Volltext Seite (XML)
sdlv Sotvett. vrstft« sollen auck In» AuSümd gebrachtneord«sei». — Nür»- V»pg; Der Arbeitgeberverband der bayrisch«» Mühten Hat HLäe sämtliche organisierten Mühlenarbetter dte UuAsyäernng verhängt. Veranlassung zu diesem Schritt bildet Vie Boykotterklärung, welche-kürzlich di« Gewerk schaften von «ürnhevg, MUcth und Umgegend über drei Akohe Mühlen hei Nürnberg und sämtliche von diesen behiehenhe Bäckermeister verhängt Haven. SS dreht sich nm Lohnstreitigkeiten, und, zwar verlangen die Gewerk- schasten, haß a»zch dte ungelernten Arbeiter zu denselben Sätzen entlohnt werden wie dte gelernten Arbeiter, wäh rend dte betreffenden Mühlen die ungelernten Arbeiter nur zu den ortsüblichen LagelShno» bezahlen Mollen. Vermischte-. Bubenstreich oder Racheakt. In der vorletz ten Nach« gegen 1 Uhr erfolgte in München vor dem Hause Burgstratze Nr. 1 eine starke Explosion, infolge deren einige Fenster des Erdgeschosses und des ersten DtockeS in diesem Häufe, sowie deS zweiten DtockeS im gegenüberliegenden Hause zersprangen. Im Asphalt des DrottoirS fand sich eine flach ausgesprengte Stelle. Zwei sofort Herbeterlende Schutzleute konnten in der ganzen Straße keinen Menschen entdecken, sahen iedoch dicht vor dem Hause eine dichte Rauchwolke aufsteigen und nahmen Pulverrauch wahr. Sie fanden am Datorte lediglich eine Metallhülse. Bott den Tätern fand man keine Spur, auch ist gänzlich unbekannt, ob eS sich um ein Bubenstück oder einen Racheakt handelt. — Weiter melden die „München«:: Neuesten Nachrichten": Vorgestern vormittag wurden avr*Fuße de- Flaggenmastes beim Justizpala.sk drei Pakete Sprengstoff mit einer Zünd schnur gefunden. Welche wahrscheinlich schon die Nacht über dort lagen, dr die Zündschnur feucht war. Der Vorfall scheint in einem gewissen Zusammenhänge mit einem nachts im Deutschen Museum versuchten Diebstahl zu stehen, wobei der Eindringling von einem Wächter verscheucht wurde, fernem auch im Zusammenhang mit der vorletzten Nacht in der Burgspaße erfolgten kleinen Sprengstosfexplosion. Durch einen Polizeihund ermittelt. Wie wir berichteten, wurde im Walde bei Liehsdorf Unweit deS märkischen Städtchens Beelitz die Leiche d«S Büdners Krüger ausgesunden. Nach ärztlicher Ansicht lag un zweifelhaft ein Verbrechen vor. Der iauS Berlin nach Liehsdorf entsandte Polizeihund „Fricka" stellte nach kurzer Frist den Altsitzer Richter als Täter. Die jetzt beendeten Ermittlungen haben ergeben, daß Richter, der seit lattgcm als Wilderer gefürchtet ist, schwer belastet erscheint. Das Material, aus dem die bei der Leiche Vorgefundenen Patronenpfropfen hergestellt waren, stimmt u. a. genau mit demjenigen überein, da» Richter bei der Anfertigung seiner Hülsen benutzte. Bei seiner Vernehmung vor dem Beelitzer Amtsgericht verwickelte sich der Slltsitzer derart in Widersprüche, jdaß seine Ver haftung beschlossen wurde. Gestern vormittag wurde « der Staatsanwaltschaft zu PotSdamM zugeführt Die Ob duktion fand am Mittag statt; sie ergab, daß Krüger durch zwei Schüsse in den Kopf und zwei in die Brust getötet worden ist. Seine Leiche wurde nach dieser Fest stellung zur Beerdigung srcigegeben. Ermordung einer Deutschen auf LongFS- land. Großes Aufsehen erregt, die Entdeckung deS Skeletts einer Frau, die im Walde aus Long Island mit einer Schußwunde im Schädel aufgefunden wurde. Das Skelett war noch von den eleganten Kleidern der Täten umgeben, und' die kostbaren Juwelen deuten daraus hjn, baß sie Ermordete den besseren Gesellschaftskreisen Sngehdrle.'Aste Seich« muß schon über ein Jahr km Wald, g-tegm, habe». Papiere, die bet dem «-leit ge sunden wurden, beweisen, daß die Ermordete «ine Deutsch» war, die «ine Rechnung über IS Mk. Sä Pf-, en den Eifenwarenhändler Otto Schommer in Altona bezahlt hatte. Dte Rechnung wrr für dte Lieferung von Haus geräten ausgestellt. Rahe dem Skelett wurde eine Uhr gefunden, ln dte die Bustaben L. L. ein graviert waren. Wie dem „v. Tgbl." gemeldet wird, handelt es sich um ein Fräulein Anna Satter aus vetda, die In Mona wohnte, dann den Architekten Müll« heiratete, mit die- sem im Februar 1408 nach Rewyork fuhr und dort kurze Zett wohnte. Plötzlich waren beide spurlos verschwun den un» man nimmt an, daß das Ehepaar ermordet wor den ist. von Zigeuner« geraubt. Nach einjährigem, ununterbrochenen Suchen fand «ine Bäckersfrau namens BanSbeck ihre drei von Zigeunern in Meaux bei Paris geraubten Kind« währen eines Marktfester in Montoeau wieder, als die Kleinen vor der Menge bei athletischen Uebungen mitwtrkten. Die Verhaftung der alten Zi geunerin, welche die Kind« vor Jahresfrist anaelockt hatte, .vollzog sich unter großen Schwierigkeiten, oa die Ortsbewohner sich scheuten, der Megäre nahezukommen. Ein beherzter Gendarm legte ihr endlich Handschellen an. Das jüngste der geraubten Kinder hatte sich nur schwache Erinnerungen an das Elternpaar bewahrt. Um 500 Millionen. Mrs. Eleanor Dünn buS Plainsield im Staate New-Hersey, die Präsidentin de» amerikanischen Dvake-BereinS, ist unterwegs nach Eng land, um einen Prozeß apzustrengen, in dem sie für ihren Sohn Anspruch auf die Hinterlassenschaft von Sir Francis Drake, den Zerstörer der spanischen Armada, erhebt. Die vom Obervormundschaftsgericht verwaltete Summe beläuft sich auf 500 Millionen Mark. Der An spruch gründet sich aus die Tatsache, daß MrS. DunnS Lohn von Kapitän Francis Drake, dem Enkel von Sir Franci», abstammt, der während der amerikanischen Re volution im Felde stand. Kapitän Drake erhob keinen Anspruch auf das Eigentum seines Vorfahren, hinter ließ aber Informationen und Dokumente, die angeblich durchschlagende Beweisstücke für seine Ansprüche vor einem englischen Gericht sein werden. Mtpmntt da WM. M „Der Reiz und die Liebenswürdigkeit der Frau", so sagte «inst mit einer galanten Verbeugung Lord Chester field zu einer Schönheit de» Hofes, „ist das köstlichste Mark, da» der Schöpf« vollbrachte." Die englische Schöne lächelte damals geschmeichelt, aber zugleich ein tvenig spöttisch und antwortete: „Die Schönheit' der Frau ist die schwerste Arbeit d« Frag." DaA Wort, da» damals zutraf, besteht noch heute zu Recht, ja! die Zeiten haben inzwischen ein ganzes Arsenal von Mehr oder minder fein konstruierten Schönheitsmaschinen geschaffen, deren sich die elegante Dame in der diskreten Abgeschiedenheit ihres Boudoirs bedient, um der Natur da nachzuhelsen, wo sie deS Guten zu viel oder zu wenig getan und wo sie sich den Launen der Modegöttin nicht schmiegsam genug angepaßt hat. DaS Mitglied deS -arten empfind lichen Geschlechts wird da zur stillen Heldin und zur heimlichen Märtyrerin, ohne Klage erträgt eS Martern und Leiden, wenn von fern ihr der Preis winkt, mor gen noch schöner, jünger und anmutiger zu erscheinen wie gestern oder heute. Im American Magazine werden einige dieser Toilettengeheimnisse enthüllt, die dem Heroismus der Frau zum Ruhme gereichen könnten, wenn nicht in den meisten Fällen.mit ihrer blinden Sehnsucht zur Schönheit eine gefährliche Kurzsichtigkeit sich Verknüpfte. Eine b« neuesten Errungenschaften ist ei» komplizierter Apparat, der dazu dient, Runzeln und Falte» zu beseitigen. Allabendlich, wenn di» Schön« ihr» Robe abgestreift hat und sich anschickt, t» Schlummer Erholung von den Strapazen de» G,s«llschaft»leSen» zu suchen, legt sie diese Maschine an. Ueber Stirn, Kinn, Hal» und Nacken zieht die schmale Hand mit einem ganz ungeioohnten Kraftaufwand dünne Bandagen, die mit einer Art weich« GipSmasse getränkt bestimmt sind, die Haut straff und faltenlos zusammenzupressen. Ueber die Bandagen wird dann d« Preßapparat angelegt, d« ebenfalls in den inneren Höhlungen eine ÄipSmass» enthält; die Stirn der Schönen verschwindet unter einem breiten Lederstück, da» an den Letten fest zugeschnallt wird, um Kinn und Hal» pressen sich ähnlich« Leder reisen und mit diesem Marterinstrument ausgerüstet er wartet bre elegante Modedame von heute dann den Gott der schönen Träume. Tie Theorie behauptet, daß unter dieser qualvollen LedermaSke alle Falben un» Runzeln buchstäblich fortgepreßt werden, aber die ehr geizige Patientin der Schönheit denkt dabet nicht an dta gefährliche Wirkung, die diese unhygienische Zusammen pressung der Haut über kurz oder lang auSübe» muß; in der Tat rächt sich di« Natur später sehr schnell: dte Haut wird leichr gelb und ledern und d« Druck auf dentzal» führt zu allerlei Erkrankungen. Als dte grau samen Foltermeister der Mittelalt«» die Daumen schraube erfanden, um unglückliche Gefangene unter furchtbaren Schmerzen zu einem Geständnis zu bringen, ahnten sie wohl kaum, daß ein halbe» Jahrtausend später dte Frauen freiwillig und täglich sich dies« Tortur unter- ziehen würden. Tie moderne Daumenschraube ist frei- lich nicht mehr da» grob« schmiedeeiserne Gerät der alten Zeit; e» ist hübsch vernickelt, vielleicht aus Silber, aber darum doch nicht» weniger als «ine Daumenschraube. Nur der Zweck hat gewechselt: heute schraubt sich die mondäne Frau die Maschine an die Fingerspitzen, nm den Fingern «ine graziöse schmale spitzzulausende Form zu geben. Gewebe, Nagel und Knochen werden dabei eng zusammengepveßt, aber in den leisen Seufzt« der Schönen mengt sich verklärend das Bewußtsein, morgen wieder die schönsten Hände zu haben. Aber nicht nur die Finger spitzen werden so behandelt: wenn die eitle Schöne mit de» ganzen Fingern oder r?ar mit ihren ganzen Händen nicht zufrieden ist, dann greift sie zu einem stärkeren Mittel. Tie ganze Hand wird eng abbandagiert, sodaß die Blutzirkulation gehemmt ist. Die Folge zeigt sich am nächsten Tage: die Hand ist von durchsichtiger Weiße, zart und gebrechlich uns infolge der erschwerten Blut zirkulation verliert sie auch an Umfang: sie ist Nein« geworden. Aber auch hier nimmt die Natur später Nach« die mißhandelte Hand altert früh« wie eine an dere, sie wird gelb, runzelig, schrumpft zusammen und nach wenigen Jahren muß hie stolz« Schönheit dann mit Schrecken sehen, daß sie bereit» im besten Mer die Hände einer Greisin hat. Sogar di« Gesichtszüge wer den verändert, neue Linien, neue Kurven geschaffen, Lücken in den Formen künstlich ersetzt. DaS geschieht gewöhnlich durch eine Injektion von Wachs in jene Gesichtsteile, die rundlicher gestaltet werden sollen. Die Schönheitsdoktoren versichern natürlich, daß das Wachs vollkommen harmlos sei, aber in Wirklichkeit bewirkt eS nach einig« Zeit «ine Zerstörung der Gewebe und deS frischen natürlichen Teints. Allein die Sehnsucht nach Schönheit tötet die Sorge um di« Zukunft und in Amerika wächst mit jedem Jahve ^>ie Zahl der Frauen, die sich dieser gefahrvollen und. schmerzvollen Operation unter ziehen, um dann vorm Spiegel sich lächelnd zunicken zu können und zu wissen: ja du bist schön ... hatte, vermochte sie nicht das kleinste Zeichen zärtlichen Ein verständnisses zwischen Verlobten zu sehen, ohne sich nridvoll zu ärgern. Daher bemerkte sie jetzt ivomsch: „Westerot, wenn Sie Ihre Braut genug angesehen haben, überlasten Sie st« mal ein bißchen ihrer Cousine. Junge Mädchen haben sich, zumal nach längerer Trennung immer viel zu sagen, und Marion kommt ja überhaupt nur her, wenn ste eigens ein- -«laden wird.* „Tante, ich hab' immer so viel zu tun, der Haushalt —* „Kind, red' mir doch nichts ein, die häuslichen Pflichten nimmst Du doch sehr auf die leichte Achsel. Dagegen treibst Du den lieben langen Tag jede Art Hanvfertigkeitssport, wie ich höre. Für eine Braut ist das nun eine ganz überflüssige Spielerei. Deine teure Freundin, die exzentrische Malerin, bestärkt Dich wohl darin wie in mancher andern demokratischen Dummheit.* „Tante, ich bitte Dich!* rief Marion gequält. „Steckt Ihr nicht fast täglich beieinander? Von wem sonst hättest Du denn Deine aufrührerischen modernen Ideen?* zürnte Fräulein von Mollentin ernstlich aufgebracht. „Nun, diese unpassende Intimität wird sich durch Marions baldige Vermählung von selbst verbieten,* kam Westerot seiner Braut zu Hülfe. .Was aber Marions hauswirtschaftlich« Be- fähiguna betrifft, so gebührte ihr wirklich eher Lob als Tadel. Meine »leine ist ja geradezu ein ökonomisches Genie,* fügte er mit einem Lächeln hinzu, das bei aller Liebenswürdigkeit «inen moquanten Beigeschmack hatte. „Wohl an falscher Stelle,* versetzte Tante Dina trocken. „Will mich aber nicht weiter mit einem verliebten Bräutigam streiten,* lenkte ste ein, „der steht natürlich in der Braut ein Bild von Vollkommenheit, und daS gehört sich ja auch so.* Mit liebenswürdigerem-Interesse sprach ste weiter: „Geben Sie mir nun die näheren Details über Ihre Berufung, lieber Westerot, und da» geschieht bester drüben bei mir, dre Mädel» können sich derweil ungestört ausschwatzen.* Damit schritt sie ihm zu einem kleinen Schreibzimmer voran, wo ste private Angelegenheiten zu erledigen pflegte. Und Westerot folgte der eigenmächtigen alten Dame nicht gerade willig und doch notgedrungen, weil eben in ihrer Hand die Gewährung seiner Herzenswünsche lag. Unter den zurückbleibenden jungen Damen trat zunächst Äue Prine Verlegenheitspause ein. Wenn auch in gewissem Maße stammverwandt, warm sie, abgesehm von einer völlig verschiedenen Eharakteranlage und Erziehung, auch räumlich > »« viel voueinander getrennt gewesen, um sogleich einen An« müpbmgSpVukt finden zu könnm. „Bist Du krank?* ES fuhr Marion unbedacht heraus. Doch al» sie dabei Bellas schmalen flachbrüstigen Körper ansah,! " " ton, die schlaffen älterer,'' KV ¬ siegern die Frage zurückgenommen, welche scho leidende Aussehen der Cousine beantwortete. Marion brach mit ihrer gutherzigen Liebenswürdigkeit zuerst daS EiS. ,Du bist zur rechten Zeit hergekommen, Bella,* sagte ste freundlich, „Berlin ist nie entzückender als im Mai.* Nun fand auch Bella den Gebrauch ihrer im allgemeinen flinken und selbst spitzen Zunge wieder. Na, das Frühlings- wunder ist hier am Ende mäßig. Eine Weltstadt hat'S ja auch nicht nötig, mit idyllischen Freuden aufzuwarten, die kann sich interessanterer Reize rühmen. Kommt auch kein Mensch nach Berlin, um in dem FrühlingSdusel zu schwelgen. „Ueberhaupt der nordische Lenz*, schwatzte ste lebhaft fort, „der kann mir gestohlen bleiben. In unserem Harznest zum Beispiel ist jetzt, um Mitte Mai, noch kaum was GrüneS zu sehen, abgesehen von den langweiligen Tannen, die ja nichts mit Frühlingsblühen zu tun haben. Abscheulich rauh und ver änderlich ist'S bei uns. Laß Dir'S drum nicht einfallen, vor Juli in dem Harz Sommerfrische zu halten, und selbst dann kann'- noch passieren, daß Dir ein eisiger Nordost daS Gesicht zerreißt.* Marion lachte. Ich hab'S ganz gern, wenn mir der Wind ein bißchen scharf um die Nase webt. Das ist herrlich stimu lierend. So sehr ich mein schönes Berlin liebe, um eure reine, kräftige Bergluft hab' ich Dich manchmal beneidet. Bella hob di« Schullern. „Wer ste vertragen kann. Mix ist ste unleidlich.* fuhr Marion unbedacht heraus. Doch als sie dabei chmalen flachbrüstigen Körper ansah, den blassen Fleisch, chlaffen und wird« scharf gespitzten Züge, die sie weit chrinen ließen als ihre zwanzig Jahre zugaben, hätte >ie Frage zurückgenommen, welche schon daS entschieden „Ich weiß' nicht*, meinte diese verdrießlich. „Jedenfalls langweile ich mich entsetzlich in unserem Bergwinkel, und das bekommt mir nicht. Solch ein Vegetieren kann mich rein umbringen. Ich will was erleben, was anderes sehen als diese steifen ernsten Tannen, die stummen unbeweglichen Bergriesen, die noch dazu meisten» in Nebel oder Regen stecken. „Gerade der Harz wird doch wegen seiner NatnrschSnheit von Touristen überschwemmt und der Harzer ist mit Recht stolz auf seine Bergheimat.* „Ach wa-, Heimat! Ein geborene» Bergkind bin ich nicht. Papa, der überall und nirgend» zu Haus« war und un» auf seinen Wegen zum Ziele beständig von Ort zu Ort schleppte, ist erst seit einigen Jahren im Oberharr seßhaft ge worden. Du weißt wohl, daß er ein großes Stahlwerk kaufte und sich außerdem mit Kaligruben abgibt. Ihm geht's da aber nun vortrefflich, die Geschwister fanden sich auch zurecht, nur ich langweile mich zum Sterben und tue daneben nichts als husten, aus reiner Nervosität natürlich.* „O, machte Marion teilnehmend*, „da muß Dir die Luftveränderung doppelt willkommen sein, obschon Berlin andererseits für Nervöse und Leidende auch nicht der rechte Boden ist.* „Du tust gerade, al» ob ich eine Todeskandidatin sei, sagte ich denn überhaupt was von Krankheit?* rief Bella gereizt. „Bloß einen belebenden Wechsel brauche ich, weiter nichts. Ein gescheiter Gedanke von Tante Dina, mich ein- zuladcn. Bin ihr riesig dankbar, trotzdem ich eigentlich zu nächst als Lückenbüßer figurierte. Anfänglich wollte ste Agnes, unsere Netteste, haben. Mit der ist mehr Staat zu machen. Die ist prall und rotbäckig und seelenzufrieden. Aber auch die reine Hausunke. Gar Nicht wegzukriegen von ihren blauen Bergend Ja, blau wären die, behauptet ste, weil st« nämlich seit einiger Zeit durch gefärbte LiebeZgläser steht, während ich mit meinen klaren nnbebrillten Augen die fade Wirklich keit nehme, wie sie ist.!* Bella lachte im harten Spott. „Na, einerlei, ich hoffe, die grauen Ungetüme sobald mcht wiederzusehen, denn nach dem ersten Schreck über mein Mondscheingestcht, hat sich Tante schnell wieder an mich gewöhnt. Sie fabelt etwa» von durchgreifender Regenerationskur, spricht geheimnisvoll von Blutauffrischuna und Herzbrruhigung, putzt mich wie ein Nestchen 'rauS und amüsiert sich nebenher über meine Schnurren.* „Sie muß Besonderes mit Dir vorhaben, sonst macht sie sich nicht gerade viel aus Nichten.' „Kommt drauf an,* meint« Bella selbstgefällig. ^Jch bin nicht auf den Kopf gefallen, beeinflusse dre Menschen ziemlich leicht und kann dann, wenn ich will, auch liebens würdig sein. Bisher lohnt« sich'S nur nicht, und da gefiel ich mir besser als bsautS ä« äiadls. UebrigenS ist ja Tante Dina auch keine sanfte Taube und deshalb finden sich unser« Geister auf dem Gebiete des SarkaSmuS, den ich mtt ihrem erfreulichen Talent kultivier«, immer noch am ehesten zusammen. Sag mal * fragte ste darauf in ihrer sprunghaften Lebhaftigkeit, .Dein Bruder Eberhard ist wohl bi» üb« die Ohren verliebt?* „In Dich?* neckte Marion. „Unsinn, dann fragte ich nicht. Also?* Fortsetzung folgt.