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- ———— 3. Beilage znm „Riesaer Tagevlatt e»a«a»ei,», 4. April 1914. «bea»S 78 «7. Jahr« « nein« ütlgst vi-eirmg. (Mehr al» 40 Sorten.) Verlangen Sie deshalb ausdrücklich IBK8L1« Suppen. .ULtäVl, ,ut«, ,p»r»i», Lüedo-. »Ust. » all« . S7. Hl chrttz. habe. i auf Um. durch Um. Tage Ltt i, die t zu Um« e ab Ltief« über« ebene hier «ehrte »ähr eut. »er- »anal « 1« ksa» i soll mden, chent- inde«; iturer chuha amte rden. »nal» Uhr IAKLLI 8uppon nung ichen. 7! Äsn Ltittii-kttsiitt iikilch. Am 7. April Und ,« 78 Jahre, seit di, Eisenbahnlinie Leipzig-DreSden eröffnet wurde. Die Geschichte dieser Bahn bildet da» wesentlichste Kapitel der Geschichte der sächsischen Eisenbahnen überhaupt. In den 30 er Jahren des vorige» Jahrhundert«, al« nur wenig» und unvollkommene Bahn, strecken am «Hein, im Harz und in Oberschlesten und di« eben fertiggestellt« Bahn vudwei«—Linz di« ersten versuch« erkennen ließen, nach dem englischen, französischen und bel gischen Vorbild auch dem deutschen Verkehrswesen neue Weg« zu zeigen, wurden von Leipzig au» di« ersten Schritt« zur Anlage von Eisenbahnen in Sachsen unternommen. Friedrich List, der in Amerika bereit« «ine Eisenbahn- gesellschast gegründet hätte, bracht« durch sein« 1833 heran», gegebene Schrift «lieber ein sächsische« Etsenbahnsystem al» Grundlage eine« allgemeinen deutschen Eifenbahnsystem« und insbesondere über die Anlegung einer Eisenbahn von Leipzig nach Dresden" in Muß. List sand bald Unter, stützung bet dem damaligen RegierungNommissar v. Langen» und einer Anzahl angesehenster Leipziger Kaufleute, die noch im November desselben Jahre« eine entsprechende Petition an die Regierung und an die Siändeversammlung richteten. Auf Veranlassung de» Minister« v. Carlowitz bildet« sich ein „Leipziger Eisenbahn-Komitee", dem auch List angehörte. Diese« Komitee wandte sich in einer Reihe aufklärender Schriften über die Bedeutung einer solchen Bahn für die sächsische Volkswirtschaft an die Bevölkerung. In einem „Ausruf an unsere Mitbürger in Sachsen" ent- wickelte List den Plan u. a. folgendermaßen: „Im echten Geist einer konstitutionellen Regierung, eine» aufgeklärten und gewerbefleißigen Volke« wird dieses Unternehmen der Wirksamkeit und dem Eifer der Privaten überlassen. Ihrer- seit« aber, dazu haben wir die beste Hoffnung, wird die StaatSregierung da helfend und fördernd un« die Hand reichen, wo e« gilt, Hemmnisse zu entfernen und da« Unter» nehmen zu schützen. Da« Eisenbahnkomitee, da« im April 1834 auch noch de« späteren technischen Leiter de« Lahnbaur«, den Wasser, dirrktor Hauptmann Kunz kooptiert hatte, ging nun bald an die Feststellung der Linienführung. Hauptmann Kunz schlug die Linie über Strehla am rechten Slbufer, Ober. Landfeldmesser Kammerrat v. Schlieben die Linie über Meißen am linken Elbufer vor. Auf den Rat de» eng lischen Ingenieur« Walker entschied man sich für die erstere Strecke, wobei man sich auch von der Erwägung leite« ließ, daß die Linie recht« der Elbe dfe bessere Möglichkeit der Fortsetzung nach Berlin, nach Schlesien und der Lausitz bot. Durch ein königliche« Dekret vom 6. Mat 1838 wurde die „Allerhöchste und Höchst« Genehmigung der Errichtung einer Eisenbahn zwischen Leipzig und Dresden, sowie deS Entwurf« der Statuten der Leipzig—Dresdner Eisenbahn kompagnie" ausgesprochen. Am 14. Mai 1835 erfolgte in einem Tage die Zeichnung de» auf IV, Millionen fest. «olaNonSbM« «» »«lag den «an«,» b »Interktch ,» Atef«. — ffär bl, «kbalti« vmuwwrtNch: Arth», HShirel l« »,«,«. W lllü 1. in-em reine«, kräfW > IM MM! IvMIIMII DpM"' - Fahrplan wie« f« zwei, morgen« 6 und nachmittag« Ü llhr von Leipzig nach Dresden und umgelehrt gehende Dampf» wagenzage auf, di« 8»/. bl« 4 Stunden durchschnittlich Fahrzeit brauchten. 1840 wurden je zwei Packzüge in jeder Richtung eingelegt. Der yahrprei« für di» ganz» Streck« betrug 72 Neugroschen für die erst«, 48 sür die zweit» «ud 30 für di« dritte Klasse, vollständig geschlossen und mit Fenstern versehen waren aber nur die Wage der 1. Kloss«;' di« der 2. Klaffe halten nur Leinwändverhänge an den Seitenwänben und di« der 3. Klasse waren ganz offen ohne Bedachung. Da die Passagier« in diesen wagen so unter dem Lokomotivenrauch zu leiden hatte», daß sie viel fach mit Gesicht«ma«ken fahren mußten, führte man bald auch sür die 2. und 3. Klass« geschlossene Wagen »in, er» höhte dasür aber den Fahrpreis auf S8 refp. 45 Neu» profchen. Für Güter wurden berechnet: Stlfuhre 18*/„ Güterzug 7 Groschen für 100 Pfund. Der Personenverkehr stand anfang« unter strenger polizeilicher Kontrolle. Jeder Reisende mußte sich, eh« er «in Billett erhielt, vor dem Polizeiofstzianten Über sein« Person au«weisen und seine Legitimation abgeben, di« er erst auf der Ankunftsstation wieder erhielt. Im ersten Jahre ihre« Bestehen» beförderte die Bahn 411531 Per. ionen, 1849 waren e« schon 521005, 1859 863513 und 1869, nachdem inzwischen einige Anschlußbahnen in Betrieb genommen worden waren, 2027371 Personen. Im gleichen Maße hob sich der Güterverkehr, so daß die Eisenbahn» kompagni« recht gute Geschäft« machte. Sie verzinste da« Aktienkapital mit 4°/o und zahlte darüber hinaus Dividenden bi« zu 24 */,. Zu diesem guten Ergebnis trugen wesentlich die in den 60er und 70er Jahren gebauten Anschlußlinten ToSwig—Meißen, BorSdorf—Meißen (1860), Priestewitz— Großenhain (1862), Nossen—Freiberg (1873), Riesa— Elsterwerda und Freiberg—Mulda (1875) bei. Am 1. Juli 1876 erfolgte der Ankauf der Bahn Leipzig—Dresden einschließlich der vben angeführten und der wetteren noch im Bau befindlichen Anschlußbahnen Mulda—Bienenmühle und Nossen—Riesa durch den sächsi schen Staat. Der Kaufpreis für da» bis auf fast 300 Kilometer angewachsene vahnnetz wurde nach dem da maligen Kurse der dreiprozentigen Rente auf 104537663 Mark berechnet. Mit diesem Ankauf begann der sächsische Staat die «era der Verstaatlichung der Privatbahnen, die, eng verflochten mit den Linien der Staatsbahnen, da« sächsische Eisenbahnnetz zu den dichtesten in Deutschladd Irauenliebe. Roman von Clara Aulepp-StübS. 13 „WaS ist Dir, Liebling? Komm, trink« ein Gla« Wein!" Ohne sie frei zu geben, zog Giovanni sie zum Tisch hin, schenkte ein Gla» voll und führte e» an ihre Lippen. Sre trank nur ganz wenig. „Mußt mehr trinken, siehst Du — so!" Er hob da» Gla», der Wein funkelte im letzten Tagesschein, al» er ihn erst ge gen da» Licht hielt und dann langsam über die Zunge gleiten ließ. ES war nicht» dabei, aber Lotti wandte den Blick ab; ihr töt da» weh, sie wußte — Giovanni liebte de« Weil»! Und nun küßte er sie mit den feuchten Lippen. Sie wollt« sich wehre», doch wie ein heiße» Fludium strömt« e» »un von ihm in ihre Adern über; sie konnte e» »licht. Endlich gab er st« frei. „Gio l" Sie sah ihn vorwurfsvoll an. „O Liebes, Süße», verzeih! Wer weiß, wann wir un» wie» -ersehen!" Er strich nervös die Locken an« der Stirn, seufzte tief auf. Dann faßt« er plötzlich wieder Lotti» Hände, preßt« sie wild. „Aber wa« auch kommen mag, Du stehst zu mir, Ge liebte, ja?" Sie warf den Kopf in den Nacken, sah ihm fest in die Augen. In diesem Moment fühlte sie, daß sie viel wagte, wenn sie ihm ein Versprechen gab, und dennoch drängte sie ein übermächtige» Gefiihl, da» stärker war al» sie und ihr -.»raunte: „Gib e«! Hier liegt ein« Anfgab« vor Dir, wie sie edler, größer für «ine Frau nicht gedacht werde,» kann. Hier kannst Du helfen, vermitteln, vielleicht ein Menschenleben reiten durch Deine Liebe," und so sagte sie denn ernst, bei. nahe feierlich: „Ja, Giovanni, ich will zu Dir stehen!" „Auch dann, wenn mein Vater nur feinen Segen ver sagt?" Seine Stimme-klang heiser vor Erregung. Er sah ihr ga»»z nah« in di« Augen. Lotti zuckt« zusammen, antwortete aber sofort: »Auch barmt" üsbm - Lbeeo/«/« i L/tter-c/ioeo/siis / Sll^ Lsesoh. 0«, Da küßt« er sie sanft aus die Stirn;e« sah fast au», al» ob er einen Schwur leistete. Draußen hatte da» Gewitter au-getobt, der Regen bedeu tend nachgelassen, nur einzelne Tropfen fielen noch. Lotti wandte sich von dem Geliebten ab, griff nach dem weißen Malrosenhütchen und befestigte es auf ihrem blonden Scheitel. „Wir müssen gehen, Mutti ängstigt sich sonst." Mit leisem Finger klopfte sie an die Tür de» Nebenzim mer». Da wurde die auch gleich geöffnet, die junge Frau er schien auf der Schwelle. „O, Sie wollen schon fort? E» regnet ja aber noch, warten Sie doch noch «in Weilchen," bat st« freundlich beflissen. „Stein, nein, ES geht nicht, e» wird zu spät," wehrte Lotti ab. Sie verabschiedete sich mtk einer gewissen Hast, nahm aber schließlich den mit vielen Bitten aufgrnötigten Schirm doch an, denn der Regen war wieder stärker geworden und ihr wei ßes Sonnenschirinchen doch ei»» Schutz gegen denselben; ste ließ ihl» znrück. „Fritz wird ihn holen und diesen zmllckbringen," erklärte Giovanni. Er spannte den Schirm auf und zog ihre Hand durch seinen Arm. Da meint« ste etwa» kleinlaut: „GS ist doch unangenehm, daß Fritz von ullserm heutigen Beisammensein etwas weiß. E» bedruckt mich so." „Liebling, ich konnte nicht ander», ich wußte ja nicht, auf welchem Wege ich Dir eure Nachricht konnte zugehen lassen. Fritz istDir ergeben, da» weißt Du doch." Sie schüttelte erstaunt da» Köpfchen: „Wieso, ich weiß von nicht»!" „Aber, Lieb, hast Du nie gemerkt, daß Fritzel Dich au- betet, daß Du seine still« Liebe bist?" Giovanni beugt« sich tief herunter, sah ihr lächelnd iu die Augen. „O Gio, wa» sagst Di» ?" Sie sah erschrocken au». „Richt erschrecken, Lieb! Du bist doch nun einmal so ein süße», wunderholdes Geschöpfche», da» man lieben muß." „Ach nein," stammelte ste verwirrt. Sie hörte znm ersten Mal in ihren» Leben derartige». Und das jiluge Mädchen, da« bereit war, den Kampf»»»» ihre Liebe auszunehnsen, da» mit festem, ehrlichem Willen de»» rau hen Psad der Pflicht ging, al» st« plötzlich au» sorgloser Da. gesetzt,n Aktienkapital», da« aber schon zwei Jahr« später auf 4V, Millionen erhöht w«rd«n mußt«. Am v. gunl fand dann dl« «rst« G«n«ralorrsammlung der Aktionär« statt, dl« Llst «in« schmerzlich« Enttäuschung bracht«. Er, dem man vorher «inin leitenden Posten versprachen halt«, erhielt b«t der Wahl d«» DirektorinaB nicht «in« Stimme. Man fürchtete bei f«in«n auf «in groß«« deutsch«« Eisen, bahnnetz errichteten Plänen für da» naheliegender« Projekt Leipzig—Dresden und fand ihn mit «lner Ehringab« von 2000 Talern ab, denen man zmei Jahre später weiter« 2000 Taler folgen ließ.» Die am 3. Juli 1885 erfolgte Veröffentlichung de« Exprobriat!on»gesetze« ermöglichte die Aufnahme der lech. Nischen Vorarbeiten, sodaß noch im Herbst diese« Jahr,« mit dem Bau — zunächst der Streck« bl« Wurzen — be gonnen werden konnte. I» nächsten Jahre wurde der Bau der ganzen Strecke in sich» Abteilungen ausgenommen, wobei nicht weniger al« 7800 Arbeiter beschäftigt wurden. Allein am Tunnel bet Oberau arbeiteten 250 Freiberger Bergleute. Am 24. April 1837 konnte die erste Strecke Leipzig—Althen mit der Lokomotive „Komet" und einem Park von 8 Wagen eröffnet werden.. Ihr folgten am 12. November 1837 die Strecke Althen—GerichShain, im nächsten Jahr« am 11. Mai GerichShain—Machern, 19. Juli Dresden—Weintraube, 31. Juli Machern—Wurzen, 16. Sep tember Wurzen—Dahlen und Weintraube—Oberau, am 3. November Dahlen—Oschatz. Am 1. April 1839 konnte der bauleitende Ingenieur, melden, daß auch die letzte Teil- strecke Riesa—Oberau, auf der die Albdrücke bei Riesa, der Viadukt bei Röderau und der 513 Meter lang« Tunnel bei Oberau viel Zeit erfordert hatten, fertlgg,stellt und da mit di« ganze 115 Kilometer lang« Strecke Leipzig-Dresden fahrbar sei. In glanzvollster Weis« wurde dann die Bahn am 7. und 8. April 1839 unter Teilnahme de» sächsischen Königshaus«« eröffnet. Am Vormittag de« 7. April fuhren drei festlich oeschmückte, mit je 2 Lokomotiven bespannte Züge mit 46 Wagen von Leipzig nach Dresden ab, die auf der ganzen Strecke von der scharenweise herbeigeeilten Bevölkerung jubelnd begrüßt wurden und auf allen Stationen Fahrgäste Mitnahmen. Im Oberauer Tunnel hatten die Bergleute mit brennenden Grubenlichtern und Fackeln Auf- stellung genommen. In Dresden fand feierlicher Empfang durch die städtischen Behörden statt. Am 8. April erfolgte die Rückfahrt nach Leipzig unter Teilnahme de« König» Friedrich August und de» Prinzen Johann mit ihren Ge- mahlinnen, di« noch am selben Tage nach einer großen Festtafel wieder mit der Bahn nach Dresden zurückkehrten. Die Transportmittel der Bahn bestanden au» 22 Loko motiven und 234 Personen- und Packwagen, die sämtlich au» England bezogen worden waren. Für diese Fahr- zeug« und die anderen au» dem Au»laud bezogenen Mate- rialiert mußten allein über 300000 Thaler Eingangszoll bezahlt werden. Der erste, 1839 bei BrockhauS gedruckte seinSfreude herausgeschleudert war, wurde verlegen bei diesem ersten Kompliment über ihr Aeußeres. Giovanni betrachtete sie entzückt. „O, Lieb, wie bist Du hold, wie bist Du schön," flüsterte er in ihr kleine» Ohr. „Nicht so, ich mag so etwa» nicht hören," ste sagte e» herb, „als ob das Aeußere dieHauptsache>wäre." „Nein, Lieb, das wohlnicht, aber immerhin istFrauenschön- heit etiva»Herrliches, HobeS, was nnS wohl begeistern darf. Al» halber Italiener liegt »nie die Freude daran tin Blut." Er hatte im ernsten Ton gesprochen und neigte sich jetzt dicht zu ihr nieder. „Du wirst das einsehen, Herz, und mir nicht zürnen?" Ein Flammenblick taucht« tief in den ihren. „Nein, o nein!" erwiderte ste etwas beklommen. Dann schwiegen sie beide, gingen aber unter dem Schirm dicht aneinander geschmiegt, —sie hätten iminerso weiter wan dern könne»» in» verglimmenden Schimmer de» letzten Ta- geSscheine», in der duftenden Kühle de» Hochfommerabend», die so erquickend nach derHitze de» TageS ihre jungen, heißen Gesichter fächelte. „Nun müsse»» wir in die dirmpfe Stadt zurück," meinte Giovanni bedauernd und setzte wie fragend hinzu: „O, könnte» wir doch etwa» hier bleiben!" „ES geht nicht, Mutti ängstigt sich. — WaS wird ste sagen—" Sie brach ab, sah Giovanni an. Er drückte ihren Arm. „Ich gehe selbstredend gleich mit Dir, — ja, wa» wird ste sagen? Sehr willkommeen werde ich ihr al» Schwieger- - sohn nicht sein!" ES klang bitter. Lotti legte di« Hand iiver die seine, die den Schirm hielt. „Sage da» nicht," bat sie. „ES ist doch aber wahr, Lotti. Ich kann Dir doch kein wolkenlose» Glück bieten, ziehe Dich in Kämpfe Hinei»»; wer weiß, wie alle« wird?" „Gewiß besser, al» Du denkst," versuchte da» sunge Mäd chen zu trösiei» „und übrige»»» weißt Du ja, da» Schicksal hat mich nicht verwöhnt." „Desto mehr wünschte ich Dir ein ruhige» Glück, mein süße» Liebling und denselben Wunsch wird auch Deine liebe Mutter hegeii. Sie »vird mir zürnen." 219,Af