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verlaufe gezwungen wird. Die Vorbedingungen zu die ser Besteuerung aber sind einmal die Her pacht »na dar Grundstücke und -um -wette» die Angren-nn- an össent- Uche oder private Straßen. Eä ist also — wie der Minister de» Innern in der MoutagAsttzuug de» preußisch«» Abgeordnetenhaus«» tu seiner Begründung ««»führte - die»mal darauf abge sehen, nicht die Gesamtheit der Steuerzahler, sondern nur besondere Gruppen heran-u-tehen, die bi»her bevor zugt geblieben sind. Und was die Erweiterung der SelbstLnbtgr-tt bezüglich de» SteueraufschlagS ««geht, so bezeichnete der yinan-minister sie al» eine Verringe rung der Staatsaufsicht, die der SelbstverwaltungSpoli- til entgegenkomme, Di« Konservativen und Freikonser- vativen legten gegen die Veranlagung von Grundstücken -um gemeinen verte begreiflicherweise Verwahrung «in. Sonst aber war n^an vou Seiten der äußeren Linken de» Lobe» voll — wenn auch noch einige «enderungen in dieser oder jener Richtung zu treffen seien. Dör Rattonalliberale Dr. Keil erklärte sich im Prinzip mit der Veranlagung zum gemeinen Wert einverstanden; doch will er die Forst- und Landwirtschaft in vielen Beziehungen davon au-genommen wissen. Man empfiehlt die Novelle einer Kommission von 2S Mitgliedern. Und da» ist sehr gut. Aus diese Weise wird e» möglich werden, den Kulturaüfgaben der Kom munen, die ja unbestritten sind, gerecht zu werden; aber dennoch Lasten zu beseitigen, die für einzelne Grup pen schwere Schädigungen zur Folge haben würden. Die Weiterberatung am heutigen Dienstag wird wohl noch Manche» Interessante zu Lage fördern. Die politische Lag« i« Oesterreich. Seit Jahren hat die österreichisch-ungarische Mo narchie unter inneren Wirren zu leiden gehabt, höch sten» daß e» nur ganz vorübergehend einmal etwa» besser.wurde, und tatsächlich haben diese Zustände vazu beigetragen, die Stellung der Donaumonarchie al» Großmacht ungemein zu schwächen: ja man geht viel leicht in der Annahme nicht fehl, da» schärfere vor gehen Rußlands auf dem Balkan daraus -urück-usüh- ren, daß man in Petersburg sich die Herabsetzung der Kräfte des Rivalen zu Nutze machen wollte. Allerdings hatte man nicht damit gerechnet, daß die militärische Stärke im großen und ganzen noch die alte war und daß vor allem Deutschland seinem Verbündeten treu zur Seite trat. Mehrere versuche, Ordnung in die inneren Dinge zu bringen, hatten nur geringen Erfolg, wenn sie nicht ganz und gar scheiterten, und eben ist wieder eine Aktion mißlungen, die für die Handhabung der Geschäfte von bedeutendem Einfluß sein sollte. Die von der öster reichischen Regierung vor kurzem eingeletteten Verhand lungen zwischen Deutschen lind Tschechen zur Herbei führung eines Ausgleiches in Böhmen sind gänzlich ge scheitert. In einer Versammlung der deutsch-böhmischen Landtagsabgeordneten wurden die AuSgleichSvorlagen des Ministerpräsidenten Vtürgkh wobl endgültig begraben; allseitig erklärte man die AuSgleichSvorlagen für unan nehmbar und verlangte deren bedingungslose Zurück ziehung. Ebenso erklärten die Führer der Tschechen in einer Versammlung, daß sie in der bevorstehenden Reichsratssession unter keinen Umständen von der Ob struktion ablassen, sondern vielmehr die Regierung zwingen würden, wiederum -um Paragraphen 14 zu greifen. Bemerkenswert ist, daß eS in der Versamm lung der Deutschen unter diesen stlbst zu einem Bruche kam, indem es seitens der Deutsch-Radikalen getadelt wurde, daß die Fortschrittler, ohne den Beschluß der Gesamtversammlung abzuwarten, selbständig bereit» am Sonnabend der Regierung mttgeteilt hätten, daß sie an den Ausgleichsverhandlungen nicht tetlnehmen würden. Daraufhin verließen die deutsch-radikalen Abgeordneten den Veratungssaal. Diese Spaltung ist für die deutsche Sache ungemein zu bedauern, hoffentlich aber wird da- durch die Taktik der deutschen Parteien nicht zu leiden habe«. Durch all da» ist die Lage noch verworrener aetvorden und e» ist daher wohl anzunehme», daß eine baldige Auflösung de» ReichSrateg erfolgen wird, zumal dse tschechische Obstruktion dafür sorgen dürft«, da» Parlament arbeit»uufähig zu machen, vielleicht hat mau auch mit einer baldigen Demission des Kabinett» Llürgkh zu rechnen, da» sich länger über Wasser hölt, al» man anfänglich glaubt«. Jrgendwelch« Erfolge hat e» wäh rend seiner Amtsperiode kaum zu verzeichnen gehabt und sein Abgang würde keinen sonderlichen Verlust be deuten. Wer soll aber die Erbschaft Dtürgkhs antreten? Einmal wird unter den maßgebenden Politikern hierzu wenig Geneigtheit vorhanden sein und andererseits fehlt e» augenblicklich auch in Oesterreich an Irgendwie her vorragenden Männern. Wahrscheinlich wird man wieder zu einem sogenannten veamtenmtntstertum greifen und auf eine wtrvich« Gesundung der Verhältnisse wiro man darum «och recht lange warten können. regeS-eschicht«. Deatfche» «eich. Der bayrische Kriegsminister gegen Sol« datenmißhandlungen. Der bayrische Kriegsmini ster hat einen Erlaß an die militärischen Behörden gerichtet, worin das strackste Einschreiten gegen alle Fälle von Mißhandlung von Soldaten oder unvsr- schristSmäßige Behandlung gefordert wird. Der KriegS- minister erklärt, daß er mit unnachsichtiger Strenge gegen jeden Vorgesetzten einschreiten werde, ivelch em durch nachlässige Pflichtauffassung eine Mitschuld an einer unwürdigen Behandlung von Mannschaften trifft. Die deutsch-französischen vagdadbahnoer. Handlungen. Die Hetze, die ein Teil der nationalisti schen Pariser Presse gegen da» deutsch-französische Bagdad- dahnabkommeu süßet, ist seit einigen Tagen verstummt. Di« französische Regierung hat ihren votschafter in Vertin. Jule» Eamöon, nach Pari» berufen, der in Gemeinschaft mit den Pariser Delegierten die endgültige Ueberarbeltung de» Abkommen» in Fühlungnahme mit den maßgebenden Leitern der französischen Diplomatie durchführen soll. Ur- sprünglich war der Ausenthalt Cambon» in Pari» nur auf wenige Tag« festgesetzt. Nach den bisherigen Dispo- sitioaen wird Tambon jedoch nicht vor Beginn nächster Woche auf seinen Berliner Posten zurückkehren können. Li» Vortrag Dr. Stresemann» in Graz. Auf Einladung de» Bunde» Oestrrreichifcher Industrieller sprach in der Versammlung der Sektion Steiermark des genannten Bunde» Syndiku» Dr. Stresemann über »In- dustttell« und Arbeltgeberfragen". Die Ausführungen de» Redner» über die Stellung der Industrie in Deutschland, über deutsche wlrtschafttpoltttsche Aufgaben und Ziele, so wie über die Organisation der deutschen Arbeitgeber in den Arbeitgeberverbänden und StreikentschädigungSgesellschaften fanden di« ungeteilte Zustimmung der au» «an, Steiermark anwesenden Industriellen, vor allem die Mahnung, nicht da» KoalittonSrecht der Arbeiter anzugreifen und ihre Opferwilligkeit zu kritisieren, sondern von diesem Koa lition-recht Gebrauch zu machen und starke Industrie- und Vrbettgeberorganisattonen zu begründen. Die Beteiligung an einem Preis au» schreib en. welches der verband der Rabattspai vereine Deutschland» L. V. (500 Handelsschutzvereine mit 75000 Ladengeschäfts inhabern al» Mitglieder) über da» Thema „Die Konsum- veretne al» wirtschaftliche und nationale Gefahr" veranstaltete, ist rech» bedeutend. Mehrer« Hundert Personen Haden sich von dem Generalsekretariat deS Verbandes, Hannover, Kar- maschstraß« H, die Erläuterungen zum Thema kommen lassen. Di« Preis« brtragen 2000 Mark. D«r Unfug d«r Verabreichung von geistigen Ertränken an Kinder ist leider noch vtelfach im Schwung«. So wird z. V. in dem Band, „Da« Gesundheit». -MW» NHnenstrrne. »Kriminalroman von M. Kossak. 4 Recht» vom Bureau befand sich ein großer, elegant möb lierter Saal, in dem die Schüler und Schülerinnen de» Glok- kenschlage» harrten, in den» ihre Lektion beginnen sollte. Urner ihnen sah eine elegante Dame von etwa zwei oder dreiunddreißig Jahren, deren Aeußere» die Künstlerin verriet. Sie war mittelgroß, ziemlich voll, aber nicht Üppig, viel- mehr hatten die Formen etwa» Knabenhafte», wa» noch durch jene Art der Kleidung erhöht wurde, die mar» sezessionistisch zu nennen pflegt. Die losen, leicht schleppenden Gewänder, der riesige Federhut ans dem kurz geschnittenen, lockig gebräun ten Haar, die fein «»gestimmten Farben der Toilette und nicht zum mindesten die unbefangene Sicherheit ihre» We sen» waren samt und sonder» so überau» charakteristisch für jene Art bildender Künstlerinnen, die man in den Malerkreisen großer Städt« in Masten anzutresfen pflegt und di» sich be- reit» Namen und Geld genug «worben haben, »nn auch nach außenhtn mit Geschmack ihren künstlerischen Liebhabereien Ausdruck geben zu können. «l» di« Glocke elf schlug, trat der Inspektor in den Saal und bat die Dame, rhm zu folgen. Beide schritte»» durch da» Bureau in ein wahre» Labyrinth von Gängen und Zimmern öd« richtiger Zellen, die mittel» bretternen Wänden au» größer«« Räumen abgeschlaaeu waren. In jedem Abteil stan- d«n ein Tisch und «in paar Stühle, sonst nicht». An der Wand hing «in« große Tafel, vorder ein Stück Kreide lag. In eine dieser Zellen führt» der Inspektor die Dame und verließ sie dann ohne ein weitere» Wort. Die Dame aber fand sich einem junge« Herr»» vou, süd lichen Typu» gegenüber, ihrem italienischen Lebrer, bet dem sie heut« die erst« Unterrichtsstunde nehmen sollt«. Daß Leh rer und Schülerinnen einander oorgestellt wurden, war in der Wilson-Seool nicht üblich. Dann setzten beide sich au den Tstch einander aegenüder und d« Unterricht begann. L« Lehr« fragt« di« Dame iu italienischer Sprach«, ob sie hmeitä «Uva» italt«nlsch v«rst«he, worauf si« ihn» zi«mlich g«. MA- «widerte, daß sie vordem schon in Stuttgart einig« HMianen tu seinem heimischen Idiom erhalte»» hab«, und zwar ebenfalls in einer Wilson-Srool. Darauf unterhielten sich I beid« über allerhand gleichgültige Dinge, da eS den» Italiener vor allem darauf ankam, zu erfahren, wie iveit seine neue Schülerin sein« Sprache beherrschte. Er selbst sprach sehr we- nig Dentsch, ja, e» war ihm kaum möglich, auch nur die einfachst« Sach« darin zu sagen. Bald wurde da» Gespräch lebhafter. Lehrer und Schülerin fanden offenbar Gefallen an einander und namentlich die Dame fühlte sich von dein hüb schen, elegante», jungen Mann mit dem südliche», blaßbräun- lichen schmalen Gesicht stark angezogen. Seine anmutigen Be wegungen und sei»» ganze» Aeußere gefielen ihrem Malerauge. Im Verlauf nannten st« sich gegenseitig ihre Name»» und er- zahlten «ina»»d«r, woher sie waren und was sie trieben. Sie war «tue Frau Hardegg, welch« sich in der Voraussicht eiueS länger«« Aufenthalte» in Italien in der Sprache dieses Lande» zu v«rvollkomm»»en wünschte und er hieß Lanzani, stammt« au» Neapel und war seit acht Woche» Lehrer in der hiesige», Wilso,»-Scool. In» verflossenen Winter hatte er die nämliche Stellung in Berlin bekleidet. „Wo hab« ich die» Gesicht nur schon gesehen?" dachte Paula Hardegg, inde» sie ihr Gegenüber interessiert betrach tet«. Eie grübelt« und ging im Seist alle Bekanntschaften dnrch, die sie in letzter Zeit gemacht, doch war ein Italiener nicht darunter. Iu Berlin war sie schon seit drei Jahren nicht gewesen und Signor Lanzani erklärte, daß er, bevor «r vergangen«» Jahr nach der deutsche»» Reichshauptstadt ge kommen war, deutsche», Boden noch nie betrete»» hatte. »Si« sind zuvor immer nur in Italien gewesen?" fragte st«. „Da» nickt, ich war ei», Jahr in Pari», ein» in London und «in dritte» in Madrid — überall al« Lehrer an der Wil- fon-Scool," lantet« di« Antwort. Auch dorthin war Paula Hardegg zur betreffenden Zeit nicht gekommen „Und ,ch nm» ihn doch irgendwo gesehen ha- d«n," dacht« st«. .Dir» an»drnck«volle, sckön, Gesicht vergißt man so l«icht nicht." Nnr stand vor ihre» Phantasie, wenn sie ihr EriunernngSvild zu vergegenwärtigen versuchte, «in wun derbar strahlende» schwarze« Äiigenvaar — dieser Mann hier -att« zwar auch dnntle ringen, abe^ ihr Glanz »var dnrch «inen Kneiser gedämpft, ohne den er infolge seiner Knresich- tigkeit nicht zu jeden vermolUte. wesen de» Preußisch«», Staat«» i» Jahr« ISIS" bezüglich be» Neg -Noz. Stettin bericht tt, daß vielfach noch bl« leichtfertig« Sitte »«ft«-«, Kintz«» Schnap» »n geben. „Befragung b«r Schulkinder und eingehend« Grkundtgungen haben dl«s« Tatst»ch« auf dem Land« zwstfellol festgeftellt". Kardinal Kap» schwer er»«a«l4 Di« Er krankung de» Kardinal» Fürstbischof« Kopp hat «ine Wendung zum Sckllmmen genommen. Noch vor kurzem schien ja bi« kräftige Natur de» Kirchenfürften trotz de» hohen Alter» de» Patienten noch einmal au» dem Kampf« mit der Krankheit siegwich -«roorzuge-ea. An» Lroppau, in dem österreichischen Telle der Breslauer Dlöz«fe, wo Fürstbischof Kopp krank darnlederliegt, kommt die Nachricht, daß eine Entzündung der Regendopenhaut «ine bedeutend» verfchllm- merung im Befinden de» Kardinal» zur Folz« gehabt. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist »les« Entzündvng nur da« Symptom einer Gehirnentzündung. In b«r Umgebung Kopp« schelnt man denn auch schon mit dem Schlimmst«» zu rechnen. Sollten diese Befürchtungen eintreffen, fo würde mit Kopp eine der hervorragendsten Erfchelnungen unter den deutschen Bischöfen dahlnschwlnben. Kopp, der sich vom Telegraphenbeamten nur durch eigen« Kraft zum Kar dinal und Fürstbischof emporgearbeitet hat, war elner der ersten Bischöfe, die in Preußen beim Abflauen de» Kultur kampf«» eingesetzt wurden. Zunächst al» Bischof von Fulda, dann al» Fürstbischof von vre«lau hat er vor allem mit dazu belgetragrts, daß der Kulturkampf vollend» beendet wurde und die Beziehungen zwischen der preußischen Re gierung und dem Vatikan wieder normal wurden. Eine erfreulich« Einigung. Die Zwistigkeiten, welche nun schon seit Monate» zwlschen der Kolonial««» wallung und de», südwestafrtkanischen Diamantensörderern herrschten, sind jetzt glücklich au« der Welt geschafft. Vlther war die Verwertung der Diamanten bekanntlich einer Diamantenregie übertragen, in der die Kolonlaloerwaltung mehr al» die Hälfte der Anteile hatte. MeinungSoerschlr- denheltei» zwischen Kolonlaloerwaltung und Förderern ver anlaßten die Kolonlaloerwaltung — im Dezember — dl« Auflösung dieser Regie durchzusetzen. Tin Teil der Förderer aber protestiert« gegen di« Auflösung und wollte sogar vor Gericht die Ungültigkeit de» AuflösungSbeschlufle» durchsetzen. Dieser Prozeß, der im Interesse unsere» kolonialen Ansehen» sehr zu bedauern gewesen wäre, ist nun durch ein Abkommen zwischen Kolonlaloerwaltung und Förderern vermieden worden. Nach diesem Abkommen wird die Regte einen SufsichtSrat von acht Personen besitzen; vier darunter werden Förderer sein; weiter werden der Regle Vertreter der Tchleisindustrte und de» Diamantenhandels angehören. Der bisherige VufsichtSrat tritt zurück. Die Anteile an der Regie sollen derart verteilt werden, daß der Fisku« und die Förderer je die Hälfte besitzen. Man darf hoffen, daß dieser Vertrag den „Diamantenfrkeden" in Deutschsübwest endgültig wiederherstellt. Ein deutsche« Schiff an der marokka nischen Küste in Gefahr. Die Kabylen an der marokkanische»» Küste versuchten sich de» deutschen Schiffe» „Sansibar" zu bemächtigen, da» an der Küste gestrandet war. Die Wegnahme einc» deutschen Kauffahrer» vor nahezu 60 Jahren — im Jahre 1856 — gab einst der jungen preußischen Flotte die erste Gelegenheit, den deutschen Namen über See vor Gewalttätigkeiten zu schützen. Sin preußische» Geschwader unter dem Prinzen Adalbert bestrafte die Kabylen damals scharf für ihren Raub. Heut« gehört da« Gebiet der kabylischen Schiffsräuber zu dem spanischen Stnflußgebict in Marokko; denn Marokko ist jetzt aufgeteilt, e« ist also die Pflicht der Spanier, die Kabylen zu züchtigen. E« sind daher auch schon spanische Schiffe nach dem Tatort abgegangen. Hoffentlich kommen sie nicht zu spät, um wenigsten» die deutsche Mannschaft deS Schiffes vor Ber- gewaltigung zu retten, können sie auch di« Ladung nicht »nehr retten. Di« reichSländische Negierung gegen die BerteldigungSltga. Wie bekannt wird, hat die reich«lSndische Regierung für ihre Beamten ein verbot DaS Gespräch kau» auf Tagesereignisse. „Was in diesen, Wien anch alles passiert l" äußerte Paula. „Haben Sie schon von dein letzten Verbrechen gehört, das die ganze Stadt in Aufregung versetzt?" Lanzani verneinte. „Ich bin durch dieWilson-Scool sosehr in Anspruch genommen, daß mir nur wenig Zeit zur Lektüre übrig bleibt und außerdem ivird «» »nir auch schwer, »»»ich mit den Wiener»» zu verständigen." „Das Verbrechen, von dein ich spreche," fuhr die jung« Dame fort, „ist erst in der vergangenen Nacht geschehen. Sin vornehmer älterer Herr, «in Graf Welshofen, »st in seiner eige nen Wohnung ermordet worden und —" „Welshofen ? Graf Welshofen?" Der Italiener schrie eSfafl heran». Sein Gesicht war totenblaß geworden und »nit einein LnSdruck, voi» dein man nicht wußte, war «S Entsetzen oder wa» io»»st. starrte er Panla an. „Ja doch," erwidertesie überrascht. „Kennen Sie den Herrn ?' Er schüttelte da» Haupt. „Nein — nein doch, wie — wie käme ein ariner Sprachlehrer wie ich zu solch einer vornehmen Bekannlchafi?Jch — ich —" er rang mühsam nach Fassung und mit gewaltsamer Willensanstrengung gelang e» ihin end lich, seine Selbstbeherrschung -urückzngewiunen. „Unwillkür lich erschrickt man eben, wenn »na», von solch einer Mordtat hört," meint« er, schon wieder mit ganz ruhiger Stimme. „Dann müssen Sie aber wirklich sehr schwach« Nerven ha ben. Signor Lanzani," entgegnet« Paula kopfschüttelnd. „Die Tatsache, daß irgend ein beliebiger fremder Mensch ermordet ist, kam» «inen doch nicht so angreifen." „In» allgemeine»» sind meine Nerven Sie besten, aber zur- zeit bin ich wohl ei»» ivenig überanstrengt. Ich »var ooin frü hen Morgen an nicht ganz wohl. Signora dürfen mich nicht für eine»» Schwächling halten, denn ein solcher ist immer lächerlich und verächtlich in den Angen der Damen. Ich bin aber doch z» eitel, al» daß mir das" — hier «ine kleine Ber- bengnng zu Panla hin — „der Signora gegenüber gleichgül tig lein könnte." 218,20 Er lächelte—ein seltsam verzerrte» Lächeln! Auch stand di« gleichsam ivie scherzhaft gemeinte, ziemlich provokante Galante rie der letzten Worte, sowie die Art, wie sie gesagt wurden,»»» viel zu grellem Widerspruch zu keine»» bi»herigen sein«»» und beschei« «,--—»Wesen, al» daß sie Paula nicht hätten befremden soll«».