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vorigen Jahr« nicht genügend audgereitt sind, »ugrschrieben wird, von den Kartoffeln, dl« in viel«, Bezirken erst im Aufgchrn find, liegen erst zum Teil Noten vor; dasselbe gilt auch von den Rüden. Mitt« Juni »origen Jahre« waren notier«: Winterweizm 2.2. Sommerwetzen 2.4. Winterroggm S.S. Sommerroggen 2.4, Wintergerste 23. -aser 2,5, Flach« 26, Futterrüben 2.7. Zuckerrüben 2.3. Kartoffeln —. Klee 8,0. Luzerne 2,6, vewüfferunglwtrsen 2,5, ander« Wiesen 2,8. —88 stuf dem verbandriag der deutschen Ziga» retten-Jndustrtellen erklärte der verband«syndikuO, daß der ingltsch-amerikanlsche Trust jetzt versteckt sein Ziel erstrebe. Hochbegabte Vertreter seien von dem Trust, der im Jahre 18S3 schon über 670 Mill. Mark Vermögen verfügt habe, nach Deutschland und besonder« nach Dresden entsandt worden. Anfang 1900 sei e» ihnen geglückt, die Firma Ja«matzt in ihren Besitz zu bekommen; in den letzten Jahren hätten sie noch zwei Dresdner Fabriken dazu erwerben können, wofür er, der Syndikus, die Beweis» habe. Die Arbeit de« Truste« sei leider durch die deutsche Gesetzgebung mit der Einführung der hohen Ztgarettensteuer erleichtert worden. * Äröba. Heute vormittag gingen die Pferde eines dem hiesigen Rittergut gehörigen Geschirrs durch. Der Geschirrführer erlitt hierbei einen Beinbruch und mußte durch Mitglieder der Riesaer Sanitätslolonne nach dem Krankenhaus in Riesa gebracht werden. Lonne witz. Hier sind in der Mtttwochnacht eine Scheune und ein an diese angebaute« Au«zug«gebäude niedergebrannt. Der Besitzer hat versichert. ES wird Brandstiftung vermutet. Großenhain. Vom 12. bis 17. Mai hat in Stadt und Ephoric Großenhain eine Kirchenvisitation durch Ober hofprediger D. Dr. DibeliuS stattgefunden. Der Oberhof- Prediger hatte eine Neuerung vorgcnommen, insofern er auf die eigentliche Visitation in der Ephoralstadt und die Diözesan versammlung aller Geistlichen und der abgeordneten Kirchen vorsteher der ganzen Ephorie den Besuch der sechs Spezial konferenzen der Geistlichen folg« ließ, um mit den Trägern des geistlichen Amtes nähere Achtung zu gewinnen und von ihrer wissenschaftlichen und praktischen Arbeit noch eingehender Kenntnis zu nehmen. — Zurzeit sind hier Kommandos der verschiedensten Kavallerie-Regimenter Sachsens verquartiert, die bestimmt sind, die Ncmontcn von den Remontedepots der Umgegend für ihr Regiment abzuholen und zu verladen. Heute wurden mit Rcmonten versorgt da« 18. Husaren-Negi- ment in Großenhain, das Gardereiter-Negiment in Dresden, dar 20. Husaren-Regiment in Bautzen und da« 1. Feld- artillerie-Regiment Nr. 12 in Dresden. Zurzeit werden sämtliche Kavallerie- und Artillerie-Regimenter Sachfen» von den DebotS Kalkreuth, Skassa und Obersohland versorgt. Jede« Regiment erhält 60 bis 70 Stück Remonten. Die Remonteabgabe dauert bis nächsten Sonnabend. )( Großenhain. Mit acht Tage» Grsängni« wegen Vergehen« gegen das Viehseuchengesetz und Beleidigung be straft wurde der frühere, in Naulet« bei Großenhain woh nende Gastwirt Schotte. Derselbe hatte die erlassenen Vor sichtsmaßregeln wegen der Maul- und Klauenseuche inso fern übertreten, al» er am 2. WeihnachtSseiertage öffentliche Tanzmusik abhielt. Da» Dresdner Landgericht hielt den Gchuldbewei« nur zum Teil für erbracht und erkannte auf 8 Tage Gefängnis. X Döbeln. Gestern mittag feuerte der 52 Jahre alte frühere Bäcker und jetzige Arbeiter Kuuze vor dem hiesigen Amtsgerichte nach einem stattgrhabten Ehescheidungs termin auf seine von ihm getrennt lebende um 16 Jahre jüngere Ehefrau drei Reoolverschüsse ab. Die ersten beiden streiften «inen Schuh und die lederne Handtasche der Frau. Der dritte Schuß traf de» Soldaten Wtederer von der fünf ten Kompagnie des Jnfanterie-RegimentS Nr. 139, bei dem die Frau Schutz gesucht hatte. Die Kugel drang unterhalb de» Schulterblattes in den Rücken und blieb in der Brust stecken. Der Täter, der früher hier und zuletzt in Chemnitz wohnhaft war und al» ein gewalttätiger Mensch geschildert wird^ ließ sich hierauf ruhig verhasten. Der au« Schlesien gebürtige Soldat wurde in» Garntfonlazarett geschafft, wo sich herauSstellte, daß die Verwundung nicht schwer ist. Potschappel. Da« Opfer eine» tödlichen Unfälle» ist der 45 Jahre alte Rottensührer Oskar Naumann aus Gittersee geworden. Auf dem Bahnkörper an der Dres dener Straße in Potschappel wurde er von einer mit Schwellen beladenen Lori, die er begleitete, überfahren und getötet. X Dresden. Der Ritt der Kavallerieosfi sirre um den Ehrenpreis S. M. de» Kaiser« findet in diesem Jahre beim 12. und 19. Armeekorps am 20. September statt. X Dresden. Der bayrische Ministerpräsident Frei- Herr v. Hertling stattete gestern nachmittag dem Finanz minister o. Geydewitz einen Besuch ab und begab sich um 4 Uhr 26 in Begleitung de» Gesandten Grafen o. Lerchen feld nach Berlin. 83 Dre » den. In dem herrlich gelegenen Dillenorte Wachwttz, unweit der Königlichen Weinb«rg»-Btlla, instand in dem Hause de» Fletschermeister» Angermann in der Nacht zum 13 August vorigen Jahre» ein großer Brand, dem zwei Menschenleben, «ine ältere Frau und ein vier- jährige» Kind, zum Opfer fielen. Diese» Unglück veranlaßte einen Einwohner in Wachwitz, namen» Ganze, die Feuer- wehr in Wachwitz anzugreifen und derselben in einem Artikel, den er der sozialdemokratischen „Dre»dnrr Volk«- zettung" zur Veröffentlichung übergeben hatte, Pflicht widrigkeit, Saumseligkeit und Unbesonnenheit vorzuwerfen. Der Hauptmann der Wachwitz,r Feuerwehr stellt« namen« der letzteren gegen Ganze Strafant ag wegen Beleidigung. Der Angeklagte machte die Wahrnehmung berechtigter Inter, essen geltend, wurde jedoch der Beleidigung schuldig be- fänden und vom Schöffengericht zu 3 Wochen Gefängnis verurteilt, welche Strafe da» Landgericht al» Berufung». Instanz aus 2 Wochen herabsetzte. Der Angeklagte legt, Revision ein und erhob abermals Anspruch auf den Schutz de» 3 183. Der Vertreter der Wachwttzer Feuerwehr hob st» der ReoifionSverbandluna besonder» hervor, daß di« Beleidigungsabsicht vavurch deutlich zu Tag» getreten sei, «eil der U»g«Aa-t« unmitielbar nach dem Brand« sofort seine Angriff« gegen die Feuerwehr tn der sozialdemokra tischen Volkszeitung, die ihr« Ausgabe darin erblick«, di« Volksgenossen aufzuhetzen, erhoben hätte. Da» Oberlandes- g»richt bestätigte da» U/t^l de» Landgericht» und betonte, daß der Vorwurf der Pflichtwtdrigkeit, Saumseligkeit uud Unbesonnenheit beleidigender Natur seien. In dem Artikel trat« besonder» Gehässigkeit und Jrouie zutage. X Dre» den. Der Gartentechniker Witold Breyer au» Tsingtau, der sich verpfltchtet ha», die Reise um die Welt ohne Geld tn 400 Lagen au»zukühren (infolge einer Wette um 10000 mexlk. Doll ), ist über Port Arthur, Mukden, Mandschurei, Rußland, Schlesien in Dresden eingetrossen und wird sich von hier über Wien, Pari», London, New- york, San Francisco, Tokio, Uokohama wieder nach Tsing tau zurückbegebeu. Bautzen. Die Firma Waggon- und Maschinenfabrik, A.-S., spendete einen Beitrag von 1000 M. zur deutschen Lustflott». )( Zittau. Der 36 Jabre alte verheiratete Lehrer Karl Friedrich Hoffmann, der sich während de« Unterricht« an 10 Schulmädchen während der letzten 2 Jahre sortoe- setzt vergangen hatte, wurde von der Strafkammer zu 2*/r Jahren Grsängni» und 5 Jahren EhrenrechtSoerlust ver urteilt. Zwickau. Die Stadtgemeinde erhält in dietem Jahre an Kohlenzehnten den ansehnlichen Betrag von 275081 M Davon sollen 100000 M. in den Zehntenfond» und 125 000 M. tn den laufenden Betrieb fließen, während 25 000 M. dem König-Albert-Museumsfond« und 25 081 Mark dem Theaterbaufond». zugrwiesen werden sollen. X Freiberg. Im benachbarten Niederschöna stürzte der Dachdecker Martin Barthel von einem steilen Seiten- dach, ab und brach beide Arme. — In der vraun'fchen Oelmühl« in Dörnthal geriet ein Lehrling zwischen die Klötze de» Stampfer», wobei ihm der Schädel eingedrückt wurde. Er war sofort tot. LeiSnig. Die Verpachtung der an den StaatSftraßen de» Aultrstraßenmeisterbezirk» Lei«nig anstehenden Kirschen nutzung ergab mit 6062 M. fast den doppelten Erlös de» Vorjahre». Tannenberg i. Erzgeb. In der Nacht zu Mittwoch brach tn GryerSborf ein Großfeuer au», da« ein Bauerngut mit ollem Inhalt vernichtete. Burgstädt. Bon einem Radfahrer namen« Vogel au» Burkersdorf wurde tn Taura die 23 jährige Arbeiterin Lidia Fiedler au» Markersdorf, die kurz vor Herankommen de» den Berg herabfahrenden Radfahrer« noch die Straße zu überschreiten versuchte, überfahren, wodurch sie Verletz- ungen an Kopf und Gesicht und eine Gehirnerschütterung davontrug. Der Radfahrer stürzte auch vom Rad, konnte zunächst weiter gehen, fiel aber in Markertdorf ohnmächtig zusammen und mußte in seine Behausung überführt werden; er hat schwere innere Verletzungen erlitten. Der Zustand beider Personen ist bedenklich. Gelenau. Am Dienstag brannte da» Wohnhaus de» WlrtschaftSbesitzer» Max Hofmann bi» auf die Umfassungs mauern nieder. Al« die Feuersignale ertönten, wollte auch der Gründer und langjährige Hauptmann unserer Frei willigen Feuerwehr, der 70 jährige Strumpsfabrikant Herr Wilhelm Harzer, nach der Brandstätte eilen. Unterweg» erlitt er «inen Herzschlag, der seinen alsbaldigen Tod her- beisührte. Oelinitz i. V. Der Gemüsehändler G Künzel wollte in Untertriebel, wo er wohnt, einen Korb mit Salat auf bewahren. Dabet kam er dem Mühlrade zu nahe und wurde von diesem erfaß«. Er erlitt so schwere Verletzungen, daß er nach kurzer Zett starb. Plauen i. V. Ohne einen Pfennig Geld zu besitzen hat der jetzt 24 Jahre alte Kaufmann Enno Paul Knorr hier im März 1910 ein Stickerei- und Svitzen-FabrikationS- gcschäft eröffnet. Er führte das Geschäft derartig „kauf männisch", daß er nach einjähriger Fabrikantentätigkeit einen Konkurs lieferte, bei dem die Passiven 30000 M., dre Aktiven 67,64 M. betrugen. Der Konkurs mußte eingestellt werden, weil die Masse nicht einmal die Kosten deckte. Die Geschä digten waren meist Tüll-Lieferanten. Gestern wurde Knorr wegen Betrugs und einfachen Bankerotts zu einem Jahr Gefängnis verurteilt Wurzen. Nach s«ch»wöchtgem Kampfe mußte der Ausstand der Eieinarbeiter im Wurzener Pflasterfteingebiet ergebnirio» abgebrochen werden. Etwa 1000 Arbeiter waren an dem Streik beteiligt. Ihre Hauptforderungen waren der Abschluß von Tarifverträgen und die Abschaffung de» Skkordsyklem». Da die Arbeitgeber trotz der langen Ttretkdauer sich zu keinem Zugeständnis bereit erklärten, dagegen versprachen, die Ausständigen mit Ausnahme von 5 Slretkführern sämtlich wieder einzustellen, beschlossen die Arbeitnehmer am Dienstag die bedtngung»lose Wiederauf nahme der Arbeit. Leipzig. Die von den „Leipz. Reuest. Nachrichten' veranstaltete Sammlung für die durch Unwetter geschädigten Einwohner der Gemeinde Sehlt» hat bereit« 2218,39 M. ergeben. — In Leipzig machen zurzeit die Hamburger Z'mmergesellen viel von sich reden. ES tst die» eine merk- würdige Gruppe von Arbeitern, deren zünftige Traditionen bi» in da» Mittelalter zurückreichen sollen. Sie ziehen tn großen Trupp« durch die Straßen und fallen durch ihre originelle, malerische Tracht auf. Sie tragen sehr weit« Beinkleider, entweder au» schwarzem Sammet oder weißem Drillich, und kurze Jackett»; auf dem Kopf entweder einen Zylinder mit sehr schmaler Krämpe oder eine», schwarzen Ftlzhut von geradezu ungeheuerlichen Dimensionen. E« sind lauter sehr junge, vielfach recht hübsche L >ute, die auch gern die Haare in die Stirn gekämmt tragen. Die oer- ichtedenen Trupp», die man in den Straßen sieht, unter scheiden sich durch die Farben ihrer Schlipse. E» gib» Rot- geschiipste und Schwarzgeschlipste, neurrding» auch Blau- geschl'pfte. Diese Farben bilden die Abzeichen der drei Gruppen, die sich feindlich gegenübersteheu. Auch durch entsprechend» farbig« Streifen an den Hosen unterscheiden sie sich. Wie tm wilden Vesten von Amerika lauern die gegnerischen Gruppen — ost au» 80 bi« 40 Mmm be- stehend — sich mitt«, tm ruhigen Leipzig auf, fangen an, sich wüst zu verkeilen, und stechen fchließllch mit Messern auf einander Io«. So kam e» erst vor wenigen Tagen in der Nacht wieder zu einer gefährlichen Schlägerei in d« Kolonnadenstraße tm Westen der Stadt. Schwarz tind Rot hatten sich gegen Blau verbunden. Fünf Personen wurden durch Messerstiche erheblich verletzt. Gin starke« Schutzmann»aufgrbot griff energisch ein und verhaftete die Rädel»sührer. Leider bleibt e» nicht immer dabei, daß die Ztmmergelellen nur gegenseitig auf einander loSgrhen; sondern e» kommt auch vor, daß sie harmlose Passanten angreifen, durchprügeln und niederschlagen. Diese Rowdy? haben offenbar guten Verdienst und immer Geld in der Tasche; zuweilen sieht man sie auch auf der Pleiße friedlich- poetische Ruderpartien machen. Natürlich find e« nicht nur Hamburger, die zu ihnen gehören, sondern sie stammen auch au» anderen Land«»1etleu und dem Au«land; von Beruf find sie aber sämtlich Zimmerleute oder Maurer. Da diese „Hamburger Ztmmergesellen', wie sie nun einmal zusammenfaflend genannt werden, nachgerade zu einer Landplage geworden find, so wird jetzt dringend gefordert, sie nötig,«fall» nicht nur exemplarisch zu bestrafen, sondern auch au«zuweisen. X Leipzig. Der Kutscher Kliemann, der vom Schwurgericht Leipzig wegen Morde«, begangen an dem Zigarrenhändler Beug, zum Tode verurteilt worden war, ist heute früh 7 Uhr mittel« Guillotine htngerichtet worden. Vermischtes. CK. Die Mönche als Straßenbauer des Mittelalters. Tie großartigen Straßen- und Brücken bauten der Antike, sie uns noch heute, wo wir auf sic stoßen, durch die Größe der Anlage und die Festigkeit der Bauart fast wie übernatürliche Werke anmuten, waren vorwiegend für militärische Zwecke bestimmt. Aus diesen prachtvollen Chausseen marschierten die Legionen mit ehernen Schritten ihrem weltgeschichtlichen Ziele ent gegen. Doch nachdem der Wirbelsturm der Völkerwande rung über dieses vortreffliche Wegenetz, das das römische Weltreich umspannte, hingerast war, gerieten diese Stra ßen zum großen Teil in Verfall: selbst ihre Solidität konnte nicht den Naturmächten, der Versumpfung des Bodens, Erdbeben usw. widerstehen, und dazu kam noch, daß man im frühen Mittelalter wenig Wert auf die Erhaltung der Wege legte. Tie Straßen des Mittel- alters dienen ja nicht wie die der Antike in erster Linie strategischen Zwecken, sondern Leben und Vermehr, die sich auf ihnen abspieltcn, wurden hauptsächlich durch religiöse Antriebe bestimmt. Der Pilger aber bedurfte keineS'Wagens zu seiner heiligen Wanderung; der aske tische Gedanke, oer ihn auf der Fahrt zu den heiligen Oertern oder nach Rom, dem Mittelpunkt der Christen heit, leitete, ließ hn alle Unbequemlichkeiten und so auch die Llual der schlechten Wege mit frommem Sinne ge- dnldtg tragen. Wenn aber Bischöfe und hohe Herren mit großem Gepränge dahmzogcn , s, waren auch sio keinerlei Komfort gewöhnt und nahmen den trostlosen Zustand der Straße als etwas Naturnotwendiges hin. Das wurde jedoch im späten Mittelalter anders; wie jedes Bedürfnis sich seine M'ttel der Befriedigung schafft, so gestalteten auch die gewaltigen Pilgerfahrten Art und Formen des ReijenS allmählich völlig um und führten zu bedeutenden Straßenbauten ,bei denen die antiken Anlagen häufig benutzt wurden. Auf oi§ bedeutende Rolle, die bei dieser noch wenig beachteten Ingenieur tätigkeit des Mittelalters die Mönche spielten, hat der große Romanist Pi, Rayna in einem interessanten Vor- trage hingcwiesen, in dem er über die Straßen und Herbergen Italiens im Mittelalter ganz neues Material mitteilte. Die Kirche sah sich vor die Aufgaben gestellt, den unzähligen Reisenden, die im heiligen Land die Spuren des Wirkens des Erlösers aufsuchten oder zum Sitz des Papstes, zum Grabe des heiligen Petrus wafl- fahrteten, möglichst günstige Bedingungen des Lebens und Fortkommens zu schaffen ,nnd so wurden denn Her bergen errichtet, zuerst in Jerusalem, dann in Rom. Aber diese beiden Hospitze genügten nicht. Um die Pil ger nicht auf der Reife dem Hunger auszusetzen und von den frommen Fahrten abzuschrecken, wurden zahl reiche Herbergen an allen von den Wallfahrern benutz ten Straßen errichtet, dre von Mönchen geleitet wurden. Und die solchen Hospizen zugeteiltcn Brüder beschränkten sich nicht darauf, für das leibliche Wohl der müden Wanderer durch Speise und Trank zu sorgen, sondern sie erleichterten ihnen auch den Weg selbst, indem sie die Instandhaltung der Straßen und Brücken in ihre Obhut nahmen. In Italien erhielten die Kleriker, denen diese Aufgaben zuerteilt waren, den Namen „Pontieri"; sic waren auf lange Zeit hin die wichtigsten Straßen- und Brückenbauer, ja die eigentlichen Ingenieure des Mittel alters und wirkten nicht nur im Dienst der Kirche, son dern überwachten auch in manchen Gemeinden die öffent lichen Arbeiten. Die wichtigste Straße, der in Italien die Sorgfalt dieser kirchlichen Wegebauer galt und die von den Pilgern am häufigsten benutzt wurde, nahm den Verlauf einer römischen Chaussee auf; sie führte das Tal des Po entlang, hatte in Piacenza ihren Knotenpunkt, ging, am Paß von Cisa den Appenin übersteigend, ins Tal von Magra hinab und weiter nach Lucca. Hier ver ließ sie die antiken Spuren, durchquerte die Cerbata und mündete in der Richtung nach Siena im Tal von Elsa. An dieser Straße entstand im 11. Jahrhundert nicht weit von Lucca das Hospiz von Altc.wScio, das sich bald eines ungeheuren Zuspruchs erfreute und das Vorbild für eine große Anzahl anderer Herbergen wurde. Rayna schiLert dann tveiter, wie diese mittelalterlichen, von der Kirche für kirchliche Zwecke angelegten Hospize und Straßen allmählich für den Handel nutzbar gemacht wurdet», oer dann im weiteren Verlauf der Geschichte als