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diese« sei auf die mangelhafte Beschaffenheit de« Straßen« Pflaster« »uriickzuführen. Dieser Umstand spiele jedoch keine Roll«. Der Chauffeur hätte mit der Möglichkeit de« Er löschen« de« Hinteren Erkennungszeichen« rechnen können und hatte die Verpflichtung, fick» hi,rum -u kümmern. Er durfte sich nicht daraus verlassen, daß sein im Hinteren Teil, de« vagen« fitzender Dienstherr da« Licht beobachten werd», sondern mußt« selbst da« Licht de« Hinteren Er- k«nnung«t«tchen« im Buge behalten. Moritzburg. Der Fohlenaufzuchtverein für da« Königreich Sachsen hielt kürzlich hier seine 29. General« Versammlung ab. Der Eeschästsbericht für 1910/11 wurde einstimmig genehmigt und die Herren Landstallmeister Graf zu Münster und Gutsbesitzer Kloß, Nirdersohland, wieder in den Berwaltunglrat berufen. An die Stelle des ausgeschiedenen Rittergutsbesitzer« Platzmann, Renker«dorf, wurde Rittergutsbesitzer Rittmeister z. D. Roßbery, Tre- banitz. gewühlt. An die Versammlung schloß sich eine Vorführung von 15 Pferden sächsischer Zucht, sowie von Hengsten des Königlichen Landstallamte«. Außerdem wurden der zukünftige UebungSplatz des Landstallamte«, sowie die Fohlenaufzuchtstation Cunnersdorf besichtigt. Di« Teilnehmer zeigten sich von den gewonnenen Ein« drücken außerordentlich befriedigt. 'Dresden. Der Beztrksveretn Dresden des Deutschen Buchdrucker-Vereins hielt kürzlich eine von 58 Kollegen besuchte Versammlung ab. in der auch der erschienene PrinzipalSoertreter de« LarifkreiseS VII (Sachsen), Herr v. Lhalaker-Leipzig, da« Wort ergriff, um in einem I Vz« stündigen Vortrage die jüngst stattgehabten Tarifoerhand lungen in einem lebendigen Bilde zu zeichnen. ES wurde dazu folgende Entschließung gefaßt: „Die Versammlung der vuchdruckereibesther des Bezirke« Dresden spricht nach Anhörung de« Berichts des KreiSoertreterS über die Tarif« abschlußverhandlungen Herrn Thalacker ihren Dank sür die Bemühungen um da« Zustandekommen des neuen Tarifs au«, würdigt das Erreichte in gerechter Weise, bedanert aber, daß der gewerbliche Frieden mit so großen Opfern für das deutsche vuchdruckgewerbe erkauft werden mußte." Einmütig schloß sich die Versammlung den Richtlinien an, welche der Deutsche Buchdruckeroerein zur Einbringung der bedeutenden Mehrkosten aufgestellt hat. Mit dem Jnkralt- treten des erhöhten Lohntaris« am 1. Januar 1912 wird zugleich ein neuer Buchdruck-Pceistarif Giltigkeit erhalten und muß eine Erhöhung der Drucksachenpreise Hand in Hand gehen. Der Notwendigkeit eines PreiSausschlageS kann sich kein Buchdruckcreibesttzer verschließen, weil jeder von der tariflichen Lohnerhöhung betroffen wird. Klingenberg bei Tharandt. Vorgestern nachmittag in der 4. Stunde ereignete sich im hiesigen Pfarrbusche «in Raubanfall auf zwei junge, beim Talsperrenbau be schäftigte kroatische Arbeiter. Diese hatten sich mit den beim Kantinenwirt eingelegten Ersparnissen von 100 und 200 M. auf den Weg nach dem Bahnhof begeben, um nach ihrer Heimat zurückzufahren. Unterwegs fielen zwei ander« Landleute über sie her und beraubten sie. Der eine Ueberfallene wurde durch Messerstiche am Kopfe ver letzt. Die sofort mit einem Polizeihund unbenommene Spur verlor sich am Talsperrenbau. Abends 7 Uhr ober konnte bereits die Verhaftung der Räuber in Hartmanns dorf bei Frauenstein erfolgen, wo dem dortigen Postagenl-n da« unruhige Verhalten zweier Fremder ausflel. Die Beraubten erhielten den größten Teil ihres Geldes wieder. Mügeln. Zu tätlichen Angriffen von Ausgesperrten gegen Arbeitswillige der Firma Süß L Co. ist es Sonn abend nachts gekommen. Wahrscheinlich liegt ein Rache akt vor, Die Ermittelungen hierüber werden von den Polizeiorganen eifrigst betrieben. Königstein a. E. Das Erdbeben, das vor etwa 14 Tagen Süddeutschland und Westdeutschland heimsuchts, ist in der Sächsischen Schweiz nicht spurlos vorübergegangen. Wie ein Besucher deS kleinen Bärensteins mitteilt, wollte er bei seiuen Klettereien an einem der nordwestlichen Ausläufer deS FelSgebieteS einen sogenannten Blockkamtn benutzen, doch fand er diesen am oberen Ende gesperrt, da sich ein mächtiges Gipfelstück mit frischen Bruchkanten oben übergelegt und an den WandauSgängen verklemmt hatte. Beim Abstürzen ist eine mächtige Kiefer mit zu Fall gekommen. Der Sturz eines so mächtigen FelSstückeS kann nur dem letzten Erdbeben zugeschrieben werden. Wie die Bergwirtin erzählte, hat am fragüchen Tage daS Berg- hauS auf Momente merklich gezittert. Bautzen. Vom 2. Stockwerk auS dem Fenster ge- stürzt ist auf der Goschwitzer Straße die 45 Jahre alte Aufwartefrau Helene Kalich. Die Frau ist beim Fenster- putzen jedenfalls von einem Schwindel befallen worden und dabei in den Hof hinabgestürzt. Die Frau war sofort tot. Buchholz. Linen unglücklichen Verlauf nahm die Fahrt eines Brautpaares. DaS Paar kehrte im Hochzeit«, staale von einem Photographen zurück, unterwegs schlug die Kutsche, in der die Brautleute saßen, um, und die scheu gewordenen Pferde rasten, das umgeschlagene Gefährt hinter /ich herschleifend, davon, wnrden aber bald wieder aufge- halten. DaS Brautpaar hat zum Glück keinen größeren Schaden genommen, nur die Kleider und der Brautschleier waren nicht tadellos geblieben. DaS Paar rettete sich in ein nahes Restaurant, von wo eS in einem schnell herbei« geschafften anderen Geschirr weiter fuhr. Leipzig. Der 20jährige Arbeiter Sachse, der in der Wohnung seiner Ellern in Lindenau seine Geliebte, die 20 jährige Arbeiterin Käthe Hebenstrett erschoß und sich dann selbst lebensgefährlich durch einen Schuß verletzte, ist im Krankenhaus« gestorben. Leitmeritz. Vom Leitmeritzer KreiSgerichte wurde e berüchtigte „Weise Frau" Antonie Heide au» GerSdorf >ezcn Verbrechen» gegen da« keimende Leben und deS > igehen« gegen die Sicherheit de« Lebens zu 4 Monaten hwerem Kerker verurteilt. Die Heide hrtte nicht nur in Böhmen, sondern auch im benachbarten Sachsen eine um fangreich« Tätigkeit entfaltet und nach Au»sag« der Distrikts« arzte« von Gersdorf di« Hauptschuld an der Dezimierung der Beoülkerung von Gersdorf. Den unmittelbaren Anlaß zu ihrer Verhaftung gab der Tod der Viehhündlersgattin grau Mari« Pelzig in Pirna, di« wenige Stunden nach einem von der Antoni« Heid« oorgrnommenen unerlaudten Eingriff in einem Bado verschieden «ar. Di« früheren Missetaten konntest der Frau jedoch nicht nachgewtefen werden. Eger. Im Gemeindkwlrtshau« Jenichow gerieten beim Kartenspiel der Heger Schlambrrke und der Wirt schaftsgehilfe Dworschak in Streit. Der Heger zog ein« Pistol« und feuert« zwei Schüsse auf den Kopf seine« Geg- ner« ab. Dor Getroffene, rin Vater von 6 Kindern, starb nach wenigen Stunden. Der Mörder wurde verhaftet. vermischtes. CK. El» Aeihnachtsscherz von Goethe. Beim nahenden WeihnachtSsest sei an einen Weihnachts- scherz Goethes erinnert, der an versteckter Stelle, in dem 1835 erschienenen Werk eines englischen Goethc-Ver- ehrerS S. I. Kollar berichtet wird und erst durch die neue, von Jlodoard von Biedermann herausgegebene Gesamtausgabe von Goethes Gesprächen uns zugänglich gemacht worden ist. Unsere Klassiker kannten ja noch nicht jene innige Verehrung des Weihnachtsfestes, wie sie etwa im Leben und Lichten Theodor Storms zum Ausdruck kommt, aber Goethe sowohl wie Schiller haben sich am Lichterbaum erfreut und Wilhelm Grimm überliefert uns das schöne Goethewort: >,Weihnachten, Weihnachten, du warst der Kinder Freude, die noch im Traume lachten." Kollar erzählt unter dem 20. Dezember 1814: „In Deutsch land herrscht die Sitte, daß am Weihnachtsabend die Eltern den Kindern einen mit Bändern, Kerzen, Obst geschmückten Baum bescheren. Einst war auch Goethe am Weihnachtsabend zu dieser Familienfeier bei Professor Lorsbach geladen, welcher eine einzige, schon erwachsene Tochter hatte und für diese im Nebenzimmer einen sol chen schönen Weihnachtsbaum mit Aepfeln und anderen Geschenken vorbereitet hielt. In einem andern Zimmer wurde indessen musiziert, gesungen, Karten gespielt, mit Goethe gesprochen; aber dabei stahlen sich zwei schelmische Kumpane durch eine andere Türe in das verschlossene Nebenzimmer, beraubten den Baum aller seiner Aepfcl und Nüsse, und lehrten, als wäre nichts geschehen, in die Gesellschaft zurück. Schlag 7 kam der Vater, die Tochter an seiner Seite führend, öffnete die Tür und lud die Gesellschaft zum Eintreten in jenes Zimmer mit dem! Weihnachtsbaum ein. Wie stutzten und erstarrten alle, da der Baum kahl und leer mitten im Zimmer stand. Goethe blieb vor dem Baume mit auf der Brust verschränkten Händen sinnend stehen, und die ganze Ge sellschaft wurde still und wartete, was Goethe dazu sa gen würde. Ter aber öffnete die Lippen und rief mit schcrzlwft pathetischer Stimme: „Eva, verziehen sei dir! cs haben ja Söhne der Weisheit Rein geplündert den Banin, welchen der Vater gepflanzt." Freudiges Hände klatschen, Lachen und Scherze ertönten allseits bei diesen witzigen Versen und verschönerten den ganzen Abend bis in die späte Nacht." EK. Ein Fraucnstaat in Japan. An den von den Wogen des Stillen Ozcans bespülten sonnigen Küsten Japans, weitab von dem Treiben des modernen Handelsverkehrs, blüht noch heute eine ansehnliche Ko lonie, in der die Führerschaft in allen Dingen des Lebens und der Familie unbedingt der Frau angehört, und wo der Mann es als selbstverständlich betrachtet, sich schweigend der Oberherrschaft leiner besseren Hälfte unter zuordnen. Dies Paradies des Frauenrechtes liegt in dem Bezirk Schima, es ist die Kolonie der sogen. „Meer mädchen". Die kleinen Japanerinnen, die hier als „Herren der Schöpfung" walteten, verdanken ihren poeti schen Namen ihrem Berufe, denn ihre täglich« Arbeit ist cs, in das Meer hinab zu tauchen und der dunklen Tiefe Perlen und andere Kostbarkeiten zu entreißen. Aber die ser kleine Frauenstaat erteilt der Frau nicht nur die entscheidende Gewalt in allen häuslichen Dingen, son dern legt auch der Frau und nur ihr allein die Pflicht zur Arbeit aus. Die Männer verrichten nur häusliche Dienste, ihr Amt ist cs zu kochen, einzukaufen und das Haus in Ordnung zu halten, und im übrigen leisten sie den Ernährerinnen der Familie kleine Hilfe. Tie seltsame Kolonie kann dabei auf ein ehrwürdiges Alter zurückblicken, denn seit mehr als einem Jahrtausend ist es in der Bucht von Schima Sitte, daß die „Meermäd chen" im Wasser ihrem Berufe nachgehen und ihre An gehörigen erhalten. Wird einem Ehepaar ein Mädchen geboren, so eilen alle Verwandten und Bekannten des Torfes zum fröhlichen Jubelfeste herbei, die Geburt eines Knaben aber begrüßen lange Gesichter und ein dumpfes, trauriges Schweigen. Schon im frühen Kin- dcsalter beginnt die Vorbereitung der kleinen Mcermäo- chen zu ihrem späteren Beruf. Mit vier oder fünf Jah ren lernen die Kinder schwimme» und tauchen, und wenn sie 13 oder 14 geworden sind, gelten sie als erwachsen und treten als vollgültige Mitglieder in die Kolonie dieser Pcrlfischerinnen ein. Bis zu ihrem 40. Jahre geht die Meermaid dann ihrem Berufe nach; wenn sie dann aber auf die Taucharbeit verzichtet, so geschieht es nicht aus Altersschwäche. Gewöhnlich ist die 40 jährige be reits vielfache Großmutter und widmet sich nun der Erziehung der Heranwachsenden Enkel, denn selbst die Heranbildung der Kinder ist in dieser seltsamen Kolonie nicht den „männlichen Hausfrauen" überlassen, sondern seit alters her der weisen und vielersahrencn Großmama. Tie stete Arbeit in freier Natur hat aus diesen Perl fischerinnen mit der Zeit einen auffallend kräftigen und gesunden Menschenschlag gebildet. Für das Ansehen eines Mädchens ist weder ihr Vermögen noch ihr Besitztum ent scheidend, sondern ihre Geschicklichkeit im Tauchen. Tie Taucherin, so berichtet eine amerikanische Zeitschrift, bleibt je 1—2 Minuten unter Wasser. Tic Arbeit beschränkt sich auf die Morgenstunden, um 8 Uhr zieht gewöhnlich die Schar zur Meeresküste. Wer selbst der kälteste Winter bringt keine Unterbrechung der Tätigkeit, und so ver geht im Kreislauf der Jahre nicht ein Tag, wo eines dieser Mädchen oder Frauen nicht zwei, drei, meistens aber vier Stunden im Wasser verbringt. « Der „Klub zum blutigen Ohre". Eine in de Rue de la Chaussee d'Antin in Paris wohnende Schneiderin erhielt mit der Post ein kleines Paket, das mit den Initialen ihres auf Reisen befindlichen Mannes versiegelt war. In der Erwartung, ein Geschenk von dem geliebten Gatten zu erhalten, öffnete die Frau das Paket, fand aber darin zu ihrem nicht geringen Entsetzen eine mit Blut befleckte Zündholzschachtc», die ein frisch abgeschnittenes menschliches Ohr enthielt. Daneben lag ein Brief, auS dem folgendes entnommen sei: „Mar garete! Trotz der Bitten des Santa Syrio, genannt Willi Malglaw, Mitglied deS Klubs zum blutigen Ohre, infor mieren wir Dich, daß unser Klub beschlossen hat, daß Du ihm von Stund ab mit Leib und Seele anzugehören hast. Du hast Dich Montag um 9 Uhr abends auf den Chatclet- platz zu begeben, das Gesicht gegen den Wind gekehrt und unseren Abgesandten dort zll erwarten. Das Kenn wort ist „Unterwerfung". Das beigelegte Ohr zeigt Dir an, welches Deine erste Strafe sein würde, falls Du un gehorsam wärest!" Unterzeichnet ist, der Bries mit den Worten „ex pluribus unum" (statt unus!). Statt auf den Chatelet-Platz begab sich die kleine Schneiderin aber zum Polizeikommissar, dem sic Brief und Ohr überbrachte. Nur mit größter Mühe gelang cs dem Manne des Ge setzes, die um ihre niedlichen kleinen Ohren sehr besorgte Frau zu beruhigen. Eine polizeiliche Untersuchung wurde eingeleitet, und das Ohr ward nach dem Leichenschau hause geschafft, da man annimmt, daß irgend ein Spaß vogel cs einer Leiche abgeschnitten habe. Wasserstönde. Dez. Moldau Iler -------- Eger Elbe Bud- weiS ÄNNg- hnnz- lau Lau« Maud» »t» Par dubitz Mel- utk Leit- meritz Aut- DreS- den Riela 11. - 21 - 10 - 52 — 98 - 73 - 71 - öl -153 -106 12. - 22 — t - 62 - 93 - 80 - 90 - 7! - 57 194 -126 Wetterprognose der K. S. Landesioette: warte für den 13. Dezember: Westliche Winde, bedeckt, mild, zeitweise Niederr schlag. Neueste Nachrichten und Telegramme vom 12. Dezember 1911. )-( Dresden. (Vom Landtag.) Auf der Tagesord nung der heutigen Sitzuna der Zweiten Kammer steht als einziger Verhaudlungögegeusiand die von dem natio nalliberalen Abg. Nitzschle (Leutzsch) und Dr. Zöphcl so wie Gen. eingebrachte Interpellation: Was gedenkt die Königl. Staatsrcgieruug zu tuu, um das sächsische Schul wesen vor den Wirkungen des M o d cr nist e u eid cs zu schützen, und welche Stellung gedenkt sie dem jüng sten päpstlichen Motu Proprio gegenüber einzu nehmen? Auf die Frage des Präsidenten, ob die Kgl. Staats regierung geneigt sei, die Interpellation zu beantwor ten, erklärte sich Staatsminister Dr. Beck hierzu bereit. Abg. Nitzschke begründet die Interpellation und führt ui. a. aus: Außer den unerfreulichen Ereignissen auf poli tischem Gebiete hätten vor allem die Verstöße des päpst lichen Stuhls die Gemüter in Deutschland erregt uno cs müsse auch zugegeben werden, daß die Borromäus-Enzy- klika als eine Beleidigung ocr Reformation und der deut schen Fürsten, die ihr angehören, aufgefaßt werden müsse. Was den Modernistcneid anlange, werde zwar all gemein behauptet, er ginge den Staat und die Nicht katholiken nichts an, aber die Interpellanten seien an derer Meinung und ständen auf dem Standpunkte, daß die katholische Kirche, wenn sic eine solche Einrichtung treffe, eine Kluft zwischen der exakten geistigen Forsch ung und dem freien Gewissen austue. Außerdem sei wohl zu beachten, daß die Lehrer als Staatsbeamte keine Verpflichtung übernehmen dürfen, die gegen das Staats interesse verstoße. Wir erbitten von der Regierung Ant wort darüber, ob Lehrer, die den Antimodernisteneid geleistet haben, an unseren Schulen unterrichten und in welchen Fächern. Auf jeden Fall verlangen wir, daß der Unterrich auf den Religionsunterricht beschränktbKibt. Ter motu propriv-Erlaß hat ebenso große Aufregung ver ursacht. Durch ihn wird die Grundlage unseres Rechts friedens und unserer Rechtssicherheit gefährdet, wenn der Erlaß, entgegen anderen Auslegungen, auch für Deutschland berechnet ist. Er ermöglicht ein Vertusch ungssystem, zu dem die verantwortlichen Staatsbehör den nicht schweigen dürfen, wenn sie nicht freiwillig ein bedeutendes Stück ihres Rechtes aus der Hand geben wollen. Tie deutschen Regierungen müssen vom Papst verlangen, daß er klar erkläre, ob der Erlaß auch für das Deutsche Reich Gültigkeit habe und die sächsische Regierung müsse in dieser Frage die Initiative er greifen. Kultusminister Dr. Beck spricht zunächst seine Ge nugtuung darüber aus, daß der Interpellant von vorn herein erklärt habe, daß rie Interpellation sich nicht gegen die katholischen Mitbürger richte. In seinem Punkte sei er dieser Absicht nicht treu geblieben, als er näm lich meinte, daß mit dem motu proprio-Erlaß ein Ver tuschungssystem gefördert werden könnte, derart, daß die Bischöfe in manchen Fällen den Klerikaliter dem Gesetz entziehen könnte. Auch die Bischöfe seien durch ihren Eid an die Gesetze gebunden.