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' - -- '" .> - 1. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". NotatloaSdr«« und Verlag von Langer » »»«»erli» in Riesa. — Für dl, RedaNloa verantwortlich: Arthur Hilhnel »n «tefa. 78. Bannadend. 4. April IV14, «beuvs. «7. Jahrg. Ar RckklMem, lts »leite« Äiles. BD. Den Mitgliedern der Leiden Häuser des Vreußischen Landtages ist soeben das Ergebnis der Er hebungen einer „Studien-Kommission für Erhaltung des Bauernstandes, für Kleinste», lung und Landarbeit" Zu gegangen, das nicht nur um der getroffenen Fest stellungen willen, sondern auch wegen der Veranstalter der „Studie" allgemeines Interesse verdient. Unter ihnen PStzt man nämlich auf so bekannte konservative Mrt- schaftspolitiker wie Universitätsprofessor Dr. Ehrenberg, Geheimrat Professor Dr. Gering, Professor Dr. Tadc, Abgeordneter Gans Edler Herr »u PUtlitz, Bundesvor sitzender Frhr. von Wangenheim^ Dr. von Wenckstjern, und auf so hervorragende Förderer der ländlichen Wohl fahrts- und Heimatpslege wie Professor H. Sohnrey und Landrat Berthold, lauter Namen, die weit über ihren heimischen Wirkungskreis hinaus ihren besonderen Klang haben. Diese Männer haben sich mit anderen Ge sinnungsgenossen zur „Vereinigung für exakte Wirt- schastssorschung" zusammengetan und in einer besonde ren Studienkommission die Wiederbevölkerung des plat ten Landes zum Gegenstand ergehender Untersuchungen gemacht. Tas Ergebnis ihrer Forschungsarbeit haben sie in sieben längeren Leitsätzen zusammengefaßt und dem preußischen Landtag zur Kenntnisnahme unterbreitet. Die getroffenen Feststellungen gehen von oer Tat sache aus, daß der größere bäuerliche wie der Groß betrieb neben einer geeigneten Zahl von Äutstagelöh- aern und bäuerlichen Gehöftstagelöhnern auch eine er hebliche Zahl von freien Mbeitern braucht, um den sommerlichen Bedarf an landwirtschaftlichen Arbeits kräften zu decken und so allmählich von -em Zuzug Ser Ausländer sich frei zu machen. Ta aber ein Teil des ländlichen Nachwuchses zwar nicht in ein lontrakt- lich gebnndenes Ländarbeiterverhältnis eintrcten, wohl aber als freier Arbeiter auf dem Lande bleiben möchte, so müssen Wege gesucht werden, um gerade diesen wert vollen Arbeiterersatz der Landwirtschaft dauernd zu er halten. Neben der begrenzten Möglichkeit, Arbeitereigen tumsstellen zu schaffen, muß oeshalb ausreichende Ge legenheit zur Niederlassung in den Bauerndörfern ge geben werden. Bereithaltung von guten Mietswohnungen uno von günstigem Pachtland würde sich in dieser Rich tung bewähren uno soll deshalb als neue, wichtige Auf gabe in das Arbeitsgebiet der inneren Kolonisation aus genommen werden. Wie diese wichtige neue Aufgabe praktisch anzufassen wäre, dafür macht die Studienkommission einige sehr beachtenswerte Vorschläge. In den Bauerndörfern ist Gemeinvegrundvermögen („Allmenden") zu schaffen oder zu vermehre» mit der Bestimmung, das Land vorzugs weise den landarbeitenden Mitbewohnern in einer die Kuhhaltung ermöglichenden Größe preiswert zu verpach ten. Tic Schaffung von reichlichem Gemeindeland muß bei Neubildung von Siedlungsgemeinden und bei Auf teilung von Gütern, sie kann durch Berkaus oder Ver pachten von Domänen und Forsten erfolgen. Ferner ist aus di« Verpachtung von Kirchen- und Schulland an Einlieger hinzuwirken. Allen Landwirten, ivelchc freie Arbeiter gebrauchen, soll außerdem empfohlen wer- ven, ihrer oder einer benachbarten Gemeinde Land kauf ober pachtweise zu überlassen mit der Bestimmung, es vorzugsweise an landarbeitende Einlieger preiswert zu verpachten. Für die notwendige Vermehrung guter Mietswohnungen mit ausreichendem Stallraum in den Bauerndörfern soll von den Gemeinden oder durch pri vate Bautätigkeit gesorgt werden. Die letztere hofft man besonders zu beleben durch Gewährung billigen Kredits, Aussetzung von Prämien uno Ueberweisung von Pachtland an die bäuerlichen Hauseigentümer. Für ebenso wichtig wie die Bereitstellung von Miets wohnungen und Pack>tland hält die Studienkommission die Beschaffung dauernder Arbeitsgelegenheit zu ange- messen«» Preisen. Daneben sott Hebung und Ausge- staltung der Landschulen und Pflege der ländlichen Wohstahrtsbestrebungen den wanderlustigen Arbeiterele menten die Heimat möglichst anziehend und liebenswert machen. Gesetzgebung und Verwaltung sollen durch Neu regelung des Hypothekenwesens, der Baupolizei, der Armenpflege und der Schullastenverteilung mithelfen an der bedeutsamen Gegenwirkung gegen die Landflucht. Und zum Schluß wird die Aufwendung erheblicher öffentlicher Mittel für die Erreichung der gesteckten Ziele als un bedingt erforderlich bezeichnet. Ueberblickt man die Leitsätze der Studienkommission noch einmal, so ergibt sich, daß sie offenbar von Sach kunde und praktischem Sinn für die anzuwendenden wirtschaftlichen und sozialen Bedürfnisse der landarbei- tenoen Bevölkerung getragen sind. Zweifellos enthalten sie noch viel Zukunftsmusik. Der allgemeine Landhunger wiro der Bevorzugung der Landarbeiter in Beschaffung preiswerten Pachtlandes, der gering entwickelte Ge- mcinsinn der Herrichtung guter Mietwohnungen als stärkstes Hindernis entgegcnstehn. Aber auch hier sind Hindernisse dazu da, daß sie überwunden lverden. Gute Hoffnung dazu bietet allein schon, die Tatsache, daß die hervorragenden konservativen Mitglieder der Stu- dienkommission in ihren praktischen Bestrebungen zur Seßhaftmachung der Landbevölkerung jetzt offenkundig Dieselben praktischen Maßnahmen befürworten, die ihre politischen und wirtschaftlichen Gegner auch schon empfoh len haben. Einigkeit wird auch auf dem schwierigen Gebiete der inneren Kolonisation stark machen. Ne GchMte men -je .Mn' Liialm. Ter 31. März, der Tag, an dem die griechischen -cruppen nach dem Willen der Großmächte Südalbanien räumen sollten, ist verstrichen und noch ist der Himmel in vem Wetterwinkel an der albanisch-griechischen Grenze keineswegs Heller und freundlicher anzuschauen. Die Griechen Südalbaniens, die Epiröten, wie sie sich i» klassischen Erinnerungen an die Zeit des Königs Myrrhus nennen, haben sich in „heiligen.Bataillonen" zusammen geschart und haben jetzt die Stadt Koritza angegriffen, die gar nicht mehr im eigentlichen Epirus liegt. Sie gehen also unzweideutig zum Angriff über. Die Al banier haben ihnen aber vorläufig nichts als irreguläre Banden ohne feste Ordnung und ohne Artillerie ent gegenzusetzen. Denn für oas albanische Heer gibt es wohl schon Uniformen, aber cs fehlen noch die Sol daten, die man in diese Uniformen stecken könnte. Ob diese albanischen Mteilungen aber imstande sein wer den, das Vordringen der „heiligen Bataillone" auf zuhalten, . ist mehr denn ungewiß. Denn unter den epi rotischen Freischaren befinden sich reichlich viel Sol daten der griechischen Armee, die mit oder tzhne Wollen und Wissen ihrer Offiziere zu den, „heiligen Bataillonen" übergetreten sind. Sollen sich doch jüngst wieder zwei Batterien mit ihren Offizieren gegen den Befehl ihres Kommandanten den Freischärlern angeschlossen haben. Die Epiroten haben nach den vorliegenden Meldungen beim Angriff aus Koritza Geschütze bei sich gehabt. Es würde bei dieser Gesinnimg des Heeres den Griechen zweifellos schwer fallen, die „Brüder" in Süd albanien ihrem Schicksal zu überlassen, auch wenn die griechische Regierung sich selbst aller direkten oder in direkten Begünstigung der Aufständischen entschlagen wollte. Denn Aufständische sind es zweifellos. Nach den Entscheidungen der Großmächte, die sich die Ab grenzung Albaniens Vorbehalten hatten, gehört Epirus zu dem neuen albanischen Staatengebilde. Aber anstatt wenigstens selbst alles zu versuchen, um den Willen der Großmächte zu erfüllen, hat die Regierung in Athen sich nur zögernd dazu verstanden, den Forderungen Europas nachzukommen, und geht noch jetzt darauf aus, eine Verschiebung der Grenzen zu ihren Gunsten zu erreichen. Und es hieß sogar, König Konstantin wolle seine verwandtschaftlichen Beziehungen zum deut schen Kaiser ausnutzen, um diesen in Korfu zu einer Fürsprache für Griechenlands Wünsche zu bestimmen. Unter diesen Umständen kann man es verstehen, wenn in Wien wie in Rom ernsthaft der Gedanke erwogen wird, dem bösen Spuk der „heiligen Bataillone" durch ein bewaffnetes Einschreiten ein Ende zu machen. Oesterreich-Ungarn und Italien sind ja die Väter des neuen Albaniens; ohne ihre Mahnungen und Förde rungen wäre das Land der Skipetaren restlos zwischen Servern, Montenegrinern und Hellenen aufgeteilt wor den. Sie können ihr Kind jetzt unmöglich den recht unheiligen „heiligen Bataillonen" preisgeben. Darüber haben sie in Athen keinen Zweifel gelassen, daß ihre Geduld auf die Neige geht. Fn Korfu wird aller.Wahr scheinlichkeit nach König Konstantin dasselbe hören, wenn er es überhaupt für nötig hält> den kaiserlichen Schwager um feine Vermittelung zu ersuchen, Zaudern die Grie chen noch länger, sich mit aller Deutlichkeit und Ehrlichkeit von den Epiroten loszusagen, so treiben sie ein Spiel mit dem Feuer, an dem sich, wenn auch nicht heute, so doch morgen, ein gefährlicher Brand entzünden kann. Hoffentlich sieht man das ein, ehe es zu spät ist. Denn die Hoffnung auf eine Uneinig keit unter den Mächten, die so oft den Balkaniern zu gute kam, dürfte diesmal vergeblich sein. Auch die Triple-Entente wird schwerlich in ihrer Sympathie mit dm Hettenen soweit gehm, dem festen Willen des Drei bundes Schwierigkeiten zu bereiten. Salaadras Programm. In der italienischen Teputiertenkamkner entwickelte am Donnerstag der neue Premierminister Salanvra in längerer Rede sein Programm. Wmn er dabei auch keine wesentlich neuen Richtlinien zeigte und dartat, daß seine Politik sich in den bisher bewährten Kreisen bewegen werde, so waren seine Darlegungen doch in mancher Beziehung auch für das Ausland nicht ohne Interesse. Insonderheit legte Salandra das Schwergewicht seiner Ausführungen auf die Heereskredite, für die ungefähr 2»,0 Millionen Lire, auf mehrere Jahre verteilt, in Aus sicht genommen sind. Er nannte die Armee den Stolz und Hort des Vaterlandes und betonte, daß man nicht nur für die Truppen in Libyen ?n sorgen habe, sondern daß man auch für die Bedürfnisse der Streitkräfte des Mutterlandes Maßnahmen treffen müsse. Daraus er hellt, daß Italien die Rüstungspolitik sortsetzt, da man zweifellos ' hierfür hinreichende Veranlassung haben dürste. Schon Giolitti wies in mehreren Reden auf diese Verpflichtung hin, und es läßt sich nicht leugnen, daß in die italienische Politik seit dem türkischen Kriege ein frischerer Zug gekommen ist, indem man in Ita lien mit Energie seine Interessen irrt Mittelmeer ver treten will. Mese Tendenz hat es ja auch nicht Au- letzt zuwege gebracht, daß Italien fester denn je zum Dreibund steht und merklich von Frankreich abrückt, das die Rivalität des Apenninenreiches nicht vertragen mag. Hanv in Hand mit dieser Betätigung nach außen geht aber auch die weitere Festigung im Innern, die im letzten Jahrzehnt so treffliche Fortschritte gemacht hat. Es ist noch kein Menschenalter her, daß in den italie nischen Finanzen eine Lodderwirtschaft sondergleichen herrschte, bis endlich durch einsichtsvolle Staatsmänner völliger Wandel geschaffen wurde. Freilich mußte man sich damals selbst in den wichtigsten Ausgaben die größte Beschränkung auferlegen, auch Heer und Marine wurden hiervon betroffen, und* man konnte das, weil man im Dreibund eine zuverlässige Rückendeckung hatte. Bei einer gesunden Finanzgebarung will auch Salandra bleiben, indem er das durch hen Krieg entstandene Defizit von 23 Millionen Lrre zum Ttzil durch Erspar nisse bei einzelnen Kapitalien deckn will. Des weite ren schlägt er eine progressive Einkommensteuer vor, durch die die Grundlage für eine vernunftgemäßere Form des italienischen Steuersystems geschaffen iverden soll. Hierbei will der neue Premier aber nicht stehen bleiben und er kündete eine Reihe von Gesetzentwürfen sozialen Charakters an. Salandra zeigte mit seinem Programm, daß er auf gemäßigtem Boden steht und ein durchaus liberales Programm durchzuführen beab sichtigt, und seine Darlegungen haben, nach den Presse stimmen zu urteilen, einen ziemlich günstigen Eindruck Jede verständige Mutter gibt ihren Kindern Kathreiners Malzkaffee. Denn Kathreiners Malzkaffee erhält die Kinder frisch und kräftig und macht den Kleinen die Milch schmackhaft. Tausende von Ärzten empfehlen ihn.