Ehrverlust, Agent Heinrich Hinrichs 9 Monate Ge fängnis, 500 Mark Geldstrafe,' eventuell noch 50 Tage GcftngniS, und drei Jahre Ehrverlust, Agent Karl Kruschwitz 3 Wochen Gefängnis und 100 Mark Geldstrafe, Hypothekenmakler Georg Schumann 3 Wochen Gefängnis und 150 Mark Geldstrafe, Agent Johann Gräser 2 Monate Gefängnis und 100 Mark Geldstrafe, Kaufmann Jakob Bem 8 Monate Gefängnis, 300 Mark Geldstrafe, eventuell noch 30 Lage Gefängnis, und zwei Jahre Ehrverlust, Agent Joseph Rosenblatt wurde sreigesprocheu. — Höchst am Main: In den Farbwerken trugen sich am Sonnabend schwere Vergiftungsfälle zu. Trotz der sorg fältigsten Sicherheitsmaßregeln strömten in der Ab teilung für Hydvosulfide giftige Gase aus, durch die die in dem Raum befindlichen Personen, Dr. Mio«b«s«, Dr. Zahn und Dr. Stock, sowie zwei Aufseher bewußtlos wur den. Alle fünf Personen mußten sofort dem Krankenhaus zugeführt werden, wo sie sich wieder erholten. — Augsburg: Auf Grund eine» Erkrankun-Ssalle» an Pocken sind sämtliche Jusassen de» hiesigen Asyl» für Obdachlose, etwa fünfzig an d« Zahl, ein« Schutz, impfung unterzogen und zur Beobachtung in d« Iso- lierbaracke untergebracht worden. Auch da» Personal hat sich der Impfung unter-iehen müssen. Sämtliche Räume de» Asyl» wurden gründlich desinfiziert. Bei dem Erkrankten handelt es sich um den stellungslosen Lithographen Tauscher. — Nürnberg: Ein Schutz mann in Zivil hat in der vorletzten Nacht auf der Straße den 22 jährigen Kellner Ludwig Stief «schossen. Der Kellner hatte die Strotzenpassanten belästigt, »md als der Schutzmann dagegen einschrttt, auch ihn mit dem Messer bedroht. Der Schutzmann hatte sich dann zurückgezogen, wurde ab« von Stief verfolgt, sodaß er schließlich zu sein« Pistole griff und den Angreifer niederschoß. — Hattingen: Das Opfer eine» un sinnigen Scherzes ist vorgestern ein hiesig« zwölfjähri ger Schüler geworden. Um seiner Mutter einen Schrecken einzujagen, sagte er zu ihr, daß « sich «hängen werde. Die Mutt«, die den Worten ihres Sohnes keine Bedeutung beilegte, mußte für einen Augenblick da» Zimmer verlassen.. Als sie zurückkehrte, fand sie zu ihrem Entsetzen ihren Sohn erhängt vor. — Pari»: Gestern vormittag kam es in dem Treppenhause de» Po- lizeipräsidiums zu einer blutigen Szene. Zwei Polizei- Inspektoren gerieten in Streit. Einer von ihnen zog seinen Revolver und schoß seinen Kollegen nieder. Die ser war sofort tot. Der Mörder begab sich daraufhin, mit dem rauchenden Revolver in der Hand, zu seinem Vorgesetzten und erklärte ihm, er habe einen Kollegen erschossen, weil dieser Per Liebhaber seiner Frau ae- wesen sei. — Petersburg: In Kiew hat Plötzlich eine Haussuchung bei dem bekannten Millionär GünS- bürg stattgefunden, und das Ergebnis hat großes Auf- sehen hervorgerufen. Es hat sich der Verdacht bestätigt, daß GünSburg ein gefährlicher Wucherer ist, der seine zahlreichen Klienten, meist hochstehende Beamte, Für sten, Grafen und Barone, unerbittlich aussog. GünSburg gab gegen Wechsel auf 10000 Rubel etwa 1500 bi» .2006 Rubel in bar. Die Polizei beschlagnahmte in seiner Woh. nung fünfzig Wechsel, die zusammen auf eine Million Rubel lauteten. Bermischtes. CK. Was die überlebenden Robbe nfäng er erzählen. Es waren erschütternde Szenen, die sich am Sonnabend abend und am Sonntag in St. Johns auf Neufundland abspielten, als die erstarrten und zum Teil furchtbar entstellten iroischen Ueberreste der bei der Schneesturmkatastrophe in so tragischer Weise ums Leben gekommenen Robbenfänger ans Land gebracht wur- den. Bleiche Frauen, deren dunkelumrandete Augen von tränenschweren und schlaflosen Nächten erzählten, mach ten sich stumm ans Werk, in der endlosen Reihe der aufgebarten, leblosen Körper ihre Lieben, ihren Mann, ihren Vater, ihren Bruder, zu suchen; und wenn jäh ein Aufschrei kam oder ein Schluchzen, das nach langer Unterdrückung endlich hervorbrach, dann wußte man: nun ist wieder ein letzter schwacher Hoffnungsfunken verloschen ynd hat die furchtbare und trostlose Gewiß heit -urückgelassen, daß der Gatte, der Vater oder der Bruder nie wieder die Augen aufschlagen werden- Tort lagen engumschlungen zwei erstarrte Leichen, die selbst im Tode nicht voneinander lassen wollten: ein bärtiger Mann und ein junger frischer Bursche. Bat« und Sohn waren es, in den Armen des Vaters war der Sohn ge- storben, und ehe der Alte sein totes Kind Wied« frei gab, erlöste auch ihn der Tod. Bei einem anderen Toten fand man die Finger abgeschnitten; dis lleberlebenden erzählten es spät«; die erfrorenen Fing« bereiteten L plinsen (imdll NI ! ulnikmilen del iMdevvcINtten < <u i,,u