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WHMenmtz MrAen «sNMndäAe vnkervrech- ungen der Schiffahrt ausgeschlossen sein. Dieser Satz ist doch nur et« Trugschluß, der durch die Erfahrungen des letzten Nähre- glatt widerlegt wurde. Nichts schmälert den Verdienst der Schiffer mehr al» langanhaltender günstiger Wasserstand, den der Schiffer nicht mit Unrecht al» „Mordwasser" bezeichnet. Sin niedriger Masserstand er möglicht auch den» Besitzer eine» Heineren Fahrzeuge» einen einigermaßen günstigen Verdienst, der ihn» -ei normalem Wasserfdande infolge der Konkurrenz der gro ßen Fahrzeuge entgehen muß, mit denen er nicht in Wettbewerb treten kann. Bei normalem Masserstande und günstiger Ausnutzung der Ladefähigkeit auf längere Zeit aber sind auch die größeren Frachtkähne ohne Fracht, da cS eben, wie ,im vorigen Fahre, an Fracht fehlt, sodaß ein Teil der Fahrzeuge in einer verhältnismäßig günsti gen Zeit „angebunden", werden mußte. Die Bootsleute schickte man nach Hause Das geschah bei den kapitalkräf tigen großen Schiffahrtsgesellschaften, die freilich, nach der Dividende zu schließen, auch auf keinen grünen'Zweig kommen. Wieviel weniger nun erst der Kleinschiffer, der nach der Vorlage verschwinden soll. Man schaltet damit einen Erwerbszweig au», der immer noch «in festes Boll werk gegen deü Ansturm der Sozialdemokratie bot und den mckn nun den Umstürzlern direkt in die Arme treibt. Auf der andern Seite aber war der Kleinschiffer, der sein Fahrzeug selbst führte, auch ein ausgleichendes Element auf dem Frachterrmarkt, immer noch kräftig genug, den MonopolisterungSbestrebungen der großen Gesellschaften energischen Widerstand zu leisten. Man schaltet den Mittel stand im Schifsahrtsgewerbc mit den« Untergange des Kleinschiffers aus. Fraglich ist, ob der Verkehr mit gro ßen Fahrzeugen zunchmen wird und matt irrt sich, wenn man glaubt, daß sie zu billigeren Sätzen Güter befördern, wenn erst das Großkapital die Herrschaft auf dem Elb- ströme hat. Wir meinen, der Kleinschtffer muß im In teresse des Staates erhalten bleiben, man sollte eher seine Interessen fördern, als sie durch Begünstigung der großen Fahrzeuge und damit der großen Schiffahrts gesellschaften schädigen. — lieber dieBcnutz u n g der Bahnsteigkarten sind von der Gencralkonferenz der deutschen Eisenbahnen neue Bestimmungen beschlossen worden, die voraussicht lich am 1. April in Kraft treten. Bahnsteigkarten gelten, heißt es darin, nur zur einmaligen Benutzung an dem Kalendertag, an dem sie vom Bahnsteigschaffner mit der Lochzange entwertet worden sind. Die zwischen 11 und IS Uhr nachts entwerteten Karten sind noch am folgenden Tage gültig. Der Zutritt zu den Bahnsteigen und den in die Bahnsteigsperre einbezogenen Marteräumen wird nur nach Oefsnung der Sperre vor der Abfahrt oder An kunft von Zügen gestattet. Bei Schluß der Sperre oder auf Anordnuug des Aussichtsbeamten haben §ich die In haber Von Bahnsteigkarten zu entfernen. Der Preis einer Karte beträgt 10 Pfennig. Kinder bis zum vollendeten vierten Lebensjahre werden ohne Bahnsteigkarte zuge- lassen. Für zwei Kinder vom vollendeten vierten bis zum vollendeten zehnten Jahre genügt «Ine Karte. * Nünchritz. Freitag, den 17. Februar hielt der hiesige Männergesangverein „Konkordia" im Bahrmann- schen Gasthof sein diesjähriges Stiftungsfest ab, welche» sich eint» zahlreichen Besuches zu erfreuen hatte. Nach dem Vortrag einiger wohlgelungener Chorlieder wurden noch etliche Sologesänge zu Gehör gebracht. Hierauf wurde ein Theaterstück geboten. Der Tanz hielt Gäste und SangeS- brüder noch lange beisammen. Meißen. Tiner jugendlichen, aus vier Köpfen be stehenden Einbrecherbande kam die Polizei am DienStag auf die Spur. Ihr war die Mitteilung zugegangen, daß ein hier in Stellung befindlicher Kellnerlehrling sich im Besitze eine» Revolver» befinde. Sofort vorgenommene Erörterungen stellten fest, daß dieser die Waffe von ein paar Schlofferlehrlingen erworben hatte. Eine bei diesen vorgenommene Haussuchung ergab, daß diese nicht weniger al» etwa zwanzig neue, meist geladene Revolver und eine reichliche Menge dazu gehörige Munition im Besitz halten. Außerdem wurden noch bei ihnen Wein, Rum, Zigarren, verschiedene kosmetische Artikel und andere Sachen ge sunden. Da die Burschen ohne weitere» zugaben, die Sachen gestohlen zu haben, wurden sie und noch zwei Genossen in Haft genommen. Bei ihrem Verhör stellte sich heraus, daß sie gemeinschaftlich schon seit vor Weih- nachten in mehreren hiesigen Geschäften während der Nacht zeit Einbrüche verübt und dabei die Gegenstände erbeutet hatten. Die Burschen befinden sich auch im Besitz« von schwarzen Masken. Anscheinend hatten sie bi« Absicht, bet einer etwaigen Ueberrafchung „auf» Ganze" zu gehen. Dresden. Gestern früh fand ein Bauaufseher am linken Elbufer oberhalb de» Hotel» Bellevue in zwei gr- trennten Haufen verschiedene Frauenkleidungsflück«, die an- scheinend von einer stärkeren und einer schwächeren Frauens person — vielleicht Mutter und Tochter — herrühren. Zweifellos haben die beiden Frauen den Tod in der Elbe gesucht. In dem Jackett der stärkeren Person befand sich ein Portemonnaie mit 67 Pfg. Inhalt sowie zwei Elsen- bahnfahrkarten Freiberg—Dresden vom 21. Februar 1911. — Die Bestätigung de» zum Pfarrer an der Kreuzktrchr gewählten Pastor» Dr. Kvltzsch von der DrelkönigSktrche in Dre»den-Neustadt al» Superintendent der Ephorie Dresden I ist nunmehr durch da» Konsistorium und die in vvavgsliois beauftragten Minister erfolgt. Pastor prim. Kvltzsch wird zu Ostern sein neues Amt an der Kreuzkirche antreten. ßß Dresden. Die Dresdner Stadtverordneten werden sich demnächst eingehend mit der wichtigen Frage der städtischen WohnungSpolitik befassen müssen, denn e» sollen jetzt energisch« Maßnahmen zur Behebung de» Mangels an Kleinwohnungen getroffen wrrden. DaS WohnungSelend in Dresden ist groß und Oberbürgermeister Geheimrat Dr. Beutler berichtet über di« trostlosen Woh- nungSvirhältniffe in Dresden in einrr Vorlage an di« Stadtverordneten selbst folgendes: Im Jahr« IS 10 hat durch Zuzug und Verheiratung «in« stark« Vermehrung namentlich d«S kleineren Haushaltungen stattgefunden, die da» städtisch« Gtattstischr Amt für di« ersten drei Quartale auf etwa 8100 -«rechnet. Dem gegenüber steht ein außer- ««»ähnlich g«ri«g«r Zumach» «tu kleinen Wohnung«, in diesem Iaht». In -eu erste« drei Quartalen sind nur 7Stz neu« Kleinwohnungen entstanden. Anläßlich de» QunrtnlStvechsilS am 1. Oktober 1S10 ergaben sich insolge- dessen namentlich für kinderreich« Familie« der ärmeren BeoölkerungSschichtrn Schwierigkeit»«, »ine Neu, Wohnung zu finden. Ein Teil konnte nicht sofart Unterkunft finden und meldet« sich al» obdachlos beim Armenamt, da» für dl» Unterbringung im Verforphauf« und anderen städti sch»« Anstalten Sorg« trug, indessen genötigt war, da die ihm zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten nicht au»> reichten, eine gröh« Anzahl obdachloser Frauen und Kinder zeitweilig in Gasthäusern unterzubrlnprn. So waren im Bersorghause 19 Familien mit 85 Kind-rn, im Findelhause 18 und in der Ktnderpfleg,anstatt 20 obdachlos« Kinder, deren Eltern andrrweite Unterkunft erhalten hatten, und in Gasthäusern zwölf Familien mit 44 Kindern vom «rmrnamt untergebracht, während weitere 23 Familien mit 48 Kindern auf eigen« Kosten in hiesigen Gasthäusern vorübergehend Unterkunft gefunden hatten. Haben sich diese Umstände auch schon nach kurzer Zeit geändert, indem sitr all« Familien ausreichende Wohnungen bcl«,afft wirken sind, so muß doch bei Fortdauer de« Zuzug» und unge- nügendrr Beschaffung neuer Kleinwohnungen die Wieder kehr ähnlicher Verhältnisse zu Zeiten von Quartalswechsel befürchtet werden. — Im übrigen ist Oberbürger, meister Beutler, wie er weiter auSführt, der Ansicht, daß die Stadtgemeinde in den WohnungSmarkt nur dann ein- zugretfen hat, wenn dazu «ine dringende Notwendigkeit (ein Notstand) vorliegt, daß sie im übrigen aber rS dem privaten Unternehmergtist zu vberlaflen hat, den WohnungS- markt durch da» der Nachfrage entsprechende Angebot zu regeln. Er, der Oberbürgermeister, könne nicht empfehlen, von diesem Grundsätze abzugehen, der die städtische WohnungSpolitik bisher beherrscht hab». Radeberg. Eine Woche Gefängnis wegen Heber- tretung der Geuchenmaßregeln erhielt der Inhaber einer der größten hiesigen Fleischereien Jleischermeister Purschwitz. Marbach bei Roßwein. Ein siebenjähriger Knabe hackte seinem jüngeren Brüderchen drei Finger der linken Hand ab. Bautzen. Der zum Tode verurteilte Raubmörder SÜßmann au» RupperSdorf hat ein selbstgeschriebene» Gnadengesuch eingerelcht. Kamenz. Am Sonntag abend brannten in Krakau di« nkbeneinanderstehendett Scheunen Nr. 79, 80 und 81 vollständig nieder. Die Gebäude bestanden ganz au» Holz, besaßen Strohdach und dienten zur Aufbewahrung von Stroh- und Heuvorräten. Göda (Lausitz). Der 67 Jahre alte WirtschaftSbe- sitzer Johann Karl Herrmann in Neuspittwitz ist in der Dunkelheit auf dem Heimwege vom Gasthof« in da» hoch- angeschwollene Zockauer Master gefallen und ertrunken. Zeulenroda. Der Kassierer der Ortskrankenkasse, Biehweger, ist wegen Unterschlagung amtlicher Gelder von seinem Amte suspendiert worden. Biehweger war seit 10 Jahren Kassierer der Ortskrankenkasse in Zeulenroda. Die Unterschletfe sind bi» jetzt auf 2400 Mark festgestellt worden. Zschocken. Ein« Masernepidemie ist unter den Schulkindern hier ausgebrochen. Au» diesem Grunde wurde die 4. Klaffe der Schule auf 14 Tage geschlossen. Leisnig. Ein nicht genannt sein »Vollender hiesiger Bürger hat dem hiesigen Stadtrat die Summe von 4000 Mark überwiesen zum Zwecke der Anschaffung von Amts ketten für Rat und Stadtverordnete. Das Stadtverord- netenkolleginm nahm unter dem Ausdrucke herzlichsten Dankes diese Stiftung an. Diese Ketten werden nur zu besonderen Festlichkeiten (Königsbesuchen, größeren Pa- tkiotischen Feiern usw.) angelegt. Zwecks Erlangung ge eigneter Entwürfe wird ein Preisausschreiben erlassen. Die Preise sind in Höhe von 150 Mark, 100 nnd 50 Mark festgesetzt. Als Schiedsrichter wird der Direktor der Kgl. Gewerbeschule in Dresden fungieren. Glauchau. Weil er überzeugt ist, daß das Impfen gesundheitsschädlich sei, hat der Händler und Weber Schmalfuß seit 25 Jahren die Bestimmungen des Impf gesetzes nicht beachtet und als Vater von 7 Kindern fast alljährlich Strafen erhalten. Gewissermaßen die Jubi- läumsstrafc wurde ihn: in diesem Jahre auferlcgt, da er der Aufforderung, seine jetzt 11 und 12 Jahre alten Töch ter Gretchen und Hildegard und ein 2 Jahre altes Pflege- kind bis zum 31. Dezember 1910 impfen zu lassen, nicht nachgekommen war. Die Berufung des hartnäckigen Jmpf- gegnerS verwarf am Sonnabend das Landgericht Zwickau, das wegen des hartnäckigen Verhaltens des Angeklagten auch keinen Anlaß hatte, die Geldstrafe von 20 Mark zu ermäßigen. Glanchau. Wie schon früher gemeldet, stehen die Jabrikweber und Hilfsarbeiter in einer Lohnbewegung. Die beiderseltizen Verhandlungen haben zu dem Ergebnis geführt, daß jetzt den Webern eine durchschnittliche Lohn, erhöhuug von 5 Prozent angeboten wurde. In einer Terttlarbiiteroersammlung ist aber da» Anerbieten abge- lehnt worden. Hohenstein-Ernstthal. Nacht» gerieten unweit beS LambertuSschachtrS einig« Männer in Streit. Dabei wurde der verhetratete Nadelmacher Münch und der Weber Kraft von zwei jungen Lippeschen Ziegelarbeitem durch Messerstiche schwer verletzt. Gruna. Hier erkrankten nach dem Genuß von Kartoffelsalat und Ei der ZigarrenarbeUer Krötzsch, dess n Frau und drei Kinder unter Vergiftungserscheinungen. Während di» Eltern sich auf dem Wege der Besserung be finden, liegen der 6 jährige Sohn und das 8 jährige Töch- terchen noch schwer krank darnieder. Letztere» dürste kaum mit dem Leben davonkommen. Lug an. Die Bergarbeiter de» Lugau-velSnitzer, so- wie de» Zwicka«»r Kohlenr»ot»r« haben a« de« Bergbau, lichen Verein Lohnforderungen etngeretchl und um An«, wort bi» zum 5. Mär, gebeten. Di« Forderung«« werden mit de« gestiegenen LebenSbedürsntffen begrVnvit. Ber. langt wird »ine Erhöhung de» täglichen Schichtl«h«e» um 80 Pfg. für all« Arbeiter über und unter Tag« rtnß Er. Höhung der Leistungen de« Knappschaft» PensionSkasse für da» Königreich Gochsen entsprech,«- den Anträgen der Arbeitervertreter tn der letzten Generalversammlung. Plauen t. B. Da» Glabtoerordneten-Kollegium hat vorgestern tn Uebereinsttmmung mit dem Stadtrat be. schloffen, von Ostern diese» Jahre« ab Mädchen -um Be suche de» RealvymnasiumS und der Realschule zuzulasseii. Dadurch wird die geplante Errichtung einer höheren Mäd- ch,«schule in nächster Zett noch nicht zur Wirklichkeit werden. rr Grimma. Hier fand man den Buchhalter Dörf. feldt in einem tiefen Wassergraben nahe bei Lchmorditz tot auf. In der Dunkelheit hat ihm anscheinend der Sturm dm Hut genommen. In dem Bemühen, denselben wieder zu erlangen, dürste er in der Finsternis in drn Graben gestürzt sein, au« dem er sich nicht wieder herauSarbeiten konnte. Infolge der Aufregung erlitt er einen Herzschlag, dem er erlag. Wurzen. Da« jetzt der Wurzener Bau» und Grund- stllckSgesellschaft gehörige ehemalige Lepstüksche Dampssäge- werk tst total niedergebrannt. Nur di« Dampfest« ragt au» den Trümmern hervor. Penig. Gestern früh wurde im benachbarten Chur», darf die GutSbelttzerSwitwe Kretzschmar von dem Brief träger im Hausflur ihres Gehöfte» schwer verletzt aufge funden. Der Briefträger, der um diese Zeit dort zu tun hatte, fand die Tür verschlossen. Er horchte und vernahm, wie auf die Frau im Zimmer eingeschlagen wurde. Wäh rend er zu einem Nachbar eilte, um Meldung zu machen, ist der Täter entflohen. Hierzu wird weiter gemeldet, daß der Täter, der 16jährige Dienstknecht Georg Frey aus Gornau bei Zschopau, auf dem Heuboden versteckt auf gefunden und festgenommen worden ist. Er legte ein volle» Geständnis ab und äußerte, daß er, fall» er nicht durch den Briefträger gestört worden wäre, die Frau Kretzschmar getötet haben würde, um ihr Geld zu rauben und nach China außzuwandern. Die Berletznngen der Frau sollen lebensgefährlich sein. Leipzig. Die Revision gegen daS Urteil gegen den Rennfahrer Breuer ist vom ReichSgeriSt verworfen worden. Wa« die prozessualen Beschwerden betrifft, so ist das Reichs gericht mit dem Reicheanwalt einverstanden, daß sie un- begründet sind, soweit die Beweisanträge tn Frage kommen. WaS die materiellen Rügen betrifft, so stimmt der Senat dem ReichSanwalt bet, daß die Fragestellung nicht hätte abgelehnt werden dürfen. Die Frage aber, ob da» Urteil auf diesem Verstoß beruht, war zu verneinen, denn die Geschworenen waren in der Lage, den Angeklagten wegen Totschlags oder Körperverletzung zu verurteilen, brauchten Ihn also nicht wegen der gewählten Fragestellung de» Mordes zu verurteilen. Deswegen ist angenommen worden, daß daS Urteil auf der Unterlassung der Frage nicht beruht. Vermischtes. CK. Was der Anblick eincS Krönungs zuges kostet. Die Seelen der Londoner Hausbesitzer schwelgen in phantasrifchen Träumen, die Krönungstage rücken näher und damit die Hoffnung, aus der patrioti schen Opfcrwilligkeit der Neugier Kapital zu schlageu. In den Straßen, die der KrönnngSzug passieren soll, sind die Mietsforderungen ins Märchenhafte gestiegen; in diesen Tagen, so berichtet eine englische Wochenschrift, hat ein glücklicher Hausbesitzer sein Heim für den Krönnngstag einem reichen Amerikaner für nicht weniger als 20 000 Mark vermietet. 20000 Mark für einen Tdg! Die Kol legen dieses glücklichen Vermieters werden durch diesen Abschluß keineswegs iu Bescheidenheit bestärkt. In der Tat werden für die Häuser am Grosvenor Square für die kommende Saison ganz unerhörte Mieten gefordert, und wer den Sommer in einen: bequemen Hause in dieser Gegend verbringen will, muh mit Mietspreisen von 50- bis 100 000 Mark rechnen. In Belgravia kann inan für die Sommermonate kein kleines Haus unter 20 000, kein größeres unter 30 000 Mark mieten. Aber es scheint, daß die Londoner Hausbesitzer in ihrer patriotischen Be geisterung die Opferwilligkcit ihrer Mitbürger über schätzen. Die Agenten schütteln den Kopf und erklären, daß fast gar keine Mictsabschlüsse mehr zustande kom men, sie scheitern an den exorbitanten Forderungen. „Diese Märcheninictcn," so versichern die Fachleute, „wer den nur den Erfolg haben, daß die Gäste entweder die Hotels aufsuchcn oder überhaupt nicht nach London kom men." Immerhin hat man bei der Krönung dec Königin Viktoria und bei der Krönung König Eduards einzelne Sitze oder Fenster zu ansehnlichen Preisen vermieten iön- nen; die Neugierigen zahlten -100—10 000 Mark für die Gelegenheit, die prunkvolle Zeremonie schen zn können. In alten Zeiten hatten es die Bürger darin besser. Als König Eduard 1. gekrönt wurde, zahlte ein extravaganter Zuschauer sür einen guten Platz eine Summe, die nach heutigen: Gcloe etwa einem Pfennig gleich kommt. Taö ist die erste dokumentarisch belegte Kunde davon, daß ein schaulustiger Bürger barcS Geld dafür ausgab, um den KrönnngSzug zu sehen. Mer das Beispiel blieb nicht lange ohne Gefolgschaft, nnd im Laufe der Jahrhunderte stiegen Nachfrage und Preis. Bei der Krönung Edu ards III. wurde für einen Platz ein halber Penny be zahlt, bet der Krönung Richards Hl. ein Penny. Der Anblick Heinrichs V. mar den Bürgern schon zwei Pence wert; zur Zeit Heinrichs IV. aber waren die Krönungen so häufig, daß ihr Anblick an Kurswert einbüßte und man schließlich nur notch einen halben Penny bezahlte. Eduard IV. brachte eS dann wieder auf vier Pence. Bei der Krönung der Königin Elisabeth bezahlten die Neu-