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Beilage zum „Riesaer Tageblatt «otallmigbrack and Berta,, — Langer » »lntertt« tz, «iesa.^- »ür dl, RsdaMo, vmuwoortUch: H,r»ann Schmidt di Ries». Montag, I«. «ai IW-, «»«»S SS. Jahrg. >ü >2 8S >5 tl!l cetär 53 89 31 33 SS 7V 21 wandeln die helfenden Schwestern hin und her. Auch hier zeigen Wände und Türen die Kugelspuren. Man führt uns in das Arznei-Zimmer. Ein flüchtiger Armenier, der aiOS rtadt bend früh er-, >4 'S iS 6 Besorgnis ließ sie wrsichtig bleiben. . . IM Missions hause empfangen uns die Patres als Befreier. Jü ihrem Hause bergen sie zahllose Flüchtlinge; man hat ihr Heim einige medizinische Kenntnisse besitzt, bemüht sich nM eine alte Frau. Auf dem Schädel klassen acht große breite Wunden. ES sind Säbelhiebe. Die Mörder haben ihr eine», Fuß abgeschlagen und den Arm zerschmettert. Un ter dem Ange der Mutter ermordeten sie dann die un glückliche Tochter, die sie wrdem grausam geschändet Hütten. Die Alte ist wahnsinnig. Unausgesetzt bewegt sie den Kopf hin und her . . . Mir überschreiten einen Hof. Alte Frauen werfen sich vor uns auf die Knie, berühren die Biesen und unsere Uniformen, die Reliquien, als ob! das sie lor den Türken schützen könnte. Sie schluchzen sic flehen, sic verlangen Sicherheit; aber wie demütig, wie unsagbar demütig: Einige davon umklammern meine Küie, umarmen meine Füße und küssen die Spuren meiner Schritte. Ja, die Spuren meiner Schritte. Dies ist kein A bild, nur die nackte Wahrheit. Frauen, alte Krauen mit grauem Haar. Die Kehle preßt sich mir zu sammen und ich kann kein Wort sprechen. Wir gehen. Ich glaube, nie im Leben empfand ich so heißes Mit-! leid und so tiefe Bewegung. 'S !S !7 Tagesgeschichte Deutsche« Reich. )'( Die seit mehreren Tagen geplante, aber wegen des scharfen Ostwindcs immer wieder verschobene Ucber- führung des Neich sluf t s ch iffeS Z I aus der schwim menden Ballonhülle in Manzell in die neue Zelthalle auf dem Gelände der Luftschiffbau-Gesellschaft in Fried richshafen ist am Sonnabend bei günstigem Wetter er folgt. Um 7 Uhr wurde das Luftschiff aus der schwim menden Holle ausgeschifst, um 7 Uhr 15 Minuten schwebte es bereits« über Friedrichshafen. Um 7 Uhr 45 Minuten erfolgte rasch und sicher die Landung auf dem Terrain, wo schon vorher Mannschaften des Grafen Zeppelin ein getroffen waren, um die nötigen Vorkehrungen zu tref fen, während die Ueberführung selbst durch Militär er folgte. Um 8 Uhr war das Luftschiff in der Zelthallt! geborgen. Die Finanzkommission des Reichstages Hai den Vorsmlag der Subkommission sirr ein Meinsteuergesetz, von der Einführung einer Meinsteuer äbzusehen, insbe sondere einer allgemeinen Faßweinstcucr nicht zuzustim- men, mit 14 gegen 10 Stimmen angenommen. Dagegen soll die Schaumweinsteuer erhöht werden. Zur Hungersnot im Ovamboland erfahren die „B. N. N." an unterrichteter Stelle, daß die seinerzeit in Namutoni von der Otavi-Minen- und Eisenbahngesell schaft eingerichtete Berpflegungsstation zu Anfang Februar 8« in Ichle!» ii ilmniei -ivk ein Privatbrief eines französischen Marineoffiziers, bev jetzt im „Figaro" veröffentlicht wird, ein erschüttern des Bild. Der Verfasser, der zur Besatzung des, franzö- fischen Kriegsschiffes! Victor Hugo gehört, hat als einer der ersten europäischen Offiziere unmittelbar nach den Mvssakros die Stätte der blutigen Grausamkeiten be sucht. In! einem Extrazuge wurden die englischen und fran zösischen Offiziere von der Hafenstadt Mersina nach der tzauptstäite der Greuel, nach Adana, gebracht. „Durch eine reiche wohlbebaute Landschaft führt der Zug. „Glück liche Kolonisten, die hier friedlich auf so reicher Erve wohnen", so denkt man. Aber schon taucht vor den Micken ein zerstörter Landsitz auf; das Haus' ist zertrümmert, tont Feuer verzehrt, geplündert und ausgeraubt, aus den geschwärzten Mauerresten steigen noch verlorene letzte Rauchwolken. Je naher man Adana kommt, je häu figer werden diese Bilder und der tragische Widerspruch mit dem üppigen grünenden friedlichen Lande erhebt sich zu schmerzvoller Bitterkeit. Auf allen Landsitzen sind die Armenier ermordet; grauenvolle Verstümmel ungen zeugen von der blutgierigen Grausamkeit der Mör der. Jeder Widerstand war den unglücklichen Ueberfaltenen unnuiglich. Unter furchtbaren Martern mußte der Tod ihnen znr Erlösung werden, Männern, Frauen und vor allem den gräßlich mißhandelten jungen Mädchen. Als wir durch! die Shraßen von Adana schreiten, folgen uns die Blicke der Menge mehr neugierig als feindlich. Ueberall sind zerstörte und ausgeraubte Läden, in denen nur noch trotzvoll die Kassenschränke zwischen den Trüm mern aufrecht ragen. Die Plünderer hüben hier kein Feuer angelegt, denn 'Türken und Armenier wohnen Haus an Haus. Neben den verwüsteten Räumen und Etagen sind andere völlig unversehrt geblieben, die Wohnungen der Türken, die jetzt gemächlich und befriedigt umher promenieren und in Ruh« den Augenblick erwarten, wo Almh den Geschäftsleuten wieder Ruhe schenkt. Nun kom men wir in das Armenierviertel; hier sind die Häuser intakt, der Klub, die Kirche. Unser Führer erzählt, daß die Mörder hier kraftvollen Widerstand fanden. Sie be schränkten sich darauf, aus der Ferne zu schießen. Die mit Kugeln gespickten Mauern und Fensterläden erzählen davon. Aber die Türken vermieden es, sich mit den wohl- Lewassneten Verteidigern in einen Nahkkampf einzulafsen. mit Kugelst gespickt. Ein Jesuit wurde Lei einem Rund gang auf der Terrasse schwer verwundet. Wir erkundigen uns nach den Ursachen und dem Beginn des Gemetzels. Unser französischer Führer steht nicht unbedingt auf Sei ten der Armenier. Seit dem Erlaß der Konstitution sind sie anscheinend unverträglich, herausfordernd und streit süchtig geworden. Das ist gewiß kein Grund zum Morde, aber es erklärt immerhin die Leidenschaftlichkeit der ent fesselten Wut. Sie machten aus ihren separatistischen Plänen keinen Hehl und verlangten offen die Wiedererrich tung eines armenischen Königreiches. Auf den Straßen verbreiteten sie aufreizende Schriften, schürten den natio nalen Haß; in den Theatern spielte man Stücke, in denen die Türken beschimpft und geschmäht wurden^ und aus der Bühne erschienen die Grausamkeiten der Sultane in gro tesker Verzerrung. Bis zu Tamerlan ging man zurück, um Sujets zu finden, in denen man allen Haß und alle Verachtung gegen den mohammedanischen Unterdrücker zum Ausdruck bringen konnte. Die Unttugheit ging so weit, die Lokalbehörden zu diesen Vorstellungen einzu laden. Ihr gregorianischer Bischof — der bei Beginn der Massakres sich flüchten konnte — schürte den Haß und die Jniriguen Von der Kanzel herab rief er saft unver blümt mit leidenschaftlichem Tone zum Kampfe auf und ermahnte die Armenier, ihren letzten Besitz zu verkaufen und Gewehre dafür einzuhandeln. Diese Erklärungen mußten uns überraschen: aber ich stelle fest, daß die Mis sionsväter bei aller Reserve sie nicht bestritten, ja selbst mir sorgenvollem Kopfnicken bestätigen. Und auch von anderer Seitc erfahren wir Gleiches. Die Türken ver loren schließlich die Geduld. Irgend ein Zwischenfall, an sich ganz geringfügig, diente als Vorwand. Und aus ein gegebenes Losungswort versammelten sich die Scharen und das gräßliche Gemetzel begann. Die armen Land bewohner haben die Schulden der Hetzer bezahlen müssen. Die Mljiwnare führen uns dann zu den französischen Schwestern. Welch ein Anblick. Die Höfe, die Borräume, die Säle' sind überfüllt mit zerlumpten, abgemagerten trostlosen Armeniern, die hier in der Stunde des Grauens Schutz und Rettung suchten. Noch gestern waren es mebr als 3000. Jetzt hat schon ein Ml von ihnen die Zufluchtsstätte verlassen. Nur die Aermsten, deren Heime zerstört und deren Besitz vernichtet ist, sind geblie ben. Die Frauen weinen in hoffnungsloser Verzweif lung. Daneben spielen ahnungslose Kinder. Die Männer Sie glaubten auch, daß Minen gelegt wären, und kluge ksind schweigsam und scheinen fast ruhig. Zwischen ihnen inen d. ^eäer -irrt, Mer llrue, äer Ssä Viläuveen besuchte, vsiss, ässs äer kuk clieses 8s<les suk äsr Wirkung seiner deläen »Ikberübmrsn Usuptquellsn beruht, uns rvsr der ' — o«, 61«»«- d«I6«o tzu-II«» rui- »elenenqueUe MUfUU-ZW Leorß Vicrorquelle bei Nierenleiden, ttarngriss, Oicllt und 8tein bet 8ls8enkstsrrk und krsusnleidsn entt m. agea >l, igen rahl, «ttcn Sfall, litte, nid. chts- ze, rübt, viel t-, ie > bt. k er- !N, lan? klar, war. aris ch ehnl acht, nach. ltll Ercoles Botschaft ausrichten, die sie mit noch größerer Ver zweiflung hinnahm, als der Alte befürchtet hatte. Aber seine Gegenwart beruhigte sie nach und nach und als sie endlich schluchzend den Heiligen Kerzen und Wallfahrten gelobte, brachten sie Ercole glücklich wieder zurück, kniete er neben ihr und vermischte sein Gebet mit dem ihren. Die jungen Leute waren schnell bergab gestiegen. Noch immer brauste der Wind, die Wolken zogen eilig am Himmel hin, verhüllten bald den Mond, bald ließen sie ihn auf kurze Zeit seine Strahlen über das wild bewegte Meer und seine schäumenden Wogen ergießen. Dann leuchteten die einzelnen Schneeflecke zwischen den steilen, dunklen Felsen geisterhaft auf und der Schatten der Büsche und Bäume zuckte gespensterhaft darüber hin. Keiner achtete darauf. Lippone eilte voran und Giro- lamo Laveggi hatte seinen Arm unter den Ercoles geschoben, dessen finsteres Gesicht ihn überraschte. Warum freute er sich der Jagdaussichten nicht, er, der sonst immer heiter war, oder — schien! „Was hat Dich verstimmt, Freund, ist Dir etwas Be sonderes zugestoßen?" fragte Laveggi nach einer Welle, als Ercole beharrlich schwieg. „O nein, nichts Besonderes, etwas ga Aber selbst Kleinigkeiten können den Druck schärfen; auch bei schwachem Winde rauschen klirren nicht Ketten bei jeder Bewegung!" Erstaunt sah Girolamo auf; das klang seltsam. „Du bist doch der freieste Mensch unter dem Monde, kannst jeder Laune nachgeben, hast keine beengenden Pflichten, Vergnügen und Studien stehen . Dir zu Gebote —" Ercole blieb stehen und machte sich hastig von LaveggiS Arm los. „Also hältst Du es für meinen eigenen freien Willen, . daß ich meine Zeit mit Lesen, Baden, Fischen, Jagen und unten am Meere Spazierengehen ausfülle?" ! „Wer könnte Dich dazu zwingen! Uebcr die Berechtigung .Wir wollen es ihm ja nicht sagen, Jnnocenzo, er wäre eines solchen Lebens kann man verschiedener Ansicht sein, . ... . - -- -- - - - ^e Regierung immer noch Gewagtes Spiel. Sj - Roman von H. von Schreibershofen. Tie italienischen Häuser bieten keinen Schutz gegen winter liche Kälte, das Kohlenbecken, das inmitten des großen, etwas kahlen Raumes stand, war nur für Auge und Phantasie wohltuend, Wärme spendete eS nicht. Auch hatte sich Dona Nicoletta, eine noch immer anmutige Frau, in dem bequemen niedrigen Sessel durch einen Muff, eine Federboa, eine Decke und em tönernes Handkohlenbecken gegen die Kälte verwahrt. Sie hatte dieselbe breite schöne Stirn wie Ercole, dieselben großen, offenen Augen, die gleiche gerade seine Nase und den geschwungenen schönen Mrmd, doch fehlten ihr der geistig belebte Ausdruck und das hinreißende Lächeln ihres Sohnes. Ein ängstlicher, unruhiger Blick, ein nervöses Zusammenzrehen der Augenbrauen und häufiges Erschrecken verliehen ihr etwas Gedrücktes, Unfreies, das rtzre Schönheit beeinträchtigte. Wortlos näherte sich Jnnocenzo, indem er ihr den Teller kinhielt. „Etwas, um die Langeweile des Abends zu ver scheuchen," sagte er auf ihren fragenden Blick mit ver legenem Hüsteln. ' „Und welch schreckliches Wetter!" versetzte sie zusammen schauernd und zog die Federboa fester. „Man hat Sturm und Meer fast den ganzen Tag hier oben hören können." Ihre schlanken weißen Finger wählten sorgfältig einige von den verzuckerten Früchten, die ihr Jnnocenzo darbot. „Ja, der Tag ist langweilig gewesen, aber er ist nun bald zu Ende. Was hat mein Sohn heute Nachmittag angefangen, Jnno cenzo? Er ist seit Mittag nicht bei mir gewesen. Arbeitet er noch immer?" Jnnocenzo knickte etwas in den Knien zusammen. „Den ganzen Tag hat Baron Ercole gearbeitet. Was findet der junge Herr nur in all den Büchern?" Des Allen Stimine klang gedrückt und sein Blick rühte angstvoll auf seiner Herrin Antlitz. „Gewiß wird Herr Ercole noch einmal die Welt in Erstaunen setzen, er ist zu gelehrt. Und welche klugen Kinder wird er einst haben!" Dona Nicoletta sah überrascht auf. „Was fällt Dir ein! Das hat gute Wege. Er ist noch jung und sann warten." Eie lachte etwas. „Doch in seinem Mter hat schon mancher eine Frau heungeführt,", antwortete Jnnocenzo, den ihr Lachen peinlich berührte. Wie konnte er ihr nur die Nachricht beibringcn. daß ihr Sohn ohne ihr Vorwifsen am späten Abend das Haus verlassen habe! Sie würde glauben, er sei dazu ver- lockt, man wolle ihm etwas antun Mit scheuem Blick sah sich der alte Diener um. Wie durfte er nur das denken? — Las sie solchen Gedanken in seinen Augen, so war es um ihre Ruhe geschehen. Ohne Ueberlegung, nur um etwas zu sagen, fuhr er hastig fort: „Herr Ercole wird reisen müssen, um sich eine Gemahlin zu suchen." Dona Nicoletta warf die verzuckerte Kuckt, die sie soeben genommen, heftig wieder hin und ein Blick voll zornigen Vorwurfs traf den Alten. „Reisen, welche Torheit! Ist er nicht schon lange genug im Auslande gewesen und fehlt ihm hier irgend etwas. Um seine Zeit auszufüllen? Er hat Freunde —" „Doktor Laveggi," schaltete Jnnocenzo ein, indeß ein Windstoß gegen das Haus stieß, wie um ihn an das schlimme Wetter zu erinnern, in welchem Laveggi mit Ercole zur Jagd gegangen war. Nicoletta nickte. „Ja, auch lege ich dem Verkehr mit ihm niemals etwas in den Weg. Und jedes Buch, das er wünscht, kann er kaufen, er kann fischen, baden, jagen —" Jetzt glaubte Jnnocenzo einen günstigen Anfang für seinen Auftrag zu finden. „Viel besser, er geht auf die Jagd, selbst bei schlechtem Wetter wie heute, als er mischte sich in Politik", — seine Stimme erstarb zu einem Flüstern — „oder er träte in den Staatsdienst". „Du bist von Sinnen!" schalt Nicoletta und atmete tief auf. „Aber warum 'sprichst Du von Jagd bei diesem bösen Wetter?" Sie war unruhig geworden und der Ausdruck von Furcht, prägte sich schärfer auf ihrem Antlitze aus. Der alle Diener hatte den Teller mit Süßigkeiten neben Nicolettas Sessel auf einen kleinen Tisch gestellt. „Es^ hat sich ein kleines Raubtier in der Schlucht i gezeigt^-* ... imstande, hinabzugehen, und wer weiß, *was ihm zustoßen aber es gibt viele Familien, denen die Regierung immer noch könnte! O, ich danke Dir, daß Du es mir sagst und nickt unsympathisch ist. Außerdem leben zahllose junge Leute so ihm! Ich käme vor Angst um, wüßte ich ihn bei Nacht wie Du." allein draußen." „Und wird in Deinen Augen ein Unrecht bester durch „Er ist nicht allein, Doktor Laveggi ist mitgegangen," seine allgemeine Verbreitung?" fragte Ercole aufbrausend. sagte der Alte schnell. Girolamo schwieg einen Augenblick, befremdet durch seine- Nicoletta sprang auf, wobei die verzuckerten Früchte nach Freundes Ungewöhnliche Stimmung. „Was möchtest Du denn allen Seiten rollten, nnd nun konnte Jnnocenzo ihr denn tun?" fragte er dann.