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nach den Moren feststellen, wird das Potsdamer In stitut die Entfernung von den Moren nach Berlin neu vermessen. ' Lin Sjähriger Mustkdirlgent. Im Paiaste zu ZarSkoje Selo gab vorgestern das S jährige Wunder lind Willy Ferrero vor dem Zaren und dessen Sohn ein Kvnzert. Der Knabe dirigierte selbst da» 80 Mann starke Orchester. Gegeben wurde unter anderem die Ouvertüre zu Wagners Tannhäuser und verschiedene Stücke au« Peer Gynt aus Grieg. Am Schlüsse de» Konzerte» stellte der Zar dem kleinen Italienischen Künstler seinen Sohn vor. Beide Knaben unterhielten sich eine Zeitlang. Ter kleine Ferrero machte dem Zaren Komplimente über ^ein vorzügliches Orchester, was den Monarchen sichtlich amüsierte. vermifchtes. Poinearö» Heimweh nach dem Journa lismus. WaS man nicht hat, das wünscht man sich, und WaS man hat, dessen wird man rasch überdrüssig. Der Mensch ist das nie zufriedene Lebewesen. Sonst würde er es auch nie so weit gebracht haben. Seine Nimmersatten Wünsche stacheln ihn immer aufs neue an, vorwärts zu streben. Wer aber schließlich müde wird, sehnt sich nach dem zurück, was hinter ihm liegt. Im deutschen Reichstage entrang sich noch kürzlich der Brust des strebsamen Mathias Erzberger der fromme Wunsch: „Wenn ich Staatssekretär wäre . . ." Raimond PoincarS, der ehemalige Rechtsanwalt und Journalist könnte ihn trösten. Er hat, auf der höchsten Spitze der französischen Beamtenhierarchie angelangt, erkannt, daß selbst das Amt eines Präsidenten einer modernen Re publik eitel sei. Er empfindet sogar Heimweh nach dem Journalismus. Er sagte auf einem Bankett der repu blikanischen Journalisten: „Tie Presse erscheint mir manchmal wie eine Fee, die mich lange an ihrem Herd empfangen hat und die mir dann die Tür vor der Nase zuschloß, oder wie ein schönes Land, das ich durchfahren habe und jetzt nicht mehr sehen darf. Ich habe Heim weh nach dem Journalismus." Er kann nicht mehr wie früher mit Leidenschaft seine Meinung sagen, und wenn er angegriffen wird, verbietet es ihm meist die Staats- raison, zu erwidern, was er möchte. Das schmerzt.ihn. Mancher wird ihm das gewiß nachempfinden und doch unter der Last des arbeit»- und kampfesfrohen Berufs seufzen. i CK. 5000 Franks Strafe für die Verleum dung einer toten Großmutter. Ein seltsamer Prozeß, bei dem das Leben und das Wesen der George Sand eine entscheidende Rolle spielte, ist in diesen Tagen vor einem französischen Gerichtshof entschieden worden. Als Klägerin trat eine Enkelin der George Saad auf, Frau Frederic Lauth, und ihre Klage rich tete sich gegen Herrn Le Lasseur, der vor zwei Jahren in Paris ein von ihm verfaßtes, sünfaktigeS Theater stück „L'enfant du Siecle" aufführen ließ. Das Stück Le Masseurs behandelte die bekannte Liebesepisode, die sich in Venedig zwischen Alfred de Müsset und George Sand abfpielte. Gegen die Veröffentlichung und Auf. führung dieses Werkes richtete sich die Klage der Enkelin, die in dem Stücke eine Beleidigung und Verleumdung ihrer berühmten Großmutter sah und dafür einen Scha denersatz von 200000 FrS. forderte. Das Gericht setzte diese Ansprüche zwar auf 5000 Frs. herab, gab der Enkelin der George Sand aber im Prinzip recht und führte in der Urteilsbegründung aus: „Da die Klägerin 1866 geboren und bis zu ihrem 10. Jahre von ihrer Großmutter erzogen wurde, ist es offenkundig tadelns- wert von dem Verfasser, auf der Bühne eine Anzahl von Szenen und Episoden aufführen zu lassen, die das Privatleben einer Person schildern, die erst vor einigen 30 Jahren starb und daher in der Erinnerung ihrer Enkelin noch lebendig war, da ferner die Klägerin ihre Großmutter liebte und verehrte und somit durch jenes Stück in ihren Gefühlen verletzt wurde. . . und da schließ lich George Sand in ihrem Alter ein Vorbild an Güte war, verurteilt das Gericht den Angeklagten zlir Zah- lung eines Schadenersatzes von 5000 Ars." Der Theater direktor, der sich durch die Aufführung des Stückes mit schuldig gemacht hatte, wurde von der Verantwortung sreigesprochen, sodaß nur der Verfasser den Schaden trägt. CK. Das Maskenkostüm der modernen Dame. Tie Frau von Welt steht in diesen Faschings tagen vor der schwierigen Frage, auf den Maskeufesteu und Kostümbällen in ebenso aparter wie geschmackvoller Toilette zu erscheinen. Es dürfte ihr gerade in diesem Jahre nicht schwer werden, in die Kleider vergangener Zeiten und ferner Völker zu schlüpfen, denn die neueste Mode verwendet ^a so Vieles aus dem großen Kleider- schrank der Geschuhte, schmückt die moderne Dame mit den Formen des Rokoko und des Empire, mit dem Prunk des Orients. Deshalb kann es wohl passieren, daß sich die elegante Frau in einem Äaskenkostüm weniger „verkleidet" fühlt, als' in ihrer alltäglichen Toilette. Darauf aber wird die Dame vor allem sehen, daß sie sich heimisch fühlt in der Tracht, die sie an dem festlichen Abend anlegt, daß ihre Persönlichkeit in ein» verschmilzt mit dem Wesen, das sie darzustellen unter nimmt. Und dann wird sie Wert darauf legen, daß jenes feine Gefühl für Harmonie der Farben und For- inen, das in unserer Mode ausgeprägt ist, auch in ihrem Maskenkostüm zum Ausdruck kommt. Um jene so not wendige Einheitlichkeit -wischen Kleid und Umgebung zu erzielen, wählt man daher bei den modernen Masken- festen eine bestimmte Epoche, deren Tracht alle Gäste anlegen müssen, oder noch besser eine bestimmte Farbe, aus deren zahllosen Nüancen ein« wohlklingende Sin- fonie der koloristischen Töne entsteht. Bälle, die auf da» Leitmotiv einer einzigen Blume oder einer bestimmten MaSke, wie de» weißen Pierrot, gestimmt sind, kommen diesem Streben «ach Einheitlichkeit am meisten ent gegen. Die Intimität der Stimmung, die man bet den starren historischen Kostümen vermißt, wird durch M>«-> ken hervorgerufen, die mit unserm Erlebe« und Gefühl stärker verwandt sind, und das sind die Figuren au» den alten Märchen -und Geschichten. Daher haben einig« Kostümbälle großen Anklang gefunden, die ihre Motive au» Lafontaine» Fabeln oder aus alten Märchen entnah men. „Die zwei Dauben", „Der Fuchs mit den Trau ben" usw. und dann wieder Aschenbrödel und Blaubart, Schneewittchen und HanS im Glück, der gestiefelte Kater und Dornröschen boten Szenen und Gestalten von einem altväterischen und doch ganz modernen Retz. Sin Abzeichen für Schwerhörige. Seit Jahren machen die Schwerhörigen, die in Berlin einen besonderen Verein zur Wahrnehmung ihrer Interessen ge gründet haben, Propaganda dafür, daß man ihnen be sondere Abzeichen geben möge, an denen sie auf der Straße zu erkennen seien. Jetzt hat der Verband zur Selbsthilfe gegriffen und eine Armbinde geschaffen, die nur gegen ärztliches Attest ausgegeben wird, sodaß ein Mißbrauch vollkommen ausgeschlossen ist. Tie Arm binde ist sehr schmal und von weißer Farbe. Reneste Nachrichten und Telegramme von, 3. Februar 1V14. )( Berlin. Zur Reichsländischen Statthalterfrage schreibt die,,NeuePolit. Korr": Als besonders aussichts voll wird ein Name genannt, der sich in der preu ßischen Politik als aktiver Staatsminister hervorragend und erfolgreich betätigt hat und im Westen großes Ansehen und Vertrauen genießt. (Vermutlich ist Herr von Rheinbaben gemeint.) )( Berlin. In der Rosenthalerstraße wurde gestern abend der Rechtsanwalt Dr. Otto Herzfeld tot aufge funden. Die Leiche wies eine Schußverletzung in der rechten Schläfe auf. Man nimmt Selbstmord an, doch bestehen, wie die „Morgenpost" schreibt, über die Ur sache der Tat nur Vermutungen. )( Berlin. Der Reichstagsabgeordnete Gymnasial- dlrektor vr. Preuß au» BraunSberg (Ztr.), Vertreter de» Wahlkreises Königsberg VI (Lraun»berg-HeilSberg), ist in der vergangenen Nacht im Tt. Ursula-Stlft in der Linden straße infolge eine» Herzschlages gestorben. )( Stettin. Vorgestern abend kenterte auf der Oder in der Nähe von Garz ein mit drei Fischern be setztes Boot infolge von Ueberlastung. Der 35 Jahre alte Fischermeister Rollwitz, sowie sein Knecht Busse sind ertrunken. Der dritte Fischer konnte sich ans Ufer retten. )( Karlsruhe. In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer führte der Minister des Innern auS: Gr ver kenne nicht di« Gefahr, die in einem weiteren Anwachfen de» Zentrum» liegen könne. Gr halte aber den Weg, den der Grobblock gehe, nicht für richtig. Auf Anfrage eine« Zentrumsabgeordneten, inwiefern das Anwachsen de» Zen trums eine Gefahr bedeute, ertlärte der Minister, darin eine Gefahr zu erblicken, daß da» Zentrum es seinen Wäh lern zur Pflicht mache, daß die Katholikin ZentrumSabge- ordnete wählten. Eine Zurückhaltung der Geistlichen sei notwendig. * Straßburg. Der 4t Jahre alte Maurer Scham- bert in Zahern stand vorgestern vor der dortigen Straf kammer unter der Anklage aufrührerische Rufe während der Zaberner Ereignisse auSgestoßeu zu haben. Das Ge richt stellte fest, daß nur grober Unfug vorliege, erkannte aber wegen der vielen Vorstrafen deS Angeklagten auf 4 Wochen Haft. )( Saarbrücken. Die amtlichen Ermittelungen in Sachen dr« angeblichen Raub- und Mordversuche« im Sisen- bahnzuge zwischen Kreuznach und Oberstein haben keinen Anhalt für einen verbrecherischen Anschlag ergeben. Man kommt daher zur Annahme, daß ein Selbstmordversuch vor liegt. Schlicht ist noch immer nicht oervehmungSfähtg. )( Saarbrücken. Als Urheber der Mordtat gegen den Hilfslehrer Hauk au« Sandorf sind zwei Personen auS St. Ingbert verhaftet worden. )( Gen f. Vor zwei Werkstätten, wo deutsche Tischler beschäftigt werden, kam e« infolge des Streik« zu schweren Ausschreitungen, wobei die Polizei einschretten mußte. Zwei deutsche Arbeiter sind verschwunden. Man nimmt an, daß sie von den Ausständigen zur Abreise gezwungen worden sind. X Mailand. Zu dem Morde an dem Leipziger Kaufmann Sigall wird noch gemeldet, daß Wolff Stgall während der Fahrt die Brieftasche gestohlen hatte. Dieser merkte da« und drohte mit Anzeige. Um den Diebstahl zu verdecken, schoß Wolff den Bestohlenen nieder. )( Rom. Die Finanzmaßnahmen der Regierung werden in einer Note brr „Agenzia Slefani" aufgezählt/ welche die Regierung morgen der Kammer vorlegen wird. Die Vorlage umfaßt u. a. leichte Aenderung der Erbschafts steuer und der Stempelgebühren, eine Erhöhung der Be steuerung von Prioataütomobtlen. Di« Gesamteinnahmen au« diesen Reformen werden auf 4 k Millionen beziffert. )( Parts. Der GerlchtSarzt vorda« hat mehreren hervorragenden Malern und Bildhauern den Vorschlag ge- macht, aus ihren Werken ihre Fingerabdrücke anzubrtngen, um st« dadurch gegen Fälschungen zu schützen. Der Bild hauer Rodin und die Maler vonnat, Harptgniez und andere haben diesem Vorschlag« zugestimmt, da durch diese« ver- sahren in der Tat dem Unwesen der Fälscher «in Ende bereitet werde. X Pari«. Einer offiziöse» Meldung zusolg« betrugen die durch die Besetzung Marokko« im Jahr« 1912 verur sachten Ausgaben rund 293 977 000 Fr«. Davon entfallen auf da« KrtegSministerium 264 439 000 Fr«., auf da» Marinemtntsterlnm 22129 000 Fr«, und auf da« Mi- nistelium de« Aeußeren 5 418009 Fr«. )( Paris. Den Blättern zufolge meldet die in Mar seille eingetroffene chinesische Post, daß in der Gegend von Nuning 60 bewaffnete Piraten in einen Hochzeits saal eindrangen. E» wurden 22 Gäste getötet und «0 gefangen genommm». )( Part». Aus dem Fluge vchr St. Ehr nach Eom- piegne ist gestern nachmittag der Flieger vrodt« bei Pontose mit seinem Zweidecker abgestürzt und hat sich lebenSgesährliche Verletzungen zugezogen. Sein Fmgzeug war mit einer Vorrichtung versehen, durch die eg auto matisch im Gleichgewicht gehalten werden sollte. Doch scheint die Vorrichtung versagt DU haben. * London. Di« Time» läßt sich in «i««m läng«r«n Telegramm ihre« Petersburger Korrespondenten über den Eindruck der Affäre Putllow-Krupp aus dortig« politisch« Kreis« unter anderem berichten: Di« unverhältnismäßig groß, Agitation, die in Pari« in der Affäre Krupp-Putilow gestthrt wurde, hat in Petersburg einen unangenehmen Eindruck heroorgerufen. Mehrer« der in Pari« an geführten Gründe zeigen deutlich da« Vorhandensein kleinlicher RloalitätSgelüst« und Gisersucht, di« nicht« mit den offiziell angeführten patriotischen Veweggründen gemein haben. Die Nachricht von dem verkauf der Putilow- Werke ist offiziell dementiert worden. Man scheint flch aber wenig um die Beziehungen, die zwischen den Putilow- Werken und der deutschen Werft von Blohm L Voß be stehen, zu kümmern. Die Schiffswerften der Putilow- Werke sind aber tatsächlich in deutschen Hände:?, ebenso dl« Konstruktionswersten in Riga und Reval. * London. In hiesigen diplomatischen Kreisen hat die Nachricht von einer provisorischen Verständigung zwtschrn Deutschland und England über die beiderseitigen Einfluß sphären in den portugiesischen Kolonien große« Interesse heroorgerufen. Man will hier wissen, daß England Deutsch land da« Recht zugestanden hat, Angola «nv den Süd kongo wirtschaftlich auSzubeuten, wofür Deutschland Eng- land die Ausnutzung Mozambique« garantiert hat. Die Unterhandlungen in der ganze» Angelegenheit sind »och im Gange. Der hiesige portugiesische Gesandte gibt zu, daß Portugal seine Kolonien kommerziellen Unternehmungen freigeben wird, doch könne von einer vollständigen Abgabe derselben keine Red« sein. X London. Daily New« meldet au« Washington vom 2. Februar: Von dem Unterseeboote „L 2", daß zu Wintermanövern sich im Golf von Mexiko aufhielt, liegt seit einer Woche keine Nachricht vor. Man befürchtet ein Unglück. Da« Unterseeboot »erließ mit drei anderen am 27. Januar Guantonamo auf Kuba. Sein nächster Hafen sollte Galviston sein. Der Offizier, der die Flottille kom mandierte, hat dem Marinedepartement mitgeteilt, daß „L 2" nirgend« zu finden sei. )( London. Daily Chronik!« meldet au« San Fran zisko: Die russische Tänzerin Pawlona liegt schwer am Fieber erkrankt im hiesigen Hospital. Sie war in den letzten Wochen im Süden CalifornienS ausgetreten und mit anderen Reisenden in Sank« Barbara durch die lieber» schwemmung abgeschnttten worden. Diese erzeugte allbald Fieber in der Stadt. Such Frau Pawlona wurde davon ergriffen. Trotz ihrer Erkrankung trat sie tn der letzter» Woche in Gan Franzisko aus, brach aber am Schluffe der Vorstellung zusammen. )( Washington. Da» Repräsentantenhau» ver handelte gestern über die Gesetzesvorlage betreffend di« Einwanderung. Die Klausel über den Nachweis der Schul bildung wurde abgelehnt, dagegen wurde ein Amendement angenommen, Hindu« und alle Angehörigen der mongolischen oder gelben Raffe, Malaien oder Südasrtkaner au«zuweisen, so weit e« sich mit dem internationalen Abkommen und Verträgen vereinbaren läßt. Kirchennachrichte«. Gröbar Donnerstag, den S. Februar, abend» */,S Uhr Bibel- stunde in der Pfarre über 1. Kor. S, k. Burkhardt. Pausitz mit Jahnishausen: Donnerstag, d. v. Februar abend« '/,8 Uhr Fraurnverein im Gasthofe zu Paust«. Weida: Mittwoch, den 4. Februar, abend» 8 Uhr MisstonSstund» im Pfarrhause. fürselMe Lldeftsr TW