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2. Beilage znm „Riesaer Tageblatt". R-taUonSdnM «nb ««lag von Laag«, t »tnwrtt» t« RI,la. — Für dl, Redatttoa „rant»«tN«r Arthur HSHn«l w Riesa. -A 77. «-«tag, S. April 1911, abeu»S. «4. Jahr«. Deutscher Reichstag. 1S1. Sitzung. Sonnabend, den 1. April, 11 Uhr. 'Am BundeSrat-tisch: Wermuth, Delbrück, v. LUderlcu- Mchter, ' " Der «tat der ASlle und Steuer«. Berichterstatter ist Abg. Tr. Arendt (Rp.). .. Zum Schutz und zur Förderung der heimischen Stein industrie, insbesondere der Pslastersteinindusirie beim Handels- vertraa mit Schweden, verlangt eine Resolution der Reichspartes (Brunnermann) einen angemessenen Einfuhrzoll, eine Resolution ver Wirtschaftlichen Bereinigung (Kölle) geeignete und eine Resolution des Zentrums (Wallenborn) wirksame Maßnahmen. Weiter liegt eine Resolution Graf Westarp (k.) vor, die den Reichskanzler um eine Regelung ersucht, bei der die Talonsteuer bei der Erneuerung abgelausener Gewinnanteilscheine und ZinS- scheinbogen auch der ausländischen Wertpapiere stets erhoben wird, wenn die Bogen an inländische Besitzer der Wertpapiere auSgegeben werden. Abg. Speck (Z.) befürwortet die Pflasterstein-Resolutionen^ Abg. Dr. Brunst ermann (Rp.) spricht in gleichem Sinne. Der Pslastcrsteinzoll wurde beim Handelsvertrag Mit Schweden 1906 ganz aufgehoben; das hat die Steinbruchindustrie, auch die Arbeiterschaft, schwer geschädigt. Man hat den Pflaster, steinzoll geopfert aus Rücksicht darauf, daß nnr auf die Ein, suhr schwedischer Eisenerze angewiesen sind. Mer Schweden muh einen viel zu großen Wert auf seine Ausfuhr nach Deutsch land legen, als daß es nicht den deutschen Wünschen, wenn sie mit Nachdruck vertreten werden, nachgeben würde. Schweden hat auch ein viel größeres Interesse an dem Zustandekommen eines Handelsvertrags, als Deutschland, sein bester Abnehmer, Abg. Scheidcmann (Soz.) lehnt die Resolutionen ab. Die Steinarbeiter wünschen keinen Zoll. Der Steinindustrie geht es glänzend. Der Redner schilt über Zollfreiheit der Der- zehrungSgegenständc der Marine; warum sollen die Herren Marineoffiziere cs besser haben als die Arbeiter! Gleiche Brüder, gleiche Kappen. Zwei Milliarden stopfen sich die. unersättlichen Agrarier-an Brot- und Fleischzoll in ihre Taschen und 150 muß jede Familie dafür zahlen. Ter deutsche Michel wird eingeseift mit nationalen Phrasen, damit man ihm das Fell über die Ohren ziehen kann. Hoffentlich schwefelt er bei den nächsten Wahlen diese Bude gründlich aus. Abg. Ortel (ul.) ersucht den Staatssekretär dringend nm Aenderung der Anleitung zur Zollabfertigung. Abg. Kämpf (BP.): Wenn es richtig ist, daß 40 Mil lionen Ueberschuß da sind, dann soll man die schlimmsten Aus wüchse der Finanzrcsorm beseitigen, die Zündholzstcucr und den Scheckstempel. Ter Redner richtet Fragen an den Staatssekretär über die Kosten der Veranlagung der ZuwachSsteucr, den Oktroy in Elsaß-Lothringen u. a. Staatssekretär Wermuth: Ich bitte dringend, alle Ver mutungen über den Abschluß unserer Rechnungen für 1910 einst weilen zu unterlassen und lieber den endgültigen Abschluß av> zuwarten. Ter Staatssekretär beantwortet die Anfragen über die Zollabfertigung und erklärt, daß auf dem Handel möglichst Rücksicht genommen werde. Tie Okttoy-Fraae ist Landessache und unterliegt zurzeit gerichtlicher Entscheidung. WaS den Schisfsproviant anlangt, so sind die Kommandobchörden darauf hingewiesen, die Bestimmungen über die Abgabefreiheit des Mundvorrats eng auszulcgcu und nur geringe Mengen zoll frei zu lassen. Abg. Tr. Burckharbt (W. V.) spricht im Sinne von Tr. Brunstermann über den Pflasterzoll und erklärt, daß ohne diesen öie Wirtschaftliche Vereinigung den Handelsvertrag mit Schweden ablehncn wird. Der Redner polemisiert gegen die Rationalliberalen und Freisinnigen in Sachen ihrer Stellung znm Zollschutz. Abg. Gräfe (Dt, Reformp.) und Wallenborn (Z.) sprechen für die Steinresolutionen/ desgleichen Abgeordneter Vogel (ul.), Abg. Graf Kanitz (kZ: Es wäre von großem Wert« wen« man erfahren könnte, ob die Herren Freisinnigen Wirtz, lich Neigung haben, zum Schutzzoll überzugehen oder nicht. Draußen bei den Wahlen wird immer davon gesprochen« be- sonders von nationallibcraler Seite. Der Redner spricht gleich falls für den Pslastersteinzoll. Die schwedischen Delegierten sind seit Monaten in Berlin, ohne daß die Verhandlungen vom Fleck kommen; da ist es von Wert, daß über die Auffassung deS Reichstags kein Zweifel besteht. Ich wünsche das Zu- standekommen des schwedischen Handelsvertrages und trete des- halb dafür ein, daß nicht eine Position hineinkommt, die de» Handelsvertrag nachher hier im Reichstag gefährdet. Die Abgg. Lehmann (Soz.), Stolle (Soz.) und Dr. Dahlem (Z.) führen Beschwerde über eine Anwendung der Bestimmungen des Aranntweinsteuergesetzes zuungunsten der kletnen Brenner. Abg. Barenhorst (Rp.) tritt für Vereinheitlichung der Zollverwaltung in den Bundesstaaten ein und fragt« ob eine Novelle zum Zündwarensteuergesetz beabsichtigt sei. Abg. Marx (Z.) nimmt ebenfalls die Interessen der Pflasterfteinindustrie wahr und fordert erweiterten Zollschutz für die Nitritindustrie. Mg. Siebenbürger (k^: Fürchten Sie nicht, daß auch ich mit Steinschmerzen komme. (Heiterkeit.) Der Redner spricht über Zollhinterziehung hei der Einfuhr stark mehlhaltiger Kleie. Die Aussprache über die Zölle schließt. Die drei Pflaster, steinresolutionen werden angenommen. Bei der Branntweinsteuer weist Unterstaatssekretär Kühn die sozialdemokratische Behauptung zurück, daß die Interessen der kleinen Brenner absichtlich benachteiligt würden. Bei der Brausteuer führt Abg. Bill (Zentrums-Els.) Be. schwerde über die Höhe der UebergangSabgabe, die für Elsaß. Lothringen zu drückend sei. Abg. Speck (Z,): Der Vorredner hat nicht im Namen der ZentrumSsraktion gesprochen. (Hört, hört!) Ich bin um so mehr erstaunt über seine Ausnahmestellung, als ja jetzt gerade Elsaß-Lothringen mit dem übrigen Reiche gleichgestellt werden will. Abg. Dr« Pachnicke (Bp.): Das kam auS bayerischem Lerzen. (Zuruf: Bierherzen! Heiterkeit.) Norddeutschland sollt« ebenso gestellt werden wie Süddeutschland. Abg. Goth ein (Vp,): Gleiches Recht für alle! Die Bayern haben alle Ursache, mit der UebergangSabgabe zufrieden zu sein. Bei der Reichsstempelabgabe wird über die Resolution Graf Westarp betreffend die Talonsteuer von ausländischen Wert- papieren verhandelt. Abg. Speck (A.) erklärt seine Zustimmung. Abg. Graf Westarp (k.) begründet die Resolution. Die Banke» senden jetzt den zu erneuernden Talon an einen aus. ländischen Bank,er, der sich den erneuerten ZinSschein stempel, frei einhändige« läßt und an die deutsche Bank zurücksendet. Der Redner glaubt bei der Geringfügigkeit der Talonsteuer nicht- da- die vo« ihm beantragte Maßnahme bewirken werde, daß die Inhaber der Effekten ihre ZinSscheine im AnSlande werden liegen lassen. Dem Staatssekretär aber werden sünf «fue Millionen ganz dienlich sein. Die bisherige Bevorzugung der ausländischen .Papiere muß beseitigt werden. Staatssekretär Wermuth: Auf die Frage, ob eine Aende- rung des Gesetzes angezeigt ,st, will ich mich angesichts der sehr schwerwiegende» wirtschaftlichen Interessen, die von beiden Seiten geltend gemacht werden, nicht einlassen, sondern nur s erklären, daß nach nieiner Ansicht ^ine Aenderung der AuS« - führungSbcstimmungen nicht gut am Platze ist. Der Staats« sckretär bemerkt auf eine Anregung, da- dem Buchmacher wesen die ernsteste Aufmerksamkeit zügewenbet werde. Mg. Kämpf (Bp.) spricht gegen die Resolution. Sie würde die deutschen Papiere ins Ausland treiben. Schon jetzt bemühen sich die ausländische» Bankiers um die deutsche Kundschaft. Abg. Dr, Heck sch er (Vp.): Mit dem Buchmacherwesen wird es erst dann besser werde«, wenn der Staat auf den Totalisator verzichtet. Die schmachvolle Art des Wettens ist schon zu einer BolkSgesahr geworden. Wie menschenentwürdi. gend war das Sechstagerennen! Der Sport ist verpöbelt. Um diese ekelhaften Nebenerscheinungen deS Sports sollte sich Herr von Jagow mehr kümmern als um die Freie Volksbühne. Mg. Ortel (nl.) spricht gegen die Resolution Westarp, Mg. v, Bieberstein (k.): De» lknkug und die Aus wüchse beim Buchmacherwesen erkenn« auch ich an. Dey Tota lisator brauchen wir im Interesse der Landespferdezucht. Die Uebelstände würden auch nach .Abschaffung des Totalisators nicht verschwinden. Die Resolution Westarp wird gegen die Linke angenommen. Ms Ertrag der Zuwachssteuer sind IS Millionen Mark eingesetzt. Ma. Dr, Neumann-,Hofer (Bp.) hält diese Schätzung für viel zu niedrig. Staatssekretär Wermuth: Heute tritt die Zuwachssteuer in Kraft. Da ich den ganzen Tag hier tätig war, habe ich noch keine Erfahrungen über ihr« Wirkung sammeln können. (Heiterkeit.) Die Schätzung für das erste Jahr beruht auf Mutmaßungen. Ob eS gerade 13 Millionen sein werden, weiß ich wirklich nicht, aber zu gering wird die Schätzung nicht ausfallen. Bei der Erbschaftssteuer führt. Mg. Lehmann-Jena (b< k. F.) Beschwerde über zu hohe Steuereinschätzung in Weimar. Diese Zwistigkeiten zeigen, wohin die Reise mit der Erbschaftssteuer geht. Abg. Gothein (Bp.): Das gehört in den Weimarschen Landtag. Herr Lehmann gehört zum Bund der Landwirte, den früher über die Erbschaftssteuer anders dachte als jetzt. Der Redner fordert die Befreiung der Tuberkulose-Gesellschaften von der SchenkungSsteuer. Wie steht er zu den Schenkungen der Ver kaufsstelle des Bunde- der Landwirte an den Bund? Ist dafür Schenkungssteuer g«ahlt? Schatzsekretär Wermuth: Tatsächlich gehört die Be- schwerde des Herrn Lehmann vor die LanoeSmstanzen. Ter von Gothein voraebrachte Fall ist eine reine Staatsfrage. Lag es in der Absicht der Parteien, eine Gegenleistung hervorzurufen^ so würde eine steuerpflichtig« Schenkung nicht vorliegen. Ich will mich bis zur dritten Lesung informieren. Mg. v. Bieberstein (k.): Wir werden Sei der dritten Lesung auf die Sache zurückkommen. Mg. GiesbertS (Z.) fordert eine Statistik über die Höhe, der Steuern überhaupt und pro Kopf. Der Wat für da« Reich-schahamt. Hierzu liegen drei Resoluttonen vor über die Zulassung aüS- ländischer Wertpapiere. Mn« Resolution Graf Kanitz (k.) ver- langt die möglichst baldige Vorlage einer Börsennovelle zur Ein richtung einer fiir alle deutsche» Börsen zuständigen Zentral zulassungsstelle. Diese Resolutton soll erst nach Oster« verhandelt werden. Eine Resolution der Äationalliberalen fordert in einem Nach- tragSetat die Bereitstellung ausreichender Mittel zur Fort führung der Unterstützung der arbeitslosen Tabakarbeiter. Die Sozialdemokraten wollen hierfür eine Million einstellen und wettere 400 000 Mark zur Unterstützung arbeitsloser Zündwaren arbeiter. Abg. Erzberger (Z.): Der nationalliberalen Resolutton stimmen wir zu. Die sozialdemokratischen Anträge habe« nur agitatorischen Zweck. Ter Zündwarensteuer könnte man nur durch Kontingentierung helfen. Schatzsekretär Wermuth: Tas Kontingent hat keinen Sinn mehr, weil die Produktton stark heruntergcgangen ist. Die Industrie muß vielmehr für Einheitlichkeit sorgen. Die ent- lassenen Zündholzarbeiter haben andere lohnendere Beschäftig gung gefunden. Eine kleine Herabsetzung des Kontingents mit Verlängerung der Kontiugentszeit sind wir geneigt, beim Reichs tage einzubrmgen, weiter können wir nicht gehen. Mg. Contze (nl.) begründet die nationalliberale Reso lution, für dfe auch Dr. Heckscher (Vp.) eintritt. Nach längerer Aussprache wird diese Resolution ange nommen. Die Resoluttonen der Sozialdemokraten werden abgelehnt. Der Etat wird in zweiter Lesung erledigt. - - Montag: Dritte .Lesung. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 3. April 1911. * Regen, auch Schnee, dann wieder Sonnenschein, Sturm und, wie er gestern bewies, auch grollender Don ner, das alles ist vom April zu erwarten. Im bunten Wechsel narrt er die Menschen. Sonst ist ja Abwechse lung ein ganz nettes .Ding, aber die launischen April manieren mit Witz und Behagen entgegenzunehmen, das ist doch nicht jedermanns Sache. Indes wir wollen an die eigene Brust schlagen: Nprilwetter gibt's auch im täglichen Menschenleben übergenug. Man braucht nicht erst fein philosophische Unterschiede zwischen Laune und Stimmung herauszuklügeln. Wie sind wir Erdenbürger bald himmelhoch jauchzend, bald zum Tode betrübt! Und manchmal genügt ein winziges Etwas, um uns aus dem Häuschen fahren zu lassen. Das Dichterwort hat recht: „DeS Menschen Hirn faßt so unendlich viel; und ist doch manchmal auch so plötzlich voll, von einer Kleinigkeit so plötzlich voll!" Dem Landmann ist nasse Witterung im April gerade recht; denn Dürrer April Ast nicht des Bauern Witt'; dagegen April naß Füllt Scheuer und Faß, so sagen alte Bauernregeln. Ueberall brechen nun die Knospen an Daum und Strauch unter dem sanften Sonnenkusse auf, die alten Zweige schmücken sich mit jungem Laub, und in den Gärten erscheinen die ersten Blumen. Vogelsang tönt wieder in der Höhe, viele Zug ¬ vögel sind bereits zurückgekehrt, und noch täglich mehrt sich die Zahl der gefiederten Sänger. Der eigentliche Bogel des April ist der Kuckuck, dessen Namen man auch oft im Zorn ruft, wenn'die Unbeständigkeit deS Wetters den schönen; Hellen Sommeriiberzieher plötzlich mit Regentropfen bedeckt oder die elegante Toilette unserer Damen verdirbt. Viel Kopfzerbrechen verursacht über haupt im April die Kleidung. Geht man beispielsweise mit dem Regenschirm fort, so kann man sicher sein, daß die Sonne herauskommt; versäumt man jedoch nur einmal^ das schützende Regendach mitzunehmen, so darf man bestimmt auf ergiebiges Naß ans den. Wolken rech nen. Für die Gesundheit ist der April trotz oder gerade wegen des verführerischen Wetters ein gar nicht unge fährlicher Monat. Nie wird so viel gehustet, geniest und unter dem Schnupfen gestöhnt wie in diesen Tagen. Ueberall machen sich die Quälgeister der Erkältung in ihren hundertfachen Gestalten unangenehm bemerkbar. Aber auch sie gehen vorüber, ebenso wie die Launen der Witterung. Rur Geduld muß man haben! —k—- — Prinz Johann Georg hat in Vertretung des Kö nigs die Einführung der Königlich Preußischen Mihi- tär-Strafvollstreckungs-Borschrift 2. Teil vom 1. Dezember 1910 im Bereiche der Königlich Säch sischen Armee unter dem 1. April 1911 genehmigt. — Wochen-Spielplan der Königl. Hoftheater zu Dresden. Opernhaus Dienstag: „Ter Rosenkavalier." — Mittwoch: -MiWvu", — Donnerstag: „Fidelio", — Freitag: Geschlossen. — Sonnabend: Generalprobe zum Palmsonntag-Konzert. — Sonntag: (Palmsonntag-Kon zert) 7. Sinfonie-Konzert- Serie A — Schauspielhaus. Dienstag: „Ninon de Lenclos". — Mittwoch: „Die Räu ber". — Donnerstag: -.Glaube und Heimat". — Freitag: „Einsame Menschen". — Sonnabend: „Ninon de Lenclos"? 7-^ Sonntag: „Gldube und Heimat". — Bvm 10 bis mit 15. April, bleiben die Königlichen Hoftheater ge schlossen. i Dresden. Seine Majestät der König besuchte tn Begleitung von Professor Borchardt das Wüstenfeld von Sakkarah und nahm inr Mariettcchause das Frühstück ein. Von Sakkarah aus ritt er zu den Pyramiden von Gizeh. Don dort fuhr der König mit Gefolge im Automobil nach Kairo zurück. Freitag abend fand im Hotel She- phard ein Diner für 20 Personen statt, wozu die Mit glieder der deutschen diplomatischen Agentur und des Konsulats geladen waren. Ter König wollte am SonNs- abend in Alexandrien die dortige Filiale der Deutschen Orientbank besuchen und sich dort Vortrag halten lasten über Art und Umfang der deutscher: Kapitalsanlage in Aegypten, —i In Kairo weilte der König, wie noch ge- meldet wird/ eine Stunde im dortigen Restaurant -,Di- Vvli", das einem Sachsen gehört. —; Der Hofbericht meldet: Der König wird mit deM Dampfer 7,Habsburg" des Oesterreichischen Lloyds am Mittwoch, den 5. April, vormittags in Triest eintrefsen und sich von dort nach Abbazia begeben. Die Königlichen Prinzessinnen werden in Begleitung des Kämmerers von Criegern und der Erzieherin am 4. April 7 Uhr 7 Minuten vormittags und die Königlichen Wnnzen in Begleitung des Militär gouverneurs Baron O'Byrn am 5. April abends 10 Uhr 10 Min. zur Begrüßung des Königs von Dresden nach Abbazia reisen. Am 11. April nachmittags 5 Uhr 33 Min. gedenkt der König mit seinen Söhnen und Töchtern die Rückreise von Llbbazia anzutreten und am 12. .April 6 Uhr 53 Min. nachmittags in Dresden einzutreffen. —, -- Dom hiesigen Schwurgericht wurde die 28 jährige Auf wärterin Martha Auguste Hahn aus Weißenborn bei Freiberg wegen Totschlags unter Zubilligung mildern der Umstände zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Sie hatte ihr Kind Zu einer Frau in Ziehe gegeben, die das Kind jedoch zurückbrachtc, da die uneheliche Mutter nicht zahlen konnte. Diese erstickte darauf ihr Kind im Bett. §8 Dresden. Im Dresdener Rcsidenztheatcr feierte am Sonnabend abend ein weiblicher Komponist große Triumphe: Amelie Nikisch, die Gattin des berühmten. Leipziger Kapellmeisters Arthnr Nikisch. Ihre dreialtigc Operette „Meine Tante, deine Tante" fand den lebhaf testen Beifall und die Komponistin wurde nach dem zweiten und dritten Akte stürmisch gerufen. Die Musil ist von echtem Opcrettengeist erfüllt und wirkt nirgends langweilig. Das Publikum wurde in die animiertest« Stimmung versetzt. Lausa bei Dresden. Im hiesigen Gasthof wurde ein junger Mann verhaftet. Dem Neffen des Gastwirts L. war cs ausgefallen, daß das Geld, mit dem der Fremde seine Zeche bezahlen wollte, eigentümlich Hellen Stanniol glanz hatte und sich fettig anfühlte. Der Fremde, der noch weitere Ein- und Zweimarkstücke von gleichem Aus sehen bei sich hatte, wurde der herbeigerufenen Polini übergeben. Zittau. Schwer verunglückt ist Herr Stabsarzt Dr. Tschötzschel vom hiesigen Jnfan.-Regt. Nr. 102. Dieser war beritten. Ans dem Königsplatzc scheute das Pferd und rannte in rasender Karriere davon. Herr Dr. Tschötzschel suchte sich durch Abspringen zu retten, kam aber dabei so unglücklich zu Fall, daß er schwere Ver letzungen am Kopfe erlitt und besinnungslos am Boden liegen blieb. Er wurde aufgehoben und in die Mandau- kaserne gebracht, Ivo ihm die erste Hilfe zuteil wurde. Reitzenhain. Auf dem Bahnhöfe Reitzenhain ge riet der HilfSschirrmcister Büdner zwischen die Puffer einer Lokomotive und eines Wagens und wurde tödlich verletzt.