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Dm» diese« selbst etwa« «che Innere Krieg-di-^pN» tze-eigt hätte. Unser »eneralstab Ist natürlich «ns de« Krieg gegen da- vereinigte England und Frankreich vorbereitet. Tie Pläne de- Generalstabe» kennen wir -itcht, möchten aber daran erinnern, daß Bonaparte bereit- 1805 eine Landung in England plante und sie sicher auSgestthrt hätte, wenn er nicht nach anderen Kriegsschauplätzen abgerufen worden wäre. Und im Urberg ang nach Als en hat Preußen ja im kleinen ge zeigt, daß e- solche Laten nicht scheut. Gelingt von den etwa b0 Armeekorp», je 40000 Mann, die Deutsch- laich im Mobilmach nngüfalle sofort ausstellt, ein- nach England htnüberguwerfen, so ist die» fertig. In -wei ter Linie träten dann seine wunden Stellen: Indien Und Aegypten in die Erscheinung, au- denen sich gan- nette Brandherde errichten ließen, sodaß Eduard VlI. vielleicht dereinst in der Geschichte al- England» Toten gräber figurieren könnte. Ueber Frankreich läßt sich kaum etwas saßen. Tie Leute dort haben sät 1870 nicht- gelernt, obwohl sie damals da» brillante Lhassepot und wir da» sehr mäßige Zündnadelgewehr hatten Jetzt find sie wieder „«^bereit". Mögen sie ihren Schaden besehen. Für die inneren deutschen Ver hältnisse märe ein großzügiger Waffengang auch recht gut, wenn er auch den einzelnen Familien Dränen und Schmerzen bringt. Wir fangen «kn zu verweich lichen. Ein Krieg löst alle großen, guten und edlen Eigenschaften in einem Volke. Ta» könnte un» gut tun. In die Sozialdemokratie würde da» durch ihr entfachte patriotische Empfinden tiefe und breite Fur chen reißeu. Tie paar elenden Schächer, die sich bet der Mobilmachung durch ihre Verführer zu Widerspen stigkeiten verketten ließen, würden binnen drei Tagen krieg-rechtlich die KugÄ empfangen, und dann heißt e»i -.Deutschland, Deutschland über alle», über alle» t» der Welt." — möchte vielleicht überflüssig er- schüttren, diesem teilweise geradezu kindlichen Geschreibsel überhaupt Aufmerksamkeit zu schenken. So leichtfertig, w bramarbasierend, so den Gegner unterschätzend darf," so schreibt der >,Drl. An-." unser» Erachten» sehr richtig, schie Stimmung de» deutschen VoTAS nicht sein, wenn er einen Kampf mit -Wei Gegnern wie Frankreich und Eng lund bestehen will. Fürchten darf «» sich nicht, aber «» darf sich auch nicht überheben. Wenn e» j« zu einem solchen Kriege käme, so kämpfen wir nicht um Waffen- ttchM, nicht um Marokko oder sonst etwa», sondern ganz einfach um unsere Existenz al» ein große» und freie» Volk! «a» bisher als die beste Garantie für die glüch- kiche Durchführung eines uns etwa aufgedrungeneu Krie ge» «schiert: die ruhige, besonnene, aber immer bestimm ter und entschlossener werdende Stimmung im Volke, die Stimmung, die so geartet war, daß sie im entscheiden de« Augenblick zum hoch auflvdencken, echten und ge recht« BolkSzorn Werden konnte^ sie darf nicht zu einer hohle« Hurrastimmung herabsinken. Mq Ration weiß aber heute auch ohne solche täppische Eporensttche, woran sie Ht. Vie wird, wenn e» sein Muß «yd Zeit Ish schon Wisse«, was nottut." Hx »ex Aextzeruugex de» englischen Diplomat« tu der ,N. Fr. Presse" nimmt da» Blatt de» österreichischen Thronfolger», die Wiener „ReichSpost", in folgender be- merkenswerter Weis« Stellung: Diese Aeußerungen find von- einer solchen Gehässigkeit gegen die leitenden Kreise de« uu« verbündeten Deutschen Reich« getragen, daß ihre Wi^ergab» durch «in österreichische» Blatt nicht ohne den schärfsten Protest selten« der österreichisch«» öffentlichen Meinung hingenommen werden kann. Wohl bemerkt die Redaktion der .Freien Presse" einleitend, daß jene Aeutze- ruxgm nicht den Ansichten der Redaktion entspräche«, aber wa» will da» besagen, wenn die nämliche Redaktion die Veröffentlichung dieser Exzesse «ine» englischen Diplomaten »md ihre Verbreitung al» eine Notwendigkeit und eine Pflicht erklärt. E» dürste vielmehr di« Pflicht eine» öfter- reichlichen Organ» sein, in diese» Augenblick« der diplo- matischeu »Mo« de« varöüvdtt« Deutsch« Reiche« mir derartig« fettrdftttasx veröffmtllchuug« «ich» tu den Rücken -« fast«. Elm pflichtbewußt« öfterrelchtsche Press, ^arf sich ui,mal« und -ur-elt weniger al» je zur Roll, elue» Sekundanten der englischen Diplomatie bei der« Attacken geaeu unseren verbändet« hergeb«. Gtm publi zistisch« Pflicht, d« '»aßloftgkttt« ttue» «u»ländtsch« Diplomaten geg« tin« b«freundeten Staat durch ihr verbreiten ttnen Dell der öffentlich« Meinung zu erobern und in seiner bündniötreuen Gesinnung zu erschüttern, gibt « nicht. Man kann nicht zwei Herr« dien«, der «a- lisch« Diplomatie und der vändnlötnue. venu e« üb« di» Sträng, schlag«d« englisch« Diplomat« gestattet mürb», di» österreichisch« Presse mit Gtstspritzerei« geg« da« Deutsche Reich zu füllen, wa« müßt« man sich im Reich« von der vündni»tr«e,d«r österreichisch« Press« denken» ES bedarf keiner Wetter« Begründung, daß gegen derarttg« Gel'gwheltgmacherei« «ine» Wiener Blatte» für England» Diplomatie auf» «tschiedenst« protestiert werden muß. In dem verbündeten Rachbarreich« aber möge man sich nicht beunruhig« lassen. Oesterreich ist und bleibt bündnibtr« und läßt sich hierin durch keinerlei Machen schaften internationaler Wühler wankend machen. Di, Vien« .Arbeiterzeitung" bespricht die Haltung der All- deutschen zur Regierung in der Marokkofrage und sagt: In diesem Zusammenhang« gewinn« die unglaublichen Auslassungen Tartwright» in der „N. Fr. Pr." besonder« Bedeutung. Cartwright wollte Minen legen und die .N. Ar. Pr." bot freundschaftlich Platz dazu. Ob er e» war? Er dem«1i«rt so, daß er e» vielmehr bestätigt, und die .N. Fr. Pr." gibt ihn unter Redensarten über da» Redaktion», geheimni» zwischen den geil« prei». (S. a. Oesterreich. Ungarn.) Aster deutsche» vereiuSwes« tu Moskau schreibt man: In Mo»kau setzt sich, wie überall in Rußland, da» zahlreiche Deutschtum au» Reichsdeutschen und baden- ständigen russisch« Deutschen, teil» von baltischer oder Kolo- nistenherkunft, oder Nachkommen der von Peter dem Großen in die russischen Hauptstädte gezogen« deutschen Sinwan- denmg von Gelehrten, Kaufleuten und Handwerkern zu- sammen. Im VereinSwesen finden sich beide Gruppen zu- sammen. Tine Ausnahme macht der „Verein zur Unter- stützung deutscher Reichtangehvriger", deff« Mitgliederzahl bet etwa 6000 in Moskau angesessenen Reich-deutschen 850 beträgt. Der Verein besitzt und unterhält da« Fried. rtch-Wilhelm-viktoriastift mit 81 Insassen und 64 Passanten, vermittelt Stellen und Arbeit und gewährt Unterstützungen. Ferner pflegt er vaterländisch« Gesinnung in monatlichen geselligen Zusammenkünften und bei nationalen und deut- sch« Festen, wie Kaiser» Geburtstag und Weihnacht«. Seine Einnahmen und Ausgaben balanzieren mit etwa 82000 Rubeln. Der „Deutsche Berein" besteht au» Deut- sch« beider Gruppen und umfaßt etwa 2300 Mitglieder. Sr ist ein „Kulturverein", der durch Gründung und Er- Haltung einer deutschen Schule, sowie von deutschen Unter. richtSkursen, durch Veranstaltung von volkstümlich-wissen, schaftlichen Vorträgen, sowie durch eine umfangreiche Bücherei deutsche« Sprach, und Geistesleben fördert. Engere Grenzen steckt sich der literarisch-dramatische Verein, der durch gute Liebhaberoorstellung« Und Leseabende da« fehlende deutsche Theater zu ersetzen bestrebt ist. 4 Gesangverein« zeigen, daß auch hier der deutsche Gesang eine« der stärksten Binde- mittel für die Deutschen bildet, e» sind der „Frauenchor", der „Berein für gemischten Chorgesang" und die beiden Männerchöre „Moskauer Liedertafel" und „Moskauer Männer - Gesangverein". Auch der Moskauer Turnverein fördert deutsche» Leben, da er unter sein« 480 Mitgliedern 300 Deutsche zählt bei ungefähr 200 aktiven.Turnern, und weil die Kommandosprache auch für die russischen Mit- glteder deutsch ist. VDA. - o » V8 Auf domenvollem Ufade Roman von M. Weidenau. „Ach, wenn ich aufrichtig sein dürste, dann..." „Nun, wa» denn?" „Ich möchte doch lieber," sie sprach nicht weiter, aber ihr schmerzlicher Blick war so beredt, daß man unschwer ihre Ab- sicht durchschaute. «Ich verstehe. Du denkst an Friedloff, nicht wahr?" fragte Geilt« mit einem seiner halb scheuen, halb zärtlichen Bücke auf di« jüngste Tochter und, al» sie, noch mehr errötend, den Kopf senkte, schüttelt« er abwehrend die Hände. „Dein Opfer wäre vollständig zwecklos. Diese paar tau. send Mark, die sich durch den Verkauf herausschlagen ließen, wär« nut einige Tropfen Wasser auf einen heißen Stein, Du könntest Friedloff» Ruin nicht aufhalten." „Seinen Ruin? Jst'S schon so weit?" stammelte da» arme Mädchen, tief erblassend, und wieder irrten ihre Augen über all die auf dem Tisch ausgebreitete funkelnde und gleißende Herrlichkeit. „Da liegt ein tote» Kapital und ich soll meinen arm« Georg nicht helfen dürfen? Papa," flehte sie und zum ersten Male umschlang sie ihn, der unter ihrer Berührung auffallend bleich wurde, „sag, kann ich wirklich Georg nicht helfen?" „Nein,sei vernünftig, Kleinei Ich wiederhole eS.Dein Opfer wäre umsonst. Bewahre lieber alle» auf für spätere Zeiten I" Und beinahe ungestüm Idunas ihn umschlingende Arme von seinem Nacken losend, ging er, ohne die Juwelen noch mit einem Blicke zu streifen, in» Nebenzimmer, dessen Tür er hef. tig inS Schloß drückte. „Puh l" machte Frieda hinter ihm her, „Du hast Papa in eine nette Stimmung gebracht. Nun müssen wirS ein paar Tage lang büßen." „Ich hab« doch nichts getan, um PapaS Unwillen zu erregen," entgegnete Iduna traurig, indem sie sich anschickte, dm Schmuck ivieder in die Tasche einzuränmen, wobei Frieda und die Mutter ihr mit sehnsüchtigen Blicken, von dem heißen Wunsch, wenigstens etwas davon ihrigen zu nennen, beseelt, Guschauten. „Wo wirst Duden» alle dies« reizenden Dingelchen aus bewahr«, Schwesterlein? Papa wird wohl eine kleine Scha tulle zum Anschrauben anschaffen müssen?" wandte Erwin la chend sich an Iduna. „O, nein, diese Sachen sind doch gewiß in meinem Kasten gut verwahrt." „Hast Du nicht auch Angst vor etwaig« Einbrechern, wie Deine .. hm, verflossene Frau Tante ste^ehabt? Man kann nie vorsichtig genug sein, wenn man einen solchen Schatz im Hause hat." Einen Moment schien Iduna doch etwas betroffen, dann aber meinte sie lächelnd, daß man ja jetzt seit dem bei Frau Dessart verübten Einbruch nichts mehr von einem solchen in Wien gelesen habe und dann würde man bei ihr kaum auf ausgiebige Beute rechnen. Erwin sann eine Weile nach, um dann plötzlich zu fra- gen, ob die Henny, ihre einstige, samose Zofe, ihren jetzigen Wohnort kenne?" Iduna verneinte, auch könne Henny unmöglich die Wand lung in ihren, JdunaS, Verhältnissen bekannt geworden sein. „Du meinst, Erwin, daß diese Henny anderseits auch uns einen ähnlichen Besuch ins HauS schicken könnte ?" fragte Frieda, lOhaft an den Bruder sich wendend. „Gar so unmöglich wäre das nicht, da sie ja ganz ge nau weiß, wieviel Schmuck ich besitze. Doch, zum Glück scheint diese Person ganz von der Bildfläche verschwunden zu sein," sagte Iduna. „Ohne Zweifel haben sich die beiden, sie und ihr fescher Bräutigam, der «S vielleicht nicht einmal gewesen, mit der reichen Beute auS dem Staube gemacht, wahrscheinlich über, den großen Teich hinüber," spottete Erwin. „Zum ungeheuren Aerger der KlinderS, die nach diesem gestohlen« Schmucke hinterher sind wie der Teufel hinter einer armen Seele," lachte Frieda schadenfroh; „ich gönns der hoch, mistigen GanS, der Lein und ihrer aufgeblasenen Mama eben- sogut wie dem Affen dem Paul, der jetzt stundenlang vordem Spiegel stehen soll." „Aber Nanni muß ein edle« Wesen sein," unterbrach Iduna die bissigen Worte der neidischen Schwester inst verweisenden Blicken, „sie hat die Augen und die Sanftmut einer Ma- donna." „Und ihr« Buckel steht man heute nicht mehr vor dem HattGHo» UGO. „MaraNa »t unser« Kolaxialpoktttt" ttnttsts dl« Ta§«»ord»xxg «in« für sorgest«« ab«d vom Rational- liberal« Berel« für Lelpstg und Umgebung nach dem Fest, faal» de» Hotel» Stadt Nürnberg «iuberufenen öffentlich« politisch« Versammlung, zu der Über IMS Persmtttt ai- schlenen waren. Rach einer Ansprach« de» Borützrnden Her« Direktor Herttch hielt Herr vberbür,«meist« De. Külz an» Bückeburg, Kenn« kolonial« Verhältnisse, d« sich namentlich um di« verwottung in Sübtvestasrika Verdienste ermorden hat, d« Havptoorttog. Da» Ergeb««» der Ver sammlung war b« «inftimmig, Beschluß, folgend,» Tele gramm an d« deutsch« Reichskanzler obzuschick«: „Eins von «n» einberuf««, an» all« Kreisen der Bürgerschaft zahlreich besuchte Versammlung, in der Herr Oberbürger meister Dr. Külz au» Bückeburg uni« große« Beifall üb« Marokko und uns«« Kolonialpolitik sprach, erlaubt sich, dis bestimmt« Erwartung zu äußern, daß da» Deutsch« Reich kein Abkomm« mit Frankreich treffen werde, ohne daß für di« >u»d,hnung de» französischen Einflusses in "Marotta Kompensationen in Marokko selbst zugrstand« »erd«. Ein Zurück»,tchen würde in der jetzigen Lage nach der ein stimmig« Ansicht all« nationalgefinnten Kreis« nicht nur «in« Preisgabe einzelner kolonial« Interessen, sondern «ine auf lange Zett hinau» nicht wieder auszugleichende Schätzt- gung der Weltstellung de» Deutschen Reiche« bedeut«. Der National« Verein für Leipzig und Umgebung." Ueber di« Statthalterschaft in Pommern, dtf, wie gemeldet, vom Kaiser dem Prinzen Eitel Friedrich ver^ liehen worden ist, werden offiziös folgende Angaben ver breitet: Di« Statthalterschaft in Pommern ist lediglich ein Ehrenamt; ihr« Würde wird nach einer alt« Tradition im preußischen König-Hause regelmäßig einem der Königlich« Prinz« al« ein« ganz besondere Auszeichnung verliehen. Zuletzt wurde sie von Kaiser Friedrich al« Kronprinz be- kleidet, und al» solcher hat dieser auch längere Zeit im Stettiner Schloß residiert. Wenn auch mit diesem Ehren- titel bestimmte amtliche Funktionen de« Inhaber» nicht ver- bundm sind, so ist doch allein durch di« längere Anwesen- heit einer Persönlichkeit von so hohem Rang in einer Pro- oinzialstadt für diese und die ganze Provinz die Aufrecht erhaltung der alten Tradition von großer Bedeutung. Die BerkehrStruppen haben vor kurzer Zeit chet der Fahrzeugfabrik Eisenach zwei neu« Automobile in Auftrag gegeben. ES handelt sich um ein 17 bi» 40 k8. Personenautomobil und ein Lastauto von 50 Zentnern Nutzlast. Diese» Lastautomobil erhält dadurch rin hervor- ragende» Interesse, daß e» mit einer besonderen für HeereS- zwrcke hergerichteten OmnibuSkarosserie zur Beförderung oa» Truppen versehen ist. ES ist bekannt, daß in fremden Heeren gleicherweise wie bet un» Transportversuche von Mannschaften mit Automobilomnibussen mehrfach gemacht worden sind. Die Errichtung neuer Garnisonen in kleinen Städten ist im Reichstage gelegentlich der EtatSberatung wiederholt angeregt worden, und eine erhebliche Zahl von Städten hat sich in Eingaben an die preußische HeereS- verwaltung um Garnisonen beworben. Da» Interesse für die Armee, da» in diesen Wünschen zum «»»druck komm»,, wird von der Heeresverwaltung voll gewürdigt, und soweit e» di« militärischen Rücksichten ermöglichten, ist in den letzten Jahren eine ganze Anzahl kleinerer Städte teil» mit Truppenteilen, teils mit militärischen Instituten be legt worden. In weiterem Umfange könnten, wie die „Neue pol. Korresp." mitteilt, Anträge auf Errichtung neuer Garnisonen nur im Falle einer HeereSoermehrung Berücksichtigung finden. Da dies« zurzeit nicht in Aussicht steht, muß sich das preußische KrtegSministerium darauf beschränken, in einem Verzeichnis diejenigen Städte fest- zustellen, die für den Fall einer Verlegung von Truppen in erster Linie zu berücksichtigen sein würden. Einen Marokkostreit gibt'S auch in der Sozialdemo kratie! Genosse KautSky hatte ein Flugblatt über die Marokkofrage verfaßt, das von dem Partetvorstande über- leuchtenden Goldglanze, der ihre kleine Person umgibt," lachte Erwin roh und zynisch, dabei den flotten .Schnurrbart dre hend. „Meint Ihr nicht, ich sollte eS versuchen, diesen neuesten Goldfisch zu angeln?" Tief empört, ein stolzes, verächtliches Wort auf den Lip- pen, wandte Iduna, mechanisch die Silberkette der Leder- lasche fester anfassend, sich ab, sah demnach nicht den zornigen Blick, den der Bruder ihr nachsandte, sondern vernahm nur sein leises spöttisch klingendes Lachen, daS sie schon so gut kannte und sich ihr so auf die Nerven legte; dann rief er ihr aber doch wieder nach und riet ihr, die Tasche mit dem kost, baren Inhalt lieber dein Papa zur Aufbewahrung zu überge ben. Iduna hörte nicht mehr auf seinen Vorschlag, sonder» ging rasch ins andre Zimmer. Kaum hatte sich hinter ihr die Tür geschlossen, als Frieda dem Bruder zornig zuraunte, daß er die Iduna noch mit sei- nem wilden Benehmen ganz kopfscheu machen werde, so daß - sie dann am Ende doch noch alles verlausen und niemand auch nur ein Stück von ihr bekommen würde. „Du mußt schließlich doch zugeben, daß sie, obwohl sie unsere leibliche Schwester ist, doch au« zarterem Stoff ist als wir beide. DaS hat die noble Erziehung gemacht. Und daß sie uns nicht ins Herz geschlossen hat, muß ein Blinder mer- ken," schloß Frieda mit haßerfüllten Blicken. Erivin brummte unwirsch etwas vor sich hin und wandte sich achselzuckend ab. „Bleibst Du nicht zu Hause, Erwin?" fragte Frau Ger- sich, welche indessen neuerdings eine Rundreise durchs Zimmer gemacht hatte, um bei einer Samttoilette zu landen. „Fällt mir nicht ein," entgegnete grob der liebenswür dige Sohn und Bruder; ich mag mich nicht« tot gähnen. Seitdem die Prinzessin da ist, paßt'S mir noch weniger da heim. Ich werd' heute mit dem Papa gehen. Erwartet uns nur nicht, denn wir werden vor Mitternacht nicht zurückkom men." Al» Erwin gegangen war, wandt« sich Mutter und Toch ter aus» neue den Toiletten zu und vergnügten sich mit der« Anprobieren. . * 186,20