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«mV A«r»1gr« (LlbtUaü Md Aryeigttt. Amtsötatt °°rr" für die Körügl, AmtShauptmannschast Großenhain, das Königl. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesa, sowie Len Gemeinderat GröVa. ^-132. Freitag 11. Juni 1909, abends. 62. Jahrg. La« Riesaer Tageblatt erscheint jebe« La« abend« mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung in der Expedition in Riesa 1 Mart 80 Psg., durch unsere Trüge» stet, in« Hau« 1 Mark VS Psg, bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark VS Psg, durch den Briefträger sret tnS Hau« 2 Mark 7 Psg. Auch MonatSabonnementS »verden angenommen. «uzergemAnnahme sür dte Nummer de» Ausgabetage» bi» vormittag ü Uhr ohne Bewähr. Rotationsdruck und Verlag von Langer Sr Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Boethestratze VS. — Für die Redaktion vemntwortlich: Hermann Schmidt tn Riesa. Landtagswahl betr. Im Laufe der nächsten Tage werden den Hausbesitzern oder deren Stellvertretern durch den unterzeichneten Gtadtrat HauSlisten, welche bet der Aufstellung der Wähler listen für die im Herbste diese« Jahre« stattfindende Neuwahl eine« Abgeordneten zur zweiten Kammer der Ständeoersammlung de« Königreiche« Sachsen für den 8. städtischen Wahlkreis Verwendung finden sollen, zugestellt werben. In diese Listen haben sich alle im betreffenden Hausgrundstücke wohnhaften Personen kinzutragen, welch« an der bevorstehenden Wahl tetlnehmen können. Stimmberechtigt ist jeder Sachse männlichen Geschlechte«, der eine direkte Staats steuer im Königreiche Sachsen entrichtet, bei Abschluß der Wählerliste — -aS ist der 12. Oktober 1909 — da« 25. Lebensjahr vollendet hat, seit mindesten» zwei Jahre« di« sächsische Staatsangehörigkeit besitzt und seit mindesten« sechs Monaten einen Wohnsitz im Orte der Listtnaufstellung hat. Die Fristen von mindesten« zwei Jahren und von mindesten« 6 Monaten müssen spätesten« am Tage de« Abschlüsse« der Wählerliste erfüllt sein. Ausgeschlossen vom Stimmrechte sind die tn 8 10 de« Wahlgesetze» vom 5. Mai 1909 bezeichneten Personen. Von jedem Wähler sind die Spalten 1 bi» 6 und 12 bis 15 (linke Seite) au«, zufüllen. Die Spalten 7 bis 11 könne« ebenfalls von den Wählern selbst auSgefüllt werden, andernfalls die« durch die Behörde erfolgt. Dte rechte Seite der Listen (Spalten 16 bi« 40) ist nur durch die Behörde auSzusüllen. Mit Rücksicht darauf, daß die HauSlisten eine sichere Grundlage sür die Auf- stellung der Wählerlisten bieten sollen, werden die Beteiligten im eigenen Interesse -ringend ersucht, dte Ausfüllung der Listen gevan und wahrheitsgemätz oorzunehmen, damit sich später «eitere Rückfragen und Bestellungen nicht erforderlich machen. Die HauSlisten sind spätesten« bi« zum 19. Juni 1909 auSgefüllt im hiesigen Gtnwohner-Meldeamte, Rathaus, Zimmer Nr. 14, wieder abzugeben. Der Rat der Stadt Riesa, am 11. Juni 1909. Schr. Die beim Erweiterungsbau de» hiesigen Gaswerke« erforderlich werdenden Erd- und Maurerarbeiten zur Errichtung eine« Kesselhaus«« und Herstellung eine« Fundamentes für den neuen . Gasbehälter sollen tn einem Lo» vergeben werden und gelangen deshalb hiermit zur öffentlichen Ausschreibung. AngebotSformulare können im Stadtbauamt gegen Erstattung der Selbstkosten entnommen werden und sind auSgefüllt bi« Donnerstag, de« 17. Juni 1909, vormittags 10 Nhr daselbst wieder einzuretchen. Die Bewerber können persönlich oder durch legitimierte, volljährige Vertreter der Eröffnung der Angebote beiwohnen. Dte Auswahl unter den Bewerbern, die Teilung der Arbeiten und die Ablehnung aller Angebote bleibt Vorbehalten. Riesa, am II. Juni 1909. Der Rat der Stadt Riesa. vaagewerke«, Dachdecker, Glaser, Klempner, Maler, Schlosser, Tischler, Töpfer und Ofensetzer, Scharwerksmaurer und Zimmerer, die tm laufenden Jahre — vom 1. Juli diese« Jahre« bi« 1. Juli 1910 — bei Vergebung von Unterhaltung«, arbeiten au sämtlichen städtischen Gebäuden Berücksichtigung finden wollen, werden hiermit aufgefordert, sich ein entsprechende« Angebotsformular im Stadtbauamte abzu holen und dasselbe auSgefüllt bis Freitag, den 18. Juni 1909, vormittags 10 Uhr daselbst wieder einzureichen. Die Aurwahl unter den Bewerbern und die Zurückweisung sämtlicher Angebote bleibt vorbehalten. Gewerken, die nicht mindestens seit einem Jahre ihr Gewerbe in Riesa selb ständig betreiben, bleiben außer Betracht. Der Rat der Stadt Riesa, den io. Juni 1909. Freibank Riesa. Morgen Sonnabend, den 12. Juni ds«. Ihr«., von vorm. 8 Uhr ab gelangt auf der Freibank im städtischen Schlachthof da« Fleisch zweier Rinder zum Preise von 45 Pf. und da« Fleisch eines Schweines zum Preise von 50 Pf. pro r/z KZ zum Verkauf. Riesa, den 11. Juni 1909. Die Direktion des ftädt. Schlachthofes. Riesa vor 50 Jahren. II. Dte Straße von Riesa nach Pausitz bestand 1859 be reit«, ebenso dte Bahnhofstraße. Interessieren dürfte viel- leicht einige« über die Wegeoerhältntsse nach dem Bahnhof, ehe die Bahnhofstraße gebaut war. Zu dieser Zeit führte diese Straße hinter dem „Wettiner Hof" bei Starke« Wind mühle vorbei nach dem jetzigen Gasthof zur guten Quelle und dann durch die Felder (die jetzigen Holzhöfe) nach der Ecke der Moltkestraße zu. Oberhalb der Gasanstalt, am Kaiser Wtlhelmplatz vorbei, führte ein Fußweg durch die sogen. „Hohlen" bergein, bergau«. Die Vertiefungen, die dieser Weg aufwie«, waren ost dem Elbkat gleich. Der Fußweg führte dann weiter hinter den Häusern de« Brandtschen Holzhofe« vorüber nach dem „Sächsischen Hof" zu uud so dann gerade hinein in den Bahnhof. Der sogenannte Wetdaer Kirchweg, den dte Herren Geistlichen mit Geschirr benutzten, führte vor 50 Jahren hinter dem Hause de« Herrn Bäckermeister« Berg vorbei in der Richtung nach der Wagenfabrik und dem Schlacht hos zu. Neuangelegt wurde im Jahre 1859 die Kastanien- praße, dte jetzt den Namen Goethestraße führt. Vor 50 Jahren zählte Riesa nach gemachten Auf- zeichnungen in einer hier geführten Chronik 3900 Ein wohner. Da« „Elbeblatt", da« heutige „Riesaer Tageblatt", berichtet in Nr. 4 vom Jahre 1859: „Nach der im De zember 1858 stattgefundenen Volkszählung beträgt die Be völkerung der Stadt Riesa incl. de« Vorwerk« Söhli« und de« jetzt anwesenden Militär« hiesiger Garnison 4152 Ein wohner tn 913 Haushaltungen. Binnen 3 Jahren hat dte Einwohnerzahl um 340 zugenommen." Nach dem „Elbeblatt" waren in Riesa mit Söhli« 1859 192 Geburten, 29 Trauungen und 106 Sterbefälle zu verzeichnen. Nach demselben Blatt betrug 100 Jahre früher, also 1759, in Riesa dte Zahl der Geborenen 27, der Getrauten 7 und der Verstorbenen 33. (Forts, folgt.) Oertliches und Sächsisches. II. J»»I IS0S. —* Der König wird sowohl daS 200 jährige Jubel- fest de« 102. Infanterieregiment« in Zittau, wie auch da« de« 103. Infanterieregiment« in Bautzen durch seinen Besuch auSzetchnen. —* Vom 1. Juli d. I. ab ist der Referendar Süß in Leipzig dem hiesigen Amtsgerichte zugewiesen worden. —* E« regnet! Mit einem Seufzer der Erleich terung wird dieser Ausruf au« dem Herzen aller gekommen sein, al« sich heute vormittag ein starker, längere Zeit an haltender Gewitter-Regen einstellte. Erst leise und ruhig, dann rauschend und prasselnd sank der langersehnte Segen von oben au« dem grauen Gewölk hernieder und tränkte die dürstende Erde, erquickte die Pflanzen. Aber genug ist e« immer noch nicht und der Himmel kann ruhig noch mehr senden. Wer einen Blick auf die Felder und Fluren ge worfen hat, weiß, wie notwendig der Regen ist. Eine schlechte Heuernte, überhaupt Mangel an Futtermitteln und daraus folgernd für diese eine enorme Preissteigerung, dürfte sowieso schon die Folge der langen Trockenperiode sein. —* Der Elbwasserstand hat seit Dienstag eine Aufbesserung von 74 Zentimetern erfahren. Unser Elbpegel zeigte heute nur noch 28 Zentimeter unter Null an. Da jedoch Leitmeritz heute schon wieder erheblichen Fall meldet, so dürfte die Aufbesserung nicht sehr lange anhalten. —* Wegen verschiedener Betrügereien wurde dieser Lage ein auf dem Göhliser Rittergut bediensteter russischer Arbeiter von der Polizei verhaftet und in da« hiesige Königs. Amtsgericht eingeliefert. ES hatte sich her- au«gestellt, daß der Verhaftete sich seine Stelle unter falschem Namen verschafft und außerdem auf die Namen seiner Mit- arbeiter in verschiedenen hiesigen Geschäften Waren, tnSbe- sondere Genußmittel, entnommen und diese für sich ver- wendet hatte. —88 Der mit Spannung erwartete russische Ge heimbundprozeß hat sein Ende erreicht. ES erhielten die Studenten Grinblatt und PöSktn je 2 Monate, von Udaltzow I Monat, Soboleff und Krugilov je 6 Wochen Gefängnis. Die übrigen wurden freigesprochen. Alle aber wurden au« der Untersuchungshaft, in der sie fast 3 Mo- nate haben -»bringen müssen, entlassen. Die erkannten Strafen gelten al» verbüßt. Die angeklagten russischen Studenten hatten «inen sozialdemokratischen Verein ge- gründet, gegen den nicht« einzuwenden gewesen wäre, wenn die jungen Russen ihren Verein bei der Polizei angrmeldet hätten. Eie haben da« nicht getan und -war, wie ihnen nicht widerlegt werden konnte, au« Furcht vor russischen Spitzeln. Diese russischen Spitzel, u. a. auch der berüchtigte Polizeispitzel Azew, spielten in dem beendeten Prozesse eine interessante Rolle. Die Angeklagten sind sämtlich bi« auf 2 Studenten wirklich immatrikulierte Studenten, dte auch mit Fleiß dem technische« Studium oblagen, alle« sehr intelligente junge Leute. Auf Veranlassung der Dresdner Polizeidirektion sind die in dem Geheimbundprozeß verwickelt gewesenen russischen Studenten aus Sachsen ausgewiesen worden. —* In der am 12. Juni d. I. stattfindende« Ab wehrversammlung der deutschen Industrie wird für den Verband Sächsischer Industrieller Herr Fabrikbesitzer Dr. Steche, Inhaber der Firma Heine L Co. in Leipzig, eine Erklärung abgeben. —* Am 26., 27. und 28. Juni d. I. findet in Ein siedel das 27. Verbandsfest deS Verbandes Sächsischer Dramatischer Vereine in Verbindung mit der Feier de» 25 jährigen Bestehen« de« Dramatischen Verein« zu Einsiedel statt. Am Sonnabend abend: Delegiertenoer sammlung und Fesikommer«; Sonntag: Besichtigung von Fabrikanlagen, Frühkonzert, Festtafel, Kammer« und Ball; Montag: Besichtigungen und Ausflüge. —* Eine interessante Ausstellung wird am 12. d. M. in Leipzig auf dem Meßplatze eröffnet. ES ist die« dte Allgemeine Bauarttkel-Au« stellung, dte, al« erste ihrer Art, ein erschöpfende« Bild der gesamten Bauartikel- Branche und damit zugleich de« Bauwesen« bietet. An Raum beansprucht sie mehr denn 50 000 qw, und in der imposanten Halle sowohl, wie im Freien führen Hunderte von Ausstellern ihr Beste« vor. Nicht weniger denn zirka hundert, zum Teil sehr umfangreiche Ausbauten tm Freien veranschaulichen die Verwendung aller möglichen Bauartikel und zahlreiche Maschinen und Geräte lassen erkennen, welche Hilfsmittel der Erzeugung von Bauartikeln dienen. Die Ausstellung ist für die Fachwelt, wie für dte Allgemeinheit gleich interessant und lehrreich. — Aus den UeberschwemmungSgebiete« der Elbe in Norddeutschland wird unter dem 9. Juni geschrieben: Flach und träge schleicht der Glb- sttom jetzt in seinem sandigen Bette dahin, tm frischen Grün prangen Wiesen und Felder, dte Baumkronen wiegen sich im lauen Sommerwinde und nicht« deutet auf da« furchtbare Unglück hin, das di« Wisch« tm Februar heim suchte. Die Oeffnung de» Deiche» bet Berge ist geschloffen, dagegen will man den Bruch bei Kammbrrg nicht wieder zuschütten. Dort hat sich ein Teich von mehr al« 8 Meter Tiefe gebildet, der mit klarem Wasser angefüllt ist. Auf de« Seckern tn der Nähe der Bruchstelle an der Trotzen bürg liegt der Sand noch fußhoch. Man ist mit der Fort schaffung der Sandmengen beschäftigt. Dir Häuser und Scheunen sind noch naß und feucht, man glaubt daher nicht, daß st« zum Sommer wieder trocken werden. Di« — - . . . ... ..... —^0—— ... . ..... —