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- Her zu schaukeln, und berieten dabei, wer Wohl die Schtoarze gewesen sein könnte, die der junge Herr °st> 7 heimlich hinausgelassen hatte, dazwischen kicherten sie, bliesen auf den Pfeifen, die sie aus dem Rohr ge- - schnitten hatten, und trieben allerhand närrisches Zeug. Sie genossen eben auch, aber auf ihre eigene Art, den stilles Krühlingsabend. 2. Kapitel. . In Rauschebach hatte die Beerdigung des Gutsherrn srattgesnnden. Tie ganze Nachbarschaft war dort ver- sammelt gewesen. Man hatte Wolf Martens seine Teil nahme ausgesprochen, und dabei hatte dieser und jener mehr oder weniger unverhohlen den jungen Mann al- zukünftigen Nackchar willkommen geheißen. Mors kBtte dann etwas Unverständliches geinurmelt, das ähnlich geklungen hatte wie — das muß ich ab warten — oder — das wird sich erst Herausstellen —, und der ancere war dann über diese halbe Abwehr achtlos sortgegangen. . Ter Tag der Testamentserösfnung kanr und brachte töllig überraschende Bestimmungen. Richt Wols Martens war der Erbe von Rausche bach und allem, wrs drum und dran hing, sondern Bernd von Horntal, ein Brudersohn des Verstorbenen, von dein man bis jetzt in der Umgegend so gut wie nichts gehört hatte. Tie letzte Willensäußerung des alten Herrn Wolf Albrecht von Horntal war vor kurzem niedergeschrieben und lautete: „Ta ich in Erfahrung gebracht habe, daß der einzige Sohn meinesrerstorbenen Bruders Kurt, der ehemalig« preußische "Referendar Bernd von Horntal, der seinerzeit nach Amerika ging, dort noch lebt, so habe ich ihn hierher gerufen. Heute, nachdem er in die Heimat zurückgekehrt ist, habe ich mit ihm eingehende Rücksprache genommen nnd bestimme nunmehr, lücß mein Rittergut Rauschebach sowie mein Bartermögen an meinen Neffen Bernd von Horntal übergehen soll, dieweil es recht und tillig ist, daß der Besitz bei meinem Namen bleibt. Mein Nesse Wols Martens hat zu meinen Lebzeiten von mir empfangen, ivas ich ihm zukomnven lassen kann. Nachdem ich gewillt bin, meinem Ressen Horntal das Gut zu vermahn, braucht dieser auch das übrige Geld als Betriebskapital, daher muß mein anderer Neffe W olf Martens sich zufrieden erklären mit dem, tvas er bereits von mir erhielt." Folgte die genaue Benennung der Wertpapiere und eines Barkapital- von drrißigtausend Mark, das noch angelegt werden sollte. Tiefe Bestim mungen gaben der Umgegend viel Stoff zum Reden. Ter Landrat war der einzige, der einmal von diesem Bruder sohn etwas gehört hatte. Biel Erfreuliches war es nicht, was da ausgetischt wurde. Er sollte ein leichtlebiger, um nicht zu sagen leichtsinniger Patron gewesen sein und als Referendar in Berlin gelebt haben. Ganz plötz lich war er da von der Bildfläche verschwunden, und Wols Albrecht von Horntal hatte später auf Befragen nur imm?r geantwortet: „Ter ist in Amerika verschollen, ist tot. Schade drum, denn wenn der sich nur erst die Hörner abgclaufen hätte, wär's ein ganz famoser Mrl geworden." Run tauchte dieser Verschollene urplötzlich wieder auf, und Fama erzählte, daß er mit Absicht jahrelang nichts von sich hatte hören lassen, weil er für seine letzten Angehörigen nicht eher hätte auftauchen wollen, bis ec sich eine wohlgegründete Existenz geschaffen habe. Das mußte nun wohl so einigermaßen der Fall sein, denn jedenfalls hatte er wieder von sich hören lassen, die Beziehungen mit dem Onkel von neuem angeknüpft und schickte sich jetzt an, mit seiner Frau, einer flotten Amerikanerin, und einem schönen vierjährigen Knaben das Erbe des Onkels anzutreten. Mit etwas kritischen Augen 56 — sah die Umgegend diesem ausländischen Vogel entgegen, söhnte sich aber schnell mit seinem unerwarteten Er scheinen aus, besiegt durch die seinen weltmännischen! Formen, die Berni» wie seine Frau, völlig beherrschten/ und gefangen genommen durch die heitere Liebenswürdig keit, die dem Ehepaar eigen war. Bei dem Feststeller des Vermögens hatte es sich gezeigt, daß zwar die ge nannten Papiere sich in dem Geldschranke befanden, die dreißigtausend Mark in bar aber nicht zu finden warert und auch nicht die geringste Angabe, wie diese ange legt waren. Es wurde gefragt, geforscht, gesucht, aber da sich keine Spur herausfinden ließ, meinte der neue Gutsherr in seiner lustigen, leichtsinnigen Weise: „rossen wir den Krempel ruhen! Der alte Onkel wird sich auch mal einen fidelen Wend gemacht haben! Hat vielleicht gejeut oder sonst Allotria getrieben. So was kann auch mal üler den Besten kommen!" ' ! Damit war die Sache erledigt; denn wenn der, den die fehlende Summ« allein angiug, sich die Geschichte auf seine Weis« erklärte, so konnten sich auch die andern dabei beruhigen. In die Gunst der Nachbar schaft Hatte er sich dadurch fester gesetzt, denn man rechnete es ihm hoch an, wie lvenig Wesens er davon mcnyte, daß ihm diese Summe int letzten Augenblicke noch verloren gegangen war. ; "Auch Wolf Martens' Verhalten wurde gewürdigt. Man sand es in hohem Grade anerkennenswert, daß er, der wohl allen Grund gehabt hätte, sich als Erbe von Rauschebach zu betrachten, kein Wort über die bittere Enttäuschung verlor, die ihm! das Testament bereiten mußte. Me schwer ihn aber dieser Schlag getroffen hatte, davon wußte man in der Umgegend auch zu erzählen, denn man hatte erfahren, daß er totenblaß geworden sei, als diese letzte Willensäußerung des Ver storbenen vorgelesen wurde. Wolf Martens entzog sich übrigens so bald als möglich allen Beobachtungen, die man über sein« Person und seine Verhältnisse anstellen konnte, indem er den Tag nach der Testamentseröffnlmg abreiste. Me hart ihn dieser Umschwung in den Gesinnungen seines Onkels getüoffen hotte, welch ei» namenloses Weh ihm dadurch bereitet wurde, das ahnte freilich niemand; denn Wolf war eine viel zu verschlossene Natur, um! einem andern Auge den Einblick in sein innerstes Seelen leben zu gestatten. Selbst wenn er einen Freund besessen hätte, so wäre es doch für ihn unmöglich gewesen, sich diesem anzuvertrauen; denn hie Verhältnisse erforderten von. ihm ejn unverbrüchliches Schweigen. (Fortsetzung folgt:) Denk- «ntz Sirmspritche. Denn du ein Herz gefunden, Tas treu mit dir es meint» In güt' und bösen Stunden, Bleib eng mit ihm vereint. Hörst du's an deinem Schlagen, Nicht Schönres hast du je, .Arrf Händen mußt Tu'S tragen, Und nimmer tu' ihm weh. Heut' darfst du's dein noch nennen, Was du in ihm umfaßt — Willst du's zu spät erkennen- Was dir verloren hast? G Arm und reich, Der Tod macht gleich. * Es kann dein bestes Tun nicht jedermann gelingen; Willst du denn ohne Furchen pflügen? Druck und Berlaa von Langer ä Winterlich. Ricka. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa ErMIer an der Me. Jur Konfirmation. Sieht ht« mit Gott auf eure» Ptl»«pf«he, Ihr i»n>« Lhrtsten, unser Stolz uu» Glück! St« «ut Gewissen uu» »es Htucucel« G««tzo Set «er Drost t« jechtche» Geschick! 8« neu« Arbeit ruft et« Morgenrot — Zieht hi« >utt Gott! Steht ht« mit Gott! v» s-»«e«hell vir «r,e, Vb rauh der Pfad, hex G-ttt» Hau» euch führt» Gehör,«« t« he» Höchste« treuer Pflege Ist stet» zu Da»k u«h Preis ha» Herz mrührt, A«h «tun«« ficht euch a« »er Keiuhe Spott — Steht ht« mit Gatt! Steht Hw «U Gatt! Mcht i»»« euch zur Sei» Steht treu« Elter«, Ire«« Sehr« -art. V DrMR tNBRDlt UsO stHnDtO Dtstllk G« htltt euch stemetch selbst h»rch Rat ««» Lat- Steht ht« uttt »attl Steht ht« »tt Gott! Z« mtt «uh Us« Dam« v haltet fest »1«» MeMah, euch uertrmtt! D« kau« «tröst ha» Sch»«-« Mmve» tragen. Wer glaube«»»»» e»par z«» -elf« schal. Der «er Drost auch tu »er letzt« Not — Steht hi» »tt Satt! Paul Lipg» Belletr. Gratisbeilage zum „Riesaer Lageblatt", «r. 14. «es«, tze» S. April IVOS. «. Achr* Der Pflicht getreu. Von A. v. Liltrncron. Nachdruck verboten. 1. Kapitel. . In tiefeM Schweigen lag der Gut-Aos von Rausche- Lach. Tie wirtschaftliche Tätigkeit war dieser Tage auf bas äußerste beschränkt geblieben und Hatte sich möglichst lautlos vollzogen, wenn sic h notgedrungen einmal in dec Nähe des Herrenhauses ndspielen müßte. Tas lag in feierlicher Stille, Von hohen Bäume« umschattet, mitten im Park, durch den ein Bach plätscherte, dem das Gtt seine« Namen verdankte. Nur zwei Fenster waren in der langen Vorder- front des Hauses erleuchtet. Sie lagen neben der Ein gangshalle und strahlten ihr Licht über die Rasenfläche Nus und in den Durchhau hinein, der hier angebracht war, um vom Herrenhause einen Blick auf die in einiger Entfernung vorüberführcnbe Landstraße zu gewinnen. Dort fuhr jetzt eben ein offener Jagdwvgen. Die Zwei Herren, die darin saßen, hatten beide nach den erleuchteten Fenstern geblickt, und das gab ihrer Unter haltung eine Wendung. ' Ter ältere der beiden, der Landrat Von Flamming, bemerkte mit einem Seufzer: „Tas Alter faßt einen so allmählich beim Schorf, und das wird uns jedesmal von neuem llac gemacht, wenn einer abgerufen wird, mit Lein wir zusammen jung "gewesen sind. Ter Rausche bacher nnd ich, wir haben manchen lustigen Stndcnten- streich ausgeheckt und haben in Jena gemeinsam studiert nnd uns amüsiert. Jetzt liegt er in seinem Bause feierlich aufgebahrt, stumm und steif, und morgen fahren wir zu seinem Begräbnis." Sein Begleiter, der Freiherr von Eschenbron, der nm etliche Jähre jünger war, zuckte die Achseln. „Tas ist nun mal der Lauf der Welt, und daran ändert niemand etwas. Le roi est inort, vive le roi! Ter Nesse und Erbe wird bald genug den alten Schlendrian, der in Rauschebacy eingcrissen ist, auskchren und das Gut auf den Schwung bringen. Wolf Martens ist der Mann dazu, verfahrene Geschichten wieder ins Geleise zu bringen." „Wohl mögliH" bestätigte der Landrat, „aber »b der junge Mariens wirklich dar Gut bekommt, mich erst das Testament ausweise«. Früher freilich sprach der alte Rauschebacher immer davon, daß dies« Resse seist alleiniger Erbe sein sollte, aber er war zuletzt ein gang verrücktes Huhn geworden unk schmiß heute um, was « gestern gewollt hatte." Ter Freiherr beschäftigte sich damit, seine Zigarre die auSgegangen war, wieder in Brand zu setze«. „Tas wäre hart für MartenS," meinte er. „Ich weiß« daß er fest daran glaubt, deun er hat Briefe von den» alten Herrn, di« ihn zu solcher Hoffnung berechtige«. Tas Hat mir einmal mein Onkel Hugo erzählt, in besfest Nähe Marlens eine kleine Klitsche bewirtschaftet." Ter Wagen fuhr unsanft über ein paar naseweise Baumwuvzeln, die sich aus dem Waldwege, den. die Herren jetzt eingeschlagen hatten, breit machten. Ter Freiherr, ärgerlich über da- Durchschütteln ließ sich von dem Kutscher die Zügel geben, um —> wie ec sagte — zu verhüten, daß sie mit gebrochene« Knochen nach Hause kämen. Ter Faden der Unterhaltung war abgerissen und wurde auch nicht wieder ausgenommen. Unterdessen ging Mols Martens, mit dem sich die beiden Herren eben beschäftigt hatten, langsam in dem Zimmer auf und ab, das neben der Halle lag, in ter dec Sarg des Gutsherrn Von Rauschebach stand. Auf die Nachricht von der Erkrankung feines Onkel-? war der Nesse sofort von Schlesien hierher nach der Obertausitz gefahren, um dem alten Herrn zur Seite zu bleiben im Fall eines längeren Krankenlagers. Aufrich tige Dankbarkeit verknüpfte ihn mit diesem Bruder seiner vcrsrorl-cuen Mutter, dem er, der früh Verwaiste, sein» ganze Erziehung, sowie die Mittel zu seinem Stndiunl verdankte. ' . ' Wohl hatte ihn in den beiden letzten Jahren em« gewisse Berei theit in dem Wesen des alten Herrn be« fremdet, und er hatte es schmerzlich empfunden, Laß dieser, qan; gegen seine frühere Gewohnheit ihnk gegenüber eine mürrische Verschlossenheit zeigte. Ts-.