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1. Beilage zum „Riesaer Tagehlatt". «MtlonSdni« und Verlag von Langer » Winterlich 1» «lei», — Für dl« NedaViM verantwortlich! Arthur Hiihuel in Rtes«. 80. Dienstag, 7. April I »14. abends. ' «7. Jahrg. verliu—Rom. Berkin. In aller Stille ist mit der Telephon- Verbindung Berlin—Mailand auch der Verkehr mit Rom und acht großen italienischen Provinzstädten er- r öffnet worden. Man kann von jetzt ab von Berlin ' aus nicht nur mit Mailand und Rom, sondern auch mit Bologna, BreScia, Genua, Pavia, Venedig, Ber gamo, Novara und Turin sprechen. Die Leitung zwi schen Berlin und Rom stellt die größte Sprechverbin dung dar, die von Berlin aus zur Verfügung steht. Schon die Entfernung von Berlin bis Mailand beträgt 1350 Kilometer, also erheblich mehr als die Entfernung von Berlin nach Paris mit 1073 Kilometern. BD. Tie politischen Beziehungen zwischen der deut schen und der italienischen Regierung haben sich, das be wies die Balkankrise Her letzten Monate, wieder erfreulich gefestigt, nachdem es ein paar Jahre lang schien, als ob Italien über allen „Extratouren" mit dem franzö sischen „Freund" die regelmäßigen Touren mit den deut schen Dreibundsgenossen vergessen hätte. Aber gerade die Erinnerung an jene „Extratouren" ruft auch die Bedeutung des Fernsprechers in der Politik ins Ge dächtnis. Der Fernsprecher gewinnt einen von Tag zu Tag zunehmenden Einfluß aus die Nachrichtenvermitt lung auch, der Presse. Das Fehlen einer direkten Lele- phvnverbindung mit Deutschland hatte für die römische Wesse die Folge, daß sie im Nachrichtendienst auf eine unmittelbare Verständigung mit Deutschland verzichten mußte. Mar das schon ein Nachteil für eine engere Fühlungnahme der öffentlichen Meinung beider ver bündeten Völker, so wurde dieser Nachteil zu einer direk ten Gefahr, daß Frankreich die Nachrichtenvermittlung zwischen Deutschland und Italien übernahm. Was das für Deutschland bedeutete, das kann man sich bei dem Gegenteil von Wohlwollen, das man uns an der Seine entgegenbringt, leicht vorstellen. Es ist sicher nicht zu viel behauptet, wenn man dieser französischen „Ver mittlung" einen wesentlichen Anteil an der Entfrem dung zuschreibt, die vor etwa 10 Jahren zwischen den Dreibundgenossen eintrat. Tie deutsche Politik, die Aeußerungen deutscher Blätter wurden in Paris den Italienern derart mrmdgerecht gemacht, daß sie den Ge schmack an diesen Bundesgenossen verloren. Bis aber die deutschen Zeitungen selbst nach Italien kamen — und in wieviel Redaktionsstuben finden sie überhaupt ihren Weg —, da war schon ein solches Gewirre von Miß trauen und Mißverstehen entstanden, daß es nicht mehr ober unter unsagbaren Mühen zu entwirren war. Zu dem waren inzwischen die italienischen Antworten auf jene deutschen Presseäußerungen in Paris derart liebe voll bearbeitet worden, daß sie in Deutschland nur Mißvergnügen erregen konnten. Und so gab es Preß feldzüge, an denen die Franzosen ihre Helle Freude hatten, an denen aber die deutsche-italienische Freund schaft mehr als einmal in die Brüche zu gehen schien. Die Italiener aber, die sich von den Deutschen verraten und verkauft wähnten, suchten Anlehnung bei dem fran zösischen „Brudervolks", das seine Vorzüge und Gefühle für Italien natürlich in zahllosen Zeitungsartikeln im Strahle der uneigennützigen Freundschaft erglänzen ließ. Und wenn nicht doch schließlich die Macht der Wirklich keit im Tripolisfeldzuge wie in der Balkankrise den Franzosenschwärmern in Italien die Augen geöffnet hätte über französische „Uneigennützigkeit", so wäre das Spiel sicher noch weiter gegangen. Aber es kann ja jederzeit wieder ausgenommen werden; denn immer noch gibt ks in Italien Leute genug, die sich von dem französischen „Brudervolk" gar zu willig an die Leine nehmen lassen. Darum ist es nützlich, daß nun Deutschland endlich die Möglichkeit besitzt, mit der größten Schnelligkeit den Italienern politische Nachrichten übermitteln zu können, ohne daß sie erst in Paris znrechtgestutzt wurden. Die deutsche Verwaltung hat die Gebühren, sicherlich in voller Würdigung auch der politischen Wirkungen einer Telephonverbindung zwischen Deutschland und Italien, recht niedrig gehalten. Auf der bereits in der vorigen Woche eröffneten Telephonverbindung Berlin—Mailand kostet ein Dreiminutengespräch 4 Mark, während auf der kürzeren Strecke Berlin—Paris ein solches Gespräch 5 Mark kostet. Die gleiche Summe von 5 Mark muß für ein Gespräch Berlin—Rom gezahlt werden, wobei aber zu bemerken ist, daß die Strecke Berlin—Paris nur 1073, die Berlin—Rom aber 2073 Kilometer beträgt, Im Verhältnis zur Entfernung stellt sich also ein Ge spräch zwischen der deutschen und der italienischen Haupt- stjadt erheblich billiger als eins zwischen der deutschen und der französischen. Es ist sicher zu erwarten, daß man in Deutschland und in der deutschen Presse vor.allem die Bedeutung dieser direkten Verbindung richtig be wertet und daß die Telephonlinie Berlin—Rom, die längste, die bisher von Berlin ausgeht, das Ihre dazu beitragen wird, auch die politische verständig,mg zwischen Berlin und Rom zu Erleichtern. Das rate Are«;. TV. SO Jahre werden es demnächst, daß die Insti tution des Roten Kreuzes geschaffen wurde, jener Ein richtung, die sich nicht nur im Kriege, sondern auch im Frieden auf das trefflichste bewährt und im höchsten Maße segensreich gewirkt hat. Entsprungen ist das Rote Kreuz den furchtbaren Erfahrungen, die in einer Reihe großer Kriege gemacht worden sind, und man muß sich im Grunde genommen wundern, daß für die Kranken- und Verwundetenpflege im Kriege nicht schon viel länger vorgesorgt worden ist. Dieser Mangel hatte die großen Verluste an Toten zufolge, die in früheren Jahren selbst bei kleineren Schlachten zu verzeichnen waren, denn die Zahl derer, die ihren Verwundungen erlägen, war oft weit größer, als die Zahl der im Kämpf selbst Gefallenen. Endlich nach de», schweren Verlusten des österreichisch-italienischen Feldzuges im Jahre 1859 kam man zur Einsicht, daß Abhilfe un bedingt geschaffen werden müßte, und auf Anregung Henry Dunants bildete sich die Genfer Konvention, der in, Laufe der Jahre sämtliche Kulturstaaten beigetreten sind. Sehr schnell bot sich Gelegenheit, die neue Ein richtung in Tätigkeit zu setzen; im deutsch-dänischen Kriege erschien zum ersten Male das Rote Kreuz. Zum ersten Male als geschlossene Organisation nahm das Rote Kreuz im deutsch-französischen Kriege im umfang reichen Maßstabe seine Tätigkeit auf, und nicht weniger als 56 Millionen Mark wurden zu Zwecken der Für sorge aufgebracht. Seitdem hat das deutsche Rote Kreuz mehrfach Gelegenheit gefunden, sich zn betätigen, glück licherweise allerdings nicht in einem Kampfe, in dem Deutschland verwickelt war, sondern man hat anderen Völkern sich bereitwilligst zur Verfügung gestellt, und überall, wo unsere braven Pfleger und Pflegerinnen mit ihren Aerzten erschienen, fanden sie uneingeschränk tes Lob. Wir haben jetzt auch für Fricdenszeiten eine feste Organisation, in der altes für den Ernstfälle vorbereitet wird, und Tausende von Pflegern und Pflege rinnen werden alljährlich ausgebildet, um in Kriegs- Zeiten sofort für den Liebesdienst eintreten zu können. Aber nicht hieraus allein beschränkt das Rote Kreuz seine Tätigkeit im Frieden, sondern es hat auch aus einem anderen Felde sich als ein trefflicher Helfer er wiesen, auf dem Gebiete der Bekämpfung von Volks krankheiten, namentlich der der Tüberkülosc ist vom Roten Kreuz Mustergültiges geschaffen worden. Tausende verdanken Genesung oder wenigstens Besserung den ver schiedenartigen Einrichtungen, Fürsorgestellen, Sanato rien :c-, die vom Roten Kreuze oder unter dessen.Mit wirkung gegründet worden find. Allenthalben in Deutsch land und auch außerhalb wird darum des ersprießlichen Wirkens des Roten Kreuzes stets gern gedacht und man wird seine Bestrebungen unterstützen, es wird da ein gutes Stück sozialer und kultureller Arbeit geleistet zürn Ruhme Deutschlands Osterfest und Wirtschafsleve«. Wenn auch nicht in dem Umfange wie bas Weih- nachtöfest, ist in den letzten beiden Jahrzehnten doch auch das Osterfest für vaS Wirtschaftsleben von '.richt geringer Bedeutung geworden. Zunächst hat sich der Brauch, Geschenke zu machen, vielfach auch! schon auf das Osterfest ausgedehnt. Früher wurden zu Ostern fast nur buntgefärbte Hühnereier und dann auch Schoko laden- und Marzipaneier verschenkt, in den letzten Jahr zehnten aber ist vielfach der Brauch entstanden, in ver schieden zusammengesetzten Umhüllungen nach der Form des Eis, in Attrappen, die mannigfachsten Geschenke zu machen. Es gibt jetzt kaum einen Geschäftszweig mehr, dec fich nicht die Vorliebe des kaufenden Publikums für solche Attrappen zunütze gemacht hätte, nm mittels dieser während der Osterzeit jo sehr beliebten Verpackun gen dm Umsatz zu steigern. « Eßwacen der mannigfaltigsten Art, Weine, Liköre, kleine Werkzeuge, Schmuckgegenstände in allen Größen und in den verschiedensten Preisabstufungen, HanShal- tungsgegenstände, Parfümerien, Seifen, Seidenwaren, Spielsachen und noch viele andere Gegenstände: alles wird in eiförmigen Attrappen verkauft. Dadurch hat sich das Ostergeschäft nach mancher Richtung hin gegen über früheren Zeiten belebt; nicht nur in der Schoko- lodenindustrie und im Eierhandel werden wesentlich höhere Einnahmen erzielt, dies ist auch in so manchen anderen Geschäftszweigen der Fall. Von Wichtigkeit ist das Ostergeschäft auch, für Schrcibwarenhandlungen. Ostern werden wieder Millionen von Kinder in andere Klassen versetzt oder neu in die Schule ausgenommen. Da macht sich jetzt ein starker Bedarf nach Gesang büchern, Schreib- und Rechenheften, nach Schulbüchern und Schreibmaterialien geltend. Daraus ergeben sich auch höhere Umsätze und vermehrte Beschäftigung bei Buchbindern und Buchdrücken», in Linierapstarten und Papierfabriken. Die vielen Attrappen, die zu Ostern in allen Größen und Ausführungen umgestzet werden, haben auch den Kartonnagenfabriken vermehrte Beschäftigung gebracht. Nicht gering ist auch der Einfluß des OstergeschäfteS auf die Bekleidungsindustrie. Zunächst mußten die Hun derttausende von Konfirmanden und Konfirmandinnen, die zu Ostern die Schule verlassen, mit neuen Kleiden», neuen Hüten, mit neuen Schuhen und mit neuer Wäsche ausgestattet werden, dann muß auch bei den kleinen Jungen und Mädchen, die Ostern in die Schule kommen, an Neuausstattungen gedacht werden. Vielfach beschaffe»» sich auch die Eltern bei der Konfirmation ihrer Kinder neue Kleider. Ziemlich bedeutend ist zu Ostern auch der Absatz von Taschenuhren: denn jetzt erhalte»» viels Knaben uno Mädchen schon bei der Konfirmation eine Taschenuhr zum Geschenk. Fällt das Frühjahr ziemlich spät, wie es Diesmal der Fall ist, so wirkt das Oster fest aber noch weiter auf das wirtschaftliche Leben ein. Tann werden schon häufig Frühjahrsanschafsuuge:» ge troffen, die sonst auf einen späteren Termin verlegt würden. Es steigert sich der Umsatz in Kleidern, Stof fen, Schuhen, Damen- und Herrcnhütcn, in Krawatten, Stöcken, Schirmen usw. Ein spätes Ostern wirkt auch schon auf den Um fang der Bergnügungs- uno Ser Erholungsreisen ein; es werden dann schon viele Reisen nnd Ausflüge unter nommen, die unterlassen werden, wenn Ostern auf einen Termin fällt, bei dem noch mit Schnee und Eis ge rechnet werden muß. So ziehen auch Post, Eisenbahnen, Straßenbahnen, Schiffahrtsgesellschaften und andere Ver- kehrsunternehmungen Vorteile aus dem Ostergeschäft. Auch für Hotels und Gastwirtschaften ist das Osterfest von Bedeutung. Namentlich in den Ausflugsorten haben die Gastwirte an den Ostcrtaaen gute Einnahmen. Für diese Gastwirte bedeuten die Osterfeiertage den Anfang der „Saison" und meistenteils stellen sie erst von die sem Tage an Hausdiener, Kellner, Köche und anderes Dienstpersonal in größerem. Umfange ein. Gerade aber »veil Ostern für das GeschästSlcbeu von immer größerer Wichtigkeit wird, und weil das verschiedenartige Datum des Osterfestes unter diesen Ver hältnissen zu allerlei Unzuträglichkeiten führt, ist es sehr bedauerlich, daß die bisherigen Bemühungen, daS Osterfest auf einen bestimmten Sonntag im April fest, zulegen, noch zu keinen» Erfolg geführt haben. Tagesgeschichtk. Deutsches Dcr Reich skan zler und die T e»»ts ch ameri - kau er. Seitdem das Deutsche Reich es abgelehnt hat, sich an der Weltausstellung in Sau Franzisko offiziell zu beteiligen, suhlten sich die Deutsch-Amerikaner vom Mutterlande zurückgcsetzt. Sie gaben dieser Meinung auch verschiedentlich öffentlich Ausdruck und Theodor Sutro, der Präsident des deutsche-amerikanischen Natio nalbundes, gab diese Ansicht der Deutschamerikaner auch Herrn vou Bcthmanu Hvllweg durch die Blume zu ver stehe». In einer schriftlichen Anfrage hatte sich Sutro beim deutschen Reichskanzler erkundigt, ob noch andere als wirtschaftliche Gründe für die Nichtbeschickuug der Panama-Ausstellung maßgebend gewesen seien. Mit dan kenswerter Schnelligkeit hat sich nun der Reichskanzler zu dieser Frage geäußert. Die Reichsregierung habe sich in der Ausstellungssrage nicht von politischen Gesichts punkten leiten lassen und die Besorgnis der Deutsch amerikaner, daß das Deutsche Reich die kulturellen Be ziehungen mit den Bereinigten Staaten von nun an weniger zu Pflege»» gedenke, sei durchaus hinfällig. Mit besonderer IGenugtuung betont der Reichskanzler in sei- neu» Schreiben, es freue ihn, daß die deutschen Bürger in den Vereinigten Staaten die alte Heimat und ihr deutsches Volkstum nicht vergessen hätten. Schon aus diesem Grunde würde,» die deutsch-amerikanischen Be ziehungen auch weiterhin sorgfältig gepflegt werden. Dieses offene Wort des höchsten deutschen Beamten wird auch im Vaterlands allerorten freudigen Widerhall fin den und wird jenseits des großen Deichs alle Bedenke,» zerstreuen, die sich in den letzten Monaten ««gesammelt hatten. Das Schicksal oes deutschen Fremden legionärs Rudnick. DaS französische KriegSnnni- sterium veröffentlicht folgenoe Note: Einige französische Zeitungen beschäftigten sich mit Berichten deutscher Blät ter, nach denen ein Deutscher namens William Rudnick aus Remagen oder Breslau am 10. .Janupr bei Sidi kWÜ "" l.llXUMWMk Vsrtr. k. viii-iok, Wo««»» 1.8«., odsrs Lsllvdofslr. 12. I rsrnruf 72. - relvsk vettlstsi, äured sSmII. lseßn. Sßros üor DI UZ I UZI II11RZMM Wff LI I - - - - siMS°r-8edveIlStt-VsrIlS. - -