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3. Beilage znm „Riesaer Tageblatt". Rotatto«»dn«r uud Verlag vo» Langer ä Wtnterlfch i» Rtrsa. — Für di, Redaktion verantwortlich; Arthur Hiihnel in Riesa. S74 Sonnabend, SS. November 1N11, abends. 64. Jahrg. kn Sim kn Uitei ns CK. WaS die heftigen und unermüdlichen Angriffe der Araber nicht -u erreichen vermochten, hat eine Ele ni entarkrast der Natur in dem Bruchteil einer Nacht voll- bracht: die italienischen Truppen haben unter dem An- sturm der Muten ihre Stellung bei dem vielumstrittenen und entscheidend wichtigen Brunnen von Bu-Meliana in aller Hast räumen müssen. Der Zorn der Elemente hat in kur-er Frist die in wochenlanger Arbeit rnühsam aufge- türmten Erdwälle und Schanzgräben fortgeschwcmmt, und wo vor wenigen Tagen Türken und Italiener noch heiß um jeden Fuß Boden stritten, dehnen sich heute Teiche und Seen und versperren beiden Parteien den Weg. Im Corriere della Sera gibt Luigi Bar^ini einen fesselnden Bericht über diesen plötzlichen Angriff der Wasser, mit dem der Generalstab des Expeditionskorps offenbar gar nicht gerechnet hatte, obgleich diese Ueber- schwemmung alljährlich regelmäßig die gleichen Land strecken unter Wasser setzt. „Unsere Stellungen bei Bu- Meliana", so schreibt der Kriegsberichterstatter, „haben den Angriff eines neuen fremden Feindes erdulden müs sen: den Sturm der Ueberschwemmung. Tie Schanzen, die sich zur Rechten der berühmten Brunnen ausdehuen, waren in der kritischen Nacht von der 9. und 10. Kom pagnie des 82. Infanterieregiments besetzt. 40 Soldaten von jeder Kompagnie wachten als Posten an der Brust wehr- die anderen schliefen zusammengedrängt in den Zetten und in den Schanzgräben. Vor die Stellung waren kleine Wachtposten hinausgeschoben, uin nächtlichen Überraschungen vorzubcugen; halb eingegraben lagen sie draußen in der Finsternis, nur den Kops über das Sandmeer erhoben, den Blick in das Tunket gerichtet und den Gehörssinn auss äußerste angespannt, um beim ersten verdächtigen Geräusch den Alärmschuß abzugeben. Die Nacht war wild und stürmisch, schon früh hatten sich dichte Nebel gesenkt; dann begann ein wuchtiger Regen niederzugehen, schlug hart aus die Tische des Lagers donnerte polternd auf die Leinwanddächer der kleinen Zette, unter denen die Ruhenden, das Gewehr im Arni, Schlummer suchten. Bon der Oase herüber klang dumpf das klatschende Rauschen der auf die Baumkronen nieder prasselnden Regenmassen, von Zeit zu Zeit zerrte ein wütender Windstoß im Laube, und man hörte das Krachen berstender Aeste. Bon fernher aber klang dumpf das Toben des Sturmes auf dem Meere. Eine Nacht der Hexen und der bösen Geister! Wir kannten diesen toben den Zorn des Himmels noch nicht, der mit der Gewalt samkeit einer Katastrophe hcreinbrach und doch in die sem Lande der Fruchtbarkeit und der Trockenheit daheim ist. Plötzlich hören wir durch das Rauschen des Sturmes ferne abgerissene Rufe. Es wären die vorgeschobenen Posten, die etwäs zu den Schanzen zurückbrüllten, doch der Wind ließ uns den Sinn nicht verstehen. Die Posten an der Brustwehr glaubten einen Augenblick, die drau ßen liegenden Kameraden kündigten den Feind an, die flüchtig iniprovisierten Schutzdecken gegen den Regen wurden abgeworfcn, eifernde Hände schoben den Gc- wehrläus in die nasse Dunkelheit hinaus, und alles harrte des feindlichen Angriffs. Ter Boden dröhnte wie unter den Tritten einer hcranstürmenden Reitermasse. Aber nichts war zu sehen, nur Finsternis, undurchdringliche Finsternis. Dann endlich, nach angcirrengtem Lauschen, erhaschen wir etwas von dem Sinne der fernen Rufe: „Zn Hilfe, daS Master kommt! Kein Mensch chatte in der atem losen Spannung des Augenblickes gemerkt, daß der Boden unter unseren Füßen verschwand und daß wir schon bis über die Knöchel im Wasser wären. Von allen Seiten, durch unbekannte Tore, strömten die Fluten herbei, drangen in die Zelte, in die Gräben. Noch! stehen die Soldaten auf ihren Posten, dann hören wir die Stimme des Hauptmanns, der aus Leibeskräften brüllt: „Hierycr, zu mir, zurück, zurück!" Wer fehlt? Es ist im Duuleln unmöglich, das sestznst-ellen. Offi ziere rufen die Fragen in die Nacht, Soldaten antworten, rufen iyre Kameraden: schon bilden sich hinter den Schanzgräben neue Verteidigungslinien. Aber von fern her tönen noch immer die Hilferufe: die Vorposten sind von den Fluten umzingelt. Sie stehen bis an die Brust im Wasser, sie können nicht weiter kommen. „Versucht es nach rechts!" „Es geht nicht, Herr Hauptmann." „Nach der anderen Seite!" „Auch nicht!" „Tann nach vor wärts. Bis zum Drahtnetz. Haltet Euch an den Pfosten fest. . . Geht es?" „Jawohl, Herr Hauptmann" tönen die Stimmen aus größerer Ferne. Da dringt aus den Schanzgräben ein »euer Tumult. „Wir können nicht hinaus!" Es ist die 9. Kompagnie, die Offiziere rufen eS, die Soldaten schlvseigen. von den Vorposten draußen in den Drahthindernissen, die im Tünkelü sich festklam- mern und gegen den Sturm der Fluten kämpfen, hört man nichts mehr. Die Warten. Andere Soldaten sind noch in den Zetten im Schlummer von den Wellen über rascht worden. Die Fluten steigen. Sie können den Aus gang nicht finden, sie rufen Um Hilfe. Offiziere lassen sich an Seile binden, stürzen sich halb nackt in die tosen den Wasser, kommen kämpfend an die Zelte, zerschnei den die Leinwand und befreien die Gefangenen. Aber der Sturm dieser fürchterlichen Nacht dauert unvermin dert fort. Niemand kann erkennen, woher die Wasser kommen, niemand weiß, tvelche Gebiete überschwemmt sind. Aus unsichtbaren Oueilen strömen die Fluten her bei, nnd Wasser und Erde scheinen sich -u vermählen. Wenn doch das Morgengrauen käme! Man zieht die Uhr; aber es ist erst eins. Hastig beginnt man aus den Tischen des Lagers ein Flöß zu konstruiere»; die zur Hilfe her- beigeeiltc Pioniertompaguic ikberuimmt die Rettung der draußen vom Master abgeichnitteucn Vorposten. Nnd eS gelingt mit namenloser Anstrengung schließlich, die letzten Gefangenen der Finten zu befreien. Es war die höchste Zeit. Das Wasser wuchs und stieg mit solcher Schnellig keit, daß wenige Minuten später das ganze Lager unter den Wellen verschwunden war. Ein höherer Offizier, der zu den Schanzen eilen wollte, sah von einem Sandhügel aus vor sich den Weg durch die rauschenden Wogen ver sperrt. Er wollte ninkehren: zu spät, ;chon war er um zingelt. Erst später konnte er gerettet werden. . Literarisches. Bei der Redaktion eiugegangen: Dezemberheft von „Mode und Hans". DaS Blatt kostet trotz seine« reichen Inhalts pro Quartal nur l M., mit Moden- resp. Handarbeiten-KoloritS 1,25 M. 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