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- Erscheinungsdatum
- 1914-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191402042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19140204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19140204
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-04
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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2. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Rotation-druck »nb «erlag von La«,,» L »lnterll» i« Rles». — Für die «edaktio» veranwattffch! Arthur HIHvel in Riesa. Mittwach, 4. Februar 1914, «beabS. -7. Jahrs. tzentt les tzmi 8wMt«sl«Äts Sur «tttattet in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 17. Januar 1914 in Gröba. Meine sehr geehrten Herren! - In der ersten öffentlichen Sitzung de» neuen Jahres gestatten «i» mir, wie dies seither üblich war, einen Uebcrbnck auf Vie Ent- wickelung unserer Gemeinde und ihr« Verwaltung, sowie einen «»blick auf di« im Jahre 1014 zu erfüllenden Aufgaben zu geben. Das Jahr 1913 brachte eine günstigere Ernte wie das Vor jahr, so daß die NahrungSmittelteuerung wohl al« behoben an- g«s«hen werden kann. Die Kartoffeln, das wichtigste VolkS- nahrungSmittel ist im Preise bedeutend gefallen. Es ist nur noch zu erhoffen, daß auch die Fleischpreise bei den günstigen Futter- ertrSgnissen auch, weiter herabgrhen und auch in diesem Jahre eine reiche Ernte die Scheunen füllt. Die durch den Balkankrieg herbei- geführte Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage hat auch bei einigen hiesigen Jndustriewerken einen zeitweiligen Rückgang der / Aufträge zur Folge gehabt. Möchte das neue Jahr alldn Industrie niederlassungen reich« Arbeit und neue Aufträge bringen, so daß «in günstiges Geschäftsjahr zu ermatten steht. Die Einwohnerzahl unserer Gemeinde betrug Ende 1913 3238 Personen (1912 5838). Es sind 2247 Einwohner zugezogen, dagegen 1963 weggezogen. Die Geburten brzifferten sich für die hiesige Gemeinde auf 180, dir Sterbefälle auf 67. Aus dem Gcmeinderate ist im vergangenen Jahre Herr Oberpostassistent Ortlepp auSgeschiedcn, für diesen ist dessen Ersatzmann Herr Burk hardt eingetret«». Von den Gemeindebeamten haben der Spar kaffenkontrolleur Horn und der Gaswerksbuchhalter Langner ihre Stellungen aufgcgeben, an diese Stellen sind der Kontrolleur Großöhm und der Buchhalter Dietz getreten. Neu angestellt worden ist der Straßenwärter Beyer am 1. Juli vorigen Jahre». DaS 25jährige Dienstjubiläum feierte am 1. Oktober der Gemeinde diener Thiele, welcher auch die König-Fricdrich-August-Medaille in Bronze verliehen erhielt. Auch das vergangene Jahr zeichnete sich durch sehr rege» Geschäftsgang in unserer Gemeindeverwaltung aus. Gemeinderatssitzungen fanden 28 statt, cS wurden in 21 öffentlichen und 28 nichtöffentlichen Sitzungen 523 Gegenstände beraten. Bon den Ausschüssen erreicht wiederum der Bauausschuß mit 23 die höchste Sitzungsziffcr mit 253 Beratungsgegenständen. Es folgten der GaSwerkSausschuß mit 15, der Finonzausschuß mit 9, der EinschätzungSauSschuß mit 5, der Wasserwerks- und Armen ausschuß mit je 4, der Verfassungsausschuß und Sparkaflenausschuß mit je 3, der Bibliotheksausschuß mit 2 und der Feucrlösch- und GcsundheitSauSschuß mit je 1 Sitzungen. Der Schulvorstand hielt im vergangenen Jahre 5 SitzUMen ab. Im Jahre 1913 ist das Reinbothschc Haus neben dem Ge meindeamt und das Feldgrundstück Nr. 156» neben dem Gaswerks grundstück angekaust worden, cs ist damit der Gemeindcgrundbesitz sm Werte von ca. 35000 M. vermehrt worden. Für die aus geführten und fcrtiggestellten Schleusenbauarbciten nördlich des Hafens ist ein tilgbares Darlehen von 300000 M. ausgenommen worden. Die aussichtsbehördliche Genehmigung hierzu ist erteilt worden. Weiter wurde die Uebcrnahme einer ca. 870 m langen Straßrnstrecke der Staatsstraße vom Eisenwerk bis zur Hafenbrücke in die Unterhaltung der Gemeinde beschlossen und vom Königlichen Finanzministerium hierfür eine Entschädigung von 18 000 Mark gewährt. Für di« Altrock-und Uhlemannstraßc, die Allee-, Merz dorfer und Oschatzer Straße, sowie Straße nach Weida bis zu den Flurgrenzen mit Merzdorf bcz. Weida sind Fluchtlinienpläne auf gestellt und zur Einreichung gebracht. Eine 300 m lange Strecke der Straße am Eisenwerk ist im vergangenen Jahre mit Klein pflaster abgcpflastert worden. In der Oschatzer Straße ist auch die Beschleusung von der Hafenbrücke bis zur Georg-Miiller-Straße fertiggcstellt. Für die Straßenlaternen ist versuchsweise di« Fern zündung mit Meteor-Fernzündern eingeführt. Seit Anfang Januar vorig«» Jahre» sind die GehaltSbezügc und Anstellungsverhältnisse sämtlicher Gemeindebeamten und Angestellten neu geregelt worden. Am 31. August vorigen Jahres wurde hier ein Heimatsfest mit Festzug veranstaltet, welche« infolge seines starken Besuches einen erfreulichen Ueberschuß brachte, der verschiedenen gemeinnützigen Vereinen und Bestrebungen überwiesen wurde. Die Bautätigkeit war im vergangenen Jahre trotz der un günstigen Verhältnisse auf den, Geldmarkt« und der Schwierigkeit bei Beschaffung von Hypotheken keine ungünstige zu nennen. Ts sind Baugenehmigungen nachgesucht worden für 12 Wohnhaus neubauten, für 13 Speicher- und Lagerschuppen, sür 2 Fabrik neubauten (Teigwaren- und Kistenfabrik), sowie 31 Uni- und An bauten. Außerdem sind 8 Erweiterungsbauten von industriellen Wetten auSa,führt worden. Unter Leitung unsere» Ortsbaumeister» ivurde die Beschleusung im sogenannten alten OrtSteile im Herbste fcrtiggestellt, weiter wurden die Kleinpflasterarbeiten der Straße am Eisenwerk, der Durchbruch der SchulstraßeMpch der Hafenbrücke, die Fußweganlage von dieser Brücke bis zurMirchstraßc und der Ausbau der Altrock- und Uhlemannstraße auSgefiihrt. Mit der Fußweganlage und der Verbreiterung der Oschatzer Straße wurde begonnen, diese Arbeiten mußten jedoch wegen ciugetretrnen Froste eingestellt werden. Im Schulwesen ist abermals die Zahl der Schüler gestiegen, sie beträgt jetzt über 1100. Ostern 1913 sind 3 neue Lehrerstellen begründet, außerdem sind zwei Klassen der höheren Volksschule, I. und 2. Schuljahr, neu eingerichtet worden. Durch den ständigen Zuwachs an Schülern sind bereit» die sämtlichen Lehrzimmcr der Zentralschule besetzt, sodaß für diese« Jahr ein Erweiterungsbau geplant ist. Das in der Zentralschule eingebaute VolkSbao er freute sich im verflossenen Jahre eines regen Zuspruche«. ES wurden insgesamt 3469 Wannenbäder und 1085 Brausebäder ge nommen. Die Einnahme für verkaufte Badekarten stellte sich 1913 auf 1156,35 M. Die VolkSbibliothek wird jetzt, ebenfalls stärker benutzt als im Anfänge. E» sind im Vorjahre 202 Bücher au« der Wanderbibliothek und 319 aus der Eigentumsbibliothek auS- gelichen worden. Bet der Gemeindeverwaltung wurden insgesamt 6186 Eingänge und 8446 Abgänge registriert, die Postabgänge stellten sich auf 7293, während sich die OrtSbestcllungen auf 1153 Briefe rc. be liefen. Im Berichtsjahre sind von der Schutzmannschaft 167 An zeigen erstattet worden, die zum größten Teile nur Uebcrtrctungen betrafen. Direkte Abstrafungen fanden außerdem in 88 Fällen statt. Gewerbeanmeldungen erfolgten 54, Arbeitsbücher wurden 139, Dienstbücher 61 ausgestellt. Im letzten Jahre waren zu be aufsichtigen 55 öffentliche Tanzvergnügungen und 18 Gesangs- und andere Aufführungen. Es fanden außerdem noch 36 Vereins vergnügen statt. Bei der vorgenommenen Fabrikarbeitcrzählung wurden 3159 Arbeiter festgcstellt, nämlich 2749 männliche und 410 weibliche Arbeiter. Die gewerblichen Betriebe sind 1913 revidiert worden. Bei 131 NahrungSmitteluntersuchungcn kamen 8 Be anstandungen vor. Die Mängel sind sofort beseitigt worden. Die Entwickelung des Gaswerkes hat erfreulicherweise sehr gute Fortschritte gemacht. Die Gasabgabe hat sich wesentlich er höht von 188122 vbm im Jahre 1912 auf 231675 obm. Die Zu- . nähme beträgt 1913 43 553 obm. Die Konsumentenzahl ist von 567 im Jahre 1912 auf 668 gestiegen. Die neu cingefübrten AutomatengaSmcffer erfreuen sich großer Beliebtheit, es sind im letzten Jahre allein 73 Stück aufgestellt worden. Neue HauS- anschlüsse sind im letzten Jahre 28 hergestellt worden. Das Haupt rohrnetz ist um 1030 m verlängert worden und hat jetzt eine Gesamtlänge von 12050 m. Im Gaswerk sind im Vorjahre «ine Retortenlademaschine, eine Lastfuhrwerks- und Brückenwage auf gestellt, sowie der Kontorraum vergrößert worden. Außerdem ist ein Rauchabzug für die Kokslösche hergcstellt worden. Für die Straßenbeleuchtung ist seit 1. September 1918 die Fernzündung probeweise eingerichtet worden. In sämtliche 100 Straßenlaternen sind Fernzünder eingebaut. Beim Wasserwerk betrug die Jahresförderung 162 361 obm Wasser, dies sind 49539 obm mehr wie im Jahre 1912. Tie Zahl der Wafserabnehmer hat sich um 83 vermehrt und ist ans 383 ge stiegen. In Gröba sind 311, in Weida 72 Grundstücke an die Gemeindewasserleitung angeschloffen. Zur Zeit ist im Wasserwerk ein Probeapparat zur Entgasung und Entsäuerung des Wassers in Betrieb gesetzt, die Versuche mit diesem Apparat sind noch nicht abgeschlossen. Bei der Sparkaffe ist da« Einlageguthaben um 127 270 Ai. gewachsen. Die Einlagen betrugen in 4850 Posten 517 238 M., die Rückzahlungen in 1843 Posten 389968 M. DaS Einleger guthaben dürfte Anfang 1914 sich. auf ca. 1800 000 M. beziffern. Der Gesamtumsatz betrug bei dieser Kaffe 1 75114« M. Der Ge samtumsatz bei der Gemeindehauptkassr einschließlich Schulkaff« be trägt für 1913 1830314 M. Bei der Steuerkaffe sind im Jahr« 1913 188309 M. Gemeindesteuer und 78 848 M. Ttaatssteuern vereinnahmt worden. Für die Erhebung der Ttaatssteuern wurde» 1915 M. Erhebungsgebühr gewährt. Das Staatseinkommrnsteuer- soll betrug im Jahre 1913 52427 M. (1912 48288 M.). Dir StaatSarundsteuercinheiten sind von 67294 M. im Jahr« 1912 auf 80 648 M. Ende 1913 gestiegen. Bei dem Standesamt« wurden im vergangenen Jahre 248 Geburten, 55 Eheschließungen und 114 Sterbefälle beurkundet. Aufgebot« wurden 62 angebracht. Stati stische Zählkarten ivurdcn 429 und Urkunden 286 auSgefettiat. An der Armenkasse erhielten im letzten Jahre 8 Personen laufende Unterstützungen, außerdem ivurdcn für 3 Ziehkinder Erziehungs beihilfen gezahlt. Von hier waren 8 Personen auf Armenkassen in Heil- und Pflegeanstalten, 1 Person im vijirksstechenhaus in Großenhain und 1 Kind iin Mattinstift Sohland untergebracht. Für öffentliche Tanzmusiken, Schaustellungen, Vcreinsverguügen sind 1913 1248 M. Gebühren zur Armenkasse vereinnahmt worden, lieber das Feuerlöschwesen ist nichts besondere» zu melden, es sind einige kleiner« Brände von der freiwilligen Feuerwehr gelöscht worden. Neu beschafft worden ist ein Schlauchwagen für den OrtSteil südlich d«S Hafens. Von den Aufgaben, die 1914 zu erledigen sind, sei an erster Stelle die Aufstellung de» neuen OrtSgrundgesetzeS und die Um gestaltung des Steuerwesens für die politische, der Kirchen- und Schulgemeinde nach dem neuen Gemeindestruergesetz gedacht. Wenn auch grundlegende Neuerungen hier nicht zu treffen sein werden, da sämtliche in Betracht kommende Steuerarten hier bereits vor handen sind, so wird doch die Verteilung der durch Steuer» auf- zubrtngende» Bedarfs auf die einzelnen Steuerarteu eine andere werden. Wenn auch die großen Aufgaben, Beschleusung, Wasser werk nunmehr erfüllt sind, so wird doch auch das neue Jahr immerhin noch eine beträchtliche Arbeit sowohl für die Ausschüsse und Gemeinderat, als auch für die Gemcindeocrwaltung bringen, da in diesem Jahre in der Hauptsache das Augenmerk auf die Instandsetzung der Straßen, sowie die Anlegung von Fußwegen in verschiedenen Straßen gerichtet ist. Es erfordert deshalb auch weiter eine stete Arbcitsfrcudigkeit durch die Herren Gemeinde vertreter, um die Aufgaben der Gemeinde, welche durch die weitere Entwickelung bedingt werden, zu erfüllen. Ich bitte Sie deshalb auch fernerhin um Ihre geschätzte, treue Mitarbeit, die Sie im vergangenen Jahre gern und freudig zur Förderung unserer Gemeinde geleistet haben, so daß es geistigen möge, alle noch zu erledigenden wichtigen Aufgaben in einer Weise zu lösen, die der weiteren Entwicklung und dem Gedeihen unserer Gemeinde stets förderlich ist. Möge Ihre Tätigkeit im laufenden Jahre und die gefaßten Beschüsse der gesamten Gemeinde und Einwohnerschaft zum steten Segen gereichen. Ans aller Welt. Breslau: Gestern morgen wurde der 69 Jahre alte Gärtner Gottfried .Hase, Weinbergweg 36 wohnhaft, in seiner Wohnung an Händen und Füßen gefesselt er mordet aufgefunden. Ter Tod ist durch Schläge auf den Kopf herbcigesührt. Von dein Mörder, der unter Mitnahme eines Kassenbuches im Werte von 34 000 Mark flüchtete, fehlt jede Spur. Tie gräßliche Tat wurde gestern morgen gegen g Nhr von einer verheirateten Tochter des Hase, die öfters nach ihm sehen kam, ent deckt. Sie fand ihren Vater als Leiche im Bett vor; Hände und Füße waren mit Stricken zusammengebunden. Das unter mehreren Decken verpackte Gesicht zeigte mehr fache auf Schläge zurückzuführende Verletzungen. Die so fort benachrichtigte Polizei entsandte einen großen Stab von Beamten, die eine genaue Lokalinspertion Vornahmen hab' Das Heheimnis von Wakkerg. 30 eine denn „Denn?Vollenden Sie, mein Freund! Sie missen, daß Sie mir vertrauen können." Er hatte den leichte» Strohhut abgenommen und fuhr sich mit der Linken, wie um ihm widrige Gedanken zu ver scheuchen, einigemal über die hohe Intelligenz verratende Stirn. „Das weiß ich, Eva," entgegnete er, die Hellen geistvollen Augen freundlich auf sie gerichtet. „Also, ich hatte nicht die mindeste Sehnsucht nach daheim und, wenn ich ganz aufrich tig sein soll, muß ich sogar sagen, daß ich mich noch nie so wohl gefühlt habe, im geistigen Sinne nämlich, wie diese Zeit über, da ich in fernen Ländern, unter mir fremden Menschen geweilt habe." „Aber, lieben Si^ denn Ihre Eltern, Ihre Freunde und Ihre Heimat nicht, Richard? Wohl weiß ich noch von früher her, daß Sie sich oft danach gesehnt haben, große Reisen zu machen, was ich bei einem jungen Mann auch durchaus natürlich finde, daß jedoch Ihr Wandertrieb eine solche Form anneh men würde, hätte ich doch nie geglaubt." Während sie sprach, hatte er sie, ohne sie zu unterbrechen, staunend angeschaut, als lausche er mehr dem Wohlklange ihrer Stimme als ihren Worten, als sie nun schwieg, schüt telte er ernst den Kopf. „Wandertrieb nenne» sie meine Sehnsucht nach fernen Ländern? Sehen Sie, meine kleine Freundin, ich verstehe mich oft selbst nicht, ich liebe gewiß meine Eltern, besonders den Vater, meine Freunde, »venu man seine Bekannten Freunde nennen kann, nnd auch meine Heimat, womit ich jedoch nicht gerade dieses prnnkvolle Schloß meine, wo meine Wiege ge standen, sondern im allgemeinen diese schöne Gegend hier. Also ja, ich liebe jene nnd diese, aber dennoch —" er schwieg nnd zuckte die Achseln. „Aber dennoch?" „Fühle ich mich nicht heimisch hier, ohne recht zu wissen, woran es liegt," entgegnet« er langsam und so traumverloren vor sich hinschanend, wie eS Eva bei diesem stet« energische» und -ielbewnßten Manne noch nie gesehen hatte. „Ich verstehe nicht, wie man sich daheim nicht heimisch fühlen kann, im Hanse seiner eigenen Eltern, geliebt von ihnen," meinte Eva, den jungen Mann forschend anülickend. „Wenn mich nun »»eine Eltern aber mc^r — liebten, we nigstens nicht ui dem Maße, wie -oncn verlang«?* „Wie ineinen Sie das? O, mein lieber Freund, Sie spre chen da eine schwere Anklage aus. Sie lauschen sich gewiß, denn wo immer sich die Gelegenheit bietet, spricht Ihr Papa voll Anerkennung von Ihnen, lobt Ihren Charakter — " „DaS ist eS ja eben," unterbrach Richard sie fast barsch, das tut er auch oft in meiner Gegenwart; ich aber verlang« nach ganz anderem, sehne mich nach einem Wort jener stillen Zärtlichkeit,von dem man fühlt, daß cS ans dem Herzen eines echt liebenden Vaters kommt. Was er von mir spricht, komntt mir stets — ich kann mir nun einmal nicht helfen — phra senhaft vor, wie mechanisch eingelernt, nnd erst die Mutter!" Er schwieg und biß die Zähne wie im Schmerz zusammen, während in den Tiefen seiner Angen ein rätselhaftes Licht ans- glomm. „Richard, stammelte Eoa, erschrocken die Hand auf feinen Arm legend, „was haben diese zwei Jahre der Abwesenheit aus Ihnen gemacht! So kenne ich Sie ja gar nicht —" Er schwieg noch immer, und auf seiner hohen Stirn er schien eine tiefe Falte, die das junge Männergesicht um Jahre älter aussehen ließ. „Mein lieber, lieber Freund, was ist Ihnen geschehen, daß Sie heute so sprechen?" „Heute?" fuhr er ungestüm auf. „ES ist heute nur dar erste Mal, Eoa, daß ich zu jemandem vo» dem rede, was mich seit — den Jahren meiner Kindheit quält, mir meine Freuden vergällt und mich noch zu einem einsame» Menschen machen ivird. Ja, Eoa," fuhr er mit sanfterer Stimme sott, „ich weiß, daß man mich, als de» einzigen Erben meines Va ters, beneidet, für grenzenlos glücklich hält, v, wenn sie nur eine Ahnung hätten, wie wenig ich mir aus dem Reichtum mache und daß ich mich weit glücklicher fühlen würde, der Sohn armer, doch mich zärtlich liebender Eltern zu sei». Vielleicht, oder vieli.iehr gewiß, werden Sie mich nun ganz im stillen undankbar schelten und in mancher Hinsicht mögen Sie recht haben; ich sollte eigentlich dem Schicksal dankbar sein, daß eS „sich, statt in einer armseligen Hütte, in einem Palast das Licht der Welt erblicken, mich nichts von den Härten des Lebens und nur einen einzigen Kummer ken nen ließ, aber eben dieser eine Kummer — doch lassen wie eS lieber," unterbrach er sich selbst. ri?Lk Roman von F. Kuntschner. „Eoa, meine liebe, kleine Freundin, das nenn' ich angenehme Ueberraschung! Sie hier? Wie kommen Sie hierher?" Mit leuchtenden Augen schaute sie zu ihm ans. „Ich . mich ein wenig nach der Stille des Parkes gesehnt nnd —" „Und sind denen dort drüben davongelanfen? Genau so wie ich! Ach, wie einem nach alldem tolley lächerlichen Trei ben diese grüne Einsamkeit wohltut! Ich hoffe nnd wünsche, daß man uns nicht so schnell findet. Kommen Sic, Eva, wir wollen die günstige Gelegenheit nun auch gründlich ans- nützen und ein wenig plandernl" Seite an Seite nahmen beide auf der Bank Platz und Ri chard ergriff neuerdings eine von Evas Händen. „Also Eoa, erzählen Sie mir, wie es Ihnen in der Zeit meiner Abwesenheit immer ergangen ist? Viel hab ich ja eigentlich nie von Ihnen gehört—" Richards tiefe Stimme klang srenndlich, ja, es lag darin eine gewiße Zärtlichkeit — wie er wohl zu einer lieben jünge ren Schwester gesprochen hätte, nicht aber zu derjenigen, die er lieben würde — und Evas seines Ohr, mehr noch ihr Herz empfand schmerzlich den Unterschied, doch verbarg sie ihre Empfindungen hinter einem sanften Lächeln. „Ach, mein lieber Freund, ich hätte ja auch nichts zu be richten gewußt, wenigstens nicht- Interessante», so gleichför mig floß mein Leben dahin. Sie jedoch werden in Hülle und Fülle zu berichten haben. Zwei Jahre sind «ine schöne Zeit, um Neue» in sich anfzuuehmen." „Gewiß und dennoch scheinen sie mir in der Erinnerung kaum wie ein Jahr. Wenn mein Vater nichtso dringend meine fflückkehr gewünscht hätte, so —" „So wären Sie am Ende auch jetzt noch nicht heimgekom men ?" stet Eoa mit mühsam unterdrückter Erregung dem jnn» gen Manne in die Rede. > „Rein," kam eS mit fast harter Betonnng zurück, „nein, denn —" er brach nach einem Blick in ihr tiefervtaßteS Gesicht jäh ab
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