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«s. Jahrg. ««d A«r»rger (LlbeblM Ml- Attzüger). LAegrammÄdvess«: ßH Femstnechstül» Lag d att , Rt s» Nr. 20. für die Königl, Amtshauptmannschast Großenhain, das König!. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesa, sowie den Gemeinderat Gröba. Montag, IS. April 1S0S, abends. La» Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag abend» mit Ausnahme der Sonn, und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung in der Expedition in Riesa 1 Mark 50 Psg., durch unsere Träger srei tu» Hau» 1 Mark 62 Psg., bei Abholung am Schalter der katserl. Postanstaltrn 1 Mark 65 Psg., durch den Briefträger tret in» Hau» 2 Marl 7 Psg. Auch MonatSabonnenient» werden angenommen. Auzeigen-Annahme sltr die Nummer de» Ausgabetage» bi» vormittag v Uhr ohne Bewähr. - Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Goethesiraß« 5Ü. — Für di« Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. Oertliches und Sächsisches. Rtesa, 19. April 1909. —* Tir Ausstellung von Lehrlingsarbei- ten (Gesellenstücken) in Verbindung mit der Ausstellung der hiesigen gewerblichen Fortbildungsschule wurde gestern vdrmittag l l Uhr in Anwesenheit von Vertretern der Be hörde, des Kollegiums der gewerblichen Fortbildungs schule, der JnnungAobermcister, einer Anzahl Handwerks meister und der Eltern der Schüler durch! Herrn Bürger meister Dr. Scheider mit einer Ansprache eröffnet. Herr Bürgermeister Dr. Scheider wies darauf hin, wie sowohl die Staatsregierung wie auch die Städteverwaltungen und Schulen sich die Förderung des Handwerks angelegen sein ließen, freilich müsse man auch vom Handwerk erwarten, daß es die Selbsthilfe nicht vergesse. Man habe sich wun dern müssen, wie wenig Interesse der jüngst hier abge- hultenen Tagung des Landesverbandes zur Förderung des Handserngs"itsunterrichts im Königreich! Sachsen vom Handwerk entgeg-mgebrachw worden sei. In Handwerker- lreisen scheine man den Handfertigkeitsunterricht: an den Schulen als Konkurrenz zu betrachten. JU Wirklichkeit aber solle der Handfertigkeitsunterricht dem Handwerk mehr Freunde zuführcn. solle die Freude am werk tätigen Schaffen bei der Jugend wecken und dadurch be wirken, daß sich die tüchtigen Mäste in unserer Schul jugend immer mehr auch dem Handwerk zuwenden. Won einer Belobigung einzelner Ausstellungsgegenstände sei abgesehen Worden, weil sie fast alle gleichgut gearbeitet Worden seien. Redner schloß mit einem freudig ausge- nommenen Hoch auf Se. Majestät König Friedrich August. Die Zahl der ausgestellten Gegenstände war gegen das Vorjahr eine wesentlich größere. W hatten ausgestellt: dis Zwangsinnung der Sattler usw., die Schneiderinnung, die Tipchlerzwangsinnung, die Schmiedezwangsinnung, die Schuhmacherinnung, die Stellmacherzwangsinnung und die Handwerkerinnung. Ginzellei st ungen hier zu kritisie ren, kann nicht unsere Aufgabe sein, es sei nur gesagt, daß die ausgestellten Gegenstände allgemein sehr gefielen. Die gewerbliche Fortbildungsschule hatte Zeichnungen, Hefts und Lehrmittel ausgestellt, die aufs neue den guten Ruf unserer gewerblichen Fortbildungsschule bestätigten und zeigten, daß diese ihren Zweck, durch einen fach mäßigen Unterricht an ihrem Teile mit zur besseren Aus bildung der Lehrlinge beizutragen, in schönster Weise erfüllt. Dec Besuch der Ausstellung am gestrigen Sonn tag war erfreulicherweise ein überaus guter. —* Bet der heute abgehaltenen Aufnahmeprü fung wurden in das Realprogymnafium 27, in die Real schule 24 Schüler, zusammen 51 Schüler ausgenommen. Die Anstalt zählt nun 235 Schützr, gegen 211 Ostern 1908 und 181 Ostern 1907. * — * Ter gestrige erste Iah rntarktstag war don herrlichem: Jrühlingswetter begünstigt, infolgedessen hat ten sich in den Nachmittagsstunden nach vielen Hunderten zählende Besucher eingefunden. Won nah und fern, von allen Seiten strömten die Menschen nach unserer Stadt, um hier auf dem Jahrmarkt zu schauen, zu kaufen und sich zu belustigen. Der Budenreihen lange Zeilen wurden von den Schau- und Kauflustigen gemustert und an den einzelnen Verkaufsständen blieben die Menschen stehen, um zu handeln und zu feilschen. Neben Zucker- und aller hand Gßwaren war vertreten, was irgend zur Wirtschaft oder im Hause gebraucht wird. Das Geschäft dürfte bei den meiste» Marktfiranten ein gutes gewesen sein, wenig stens war die Zahl derjenigen, die man abends mit Paketen und Gegenstänoen aller Art wieder heimwärts wandern sah, keine, geringe. Auf dem Altmarkt und der Meißner- straße, wo dis Belustigungen und Schaustellungen ausge stellt waren, gab man sich mit sichtlichem Vergnügen den Freuden eines echten Jahrmarkts-Rummel-Bummels hin. Die Gastwirtschaften waren ebenfalls gut besucht und besonders auf einigen Tänzsälen herrschte eine drangvoll fürchterliche Enge. Auch heute ist das Wetter dem Markte wieder günstig und lockt manchen noch zu einem Besuch gn. Morgen mittag erreicht der Markt sein Gude. —* Plötzlich vom Tode ereilt wurde in der vergangenen Nacht der auf dem Dampfer Nr. 2S der Der- -kur SV No- einigten Elbschiffahrt». Gesellschaft beschäftigte Schiffer Georg Fritze au» Wittenberg. Er wurde heute morgen von seinen Kameraden in der Kajüte tot aufgefunden. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende bereitet. Die Leiche wurde heute mittag 1 Uhr nach der Friedhofshalle in Gröba überführt. —* Gefunden worden ist in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag auf der Pausttzerstraße ein Hand leiterwagen. Dieser kann auf der Polizeiwache abgeholt werden. —* AIS ein äußerst rabiater Mensch zeigte sich gestern abend auf der hiesigen Polizei der Dienstknecht Sch. au» Leutewitz. Er war nach der Polizeiwache gekommen, um sich dort eine Auskunft zu holen. Nachdem ihm diese erteilt worden war, erging er sich in anzüglichen Berner- kungen, weshalb er hinauSgewiesen wurde. Zwei Stunden später kam er wieder und führte sich dabet in einer Weise auf, die für ihn noch ein gerichtliches Nachspiel wegen Be amtenbeleidigung, Hausfriedensbruch und Widerstand gegen die Staatsgewalt zur Folge haben wird. —88 Das große sportliche Ereignis, der Dresdner Armee-Gepäckwettmarsch, an dem zum ersten Mals mit Genehmigung des KriegSministertumS 143 Mannschaften und Unteroffiziere teilnahmen, brachte eine große Ueberraschung. AuS dem äußerst interessanten Wett- kämpfe ging als Sieger der Weltmeister Emmerich Rath- Prag, ein organisierter Vegetarier hervor, während man in Sachverständigrnkreisen allgemein der Ansicht war, daß der erste Platz von einem Angehörigen der Armee be- legt werden würde. Nachdem die 143 teilnehmenden Soldaten und Unteroffiziere noch unmittelbar vorher ärztlich untersucht und gewogen worden waren, wurde punkt 12 Uhr am Sonntag mittag für sämtliche 189 Teilnehmer gleichzeitig das Zeichen zum Abmarsch von der Grenadier kaserne gegeben. DaS für alle Teilnehmer vorgrschriebene Gepäck betrug mit Gewehr 60 Pfund. Der Marsch betrug 30 Kilometer und ging durch die Dresdner Heide über Klotzsche-Langebrück nach dem Dresdner Sportplatz an der Windmühlenstraße mit einer Runde auf dem letzteren als Schlußleistung. Ganze Scharen von Radfahrern und Schrittmachern ohne Gepäck gaben das Geleite. Ungeheure Menschenmaflen hatten die zu passierenden Straßen und Wege besetzt. Als Erster traf, wie die folgenden mit Jubel begrüßt, der bekannte Vegetarier und Wettläufer Emmerich Rath-Prag ein. 4 Uhr 13 Min. ging er nach der vor geschriebenen Runde durchs Ziel. Ihm folgte 4 Uhr 21 Min. M. Arthur (Komet-Berlin), als Dritter Soldat 5. Paul (Tchütz-n-Regiment Nr. 108) 4 Uhr 26 Min. In geringen Abständen folgten: 4. Gefreiter Reichelt (Grena- dier-Regiment Nr. 101), 5. O. Wüstinger-Magdeburg, 6. Sergeant Sacher (Jnf.-Reg. Nr. 103) — noch ausfällig frisch und stramm, wie allgemein bemerkt wurde — 7. Hilbert (Marathon-Berlin), 8. Adolf Reiche-Berlin (Vegetarier), 9. Gefr. Drechsel (Gren.-Reg. Nr. 101), 10 Kurt Hartmann-DreSden. Vz5 Uhr nachmittags hatten erst gegen 40 Teilnehmer das Ziel erreicht. DaS Wetter war dem Wettmarsch günstig, erst nach 4 Uhr ging ein leichter Gewitterregen nieder. — Die Vegetarier benutzten den Sieg Raths zur Propaganda, indem sie ihm ein Schild mit der Aufschrift „Vegetarier" vorantrugen und Flug- blätter verteilten. Entrüstung bei den Vegetariern und Heiterkeit bei anderen erregte eS, als ein Radfahrer er- zählte, er habe Rath in eine Wurst beißen sehen. Nach Versicherung des Vegetariers soll eS eine — Banane ge wesen sein. — Als militärischer Kommissar nahm Major Graf von Pfeil und Klein-Ellguth, Kommandeur des 3. Bataillons de» 2. Gren.-Reg, zu Pferd am Wettmarsch teil. — Der Präsident de» Königl. Sächs. Militärveretn». bunde«, Justizrat Win di sch-Dresden, Major der Land- wehr-Jnfanterie a. D., vollendete am Sonntag sein 60. Lebensjahr. Seit 10 Jahren steht er an der Spitze de» Bunde», der in diesem Zeiträume einen großartigen Auf- schwung genommen hat. Jetzt gehören dem Bunde 1633 Vereine mit über 200 000 Mitgliedern an und sein Der- mögen beträgt außer den EtiftungS-Kapitalien 193118 Mark. —* Um den DolkSschullehrern Gelegenheit zu bieten, ihre meteorologischen und klimatologischen Kenntnisse pro Monat kostet dies« Zeitung det Abholung in der Geschäftsstelle; durch die Post frei in« Hau« ÜS Pfg.; bei Abholung an jedem Poftschalter Deutschland» und durch di« Austräger frei in« Hau«: zu vertiefen, wird die LandeS-Wetterwarte zu Dresden mit Zustimmung des Ministerium» des Kultus und öffentlichen Unterricht» versuchsweise in dt sem Jahre in ihren Räumen zwei unentgeltliche, je vierzeyntägige Ferienkurse abhalten, von denen der erste zugleich mit den großen Ferien, der zweite in deren Mitte beginnt. Anmeldungen sind un mittelbar an die Direktion der LandeS-Wetterwarte zu richten, die auch in der Lage ist, den Teilnehmern geeig netes Unterkommen mit voller Verpflegung für täglich 3 Mark nachzuweisen. —88 Mit der Einführung der einjährigen Militärdienstzeit der Volksschullehrer an Stelle der früheren mehrwöchentlichen trat plötzlich ein be deutender Lehrermangel ein. Zu Ostern jedes Jahres müssen seitdem zahlreiche Seminarabiturienten in das Heer treten und die zur Verfügung bleibenden Schulamtskandi- baten reichen bei weitem nicht aus, den Bedarf an Lehr kräften zu decken. Die oberste Schulbehörde sah sich daher genötigt, zur Befriedigung der dringendsten Bedürfnisse Seminaristen als Hilfskräfte abzuordnen, eine Maßregel, zu der man sich nur schwer entschloß, weil sie für die Volksschule nur ein Notbehelf war, weil dadurch die jungen Leute eine unliebsame Unterbrechung ihrer Aus bildungszeit erfuhren und der Seminarbetrieb empfindliche Störungen erlitt. Durch Vermehrung der Seminare und Einrichtung von Parallelabteilungen an den meisten Semi naren ist eS gelungen, diesen großen Uebelstand mehr und mehr zu beseitigen, zumal in erfreulicher Weise die Zahl der Anmeldungen für den Eintritt in die Seminare stets eine große war. Gleichwohl haben im letzten Winter 1908/09 noch eine große Anzahl von Seminaristen im Schuldienste verwendet werden müssen, obwohl bei der zu Ostern 1908 stattgefundenen Kandidatenoerteilung mehr als 100 übrig blieben, die indes bis zu den Sommer ferien alle Anstellung erhielten. Da nun zu Ostern des Jahres 1909 die Zahl der einstweilen zurückgestellten Kan didaten noch größer ist als zu Ostern 1908 und außerdem noch einige andere Lehrkräfte zur Verfügung stehen, so darf man nach den bisherigen Erfahrungen hoffen, daß der im Laufe des neuen Schuljahres infolge von Begrün dung neuer Lehrerstellen, Teilung überfüllter Klaffen, EmeritierungS- und Todesfällen eintretende neue Bedarf gedeckt werden wird, ohne daß es wieder der Abordnung von Seminaristen bedarf. — Wie im vergangenen Jahre das 1. und 17. Korps unter Leitung deS Generalinspekteurs der 6. Armeeinspektion Generaloberst o. d. Goltz, so werden auch in diesem Jahre die beiden sächsischen Armeekorps, 12. und 19., unter Leitung des Generalinspckteur» der 2. Armeeinspek tion Generaloberst Bernhard, Erbprinzen von Sachsen- Meiningen, nach Beendigung ihrer eigentlichen Manöver an zwei Tagen gegeneinander üben, und zwar finden di- Uebungen am 20. und 21. September statt. — Ueber eine Wettfahrt zwischen Auto und Eisenbahn wird dem „L. T." mitgeteilt: Im letzten Augenblicke vor der Abfahrt des Zuges 4,15 nachm. von Leipzig nach Saalferd stürmte ein Reisender auf den Bahn steig des Thüringer Bahnhöfe». Seine Eile war leider vergebens, der Zug fuhr ohne ihn ab. Kurze» Besinnen. Umkehren und versuchen, im Auto dem Zuge nachzuetlen. Erster Versuch, den Zug in Plagwitz zu erreichen, mißlang, das Auto kam */z Minute zu spät. Die Reisenden im Zuge verfolgen mit regem Interesse den weiteren Verlauf. Kleinzschocher: Kein Auto zu sehen, da der Weg weit ab von den Schienen führt. Knauthain: In der Ferne mäch tige Staubwolken, das Auto stürmt, leider großes Straßen knie, wieder nicht erreicht. Bösdorf: Die Straße führt über Hartmannsdorf weit ab von der Bahnstrecke; in der Ferne hält da» Auto gleichen Schritt mit der Eisenbahn. Wieder vergeben»! Eylhra: Da» Auto ist dem Zuge vor aus und biegt im rechten Straßenwinkel zum Bahnhofe «in. Falsch gefahren! Nächste Straße führt zum Bahn hof«! Umkehren; höchste Geschwindigkeit einstellen; eS ist erreicht! Gleichzeitig mit dem Zuge führt das Auto im Sythraer Bahnhof ein und der Reisende hat seinen Zweck erreicht. „Teufelskerle", meinte der alte Zugführer, „fahren schneller al» wir." Dem Reisenden wurde beim Betreten de» Bahnsteige» in Eythra von den im Wagen befindlich«» nur SS