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Riesaer G Tageblatt Mittwoch, 24 Februar 1809, abends «2. Jahr-. Ass Auie Hedeek-Lkr. M Ä etii. Auf der Mtttelelbe hat man mit der Schiffahrt schon ! begonnen. Bon der Ohremllndung ist ein mit Palmen kernen beladener Kahn nach Magdeburg abgegangen, mäh- < rind von diesem Orte aus bereits ein Fahrzeug stromab ging und die Eisstopfung bet Dom Mühlenholz nicht zu fürchten scheint. ! —* Die für gestern angesetzte Vorstellung deS Großen hainer Operetten-EnsembleS, bei welcher die Operette „Der Stabstrompeter" zur Aufführung kommen sollte, mußte anbetrachtS der zahlreich veranstalteten FastnachiS-Festltch- ketten auSfallen. Leider war dies nicht r-chtz«ttig be kannt geworden, sodaß doch viele Theaterbesuchsr den Gang nach HöpfnerS Saal antraten, dort aber verschlossene Türen anden. —* In der Zeit vom 1. bis 15. März 1909 werden den Mannschaften de» Beurlaubten stand es die Kriegsbeorderungen bezw. Pußnotizen in Großenhain und Riesa durch besondere Boten, in Rade burg und den Dörfern des. Landwehrbezirk» Lurch die OrtSbehörden auSgehündigt. Damit in der Bestellung der KriegSbeorderungen bezw. Paßnotizen keine Verzögerung eintritt, sind die dem Hauptmeldeamt bis jetzt noch nicht angezeigten WohnungSveränderungrn sofort zu melden. Die Mannschaften deS Beurlaubtenstandes haben in dr: Zett vom 1. bis 15. März 1909 — falls sie nicht selbst zu Hause sein können — eine andere Person deS Haus standes oder den Hauswirt mit Empfangnahme der KriegS- beorderung oder der Patznotiz zu beauftragen. Jeder Mann, der bis zum 15. Mär- 1909 an Stelle der alten Kriegsbeorderung keine neue erhalten hat, hat die» dem Hauptmeldeamt schriftlich oder mündlich unter Beifügung seines Passes umgehend zu melden. Die vom 1. April 1906 nicht mehr giltigen alten KriegSbeorderungen von roter Farbe sind an diesem Tage zu vernichten. Diejenigen weißen Paßnotizen dagegen, an deren Stelle die betreffen- den Inhaber eine Kriegsbeorderung erhalten, sind an das BezirkSkommando zurückzusenden. Sofern die Inhaber weißer Paßnotizen jedoch keine Kriegsbeorderung erhalten, haben sie ihre alte Paßnotiz aufzubewahren und al» gültig für das neue Mobilmachungsjahr zu betrachten. (Wiederholt.) — Der Landesverein der deutschen Reform- part ei hielt am 21. Februar in Dresden eine Sitzung ab, in der zu den sächsischen Land tag »wählen Stellung genommen wurde. ES wurde beschlossen, möglichst selb ständig vorzugehen und überall da Kandidaten zu bringen, wo Aussicht vorhanden ist. Zunächst ist die Aufstellung von ungefähr 20 Kandidaten in städtischen und ländlichen Kreisen geplant. Für die übrigen Kreise sollen Ab- machungen mit denjenigen politischen Parteien und wirt schaftlichen Gruppen getroffen werden, die der Partei am nächsten stehen und zwar nach dem Grundsätze von Leistung und Gegenleistung. — Ueber die Arbeiterbevölkerung im Königreich Sachsen bringt der „Dr. Anz." folgenden Bericht: Stellt man den vom Königlich Statistischen LandeS- amt mitgeteilten Ergebnissen der Berufs- und Betriebs- zählung von 1907 zunächst die gesamte Arbeiterbevölkerung in Landwirtschaft, Industrie, Handel und Verkehr ein schließlich ihrer Angehörigen zusammen, so betrug die Kopf zahl der Arbeiterbevölkerung 1882: 1371227, 1895: 1882212, 1907: 2435182, da» ist in der ersttn Zählung«- pertode ein Zuwachs von 510985, in der zweiten Zählung». Periode von 552970 Köpfen. Die Einbeziehung der An gehörigen erschien bei der vorstehenden Berechnung der Arbeiterbevölkerung angebracht, weil die Angehörigen der Arbeiter zum großen Teile in der Landwirtschaft oder in Fabriken miterwerbStätig sind. Dagegen können di« bei der Dienstherrschaft wohnenden Dienstboten nach ihrer sozialen Stellung kaum mit zu der Arbeiterbevölkerung gerechnet werden. Danach zählt« bet einer für den 12. Da» Konkursverfahren über da« Vermögen der Bäckereiinhabertn Johann« Laar« Krause genannt Peritz geb. Gchaal, früher in Röderau, jetzt in Grimma, wird nach Abhaltung de» Schlußtermin« hierdurch aufgehoben. Riesa, den 23. Februar 1909. Königliche- Amtsgericht. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 24. Februar IVOS. —* Der Konservative Verein für Riesa Nnd Umgegend beschloß in einer außerordentlichen Hauptversammlung, die gestern abend in der Restauration zur Elbterrassc unter dem Vorsitze Les Herrn Stadtrat Bretschneider abgehälten wurde, zur bevorstehenden L anvtäg S io a h l die Kandidaturen der Herren Bürger meister Tr. Sechen (Wurzen) im 8. städtischen Wahlkreise (Dahlen, Mügeln, Oschatz, Riesa, Strehla, Wurzen) und Gutsbesitzer Greulich (Gröba) im 19. ländlichen Wahl kreise (Umgegend der Städte Großenhvin und Riesa) kräf tigst zu unterstützen. Beide Herren Haden sich im letzten Landtage Vorzüglich bewährt, Herr Bürgermeister Dr. Seetzcu insbesondere als erster Schriftführer der Zweiten Hemmer. Man gibt sich daher der Hoffnung hin, daß jeder der beiden genannten Herren sein Mandat wiedercrlangt, um auch künftig im Landtage zunt Segen der betreffenden Wahlkreise und des gesamten sächsischen Vaterlandes wirken zu können. —* Recht gut besucht war der gestern abend im Saale deS „Wettiner HofeS" stattgefundene Wilhelm Busch-Abend. Die Projektion der 360 farbigen Bilder war. vorzüglich und wurde auSgeführt von dem Institute für populär-wissenschaftliche und künstlerische Lichtbilder vorträge (Elßler Schulz) in Dresden. Den einleitenden Prolog und di; Busch'schen Verse sprach verständnisvoll und deutlich Herr Schauspieler Wagner. Die Auswahl war glücklich: Tobia» Knopp, Maler Kleckjel, die fromme Helene und (als Zugabe) Han« Huckebein. Wenn auch für die große Mehrzahl der Erschienenen längst Bekanntes und ost mit Vergnügen Gelesenes dargeboten wurde, so blieb doch das Interesse bis zum Schluß wach. Denn die Busch'schen Werke werden stets ein dankbares Publikum finden; sie werden nicht veralten und man liest — oder, wie in diesem Falle: hört — und steht ^ie immer wieder gern. ES waren fraglos ganz angenehme Stunden, die man bei „Busch" verlebte; eS würden aber wahrscheinlich noch angenehmere geworden sein, wenn es — im Saale «in wenig wärmer gewesen wäre. —* „Der Winter ist ein strenger Mann, kernfest und auf die Dauer", wir müssen beim diesmaligen Winter die Betonung auf daS Fürwort legen. Ein so strenger, anhaltender Winter ist seit Iahten nicht dagewesen und daß eS besonders zu der Zeit, da in wenigen Tagen der Lenzmonat seinen Einzug halten will, noch so kalt ist, gehört schon zu den Seltenheiten. Ende voriger Woche war eS, als ob sich ein WitterungSumschlag vorbereite, aber die Hoffnungen erwiesen sich al» trügerisch. Der Frost blieb und nunmehr hat sich noch einmal Schnee in ver hältnismäßig größeren Mengen eingestellt. Straßen und Wege, Bärten und Fluren deckt wieder weiche weiße Ware. Auf den Straßen hat si<y Glatteis gebildet, da» für Men- schen und Tiere höchst gefährlich ist. Nicht wenige Men schen machten besonders heute unversehens Bekanntschaft mit dem Erdboden und sie konnten von Glück sagen, wenn es ohne ernster« Beschädigungen abging. Vorläufig scheint da» Winterwetter auch noch so weiter zu gehen. Man ivird sich also auf den nahenden März vertrösten müssen, wenn man dem Winter endliche» Verschwinden von der Bildfläche wünscht. . . . «» muß doch Frühling werden. — Die Slbe ist jetzt wieder völlig frei von Et». Ruhig und still fließt sie daher. Der Wasserstand erhält sich ziemlich gleichmäßig auf 1 Meter unter Null. Zwischen Tetschen-Bodenbach—Aussig—Lettmerttz stehen keinerlei Eis- stände mehr. Wegen der herrschenden Temperatur und der Ge fahr neuen Eisgänge» dürft« man vorläufig an eine Er- öffnung der Schiffahrt noch nicht denttn. Im Jahre 188S trat der Gi»gang am 22. und 23. März mit aller Gewalt Am 18. oiese» Monat«, ist an dem von Promnitz nach Röderau führenden <kr,mmunika».'ton-wege in Flur Promnitz an einem Pflaumenbaume die Krone ab gebrochen worden. Für die Ermittelung de« Täter» wird eine Belohnung von 15 M. zugestchert. Großenhain, am 23. Februar 1909. 197 ll. Die Königliche Amtshauptmauuschaft. Juni 1907 berechneten Gesamtbevölkerung SachsenS von 4585500 Einwohnern die Arbeiterbevölkerung im weitesten Sinne und mit Einschluß der Angehörigen immerhin noch 142432 Köpfe mehr al« die Hälfte der Gesamtbevölkerung. Betrachtet man jedoch nur die rein industrielle Arbeiter bevölkerung samt Angehörigen, so zählte diese im Jahre 1907 1892634 Köpfe. Lassen wir ferner die Angehörigen der Arbeiter außer Betracht und zählen nur die erwerbs tätigen Arbeiter nach den verschiedenen großen Berufs abteilungen, so erhalten wir folgende» Bild: 1882 1895 1907 in der Landwirtschaft 206109 147648 176107 L. in der Industrie 460154 687856 S18689 0. in Handel u. Verkehr 56160 101737 138068 zusammen 733423 982139 1284944 ^ Die Zunahme der landwirtschaftlichen Arbeiter von 1895 auf 1907 betrug demnach 28459 Köpfe, nachdem in der vorhergehenden Zählungsperiode ihre Zahl um 58461 gesunken war. Freilich ist ihre Zunahme in Sachsen ver hältnismäßig nicht so erheblich wie im Deutschen Reich«, wo die Zahl der landwirtschaftlichen Arbeiter von 1895 auf 1907 ungemein stark, nämlich um 1,65 Millionen Köpfe zugenommen hat. Dagegen ist im Königreich Sachsen die Zahl der industriellen Arbeiter stark gestieaey, von 1882 bis 1895 nm 227702 und von 1895 bi» 1907 um 230833, seit 1882 also um 458535 Köpfe. Ver hältnismäßig ganz beträchtlich ist auch das Anwachsen der Arbeiterschaft im Handel und Verkehr um 81908 Köpft seit 1882. Betrachtet man endlich nur die Kopfzahl der männlichen Gehilfen und Arbeiter, welche man durch Ab zug der weiblichen Personen von der Gesamtzahl der er werbstätigen Gehilfen und Arbeiter erhält, so waren 1907: L.. in der Landwirtschaft 86809, L. in der Industrie 667339, 6. im Handel und Verkehr 100755, zusammen 854903 erwerbstätige männliche Arbeiter (einschließlich der noch nicht großjährigen) in Sachsen vorhanden. )-( Dresden, 24. Februar. Der Fastnachtsball im Kgl. Schlosse nahm einen glänzenden Verlauf. Im Hin blick auf die beginnende Fastenzeit wurde der Ball, dem der König, Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde beiwohnten, um 12 Uhr geschlossen. Al» Fastnachtsgebäck wurden an den Konditoreibuffets die üblichen Pfannkuchen verabreicht. Die Offiziere des alt märkischen UlanenregimentS Nr. 16, dessen Chef König Friedrich August ist, waren Gegenstand mannigfacher Auf merksamkeit. — Heute nahmen die Offiziere de» alt märkischen UlanenregimentS Nr. 16 an der Kgl. Hoftafel teil. Major v. Wurmb erhielt den AlbrechtSorden 1. Kl, mit der Krone. 88 Dresden, 23. Febr. Betrübende Sittenbilder auS dem Leben einer geschiedenen Frau entrollte eine Ver handlung gegen eine angehende Hochstaplerin, die 1882 in Meiningen geborene, zuletzt in Leipzig wohnhaft ge- > wesene Näherin Auguste Emilie Martha Schill« gisch. > LambertiuS alias Frau Regierungsbaumeister Reinhardt, - die sich wegen Rückfallbetrüger und Urkundenfälschung vor I der 5. Strafkammer des Dresdner Landgericht» zu verant worten hatte. Die Angeklagte, die einen überaü» sym pathischen Eindruck machte, war in Berlin mit dem Bau gewerken LambertiuS verheiratet, wurde aber, da sie r» mit der ehelichen Treue nicht so genau nahm, auf Antrag de» Manne» geschieden und besitzt nicht mehr da» Recht, dessen Namen zu führen. Nun verlor die Frau jeglichen Boden unter den Füßen. Schon in der Reich-Hauptstadt, wo sie ständiger Gast in den Nachtcafös war, verübte sie mehrfach Schwindeleien und verbüßte zuletzt in Moabit eine achtmonatig« Gefängnisstrafe. Dann übersiedelte sie nach Leipzig, sand auch eine feste Stellung, verlor aber alsbald wieder jeden moralischen Halt. Sie ergab sich einem liederlichen Lebenswandel und entging nur durch Da» Riesaer Tageblatt erscheint jed^ abend» mit Ausnahme der Gönn- und Festtage. Vierteljährlicher Vezu-Sprei» Lei Abholung tn der Expedition in Niesa 1 Mark VO Psg., durch unsere Träger frei dl» Hau» 1 Mart VS Psg., -zu Abholung am Schalter der kalsrrl. Postaustalten 1 Mark VS Psg„ durch den Briefträger frei in« Hau» 2 Mark 7 Psg. Auch MonatSabonnement» werden angenommen. Anzeigru-Annahme für dl« Nummer de» Ausgabetage» bi» vormittag v Uhr ohne wewähr. 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