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A Ä 2.^ x» 8.8 3Z ZS Z ? A«r S4 — Beiträge zur Geschichte von Grölia »s ««- seiner Umgeb««-. Die Wirtschaftsgebäude des Rittergutes standen früher dort, wo sich jetzt der wohlgepflegte Schloßgarten befindet. Es befanden sich darunter 1 Thorhaus, 2 Scheunen, 1 Brannt weinbrennerei. 1 Brau- und Darrhaus nebst Malzböden und die übrigen Wirtschaftsgebäude, Stallungen usw. In der Mitte stand das 1707 von Johann Georg von Arnim erbaute Schloß. Die Wirtschaftsgebäude waren dem Hoch wasser, da der Damm am Schlosse noch nicht aufgeführt war, sehr ausgesetzt. Deshalb wurde ihr Abbruch und ihre Wiedererbauung auf der Anhöhe, dem sogenannten Weinberg am Kutzschenstein, wo sie sich jetzt befinden, beschlossen. Der Anfang mit dem Abbruch wurde 1838 gemacht und in den folgenden Jahren wurde ein Gebäude nach dem andern neu errichtet, bis im Jahre 1846 die Wirtschafts gebäude völlig von der Umgebung des Schlosses ver schwunden waren. Bei großem Wasser mußte das Vieh aus den Ställen genommen und anderwärts untergebracht werden. Ferner gehörte zum Rittergut der jetzt noch auf dem sogenannten Kucklitz stehende Schafstall mit Schäferwohnung, ein Haus für die Holzaufleser im sogenannten Werder oder Heger über der Elbe, der Gasthof, ein Drescherhaus mit 4 und ein Drescherhaus mit 6 Wohnungen für die Hofdrescher. Der Schasstall ist jetzt außer Benutzung, da das Rittergut Schafe nicht mehr hält. Früher war es eine ziemlich be deutende Schäferei, denn 8—900 Schafe wurden regelmäßig gehalten. Die Größe der Rittergutsfluren wird vor rund 100 Jahren wie folgt angegeben: 9^ Scheffel Gartenland mit Einschluß des Gras- und Obstgartens, 364 Scheffel Ritter gutsfeld und 73V. Scheffel Bauerngutsfeld, 47 Scheffel Ritterguts- und 2 Scheffel Bauergutswiesen, 50 Vz Scheffel Ritterguts- und 12 Scheffel Bauergutsholz, 128 Scheffel 2 Metzen Hutungslehde und 3 Scheffel Teichland. HutungSlehde war der Kucklitz, eine zwischen Merz dorf und Riesa liegende „wüste Mark", jene Ueberreste einer traurigen Vergangenheit, die meistens von den Hussiten kriegen herrühren. Hiervon gehörten 32 Scheffel zum Ritter gut, 11 Scheffel besaßen die Einwohner von Gröba und einige Scheffel die zu Forberge. Im Jahre 1837 wurde die Kucklitzlehde geteilt. Die Pfarre und jedes größere und kleinere Bauerngut erhielten 2Vz Scheffel und die Schule und jedes HauS ungefähr 2 Metzen. Das übrige Land kam zum Rittergut. Das Land wurde dann in Ackerland umgewandelt. Später tauschte das Rittergut das dort den Bauern usw. gehörige Land mit solchem ein, welches näher am Dorfe bez. ihren Gehöften gelegen war, sodaß der Kucklitz völlig Zum Rittergut gehörte. Ein großer Teil hiervon ging in die Hände des Staates über, welcher dort den Uebungsplatz für das in Riesa garnisoniercnde 2. Pionier bataillon Nr. 22 anlegte. Kucklitz soll ein Dorf Cvclenitz gewesen sein; es wird als solches in einer Urkunde von 1251 über die in das Kloster Nimtschen zu entrichtenden Getreidezinscn erwähnt. Ein Feldgrundstück führte den Namen „Torbrücke". DaS ist die jetzt den Namen Georgplatz führende Wiese an der Riesaerstraße. DaS Grundstück mag diesen Namen vielleicht von dem Tor (Thurau, Thoran), dem Donnergotte, den die alten Deutschen als einen Beschützer ans Reisen, einen Netter in Gefahren, einen Alnvender allen Unheils verehrten, haben. Nach einer Versicherung soll aber dort in der Nahe eine Torbrücke gewesen sein und zwar an der Stelle, wo jetzt das Degesche Haus steht. Wenn daS der Fall gewesen ist, dann wäre die Bezeichnung des Feld;p:undstücks als Torbrücke erklärlich. Daß das Ende des Dorfes in alten Zeiten dort gewesen ist, macht die Tatsache wahrscheinlich, daß gegenüber erwähntem Feldgrund stücke ein sorbischer Begräbnisplatz sich befunden haben soll. Wie erzählt wird, wurden beim Grundgraben zum Bau der „Hasenschänke" eine ganze Anzahl Umen gefunden. So wäre eS nicht unwahrscheinlich, daß dort, als am Ende des Dorfes, eine Torbrücke sich befunden hat. In der Matrikel von 1575 kommt daS Feldgrundstttck unter dem Namen „Auf der Thorwigk" vor. Auch diese Bezeichnung weist auf ein Tor, einen Torweg hin. Ein Teil jenes Feldgrundstückes gehörte früher zum Pfarrgut; es wurde aber 1837 mit einem herrschaftlichen Stücke auf dem soge nannten Galgenberge vertauscht. Im Jahre 1906 wurde das Grundstück von der Gemeinde käuflich erworben; es umsaßt eine Fläche von 5200 Quadratmeter und kostete pro Quadratmeter 1 Mark. Gegenwärtig, Frühjahr 1908, wird der Platz mit gärtnerischen Anlagen versehen. 4 Scheffel Rittergutsfeld wird der Kutzschenstein, auf dem sich jetzt die Rittergutsgebäude erheben, genannt. Der Kutzschenstein besteht aus Granit und dieser Felsen war stets ein mächtiger Schutz für Gröba bei dem Andrange der Eismassen. Der Name soll gleichbedeutend sein mit dem altsächsischen Worte „Kutten", einem Orte, wo sonst bei Kriegszeiten eine Wache hingestellt war, oder auch durch den etwas beschützt wurde. In dem Kutzschensteine befindet sich ein großer ausgemauerter Keller, dessen Anlegung in dem harten Gestein nur mit großen Schwierigkeiten möglich gewesen sein mag. Ueber dem Keller befindet sich ein Winzerhäuschen, das jetzt zu Wohnungen benutzt wird. Dicht neben diesem Häuschen steht ein Denkmal der 1828 vnfftorbenen Besitzerin von Gröba, welche sich auf dem Kutzschenstein ihre letzte Ruhestätte erwählte. Das herrliche, aus Sandstein bestehende, von dem Mldhauer Gareis aus Osteritz verfertigte Denkmal ließ ihr in den Jahren 1835 und 1836 ihr zweiter Gemahl errichten. Es ist mit einem 2 Meter hohen, in Gröditz gegossenen Ge länder umgeben mld kostet mit Allem gegen 7500 Mark. Vor einer großen Pyramide, auf deren Rückseite ein Engel mit einer Urne angebracht ist, befinden sich drei große Figuren. Die erste ist eine sitzende greise Pilgerin mit aufwärts gerichteten Blicken, den Stab zur Seite und den Hut zu Füßen; die zweite Figur stellt die Hoffnung dar, mit der einen Hand sich auf den Anker stützend, mit der anderen nach oben zeigend; die dritte, etwas höher gestellte Figur versinnbildlicht die Religion, sie hält in der Linken ein Kreuz, in der Rechten einen Kranz. An der einen Seite der Pyramide erblickt man ein Füllhorn, einen Bienenstock und eine Weizengarbe, als die Sinnbilder des göttlichen Segens. Der obere Teil der Pyramide hat in vergoldeten bronzenen Buchstaben die Inschrift: Maria Elisabeth Rüssing auf Gröba und Hof geb. Pfeifer, geb. den 22. Oktober 1748, gest. den 15. April 1828. Eine am Fuße des Denkmals angebrachte Marmorplatte endlich enthält folgende Inschrift: Müde Pilgrin, leg' ihn nieder Deinen Stab, Du bist am Ziel, Kehre zu der Heimat wieder Aus dem wirren Weltgewühl. Dort wird, was hier Nacht war, tagen. Was hier schmerzte, Wonne sein, Was wir nimmer hier erjagen, Nennst Du droben ewig Dein! Fortsetzung folgt. Auflösung aus voriger Nummer: Ebro — Orbe. Smck «ms ««lag —n Lang« 4 Winterlich, Riesa. — Kür die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. lben» ugen Erzähler an der Elbe. Belletr. Gratisbeilage zum „Riesaer Tageblatt". Rr. 16. «test», »ei» 18. April 1908. 81. 3-tzr^ Auferstanden! Osterglocken, Osterglocke«, Läutet -nrch die weite Welt! O welch himmlisches Frohlocke«, Da die Fessel brach der Held! A«s des dunkel« Grabes Bauden Stieg er stegreich nun empor: Auferstanden! Auferstanden! Schallt'S in frommer Andacht Chor. Osterglocke» klinge« leise Ueber Feld und Flnr dahin; Muntrer Sanger Frühltngsweise Labt anfs nene Herz und Stu«; Ihre erste« Kränze wanden Wald und Feld und Wiesenplan — Auferstanden! Auferstanden! Jauchzt die Losung himmelan. Osterglocken! v das tönet Mild wie FrtedeuSglockenklang! Alles, alles sich versöhnet. Da der Herr den Feind bezwang; Herzen, die sich wiederfande«. Ahnen vsterseligkert - Auferstanden! Auferstanden! Friede wird es wett «ad breit. Osterglocken, läutet, läutet Tröstend auch ins bange Herz, Daß es, tranernd, gramerbentet. Gläubig schaue himmelwärts. Aus des ew'gen Friedens Landen Klingt ihm süße Botschaft zu: Auferstanden! Auferstanden! Menschenkind, was weinest dnk tfk.) Paul Lipsius. Wir waren unser vier. Von A. von Lilicncron. Fortsetzung. Das lvar Hans Eckards scharf gezeichnetes Profil, das sich zu dem Mädchen niederbeugte, bas ihm zur Seite saß. Er sprach mit ihr, und über 'ihr Gesicht zog ein rosiger Schimmer, der sich mehr und mehr vertiefte. Stetten kannte diefes Gesicht, „herzig" hatte er es vor einem Jahre genannt, und so meinte er es auch heute zu finden. Die braunen Augen strahlten, aber die Lippen zuckten. -Das war Glück und Schmerz zugleich! Was mochte der Eckard ihr sagen? Es Noar das alles nur wie ein Gedankenblitz, der ihm durch den Sinn fuhr! Ein sWdchen mit einem Korbe voll Msen trat an ihn heran, sie bot ihm einen Strauß Zuml Verkauf. „Abfahren," scholl es auf dem Bahnsteig. Stetten griff nach den Blumen und reichste sie in das Offene Fenster des Abteils. „Eckard! Rosen! 's ist heute Sonntag," und er machte ein Zeichen nach dem! junge« Mädchen hin. Erglühend sprang der, junge Unteroffizier auf — et stand stramm — grüßte dienstlich — er war ganz verwirrt. Der Zug hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Aus dem Fenster eines Abteils erster Klasse lehnte ein Offi zier vom Oberkommando der Schutztruppe. „Stetten, ich gratuliere," rief er heraus. „Wozu?" fragte dieser erregt und folgte eilend dem Zuge. „Sie sind einberufen für Südwest! Der Brief muß schon in Ihrer Wohnung sein!" Fort brauste der Zug! Stetten schwenkte den Hut; Jubelte — jubelte — und dabei zog ein eigentümlich weiches Gefühl ihm durch das Herz. — Glück und Schmerz, wie nahe wohnt ihr beisammen! So — da war der Zug nun weg, mit dem er hätte nach Berlin fahren können. Zuerst Httte er keine Eile gehabt, da interessierte ihn Eckard und sein Mädchen, darüber hatte er das Einsteigen verpaßt, und nun brannte ihm her Boden unter den Fußen. Als könnte er ihm Koch entwischten, so rasch ging er dem zunächst einlaufen den Zug entgegen, riß die Tür des ersten besten Abteils auf und sprang hinein. Unterdessen war Eckard mit seiner Braut und deren Familie in Schlachtensee ausgesticgeu. Vater und Mutter wollten mit dem Jüngste« »och auf de» Dampfer «ach, der Fischerhütte fahren und bald zurückkommcn, äm Was ser sollte dann Abendbrot gegessen werden. So war be schlossen worden. „Anni und ich bleiben hier," sagte Eckard, als sie den Landungssteg beim Dampfer erreicht hatten, „wir finden uns zum Abendessen wieder zusammen." Nun gingen sie zu zweien weiter am User des SeeS entlang. Sie sprachen dies und das — langsam — ab gerissen . Tas Herz war ihnen zu voll — Glück und Schmerz hielten die Wage, beide wollten zu ihrem Rechte gelangen „Komm, Anni, heute mag ich nicht das Menschen gewühl," erklärte der junge Unteroffizier, „wir wollen uns da oben einen Platz suchen, da ist's hübsch still" Sie stiegen die grüne Löschung hinauf und setzten sich auf den Grabenrand. Das Mädchen blickte gedankenverloren hinab auf den ScL Der lag so still da, so grau! Kein glitzernder Sonnenschein funkelte auf seinem Spiegel, kein Luftzug kräuselte lustige Wellen, und der Himmel, der sich darüber wölbte, war dunkel, Wolken bedeckten ihn Langsam füll ten sich die Augen des Mädchens mit Tränen, sie wandte den Blick davon ab und dem geliebten Mann an ihrer Seite zu. Tie feuchten Augen leuchteten wieder. „Wenn es doch noch lange, lange heute bliebe," sagte sie, „ich möchte den Tag fcsthalten." Er rückte dicht an sie heran, legte den Arm nm sie und nahm ihre Hand in die seine. Zärtlich sah er in ihr liebes Gesicht. „Wird es Dir so schfoer, das; ich fort gehe, kleiner Kerl? Bangt Dir so vor meiner Ein berufung?" Die nickte, sprechen konnte sie in dem Augenblicke nicht, ihr war der Hals wie zugcschnürt. „Und warst doch so tapfer und brav," fuhr er fort, mir keine Schwierigkeiten gemacht wie ich mit mei-