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Krampatsch «inen prüfenden Rundgang durch dt« abend. I Aufstellung de» 26 Meter hoben eisernen Turme» hat lich düsteren Straßen, schauen durch da» Schlüsselloch oder man bereit» begonnen. Seiner Vollendung sieht man durch dl« Fenstsrrtßen hinein und sreueu sich, wenn dt, Ende dieser Woche entgegen. kleinen Müdchen in grober Erwartung fromm« Weihnacht«. * Döbeln, In einem hiesigen Gasthofe hat ein lieber singen und die kecken Buben ihre neugterlgen Nasen I mittelgroßer, etwa 38 bi» 40 Jahre alter Mann mehrere > tief in» Buch senken. St. Ntkolau» ist zufrieden und Kleidungsstücke aestohttn. Der Mann hat röüichblonden waltet unermüdlich seine» «mir«: am nächsten Morgen Schnurrbart und trug einen grünen Rucksack. stehen unter jedem Kinderbett seine Habe verteilti ver «Döbeln. Der K. S. Mllttärveretn Jäger und goldete blepfel und Nüst«, süß« Näschereien, Spielzeug oder Schützen zu Döbeln hat nunmehr sein» Tätigkeit zur vor nützliche Bücher und viele» andere mehr. Laut jubeln die bereitung de» in den Tagen de« 81. Mai, 1. und 2 Juni Kinder aus: Nikolo war dal Da« «st österreichischer LSlö in Döbeln stattstndenden Seneraloppeü« ehem. Jäger vrouch; in ben westlichen Ländern, Schweiz, Belgien, unb Schützen ausgenommen. Jeder ehem. »Schwarze-wirb Niederlanden, Frankreich bleibt Nikolo unsichtbar; er füllt große Freude empfinden, zu hören, daß Se. Exzellenz der den Kindern heimlich über Nacht die Schuhe mit kleinen Herr Staat«, und Kriegtzmlnister Generaloberst Freiherr Geschenken und verschwindet, unsichtbar und unhörbar, wie von Hausen sich gern bereit hat finden lassen, den Ehren- er gekommen. Warum man ihm die Stiefel al« Attribut vorsttz bei der Zusammenkunft seiner braven Schwarzen zu gab« Die Legende erzählt nämlich, daß der heilige Niko- I übernehmen. lau« einem Wanderer in barmherziger Nächstenliebe sein» Dre-den. Im Laufe -e» gestrigen vormittags Stiefel geschenkt habe. Wie um St. Martin und St. wurden hier nicht weniger als drei Personen mit Leucht- Andrea« flicht sich auch um ihn ein Kranz bunter Legen- gas vergiftet angetrosfen. In der Wohnung an der den; sogar zum Schutzpatron heiratslustiger Mädchen Ammonstraße wurde die Kaufmannsehefrau Moje bewußt- stempeln sie ihn und geben mannigfache Erklärung. Der los aufgesunden. Sie starb aus dem Transport nach dem 6. Dezember, der in den katholischen Ländern stlr di, Krankenhaus«. In der Johannstadt war die 30 Jahre Kinder eine so frohe Bedeutung hat, ist Et. Nikolau« alte JngenteurSgattin Bandel infolge LeuchtgaSvergif- Sterbetag. In seinem Vaterland« in Lykien wird der tung bewußtlos geworden. Der Zustand ist bedenklich. S. Mat lder Tag, an dem seine Gebeine in seine Vaterstadt Am Markgraf-Heinrich-Platz hatte ein Oberlithograph eine Patava gebracht wurden) festlich begangen. Ein Märtyrer- Leuchtgasvergiftung davongetragen. Er konnte durch Tin- leben halt, St Ntkolau« geführt; al» Bischof von Myra atmen von Sauerstoff gerettet werden. wurde er religiöser Differenzen wegen vom Kaiser Dioklr- Chemnitz. Auf dem Nangierbahnhof im Stadtteil tionu« eingekerkert und erst kur, vor seinem Tode unter Hilbersdorf erhielt am Dienstag nachmittag bei dem Konstantin wieder in Freibett geletzt. Da« Volk verehrt Rangieren der Wagenrücker Weiße von dem Puffer eines in ihn einen der Hauptheiliaen, denkt wohl aber kaum in Wagens einen so heftigen Stoß an die rechte Sette des seinem Uebermut am Ntkolautfeft an den einstigen gefangenen Kopfes, daß der Unglückliche tot zu Boden fiel. — Der Bischof. Einige evangelische Länder haben in verminderter Tischlergehilfe Kreutzer aus Ebersdorf, der in Hilbersdorf, Bedeutung die Nikolausleiern übernommen, treiben allerlei wo er aussteigen wollte, merkte, daß der Zug nicht hielt, Mummenschanz, bei dem sie .Weihnacht-manu" und sprang, um doch rechtzeitig nach Hause zu kommen, aus .Nikolo" in eine Person — den weißbärtigen Sret« mit dem Zuge, fiel dabei jedoch so unglücklich auf den der Mönchskutte — verschmelzen. Hinterkopf, daß ihm die Schädeldecke eingeschlagen wurde. —* Am 4. diese« Monat« und folgende Tage hat Großhartmannsdorf. Hat da -in Landwirt eine abermalige AuSlosungKönigltchSSchstscher -«nen Griff in Fortuna, Glück,topf getan, «l« fürstchtiger StaatSpapiere stattgefunden, von welcher die auf Mann frag» er telephonisch bet der Lotterieverwaltung an, 3»/,«/, herabgesetzten, vormals 4«/, StaatSschulden-Kaffen- worin sein Gewinn besteh, und erhält die vielsagend, «nt- scheine von den Jahren 1852/55/58/S9/62/66 und /68 wort: In einem .Selbstbinder"l .Et der Tausend, ein betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten Staats- Selbstbinder: «ine wertvoll« landwirtschaftliche Maschine! papier« werde« hierauf noch besonder« mit dem Hinzu- Da hätte fich'S schon gelohnt, der Glücksgöttin die Hand sügen ausmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen entgegenzustrecken." Nun ober geeilt, um den Gewinn zu Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal holen! Der stärkste Wagen wirb zurecht gemacht, zwei und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei filmt- Pl"de vom Nachbar werden geborgt, um den eigenen lichen BezirkSsteuereinnahmen, sowie bet allen Stadlräten, Rossen da« Ziehen zu erleichtern, und fort geht'« zum Bürgermeistern und Gemeindeoorständen de« Lande» zu Verteilungsorte. Froh erregt wird da« Gewinnlos prüfen- jedermanns E »sicht onsgelegt werden. tiert mit der Bitte um Ueberwrisung de« Gewinne«, de» — «in lebhafter Schiffsverkehr war in den .Selbstbinder«". .Sofort, m-tn Herr!" Der AuSmbe- letzten Tagen trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit am Elb- beamte entfernt sich, erscheint wieder und händigt dem ver- User in Pirna zu beobachten. E» lag dort ein, ganze dutzten Gewinner seinen «ewinn «in, einen.Selbstbinder" Anzahl Schiffe, die Fracht nahmen oder löschten. Ziemlich allerdings, aber einen — .Schlip«". Bester, wie gar nichts, lebhaft gestaltete sich im abgelaufenen Jahr, die Der- Bärenklause-Kautzsch. Ohne Gemetndeoorstand ladung von Sandsteinhorzeln, die zu den ElbreguliernngS- «st unsere Gemeinde schon seit einigen Monaten. Der vom arbeiten unterhalb Hamburg« Verwendung finden. Vor- Gemeinderat gewählte Gemeindeälteste L. ist, obwohl er gestern wurde der letzte Frachlkahn dieser Art befrachtet, dreimal zum Gemeind,Vorstände gewählt worden war, von der mit 12000 Zentnern gestern seine Reise stromab an- der AuifichtSbehörde nicht bestätigt worden. Auch der trat. Auch vor Posta sind Heuer große Mengen harter Zimmermann M., der zweimal zum Gemeindevorsteher ge- Horzeln verladen worden, die, wie der »Pirn. An,." mit- wühlt worden war, fand die B-stüttgun, der «mt«haupt- teilt, zur Befestigung Helgoland« Verwendung fanden. — mannfchaft nicht. Wegen G. ist inzwischen Beschwerde bet «nr Slbkat in Meißen herrscht schon seit geraumer Zeit der Kzl. Kreishauptmannschaft Dresden geführt worden, ein recht lebhaste« Treiben. Fast stündig ist der Kat von Auch soll ein sozialdemokratischer Landtagsabgeordneter sich anliegenden Kühnen, die Frachten entweder »innehmen oder dieser .schweren GemeindeoorstandSwahl" angenommen abletzen wollen, voll besetzt und häufig müssen die Schiffe haben, so daß die Ausrollung sicher noch im Landtage zur mit dieser Beschäftigung aufeinander warten. Außer zahl- Sprache kommen wird. Bärenklause-Kautzsch hatte im reichen Stückgütern sind hauptsächlich, wie da« .Meißner Jahr« 1910 274 Einwohner. Tagrbl." berichtet, ganze Ladungen Jute und Weiß- und Plauen i. B. Ein IS jähriges Stubenmädchen Schwär,blech au-geladen und Tonerde eingeladen worden. Wurde vom hiesigen Schöffengericht zu zwei Tagen Ge- In Schifferkreisen ist man über dt« günstig« Schiffahrt um fängnis verurteilt, weil es mit Hilfe einer Haarnadel so mehr ersreut, al« ihnen im vergangenen Jahre der Ver- aus dem Briefkasten ihrer Herrschaft einen Brief gestohlen dienst durch di- anhaltende Trockenheit recht geschmälert hatte. Es fürchtete nämlich, daß ein anderes Mädchen, worden war. mit dem sie früher zusammen gedient hatte, sie bei der — Zum Kapitel der Fleischnot lesen wir im Meißner Herrschaft anschwärzen würde. Tagbl.: Die früher viel verbreitete Meinung, daß die Land- Plauen, «tu Betrugtzprozeß, dessen Anfänge seiner- Wirtschaft die Schuld an der Fleischteucrung trage, findet M große« Ausleben erregten,,st nunmehr vom Schwurge.icht heute fast keine Gläubigen mehr. Einen bezeichnenden Bei- m einer dreitäp gen Verhandlung entschieden worden, trag zu diesem Kapitel veröffentlicht der Hamburger Morst- Gnd« September 19ll verschwand bekanntlich der Spitze»- bericht in seiner vorletzten Nummer. Er berichtet: .Die «obrtkant Kupserstetn unter dem Vorgeben, daß er geschüsl- Preise für das Vieh sind nicht so hoch, als man vermutet, ltch tu England zu tun habe. Am nächsten Tage bot sein jedenfalls ist von Fleischnot in unserer Gegend keine Rede. Sohn den Gläubigern einen vergleich von 3b <>/<>. worauf Eine hiesige Domäne sandte in dieser Woche 52 Hammel, ein Konkurtantrag gestellt wurde. Einer Schulbe lall von nicht fett, aber gut fleischig, zur Markthalle Sternschanze nahezu 300 0'0 Mark stand,n nur 3188,43 Mark Aktiva Hamburg, um sie durch einen Viehkomnnssionär verkaufen gegenüber. Der Sohn Kuple»stein« wurde zu einem Jahr zu lassen. Die Tiere, für die sonst in magerem Zustande 24 M. 3 Monaten Gefängnt« und 3 Jahren Eh ,nrechtSoeriup für das Stück erzielt wurden und zwar in Zeiten, wo die oerurteil«. Seine Mutier wurde sreigelp ochen. Der Preise niedrig waren, hatten nur ein Höchstgebot von 21 M, Aufenthalt Kupferstein« ist auch br« heute noch n>L» ermttelt, so daß der Absender lieber die Unkosten von 117 M. be» Körlttz bei Wurzen. Bei der am Som abend ab- zahlte, als daß er die Tiere in Hamburg verschleuderte, gehaltenen Jagd in der Flur Körlitz wurden 337 Hasen, Das nennt man nun Fleischnot! Auch kleine Schweine. 8 Rehe, 1 Schnepfe, 12 Kaninchen und 14 Rebhühner Ferkel und Läuferschweme sind enorm billig, Kartoffeln erlegt. Ein hier »och nie dagewesene« Ergebr ie fallen noch mehr, Magnum bonum kosten nur noch 2,50 M. Leipzig. In den Ro Per Brau kohl nwerkn der Sack zu 75 Kilogramm." Hoffentlich tritt nun bald stürzte am Dienstag nachmittag ein« im Bau befindliche eine rückwärtige Bewegung in den Fieischpreisen ein, auch in Kettenförderbrücke ein, die über die Leipzig—Hofer Eisen- unserer Gegend. bahn führt. Dabei stürzten drei Arbeiter einer Leipziger — Die 11 Hauptgewinne der 18. Sächsischen Firma in die Tiefe. Einer war sofort tot, die beiden Pferdezuchtlotterie entfielen in der Reihenfolge auf anderen wurden schwer verletzt. die nachfolgenden Losnummern: 44495 <3 Pferde), 30171 (2 Pferde), 78705 <2 Pferde) 76429, 59962, 41595, 64242, Ortrand. Am Mittwoch ist Von Herrn Fleisch- 70029, 25047, 18991, 30844 (je 1 Pferd). Die Ziehung», beschau« Fischer bei der Untersuchung eines von einem liste erscheint Freitag abend. Fleischermeister geschlachteten Schweines Trichinose fest. Ostrau i. Sa. Die Arbeiten zu unserer Hochdruck- gestellt worden, ein seltener Fall für hiesige Gegend. Wasserleitung schreiten rüstig vorwärts und sind, nach- Das Schwein war im nahen Frauendorf gezogen ,voroen. dem die meisten Hindernisse nunmehr glücklich über- Falken berg. Ein hier erlegtes Wildschwein war wunden sind, dank der anhaltend schönen Witterung ein stattlicher Keiler, in aufgebrochenem Zustande betrug ziemlich wett gestehen. Mit ter Legung der Hauptleitung sein Gewicht 166 Pfund. hofft man in dieser Woche fertig zu werden. Alsdann Slsterwerda. In der PulSnitz am städtischen Park sott sofort mit den Nebenleitungen und Hausanschlüssen hält sich eine Fischotter auf und räumt unter dem Fisch- begonnen werden. Die Windturbine und da« Pumpwerk bestände auf. Trotz eifriger Jagd auf da« Tier ist eS toü d« elektrische Motor sind etngetrofsen und mit der I noch nicht gelungen, e» zu erlegen. Gera. Die hiesigen Gastwirte sind mißgestimmt, weil der Firma H. Tietz hier für den Erfrischungsraum ihres Warenhauses die Bierfchankkonzesston verliehen worden ist, nachdem ein solche- Gesuch schon seit Jahren abgewtesen worden war. Der Dtadtrat hat das Gesuch jetzt zu genehmigen zu müssen geglaubt, weil jn dem Erfrischungsraum täglich über 2000 Portionen Essen und Kaffee verabreicht werden. Darin hat man ein Be dürfnis zum Bierausschank erblickt. Altenburg. Im Orte Ha elbach in Sachsen-Alten burg stürzte beim Bau der UebersührungSbrücke der dor tigen Kohlenwerke ein neugebauter Teil deS Schutz- und Hängegerüstes aus bisher noch unaufgeklärter Ursache plötzlich in sich zusammen, die darauf beschäftigten zehn Arbeiter mit sich in die Tiefe reißend. Ter Hilfsmonteur Hausse aus Leipzig stürzte 10 Meter hoch ab und brach das Genick, sodaß er auf der Stelle tot war. Ein Ober monteur, ebenfalls aus Leipzig, erlitt beim Sturz einen Schenkelbruch. Neusalza a. d. Oder. Seinem Prinzipal unter schlug der 15 Jahre alte Kaufmannslehrling Dieter 5000 Mark und flüchtete damit. Am Montag erhielt sein Lehr herr eine Karte aus Dresden, worauf der unehrliche Bursche mitteilt, daß er sich dort aufhalte und daß es ihm gut gehe! Gefaßt konnte das Bürschchen noch nicht werden. Analphabeten. MaS baut sich nicht alles auf den 25 Buchstaben des Alphabets auf! In uns unser ganzes geistiges Da sein, um uns die ganze komplizierte, beziehungs- und gedankenreiche Kultur! Mittels dieser 25 kleinen Zei chen beherrschen wir Menschen und Dinge, üben wir Einfluß und legen ihn fest, schreiben Bücher und Briefe, Verträge »nd Testamente. Und wenn heute vor unser» deutschen Gerichten hin und wieder jemand erscheint, der- statt seiner Unterschrift drei Kreuze machen und Zeugen für ihre Echtheit mitbringen muß, wie unbeholfen und wunderlich kommt uns ein solcher Mensch vor. Und doch ist's nur ein paar Jahrhunderte her — und was bedeuten die in der Weltgeschichte! — da es noch umgekehrt erschien! Da noch als halber Zauberer und Wundertäter galt, wer diese 25 Zeichen zu gebrau chen wußte! Da er die Ausnahme und die Masse der Analphabeten die Regel war. Mr unsere Zeit ist die Zahl der Analphabeten zu einem ziemlich zuverlässigen Gradmesser der Kultur, oder richtiger der Unkultur geworden. Unser gesamtes öffentliches Schulwesen bekämpft im Analphabetismus nicht nur eine geistige Unfertigkcit, sondern ein auch moralisch und allgemein rückständiges Menschentum. Man klagt so oft, daß die Zahl dsr Verbrechen zu nehme, daß über der Bildung die Sittlichkeit vergessen werde und ähnliches mehr. Mer solche Klagen sind nur auf sehr oberflächliche Eindrücke aufgebaut. Die Bildung, die den Menschen frei macht von abergläu bischen Vorstellungen, die ihn zu klügerer Berechnung der Folgen seines Tuns erzieht, die macht ihn auch zum Herrn über seine eigenen dunkeln Triebe und Augenbltckserwägungen. Jn Wahrheit steht die Zahl der Analphabeten mit der der Verbrechen in engstem Zu sammenhang. Staaten wie die österreichischen Kern länder, Galizien und Bukowina, die mit 57 Prozent und 64 Prozent Analphabeten (1900) sich unrühmlich aus zeichnen, stehen auch mit der Anzahl der Verbrechen mit 299 und 333 auf 100000 Einwohner obenan. In Oesterreich waren unter 35000 Verurteilten im Jahre 1902 10000 Analphabeten, 1903 unter 34000 Verurteil ten ebenfalls 10000 Analphabeten. Man erkennt so gleich die kolossal starke prozentuale Beteiligung der an alphabetischen Volksminderheit an diesen kriminalisti schen Zahlen. Frankreich, das durch seine Apachen be rüchtigt ist, stellte noch 1908 in sein Heer 9853 An alphabeten ein gegen 58 (meist polnische) Analphabeten beim deutschen Heer. Jn Belgien wird die Zahl der An alphabeten noch auf ein Drittel der Bevölkerung ge schätzt. Ebenso in Oberitalien, während sie in Unter italien gar auf zwei Drittel steigt; und letzteres Ge biet ist ja zugleich das der berüchtigten schwarzen Hand wie der Camorra! Jn Rußland ist schwer hineinzusehen, doch irrt die Annahme wohl kaum, die hier die meisten Analphabeten von allen europäischen Staaten annimmt, während Finnland mit nur 2 Prozent eine rühmliche Oase in dieser russischen geistigen Wildnis darstellt. Genauere Zahlen werden in den nächsten Jahren gewonnen werden, lvenn man systematischer und ein heitlicher in den verschiedenen Kulturstaaten diese Be ziehungen seststellt. Es sind bis jetzt erst zwei Jahr zehnt, daß man quf diese Dinge ein besonderes Augen merk richtet und man ist zunächst nur auf das mehr oder weniger ungenaue und ungleiche Material ange wiesen, das Rekrutenaushebungen, Eheschließungen und Volkszählungen ergeben. Die ersten beiden Zahlenquel- len umfassen nicht die gesamte Bevölkerung, die letzt genannte »nützte einheitlicher ihre Fragen formulieren und das KindeSalter abgrenzen. Das wird ja nm» künftig geschehen. Die Resultate dieser Umfragen aber werden dann gewiß ein neuer Ansporn sein für alle Staaten, die gänzliche Unbildung noch mehr wie bis her zu bekämpfen. Schöne Erfolge sind die bisher erzielten schon. So war die Zahl der Analphabeten in Galizien 1890 noch 73 Prozent, in der Bukowina gar 79 Prozent. Die protestantischen Länder sind zur Zeit noch um viele Pferdelängen voraus. Jn Deutschland, Schweden, Dänemark ist dcr Prozentsatz der Analpha beten überall noch unter Prozent. Erst die Nieder lande haben etwa 12 Prozent. Dann kommt gleich Bel gien, Italien. Spanien und Oesterreich mit den viel höheren Prozentsätzen. Kein Zweifel, daß man alles einsetzen wird, den Borsprung der anderen möglichst einzuholen. Die Feststellung der tatsächlichen verhält-