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« rö « LLLS-LL L« SÄLL'SsALLLsSLZ s — 62 — NN« Vorsatz« Henau Srückte, und nicht den Kopf warnt gemacht mit Jamntern in dieser ganzen Wartezeit." Tas Mädchen hatte die aufsteigenden Dränen nieder gekämpft und zwang sich sogar zu einem Lächeln. „Ich bin doch auch ein Soldatenkind, da darf ich Dir und dem Bater keine Schande machen," sagte sie, „aber schwer ist's, bitter schwer, daß ich Dich hergeben soll." Eckard drückte sie fester an sich. „Mädel, weiß Gott, mir wird die Trennung auch blutsauer! Aber Du ver stehst mein Handeln und bist mit mir einverstanden!" Sie sah ihn mit ihren ehrlichen Braunaugen treu herzig an. „Wenn ich auch nicht alles verstehen und begreifen kann, eins weiß ich doch gewiß. Du tust nur das, was Tu für recht hältst, und darum will ich nichts anderes, als was Du willst." Stürmisch küßte er sie, es war ihm ganz gleich lob andere das sahen, sie waren ja »ohnehin hier oben in einem grünen Waldneste für sich. „So ist's recht, Mädel, mußt Vertrauen zu mir haben, blindes Vertrauen, sollst Dich auch nie in mir täuschen," erklärte er. „Weißt Du, an dem Tage, wie es hieß — wer meldet sich für Südwest? Freiwillige vor! — da bin ich in meine Stube gegangen und habe mir die Sachje reiflich überlegt. Mein Kaiser ruft, ich trage des Kaisers Rock, habe mich verpflichtet, jeder Zeit zu jeglichem Dienst aus seinen Ruf bereit zu sein. Unsere Farmer in Süd west sind schmählich überfallen und unmenschlich behan delt worden. Ich bin ein Deutscher und bin es meinen Landsleuten schuldig, daß ich ein Herz für sie habe und aus ihren Notschrei höre, und dann bin ich auch Kamerad, der die andern, die jetzt drüben riesig in der Memme stecken, nicht fitzen lassen darf. Denn da mutz sich melden, wer tropenfähig ist und fühlt, daß er das Zeug in sich hat, um dort etwas Tüchtiges leisten zu können " Anni strich über seine Hand, sanft und zärtlich tat sie es. „Das kannst Tu, das kannst Du ganz gewiß, der Bater sagt — und der versteht's — Du bist ein Muster von einem Soldaten und Unteroffizier, und ich sage. Du kannst, was Du willst, Tu hist so lieb — so gut — so . Ihr fehlten die Worte und sie streichelt« nur inniger die geliebte Hand, die die ihre so fest umschlossen hielt. „Mädel, mein herziges Mädel, ich gehöre Dir mit Leib und Seele hier und drüben," raunte er ihr zu, kannst auf mich bauen allezeit wie ich auf Dich, und so bleiben wir doch zusammen, wenn jedes auch eine Weile feinen eigenen Weg gehen muß." „Ja, Schatz, treue Liebe hält aus für immer — immer!" Tiefer senkten sich die Abendschatten, und leise rauschte jetzt der Wind durch die Kiefern. Die zwei bemerkten es nicht, sie waren ganz versunken ineinander. Da scholl von unten der grelle Pfiff des Dampfers, mißtönend griff er in ihr vertrauliches Plaudern ein. „Wir müssen zurück," sagte Anni und stand auf. Er folgte ihr. „Komm, aber stimme nun noch ein mal mein Lieblingslied an, ich singe auch mit." Anni wußte Bescheid; mit ihrer weichjen, volltönen den Stimme setzte sie ein: „Mein Schatz ist ein Reiter, Ein Reiter muß sein. Das Roß ist des Königs, , Der Reiter ist mein." Und Eckard fang den Schlußrefrain mit „Dralala". Er fuhr auch weiter mit ihr zusammen Port: „Treu bin i, treu bleib i Treu hab' i im Sinn, Treu bleib i mei Schätzer!" Da abör änderte er die setzten Worte um! und sang, ihre Stimme weit übertönend. „»iS Afrika hin ." Sie nickte ihm strahlend zu, aber eS griff ihr doch an daß! Herz, und da- Dralala klang nicht mehr jubelnd. ÄS sie es sa!ng; ihre Stimme schwankte dabei, und zitternd verhallte «S. Sm Wasser unter den Bäumen saßen sie dann Koch mit den Eltern und Geschwistern. Die Meinen Hütten viel zu erzählen von der Fahrt und der Fischerhütte. Das war ganz gut, Po sprach doch jemand, denn Eckard und Anni verhielten sich schsweigend, und die Eltern waren auch stiller als sonst. Keine klaren Gedanken waren es, die durch des Mäd chens Sinn zogen, nur eine Empfindung erfüllte sie ganz bewußt — noch habe ich, ihn, noch ist er mir nah, ganz nah — jede Minute möchte ich festhalten — und dabei blickten ihre Augen traumverloren über den See nach dem jenseitigen Ufer, wo sie vorhin gesessen hatten. Jede unscheinkare Kleinigkeit, die sich an diesem Abend ab spielte, blieb in ihrem Gedächtnis haften, um! nichjt mehr verwischt zu werden. Eckard nahm die Rosen, die sie vor sich in ein Glas mit Wasser gestellt hatte, iprd gab sie ihr. „Komm, wir Wollen vorangehen zum Bahnhöfe" sagte er. „Hebe Dir den Strauß auf, es ist ein Andenken an meinen Spiel kameraden aus der Knabenzeit." „Und eine Erinnerung an Dich und ü!n diesen Abend," fügte sie innig hinzu. Sonntagsgedränge am Schalter, Sonntagsfülle in den Abteilen! Das mußte Mit in den Kauf genommen werden Sie fanden keinen Platz, mußten stehen, aber das war ihnen gleichgültig, standen sie doch nebeneinander. In Potsdam brachte Eckard Anni und deren Ettern noch bis vor ihr Haus, dann nahm er Abschied. „Mann erwartest Du die Einberufung?" fragte der Vater. „Sie kann jeden Tag kommen, ich denke morgen ' antwortete er. Der alte Wachtmeister nickte, sein Soldatenherz b. neidete fast das junge Mut, das sich gemeldet hatte, um für Deutschlands Ehre einzutreten. Er gönnte ec> ihm, daß sein Mädel ft an ihm hing. „Eine redliche Liebe im Herzen, das stärkt und be hütet," pflegte er zu sagen. „Es tut allemal gut, wenn man in Kampf und Gefahr geht, zu wissen, daheim da hat man was Liebes, ft jemand, der immer an uns denkt und früh nnd spät den Herrgott bittet, daß er unsereinen davor behüte, daß er nicht als Krüppel heimkehre." Eckard stand abseits mit Anni, sie hatten einander noch im letzten Augenblicke so viel zu sagen. „Es wird Zeit, Kinder," mahnte die Mutter. Eckard umarmte sein geliebtes Mädchen. Sie schmiegte sich an ihn. „Behüt Dick/Gott, Tu lieber, lieber Schatz," raunte sie ihm zu. HI. Ade, lieb Vaterland. In Hamburg aus dem potcrsenkai lag der Dampfer, der den Truppentrans r! nach Swakopmund bringen sollte. Bunte Flaggen neh> n bis zu den Masten hin auf, und reges Leben herrichte an Bord. In drei Stun den sollte das Schiff den Hafen verlassen, und die Truppen, die den Morgen aus dem Munsterlager an gekommen waren, hatten auf dem Dampfer noch aller hand zu tun mit Pfcrdcverladen, Sachsen unterbringen und dergleichen mehr. Wolf von Eschen ging musternd den Verschlag ent lang, wo die Pferde standen. In schmalen Boxen, die ft eng waren, daß die Tiere sich nicht legen konnten, standen sie, nebeneinander gereiht. Sattel und Kopf zeug hing über der hölzernen Krippe, aus der sie munter schmausten. Die Enge störte sie nicht und war notwendig, um sie beim Schjaukeln des Schiffes vor dem Fallen zu bewahren. Kritischen MickS prüfte Wolf die Pferde. Es waren Masuren, kräftig gebaut, aber kleine Die«. Der Schön heitssinn des jungen Offizier- konnte ihnen nichst viel 'S 'S 's r, 4- SiS » s Z-S »'S - L LsL « «.L — 63 — Gesckjmack übgewinnen,. aber sein kavalleristisches Ver ständnis erklärte sich mit dem Knochenbau, den Fesseln, den Hüsten usw. einverstanden. Er wußte, diese Masuren waren weidegewvhnte Gäule, und das war wichtig für drüben. Einem Rappen gab er den besonderen Vorzug, den Wollte er zu seinem Leibroß erwählen. Unwill kürlich mußte er lachen bei dem Gedanken, welche ko misch^ Figur er bei seiner Länge auf dem kleinen Tier abgeben würde, aber gleichviel, wenn der Gaul nur gut vortvärts ginge und brav aushielte. Tastend berührten seine Finger dabei das Sprunggelenk des Rappen. Als er den Kopf wieder hob, stand Stetten vor ihm. Sein frisches Gesicht spiegelte die Wechselstimmung seiner Gefühle ab. Ein Hurra auf den Lippen, einen leuchten den Strahl im Mick und doch in dem Auge einen Schim mer, der unterdrückte Wehmut verriet. „Wolf, komm, ich will Dich Meiner Braut vorstellen", sagte er, „und dann tu mir den Gefallen, bleibe bei uns, nimm Dich des Schwicgerpapas an, erkläre ihm alles Möglichst und Unmögliche von den Schiffscinrichitungen. Du begreifst, ich habe Besseres zu tun". „Natürlich ich begreife ja immer alles", nickte Wolf, „und bin bereit, den Liebenswürdigen zu spielen. Kerl, Du hast übrigens wieder wie gewöhnlich einen famosen Dusel, kriegst die Alten zur Verlobung herum und lotst ihn mit der Erwählten noch zum Abschied hierher. Ja, Glück muß der Mensch haben". Er'war, wahrend er sprach Stetten gefolgt und stand nun vor dessen Braut, der Lvldlockigen Hilde, die ihn als Freund des Geliebten wie einen alten Bekannten be grüßte. Es waren ernste, kluge Augen, die ihn dabei ansahen, Augen, die dem sonst so kindlichen Gesicht etwas Gereiftes gaben und von bewußtem Nachdenken, von klarem Empfinden sprachst«. Eingedenk seines Auftrages wechselte Wolf nur we nige Worte mit dem jungen Mädchstn und wandte sich dann dem alten Bartenstein zu, mit dem! er die Wan- deruug durch das Schiff unternahm. Langsam folgte das Brautpaar. Alles Möglichst und Unmögliche, wie Stetten verlangt hatte, wurde inspiziert und von Wolf pflichtschuldigst er läutert. Jetzt stiegen sie sogar die enge Treppe herab, die in die Mannschstftsvojen führte. Ein älterer Mann kam ihnen entgegen, das schwarz-weiße Band im Knopfloch, Es lag etwas Militärisches in seiner Erscheinung, auch reckte er sich stramm, als er grüßend beiseite trat. Mols redete ihn an. „Sie haben wohl auch einen Sohn, der heute mit uns hinauszieht nach Südwest?" „Nein, Herr Leutnant", lautete die Antwort, „aber der Bräutigam meiner Tochter vertritt mir den Sohn und wird, will's Gott, drüben seinem Regiment Ehre machen. Tie Anni wollte ihm hier noch Lebewohl sagen, ich mocht's ihr nicht abschlagen". Herrn von Bartensteins eigenste Empfindungen waren durch die letzten Worte ausgedrückt, er begleitete sie mit lebhaftem Kopfnicken. „Sehr wahr, man kann seinem Kinde den Wunsch nicht abschlagen", meinte er. „Aber begreife einer ftlchstn jugendlichen Sausewind, der hier sein Liebstes hat, sich ins warme Netz setzen könnte und alles im Stich läßt, um sich drüben mit den schwarzen Kerlen hcrumzufchtagen. Ich kann's Koch nicht so recht überwinden, es geht mir wider den Strichs". Der Mann ihm gegenüber fuhr mit der Hand langsam >urch seinen grauen Bart. „Verzeihen der Herr, wenn ick ui aller Ungelehrtheit doch sage, ich verstehe es. Anno 70 .and ich! bei den Garde-Dragonern, "habe die Attacke von Mars-lä-Tour mitgeritten und weiß von der Kriegszeit her, was das heißt, für Deutschlands Ehre zu kämpfen. Als Wachtmeister bin ich abgegangen, aber innerlich bin ich doch Soldat geblieben, und wenn ich nur etliche Jahre jünger wäre und nichst für Fran und Kinder zu sorgen hätte, dann möchte ich selber noch mit". Wolf klopfte dem Wachstmeister «ruf die Schulter. „ES ist eine Freude, Sie reden zu hören. Und nun sagen Cie mir eins, ist das Ihre Dochter, die da unten mit dem Hans Eckard steht?" „Ja wohl", bestätigte der Alte, „und der Unteroffi zier ist mein Schwiegersohn". Wolf reichte ihm die Hand. „Da gratuliere ich Ihnen. Eckard kenne ich schon als Jungen, der ist einer der brav sten und tüchitigsten Kerle, die eS gibt". „Tas weiß ich', antwortete der Wachtmeister in stol zem Glücksgefühl, „und sein Regiment weiß es aus. Sie wollten den Eckard zuerst gar nicht weglassen". Das Brautpaar war unterdessen auch hcrangekommen, Stetten hatte die letzten Worte gehört. „In das Lob stimme ich nrit ein", sagte er. „Wir drei sind aus ein und derselben Gegend, haben als Knaben zusammen gespielt und gehen nun Äs Männer an die selbe Arbeit, den deutschstn Brüdern drüben Hülfe zu bringen". „Da gebe der Herrgott seinen Sogen dazu. Helden blut wird's «och kosten, aber der Sieg muß kommen", schloß der Wachtmeister. Eine männlich bekämpfte Rüh rung zuckte über sein Gesicht, während er dabei auf Anni und Evard blickte, die, leise miteinander sprechjend, un ten in der Koje standen. „Antreten", scholl der Befehl von oben, und „an treten" wiederholten verschiedene Stimmen. Rasche, feste Tritte auf der Treppe, auf Deck, in den Kojen. Kurze Fragen, hastige Antworten! Die Gewehre wurden ergriffen, die runden Dropenhüte aufgestülpt, und alles drängte nach oben. „Der Tienst ruft, Siegfried nnd ich müssen gleich zu den Leuten", tvandte Wolf sich an Herrn von Barten pein. „Wenn Cie gestatten, führen wir Sie noch auf die Landungsbrücke". Stetten beugte sich zu Hilde. „Lebe Wohl, mein Lieb ling, wenn auch bald das Meer zwischen uns liegt, ich bleibe Dein bis zuletzt". Eckard hatte schon beim ersten Ruf „Antreten" Annis, beide Hände erfaßt und sie fest an seine Brust Ledrückt. Derständuisinnig sah er sie dabei an. „Madel — liebes, bleibe starr". Sie sah ihn hülfeflehend an, alle Liebe, allen Schinerz in den Draunaugen; die Lippen zuckten, sprechen konnten sie nickst. „Kind! Getreu bis in de-, Dod", murmelte er, gab sie frei und drehte sich hastig um. Zwei Minuten daxauf war er auf Deck bei seinen Leu ten und musterte mit schsarfenx, raschem Blick, ob auch alles in gehöriger Ordnung sei. Jetzt war er nur Sol dat vom Scheitel bis zur Johle. In Reih und Glied standen gleich darauf die Mann schaften, und auch die Offiziere nahmen ihre Plätze cix. Der kommandierende General kam!, überbrachte den Truppen den Abschjiedsgruß des Kaisers und sprach in warmen, zündenden Worten zu ihnen. Mit einem drei maligen Hoch auf den Kaiser, das vielstimmig durch die Lüfte hallte, endigte die Rede. Der Führer der Kompagnie trat vor, kurz, aber kernig war, was er sagte. Im Namen seiner Leute sprach er aus, daß sie alle bereit wären, ihre Pflicht bis auf das äußerste zu tun. „Ein Vorwärts mit Gott, ein fröhliches Drauf und ein sieghaftes Durch!" Stürmisch brauste das Hurra der Truppe durch die Lüfte. Freudige Zustimmung, jubelnde Begeisterung klang daraus. Die Rcgiinentsmusik, die auf der Landungsbrücke stand, stimmte an: „Muß i denn. Muß i denn", und das Kommando erscholl „Kehrt — Marsch — ohne Tritt!" Die Reiter gingen zum Schiff zurück. Eckard löste sich aus der Reihe und trat noch einmal zu Anni, die seit wärts neben ihrem Bater stand. KiorffetzMg ftkgt-)