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übernachtet hatten, die Barschaft in Höhe von etwa S ML wegnahmen. Der Ueberfallene ist ein altersschwacher Mensch, der sich bis Neustadt schleppte und nun völlig mittellos und entkräftet hier ankam. Die beiden Wegelagerer, deren Ver folgung sofort ausgenommen wurde, sind nach dem benach barten Böhmen entkommen. HainSberg. Vorgestern nachmittag wurde durch einen Straßenbahnwagen der Linie des Plauenschen Grundes das vierjährige Mädchen des Fuhrwerksbesitzers Keilig über fahren. Den, Kinde wurden beide Beine abgefahren; da» Kind ist an den schweren Verletzungen gestorben. Burgstädt. Im nahen Orte Göritzhatn ereignet« sich auf dem dortigen Bahnhofe ein bedauerlicher Unfall. Lin mit dem Lbladen von Sand beschäftigter italienischer Arbeiter geriet, al» er im Begriffe stand, auf den Wagen zu steigen, zwischen dielen und «ine auf ihn zukommeude Lori und wurde von deren Puffern am Unterleib« berarltg gepreßt, daß er nach einigen Augenblicken zulammenbrach. Jedenfalls hat der Bedauernswert», dessen UrberführuNg nach dem hiesigen Krankenhause erfolgen mußte, schwere innere Verletzungen erlitten. Hohenstein-E. Der Geschäftsgang in der hiesigen Webbranche ist trotz der unsichere Lag, auf dem Welt- markte gegenwärtig gut. Echtfarbige Lisch- und Bettdecken, Seiden-Jmitat-RipS-Bettdecken werden stark verlangt. Zu friedenstellend ist der Geschäftsgang auch bei bunten Waren, wie Phantasiedeckeu, Gobelin» und Portieren, die nach England aulgeführt werden. Im allgemeinen ist da» Weihnachtsgeschält flott im Gange. Aue. Len Lod durch Ersticken fand der Geschirr, sührer Meier, al« er beim Abendbrot saß. Ihm gerte» ein Stückchen Fleisch in die Luftröhre und «he der Arzt helfend eingreifen konnte, trat der Erstickungstod «in. Laustgk. Hier brannte dte mit Hafer gefüllte Scheune des FuhrwerkSbesitzer« Volke nieder. Ein Auto mobil, das einstweilen in der Scheune untergebracht war, und die beiden alten Kanonen der Lausigker Schützengilde verbrannten mit. Meußlitz. Ein wertvoller Fund wurde hier in der Wohnung der Mutter des wegen Einbruch» bei dem Mslkereibesttzer Kühn in Königstein vom KrriSgerichte in Leitmeritz mit schwerem Kerker bestraften Max Ende ge macht. In dem Kopfe einer GipSstgur fand dte Gendarmerie die Summe von 230 M., die von dem Einbruch« herrühren. Wurzen. Die städlischen Kollegien hatten au» An laß der Fleischnot die Einfuhr von 3000 kx dänischen Rindfleische» beschlossen. Diese» ist eingetroff n und wird von den Fleischern da» Pfund für 78 bi» 88 Pfg. verkauft Das Fleisch ist von bester Güte und findet lebhaften Absatz Leipzig. Bei der zurzeit in ,Stadt Nürnberg" in Leipzig weilenden 150 Personen starken Jndtertruppe wurde eine Frau von einem kräftigen Mädchen entbunden. DaS kleine Wesen wurde trotz deS Proteste» der Leipzig«. Hebamme tüchtig ringeölt und in einen alten Leinwand- fetzen eingewickelt. Die Baby Wälche, die hilfsbereite Nach darinnen gespendet hatten, wie« die Mutter entrüstet zurück Leipzig. DaS Stadloerordnetenkollegium hat am Mittwoch einen wichtigen Beschluß über die Haftpflicht der Lehrer gefaßt. Die Stadt Leipzig Hal nunmehr die Haft pflicht für die städtische Lehrerschaft auf sich übernommen und dazu folgende Bestimmungen aufgestellt. 1 Erleidet oder verursacht ein Schüler der städtil-errn Schulen Leipzig» bei einer unter Leitung oder Aussicht e ne» Lehrer» stehen- den, von der Schule veranlaßten oder genehmigten, oder auch nur mit dem Echulbetrieb zusammenhängenden Ver anstaltung einen Personen, oder Sachschaden und wird deswegen der Lehrer in Anspruch genommen, so über- nimmt die evangelisch-lutherische Schulgemeinde Leipzig für ihre Lehrkräfte gegen Abtretung der ihnen etwa zustehrn- den Ansprüche die Haftung. Diese Uebernahm« ist auSge- schloffen, wenn und soweit der Lehrer die erfolgreiche Sorg- falt vorsätzlich oder in grobfahrläsfiger Weise bei der Lei. tung oder Aussicht außer acht gelassen oder bei Eintritt de» Schaden die ihm zu besten Abwendung oder Minde rung möglichen Vorkehrungen zu treffen unterlosten hat. In gleicher Weise übernimmt die Stadtgemeinde die Has. tung für die Lehrer an den städtischen höheren Schulen. — Da» am 7. Oktober 1911 in Leipzig verstorbene Fräu- lein Marianne Josephine Primaoest hat eine nach ihren Anweisungen zu begründende »Marianne-Primaoesi-Sttf- tung" eingesetzt und bestimmt, daß die Erträgnisse der SttftungSsumme, die sich auf 1370 000 Mark beläuft, zur Unterstützung von in Leipzig wohngaslen bedürftigen Per- sonen zu verwenden sind. Gitschin. In der Nähe der Stadt landete em Luft, ballon, in dem sich der Leutnant des 181. sächsischen In- fanterie-Regimcnts Haupt mit zwei Militärpersonen befand. Bei der Landung wurden die Insassen aus der Gondel herausgeschleudert, wobei Leutnant Haupt einen Bruch deS rechten Fußes und die beiden anderen Verletzungen leichteren Grades erlitten. 8is WeisMe SM? CK. Den ausländischen Kriegskorrespondenten beim serbischen Hauptquartier wurde es durch die Zensur und durch die Militärbehörden unmöglich gemacht, ihre Beo- Pachtungen ungeschminkt zu berichten, während die polt- tische Konstellation immer mehr gerade die Serben in den Vordergrund des europäischen Interesses drängt und ein wirklich fachmännisches Urteil über ihre kriegerischen Fähigkeiten wichtig macht. Jetzt ergreift ein langjähriger Offizier, der in diesen Tagen als Krtegskorrespondent auf dem serbischen Kriegsschauplätze weilte, daS Wort zu einer sachlichen Würdigung des serbischen Soldaten. „Ich bin selbst Jahre lang Offizier gewesen und habe die Truppen von acht verschiedenen Nationen im Feld und im Kämpfe gesehen," so schreibt B. W. Norregaard, „und so habe ich vielleicht ein Recht, ein Urteil über die Armee zu fällen, der ich bei diesem Kriege attachiert bin." Der englische Kritiker beschäftigt sich zunächst mit der serbische» Artillerie mrd muß dieser Waffe da höchste Lob spenden. „Diese Artillerie ist erstklassig. Tie serbischen Geschütze waren c», dte den ersten entscheiden den Sieg von Kumanowa erkämpften, und auch in den solgenden Gefechten hat dte Artillerie nicht nur die Fuß. truppen auf da» wtrküngSvollste unterstützt, sondern tmmer wieder den Gegner zum Verlassen seiner Stellung und zur Flucht gezwungen. Die Mannschaften wissen ihre Geschütze zu handhaben und au- dem Material heraus- zuholen, was nur herauSzuholen ist." Vor allem erwiesen die Serben im Kampfe eine überraschende Fertigkeit im indirekten Schießen, also eine Fähigkeit, die nur durch Erfahrung und ernste stete Uebung errungen werden kann. Und gerade hierin waren sie den Türke» bei weitem überlegen. „Bis die türkischen Batterien zum Schweigen gebracht wurden, feuerten die Serben indirekt und stets aus sehr klug gewählten und gut verdeckten Stellen. Gegen die Türken, die sich offenbar mit den Schwierig, ketten deS indirekten Feuers nie abzufinden wußten und selbst bei der Aufstellung ihrer Geschütze ein sehr mäßiges artilleristisches Verständnis zeigten, hatten die serbischen Batterien ein leichtes Spiel. ES dauerte immer nur kurze Zeit, bi» die gegnerische Artillerie außer Gefecht gesetzt war." Die Hauptstreltkraft der Armee liegt naturgemäß in der Infanterie. Hier kommen de» Serben Vor aussetzungen zugute, über die dte meisten mitteleuropäi schen Militärmächte nicht verfügen. In ihrer Gesamtheit stellt sich daS serbisch« Heer als ein Bauernheer dar, mit allen dessen Vorzügen und Nachteilen; in diesem Kriege aber überwogen nach dem Urteil des englischen Kritikers bei weitem die Vorzüge. Körperlich sind die Mannschaf ten robust und gut gebaut, sind zäh, widerstandsfähig und den schlimmsten Entbehrungen gewachsen. Bor allem aber sind sie von Haus aus gute Schützen und diese mitgebrachten Anlagen sind dann während der Dienstzeit noch gesteigert und entwickelt worden. Auf dem Parade feld würde ein serbisches Regiment gewiß keine gute Figur abgeben, aber im Kriege sind sie erstklassige Sol daten und überraschen besonders durch ihre geradezu erstaunlichen Marschleistungen. Nicht daß sie an einem Tage einen besonderen Rekord aufstellten; die Gesamtleistung ist cs, die von» militärische» Standpunkt die höchste Anerkennung verdient. „Bon dem Tage an, da die ersten Vortruppen die Grenze überschritten, bis zur Erreichung von Saloniki und Monastir haben die Truppen in drei Wochen täglich im Durchschnitt 22 Kilo meter zurückgelegt, wobei die Ruhetage und vor allem die Kampftage mitgerechnet sind. Das ist eine Leistung, aus die jede Armee stolz sein könnte. Und sie muß umso höher bewertet werden, als auf weitaus den meisten Strecken kein Schienenstrang zum Nachschub der Vor räte und der Munition zur Verfügung stand. Man war hierbei auf die sehr schlecht erhaltenen Straßen und Wege angewiesen, und das bei einer ausnehmend un günstigen Witterung, bei Schnee, Eis und sehr schweren Negenfällen." Besondere Anerkennung nötigt der Marsch des Generals Jknkowitsch ab, der init dem 3. Armee korps durch die wilden, weglosen und verschneiten Äaradaghberge zog, durch ein Berggelände, das bisher niemals Truppen zu überqueren wagten. „Tas ist ein Kunststück, das in der Geschichte des Krieges selten ein Gegenstück findet. Und die Serben können das leisten, weil dte Truppen in Bezug auf Verpflegung und Er nährung ganz unverhältnismäßig viel anspruchsloser sind als andere europäische Armeen. Sie marschieren und kämpfen Tage und Wochen lang, ohne etwas anderes zu genießen als Brot, und können infolgedessen schneller vorrücken, weil die Marschrcgulierung von den Proviant kolonnen unabhängig ist." Zu ciesen Vorzügen tritt noch die unleugbare Bravour der Infanterie. Es ist, als ob diese Leute den Tod überhaupt nicht kennen oder fürchten. UM» stakt vor cisr lür. Izztz^tz ist es ckis > -------- Uv»«»» dvsto 2sit kür ckso OssekLitsmsuo, soiiivu Vorrat an lllllttsHanxeo, Oouvert» «uv. einer flau trolle ru unts» rieben und ckis Lsstäncks ru vrgtinrvn. 2ur ^okvrtiguvg aller Lrton sowie PMMm eil dmMm MW kält sied besten» vwpkoklvn cki» Verlas äs» „kiosaor laxeklatt" —— Go»Slk»»Sn»G» SV. —— Lillixstv kreise bei saobxswäöor unck sauberer Luskükruog. Liß«!»« »llvlldlllllsr«!. ksrrorlsr- voll üllmsnsr-llstilt. „Die haben in diesem Kriege Frontangriffe geleistet, die sich mit den kühnsten und blutigsten Leistungen der Jä- pancr während deS russischen Krieges vollauf messe» können. In Serbien selbst neigte man anfangs dazu, das auf die ausgezeichnete Unterstützung durch die Artillerie zurückzuführen. Aber bei dem Babuni Planina-Paß bei Prilep, wo dte Türken eine gewaltig starke Stellung aus einem Hügel inne hatten, von dem aus sie den engen Bergpaß beherrschten, drang die serbische Infanterie ohne jede artilleristische Unterstützung in engster Front vor, erklomm Fclsenwände, von denen die Verteidiger Stein massen auf sie herabrollten, und nahm mit der blanken Waffe eine Stellung, die von 30 türkischen Bataillonen verteidigt war. Tas ist in den Tagen der Gewehre und der Geschütze so gut wie ein Wunder." Vermischtes. Einem Hochstapler in die Hände ge fallen. Fräulein Marie Karl, eine junge Deutsche, die erst vor kurzem nach Paris gekommen war, ist hier das Opfer eines bekannten internationalen Hochstaplers geworden. Dieser stellte sich der Dame als Botschafts- Attaches vor und erklärte ihr, daß er an der deutschen Botschaft eine Anstellung erhalten könne, wenn er eine beträchtliche Summe Bcstechungsgelder beschaffen könne. Auch versprach er ihr die Ehe. Das leichtgläubige junge Mädchen verabredete mit dem Hochstapler ein Rendezvous. Als er mit ihr zusammen kam, bedrohte er sie mit einem Revolver und raubte ihr das ganze Vermögen, das sie bei sich trug. Vorgestern gelang es, den Hochstapler zu verhaften. Er entpuppte sich als ein vielfach vor bestrafter Verbrecher. Zu dem Revolverattentat auf den Lon doner Polizeipräsidenten wird weiter gemel det: Sir Edward Henry, der Präsident der Metropoli tan-Polizei, war Mittwoch abend gerade aus seinem Automobil vor seiner in Kensington (London) gelegenen Wohnung ausgestiegen, als sich ihm ein gutgckleideter junger Mann näherte und wortlos drei Schüsse auf ihn abgab. Der erste Schuß traf den Präsidenten in die Leistengegend, der zweite streifte den Unterleib und der dritte durchbohrte den Rock. Sir Edward Henry brach sofort zusammen. Sein Chauffeur stürzte sich sogleich aus den Attentäter und schlug ihn mit einem ivohlgczielten Faustschlag zu Boden. Sir Edward Henry wurde in sein Palais getragen, wohin schnell Aerzte telephonisch berufen wurden. Der Zustand deS Verwundeten ist zu nächst noch nicht besorgniserregend. Zwei Detektivs, die sich ständig in der Begleitung des Polizeipräsidenten befinden, fesselten den Verbrecher, der nach Scotlandyard gebracht wurde. Es wurde festgestellt, daß er ein 25- jähriger Autosührcr namens George Bowes aus der Lon doner Vorstadt Acton und verheiratet ist. Das Motiv seiner Tat war Nachsucht. Sein Gesuch um eine Lizenz als Autodroschkenführcr war von der Polizei abgclehnt und seiner Beschwerde beim Obcrkommissar war von die sem nicht stattgegeben worden. Sir Edward .Henry, der im 62. Lebensjahre steht, hat seine Laufbahn im indischen Dienste begonnen. Ein anspruchsvoller Heiratslustiger. In Japan lebt der berühmte Maler Jsciba, der vor kur zem seine Frau durch den Tod verlor. Als er sich über den Verlust ein wenig getröstet hatte, entschloß er sich, eine zweite Ehe einzugehen. Er stellte an seine Zukünftige' sechs besondere Bedingungen, die er in seinem an sämtliche Heiratsbüros seines Landes gehen den Bewerbungsschreiben ausflelltc. Nicht weniger als 46 Töchter des Jnselreiches boten dem Anspruchsvollen Herz und .Hand. Aber nur eine einzige, eine 28 jährige junge Dame, entsprach seinem Frauenideal. Die Tu genden dieser vollkommenen Gattin waren ganz eigener Art. Sie hatte alle Wechselfälle des Lebens erfahren, und, wie cs der sonderbare Freier vorschrirb, nichts Menschliches war ihr fremd geblieben. An Vermögen besaß sie nur die Kleider, die sie trug. Eltern und Ge schwister waren schon lange tot, so konnte ihre Liebe ruhig nur ihrem Gatten gehören. Sie verpflichtete sich gern, Stuben und Küche immer peinlich sauber zu hal ten, sich nach japanischer Art zu kleiden und zu frisieren und die fremden Moden gering zu achten. Schließlich war sie von stattlicher Gestalt, über fünf Fuß hoch. Mt dieser Perle aller Frauen feierte der Werber unter Aus schluß der Oeffentlichkeit ein einfaches Hochzeitsmahl in einer kleinen Gastwirtschaft bei einer Flasche Rum. Im Einverständnis mit seiner Frau hatte er auf die Anwesenheit des Standesbeamten und der Trauzeugen und auch auf den kirchlichen Segen verzichtet. Ein vaterländisches Erlebnis. Aus Toong (Darjeling, Brit. Indien) schreibt der „Schles. Ztg." ein Mitarbeiter: Ich muß von einem vaterländischen Erleb nis berichten, das Bedeutung hat. Es ist bekannt, daß die Deutschen in Britisch-Jndicn in ihrer großen Mehr heit gegen das Deutschtum gleichgültig sind. Bezeichnend ist dafür, daß es in ganz Indien, einem Lande von der Größe Europas ohne Rußland, und mit verhältnismäßig zahlreichen deutschen Kolonien in den meisten größeren Städten, keine einzige deutsche Gemeinde gibt! Ich wollte nun der Sache auf den Grund gehen und untersuchen, ob wirklich kein deutsch-völkisches Empfinden in dieser anglo-indischen Umgebung mehr aufkommen könne, und versammelte zu diesem Zweck einen kleinen privaten Kreis von Deutschen um mich, von Herren, Damen und Kin dern, und zwar von solchen deutschen Familien, die nie als besonders „englandtreu" bekannt waren. Ich hatte die Herrschaften zu einem politischen Vortrag eingeladcu und benutzte als Leitfaden das bekannte Buch „Und dann. . .?! Fortsetzung der Schlacht auf dem Birken felde in Westfalen 191 . . .!" Kaum hatte ich einige Stellen ans dem Büchlein vorgelesen, als dasselbe den kleinen Kreis in einer Weise fesselte, daß ich »leinen ganzen Vortrag über den Hausen warf und mich ent schloß, das ganze Buch einfach vorzulesen — nur mit