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irr ihrer Mehrheit Italiener sind und vor allen Dingen die Kardinäle an der Kurte, die einflußreichsten unter Yuen. Hutner Italiener sein wer den. so ist e- doch von hohe« verte, vaß ventgstni» einige deutsche Kardknäle vorhanden sind. Vor allem ist e» natürlich bei der Neuwahl eine» Papste» von Bedeutung, daß in dem Konklave auch Männer sitzen, die den deutschen Standpunkt zu wahren wissen, wenn auch da» Vetorecht Oesterreich», da» bekanntlich noch »et »er Wahl de» gegenwärtigen Papste» zu vampolla» Ungunsten angewendet wurde, heute von der Kurie nicht «ehr anerkannt wird. Aber auch für den Verkehr der Negierungen mit der Kurie ist e» von Dichtigkeit, daß die Negierung einen Kardinal al» ihren Vertrauensmann zu Unterhandlungen verwenden kann. Er kann oft mehr ««»richten al» ein Gesandter beim Vatikan. Da» zeigt vor allen Lingen die Wirksamkeit de» nun verstorbenen Kardinal» Kopp, der mehr wie einmal den bedrohten Frieden zwischen Kirche und Staat durch seine geschickte Vermittlerarbeit bewahrt hat. Ans «ller Welt. Hamburg: Gestern gegen «Lend fand bei der Firma Franz Schwalbe in Bogelreth in einem Schuppen, in dem sich ein Patronenlager befand, eine Explosion statt. Der Schuppen wurde vollständig zertrümmert. Zwei Arbeiter wurden getötet, drei schwer verletzt; ein M0nn wird noch vermißt. Die Ursache der Katastrophe ist noch nicht bekannt. — Walstedde: Ein tragisches Geschick hat die Familie Reckmann betroffen. Zwei ihrer Söhne sind bereits im Dienste der Eisenbahn ums Leben gekommen. Gestern nun geriet der dritte, der Rangierer Reckmann, zwischen die Puffer zweier Züge und Wurde erdrückt. — Dortmund: Da» IV, Jahre alte Töchterchen des Fleischermeisters Hvchstetter wurde, al» e» mit dem Hofhund spielte, von diesem in den Kopf gebissen und starb kurze Zeit danach an den er littenen Verletzungen. Der Hund wurde getötet und der Kadaver zur Untersuchung eingeliefert. — Frank furt a. Mvin: Der Kaufmann Georg Ehrhardt, ein wegen räuberischer Erpressung mit sechs Jahren Zucht haus vorbestrafter Mann, wurde im vorigen Jahr von der Frankfurter Strafkammer wegen verschiedener Dieb stähle in Frankfurt a. Main zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, daß Ehrhardt unschuldig verurteilt worden war, da man den richtigen Täter inzwischen gefaßt hat. Wie die „Kleine Presse" meldet, hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt a. Main txlegraphisch die Entlassung Ehrhardt» aus dem Zuchthaus verfügt, indem sie gleichzeitig dem Sträf ling mitteilte, daß sie einen Antrag auf Wiederaufnahme de» Verfahrens zu seinen Gunsten gestellt habe. — Bayreuth: Ein Reiter vom 4. Chevaulegers-Regiment hat seinem Dienstpferde die Zunge ausgerissen und das von Schmerzen gepeinigte Tier noch in der Bahn ge ritten, bis Vorgesetzte das Tier bluten sahen. Die'Zunge fand man im Stallstand. Der Reiter wurde sofort ver haftet und dürfte einer exemplarischen Strafe entgegen setzen. — Fiume: Einer der Täter, die das Bomben attentat auf den Regieruugspalast verübten, ist von der hiesigen Grenzpolizei verhaftet worden. Er ist ge- ständlg. — Parts: Die beibLn züsaMnengeissächsen'« Schwestern Radiea und Dodiea, die vör einigen Jahren hier operiert wurde», haben Nachfolgerin»« in zwei Niedlichen klein« Pariserinnen Sulqnne und Marguerite gefunden. Die Leid« jungen Dam«, die gleichfalls al» Zusammengewachsene vor drei Monaten ha» Licht der Welt erbliÄen, wurden gestern in der Universitätsklinik durch einen kühn« Schnitt Chirurgen von einander getrennt. Man glaubt, daß beide mit dem Leb« davon komm« werd«. — Petersburg: Amtlich werden die Preßmeldungen, daß in Petersburg die sibirische Pest aufgetretyl sei, bestätigt. Eine Anzahl teurer Rasse- Pferde sind an der Seuche zugrunde gegangen. Die Pest ist mit Futtermitteln au» den Gegenden, wo die Seuche herrscht, etngeschleppt ward«. Vermischtes. CK. Newyork im Blizzard. Die Folgen des furchtbar« Blizzard, der am letzt« Sonntag über New- hork hereinbrach und noch am Montag abend von seiner Stärke nichts eingebüßt hatte, sind größer und gefähr licher al» die erst« Berichte andeutet«. Die Stadt war von der Umwelt so gut wie völlig abgeschlossen, der Telephon- und der Telegraphendienst so gut wie ganz unterbrochen, und noch schlimmer steht e» mit dem Eisenbahnverkehr. Seit dem Jahre 1888 ist ein solcher Sturm nicht über die Oststaaten der Union niederge gangen. Der Blizzard richtete umso größeren Schaden an, als er völlig unerwartet über die Stadt herein brach. Am Sonntag morg« gegen 10 Uhr verwandelte sich der niedergehende Reg« in Hagel, und zugleich wuchs der Wind zu einem Zyklon an, der Sturm er reichte im Nu eine Geschwindigkeit von über 110 Kilo meter in der Stunde. Um Mitternacht sank dann die Temperatur ruckweise, und überall in der Stadt hörte jeder Verkehr auf. Die Taufende von Männe«, Frauen und Kinde«, die in d« Restaurants weilten, konnten nicht nach Hause kommen und mußten an Ort und Stelle übernachten. Am Montag früh waren fast alle Telegraphenstangen umgeworfen, sodaß auch Nachrich ten über die Verwüstungen des Sturmes auSblieben; es ist jedoch kaum ein Zweifel, daß viele Menschen durch dieses mit der Gewalt einer Naturkatastrophe hereinge- brochene Unwetter ihr Leb« verloren haben »md daß der angerichtete Materialschaden gewaltig ist. Das Ge schäftsleben lag am Montag in ganz Newyork so gut wie völlig darnieder, den Angestellten war es unmög lich, an ihre Arbeitsstätten zu gelang«. Die erste Nacht forderte allein in der Stadt Newyork acht Menschen leben. Die Nahrungszufuhr ist unterbrach«, und wenn der Blizzard noch einige Tage andauert, wird es zu einer Hungersnot kommen müssen. Auch die Kohlen vorräte reichen nicht aus, und in den Armenvierteln herrschen erschütternde Zustände. Noch schlimmer als der City erging es den Vororten. In Staten-Mland versagte alsbald die elektrische Beleuchtung,, und die Stadt blieb in völlige Finsternis gehüllt. .Dasselbe Schicksal teilten fast alle kleineren Städte im Umkreise von 30 Kilometern um Newyork. Einige der Hochbahn linien konnten zwar am Montag im Laufe des vor mittags einen Teilverkehr improvisieren, aber die elek- tSkfchim Straßenbahnlinien sind volMMM« kikP» Ge legt- Uw da» Unglück voll zu machen, trat« lällw der bet der Newyorßer Ltraßenreiäigung beschäftigt« Männer In de» Ausstand und weigerten sich, während de» Sturme» in den vereisten Straßen Schnee zu schau feln. Der Bahnverkehr nach au»wärtS stockte; der erste Zug, der nach dem Blizzard Newyork erreichte, war der Expreßzug au- Washington; er Nef Lvsntag mittag gegen 1 Uhr ein: mit 15 Stund« Verspätung »et einer gewöhnliche» Fahrzeit von fünf Stund«. I« Haft» ruht alle Arbeit, fremde Schiffe könnt« nicht erlau fen, nur einig« Nein« KDendampse« gelang e», sich in den schützend« Haf« zu flüchten. Die Feuermel- dungsleitungen sind zum größt« Teil zerfrört. Die Milchhändler weigern sich bereit», den einzeln« Kun den mehr als einen halben Liter Milch zu liefe«, die Gemüsevorräte sind erschöpft, Butter und Eier w«d« noch für ein« oder zwei Tage reichen. Da» amtliche Wetterbüro gibt Nachrichten heraus, in dm« alle Schiffe gewarnt werden, während der stächst« DageauA- zulaufen. Das beste Familiengetränk ist echter Kathreiners Malzkaffee. Er ist gesund und kräftig, sehr wohlschmeckend und billig. Der Gehalt maches! KsrM-kliiMlaMsl 18.75 »«.7» di» LS.— II.7S IL.50 di» »7.00 Ad. 18.50 28.75 dis 28.75 LUc. Iimm-Altlir-VIM 8.75 I..55 di» LL.50 Lid. NriMlUettilllrllliiter ».so I».S0 IL.Og di» I..50 Lid. AettM-vw« M Mer 8.25 8.50 8.50 dis 12.00 UL. ---------- Lautliaas Kvrmvr lob.: raus Lrdseb —— bis»», Nf«ükin«i»»ür»»8» 88. —— Nüynensteme. Kriminalroman von M. Kossak. 8 Er ließ sich von ihr etwas vorspielen und singen, war ganz entzückt von ihren Leistungen und vermittelte ihr so fort «in Engagement bei einem mittlere» Berliner Varietee. Er wählte thrselbst die Piecen ans, die sie vortragen sollte und lieh ihr Geld, um sich für den Anfang zwei Toiletten zn besorgen, die sie nach seiner Anweisung wählen mußte. Da sie dem Publikum gefiel, stieg ihr Gehalt rasch und alle Not hatte ein Ende. Zum Schluß de» Winter» machte sie die Bekanntschaft von Felix Olfer», der al» Improvisator und Humorist auf der nämlichen Bühne auftrat. Er arbeitete nie einen Vortrag an», sondern erzählte den» Pnblikmn, wa» ihm gerade «infiel, da zwischen parodierte er irgend jemand, brachte geschickt ein paar Witze vor oder sprach auch gelegentlich in gebundener Rede, wie e» «oen kam. Da er viel Geist hatte und eine auffallend hübsche und interessante Persönlichkeit war, gefiel er außerordentlich, namentlich den Damen, di« er förmlich faScinierte. / Seine Einnahmen überstieg« die Frida» auch um mehr al» da» Doppelt«. Felix war der Sohn eine» deutschen Ba ler» und einer italienischen Mutter, die aber seit langen Jah ren gekennt lebten. Sein Vater, ein ehemaliger Kaufmann, besaß genug, um dm Sohn studieren zu lass«, nur starb er lew«, bevor Felix sein zweites Semester hinter sich hatte und nach seinem Tod« zeigte cS sich, daß sein Vermögen nahezu ausaebraucht war. Von einer Fortsetzung de» medizinischen Studium» konnte keine Red« fernerhin s«n und da er nicht Lust hatte, al» Lehrling in ein kaufmännische» Geschäft einzu treten, wozu ihm Verwandt« seine» Vater» rieten, ging er vor erst na- Italien, um dort ans irgend eine Weife seinen Unter halt P« verdienen. In dem Lande seiner Mutter war er auf dm Einfall geraten, seine vielseitigen Talente ans dem Varietee nutzbar zu machen. In Anbetracht seiner Gewandtheit und seine» «tnnrhmmdm »eußem glückte e» ihm auch tatsächlich über Erwarten. So zog er dmn mehrer« Jahre durch die groß« Städte Europa», wurde überall gern aufgruommm und ver- AMchwMeng, Grld. Das war daS, was er selbst Frida über seine Vergangen heit erzählte. Frida, ihm blind vertrauend, schwor aus die Wahr heit jedes seiner Worte, ohne viel über dieselben nachzuden ken. AIS sie aber heute sich alles, wa» sie von ihm gehört, -urecht legte, fiel es ihr auf, daß in seine»» Berichten eine Lücke war. Ueber da», was er in Italien getrieben, wußte sie so gut wie nichts und doch mirßte er bereits zwei Jahre dort gelebt haben, bevor er den Entschluß faßte, zum Varietee zu ge hen. Er hätte bei seiner Mittler gewohnt, sagte er, als Frida in dieser Richtung-Fragen an ihn stellte. Nun war aber seine Mutter, wie das Mädchen wußte, gänzlich mittellos und lebte ausschließlich von seiner Unterstützung — »vie war eS daher möglich, daß sie ihn so lange Zeit hätte ernährt haben können? Als Frida Felix Olfers kennen lernte, bestanden zwischen ihm und Anita Brusio Beziehungen. Die beide» gatten al« Brautpaar, obgleich sie sich nicht dafür auSgaben. Anita trat dazumal in «nein anderen Äerliner Varietee auf, aber sie und Felix trafen sich täglich an einem dritte»» Ort, in Restau rants und CafeS und machten auch zusammen Ausflüge. Er erzählte ganz offen jedermann, der e» hör« wollte, daß er Anita liebe und keinen höheren Wunsch hege, al» sie al» sei»»« Gattin zu sehen. Wie er später Frida anvertraut, hatte sie den Termin der Hochzeit aber ständig hinauSgeriickt. Dann plötz lich halt« sie mit ihm gebrochen, weil sie die Bekanntschaft Traf Welshofen» gemacht, der sich dazumal für längere Zeit in Berlin anfgehatten und «in große» Interest« für sie an den Tag gelegt. Felix Olfer» war wie «in Rasender gewesen, er lau erte seiner irenlosm Liebstm auf der Straße auf, spionierte Ihr nach und macht« ihr Szene»«. Frida tat da» Herz weh, wenn sie sah, wie die Kollegen über ihn lachten. Einmal faßtest« Mut und fragte ihn, obere» den»» gar nicht bemerkte, daß er allen zum Gespött dtmte. Er stutzte, dann fragte er st«: „Ja, wa» geht Sie da» denn an, kleine« Mädchen?" „ES tut mir weh', wenn man über Sie lacht," gab sie naiv zur Antwort. Ersahst« lang« sinnend an, dann reicht« er ihr die Hand und sagt«: „Sie sind «in gute» Kind, kleine Frida, viel beffer, al» jene italienische Schlange und — wissen Sie, daß Sie auch sehr hübsch sind?" Natürlich »var sie durch diese Worte sehr verlegen gewor den, aber trotzdem beglückten sie sie, denn sie hatte den hübsch« Menschen eigentlich vom ersten Augenblick air, da sie ihn sah, geliebt. Von da ab sticht« er Fridas Gesellschaft und ein paar Wochen später fragte er sie, ob sie seine Fran werde» wollte. Sie gab ihm mit Freuden ihr Jaivort, nur beunruhigte S sie, vaß er die Hochzeit noch auf längere Zeit hinausschieben wollte. Er müßte erst die Zukunft seiner Mutter stcherslellei», meinte er, aber da er viel verdiente, so würde er bald Geld genug beisammen haben, um seiner Mutter eilte Rente zu kau fen. Frida dachte, daß sie als Ehepaar seiner Mutter regel mäßig eine gewiste Summe für ihren Unterhalt schick« könn ten, aber da sie zu schüchtern war, scheute sie sich, ihm gegen über ihren Willen geltend zu machen. Er hatte ja auch auf alle ihre Entwürfe Gegengrülld« Al» dann aber endlich der Winter vorüber war, nahm«»» beide vorübergehende Engagements an Souunerbühuen an und für den nächste»» Winter verpflichteten sie sich dein Direktor der „Kaiserhallen" sin Wien. Hier trafen sie wieder mit Anita Brnsto zusammen. Felix hielt sich der Italienerin scheinbar fern, aber Frida war dmm- ungeachtet nicht sicher, ob er sich dies Engagement nicht bloß deshalb besorgt, nm in der Nähe der einst so leidenschaftlich Geliebten zu sein. Bor kurzem nun war Anita» Berlobunamit Graf Welshofen bekannt geworden. Kurz zuvor hatte Felix seiner Liebste»» mitgeteilt, daß er nuninehr oaS Gelb beisam men habe, um seiner Mutter die beabsichtigte Rente zu kaufen. Wenn da» geschehen, war er pekuniär unabhängig und konnte seinen blonde»» Schatz heiraten. Zusaminen erworben ft« genug, um ein nicht nur sorgenlose», sondern sogar reiche» Lrbe» zu führen und sich sogar noch etwa» zurückzulegen. All dies« Dinge zogen an» heutigen Abend an ihre« Geist» vorüber und wieder und wieder suchte sie sich die Punkt« zu vergegenwärtigen, di« sie rätselhaft beuchten. Da »var ersten» die Frage, „wa» hat er während beider Jahre, di« er anged« sich bei seiner Mutter lebte, getan?" Zweit«», „warn« »sollt« er die Heirat anflchieben, bi» er di« Zukunft sein« Mutt« ge sichert, für die er doch mit Leichtigkeit auch ohnedies zu son» g« vermochte?" Mehr aber al» alle» beunruhigt«» sie eurzett die seltsamen Reden, die er an diesem Abmd geführt» LIEU