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Fleisch zu versorgen. Daß nach Mißernte» vorübergehend einige Schwierigkeiten dabet entstehen, ist nicht -u bestreiten. Diese Schwierigkeiten werden aber durchs»« nicht durch, wettere vessnung der Grenzen beseitigt, sondern »I besteht vielmehr die Gesahr, daß st» dauernd werden, denn man kann e» dann keinem Landwirt mehr verdenken, wen« er da» Risiko einer öfteren Verseuchung seiner Viehbestände durch Verminderung der Stückzahl abzuschwächen sucht. Entgegen de» >u»sühru«gen de» Referenten Leube-Ham- bürg möchten w!r hier noch besonder» seststellen, daß da» Deutsche Reich bi» vor kurzem längere Zett hindurch so gut wie seuchenfrei war und daß erst nach einer erneuten Ein» schleppung au» Rußland die Maul» und Klauenseuche wieder größere Verbreitung gefunden hat. Zum Schluß seiner Ausführungen betont Herr Kickelhayn noch, daß in Chemnttz der Versuch mit gefrorenen Hammeln vorzüglich au»gefallen sei. Euch dies« vehauptung trifft kein,»weg» in vollem Umfang» zu. Die erste Sendung, bestehend au» 57 «»»geschlachteten Hammeln, fand allerding» sofort Ab nehmer. Die Direktion de» Schlacht» und DiehhofeS der Jleischerinnung zu Chemnitz hebt jedoch selbst in ihrem Bericht auf da» Jahr 1911 hervor, daß dieser anscheinend gute Erfolg für Dauerbezüge zu jeder Jahreszeit nicht al» maßgebend angesehen werden könnte, da die kalte Witterung dem Versuch günstig gewesen ist. Jedoch abgesehen hier von war da« Jnterefle de» Publikum» bereit» beim zweiten Versuch erlahmt. Nach der gehaltenen Umfrag« konnte der Verkauf nur in 37 Geschäften al» gut bezeichnet werden, dagegen »ar er in 81 mittelmäßig und in 18 Geschäften sogar langsam vor sich gegangen; in einigen Fällen ist selbst noch nach sech» Lagen Fletsch vorhanden gewesen. Wie man unter diesen Umständen von einem vorzüglichen Gelingen sprechen kann, ist nicht recht verständlich. Die hierbei gemachten Erfahrungen legen e» vielmehr nahe, ein Bedürfnis nach der Einfuhr gefrorenen Hammelfleische« überhaupt zu verneinen." —* Die Erdbeerzeit ist wieder da, und jeder be grüßt die rotröckigen Herolde de- Sommer» mit Freuden, denn die Erdbeeren sind durch die köstliche Lieblichkeit ihre» Dufte- und durch die würzige Frische de- Geschmacks zu allgemeinen Lieblingen geworden. Sie sind überaus gesund. Bor allen Dingen wirken sie blutreinigend, da sie viel natür liches Eisen enthalten, und fördern die Verdauung. Zur Erzielung allgemeinen Wohlbefinden« werden jetzt Erdbeer kuren ebenso häufig angeordnet wie im Herbste die Trauben kuren und ini Februar Apfelsienenkuren. Mannigfach ist die Verwendung der Erdbeere. Zu Bowle bereitet, erquickt sie den Durstigen, al« Marmelade, Gelee und Pudding ist sie ein gesundes Dessert, selbst zu Wein läßt sie sich pressen. Au« der Geschichte der Erdbeere ist nur wenig bekannt. Lange Jahre hindurch kannte man nur die Walderdbeere. Erst nach der Mitte des 17. Jahrhundert» erfolgte die erste Veredelung der Erdbeere in Frankreich. Später wurden zwei amerikanische Sorten eingeführt, durch welche die Frucht quantitativ und qualitativ wesentlich verbessert wurde, bis dann das 19. Jahrhundert die verschiedenartigste» Zuchtpro- dnkte inbezug auf Größe und Geschmack hrrvorbrachte. — Infolge der Reise des Kronprinzen Georg nach Tübingen taucht jetzt die Mitteilung auf, daß der Kronprinz wahrscheinlich demnächst die dortige Uni versität besuchen werde. Wie verlautet, ist dies durch aus nicht der Fall, sondern der Kronprinz ist bereits jetzt bei der Leipziger Universität inskribiert und wird die Landesuniversität nach ver Ableistung seines mili tärischen Ticustjahres voraussichtlich gemeinsam mit seinem Bruder, dem Prinzen Friedrich Christstau, be suchen. Ter Kronprinz stattet lediglich in Tübingen dem au der dortigen Universität studierenden jungen Herzog Philipp Albrecht von Württemberg einen Besuch ab. Der Herzog ist bekanntlich ein naher Verwandter des Monprinzcu, und zwar insofern, als der Prinz Johann in seiner ersten Ehe mit einer württembergischeu Prinzessin verheiratet war. — Der König von wachsen und Kronprinz Georg sind Sonnabend zum Bessuch der Herzogin von Genua in Stresa eingetrosfen. — Wie in auswärtigen Blättern zu lesen ist, sollen die Militärkapellmeister neue Schulterstücke aus rotem Kamelgarn erhalten, da die bisher getragenen denen der Offiziere ähnelten und dadurch häufig zu Verwechslungen führten. Auch ist das Dirigieren im Ueberrock bei Konzerten, die crwerblichen Zwecken dienen, untersagt, es darf vielmehr nur der Waffcnrock ange legt werden. Strehla. Dem 33. Bezirks-Feuerwehrtag de» Grimma-Oschatzer Verbandes, welcher am 30. Juni in Strehla stattfindet, ist folgende Festordnung zugrunde gelegt worden: Am Vorabend 8 Uhr: Zapfenstreich, Kum mers; morgens 5 Uhr: Weckruf; 1v Uhr: Abholen der Gäste am Bahnhof; 11 Uhr Berbandssitzung im Rats- kellersaale; Vr2 Uhr: Gemeinschaftliches Mittagessen im Ratskeller; >/r3 Uhr: Stellen zum Umzug aus dem Markt platz. Nach Beendigung des Umzuges Alarmierung der Freiwjll gen Feuerwehr Strehla. Don 6 Uhr ab: Konzert und Ball ini „Ratskeller" und in „Jrmerts Restaurant". * Seußlttz-DteSbar. Einen schönen Verlauf nahm gestern die Fahnenweihe de» K. S. Mtlttärverein» für Seußlitz und Umgegend. Bon allen Setten strömten die Festgäste in den Mittagsstunden den festlich geschmück ten Orten zu. Der '/, 1 Uhr von Riesa ankommende groß« Obrrdeckdampfer, aus dem 2 Musikkapellen abwechselnd spielten, war bi» auf den letzten Platz besetzt. Um 2 Uhr stellten die Vereine in DtrSbar zum Festzuge, der sich von dort durch Seußlitz nach dem auf einer Wiese an der Elbe gelegenen Wetheplatz begab. 30 Fahnen und mehrer« Musikkapellen waren zu zählen. Nach der Gruppierung vor der Tribüne, auf der Ehrengäste und Festjungfrauen Platz nahmen, eröffnete der Mannergesangverein Seußlitz mit einem Gesänge den Akt. Der Gemetndevorstand und nach ihm der MilitärvrrrinSoorstrher begrüßten die Er schienen, worauf «ine Festjungfrou «in schwungvolle» Gedicht vortrug. Die Weiherede hielt Herr Pastor Bätsch» Merschwitz. Gr «ahm zu« Leitgedanke« seiner Au«führungen da» auf der neu« Fahne angebracht« Losung»wort .Mit Gott für König und Vaterland" und weiht« di« Fahne al» «in Sinnbild unverbrüchlicher Treu« bi» in de« Lod. Gin« Festjunzfrau sprach «in w«theg«dicht und der Bezirk« vorst«h«r v«rpflichtM» de« Fahnenträger. G«. Maj. der König verlieh der Fahne «in» grün»«etß« Schleif, und Fahnennagel mit Königlichem Namenäzug. Da» Geschenk überreichte mit entsprechenden Worten Herr Bezirk«vorfl»her Merker. Herr Geheimer Regierungbrat >mt»hauptmann Dr. Uhlemann stiftete rbenfall» einen Nagel und richtet« begeisternde Worte an diu festgebenden Verein und an die Gäste, von den yestjungfraven wurden Schärpen für Fahnenträger und Fahnenbegletter, von den Frauen Bandelier und vom Lurnverein« Handschuhe für den Fahnenträger geschenkt. Weiter« Schleifen gaben di« Frauen und Familie vohrmann. Herr Kantor Ebner und Frau stifteten einen Fahnennagel und Lrauerflor. Insgesamt wurden von Ehrengästen und Vereinen 07 Fahnennägel überreicht. In herzlicher Weis« dankt« der VerelnSvorsteher für die Gaben, worauf ein Lied de» Gesangverein» den Uetheakt schloß. Heiß brannte bi« Sonne während de» Weiheaktr» vom Himm«l»zelt« auf die versammelte Menschen menge und mehrere Mal« mußt« die Santtät»kolonne bet OhnmachtSansällen in Tätigkeit treten. Vom Weiheplatze bewegt« sich der Zug nach dem gestplatz« am Gasthose Seußlitz, wo für verschiedene velustigungen gesorgt worden war. In den Sälen der Gasthöfe Seußlitz, Nieschütz und »Zum Roß" in Die»bar bot sich Tanzgelegenhrit sür die Gäste. Die Sächs.-Böhm. DampfschiffahrtS-Selellschast hatte in bester Weise durch Stellen größerer Dampser zur Rück beförderung der Passagiere Sorge getragen. Geradezu be ängstigend war da» Ansammeln der Menschenmassen an den Landungsbrücken in DieSbar und Niederlommatzsch zu dem Schiffe, da» '/i8 Uhr nach Riesa fuhr. Gegen 1000 Personen mochten auf dem Schiffe vorhanden sein. Der enorm« Verkehr wickelte sich jedoch in glatter Weise ab. Die noch länger am Festorte Verweilenden führten spätere Extraschiff« nach Meißen bez. Riesa. Meißen. Im Kunzelchen Steinbruch in Karpfen» schänk« wurde Freitag nachmittag der vruchmeifter Otto Reiche!» au» Zadel von einem herobrollenden Stein er schlagen. Der verunglückte hinterläßt Frau und zwei erwachsene Kinder. §8 Dresden. Gegenüber dem Königlichen Lustschlosse zu Pillnitz liegt in WaldeSgrün die Villa der 71 Jahre alten Rentiere Fräulein Hantsch. Die alte Dame Pflegte ihre Wohnung nicht oft zu verlassen. Ende der vorigen Woche war sie jedoch nach Dresden gefahren, um bei der städtischen Sparkasse ein größeres Guthaben abzuheben. Hiervon muß irgend eine Person Kenntnis erhalten haben, denn am Sonn abend stütz gegen 8 Uhr wurde die Villenbesitzerin von einein bis jetzt noch unbekannten Manne in ihrer Wohnung über fallen, erschlagen und beraubt. Noch gegen 7 Uhr morgens hatte die Ermordete von der Milchfrau die Milch entgegen genommen. Als aber gegen ^9 Uhr der Briefträger er schien, fand dieser an der Haustür einen Zettel mit der Auf schrift: »Ich bin für drei Tage verreist!" Das machte den Briefboten stutzig, denn die alte Dame pflegte nie zu verreisen. Er veranlaßte die Oeffnung der Wohnung und nun fanden die Eintretenden die alte Dame ermordet in der Küche liegen. Man konnte an den Bstitspurcn feststellen, daß der räuberische Ueberfall in der Hausflur stattgefunden hatte. Der Mörder hatte dann sein Opfer in die Küche geschleift. Die Leiche hatte über dem rechten Auge eine starke Beule. Der Mörder hat sein Opfer erst erschlagen, dann noch erwürgt und ihm zuletzt noch ein Kopftuch um den Hals gebunden, um den Anschein zu erwecken, als sei die Ermordete erdrosselt worden. Die sofort hcrbeigerufene Polizei nahm mit Hilfe von Polizei hunden die Verfolgung des Mörders auf, die Hunde ver folgten die Spur lns an das Elbufer, versagten dann aber. Aller Wahrscheinlichkeit ist hier der Mörder in die Elbe ge sprungen und hat schwimmend das rechtsseitige Elbufer er reicht, um sich dann durch schleunige Flucht über die böh mische Grenze in Sicherheit zu bringen. Dippoldiswalde. Um den Schulkindern eine entsprechende Zahnp flege, die nach den Feststellungen de» Kgl. Bezirksarztes sehr nötig ist, angedeihen zu lassen, hat sich die hiesige Kgl. Bezirksschulinspektion mit dem Zahnarzt Blunk aus Belgern bei Torgau, der ihr vom Direktor des zahnärztlichen Instituts der Universität Leipzig, Professor Dr. Dependors, empfohlen worden ist, ins Einvernehmen gesetzt und mit ihm einen bis 1914 währenden Vertrag abgeschlossen. Herr Blunk, der sich in Dippoldiswalde niedergelassen hat, hat die unentgelt liche ärztliche Untersuchung sämtlicher Schulkinder sowie die unentgeltliche Vornahme der für nötig erachteten Ex traktionen (diese zunächst nur 1912) und die Belehrung von Lehrern und Kindern über Zahnpflege übernommen. Hainichen. Tödlich verunglückt ist in Pappendorf der Wirtschaftsbesitzer Dehne dadurch, daß ein Wurzel stock auf ihn stürzte, wodurch ihm der Brustkasten ein gedrückt wurde. Werdau. In der Sonnabentmacht ist die Vigogne spinnerei von Vderhold einem Großfeuer zum Opfer gefallen. Das zweistöckige Fabrikgebäude ist eines der ältesten der Stadt überhaupt, das schon im 18. Jahr hundert dem Betriebe einer Spinnerei diente. Das Feuer breitete sich mit so großer Schnelligkeit aus, daß nichts gerettet werden konnte. Auch das Wohnhaus des Besitzers wurde vom Feuer ergriffen und völlig einge äschert. Auch dort konnte nichts gerettet werden. Plauen t. v. Der Streik der Maurer und Hand langer am großen Neubau der Firma Julius Tietz war nur von kurzer Dauer. Die Lent« haben thr« Tätigkeit Freitag wieder aufgenommen. Leipzig. In einem Lokale in der Sternwarten, straße gerieten mehrere Personen in einen Streit, der bis auf die Straße fortgesetzt wurde. Bei der sich ent- spinnenden Schlägerei erhielt ein 20 jähriger Schneider aus der PoniatowSkistrahe einen Messerstich in den Rücken und trug außerdem schwere Kopfverletzungen da von, fv vag er in» Krankenhaus geschasst werden mußte. Ein 36 jähriger Maurer von hier, der verdächtig ist, der Messerheld gewesen zu sein, wurde verhaftet. Gericht ützer die Iffentttche Gemeindervtlsttznng t« Gr»« am LL. Jnnt 1VLL. , vorsitzmder: Gemetndevorstand -an«; nicht anwesmd sind die Herren Riedel, Jlgnrr. Ortlepp, Hoffman» und Münch. 1. nimmt da« Kollegium Kenntnt« von der erfolgten Ge nehmigung zur Errichtung eine« Steigerturmes für di, Freiwillig« Feuerwehr an der Oststraße und von der Genehmigung zu den Um- bezw. Neubauten im Gakwerk. 2. Zu dem beabsichtigten Wohnhautbau de» Herrn Hermann Heyde an der Alleestraße werden die üblichen Bedingungen ge- stellt und al« Kaution 650 M. gefordert. Der Gemeinderat be- fchtteßt hierzu, an der Alleestraße Sstvckig« Häuser zuzulassen und entsprechende Berichtigung des Bauplanes vorzunehmen. 3. Die eingangs erwähnten Baulichkeiten im Gaswerk (Ofen fundament, Kohlen- und Trockenschupprn) sind sofort ausgeschrieben worden. ES fordern: Zäncker-Rlesa 4281.18 M., Schneider-Riesa 4720.46 M., Göpfert L Laube-Gröba 5088.60 M., Hennig-Gröba 4606.95 M. Herr Gartenschläger beantragt, die Arbeiten Hernr Baumeister Hennig zu übertragen; Pflicht sei eS, di« hiesigen Ein wohner zu unterstützen. — Herrn Lieberwirth erscheint die Ver antwortung der Oeffentlichkeit gegenüber zu groß, hier ca. 359 M. mehr auszugeben, als der Mindestfordenide berechnet. — Auch die Herren Wehner und Strehle können sich mit dem Anträge Garten» schläger nicht befreunden, zumal die Möglichkeit eintreten könnte, daß durch solche Manipulationen die auswärtige Konkurrenz sich an PreiSabgabcn nicht mehr beteiligt. — Die uorgenominene schriftliche Abstimmung zeigte Stimmengleichheit bei Hennig und Zäncker, worauf der Vorsitzende auf Grund der GeschaftSoronung entschied, die Arbeiten dem Mindestfordernden zu übertragen. 4. Beschlußfassung über das OrtSgesetz über Anlage und Unter haltung von HauSklüranlagen ivird ausgesetzt. 5. Die Anschaffung des vom „Heimatschutz" empfohlenen Werkes für Kleinwohnungen für mittlere und Großstädte wird einstimmig beschlossen. 6. Wegen Kreuzung der elektrischen Hochspannungsleitung mit Telefonleitungen macht sich verschiedentlich Kabellegung nötig, so in der Echulstraße, in der Oschatzer und in der Jndustriestraße. Kollegium bedingt hierzu nur, ordnungsmäßige Wiederherstellung der fraglichen Straßen. 7. Zur Abtrennung der Parzellen 848 a von 848 (Besitzer Rolle) wird Dispensation erteilt. 8. Für Kreuzung der Bahngleisr mit ElektritätSleitungen wird die Bahn von Erhebung von BezeigungSgeld absehen, wenn ihr die Gemeinde gleiches Entgegenkommen zeigt bei eocntl. Kreuzungen von Straßen mit Telegraphen- usw. Drähten. Dies soll geschehen. Anschließend hieran beschließt man, mit der Ueberlandzentrale wegen Anbringung einer Straßenlampe nahe dem Schuttablade platz zu verhandeln. 9. wird gegen die Stimme des Herrn Wehner das OrtSgesetz über Erhebung von Gebühren fiir Lustbarkeiten zur Armenkasic in zweiter Lesung angenommen. 10. wird vorbehaltlich der noch zu erfolgenden Prüfung durch einen Verbandsrevisor die 1910 er Gemeindekassen-Nechnung richtig gesprochen. Sollte bis 1. Oktober d. I. der NevisionSvcrband nicht zustande kommen, ist über Prüfung durch einen vereideten Revisor erneut zu beschließen. 11. Gelegentlich der Beratung des Haushaltplanes ist die Vor richtung der Postdiensträume und des Sitzungssaales in Erwägung gezogen und hierfür sind Beträge eingestellt worden. Der Bau ausschuß empfiehlt, den Sitzungssaal in seiner jetzigen Beschaffen heit zu belassen, weil derselbe spätestens Anfang nächsten Jahres nach der I. Etage verlegt werden müsse. Der Saal werde zu Expeditionsräumen dringend benötigt, denn die Unzulänglichkeit der Dicnstraume namentlich bei standesamtlichen Handlungen trete alltäglich mehr in Erscheinung. Weiter sei eine Bcamtcnstelle neu zu begründen und besonders auch fiir die Schreibmaschine ein ent sprechender Raum zu beschaffen. Dies« Vorschläge des Bauaus- schusseS werden einstimmig akzeptiert und die Vorrichtung der Posträume Herrn Malermeister Rost gemäß seines Anschlages sür 81.50 M. übertragen, während Herrn Malermeister Vock das Vorrichtcn der zweiten Wohnung im Gaswcrks-Wvhnhause über tragen wird, wenn er diese Arbeiten zum gleichen Preise auSfiihrt, wie s. Z. die GaSmeisterwohnung. Hierauf geheime Sitzung. Gespenster. Das Unheimliche, das Gruselige, das Spuk- und Zauberhafte, es hat der menschlichen Phantasie zu '.allen Zeiten reichliche Nahrung geboten. Für die Kinderwclt kann's geradezu gefährlich werden, wenn sie mit sol- chen Sachen überfüttert wird, besonders dann, wenn unverständige Dienstmädchen die Kleinen durch Go spenster-Schreckgeschichten zur Ruhe bringen wollen. Na türlich kommt's auch vor, daß sich große Leute bis zum Unfug gegenseitig ängstigen und aufregen: mau denke nur an die Medien und Geistererscheinungen und all den sonstigen Krimskrams des Spiritismus uns Okkultismus. Vom Standpunkt des Kulturhistorikers aus ist's ja ganz interessant. Man kann da die merkwürdig, sten Studien zur menschlichen Geistesgeschichte machen. Und manchmal! waren's sogar Leute von Rang und Wär- den, die wirklich an Gespenster glaubten. Auch Frau Sage hat sich dieser Jrrgeister angenommen. Kaum gibt es ein verfallenes Schloß, eine verwitterte Waldkapellc, eine düstere Schlucht, wo's nicht „umgeht"^. Häufig sind's die Toten, die ob einer grausigen Schuld keine Ruhe finden: sie müssen immer wieder an den Ort ihrer Tat und — wehe, wer ihnen in den Weg läuft! In gemüt licher Dämmerstunde raunen sich's die Alten zu. So sagt Hölty: Sie schwatzten dies und schwatzten das.: vom Feuernrann und Ohnekopf, vom Amtmann, der im Dorfe spukt und mit der Feuertette klirrt.. - Einige Dichter haben's meisterhaft verstanden, das Gespenstische gleichsam im künstlerischen Gewände zu zeigen. Goethe läßt den Türmer zu Mitten der Nacht auf die vielen Gräberreihen hinabschauen: Der Mond, der hat alles ins Helle gebracht, der Kirchhof, er liegt wie am Tage: da regt sich ein Grab und ein anderes dann, sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann, in weißen und schleppenden Hemden. Oder die grandiose Gespenster-Stimmung in Bürgers „Lenore", in Shakespeares „Hamlet", in Grillparzers „Ahnfrau", tn Turgenjews „Visionen", in Maeterlincks „Eindringling": — allerdings, wem so etwa- leicht auf die Nerven fällt, der lasse lieber davon. Nun, und im übrigen soll man keine Gespenster sehen, wo keine sind. Das ist eine alte, gute Lebensregel. Das bloße Grübeln über Sorgen, die irgendwo am Horizonte ge- spensterhaft anstauchen könnten, ist zum mindest« ein