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!' ff-n: SP'g.. 0 Pfg-, te«, »fiel», st ler. erri. l lat 'tag Freitag raue- I ß. j. E» ö-lf. «er. VM idet »ar. * ^zum Lev. >n« le». nnerS- »tzes r ganz atze. iachm. »«. er, erao. !A a Wir. > früh müz. k". West, vvi». lacht- Itfche. '8- 2. U Beilage zum „Riesaer Tagedlatt". RotatlonSdruck «nd Verlag von Langer L Winterlich i« Rlrfa. — Für die Redaktion verantwortlich Arthur Hähne! in Riesa. 81. Mittwoch, 8. April lttll. a»,in>s. " «7. Jahr«. Ae Me klnümiz les sn«> Ms. Nachdem sich das Reich der Mitte jahrtausendelang vdn dem Gang der Weltgeschichte bei allen übrigen Völkern isoliert hat, wird es heute in echt modernen» EilzugStempo au das Kulturleben der Welt angeschlossen. Die Erde ist infolge der Entwicklung von Handel und Wandel, von Verkehrstechnik und Wissenschaft, von poli- tischen und idealen Interessen so eng geworden, das; in dem immer größer werdenden Gedränge der Men schen und ihrer Arbeit kein Volk seinen Raum mehr für sich allein behaupten kann, umso weniger, wenn es ein Riesenreich von der Ausdehnung Chinas ist. An dec geistigen Annäherung Chinas wird ja schon mit vielen Mitteln gearbeitet. Die Missionen und Schu len auf chinesischem Boden tun das Möglichste, um euro päische Begriffe dorthin zu verpflanzen. Ein sehr wich tiger neuer Schritt wird es aber nun sein, wenn die europäische Drucksache von jetzt ab den Weg nach China findet. Sie hat ihn ja gewiß auch bisher schon gefun den, aber nur auf großen Umwegen, unter besonderen Kosten, in beschränkter Zahl. China gehörte nämlich dem Weltpostverein noch nicht an. Sein jetziger Beitritt reduziert alle Portokosten für Drucksachen auf das im Weltverkehr übliche Maß. Für den Zeitungstransport macht das gewaltig viel aus, da das Gewicht der Zei tungspakete für die Transportkosten recht erheblich in die Wagschale fällt und außerdem der regelmäßige täg liche Transport diese Kosten gewaltig vermehrt. Chinas Eintritt in den Postverein erschließt vor allem auch den Drucksachen und Zeitungen den Weg über die transsibirische Bahn. Dieser nächste Weg, der von Rußland beherrscht wird, wurde bisher im russischen Interesse stark erschwert. Mit Berufung darauf, daß ein Teil der transsibirischen Bahn durch ostchinesisches Ge- bieL gehe, in welchen die Weltpostvereinsbedingnngen nicht gültig seien, erhöhte die russische Regierung das Drucksachenporto für diese Strecke so erheblich, daß der Drncksachenrransport auf diesem Weg nahezu unterbun den wurde. Der Schiffsweg aber ist soviel weiter, daß er an Geld und Zeit gleichfalls wesentliche Mshrauswen- vnngen verlangt. Rußland hatte eben ein Interesse da ran, andere Einflüsse als seine eigenen von China mög lichst fern zu halten. Jetzt ist der freien Konkurrenz auch des geistigen Einflusses die Bahn gebrochen. Man unterschätze diese Vermehrung der Drucksachen sendungen nach dem fernsten Osten nicht. Gerade in der letzten Zeit, bei dem japanischen Marineskandal, bei den Verhandlungen über die Eisenbahnkonzessionen in China, bei der Kritik an den» Reuterschen Pressebüro und bei vielen anderen Gelegenheiten wurde es deutlich, wie stark der Einfluß der Presse das Urteil der östlichen Bevölke rung bildet und von diesem Urteil hängt natürlich auch das Fortschreiten oder Zurückbleiben unserer wirtschaft lichen und politischen Interessen ab. Die öffentliche Meinung ist in China und Japan so gut wie in Europa der Boden, von dessen Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit das Gelingen vieler wirtschaftlicher Unternehmungen und politischer PlänL abhängt. So konnte bisher das rus sische Interesse einerseits und das amerikanisch-englische andererseits von vornherein auf leichteres Durchdringen rechnen, weil russische und englische Zeitungen die vor wiegende Beachtung der Negierungen und der Presse des fernen Ostens fanden. Jede Drucksache ist eben, so unscheinbar sie einem dünken mag, eine kleine geistige Ilrauenkieve. Roman von Clara Aulepp-StübS. . 19 War der Kommerzienrat früher schon wortkarg und ver schlossen gewesen, so wurde er es nach dem Tode seiner Ge mahlin noch mehr. Er widmete seine ganze Zeit nur geschäft lichen Interest en und wenn er dann heimkehrte mit fest zu- fammentzepreßten Lippen und finsterm Blick, dann ging man ihm ängstlich aus dem Weg, verrichtete jede Beschäftigung in seiner Nähe so lautlos wie möglich. Die Dienerschaft deS Hauses bedauerte den Jüngling, dessen leidenschaftliches Temperament schwer unter dein Druck litt, besonders seit ihm der Kommerzienrat die Ausübung seines musikalischen Talents verboten hatte. ES bildete sich eine stillschweigende Verabredung im Sou terrain der Billa, wo die Wirtschaftsräume lagen, daß jemand auf Posten stand, wenn oben im Musikzimmer Giovanni dem Verbot des BaterS zuwider handelte. Kreuzte das Motorboot den Hafen, dann steckte der alte KlauS den Kopf zur Tür herein. Ost mußte er den jungen Herren energisch anrufen, ehe Vieser ihn in seinem weltvergessenen Hingerissensein hörte. Und dann war eS einmal geschehen, — daß der Alte sich etwa» versäumt hatte, Giovanni auch gar kein Ende finden konnte, da seiner Ansicht nach das Boot noch fern sein mußte, sein Vater bei der Landung die Musik hörte. Er stand plötz lich oben hinter dem entsetzten Diener. „HinauS l" Eine gebietende Handbewegung. Klaus schlich mit schlotternden Knieen hinaus. Einen Moment später hörte man einen Schrei, dann noch einen und nun wurde die Tür aufgerissen und Giovanni stürzte, hochrot im Gesicht, mit schmerzverzoaeuen Zügen, wild um sich schauenden Blicke» und halb abgerissenem Kragen an ihmvorüber. —„Ach Gott, ach Gott, wenn daS seine Mutter erlebt hätte," jammerte der Alte und schlich sich, so rasch er konnte, die Treppe hinunter. Ob auch der alte Diener jetzt der Szene gedachte, als er Giovanni mit seinem Vater zusammensah? — ES schien fast so, denn sein faltenreiche», gute» Gesicht sah sehr sorgenvoll SU». Kraft, und viel kleine Kräfte wachsen schließlich zu einer großen zusammen. Von einem Empfänger aus wirkt außerdem ein Zeitungsblatt ost in weite und weiteste Kreise hinein. Wir' Deutschen haben aber bislang eine ganz besonders schlechte Presse sowohl in China wie in Japan gehabt. Mühsam haben wir einen Teil ihrer üblen Einflüsse dadurch pariert, daß wir Schirle» im fernen Osten gründeten oder Studenten von dorther nach Deutschland zogen. Gegen die Wirkung einer täglich er scheinenden Presse tritt aber auch die Wirkung einer An zahl deutsch gebildeter Japaner und Chinesen zurück. Können wir künftig auch den Einfluß einer deutsch freundlichen IPresse hinter diese Schulen und hinter unsere andren Interessen stellen, so ist das ohne Zweifel ein Gewinn. Tie Verbilligung des Drucksachenportos nach China bedeutet für uns das Gleiche, wie die Erweite rung und Vertiefung etwa eines Kanals. Es können unsere geistigen Anregungen und Interessen in breiterem Strom nach dem Osten hin absließen. Die Wirkung da- von wird wirtschaftlich wie politisch schon fühlbar wer den. Es kommt jetzt nur darauf an, daß der Kanal von allen Anliegern, will sagen von allen direkt oder indirekt von dqr geistigen Beeinklnssrurg des Ostens Be teiligten, gehörig benutzt wird. Zur Geographie des Kapitals. CK. In einer fesselnden Studie über die geogra phische Verteilung des Kapitals aus der Erde und der damit verbundenen Wechselbeziehungen zwischen der In dustrie und dem Handel der Weltteile und der Nationen stellt der bekannte Pariser Jurist Dr. Auguste Pelissier in der Revue auch einige interessantq Berechnungen über das Vermögen und den Reichtum der Hauptkulturstaaten an. Die Untersuchung beschränkt sich nur auf das beweg liche Kapital, also aus den Besitz an Staatsgeldern, Staatspapieren, Obligationen, Renten, Aktien und Jn- dnstriepapieren, denn sie bestimmen heutzutage die Kauf kraft einer Nation und damit die Möglichkeit einer Stei gerung der Lebenshaltung. Von diesem Standpunkt ans betrachtet zählt die Welt heute nur vier wirklich reiche Länder: England, die Vereinigten Staaten, Frankreich und Deutschland. Ter bewegliche Besitz dieser vier Völ ker erreicht nahezu 520 Milliarden Frs-, und damit ver fügen sie über nicht weniger als zwei Drittel des ge samten mobilen Kapitals der Erde, das nicht mehr als 850 Milliarden betrügt. Mit England, den Vereinigten Staaten, Frankreich und Deutschland verglichen sind die übrigen Großmächte und Staaten als arm zu bezeich nen: Rußland besitzt an mobilem Kapital nicht mehr als 35 Milliarden, Oesterreich gegen 25 Milliarden, Italien 18 And Japan 16 Milliarden. Trotz des gewaltigen kapi talistischen Aufschwunges der Vereinigten Staaten ist Großbritannien noch immer das reichste Land, denn sein bewegliches Kapital erreicht etwa 150 Milliarden Frs. und wächst Jahr um Jahr um rundl 3 Milliarden. Die Vereinigten Staaten, die noch im Jahre 1800 kaum mehr als eine Milliarde besitzen mochten, verfügen heute über aufgchäufte Ersparnisse in Höhe von 140 Milliarden, sie sind also England bereits aus den Fersen. Wenn trotz dem die Möglichkeiten einer gehobenen Lebenshaltung in Amerika weniger allgemein verteilt sind als in Eng land so liegt das an der doppelt so hohen Einwohner zahl oer Vereinigten Staaten. Frankreich steht an dritter Stelle; seit den Tagen des zweiten Kaiserreiches ist sein Er war seinem jungen Herrn sehr zugetan, aber auch an dem Kommerzienrat hing sein Herz nut der Gewohnheit und Zähigkeit alter, mit derFamilie seit einem Menschenalter ver wachsener Leute. Zwischen Giovanni und seinem Vater waren nur wenige Worte gewechselt worden. Die Gegenwart eines zweiten Herrn, eines leitenden Direktors, verbot wohl von selbst jede rein private Mitteilung. Auch das Abendessen, an welchem dieser sowohl wie Heinz teilnahmen, bot keine Gelegenheit zu einer Aussprache. Nach demselben aber zogen sich die beiden älteren Herren in daS Arbeitszimmer des Kommerzienrats zurück. Heinz verabschiedete sich. Er ging nicht ohne Sorge. „Gio.ich bitte Dich um alles in der Welt bleibe ruhig! Wenn Ihr zwei aneinander geratet — dis Folgen sind nicht abzusehen. Komm doch morgen zu mir und berichte, ja?" „Wenn mich mein Vater nicht gleich wieder an den Kon torbock schmiedet," höhnte dieser. „Na nu, nur nicht gleich anffahren," beschwichtigte der Vetter. „Sei doch gut, alter Junge, es gilt doch Dein Lebens glück!" „Hast recht! Daran will ich auch denken!" Giovannis Stimme klang gepreßt, er strich sich nervös über das Haar. Als Heinz Holm gegangen war, stieg er langsam die Treppe hinauf. Die dicken Smyrnatäufer dämpften seine Schritte. Auch sonst war alles still, hell erleuchtet daS wun derbare Stiegenhails, Speisezimmer, Rauchkabiuett und an dieses angrenzend die Bibliothek. Und für wen daS alles? Etwa für den Mann, der unten in seinen» ArbeitSkabinelt noch am späten Abend saß und kal kulierte und rechnete und nur seinen Gewinn zu vergrößern trachtete? — Oder für ihn, den Erben ? Er lachte höhnisch ans, al» er durch den Salon schritt, doch plötzlich blieb er stehen, trat näher an die Wand heran, und sah zu dem Porträt einer blendend schönen Dame empor. ES war seine Mutter! Giovanni sah das Bild lange an, dann schüttelte er den Kopf. DaS ist sie und doch wieder »licht. Er legte die Hand über die Auge» und sann. Gewiß, drüben im Mustkzimmer mußte noch ein Porträt hängen, ein kleines zwar nur, aber bewegliches Kapital getvaltig gewachsen und ist heute auf 115 Milliarden zu beziffern. Der sparsame National charakter der Franzosen läßt diese Sümme jährlich um durchschmttlich 2'/- Milliarde» zunehmen. Deutschlands Reichtum ist bekanntlich jüngste» Datums, erreicht aber ziffernmäßig das bewegliche Kapital Frankreichs schon, he»te beinahe ganz. Das bewegliche Vermögen Deutsch lands berechnet Pelissier auf rund 110 Milliarden FrS. Auf den Kopf der Bevölkerung gerechnet ist natürlich der Franzose nahezu doppelt so reich wie der Deutsche. Allein infolge der intensiven wirtschaftlichen Arbeit Deutschlands ist die Zunah,ne des beweglichen Ver mögens ungleich größer wie in Frankreich, ja mehr als doppelt so groß. Während Frankreich mit einem mobilen Kapital von 115 Milliarde» jährlich 2Vs Milliarden neu gewinnt, erarbeitet Deutschland mit 110 Milliarden be weglichem Kapital eine» jährlichen Vcrmögenszuwachs von rund 5 Milliarden. Damit wird auch die Cxpan- sionskraft des deutschen Kapitals immer größer werden. Als Gläubiger-Staate», als Staaten, die eine» große» Teil ihres mobilen Kapitals an das Ausland abgebcn, steht freilich noch immer England an der Spitze: es hat über 100 Milliarden, also mehr als zwei Drittel seines mobilen Vermögens, außerhalb der Grenzen des Muttcrlanoes angelegt. Frankreichs auswärtige Kapitals - anlagen erreichen daneben 40 Milliarden, etwas mehr als ein Drittel des beweglichen Gcsamtvermögcns. Amerika und Deutschland folgen chicr mit sehr großen Abständen, was sich dadurch erklärt, daß sie bis in die jüngste Zeit hinein den weitaus größten Teil ihres mo- bilen Kapitals zum Aufbau und zum Ausbau ihrer ge waltigen eigenen Industrie benötigten. TngesgeWchte. Deutsches Reich. Für den Bischofssitz in BrcSlau werden nach Blättermeldungen die Bischöfe von Hildesheim und Fulda in die engere Wahl kommen. Mißtrauensvotum für die elsässische Regierung. Tie Zweite Kammer des elsaß-lothringi-* scheu Landtages hielt gestern nachmittag eine erregte Sitzung ab. Es entspann sich eine erregte Diskussion über den Sprachenerlaß, der den Lehrern den Gebrauch der deutschen Schriftsprache vorschrcibt. Tie Sozialdemo kraten schlugen vor, der Regierung ein Mißtrauensvotum Hüten He sick vor vergoren dlackabmungea äer Salem ^leUrua». unck Salem Lolck-Lsttarettevr cter Druck auf äei» Q-oretten vlrü tSu- »ckenü nackgeakmt. Sälen» ^lettrum- uncl Sälen» 6oIck-Qtz«rettei» rlnä nur eckt mit klrma euk feder Qgarette: OrleataUrcde ladalc- u»«t Ligarcttca- tadrllr „Venlttre", todader: Hugo Lletr, DrerUeo. doch ein unendlich liebes, warmes Bildchen, welches de» gan zen Zauber wiedergab, den die Persönlichkeit seiner Mutter ausstrahlte. Das Musikzimmer lag gegenüber dem Salon, neben dem Boudoir. Ohne sich weiter zu besinnen, ging Giovanni hinaus und öffnete drüben die Tür. Dnnkel? Aha, mit Absicht wohl? Oder hatte eS von der Dienerschaft niemand gewagt, hier Licht zn entzünden? Ein bitteres Lächeln kräuselte seine Lippen. Ja, natürlich, so würde es sein. In gereizter Stimmung tastete seine Hand nach dem Knopf der Leitung. Einen Moment später flammte die Krone auf, übergoß mit »hrem Schein das ziemlich große Gemach. An einer Seitenwand, über einer kleineren Notenetagerq hing das Oelbild. Im einfach gehaltenen duftigen Gewand, das Köpfchen ein ganz klein wenig nach hinten gebogen, den schlanken Hals ohne jeden Schmück, so ivar hier die junge Fran von seltenem Liebreiz dargestellt. Ja, das war seine Mutter! Als ob diesem roten Mund im nächsten Augenblick Töne entzückenden Wohllautes entquellen würden, so sahen die ein klein wenig geöffneten Lippen aus. Die großen, dunklen Sammetaugen blickten sanft und doch voll Feuer, warmes, pulsierendes Leben leuchtete aus ihrer» Tiefen. Und nun kam eS Giovanni vor, als ob sich plötzlich die ganze zarte Gestalt nach klangvollen Melodien »m wiegenden Rhythmus leise, ganz leise hob und neigte und lächelte, wie sie eS im Leben, mit lieblichem Gesang durch das Zimmer gleitend, so oft getan. Er stand wie im Traum und regte sich nicht, und konnte sich nicht satt sehen. Und jetzt hob er die zusammengelegten Hände nnd ganz impulsiv, vollständig unter den» Eindruck des Augenblicks stehend, rang es sich aus seinein Innern: „Mutter, Mutter, warum bist Du gegangen? Warum ließest Du mich allein? Ich bin Blut von Deinem Bütt und soll eS verleugnen! Kann ich das? Kann ich mein eigenes Selbst aufgeben! Kann ich alle zum Licht, zur klangvollen Gestal tung sich mit qualvoller Macht empordräimenden Melodier in stummer Brust verschließen? Mittler, Mutter, kann ick da»?' AHÄ