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Vas Familienbild. L» Welhnachtsgefchichte von Ferdinand Katsch. (Nachdruck verboten.) I« der behaglichen Kemnat« der Frau Oberförsteria Haynau auf dem Hubertus Hof saß die Frau Postmeisterin am Sonntag »or Heiligabend. Eie war bei dem schönen Winter» «etter vom nahen Schwarzwaldstädtchen Obernau, ihrem Wohnsitz, zu ihrer alten Freundin im Schlitten hinausgefahren, um noch einige« wegen der Weihnachtsfeier der.Frauenhülfe* zu besprechen. Lus dem Hubertushof, einem zum schmucken Herrensitz umgewandelten, alten Bauernhof, den der Ober» förfter nach seiner Pensionierung erstanden, war sonst gut sein, denn die Haynaus waren eine weit und breit bevedte, prächtige Familie. Aber heute war es, als schliche ein trüb« Gespenst durch'» Haus. Und wer genau hinsah, hätte sogar verstohlene Tränen in den Augen von Frau Josepha, der silberhaarigen Hausfrau, sehen können. .Run erzählen Sie mir, liebste Freundin, die Geschichte doch einmal im Zusammenhang,* Hub jetzt die Frau Postmeisterin an. .Na, Eie entsinnen sich doch noch des Stolzes unsere» Besitzes, des Famivenbildes, das über dem Schreibtisch meines Mannes hing.* .Und ob! Ein Prachtstück: die alt« Dame im braun seidenen Kleid mit der Wespentaille, das Haupt mit kunstvollen Ringellöckchen geschmückt neben ihr der würdige Gebieter, glatt rasier^ out fetngeknüpstem Halstuch um die.Vater mörder*. ikt sitzt aus dem roten Sofa und hat die Arme zärtlich und wie bittend um die Taille seiner Eheüebsten geschlungen, dte neben ihm steht und ihm neckisch ein Brieslein mtt rotem Siegel oorenthält. Ein wahres Kabinett stück aus der Biedermeierzeit l* »Ganz recht. Und uns doppelt teuer, «eil es die Eltern meine» Manne» kurz vor ihrer Silberhochzeit in meisterhafter Weise widergibt. Der Brief hatte noch seine besondere Be deutung. Er «tthiett da» Geständnis der Liebe meines Alten zu mir und bat um den Segen der Ellern, der gern gewährt wurde und zur fröhlichen Verlobung am Silber- hochzeitstage führte. Der alte Rat Haynau hing außerordent lich an dem Bilde. Al« er starb, hinterließ er es testamen tarisch immer dem Nettesten der Familie. Der solle es gut hüten al« ein Unterpfand de» Glücks, wie es ihm stets ein solch« gewesen sei.* ^a, ja,* fiel die Frau Postmeisterin ein, .wir haben ja einmal daran noch ein Gespräch vom Aberglauben geknüpft.* .Freilich, freilich! Eie wissen ja, Äebste, daß ich mich immer dagegen verwahrt habe, aber man kann's schließlich selber wechen. Wenigsten» ist mit dem Bild aus der Stube der Friede aus unserem Hause weggezogea.* ^a, wie kam denn nur all« ?* . .Nun, Ei« werden sich wohl des jungen Kunstmaler» Guida von Wettern noch erinnern, der im Sommer vorigen Jahr« hierzuerst austauchte, um Motive fürfeineBilderzufinden, wie er sagte. Mein Mann lernte ihn auf seinen Wanderungen durch die Berg« kennen, sand Gefallen an feinem frischen, iröhüchea Wesen, führte ihn in unser Hau» ein, und wir mochten ihn alle wohl leiden, auch ich, trotzdem ich bald merkte, daß er auch.Studien* besonderer Art bei unserem Annele machte. Die beiden gewannen sich schnell insgeheim lieb, und obwohl med» Lier sonst sein Lebtag nicht viel von dem .fahrenden ktünstlervalk*, wie er"» nennt, gehalten hat, wäre au» der Geschichte vielleicht etwas geworden, wenn nicht die unglück lich« Karlsruher Biedermeier-Ausstellung dazugekommen wäre.* .Ach, die im Kuaftverrin, ich habe viel davon gelesen.* jawohl, die in diesem Frühjahr dort stattfand. Herr von Wettern «ar mit im Komitee und hatte meinen Mann bestürmt, ihm das Bild für di« Ausstellung zu überlassen. Alle Künste der Schmeichelei und Ueherredung Uetz er spielen und wurde dabei sehr wirkungsvoll vom Annele unterstützt. Und wtrkvch, zu meinem größten Erstaunen kriegten pe ihn schließlich trotz allen Brummens herum. Da» Bild ging wohloerpackt nach Karlsruhe ab, erregte dort in der Tat wegen seiner Schönheit und Originalität großes Aufsehen, brachte «ns als Besitzern sogar ein Chrendiplom eia, aber, al» » diesem Herbst die Kiste wieder zurückkam und wir sie öffneten, da war sie — mtt Holzstückchen, des Gewicht» halber, aosgefülst, aber da» Bild selbst ist trotz der krampf haftesten Bemühungen, Aussetzung von Belohnungen und was sonst noch alles, spurlos verschwunden. Alle Welt steht vor einem Rätsel, am meisten der arme Herr von Wettern. Mein Mann aber ist seitdem wie nmaewandelt, einfach nicht mehr genießbar. Der unglückliche Wettern darf sich nicht mehr blicken lassen, der Anna gönnt er kein gutes Wort mehr, ich bin .natürüch* auch schuld an allem Unheil, weil ich damals eingewilligt hätte, ttirz, « ist schon mehr eine Leine Hölle auf Erden bei uns geworden* — und bet diesen Worten rollten nun doch wirklich ein paar Helle Tränen über die Backen der würdigen Matrone herunter. Die Frau Postmeisterin suchte zu trösten, so gut es ging, aber sie hatte wenig Glück damit. .Ach, wenn das wenigsten» all« wäre! Aber « kommt selten ein Unglück allein I Fast genau mit dem Tage, seit dem das Bild verschwunden ist, fehlt auch jede Nachricht von unserem Aeltesten, dem Doktor. Sie wissen ja, daß er « mit aller Gewalt durchsetzte, sich einer privaten Expeditton nach dem Kongo anzuschließen, um anthropologische — oder wie das Zeugs heißt — Studien zu machen. Mein Atter war von Anfang an scharf dagegen. Deswegen habe er ihn nicht Medizin studieren lassen, um sich von den Wilden sezieren zu lasten, aber man weiß ja, wie die Jugend heute ist. Mein Hermann reiste doch, und es ging auch so weit alles gut. Die letzte Nachricht, die wir hatten, lautete, daß er wieder an die Küste zurückgekehrt sei. Er müsse aber nun sofort das wichtigste Material wissenschaftlich bearbeiten, weshalb jede Minute kostbar sei. Wir sollten uns daher nicht ängstigen, wenn er vorderhand nichts von sich hören laste. Und nun steht Weihnachten vor der Tür, doch von meinem Jungen habe ich noch immer keine Zeile l" Wer will sich wundern, wenn der Frau Oberförsterin die Augen abermals naß wurden? Da war's denn für die Frau Postmeisterin auch freilich schwer, ein gutes Fest zu wünschen. .Ein Fest? Du liebe Güte! nicht einmal einen Baum wollte mein Mann besorgen, und nur Klein-Lotti, unser Enkelkind aus Straßburg, der liebe vierjährige Schnack, hat es dem Großvater abgeschmeichelt, daß am Dienstag doch noch aufgebaut wird. Aber ich habe eine wahre Herzensangst vor dem Abend, der sonst der schönste im Jahr war.* Und auch das wird der Frau Oberförsterin nun wohl so mancher andere noch neben der Frau Postmeisterin nach fühlen können! II. Montag mittag! Seit acht Tagen wußte man, daß der Oberförster diesen Morgen zu seinem alten Freunde, dem Forstmeister in Offenburg, fahren mußte, und so war es nicht allzu verwunderlich, wenn mittags auf dein Hubertushof .urplötzlich* — Guido von Wettern eintraf. Frau Josepha war gerecht genug, dem unglücklichen Maler nicht die aus schließliche Schuld an dem Hausunglück beizumessen, und dann, du lieber Himmel, die Anna, das Prachtmäde^ hatte sich schon fett Wochen die Augen rot geweint, da sollte sie wenigstens vor dem Fest noch eine kleine, wenn auch weh mütige Freude haben. Mit Guido war auf dem Postschlitten auch eine Kiste von ansehnlichem Umfang mitgekommen, die alsbald vom alten Johann, des Haus« redlichem Diener, in die Sonntags stube geschafft wurde, in welche einzutreten schon fett einigen Tagen sowohl dem Oberförster wie Klein-Lotti feierlichst von Frau Josepha untersagt worden war. In besagter Stube hatten dann die beiden Damen eine lange, geheime Unter- redung mit dem Maler, die einen ziemlich freundlichen Charakter haben mußte, denn als er jetzt, von den Damen begleitet, wieder aus dem Zimmer heraustrat und sich von ihnen verabschiedete, da schwebte auf dem Antlitz aller ein merklich hellerer Schein. Nur sehr genaue Kenner der lieben Züge Frau Josephas hätten darin noch immer eine geheime Sorgenfalte entdecken können. Dagegen ruhten die leuchten den Augen Annas, nebenbei gesagt einer wahrhaft erquicklich hübschen und lieblichen jungen Dame im Alter von bald zwanzig Jahren, mtt unverkennbarer Innigkeit auf der Ge stalt d« jungen, schmucken, schlicht-eleganten Mannes vor ihr. Und al» er jetzt den Schlitten wieder bestieg, um zur Stadt zurückzufahren, da kam auf sein herzliches Lebewohl ein so warmes „Auf Wiedersehen* von ihren Lippen zurück, daß man von der Echtheit dieses Wunsches mehr als überzeugt fein konnte. Als die beiden Dame« dann ins schützende Haus zurückkehrten, da sagte das Annele, sich traulich an oie Mutter anschmiegend: «Gelt, Muttt, nun wird doch noch all« gut werden!* .Der Himmel gebe es, mein liebes, liebes Kindl* war alles, was Frau Josepha darauf zu erwidern wußte. m. Dienstag — Heilig Abend! Am frühen Nachmittag sitzt Großvater Haynau am Fenster seines Herrenftübchens, auf den Knien leise Klein-Lotti schaukelnd. Draußen wallt der Schnee in dicken Strähnen nieder, so rechtes Schwarzwald- Weihnachtswetter. .Opapa, weischt, mich hab' einen wunder schönen Traum dehabt die Nacht.* — .So, mein Kind, was denn für einen?* — .Ja, da kamt« ein Leber, Heiner Engel zu mir, der sagte: So, Tlein-Lottt, nu wollen wir aber snell, snell für Opapa, Omama und für die liebe Tante Annele, und für alle, alle Leben Menshen aufbauen,— so sagte der.* »Hm, na und?* — .Und da fragte ich den tleinen Engel, was ihr denn alles betommen solltet? und da freutete der sich sehr und sagte: Also, weil du, Tlein-Lottt, so fubbe doll zum lieben Herrn Jesus debetet hascht, daß der arme Opapa -och sein shönes Bild wieder triegen soll, so soll e^s haben." — .Ach, Klein-Lotti, Träume sind Schäume, da wird nichts daraus l* meinte Großvater Haynau und stellte das Schaukeln plötzlich ein. — »Bah, du böser Opapa, Uaubst nich emal, wenn ein lieber, kleiner Engel was sooo Shönes verspricht! Aber er hat noch viel mehr erzählt!" — „Na, was denn. Kleine, sag's nur, Opapa will's auch glauben." — „Ja, sagte er, Tlein-Lottt, und da mußt du dann zu Opapa dehn und ihm einen schönen Tuß deben und mußt ihn bitten: nu sei auch wieder danz dut mit der lieben Omama und der Leben Tante Annele und..." — „Sage mal, meine Tochter, hat dir Las alles wirklich geträumt? Wie hieß denn eigentlich Lein Engel?" — .Das hat er nich desagt, Opapa, aber er war so wunder-, wunderschön, und du sollst einmal sehen, den hat das Lebe Christtindlein beschickt!" — .Gott segne Lein kleines Herz," sagte da der alte Herr mit merklich weicherer Stimme und drückte einen leisen Kuß auf den blonden Scheitel, worauf er Klein-Lotti sanft niederließ und einen nachdenklichen Gang durch's Zimmer unternahm. Wirklich! er war in den letzten Wochen doch ein reckt unausstehlicher Barbar zu den Seinen gewesen. Schließlich, was konnten sie für all den Jammer? Nur gut, daß heute Heilig Abend war, da wollte er doch wenigstens in etwas Klein-Lollis Traum erfüllen. Und als bald danach die Tür zur Sonntagsstube sich öffnete und Frau Josepha schier demütig an ihn herantrat und bat: „Lieder Mann, so sei doch wieder lieb und komm' und laß uns Weihnacht feiern, schon um der armen Kinder willen!" da streichelte er ihr leise die Wange, bot ihr den Arm und trat mit ihr in das traulich erleuchtete und duftende Gemach. Auch sein Annele bekam wieder einen herzhaften Kuß, und man sah's ihm an, wie er sich eifrig Mühe gab, den Unmut langer Zeit zu bannen, wenn es ihm auch noch nicht ganz gelingen wollte, der alte fröhliche Hausvater zu sein. Manche freundliche und auch schöne Gäbe prangte auf dem Gabentisch und besonders Klein-Lotti jauchzte ein über das andere Mal auf über all den schönen Puppen, der Küche mtt dem blitzenden Kochgeschirr und was sonst alles fürsorgliche Liebe, auch von der von ernster Krankheit langsam wieder genesenden Mutter daheim, aufgebaut hatte. Dann aber trat plötzlich eine feierliche Pause ein. Anna trat an ihren Barer heran, legte vertrauüch die Hand in seinen Arm und mtt den Worten: .Nur auf einen Augen blick, lieber Bater!" führte sie ihn in sein Zimmer zurück, während die anderen schweigend in ahnungsvoller Erwartung folgten. Und dort, es war kein Traum, an der lange ver ödeten Wand über'm Schreibtisch, da hing das alte Glücks wahrzeichen d« Hauses Haynau, das Familienbild. Hell beleuchtet strahlte « auf die Beschauer nieder, und ein Freudenruf kam, echt und natürlich, aus des alten Herrn Munde. Dann aber wandte er sich, zum Annele um und sagte, schelmisch mit dem Finger drohend: »Und das konntet ihr mir auch nur eine Stunde verheimlichen? Run aber heraus mit der Sprache! Wie habt ihr es wiederbekommea?* „Mein lieber Mann," mischte sich da Frau Josepha in die Rede, „wäre es nicht das beste, du würdest den ehr lichen Finder selber hören?" Und noch ehe Herr Haynau lange zum Besinnen gekommen, stand, von Anna leise herbei gewinkt, Guido von Wettern vor dem allen Herrn. Wenn aus seinen Zügen auch nicht der alte Freimut und die un gezwungene Fröhlichkeit von ehedem ruhte, so wird ihm das keiner verdenken, der die Leidensgeschichte der letzten Wochen, zumal den Bannstrahl, der ihn aus dem Hause Haynau ge troffen, kennt. Der Oberförster aber trat ritterlich auf seinen Gast zu. „Mein lieber Wettern, seien Sie mir nicht böse, aber diese Stunde löscht wohl alles wieder aus, und ich denke. wir wollen Ihren Bericht Leber behaglich bei einer guten Flasche Wein anhören, bis uns die Hausfrau die Weihnachts gans vorletzt!* „Nun denn, stoßen wir an und reichen Sie mir die Hand, mein lieber Herr von Wettern, viel herzlichen Dank, das war brav bedacht und durchgeführt,* sagte Herr Haynau zu seinem jungen Gast, al» dieser seinen Bericht beendet hatte. Es war eine recht verwickelte Geschichte ge wesen. Nachdem die Ausstellung vorüber, waren die sämtlichen Bilder ordnungsgemäß in die Packkammer zurückgeschafft worden, um sie den freundlichen Darleihern wieder zuzuschicken. Eigentlich hatte Guido von Wettern die Verpackung selbst beaufsichtigen wollen. Aber er war vom Galeriedirektor wegen eines wichtigen und sehr eiligen Gemäldeankaufs nach Paris entsandt worden, und während seiner Abwesen heit trug sich das Malheur dann zu. Infolge einer falschen Numerierung der Kisten war Herrn Haynaus Prachtstück in eine Reservekiste geraten und diese mit vielen anderen auf den Akademieboden zurückgewandert, während die ursprüng liche Kiste, in die während des Aufbaus der Ausstellung ei» Tischlergeselle die Absallhülzer hineingeworfen und sie aus Mutwillen vernagelt hatte, als Wertgut an Herrn Haynau zurückgeschickt worden war. Da der Versand selbst ordnungs mäßig gebucht worden, war natürlich kein Mensch aus den Gedanken gekommen, daß das Prachtstück einsam auf dem Akademieboden trauerte, und erst, Lls alle Nachforschungen resultatlos verlaufen waren, kam der Maler auf den Ge danken, sämtliche Kistenbestände zu revidieren, wobei sich dann vor wenigen Tagen der schlimme Tausch herausgesteltt hatte. .Fast ist mir das Bild nun noch mehr ans Herz ge wachsen," sagte der Oberförster, indem er aufstand, um « nochmals liebevoll zu besichtigen. „Sie wiffen ja, daß ich seinerzeit für uns alle eine Photographie des Gemäldes hatte anfertigen lasten, so daß jedes Glied der Familie wenigstens ein leises Abbild des Originals besitzt, aber was will, ein solcher Abklatsch gegen dies Prachtbild besagen! Uebriaens," fuhr der alte Herr fort, indem er seinen Glückstalismaa aufmerksam betrachtete, »kann man doch sehen, wie leicht man sich in der Erinnerung täuscht. Ich hatte geglaubt, der Soldovalrahmen, der selber ein Kunstwerk in seiner Art ist, wäre im Laus der Zeit schon mehr nachgebräunt gewesen!* Ueber Guidos Züge huschte eine feine Röte, ehe er be gann: „Herr Oberförster, da sieht man doch da» scharfe Auge des alten Weidmannes. In der Tat ist der Rahmen leise von unserem Vergolder nachretouchiert worden, da er einige kleine Kratzer beim Verpacken erlitten hatte. Ich be wundere Ihre Sehkraft in so vorgerücktem Altert* »Ja, ja, lieber Freund l* lachte da der Oberförster, ins geheim geschmeichelt, .uns allen Grünröcken macht man so leicht kein L für ein U! Aber was ist das? Hören Eie oa» Posthorn? Noch eine Extrapost am Abend? Was mag da« bedeuten l" V. Gleich darauf kam auch der alte Johann herein und meldete dienstbeflissen, « sei ein Postbote aus Obernau mit einem großen Ellpaket, einer stattlichen Kiste, eiugetroffen, die die Frau Postmeisterin aus diesem Grunde noch schnell mtt einem Schütten habe herausfahren lasten.* .Schön, alter Freund," sagte der Oberförster, der eine leise Enttäuschung doch nicht ganz unterdrücken konnte. .Geben Sie dem Boten gut zu essen und zu trinken, meinet halben darf er sich auch den Baum ausehen, nicht wahr, Josepha, du hast nichts dagegen. Am besten, er bringt die Kiste selbst herein, dann hat er den Baum gratis!* Der Krätkejünger erschien denn auch, ein stämmiger Bursche mtt fuchsrotem Haar und Bart, um seine Sendung abzustellen. .Sie sind wohl auch noch nicht lange in Obernau!* meinte der Hausherr jovial. .Nein, Herr,* meinte der, »ich bin nur zum Weihnochtsdienst nach Obernau kommandiert.* »Ich sage ja, Obernau wird nächsten» noch Wellstadt, wenn das so weiter geht mit dem Verkehr; meinen Sie nicht auch, Herr von Wettern?* Der aber schien gar nicht recht bei der Sache, denn er erwiderte schier verlegen: „Wie sagten Sie, Herr Oberförster ?* Da, im gleichen Augenblick geschah das unerhörteste von der Welt. Frau Josepha war während der Unterredung im Weihnachtszimmer langsam aufgestanden und näher an den Postboten herangetreten. Plötzlich aber riß sie ihm stürmisch