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SS-«SSsLL?RMZMK?zZss MWRsskMBM? MLKMMKMKsß Mldchenrhre hatte iyk rin Mr <Mmal versehrt, sich jemals Wiede; in einen solchen Strudel zu begeben, Vie an jenem Abend in den „Drei Linden". Beim Heimgang in der Dämmerung fand sich schon jedeSmal irgend eine Gelegenheit zu verstohlener Umarmung und zärtlichen Küssen, und Ernst gewann, je mehr er Muß« hatte, den Verkehr seiner Kameraden mit den Lindentänzerinnen, das Betragen dort und die Aeußerungen in der Kaserne zu vergleichen mit seinem Verhältnis zu Marthchen, eine aufrichtige Hochachtung, ja fast eine Art Ehrfurcht vor dem Charak ter seines MiSchens. Wie ein Engel, wahrhaftig wie ein reiner Enget war sie ihm vorgekommen! und hatte ihn erinnert an die letzten Worte seiner Mutter, und bei dieser Erinnerung hatte er sich des Wassers nicht ge schämt, das seine Augen füllte. Endlich fragte Frau Baronin gerade heraus mit fast ängstlicher Stimme: „Kind, Sie wissen, daß ich es gut mit Ihnen meine. Ich bin überrascht. Sagen Sie mir ganz ehrlich: wie stehen Sie eigentlich mit diesem Ulanen?" Hastig antwortete Marthchen: „Frau Baronin dür fe« mir glauben: cs war wirklich das erste Mal, daß wir uns in -er Stadt getroffen haben. Es geschah ganz zufällig; er ging Ordonnanzwcge." „Kino, Sie haben mir meine Frage nicht beant wortet. Auch meinte ich. Sie hätten vorhin gesagt, es sei nicht das einzige Mal, daß sie sich getroffen hätten?" „Nanz recht, Frau Baronin. Doch sonst nur Sonn- tags." „Nun ja- also, wie stehen Sie zu dem jungen Manne?" Nanz leise, mit glühenden Wangen sagte nun Marthchen: „Ich habe ihn gern." Es folgte eine lange Pause. Märthchens Hände zitterten. Frau Baronin atmete tief, sie schnaufte fast. Schweigend saßen sich die beiden Frauen den Rest des.Abends gegenüber. — Tas große Reinemachen war bei Hellem Sonnen scheine vorübergegangen, aber am Palmsonntag herrschte ein heimtückisches Regenwetter. Und gerade Märthchens Ausgehtag, der erste Aus gehtag in der langen Zeit, der zu verregnen schien. Aus der Narnisonkirche kommend, hatte sie Ernst in der Front erkannt und traurig mit den Augen gegrüßt. Gerade, als seine Augen sie fanden- wurde er von einem Vorgesetzten angeredet. Nun wüÄä sie ihn heute wohl nicht Wiedersehen, heute sucht und wer wußte, wann? So stand Marthchen am Fenster ihres Zimmers, mit verweinten Augen, und drückte die Stirn an die kühlen Scheiben des hohen Fensters. <» Ein trauriger Frühling da draußen im Garten. Palmsonntag! Sie dachte zurück. So verging ein Jahr nach dem andern. Was hatte sie nun schon seit ihrer Konfirmation erlebt! Eine traurige Jugend ! Ver stoßen! Und doch hier Liebe gefunden; aber keine recht fröhliche Liebe! Und sie weinte immer, obschon ihr die Dichter worte durch den Sinn gingen: es muß doch Früh ling werden. Frau Baronin fragte mit einem kühlen Blick auf Märthchens verweintes Gesicht nach Emma. Das Mäd chen war nirgends zu finden. Emma lehnte unterdessen unten im Stall! an der Haferkiste und befand sich in sehr erregtem Gespräche mit Bogumil wegen einer neu anzunehmenden Stelle. ES wollte dem guten Mäuschen nicht in den Kopf, daß er seine Emma nicht mehr jeden Tag sehnen könne, und in seinem Schmerze vergaß er sich so weit, daß er bekümmert auf die Schwierigkeiten hinwies, die für ihn daraus erwachsen würden, daß er sich nur schwer an fremde Menschen gewöhnen könne. Und wenn die Neue nun gar schon selber einen hätte? In diesem Augenblicke betrat hastig Ernst Hage dorn den Stall und beendete die unerquicklichen Prä liminarien zum „Auseinandergehen". „Was willst Tu denn?" fuhr Emma ihn an. „Bon Dir gar nichts!" erwiderte ebenso grob' Ernst. „Tas ist ein Wetterchen!" wandte er sich dann an Bogumil. „Hast Du Täbak? Wolken bißchen schwatzen,- daß der trübe, tümpelige Nachmittag nur vergeht." „Na- führst Du denn unser Fräulein nicht aus? Unterm Schirm geht's doch noch viel besser!" lachte das Mädchen frech. „Deinen Quatsch anzuhören- bin ich nicht ge kommen. Scher Dich hinüber, hier hast Du nichts zu suchen." Bogumil duldete heute solche Behandlung „seiner" Emma. ' „Für seinen guten Willen wird man auch noch grob behandelt!" rief die Kleine beleidigt. „Ich bin ja Deinetwegen hier. Damit Tu Dir wenigstens nicht den Kopf zerbrichst wo Tein Marthchen sich herum treibt, — da, lies mal, wenn Tu lesen kannst!" Sie hatte eine blaugraue Stadtpostkarte aus der Bluse gezogen und hielt sie dem Ulanen unter die Nase. Bogumil-Mäuschen hielt sich, wie von allem Schriftlichen, in respektvoller Erntfernung. Ernst hatte die Karte an sich gerissen und die Adresse gelesen. Stimmt: An Fräulein Martha Wedemann, Villa Lukajin, Parkstraße 4 — alles stimmte. L. M.! Sieh zu, daß Du Dich für heute abend freimachen kannst. M Uhr Zentralhotel, Ncstaurantraum. Dein . .. ja, dieser Buchstabe konnte mancherlei sein! Ein R. schien es zu sein. Ernst zitterte ein wenig, man sah's an dem Karten blatt in der Hand. Bon wem ging nun diese Ein ladung aus? Tie Schrift war entsetzlich dünn, spitz und ^unregelmäßig. „Was geht mich denn das Ding an?" sagte endlich Ernst, um der ihm peinlichen Beobachtung ein Ende zu machen. „Wer weiß denn, wer sie sprechen will. Aber wie kommst Du denn zu dieser Karte?" , „Ich habe sie aus Versehen heute früh im Kasten stecken lassen, und nun wollte ich sie Mr mal erst zeigen. Wirst Dir ja Dein Mil daraus nehmen können, so dumm wie Du auch bist!" Sie deutete an die Stirn. „So eine Hochnäsige nimmt Dich schon, einen gewöhn lichen Soldaten und Tagelöhner. Ist Dir schon recht. Na, Bogumil- wir sprechen nochmal darüber!" Eie ging ab. Tie beiden Vaterlandsverteidiger klopften ein Sechs undsechzig zu Bogumils Vorteil, da Ernst auffallend zer streut war. Er war ja nur hierher gekommen, um we nigstens in Märthchens Nähe zu sein, und nun gab ihm auch noch die Postkarte besondere Gelegenheit, an sie zu denken. Auf alle Fälle war's gut, wenn er nm die angegebene Stunde sich in der Nähe hielt, er würde dann Marthchen doch sehen, vielleicht sprechen können mrd erfahren, wen sie besuchen wollte. Fortsetzung folgt. Deals «ad Siaaspriiche. Allzeit fröhlich, ist gefährlich; Allzeit traurig, ist beschwerlich: Allzeit glücklich, ist brtriiglich; Ein- umS andere ist vergnüglich. Alldeutscher Spruch. Ich habe durch mein ganzes Leben gefunden, daß sich der Charakter eines Menschen aus nichts so sicher erkennen läßt, wenn alle Mittel fehlen, als aus einem Scherz, den er Übel nimmt. Lichtenberg. Druck und Brüag von Langer t Winterlich, Riesa. — Für die Redaktion verantwortlich: Arthur Hähnel, Riesa. Erjähler an der Lide. Bellet». Gratisbeilage zu» „Riesaer Tageblatt". «r. rs. »A«, «. >»,«» >»ir ». Teuer erkauft. Roman von Hans Bleymüller. Fortsetzung. Wiele sahen den beiden nach, doch vergaßen Ernsts Bekannte, ihn in gewohnter übermütiger Weise zu be grüßen. Mänchem blieb ein Zuruf zwischen den Zähnen stecken, sobald sein Blick auf die auffallende Erscheinung der Begleiterin fiel. Endlich hatte Ernst noch ein Tischchen ausfindig gemacht. Marthchen hatte bis dahin nur seinen breiten Rücken gesehen. Um sich schauend, gewahrte sie nun, wie von allen Seiten zudringliche Neugier und neidi scher Hohn auf sie blickten, und diese Wahrnehmung erhöhte nur noch das Gefühl der Unbehaglichkeit. Auch Ernst schien etwas beklommen, er räusperte sich öfters Und fuhr sich mit dem Finger um den Hals, als sitze die Halsbinde zu eng. „Ach, du. . . geht das hier immer so zu?" flüsterte Marthchen. „Ja, freilich," erwiderte der Ulan einigermaßen verlegen. „Hier sitzen ja aber nur lauter Mädchen?" ,^Fa, die Männer bleiben gewöhnlich vorn am Büfett oder in der Stube nebenan, wie bei Euch daheim auch." „Ach aber, Ernst, Du bleibst bei mir? Wären Wik doch lieber wo anders hingegangen! Hier wird man von allen Seiten so angestarrt." „Na, laß sie starren — Pröstchen — Schatz!" fügte er leise hinzu, und ihre Blicke tauchten tief ineinander während Märthchens Lippest die beiden Worte ganz leise nachsprachen. Ernst rückte mit seinem Stuhle herum, sodaß er in das Gewühle des Saales schauen konnte und — dicht neben der Geliebten, rückenfrei zu sitzen kam. Jhk Fuß suchte den seinen und ihre Hand kroch unter die seine. So saßen sie versunken und schauten träumerisch auf das Gewoge. Der Walzer war eben beendet. „Na, Ernst!" schrie ein Ulan im Vorbeigehen und schlug den Angeredeten auf die Schulter. Da schien er zu bemerken, wie dicht ein junges Mädchen dabei saß: „Alle Achtung!", er legte die Hand grüßend an dir Stirn, „feines Mädel, großartig! Bist doch ein Filou! Na, nichts für ungut!" Er ging, durch Marthas ernsten großen Blick unsicher gemacht; Ernst drückte darum, um Entschuldigung bittend, Märthchens Hand fest in der seinigen. Es entging ihm nicht, daß vom Büfett her seine Kameraden immer häufiger auf ihn hersahen. ,Hch muß doch auch mal hin zu den Kameraden,- sonst legen sie es mir als Stolz aus, wenn ich sie gar nicht begrüße," sagte Ernst nach einer unruhigen Pause. „Wenn s nicht anders geht. . .7 aber dann bleibe nicht lange, bitte nicht?" bat sie hastig. „Nein, nein!" sagte er, scheu aufsehend. Marthchen verfolgte seine stattliche Gestalt mit ängst lich zärtlichen Blicken. In ihre Beobachtung versunken, vergaß sie ganz ihre Umgebung, sie sah nur da vorn, was um ihren Geliebten sich begab. Ernst hatte kaum das Büfett erreicht, so umringten ihn schreiende Kameraden, legten ihren Arm schwer auf seine Schultern und schleppten ihn oder ließen sich wankend von ihm schleppen. „Menschenskind! Glückspilz! Alter Schwerenöter! Patentes Frauenzimmer! Wo hast Du denn die er gattert?" klang es durcheinander. Ernst drängte sich vor: „Eine Runde!" rief ech geschmeichelt und vor Glück Übermütig, und bald er schallte von heiseren Stimmen das: .Hoch soll sie leben, hoch soll sie leben, dreimal hoch!" Marthchen sah Ernst im Mittelpunkt de» Säuger chores stehen und ahnte, wem da» Hoch galt. Wie peinlich ihr da» war! Hatte er da» angrstistet? „Du, sag mal, hübsch ist Deine Kleine, aber schad«, daß sie lahm ist!" meinte ein Kamerad zu Ernst mit scheinbar ehrlichem Bedauern. „Lahm?'" fuhr dieser aus. „Nu ja, warum tanzt Ihr denn nicht?* Lautes Lachen. „Kameraden, unser Don Juan soll leben!" gröhlte einer, und wieder llang da» dreimal hoch. „Was sagt denn da die blonde Alma?" fragte wieder einer. „Ta drüben sitzt sie ja.. .7 ach nein, härt, guckt doch! Junge, lauf hin, die mNcht Dich schlecht!" rief ein anderer. Ernst traute seinen Augen kaum. Wahrhaftig, die blonde Alma saß neben seinem Marthchen und sprach lebhaft wie mit einer alten Bekannten. „Son 'ne Katze!" knirschte er und wurde zornrot. Hastig trank er sein Glas aus, während ^setne Kame raden sich weidlich vergnügten über seinen Rager. „Noch eins!" schrie er dem Kellner zu. Unmöglich konnte er jetzt an seinen Platz zurück, er konnte nicht wegen de» Spottes seiner Kameraden, die schon von .„Vielweiberei" und ähnlichem witzelten. Ab« fei« MNrth- chen tat ihm leid. Er kannte die Blonde genug, nur sich sagen zu können, daß hinter deren Lachen Bosheit stecke. Sie hätte alle» sagen können, er war sich keiner Schuld bewußt; aber brauchte Marthchen überhaupt zu erfahren, dap dieses Frauenzimmer ihn kannte? . Eine Polka begann. „WaS bekomme ich, wen» ich Dich rausreiße und hole Alma weg?" fragte ein kleiner, dicker Zivilmensch. „Drei Glas Bier, Mensch!" schrie ihn Ernst an, froh über diese Lösung. Ter Kleine steuerte hin; aber schon hatte rin recht wohlhäbiger Herr Alma entführt. Ernst wollte nicht den Schein erwecken, als habe er auf diese« Augenblick mit seiner Rückkehr gewartet. Er bliS darum nochnrtt einigen Kameraden zurück und begann vom Dienst zn sprechen, vor Erregung und Verlegenheit mit überlaute« Eifer. — Marthchen war leichenblaß geworden, al» auf ein mal die lange Alma von Hacksteiner u. Co. auf sie zu getreten war und sie mit unverschämtes Vertraulichkeit begrüßt hatte. - „Na, Ernst wird's ja nicht gleich Übelnehmen, wen» ich mich einstweilen auf seinen Platz setze. Ben» er erst mal da vorn ist, kommt er nicht gleich Nieder. Ra^ Marthchen, ich will Ihnen nur soviel sagen, vick ist nicht mit ihm los. Lassen Sie sich nicht mit ihn» ein, es tut not, man bezahlt dem Menschen noch da» Sier. D« lob ich mir meinen, da'geht'S jedeSmal noch in ein Lasch nachher womöglich «och in eine Weinkneipe. Ja, so «sts Reisender, da» ist doch ein ganz anderer Aal al» so ein Ulan. Die wissen, wie man da» Lebe« fch»n macht!" Ta war Alma zum Tanz geholt worden von de« süsslich- höflichen Weinreifenden, und — Marthchen atmete auf. Wäre sie doch nur nicht ans den törichten Einfall gekommen, hierher zu gehen! Wen» iküch diese»