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Vek-Mdead sank «ärchenschön hernieder. Auf der Veranda lag die Stanke; fie wußte noch nichts von Klingen- Ankunst. die Mutter wollte sie erst vor- de-dwVe» Et» flüchtiger Freudeuschein zog über das elende Gesicht Anna-, dann blickte sie erwartungsvoll nach der Tür, durch die Klinge« ein trat. „Gaten Abend, gnädige- Fräulein," sagte die geliebte Ltinnne, und er schritt ans da- Ruhebett zu. „Sie find wirklich gekommen," flüsterten ihre Lip pe». ,^a- hätte ich nicht gedacht, daß ich noch solche Freude erlebe." Jetzt angesichts ihre- nahen Tode- wich die mäd chenhafte Scheu, chre tieft Liebe zu verraten. Anna sprach da- an-, wa- ihr Herz mächtig erfüllte. Und er, den fie herbeigesehnt, er saß bei ihr wie ein treuer Bruder. Gr blieb, bis die Lonne hinter den Bergen versank und die Spitzen de- Rosengartens auf- gtühteu in feenhafter Schönheit. ES wurde kühl, die Kranke fröstelte. „Du mußt in» Zimmer," sagte die Mutter, „ich werde die Leute ruft«, die Dich hineintragen können." „Da- kann ich auch, gnädige Frau." Leicht wie ein« Feder hob Waldemar die abge magerte Gestalt empor. Roch einmal ruhte Anna in feinen Armen, dicht an seinem Herzen. Sie hatte den Kvpf an seine Brust gelegt, in seliger LelbfiVer gessenheit Mang sich ihr Arm um seinen Racken. Rn» war der Traum zu Ende geträumt, nach diesem Augenblick zu sterben, fiel nicht schwer. Am andern Morgen kam Arnold an Waldemar halte ihn Mm der Bahn ab. Der junge Lindner war sehr bewegt, al« Klingen ihm mitteilte, wie krank die Schwester fei. Als sie in der Pension, wo die Dame» wohnten, anlangten, war Anna eben sanft entschlaft». Mit einem glücklichen Lächeln auf dem kleinen, zarten Gesicht lag fie da. Arnold warf sich weinend in die Arme der Mutter. „Run hab« ich keine Schwester mehr," schluchzte der Jüngling ,Lch will Dein Bruder werden. Gib mir Deine Wechte, nick Sie, gnädige Frau, bitte ich mich als Ihren zweite» Lohn zu betrachten." Sie hielte« sich bei den Händen. In dieser ernsten Stande, angesichts der Laten knüpfte sich ein neues Wand, da- «and der Liebe. Leise legte Klingen seine Hand auf die wächserne des jungen Mädchens, feine Lippen bewegten sich im ß-TNEN MUVUch. Fran von Lindner und Arnold stritten neben der Sutschlaftueu. „Der Herr segne dich uud behüte dich," sagte die Mutter, »Her Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir mch fei dir gnädig, der Herr erhebe fein Angesicht «»s dich »nd giche dir seiuen Frieden." Heber dem Rosengarten flimmerte es in goldenen Strahlen. Trugen fie die befreite Seele emvor rur bessere» Heimat? Fra» Mrtrnd Sßttnger war tief verfllmmk. Jetzt halte die Schwägerin Olga einen Sohn und sie, die Frau de- älteren Bruder-, nur Mädchen. Die Schwiegereltern strahlten, und auch Lothar »achte ein vergnügtes Gesicht. Er war gegen Olga sa herzlich wie lange nicht, blieb mehr zu Hause und Ward rücksichtsvoller. E» hätte einen hatten Kampf gekostet, bi- die junge AAittrr dnrchfetzte, ihr Kind selbst zu nähren. L«» Henriette wollte e» nicht erlaube»; e- sei nicht vmruehm, sagte sie. Sb fügsam Olga auch sonst war. hier setzte fie chre» Willen durch, worüber die ^chwie- MrWUlter ärgerlich Anrede. „Du kbnnt-U »ehr «reihe« habe», liebe Olga. wenn Du eine Amme aus dem Spreewald für Bubi nimmst, und sie sieht so hübsch in ihrer Tracht aus." Olga lachte, dann sagte sie: „Und deshalb soll ich auf das GliickDerzichten, meinen Sohn selbst zu stillen, Mama?" „Wie gesagt, ich halte es nicht für vornehm," entgegnete Frau Oßlinger spitz. „Alle feine Tarnen haben für ihre Kinder Ammen." „Die Kaiserin von Rußland hat ihre Kinder selbst genährt, Mama, und ich denke, sie ist etwas vorneh mer als ich," entgegnete Olga. Der Hausarzt gab den Ausschlag, indem er ener gisch auf die Seite der jungen Mütter trat, und Lothar, der sich zuerst ebenfalls ablehnend verhielt, gab brum mend nach. Frau Eßlinger war geschlagen und beklagte sich btt ihrem Männe darüber. „So laß sie doch, Jette," meinte der Bankier, „Du hast ja auch unsere beiden Jungen gestillt." ,La, Philipp, damals, da waren wir nicht das, was wir jetzt sind," brüstete sich die eitle Frau. „Jttteken, sei friedlich," bat der Bankier. „Die Olga ist ein Prachtweib; nur wünschte ich, daß sie mehr Einfluß auf den Lothar hätte, der ist mir zu flott." „Zu flott?" rief Frau Jette. „Er ist ein Kavalier und kann nicht die Pfennige sparen." Der alte Männ schwieg. Er allein wußte, wie der Sohn verschwendete, wie er waghalsig spekulierte. CS war oft zu unliebsamen Erörterungen zwischen den beiden Männern gekommen. Sorgenvoll dachte der Bankier an die Zukunft. Er fühlte sich in letzter Zeit oft alt und hinfällig. Wenn er die Zügel nicht mehr halten konnte und sie seinen Händen entglitten, dann stand Lothar an der Spitze der Bank. Würde er es verstehen, sie in dem Sinne des Vaters zu leiten? Gern hätte der jüngere Chef freiere Hand ge habt. Er warf dem Vater allzu große Aengstlichkeit in geschäftlichen Dingen vor. Die alten, soliden An gestellten hätte Lothar gern entfernt, den Kassierer Beyer und den ersten Buchhalter Walter, die ihn beim Vater angeschwärzt. So nannte er es, und doch Hattens sie nur ihre Pflicht getan, als sie dem älteren Eßlinger von den 25000 Mark gesprochen, die Lothar erhoben hatte. „Cs soll anders werden, wenn ich allein bestimme. Der Alte ist arbeitsmüde und wird sich in absehbarer Zeit zurückziehen." So tröstete sich der Sohn. x Für Olga war das Leben seit der Geburt ihres Kindes verändert, die Mütterlichkeit lag in ihrem Wesen. Sie verbrachte den Tag mit der Pflege des Kleinen, der ein schönes, kräftiges Kindchen war. Wenn es in ihren Armen lag und sie in Die Hellen, unschul digen Aeuglein blickte, wenn sie das weiche, warme Körperchen in heißer Liebe an sich drückte, dann schlug ihr Herz dankbar gegen Gott, der ihr so viel geschenkt, dann fühlte sie sich reich gesegnet. Die Lücke in ihrem Leben war ausgefüllt. Ihr Mann trat ihr näher, er war der Vater ihres Kindes. Dieses heilige Band vereinte sie unlöslich. Sie wollte um des Kindes willen ihr Schicksal geduldig hinnehmen, sich bestreben, Lothar mmer besser zu verstehen. Sie hatten ja jetzt die Pflicht, ihren Knaben gemeinschaftlich zu erziehen zu einem gnten, frommen Menschen. An dem mit Spitzen verhangenen, weißen Bett- chen sitzend, träumte die junge Mütter von der Zu kunft ihres Kindes. Fern lag das, was sie gequält. UingenS Bild war weit zurückgetreten. Sie wollte an ihn nur noch als Freund denken. Dieser edle, in ich gefestigte Mann blieb für sie das Vorbild ritter licher Tugenden. „Du sollst ihm einst gleichen, mein Herzblatt," agte Olga und herzte ihr Söhnchen. „Gott Helse mir, flch auf den rechten Weg zu leiten, damit du ein ebensolcher Mann wirft wie Waldemar von Klingen," Fran erste Lächeln Besitze eines Augen ins DK vmhdruckerei oou LwWtMtzM Die Taufe sollte groß gefeiert werden, ro kam aber anders. Der alte Eßlinger bekam kürz vorher einen Schlag anfall nach einer stürmischen Unterredung mit Lothar, wobei dem Vater unangenehme geschäftliche Ueber- raschungen enthüllt wurden. Mehrere Tage lag der Bankier besinnungslos, man erwartete sein Ende. Er erholte sich aber, nur blieb die rechte Seite ge lähmt, und die Sprache war undeutlich. Olga, sie den Schwiegervater immer gern gehabt, fühlte tiefstes Mitleid mit ihm. Nach der Taufe, die jetzt im engsten Familien kreise gefeiert worden war, verlangte der Hausarzt, daß der Kranke Berlin für den Sommer verlassen und bis zum Spätherbst nach einem stillen Ort im Walde gebracht werden sollte. Auch Olga sollte mit dem Kleinen und der Wärterin die heißen Monate fern von der großen Stadt zubringen. Man wählte F. mitten im lieblichen Thüringen. Und so reisten sie dorthin und richteten sich in einer hübschen, mitten im Walde gelegenen Billa häuslich ein. Henriette aber blieb dort nur zwei Wochen, dann mußte sie nach Marieybad zur Kur. Olga sah dies nicht ungern. Die Schwiegermutter und sie waren zwei zu verschiedene Menschen, um sich näher treten zu können. „Nun habe ich zivei Kinder, für die ich sorgen muß," dachte Olga jetzt oft, „meinen kleinen Hans und seinen armen Großvater. Auch er braucht mich, ich kann ihm viel Liebe geben." Sehr friedliche, schöne Wochen verlebte man in dem waldumrankten Idyll auf halber Höhe des Thüringer Waldes. Eßlinger hatte körperliche Pflege durch einen zuverlässigen Diener, die Pflege der Seele, die kindliche Teilnahme und Liebe lag in Olgas Händen. Nach und nach erholte der alte Mann sich. Er konnte ein tvenig gehen nno sprach deutlicher. Wenn er still neben der Schwiegertochter saß, sie den Buben in den Armen hielt, schien Eßlinger glücklich und zufrieden. Er streichelte das flaumige Köpfchen des Enkels, ergriff die weihe Frauenhand und stammelte: „Mein — gu — gu — tes, — lie — bes Kind/ „Lieber Vater, Gott wird weiter helfen," entgegnete Olga. — Welch? Freude war es für die Mutter, das Auf blühen und Gedeihen ihres Kindes zu verfolgen, jeden kleinen Fortschritt gewahr zu werden, das und Erkennen zu bemerken. Ja, es liegt ein Allheilmittel inr Kindes, das mit seinen unschuldigen Leben schaut. Das eigene Leben erscheint der Mütter schöner und köstlicher, und ein tieses, dankbares Glücks gefühl strömt durch die Seele für das Gnadengeschenk Gottes. ! Lothar kam ab und zu nach F., aber seine Besuche regten den Kranken auf, der dann vom Geschäft hören wollte. So unterblieben diese kurzen Besuche, und der junge Chef hatte nun völlige Freiheit, die er mit Be friedigung nach Kräften ausndtzte. Eines Tages bekam Olga einen Brief ans Berlin von der Frau des alten Kassierers Beyer. Sie bat um die Fürsprache der jungen Frau bei Lothar, der ihrem Manne gekündigt hatte. Der sorgenvolle Ton des Briefes rührte Olga; sie beschloß, ihr möglich stes zu tun, um Lothar umzustimmen. Sie antwortete oer betrübten Frau Beyer in diesem Sinn, aber L)lga tvar sich bewußt, daß ihre Aufgabe schwer war. Als Lothar das nächste Mül — noch zu Anfang ihres Sommeraufenthaltes — nach F. kam, brachte seine Frau ihre Bitte vor. Er weigerte sich kurz an gebunden und verbat sich ihre Einmischung. Sie wagte nicht, den Kranken um seine Vermittlung zu bitten, aus Angst, ihn auszuregen, was der Arzt streng verboten hatte. Maffenenfle»» für Notettonsvrnck. Mvser fqedktt — Amtsblatt — Frrnsprrch stelle Nr. 2L Trlegramm-Adreffrr Tageblatt Riesa. Gattzeftraß« Nr. SS hält sich zur Anfertigung nach» stehender Drucksachen bei sauberer Ausführung und billigster Preis- stellung besten« empföhle«. «dtfr «dreh» und Geschäft». karte» vrirfkipsr. vriesleistru veftelftettel vraschür«, vtlets DeNaratiane» Da»lfa,n»iS» an» Ginlad«n«Sbtteft Einlaßkarte, Etikette» aller Art tzakture», Al»sblätter Farmnlare ta »w. karten Srachtbrteft Grbra«ch»a»>»rls«»,e» Kremdenzettel Ha»a» »»» Aatrik» vrdumige» Ged»rt»«liet,ea tzachreUSttnlavnnge, »Setwasea »nd -Gevtchte -iftenschUder Kaftemnischläs« Katalase, üaatrakte -„tabücher Latalifte», M«-«Httese Mitteilungen, Menn» Musterbücher, Rata» Plakate pro»»»«« drei» kurante Postlatte», O»ittmi«ea Rabattmarke» Aechmmge» Sptts«» mW «ttttatte» Statute», Tanz karte» Stimm-, Theater» »n« Sachettel Bistte»- und BerlobrntgSkarte» Wechsel, Serke girwlare, 8e»«»ttz, „Lothar, bitte, tue es mir zuliebe," versuchte fie noch einmal, ehe er abreiste, „bitte, entlasse den treue» Menschen nicht. Bist Du mit ihm unzufrieden? Tein Vater hält viel von seiner Tüchtigkeit." „Mir paßt er schon lange nicht. Er ist ein Angeber, hat mich btt dem Alten angeschwärzt." „Also deshalb willst Du ihn brotlos machen?" rief Olga entrüstet. „Ja. Was geht es Dich an? Beyer ist zu ult, und ich brauche jüngere Kräfte, die in meinem Fahr wasser segeln. Ich werde glänzendere Geschäfte mache» als Papa, der nichts sagte." „Wenn Du dabei nicht den kürzer« ziehst, Lothar/« wagte Olga einzuwerfen. Er wurde heftig und brauste auf. „Laß mich in Ruhe! Das ist nicht Deine Suche!" schrie er sie an. „Tann versprich mir wenigstens, für Beyer zu sorgen und ihm eine auskömmliche Pension zu geben. Wo soll der Mann in seinen Jahre» eine Anstellung finden, die ihn vor Rot schützt? Lieber Lothar, sei nicht so hart." Olga legte den Arm »mr seine Schulter und sah ihn bittend an. Cr schob sie ziemlich unsanft fort. ,Lch werde tun, was ich will, und verbiete Dir für die Zukunft jede Einmischung." Diese Unterredung warf tiefe Schatten auf das Gemüt Olgas. Sie wollte ja so gern zu ihrem Manne aufschauen, sich auf ihn stütze», aber immer wieder kamen Tharatterzüge zum Vorschein, die ihn in ihrer Meinung herabsetzten, immer wieder fühlte sic die Kluft, die sie trennte. — — Lothar genoß sein Junggesellenleben in vollen Zügen. Er war ein kluger Mensch. Mit festem Griff riß er die Zügel des Bankhauses an sich und saß vor dem Schreibtische des Vaters. Seine An ordnungen mußten befolgt werden. Wehe demjenigen, oer es wagte, anderer Ansicht zu sein; er wurde ent lassen. So erging es auch dem ersten Buchhafter; vor dessen Scharfblick in geschäftlichen Dingen fürchtete sich der junge Chef. Uebrigens schien Lothar beim Antritt seines Amtes als Haupt des Bankhauses das Glück zu lächeln, einige Börsenspekulationen schlugen ein. Triumphierend blickte Lothar auf das Geld, das dadurch einbam. Er war fast jeden Abend irgendwo im Klub, wo das Spiel ihn fesselte. Aber es mußte dort doch in gewissen Grenzen bleibe», deshalb lud der Lebemann die Herren öfter zu sich ein, wo das Spiel bis zum frühen Morgen dauerte. Einmal war Lothar zu Klingen eingeladen. Mit kritischen Augen musterte Eßlinger die beiden schönen Pferde des Leutnants, und der Lohn be reichen Bankiers mußte sich eingestehen, daß eS tt« Paar tadellose Bollblütler waren. — Tie Billa Klingens war mit schlichter Vornehmheit eingerichtet und entsprach dem Charakter ihre« Be wohners. Lothar fand sie nicht elegant genug, der Sinn für wahrhafte Vornehmheit ging ihm ab. Das Wappen der Freiherren von Klingen, der silbern« Hirsch im grünen Felde, machte sich nicht breit. Rur das gediegene, alte Silber trug es in schöner Gra vierung, und a» der schlanken Reiterhand Waldemars saß der schwere Goldring mit dem Blutjaspis, darauf das Wappen des alten, feudalen Geschlechts. Dieser Ring war ein Erbstück. Onkel Waldemar- jetzt erkaltete Hand hatte ihn getragen, und er hatte ihn mit Kar min ten dem Neffen vermacht. Einige Kameraden Waldemars nahmen au der i» keiner Weise zu üppigen Mahlzeit teil, die an» trefflich zubereiteten, kräftigen Gerichten bestand, und dazu -Wb es einen alten Rüdesheimer Berg, der in den schien Kristallgläsern goldgelb funkelte. z Lotbar fühlte sich zuerst fremd unter den Ofiizier«/