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leben, biS er den Gipfelpunkt der! geistigen Asllenbung erreicht hat. Sislange da- Geschlecht der Menschen besteht, hat eS auch in anderer Beziehung seine Auferstehung ge feiert. Sind nichst ganze Generationen und Völker- pänrmo auSgesüsrben und haben anderen Platz machjen müssen? Ws sind die alten Babylonier und die Egypter, bi« ank Fuße der schsweigenden Liphinx ihre Mysterien feierten, unter denen «S auch solche gab, die sich mit der Auferstehung der Materie und des Geistes, kurz mit der Wiederkunft des Lebens beschäftigten? Cie sind vergangen mit ihren Lehrsystemen und Ge- bräuchjen und die neue Zeit kam herauf mit anderen Ideen und anderer Litte. Ueberall auf unsrer kleinen Erd«, — dem Mikrokos mos, — finden wir seit ungezählten Jahren gewaltige Auserstehungsfciern der Materie und der Lebewesen und wir stellen tiefsinnige Betrachtungen darüber an. Ter Mikrokosmos indes ist nur ein Abbild des Makrokos mos, — der Welt im Großen, — mithin müssen wir auch! dort Gleiches oder Aehnlichies finden. Und das ist in der Tat, so weit wir es mit unseren Sinnen zu erfassen vermögen. Aus dem Urnebel entstanden einst alle Lionnen, die das weite AU bevölkern, erstanden die Planeten und Monde und alle kosmischen Körper. Mele von diesen Gönnen, ganze Sonnenreiche, sind seit dem Anbeginn der Zeit schon wieder in das Grab des Nebels hinabge sunken; aber diese Totenstarre hielt nichst an, sondern die dem.sterbenden Gonnenreichje eigenen Kräfte legten so fort wieder Hand ans Werk, um ein neues Weltsystem aufzubauen. Ungeheure Mengen von Ncbelmaterie lagern noch in den Tiefen des Raumes. Sie harren des Augen blickes, in welchem aus ihnen Weltkörper entstehen werden zu jungem kosmischem Laufe. Genau so wie auf unserer kleinen Erde alles Leben und alle Materie gewandelt wird, um noch zweckmäßiger in neuer Form zu sein, werden auch die Weltkörper in den Untiefen des Universums gewandelt, damit sie dem Ziele ihrer Vollendung langsam aber sicher entgegen- schireiten. Auch der Makrokosmos trägt den Stempel der Ziel strebigkeit, und alle im Universum tätigen Kräfte ar beiten darauf hin, Harmonie, Schönheit und Vollendung überall zur Geltung zu bringen. Unser Leben ist ein gewaltiger Kampf, der nie ruht in den wenigen uns beschiedenen Jahren, und an dem wir unser geistiges Prinzip abMeifen müssen. Wie nun aber, wenn unter den Myriaden von Sonnen nur tausend «inen bewohnten Erdstern hätten? Dann entrollten sich auch dort drüben unergründ liche Fragen über die Rätsel des Lebens! Daß der Tod ia uch in den Sphären umgeht, unter liegt gar keinem Zweifel. Und, wenn wir ihn aber nicht als Schreckgespenst ansehen, als welches sich ihn unsere Phantasie so gern ausmalt, dann muß er sich als ein Wohltäter der Lebewesen erweisen. Ohne ihn gäbe es keinen Fortschritt, ohne ihn keine Entwicklung und keine Vollendung im Ganzen. Warum aber der Tod, Her Tausenden aus uns so schrecklich düntt, warum die Entwicklungsreihen und der bittere Kampf nm Schönheit und Recht iM Kosmos be stehen, das ist und bleibt uns ein Rätsel! Zu allen Zeiten haben geistig große Menschen da rüber nachgedacht und nach einer Lösung dieser Fragen gefuchst: umsonst. Nur der 'Glaube vermag hier tröstend zu helfen, während der Zweifel verbittert. Fromme Frauen gehen in der Frühe des Oster- Morgens hinaus zum Grabe dessen, der ein ewiges Leben verhieß, und, traurig das Herz, stellen sie untereinander die Frage: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?" - Ist nicht diese Frage, die sicher in anderer Rede wendung viel früher schon ost gestellt worden sein mag, auch heute noch berechtigt? Ein Sturm der Meinungen braust durch die Welt und rüttelt an so manchem, das Jahrhunderte lang Stand hielt. Er rüttelt auch am Ostergeheimnis, das jene Frauen mit Tausenden aus uns noch immer teilen! — Friedlich und still, wie es bei allen großen Ge- schsehnissen der Fall ist, vollzieht sich die Auferstehung in der Natur im warmen Strahle der Frühlingssonne; aber im Leben der Menschsen geht alle Wandlung, alle Veränderung lärmend vor sich Und doch gehören auch wir zu den Kindern der Natur, die es mit uns viel besser meint, als wir es ahnen. Das müßte uns eine Lehre sein, die Auferstehungs klänge in der Natur an unserem Geiste nicht verhallen zu lassen, denn nur die belebte Natur kann uns nach vielem Ringen den Stein vom Grabe der Zweifel Hin wegwälzen ! Gespenster. I8j Großstadtroman von A. Cormans. Und fünf Minuten nach ihrem Eintritt sprach man überall nur von ihr, von ihrem Anzüge, ihrer Schönheit und ihrer unvergleichlichen Grazie. Alle anderen Sterne waren Plötzlich verblaßt neben diesem neu aufgcgangcncn Gestirn, und es war unzweifelhaft, daß die vielgcfeierte Opcrettcnsängerin heute einen ihrer glänzendsten und größten Triumphe zu ver zeichnen hatte. Auch dem eleganten Kavalier, welcher sie in den Saal geführt hatte, und welcher bisher nicht für einen einzigen Augenblick von ihrer Seite gewichen wär, wandte sich um ihretwillen ein ungewöhnlich lebhaftes Interesse zu, und sein Name ging bald halblaut von Mnnd zu Mund. Die Herren fanden ihn ein wcu'g verlebt, und die Damen schwärmten für sein interessantes Aussehen. In der Tat hatte Guido von Oppenfeld in den wenigen Wochen, welche seit Ilka Vilmays Tobe vergangen waren, an Frische und Gesundheit sicherlich nicht» gewonnen. Er war sehr blaß, und einige markante Linien begannen sich in sein Antlitz einzuzeichnen. Auch litt die Vornehmheit seiner Erscheinung und seine» Auftreten unter einer nervösen Unsicherheit und Umnche, die er wohl zu bekämpfen strebte, die sich aber doch ost genug deutlich be merkbar machte. Seine freundschaftlichen Beziehungen zu der schönen Operettensängerin waren zwar im Publikum nicht ganz unbekannt; aber man war doch einigermaßen überrascht, durch die Offenheit, mit welcher sie hier zur Schau ge tragen wurden. Ein erklärtes Liebespaar, dessen Herzens bündnis öffentlich sanktioniert worden ist, hätte seine zärt lichen Empfindungen nicht rücksichtsloser kundtun kiftmen, als es hier geschah. Und dabei würde ein aufmerksamer Beobachter vielleicht bemerkt haben, daß gerade Alexandra eS war, welche durch ihre sengendem vielsagenden Blicke, durch ihr vertraulich flüsterndes Herttberneigen zu dem ele ganten Kavalier der zischenden MSdisance die reichste Nahrung gab. All ihre Gedanken und ihre ganze Aufmerksamkeit schienen vorläufig ihrem Begleiter zu gehören, an dessen Arm sie langsam durch da» bunte Menschengewoge dahinschritt. Nur mit einen: zerstreuten Lächeln erwiderte sie die von allen Seiten an sie gerichteten Grüße, und diejenigen, welche kühn genug waren, sie anzureden, mußten sich bald überzeugen, baß Fräulein Prochaska vorläufig nicht geneigt sei, der Unterhaltung mit ihnen vor dem Geplauder mit ihrem Kavalier den Vorzug zu geben. Eines der Komiteemitglieder, ein hochgestellter Beamter des Hoftheaters, näherte sich dem vielbewunderten Paare. Seine hagere Gestalt mit der eng geschnürten Taille und dem genial gelock a Haar über dem spitzen Vogelgesicht hatte bei der llnnatu ihrer Haltung und der Geziertheit ihrer Bewegungen etwas unwiderstehlich Lächerliche-. Selbst die zahlreichen glänzenden Ordenskreuze und Goldmedaillen, welche seine hoch gepolsterte Brust schmückten, trugen nur dazu bei, das Fratzenhafte und Karnevalistische seiner Er scheinung zu erhöhen. Er reichte dem Regierungs-Assessor als einem Standesgenossen mit kameradschaftlicher Vertraulich keit die Hand und verbeugte sich süß lächelnd gegen Alexandra. „Gestatten Sie mir, meine Allergnädigste — ein kleines Erinnerungszeichen an dies unvergleichliche Fest! Freilich sollte es von Rechts wegen nicht anderes aufweisen al» Ihr schönes Bild, denn dieses Bild ist ja die einzige Erinnerung, welche jeder unserer Gäste zuverlässig in seinem Herzen bewahren wird!" Jede der Damen, welcher er eines dieser „Erinnerungs zeichen", einen papiernen Fächer mit schlecht vergoldetem hölzernen Griff, überreicht hatte, war genötigt gewesen, die- selbe geistreiche Schmeichelei aus seinem Munde zu vernehmen; aber bei keiner hatte sie eine so kühle Aufnahme gefunden als bei der Operettensängerin. Sie warf einen flüchtigen Blick auf den Fächer, dessen Vorderseite mit den winzig kleinen Photogrammen aller namhaften Berliner Bühnen künstler bedeckt war, und sagte dann mit einem spöttischen Neigen des graziösen Köpfchens: „Ich danke für die gute Meinung, Herr Direktor! Und ich spreche dem Komitee meine Bewunderung aus für diese finnige Idee. Nur schade, daß der Fächer nicht Raum genug bot, um jedem der dar gestellten Künstler zugleich den Abdruck gesammelter Zeitungs kritiken über seine hervorragendsten Leistungen zu gestatten. Vielleicht findet sich später eine Gelegenheit, auch diesem tief gefühlten Bedürfnis abzuhelfen." Mit leisem Lachen ging sie weiter, den Schatten des seligen Hofmarschall Kalb mit ver blüfftem Gesicht zurücklaffend. „All dies Geschwätz und das Gedränge ist unerträglich," sagte Guido, sich mit dem seidenen Taschentuch über Stirn und Augen fahrend. „Warum mußtest du nur darauf be stehen, daß wir einen Ball von dieser Art besuchen?" „Weil ich dir eine heilsame Zerstreuung verschaffen wollte, mein Freund, und weil auch ich eines kleinen Nerven reizes bedarf, wenn deine Mißstimmung nicht endlich an steckend auf mich wirken soll. Und du'darfst mir den Abend nicht verderben — hörst du, Guido? Ich will mich amüsieren, auf welche Weise es immer sei! Komm, laß uns ein GlaS Champagner trinken, wenn es wirklich erst künstlicher Hilfs mittel bedarf, um dich in eine angemessene Stimmung zu versetzen." Er widersprach nicht, aber es hatte auch nicht den An schein, als ob er sich von der Wirkung des Champagners den Erfolg verspräche, nach welchem Alexandra verlangte. Sie traten in den angrenzenden Speisesaal, welcher kaum minder dicht gefüllt war, als der große Festraum. In der letzten der kleinen Nischen erspähte Alexandras scharfes Auge ein leeres Tischchen. „Dort werden wir un gestört sein!" flüsterte sie heiter. „Keiner meiner Tra banten wird mich in diesem entlegenen Winkel ver muten." Wenige Minuten später füllte Guido die schlanken Kelchgläser mit perlendem Heidsieck. Alexandra schlürfte wenig mehr als den weißen Schaum; der Regierungsaffcssor aber leerte unmittelbar nach den, ersten ein zweites Glas. Die schöne Opcrettensängerin schien in der vortrefflichsten Laune. Sie betrachtete den seltsamen Bilderfächer, und als sie sah, daß seine Rückseite als Tanzkarte dienen sollte, reichte sie ihn Guido über den Tisch. „Triff deine Wahl, so lange es noch Zeit ist I" sagte sie neckend. „Wer weiß, ob sich nach einer Viertelstunde noch ein Plätzchen für deinen Namen finden wird." Er sah sie mit fast unwilligem Erstaunen an. „Du willst tanzen, Alexandra — schon heute und gerade hier?" Ihre Oberlippe kräuselte sich ein wenig. Die schönen Augen hatten für einen Moment den harten Glanz geschliffenen Stahls. „Warum nicht?" sagte sie, das halb gefüllte GlaS v'-der ZN den Lippen erhebend. „Ich fürchte mich nicht vor Gespenstern." Die «schultern des jungen Mannes erbebten. Ohne daß er sich in die Tanzkarte eingeschrieben hätte, legte er den Fächer auf den Tisch zurück. Dabei streifte sein gesenktes Auge die kleinen, dicht an einander gedrängten Porträts auf der Rückseite. Gerade in der Mitte hatte das Personal deS Operettentheaters seinen Platz gefunden, und an seiner Spitze zeigten sich Seite an Seite die woblgetroffenen Bildnisse Alexandras und Ilkas. Die Komitcenntglieder mochten Wohl geglaubt haben, sich den besonderen Dank ihrer Gäste zu er werben, wenn sie ihnen auch das schöne, sanfte Gesicht der viel beklagten, jungen Sängerin noch einmal in Erinnerung zurückriefen. Auf Guido aber machte der Anblick des Bildes m dem nämlichen Augenblick, wo ihm Alexandras frivole Neußerung an das Ohr geklungen war, einen mächtigen Ein druck. Er brach den Griff des Fächers ab und warf die beiden Stücke unter den Tisch. „Du wirst nicht tanzen!" sagte er mit gedämpfter Stimme, aber in einem Ton, welcher keinen Widerspruch duldete. „Es war eine strafwürdige Schwäche, daß ich dich hierher begleitete." Sie lächelte, daß die Weiße« Zähne -wisch« dm roten Lippen blintten. „Und du willst diese Schwäch« dadurch an-- gleichen, daß du jetzt die Allüren eine» Despot« annimmst? Ich sagte Dir schon, daß ich nicht geneigt bin, «ir dm Abend durch deine Launen verderben zu lassen." „Bringe mich nicht zum äußersten, Alexandra! Dein Herz weiß nicht, was dein Mund spricht! Du wirst nicht fordern, daß ich dir ausdrücklich sage, warum ich diesen Ver zicht von dir verlange." „Nein, ich fordere eS nicht; denn ich will mich nicht auf regen, und ich will unS beide nicht zum Gespött der Leute machen. Wenn dir dein Gewissen verbietet, mein Ritter zu sein, so bin ich gern bereit, dich dieser Pflicht zu entheben. Ich fürchte nicht, daß ich darum hier vernachlässigt und ein. sam sein werde." „Und di- se Drohung ist alle», wa» du mir zu ant- «orten hast?" „Eine Drohung — daß ich nicht wüßte! — Ich besorge eben nur, dir mit meiner lustigen Gesellschaft unbequem zu werden." „Und wenn in dieser Besorgnis nun wirklich einige Wahrheit wäre? Wenn ich mich außer stände fühlte, diesen Hexensabbat hier noch länger mitzumachen und tausend zu- dringlichen Blicken als Zielscheibe zu dienen? Würdest du dich dann nicht um meinetwillen zu einem Opfer entschließen können?" „Zu einem Opfer? — Und da» wäre?" „Laß uns nach Hause fahren, Alexandra! — Laß uns dieser abscheulichen Luft entfliehen, die dich vergiftet, und die mich fast ersticken will. Es ist ja nicht möglich, daß dir das sinnlose Treiben wirkliches Vergnügen bereitet." Sie wurde der Notwendigkeit einer Entgegnung auf seine dringenden und herzlichen Worte überhoben. Ein stattlicher Dragoneroffizier, welcher mit der zuversichtlichen Miene eines unwiderstehlichen Eroberers in dem Speisesaal Umschau hielt, hatte das P.mr an dem kleinen Tisch erspäht und näherte sich ihnen rasch. — „Unsere Diplomaten haben recht, wenn sie Polen noch immer für gefährlich halten", sagte er grüßend. „Diese schönen Augen wären allein Imstande, eine ganze Armee kampfunfähig zu machen. Und daß sie ihnen nicht widerstehen können, sieht uian ja an Ihnen, lieber Oppenfeld, mit erbarmungsloser Deutlichkeit. Sie haben sich natürlich alle Tänze im vorhinein gesichert?" „Nicht einen einzigen, Erlaucht!" lachte Alexandra. „Die preußische Diplomatie ist im Begriff, mit ihren galanten Traditionen zu brechen." „Alle Wetter, so ist es an der Zeit, daß ich wenigstens die Ehre der preußischen Soldaten rette! Hören Sie, Ver ehrtest«? — Eine Mazurka! — Es wäre Verrat an Ihrem Vaterlande, wenn Sie mir diesen Tanz verweigerten!" Die Operettensängerin stand auf und legte ihre Hand auf den Slrm des Offiziers. „Wenn Sie es mit einer Feindin wagen wollen! — Ich fürchte die deutschen Waffen nicht!" „Und ich will versuchen, ob Polen sich nicht noch erobern läßt." Lachend und plaudernd schritten sie davon. Nicht einmal einen flüchtigen Blick hatte Alexandra für Guido gehabt, und er war durch ihr Benehmen auf das tiefste ver letzt. Das also war ihre Antwort auf seine herzliche Bitte gewesen! Er dachte daran, daS Fest auf der Stelle zu ver lassen, noch ehe sie mit ihrem Tänzer zurückkehren koynte. Aber er war nicht stark genug, diesen Vorsatz auszuführen. Es gab etwas zwischen ihnen, das ihn wie mit unzerreiß baren eisern« Ketten an ihre berauschende Schönheit fesselte, und noch mächtiger als das Gefühl des Unmuts gegen fie war eine Empfindung peinigender Eifersucht, die ihn in dem nämlichen Moment ergriff, da er sie mit ihrem aben teuerlustigen und sieggewohnten Kavalier aus den Augen verlor. In finsteres Brüten versunken, achtete er nicht auf seine Umgebung, aber um so rascher und hastiger fuhr er von seinem Sitze empor, als er plötzlich unmittelbar hinter seinem Rücken den jovialen Klang einer tiefen Stimme vernahm, die er nur zu gut kannte, und die er hier gewiß nicht zu hören geglaubt. In einer Entfernung von kaum zwei Schritten stand ihm sein Onkel, der Generalmajor, gegenüber, am rechten Arm seine Gemahlin und am linken seine Pflegetochter führend. DaS Vergnügen über die gelungene Ucberraschung blitzte dem alt« Herrn aus den Augen. „Schönen guten Abend, Herr Regierungsasseffor! — Habe ich's Euch nicht gesagt, daß wir ihn hier finden würden, den Teufelsjungen? — Nun bist du um ein« Tänzer nicht länger in Verlegenheit, Else!" Guido war in der Tpt außer stände, etwas anderes als eine stammelnde Begrüßung vorzubringen. Wenn Plötzlich eine Kanonenkugel mitten in diese bunte Gesellschaft ein geschlagen hätte, so wäre er dadurch sicherlich nicht in größere Bestürzung versetzt worden als durch diese Begegnung. Während er die Stühle für die Damen an den kleinen Tisch heranrückte, dachte er mit Entsetzen an die Verlegenheiten, welche sich aus dem uuzeitigen Erscheinen seiner Verwandten ergeben konnten, und mit stillem Ingrimm verwünschte er von neuem seine törichte Nachgiebigkeit gegen Alexandras Drängen. Daß er in dieser Stimmung kaum einen flüchtigen Blick für Else von Haustein hatte, war begreiflich genug, lind« doch war sie in ihrem einfachen Weißen Kleide, welches sie zum ersten Male seit dem Tode ihres Vaters trug, lieb»! reizend genug, um selbst einen Vergleich mit den strahlendsten) Schönheiten des Festes nicht scheuen zu müssen. Einiges frische Blumen im Haar und an der Brust bildeten ihren ' einzigen Schmuck; aber sie hoben die gewinnende Anmut ihrer frischen, jugendlichen Erscheinung in so glücklicher Weise, daß! sie wahrscheinlich keine passendere Zierde hätte wählen könnend Sie hatte Guidos stummen Gruß nur mit einem leichten' Neigen des Körpers erwidert, und der nachdenklich ernst« Ausdruck, welcher die frühere, sonnige Heiterkeit verdrängt zu haben schien, war nicht von ihrem Gesicht gewichen. Trötz des lebhaften Verkehrs, welchen der Assessor während der letzten Wochen mit seinem Oheim und dessen Familie unter halten hatte, waren die Beziehungen der beiden jungen Leute zu einander offenbar noch immer nicht wärmer und herz licher geworden, und auch heute war eine flüchtige Wolke des Unmuts Über die Stirn des Generalmajors geglitten, als er wahrnehmen mußte, wie wenig freudig Guido durch das un erwartete Erscheinen ElseS berührt wurde. Aber die fröhliche Stimmung gewann doch rasch wieder die Oberhand bet ihm. Indem er auf die fast geleerte Champagnerflasche und die beiden Gläser deutete, sagte er scherzend: „Es sieht ja hier fast au» wie nach einem traulichen Tete ä itzte l Gerade in diesem abgelegenen Winkel hätten wir dich am wenigsten gesucht." Fortsetzung folgt.