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NMe nkneM »ivilifierten Kulturmenschen zu begegnen der trotz sei«» praktische» bequemen JopPemmzuges den M«m d« seine» Fdrnr nicht veükeugnen Nnm. Man beginnt stßort mit der Arbeit, «t geht zu An fang Dmgsam vorwärts, man hat mit den Brombeerranken und de» dicht verwachsene» »achttderwurzeln eilten har te» Kumpf zu bestehen. Endlich gelangt man auf eine Lage Reshalttgen Sande», und nun geht das Graben fletter Von statten, bis man auf eine harte Tecke von Stei» st-tzt. Die gilt's jetzt abzugraben und mit vereinten Kräften zu heben. -and Peter beteiligt sich emsig an der Arbeit. Ts ist das «kste Mal, daß es ihm vergönnt ist, an einer greif bare» Forschung teilzunehmen, und er gibt sich ihr mit Begeisterung hi», -r hat selber das Grabscheit zur Hand genommen, und was ihm an Geschick abgcht, ersetzt er durch feinen Eifer. LMor Hartwig sieht ihm lächelnd zu; er hat seine Helle Weende an dieser reinen, harmlosen Begeisterung, der schon die Freude am Forschen reichliche Belohnung für da, »er, ist. TS dauert eine ganze Weile, ehe der Deckstein von der Stelle gerückt ist —, diese alten Herrschaften haben dach eure große Furcht vor dem Gespenst des Toten gehabt, daß ste ihren Verstorbenen mit so gewaltsamen Mitteln das Wiederkommen verwehrt Haben. Ein« geräumige Kammer tüt sich vor den Blicken der arbeitenden Minner auf, und Hans Peter kann einen laute» SuSruf glückseliger Ueberraschung nicht unter drücken, als er eine ganze Reihe von Urnen und Ton gefäße» zwischen den Steinmauern erblickt. .Fdorfichtig I" »ahnt Dollar Hartwig. In der abso lute» Abgeschlossenheit von der Luft ist der Ton weich ge worden und muß erst allmählich wieder erhärten. Er selber Ist froh erregt über den großartigen Fund. La steht zunächst in der Mitte eine geräumige Urne, die die naturgetreue Nachbildung eines Hauses aus der Bronzezeit Ist; ein geradwandige-, kreisrundes Gefäß mit einem gewöLten Lackel darauf «ich einer Oeffnung, gleich einer Tür, auf der vorderen Sette. Daneben lleinere Urne» iu bauchiger Form mit und ohne Lecke! und Henkel, verschiedene mit einem linearen, eingeritzten Ornament verziert; Trinltöpfe und Kannen, zum Teil in einer Form, die »och heute gebräuchlich, praktisch und dabet fast graziös «i «e»nen ist, darunter ein winziges Töpfchen wie ei« Kdcherspickgeug. Andere wieder sind ganz primitiv mit der Hand geformt und ohne allen Schmuck. Einige sind fkache Schalen wie chinesisch« Teetassen, aber mit einem brettkü, bequemen Griff — eine über Erwarten reiche Ausbeute. „Wir wollen nichts von seinem Platze rühren, bis die ' Lame» kommen," sagt -an» Peter. Und e^ dauert nicht mehr lauge, da ist das leichte Gefährt, da» sie bringt, i» Sicht. Auuedore kutschiert seSer, im Fond sitzen ihre Mutter u»d Lünte Brigitte. Neben dem jungen Mädchen auf dem Bock hockt der Kutscher, den Korb mit den FrühstückS- dekAatesfen sorgsam auf den Knien balancierend. -UNS Peter eill dem Wagen entgegen. „Sie werden staune»,- ruft er, ehe er sich noch Zett genommen hat, die Dunen zu begrüßen, „wir hüben einen herrlichen Fuud getan!" Ur ist voll glückseligen Feuereifers. Seine Augen Luchte», sei» ganzes Mesen ist von Begeisterung beflügelt, das Glück de» erfolgreichen Forschers spricht auS allen seine» MÄmeu. Gr hckt etwa- Bezauberndes, Hinreißende- in solch«, AugeübvÄn. Die Augen aller drei Damen hängen er wartungsvoll au feiuep Mienen, Annedore scheint Hy, Atem »»zuhalten. -,Mer um de» ^herrlichen Fund" zu beaugeüschei-- »tgen, wird e» nötig sein, daß die Damen vorerst vs« Wage» steigen," mischt sich Doktor Hartwig lächelnd ein, »ud er reicht Tante Brigitte die Hand, am ihr behilflich' z» sei»; -an» Peter springt schnall an die andere Seite, der Frau Direktor denselben Dienst zu erweisen. Anne dore gelangt leichtfüßig allein zur Erde. -,DaS interessiert mich auch," sagt sie, „das muß ich sehen," und sie eilt schon dem geöffneten Grabe zu, wo die beide» Arbeiter nkkßig neben ihren Radehacken stehen und sich kopfschüttelnd die Sache betrachten. Daß der Erdbuckel, über dessen komische runde Form sie sich ja öfter gewundert haben, einen hohlen Kern mit allerhand alten Töpfen darin enthalten könnte, hätten sie ja nimmer geglaubt, aber daß man um so ein paar brauner Donscherben, die nicht mal eine Glasur, geschweige denn eine hübsche bunte Malerei haben und obendrein mit besonderer Vorsicht angefaßt senrwöllen, so viel Wesen macht und ordentlich tut, als ob es ein großes Glück sei, sie gefunden zu haben, däS ist ihnen gänzlich un verständlich. Für die Wirtschaft brauchbar sind sie nicht, zum Staat kann man ste auch nicht aufstellen — was hat man dann also von solchem alten Kram? - Zwischen den Urnen aus Sand und Geröll guckt etwas wie eine Schwertspitze hervor, aber sie ist vollkommen verrostet, die kann man nicht einmal als altes Eisen ver kaufen. -Ach denke, wir nehmen erst unser Frühstück ein, ehe wir mit dem Ausheben beginnen," sagt Doktor Hartwig mit einem lächelnden^Seitenblick auf HanS Peter. Ter kann einen bedauernd«, Ausruf nicht unterdrücken, er empfindet weder Hunger noch Durst. „Ach nein — beginnen wir doch gleich!" bettelt Anne dore, die von HanS Peters Eifer angesteckt ist, „Mutter und Fräulein Brigitte sorgen inzwischen für unser leib liches Wohl. Richt wahr, Muttchen? — liebes Fräulein bitte, bitte!" Hans Peter hat nicht die Bestätigung abgewartet, er liegt bereits auf den Knien und hebt mit allergrößter Vorsicht die ihm zunächststehende Urne, ein einfaches, schmuckloses Gefäß, empor. (Schluß folgt.) „Mottcheu." Skizze von Else Krafft. DaS war entschieden peinlich. Mutter hatte das doch wissen müssen. Man war doch kein Baby mehr. Mutter mußte doch merken, daß es ihm sehr unan genehm war, wen« sie ihn immer noch wie ein tleines Kind behändste, obwohl er schon in Quarta saß. Tie andern Jungens uzten ihn, schon. „Muttersöhnchen!" riefen sie ihm nach und grienten jedesmal, wenn er büoß mal auS Mer Gewohnheit „Muttchen" sagte. Die andern Jungen sagten niemals „Muttchen", höch stens Mutter, meistens aber „meine Olle" oder die Alte" .... Er versuchte es nachzumachen, es war aber sehr schwer, weil Mutter eigentlich noch gar nicht so alt war. Aber Mit der Zett, als er merkte, wie er da durch in der.Achtung seiner Kameraden stieg, ging es schon geläufiger „meine Olle" oder sonst so ein gering schätziges Wort.. . Und nun heute wirrer diese Blümage! Mutter HM« ihn vom Gymnasium abgeholt. Ihm war das schon bange unangenehm, diese Ueberwachung auch auf dem EchMvege und diese Verzärtelung. Aber er hatte nie den recken Mut gehabt, ihr das einzugestehen. Sie war so komisch in der letzten Zeit, weinte so viel und hatte mit Vater viel Aerger, der nie des Abends nach Hause kam und meistens mit Mutter schalt. Aber heute mußte er's ihr sagen; schon seiner Stel lung den andern Jungan gegenüber wegen. Hatten die ihn heute wieder gehänselt, dvernschlagen hätte er mögen in die höhnischen Gesichter. Mutter hatte vor dem Gymnasium gestanden heute mittag. Sie hatte so heiße, rote Backen geheckt, und so Weiß« Lippen dazu. Er war mit einem ganzen Trupp Jnngen aus der Klasse zujammengewesen, als er sie sah. Und da. . es war gräßlich da war sie auf Mssienouflagea für RatatiouSSruck. Di« Buchdrucker»! von Langer LMIerlieli (T. Langer und H. Schmidt) Goetheftratze Rr. SS hält sich zur Anfertigung nach stehender Drucksachen bei sauberer Ausführung und billigster Preis stellung besten» empfohlen Messer ssgedktt — Amtsblatt — Fernsprechstell« Nr. 20. Telegramm-Adresse r Tageblatt Riesa. Avise Adrest» und Geschäfts» karten vrtesköpse, vrtefletfteu veftellzettel vroschüren, BilletS Leklarattoneu Lauksagun-S- und EiuladuugSbrtefe Einlaßkarte» Etikette» alle, Ar, Fnkturru, Flugblätter Avrmulare in div. Sorten Frachtbrief« Gedrauchsauvetsungev Fremdcn,eltel HanS- und FobrN» Ordnungen Geburtsanzeigen HvchzettSeialaSungen -Zeitungen an» -Gedichte LastenschtlSer Kofteuauschlöge Kataloge, Kontrakt« Kontobücher Lohnliste», Mahnbriefe Mitteilungen. MennS Musterbücher, Rota» Plakate Programm» PrciSkurant« Postkarte», Luittuugen Rabattmarke» Rechuuugeu Speisen- oud Weinkarten Statuten. Tanzkarteu Stimm-, Theater- uud Sackzcttel Visiten- und Verlobuugskartea Wechsel, Werke Zirkulare, Zeugnisse re. rc. re. ih^ zügestürzt, hatte ihn an sich gerissen imd ihm ab geküßt, in Gegenwart der enderen Jungen wie «in Wickelkind abgeküßt. Puterrot war er geworden, kaum auszublicken hatte er gewagt. > Mütter hatte natürlich nichts gemerkt von seiner großen Verlegenheit. Immer nur seine Hand hatte sie sestgehalten und leise von der Untersuchung er zählt, die heute der große, bekannte Arzt mit ihr vor genommen. Na ja, Mutter war ja eigentlich immer krank, da war das heute doch nichts Besonderes mit dem anderen Arzt. Und jedesmal, wenn er das sagen wollte, daß sie ihn doch nicht mehr abholen solle und küssen, da hatte sie ihü so sonderbar angesehen, daß er allen Mut wieder verlor. Tvch heute mittag aus dem Felde beim Fußballspielen, da kam's, was er gefürchtet hatte. Ter Krause fing zuerst an, und der Primus aus seiner Klasse, der hochnäsige Teile. „H . . au, >o'n Knirps! So'n Mütterjüngelchen! Läßt sich abholen von seiner Olleu, läßt sich ab knutschen wie'n Mädchen, 'n Wunder, daß de liebe Mama ihm nich auä> noch de Mappe trägt. T«r trinkt gewiß noch de Flasche, h . . au - so'n Hanne- fatzke!" Heinz war wütend. Es kam zu einer regelrechten Seilerei. Richtig gespielt wurde gar nicht mehr. Biel früher als sonst kam er vom Felde nach Hause Und hatte eine picke blaue Beule auf der Stirn. Mutter war nicht in der Wohnstube und auch nicht in der Küche. Im Schlafzimmer lag sie auf ihrem Bett und hatte doch noch alle Kleider an. Die Dämme rung war schon in der großen, kahlen Stube, er konnte kaum noch sehen, was Mutter für ein Gesicht machte. Aber sie schien doch froh zu jein, sie l chte, als Heinz an das Bett trat. „Na, lämmst Tu endlich ..Kind?" Er übersah die schmale, ausgestreckt« Hand. Das „Kind" ärgerte ihn. ,Faß man, Mutter, ich kann doch nicht hier bei Dir sitzen bleiben, ich muß gleich an die Schularbeiten. Bist Tu krank, daß Du im Bett liegst?" Sie schüttelte hastig den Kopf. „Es ist nur wieder di« dumme Schwäche- Jung chen, auch hat mich wo Hk die lange Untersuchung heute ermüdet. Nein, geh' noch nicht wieder, Heinz!, bleib noch ein bißchen." Er stund wie ein Stock. „Sag doch nicht immer Jungchen und Kind. Ich komm doch Ostern schon nach Tertia, weißte doch. „Ja," flüsterte die Frau. Vor diesem Flüstern wurde er mutig. Und die Tömmerung half ihim auch Er sah gar nichts mehr von Mutters Augen. ! „Wirklich Mutter, hol mich auch nicht mehr vom Gymnasium ab. Sein anderer Jung« wirt» cckgeholt in meinem Alter, höchstens die Knirpse aus der Vor schule, ja! Und dank die «wige SLssereix mal hört doch so was auf bei uns Junge?«, kümmere Dich doch gar nicht mehr um mich die andern Jungen aus meiner Kasse uzen schon immer." Ms keim Antwort auS den Kissen kam, atmete er erleichtert auf. „Sage doch selber, Mutter, wie sieht denn so'n Verzärteln aus? Ich. . , ich bin doch kein Hanne- satzke." ... Jetzt hob sich der blonde Frauenkopf. „Aber unsere Plauderstunden gegen abend hier im Dunkeln, Heinz ... Du warst doch sonst so toll darauf, magst Du die jetzt auch nicht mehr?" Ter Zwölfjährige schluckte ein bißchen. ,F>. . - ach, is doch alles so albern- sowas! Du möchtest mich am liebsten noch auf den Schoß nehmen, und nee ... laß mein so was, Mutter^ Kümmere Tiich man gar nicht um mich Soll ich Dir di« Lampe holen, oder willst Du lieber im Dunkeln bleiben?" Er fühlte nur, daß sie nickt«. Er Mich sich fo schnell' wie möglich auS dem ZimMer und setzte sich in der Wohnstube an feine Schularbeiten. Sv, nun wußte ste's wenigstens. Wie er Mutter kannte, kam die nun nicht mehr mit solchen Kindereien. Richtig: er hatte sich nicht getäuscht: Sie holte ihn nicht mehr ab vom Gymnasium; ste nahm ihn nicht mehr in ihre Arme und sagte auch nicht mehr „Kind" zu ihm oder -Jungchen". Heinz kam sich ordentti chi geheben vor. Er pfiff genamch» laut und schrill! wie Vater, ohne daß Mutter ihm widersprach Er vergaß sogar das Adieujagen, Vater tat das auch nie, Vater machte überhaupt , was er wollte, dafür war er ein Manln, war der Herr im Hause. Ein paar Tage später — Heinz hatte gar nicht an sowas gedacht —, hieß es, die Mutter müsse ins Kranken haus.' Eine Operation wäre nötig, die Mütter von ihrem langjährigen Leiden befreien könne. Im ersten Augenblick erschrak Heinz doch mächtig. Er blickte vom Vater auf die Mutter, er kämpfte gegen das jähe Verlangen, Mütter schluchzend in die Arme zu fallen, aber er bezwang sich doch zuguterletzt. Fassung und kühle Ruhe wären die Hauptsache beim Manne, sagte Vater immer. Er sprach fortwährend auf Mutt« ein, daß so eine Operativ« gar nicht schlimm wäre, tau- send Frauen machten die gut durch und es wäre auch die höchst« Zeit, daß er mal ein gesundes Weib bekäme. Tie Mutter lächelte sogar. Sie war zwar sehr blaß und seltsam, aber ji« nickte Hein- doch zu und meinte: „Ihr werdet mich au chj gar nicht vermisien, Ihr zwei Männer." < „Männer" — wie stolz das Lcmg! Ja, es war doch sehr gut, daß er nicht loSgeheult hatte wie ein Mädel. Und dann war Mutter fort. Anna kochte, Anna sorgte für den ganzen Haus halt, aber eigentlich war es doch nicht dasselbe. Heinz Knute des Macht- nicht mehr schlafen, seitdem nebenan im Zimmer das eine Bet? leer war. Vater schnarchte genau so laut wie immer!, er tat gar nicht so, als ob Mutter lehr krank wäre und vielleicht sterben könnte. Vater war eigentlich sehr herzlos. Sterben . . - Heinz konnte sich des nicht vorstellen. Unsiim . .. was war denn überhaupt sterben ? Er durste lange nicht hin ins Krankenhaus. Dann, als er das erstemal an das Bett in dem fremden Raun» trat, hatte er das Gefühl, als sei baS gar nicht Mutter, die da lag. So ein kleines Gesicht hatte Mutter nie gehabt, und die Hand, die er scheu und unbeholfen nahm, war wie di« eines Kindes. Er konnte kein Wort sagen, wie ein Stein saß eS ihm in der Kühle. Vater sprach fortwährend. Großartig redete er. Daß Mutter sich nur nicht sorgen sollte um den Haus halt, «S ginge auch ohne sie alles wie am Schnüren, und sie könne ruhig noch vier bis sechs Wochen in ein Sanatorium gehen, wo güte Lust wäre und Wald. Mutter sagte gar nichts. Die großen Augen blickten immer nur starr und geradeaus auf ein und denselben Punkt an der weißen Wand. Ms er fortging, drückte er Mutters dünne Finger mit seiner jungen Kraft, als würde sie dadurch auch davon abkommen. Aber sie preßte so fest die Lippen aufeinander, als ob ihr das fehl wehtäte. Ta ließ er rasch und er schrocken los. Am andern Tage erzählte ihm Vater, daß er mcht mehr mitdürfe ins Krankenhaus. Mütter hätte -ich über seinen Besuch jo aufgeregt, daß sie wieder Fieber hätte. Heinz, der am Nachmittag spielen wollte auf dem Feld, hatte plötzlich alle Lust dazu verloren. ,Er blickte in Vaters gleichgültiges Gesicht und ballte die Faust. Und mit dieser geballten Faust Mich er in die dunkle Stube, wo er tonst immer mit Mütter i» der Sofa ecke gemessen, und drückte den Kops in die Polster.