Volltext Seite (XML)
BiSmarW Druck gedeiht« Rechten „hunger Mann. Ne pnd zu beneid«. Solek» Erinne«ngen durch« leucht« ein ganzes Menschenleben Sie haben ihn gekannt; haben ihn gesprochen? ein Strahl seiner Größe streifte Sie. SS ist mir eine wahre Herzens freude, Sie als Freund meiner Familie gewonnen zu hab« und in diesen Stunde», die das ganze Vater land so schwer treff«, Zhr Mitempfinden neben unS steh« zu seh«." Frau Luise muhte bei allem Schmerze, der auch durch ihre Seele zitterte? doch ein heimliches Lächeln unterdrücken über den poetischen Gefühlsüberschwang ihre» sonst so schlichten, prqmischen Mannes und über das MückSleuchten ihrer kleinen dummen Maus, das, vollkommen frei von jeder Umhüllung, gerade in diesem Augenblick ihr Empfinden für d« Geliebten so deutlich ausdrückte, daß nur ein so harmloser Mensch, Mia eL der eigene Later war, nicht merk« konnte, wie e» um ihr junges, warmes Herzchen bestellt war. Ihr lieber Mau» sollte fich hinterher nicht wundern, wen» Herr von Limpferer sich für ein« hochwill kommenen Schwiegersohn hielt. Er machte schon fetzt ein Äesicht, als wollte er augenblicklich mit seinen stipviegersöhmichen Hoffnungen loSPlahm. Selbst die weihevolle Bismarcktrauerstimmung hielt vor dem vcr- fbnlichen Glücksgefühle nicht vollkommen stand, und wer Weiß, was gescheh« wäre, wenn nicht in diesem kri tisch« Augenblicke die beiden Rennigerjchen Damen er schien« wär«. Fra» Reuniger und ihre Tochter trugen beide Lrauerkleiduug und Hutt« rotgeweinte Augen. „W«S haben wir alle verlor«! Heute trauert die ganz« Wett." Da» war selbst Herr« von Krabenthien etwas zu viel. Sein preußisches Gefühl lehnte jich gegen den Schmerz der geboren« Französin auf. Tie hatte kett« Recht zu trauern, die nahm sich zu viel heraus. Eine exaltierte Person, wenn man eS recht betrachtete. Tie mutzte «an «ras auf den richtig« Standpunkt zurückführen. Er räusperte sich stark und mißbilligend. „Ra, na, die ganze Welt? Toch nur wir Deutsche, die den Gründer Deutschlands in diesem Manne verehrt«," sagte er mit Würde und sich in diese« Augenblick ganz als Deutscher fühlend. ,Lch glaub« nicht, datz die Franzosen trauern ivcrdcn. Zum Beispiel Sir, «eine gnädige Frau —" Wetter kam er nicht. Wie eine Rakete suhr Fran Aenniger auf ihn kos. -«Was- ich? Wall« Sie mir «v» die Berechtigung «-sprech«, um eine» Bis marck zu traue«- Ich, die «in« Mann liebte und besaß, der für LiSmarck sein« letzten Blutstropfen geopfert hätte, der einmal sogar beinahe von dem, groß« Manne persönlich empfangen worden wäre? Und ich sollte nicht traue« als Mutter einer Tochter, die einen ganz echten, einen ganz eigenhändigen Tankes- brief Bismarcks ihr eigen nennt?" Ta» nasse Spitzentüchelchen nmrdc noch um einige Tröpfchen nasser, »ährend seine Besitzerin Atem schöpfte und die Tochter an ihre Seite zog. „Da, dieses Sind hat — nein, das muß sie selbst erzähl«, darüber sage ich kein Wort. Aber das wird Ihn« beweis«, daß niemand eine größere Be rechtigung hat, heute zu wein« z»nd zu trauern- als wir." — „Einen eigenhändigen Taukbrief Bismarcks? Wieso denn? Wojür denn?" Alle Anwesenden drängt« sich um Ivonne, die purpnrrot, verlegen und beschämt dastand und kein Wort sagte, sondern nur einen schnellen, hülfejuchen- b« Blick zu Friedrich Ott» hinüberwarf, als wenn er der einzig« wäre, der sie vor dieser zudringlichen Rengier schütz« könnte „So reden Sie doch! Was steckt denn dahinter? In welcher Beziehung standen Sie zu dein großen Toten?" fragte Herr von Grabenthien ungeduldig und zog nun seinerseits das junge Mädchen an sich heran. Sie schlug die sanften, dunklen Augen verwirrt nieder. Friedrich Ott» konnte ihr wirklich nicht helfen, sic hatte sich aus feinem Blick eigentlich nur noch mehr Lerlegenheit und Unruhe geholt. „Ich — ach, das war nur eine Kleinigkeit, nicht der Rede wert —" „Nein, Zvonne, Liebling, setze Teine Tat nicht herab," siel Frau Renniger ein. „Er hat es selbst ge schrieben, welche Freude Tn ihm bereitet hast." „L.omit denn? Erzählen Sie doch! Was taten Sie?" Zvonne lächelte ihr süßes, etwas träumerisches, ver schämtes Lächeln, das Friedrich Otto zuerst das Herz bezaubert und gestohlen hatte. „Ach — mein lieber verstorbemr Papa, der', wie Mama schon sagte, Bismarck unbeschreiblich verehrte und mir die gleiche Verehrung für den großen Mann in die Seele gepflanzt hatte, erzählte eines Tages, er habe gehört, Bismarck, den das deutsche Volk zu jedem Geburtstage mit den köstlichsten Geschenken überschüttete, hätte einmal geklagt, daß unter all den Blumen und Blättern, mit denen man jenen Tag schmücke, nie ein grünes, frisches Eichenreis sei, und daß gerade ihn, den deutschen Mann, der die deutsche Eiche über alles liebc- nichts so freuen würde, wie ein einziger Zweig grüner, sprossender Eichcnblätter, der leider zur Zeit des ersten April nirgendwo im deutschen Walde zu finden sei. Das ging mir damals durch den Kopf. Ich bin eine große Blumen- und Pflanzenfrcundin und habe, wie man sagt, eine sehr glückliche Hand. Alles, was ich fetze und Pflege, gedeiht stets prächtig. Ach, es ist nicht viel davon zn sagen, ich setzte eben einen jung« Eichen- sprößling in ein Blumentöpfchen, hab' ihn gehegt und gepflegt —" „Ja, aber wie!" fiel die Mutter ein. „Tu mußt sagen wie. Ten ganzen Winter hindurch von einem Sounenstrahl in den ander», überall, wo die Sonne sich blicken ließ, da schleppte sie ihr Eichenbäumchcn hin." ! „Run ja, das war doch Ehren- und Herzenssache," lächelte Zvonne. „Ich habe ihn behandelt wie einen Krank«, drei Sommer und drei Winter sang. Papa und ich, zuletzt" — ihr lächelnder Mick umflorte sich — „nur noch ich allein. Papa starb, das Eickenstämm- ch« war als ein Stück seines Lenkens und Sorgens mir doppelt teuer. Im März vorigen Jahres war es so »eit, wie ich wollte, kräftig und fest und mit köst lich maigrüncn Blättern geschmückt." „Nickt möglich! Im März?" unterbrach Herr von Grabenthien kopfschüttelnd. „Tas stellt ja die Natur geschichte auf den Kopf." „O neiy, es zeigt nur, .ras Sorgfalt und Kultur schassen lönnen. Ter Gärtner, an d« ich mich des Verpackens halber wandte, war auch ganz verblüfft. Auf so etwas iv«re er nie gekommen, meinte er, und das brächte auch nur weibliche Geduld und Aus dauer zustande. Ja, er hat mich sehr gelobt. Im schwarz-weiß-roten Kübel mit schwarz-weiß-roten Schleifen verziert, haben vir es gemeinsam mit viel Sorgfalt und Mühe gepackt, und es ist gut und frisch dort angekommc». Ja, das ist die ganze Geschichte!" „Nein, Tn mußt doch noch erzählen, daß Tu den reizenden Brief dazu geschrieben hast," fiel die Mutter wieder ein. „Ach, Mamachen, nun ja, etwas dazu schreiben mußte ich doch," „Ja, einen reizenden Brief, ganz einfach, aber das hätte selbst ein Marmorblock fühlen müssen, wie es aus einem treuen Herzen quoll. Und dann kam die Haupt sache, ein eigenhändiges Tanlschreiben des Fürsten, eigenhändig, wie er es sonst nie mehr tat." „Ja, das war eine große Ireude, wenn Papa Vas erlebt hätte!" Herr von Ärabcuthicn war ausgrstanden. Ganz feierlich trat er auf Ivonne zu, beugte sich nieder und Maffe»aafl«>r« für AotottonSSruck. Adtl» Nüreh- «ab Geschäfts» t«tte» Briefköpfe, vrtrsletftk« Bestellzettel Broschüre«, Villers Deklarettovrn DeuNagongS- und Ei»lobmr«Sbrtefe Etulotzkarten Etikette» oller Ar» Fokturea, Flugblätter Formalere tn btd. Sorte« Frachtbriefe Sebra«chSan»etluage« Fre«»e«jellcl Ho»s- ««» Febrtk» vrö«»»«en Geb»rtSo«ieise« Hoch,ettSetAl«»«age» -Zettongea ««d «Bedichte Eofteitfchilder Koste»«»schl->« Eeteloge, Eotrokt» Eo«todücher Lo»«liste«, »«-«triefe »tttrtlaagr«, Mea»S Atttfterdücher, RotoS vlokote Progremmr VretSk«ro»t« Postierte«, v»itt»«,en Rodottworke» Nech»a«gea Speise«» ««d Weinkarten Stowte«, Te»rk«rteo Stimm-, Theater- ua» Sackzrttel visttnr» ««» veriabaagSkertea Wechsel. Werk» Ltrkrrlore, Seagniv» «. re. «. Dl» vrrchdrmkeret von Länger LViuterliell A. Langer und H. Schmidt) NILS» Soetheftroß« Rr. Ltz hält sich zur Anfertigung nach stehender Drucksachen bei sauberer Ausführung und billigster Preis stellung besten« empfohlen. stivser fsgedlstt — Amtsblatt — Fernsprechstelle Nr. 20. Telegramm-Ddreffe: Tageblatt Niesa. küßte ihr die Hand. „Ihre Frau Mutter! sprach die Wahrheit, Cie haben Berechtigung zu traue«, aber Sie haben auch Berechtigung, stolz, sehr stolz zu sein. Wahr haftig, man kann Ihrer Mutter, man kann Ihn«, man kann vor allen Tingen dem Männe gratulieren, der ein solches Mädchen gewinnt." Jvonnes Wangen färbten sich purpurrot. Sie hauchte ein verwirrtes Ach, und suchte die Hand, die der alte Herr noch immer ehrfurchtsvoll in der seinen hielt, beschämt fortzuziehen. Aber Herr von Graben thien war nun einmal in Gefühlserregung, er hvb die kleine ängstlich zuckende Hand noch einmal an seine Lippen und sagte mit der Miene eines Herrschers, der königliche Gnaden austeilt: „Nein, keine falsche Bescheidenheit! Sie haben et.vas so Außerordentliches geleistet, daß ich wirtlich wünschte, Sie wären eine Ost preußin und meine Tochter. Wert sind Sie dessen." Frau von Grabenthien, die ganz heimlich an ihrer Taille hernmgewischt hatte, um die Spuren ihrer Freude zu vertilgen, drückte schnell ihr Taschentuch gegen die Lippen, nm den Lachreiz zu verbergen, der sie bei dieser höchst verfänglichen Anerkennung ihres lieb«, guten, total blinden Mannes unwiderstehlich überfiel. Es war doch ganz unglaublich, was dieser Mann in seiner rührenden Unbefangenheit alles zustande brachte! Bequemer konnte er cs seinem Sohne wirklich nicht mach«. Tas hieß fast, die Rolle des Freiwerbers für ihn übernehmen. Tie armen Kinder, Ivonne und Friedrich Otto, standen da wie entlarvte Sünder. Sie war« beide töd lich verlegen, und auch Fran Renniger machte ein Ge sicht, als wenn sie sich eben an einem großen Bissen verschluckt hätte. Ob die arme Mariettc wirklich erst jetzt hinter den ganzen Sachverhalt der heimlichen Liebe zwi schen den beiden kam, und ob sie aus den Worten ihres Mannes das herauslas, was eigentlich jeder mit Aus nahme des harmlos« Redners selbst, herauslescn mußte? Tie Lage war unbeschreiblich komisch. Mer entschieden auch peinlich da keiner im Augenblick wußte, was er sagen sollte, und dem Schluß der Rede ein verlegenes Schweigen folgte. Schnell entschlossen griff Frau Luise ein. Sie klopfte der fassungslosen Zvonne lächelnd die erglüht« Wangen; „Ta hat Dir mein Mann die größte Schmeichelei gesagt, die es für ihn gibt. Unsere Kavola müßte sich jetzt totschämcn, wenn sic nicht den halben Vorwurf ihres Vaters, daß er an ihr nicht solches Glück erlebte, da durch entkräften könnte, daß er sie nie zu dergleichen ungehalten hat. Nicht Maus?" Tie offizielle Karola ging gnädig über den leicht sinnig gebrauchten Mansetitel fort. In Gegenwart Aimpfercrs durfte sich sonst keines von der Familie dergleichen erlauben, ohne die angedrohte Todfeind schaft in den Augen der Kleinen zu les«. Aber im Moment Ivar sie dafür abgestumpft. Vaters Rede hatte sie erschüttert. Also damit mußte man ihn packen, um seiner Vaterschaft würdig befunden zu werden. Ivonne und Friedrich Otto hatten es gut, auf das Eichenstämm chen konnten sie ihre Liebe ganz sicher stütz«. Tenn damit konnte Väterchen jetzt nicht mehr zurück, da war er zu deutlich gewesen. Sie seufzte. „Ja, Muttchen, ich habe ja gar nichts aufzuwciscn, mit dem ich mich Ivonne an die Seite stellen könnte. Ich bin wirklich kaum mehr würdig, eine Preußin zu sein. Väterchen hat es mir sehr deut lich gemacht, ich muß mich Umsehen, wo ich sonst Unterschlupf finde." Ter kleine unverschämte Racker! Tic Mutter hatte den schnellen, schelmischen Blick aufgefangen, der zu dein jungen Bayern hiniibergeflogen war, und fragte sich nun erschüttert, woher ihr in der schlichtesten Ein samkeit ausgewachsenes Kind zn dieser Tvppelzüngigkeit und rassiniertcn Tiplomatic kam. Waren die beiden Kin der vielleicht schon miteinander einig? Tas ging ja flott. Ihr ahnungsloser Mann'. Ter hatte sich zu der kleinen Heuchlerin -«wandt und schmunzelte an diesem Dcaucrtage zum ersten Male: „Ra, die Mutter hat Dir sch»» goldene Brücken gebaut, daß Tu ein Opfer der Erziehung seist und nichts dafür könntest, wenn Dir die großen BiSmarckerinne- rung« fehl«. Ta wollen wir denn ein Auge zudrücke» und Tich doch in der Familie und in Ostpreußen behalten." „Tu, Väterchen, so aus Mitleid und Gnaden lasse ich mich gar nicht behalt«. Eigentlich hast Du mir doch den Stuhl vor die Türe gesetzt. Paß mal auf, nun treibt mich der Ehrgeiz, und ich suche mir einen Mann, der persönliche Bismarckerinnerung« hat." TieSmal flog sein Blick nach dem jungen Bayern hin, aber Frau Luise sah, wie cs trotzdem in dessen Gesicht aufleuchtete. O diese kecke Maus, die vor den / Augen und Ohren ihrer Elte« solch deutliche Winke zu geben wagte! Was muß man alles an sein« Kindern erleben! Ter Vater schien das auch mißliebig zu finden. Sein freundliches Schmunzeln wich einem finster« Stirn runzeln. „Tas würde Tir doch etwas schwer werden," be gann er, und sicher wollte er dahinter einen Tadel über ihr ungebührliches Benehmen setzen, aber er kam nicht dazu, den» eben trat sein Freund, der Assessor, in den Gart« und begrüßte die Anwesenden mit alltäg licher, von keinem Hauch schmerzlich erregter Gefühle getrübter Freundlichkeit. „Ein wundervoller Tag, meine Herrschaften, rin bißchen heiß, aber sonst köstlich. Es ist doch schade, das; wir nicht heute die Partie nach dem Niederwald unter nehm«. Heute wäre eigentlich die rechte Stimmung, an Bismarcks Todestag —" »Ja." gab Herr von Grabenthien mit schwanken der Stimme und schwankenden Gefühlen zu. „Eigent lich könnte man daS Gedächtnis des großen Mannes heute nirgend besser feiern als dort. Aber wer mag sich in einen bunten Menschenschwarm begeben, von dem man nicht weiß, ob er in seinem laut« Leichtsinn nicht die Trauer des Tages entweiht!" „Ja, Trauerzüge zu veranstalt«, liegt nicht in der fröhlichen Natur der Rheinländer," lachte der Assessor in herzloser Unbefangenheit. „Tie Leute empfinden im Augenblicke wohl auch allgemein ein historisches Be baue«, aber wenn sie sich auf den Tainpfer setzen und ihren schön« Rhein hinunterfahr«, lass« sie daS hübsch an Land und sind vergnügt wie immer. Sie haben nicht alle Tage Sonntag und wollen sich den nicht verderb« lassen." „Natürlich, ich habe cs ja immer gesagt: leicht sinniges, oberflächliches Volk, das selbst von den größten Verlusten nickt erschüttert ist. Und Sie reden ihm selbstverständlich wieder das Wort," grollte Herr von Grabenthien. Fortsetzung folgt. AV«S. Revell« von L. vom Vogelsberg. Weithin zog sich die Linie der italienisch« Streiter. Kaum, daß sic sich vom Boden ein wenig abhob, grau und gelb und darüber die Sonne, sengend, glühend, tödlich. Trüben, kaum wahrnehmbar, lief eine andere Linie dahin, weiß und schwarz; das waren die Schar« Mene- Ms. Und vor der Linie huschte ein silberglänzendes Pünktchen auf und ab: Ras Makonnen. Ganz draußen auf den, recht« Flügel stand Leut nant Franconi. Ein Generalstäbler ritt aus ihn zu und reichte ihm vom Pferde herunter die Hand. „Halt die Ohren steif, Gio? Im Vertrauen gesagt, das ist der schlimmste Posten in dem ganzen verfehlten Plan!" Giovanni Franconi sah ihm mit einiger Befriedi gung ins Gesicht. „Also Tu glaubst auch nicht an ein Gelingen?" Ter Generalstäbler schüttelte ernst den Kopf: „Nein,