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de« GroßherzogS von ToSkana. Die kleine Prinzessin dürfte nun an ihrem Bestimmungsorte angekommen sein. „Gott sei Dankl" kann man sagen, bemerken die Leipz. N. N. hierzu; denn nun ist ja in der leidigen Affäre auch diese Schwierigkeit endlich überwunden worden, das Kind ist in den Besitz unseres König» übergegangen, und den weiteren Abenteuern der Gräfin Montignoso können wir nun mit größerer Ruhe entgegensetzen. Frau Toselli er hält selbstverständlich die ausbedungene Apanage weiter. Ueber alles übrige, wie das Recht, ihre Kinder wiederzu sehen, hat der König sich die Bestimmungen vorbehalten. —! Ten Kriegervereinen wird von ihren Gegnern immer wieder der Vorwurf gemacht, daß die Krie gervereine Piolitik treiben, trotzdem diese Be hauptung schon oft von maßgebender Seite als durchaus unbegründet zurückgewiesen ist. Bor einiger Zeit hat sich auch der Präsident des Königlich Sächsischen Militärver einsbundes, Herr Justizrat Wiudisch, Major d. L.-J. a. T-, auf der in Bautzen abgchaltenen BnndeSgenercilvcrsamm- lung mit diesem Vorwurf beschäftigt. Nachj dem iin Jahres berichte des Königlich Sächsischen Militärvereinsbundcs veröffentlichten Wortlaut sciucr Begrüßungsrede sagte Justizrat Mindisch: „Wenn man uns politisches Treiben viorwirft, so liegt darin eine arge Verwechslung, wenn nicht der Versuch einer arglistigen Täuschung. Neben unserem hohen sittlichen Ziele, den Kameraden als Ka merad in Not und Gefahr zur Seite zu stehen, die wür digen Kameraden im Falle unverschuldeter Not und Be drängnis, in Krankheit und Elend zu unterstützen, den Witwen und Waisen unserer Kameraden materiellen Trost zu spenden und auf ihrem ferneren Lebenswege ihnen Ku helfen, steht das ideale Streben, Stützen der monar chischen Staatsordnung zu sein und stets zu denken und und zu handeln in Treue zu König und! Vaterland, Kai ser und Reich. Politik.treiben wir nicht, politische Par teien kennen wir nicht in der Betätigung unseres Stre bens. Ebenso wie wir keine besonderen Standesinteressen vertreten, entsprechend aber auch Standesinteressen uns nicht ausdrängcn lassen, geben wir keiner politischen Par tei besonderen Raum bei uns. Sie stehen uns gleich nahe, wenn sic nur auf dem Vodcu der Treue für König und Vaterland, Kaiser und Reich stehen, also auf nationalem Böden; denn nicht politisch parteizugehörig sind wir, aber national gesinnt mit allen Fasern unseres Herzens. Und so Lüden die deutschen Laudeskriegerverbände mit ihren rund 2pz Millionen Mitgliedern die größte nationale Vereinigung, die überhaupt besteht". — Die innerhalb des Bezirks des König!. OberlandeS- gerichtS Dresden zugelassenen Rechtsanwälte waren in Gemäßheit von Z 52 der Rechtsanwaltsordnung und Z 9 der Geschäftsordnung für die Anwaltskammer zu einer am heutigen Mittwoch vormittags 11 Uhr im König!. Landgericht zu Dresden, Pillnitzer Straße 41, abzuhaltenden Versammlung etngeladen worden. Die Tagesordnung war folgende: 1. Standesangelegenheiten (Bericht des Vorsitzenden über dir Tätigkeit des Vorstandes im abgelaufenen Ge schäftsjahre). 2. Abnahme, Prüfung und Genehmigung der Jahresrechnnngen auf 1905/1906 und 1906/1907. 3. Be willigung eines Beitrages an die Hilsskasse für deutsche Rechtsanwälte auf 1907/1908 und 1908/1909. 4. Be stimmungen des Jahresbeitrags der Mitglieder zur Be streitung des für die gemeinschaftlichen Angelegenheiten erforderlichen Aufwands auf 1907/1908 und 1908/1909. 5. Wahl von sieben Mitgliedern des Vorstandes an Stelle der verfassungsmäßig ausscheidenden Rechtsanwälte. — Neue Vorschriften für Radfahrer hat eine in der neuesten Nummer des Gesetz- und Verordnungs blattes erschienene Verordnung der Kgl. Ministerien der Finanzen und des Innern vom 16. Oktober d. I. „Ueber den Radfahrverkehr auf öffentlichen Wegen" gebracht, auf die wir Radfahrer und Radfahrerinnen besonders aufmerk sam machen. Dieselben treten am 1. Januar 1908 in Kraft und können überall bei der Ortsbehörde (Stadtrat, Bürgermeister, Gemeindeoorstand) eingesehen werden. Für heute sei daraus noch besonders heroorgehoben, daß der Radfahrer auch künftig eine auf seinen Namen lautende „Radfahrkarte" bei sich zu führen und auf Verlangen zu- ständigen Beamten vorzuzeigen hat, die für den Umfang des Deutschen Reiches gilt, aber künftig nicht mehr alle Jahre erneuert zu werden braucht, sondern so lange gilt, als nicht Veränderungen in den persönlichen Verhältnissen des Inhabers eintreten. Der Preis einer Radfahrkarte beträgt künftig 1 Mark, Ausstellung einer neuenlKarte bei Verlust oder Unbrauchbarwerden der alten Karte kostet 50 Pfennig, Ausstellung einer neuen Karte wegen Ver änderung in den persönlichen Verhältnissen des Inhabers 25 Pfennig. — Die Heringe sind billiger geworden, wenigstens eine erfreuliche Nachricht, in einer Zeit, wo man immer vom Teurerwerden der Lebensmittel hört. Dem „Dresdner Anz." wird geschrieben: Während 1906 eine Tonne Heringe noch 45 Mark kostete, kostet sie in diesem Jahre nur 33 Mark. Diese erhebliche Verbilligung ist auf die starke Zunahme des Angebots und auf die Zurückhaltung des Verbrauchs zurückzusühren. Sowohl die einheimische Heringsfischerei als die Einfuhr hat dazu bei getragen, das Angebot von Heringen am deutschen Markt zu erhöhen. In den Monaten März bis September 1907, für welche Zeit die Ergebnisse deS Heringsfanges sich mit den vorjährigen vergleichen lasten, wurden im Nord- und Ostseegcbiet zusammen Heringe im Werte von 490165 Mark gefangen gegen 316999 Mark in der Parallclzeit 1906. Es fand danach allein beim deutschen HeringSfang eine Wertzunahme von 173166 Mark oder 55 °/g statt. Dazu kommt nun noch das Plus, das durch die forcierte Import tätigkeit dem deutschen Verbrauch zugesührt wurde. In den ersten neun Monaten wurden 807073 Faß gesalzene Heringe nach Deutschland eingesührt gegen 744961 Faß in der Vergleichszeit 1906. Die Einfuhr hat also um 62112 Faß «der um zirka 8 °/, zugenommen. Die Her kunftsländer der in Deutschland konsumierten Heringe sind Großbritannien, die Niederlande und endlich auch Norwegen. — Bauernregeln für den Monat November. Wenn'» zu Allerheiligen (1.) schneit, mache deinen Pelz bereit. — Zu Allerheiligen (1.) Reif, zu Weihnachten weiß und steif. — Allerheiligen (1.) klar und hell, sitzt der Winter auf der Schwell'. — Ist am Allerheiligen (1.) der Buchen- und Btrkenspan trocken, wir im Winter hinter dem Ofen hocken; ist aber der Span naß und nicht leicht, so wird der Winter statt kalt, lind und feucht. — Fällt der erste Schnee in Dreck, bleibt der ganze Winter ein Geck. — Am Martini (11.) Sonnenschein, tritt ein kalter Winter ein. — Jst'S am Martini (11.) hell und kalt, dann auch der Winter lang anhalt. — Im November viel Naß, auf den Wiesen viel Gras. — Baumblüte spät im Jahr, stets ein gutes Zeichen war. — Später Donner hat die Kraft, daß er viel Getreide verschafft. — Soll der Winzer glück- lich sein, so tritt Allerheiligen (1.) Gommer ein. — Vie! und langer Schnee gibt viel Frucht und Klee. — Ist der November kalt und klar, ist trüb und mild der Januar. — Wenn im November Donner rollt, wird dem Getreide Lob gezollt. — Wenn im November Bäume blüh'n, wird sich der Winter lang 'nauszieh'n. — Her heilige Martin (11.) verlangt Feuer in den Kamin. — Wenn auf Mar tini (11.) Nebel sind, so wird der Winter meist gelind. — Wenn um Martini (11.) die Gänse auf dem Eise steh'n so müssen sie zu Weihnachten im Kote geh'n. — Martins- tag (11.) trüb, macht den Winter lind und lieb, ist er aber hell, macht er das Wasser zur Schell (EiS). — Wie's um Katharina (25.), trüb oder rein, so wird auch der nächste Hornung sein. * Heyda, 30. Oktober. Der Männergesangverein „Frohlied" in Poppitz gibt am Reformationsfeste im „Goldenen Adler" im Verein mit der Stadtkapelle zu Riesa ein Konzert, besten Reinertrag der Wohlfahrtspflege zufließen soll. Reger Besuch ist dem Unternehmen schon im Interests dieses guten Zweckes zu wünschen, er ist aber auch zu empfehlen, denn sowohl an Gesangs- wie an Jnstrumental-Dorirägen wird nur Gutes geboten werden. Dem Konzert, das abends 7 Uhr beginnt, folgt Ball. Großenhain, 29. Oktober. Der Roß-, Vieh- und Brettermarkt, der am heutigen Dienstag abgehalten wurde, war infolge deS schlechten Wetters nur mäßig besucht. Zum Verkauf gebracht waren: 2 Pferde, 257 Schweine und 473 Ferkel. Rinder und Bretter waren nicht vor handen. Der Preis eines Schweines stellte sich auf 21 bis 60 M., der eines Ferkels auf 6 bis 15 M. Oschatz. Herr Assistent Weigelt, der zurzeit beim hiesigen Amtsgericht beschäftigt ist, wurde zum Bürger meister von WalterShausen i. Th. auf Lebenszeit gewählt und hat auch die behördliche Bestätigung gefunden. Walters- Hausen ist bekanntlich ein heißer Boden, da in der Gemeinde vertretung die Sozialdemokraten die Mehrheit bilden und die von ihnen gewählten Bürgermeister mehrfach von den Regierungsbehörden zurückgewiesen wurden. Trppclsd 0 rfb. Moritzburg. Unsere berühmte Eiche hat jetzt eine Tafel mit folgendem nichts weniger als poe tischem Erguß erhalten: Ich alte Eiche kann schön manch' 100 Jähre denken. Hab' manchen Herrscher Sachsens hier passieren sehen. Ein Natur- und Baumfreund! wird gewiß es nie sich schenken, Hochachtungsvoll an meinem Füße still zu stehen. Radeberg. Gestern »Eden zwei Männer zu Grabe getragen, die, einst hier geboren, berufen waren, in leiten der Stelle für das Wohl ihrer Vaterstadt zu! sorgen. Bei nahe 80 Jahre oLt, verschied der frühere Bürgermeister unserer Stadt Herr August Max Rumpelt. Er war der Sohn eines Seidenbandfabrikanten und würde 1873 in seiner Vaterstadt, nachdem er vorher als Jurist tätig war, zum Bürgermeister gewählt. In 22 jähriger Dienst zeit hat er sich namhafte Verdienste um die Entwicklung der Stadt erworben. — Am gleichen Tage wurde Stadt rat a. D. Friedrich Adolf Kreyer zur Ruhe gebettet. Auch er hat vier Jahre als Stadtverordneter! und achtzehn Jahre als Stadtrat seine reichen Erfahrungen in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Freiberg. In der am Montag abend noch zu Ende geführten Verhandlung gegen den Siebenlehner Bürgermeister Barthel wurde dieser wegen schwerer Sachbeschädigung zu einem weiteren Jahre Zuchthaus, mithin zu einer Gesamtzuchthausstrafe von 7 Jahren verurteilt. 6 Monate Untersuchungshaft werden in An rechnung gebracht. Der Mitangeklagte Anders wurde unter Uebernahme der gerichtlichen Kosten auf die Staatskasse freigesprochen. Chemnitz. Einen eigenartigen Fund machte man auf dem neuen städtischen Friedhöfe hier. Vor etwa 23 Jahren war in dem Teerbottich ein unbekannter Mann tot aufgefunden worden. Der völlig mit Teer bedeckte Leichnam wurde hier beerdigt. Als jetzt sein Trab ausge hoben wurde, stieß man auf die noch vollständig erhaltene Leiche. Der Teer hat somit den Zersetzungsprozeß ver hindert. Plauen i. V. Von der König Friedrich August. Brücke ist die Ehefrau Lehmann herabgesprungen. Sic war sofort tot. Adorf. Ter 16 jährige Tischlerlchrling Friedrich Ha gen in Ebersbach stürzte beim Reinigen des Scheunen bodens kopfüber auf die Tenne herab und wär infolge Gcmckbruchcs auf der Stelle tot. — Vom Unglück verfolgt wird die TagelvhncrSfamilie Hofmann in deiü bayrischen Grenz/orte Gundlitz. Anfang voriger Woche ertrank ein dreijähriger Sohn in einem offenen Schöpfbrunnen. Einige Tage später fand ihr 14 jähriger Küabe Hans ans dem Felde eine wahrscheinlich von den jüngsten Herbst manöver» herrührcnde Platzpatrone. Er brachte sie zur Entladung; dabei sind dem Jungen von der rechten Hand drei Finger gänzlich und von der linken Hand zwei Finger glieder abgerissen, auch Pas linke Auge so schjwer beschädigt Wiarden, dah es im Münchberger Krankenhaus entfernt werden mußte. — Ju einer Kriesgrube bei Altrandsberg sanden am Donnerstag Arbeiter eine große Anzahl (etwa 300 Stück) gut erhaltene Silbermünzen, die aus den» 16. und 17. Jahrhundert stammen sollen. Schwarzenberg. In Markersbach äscherte eir. Schadenfeuer das Anwesen de» Mühlen- und PrägeanstaltS besitzens Robert Kunz ein. Den Feuerwehren gelang et^, den durch den Brand gefährdeten angrenzenden Gasthof „zum Anker" zu retten. Herrn Kunz, der leider nicht ver sichert hatte, sind eine größere Anzahl wertvoller Maschinen und Geräteschaften, sowie sämtliche Erntevorräte verbrannt. Der Schaden wird auf 80-—100000 M. geschützt. Der Brand ist auf das Hcißlaufen der Mühlsteine zurückzu führen. Leipzig. Im Hause Hebclstraße 17 in Lindenau hat sich gestern nachmittag kurz nach 5 Uhr eine folgen schwere Explosion ereignet. Tas Haus, das etwa in der Mitte der Straße liegt, hat sechs Fenster Front, ist drei Stock hoch und hat däzn noch ein Dachgeschoß. Durch die Explosion sind zwei Drittel des Hauses zertrümmert worden, d. h es ist die Wand der zweiten ijnd dritten Etage mi. dem Dach heruntergerissen worden. Die Ex plosion r so stark, baß nicht nur in den Nachbarhäusern die Fenster zertrümmert und die Möbelstücke beschädigt wurden, sondern auch die Von weiter liegenden Häusern. Ter Grund der Explosion läßt sich natürlich bei dem Tohuwabohu, das auf der Nnglücksstätte herrscht, nicht feststellen. Es heißt, daß das Unglück beim Legen von Gasrohren geschah. Tie Unglücksstättc bietet einen trost losen Anblick dar. Glassplitter liegen etwa tm Umkreise von 100 Metern dicht verteilt auf der Straße herum. Zum Teil hängen die Gardinen wie Trauerfahnen aus den Fenstern heraus. Tie Feuerwehr ist jetzt dabei, die Unglücksstellc anfzuräumeu und hat vor allen Dingen erst den Dachstuhl, der zum Teil auch aufs die erste Etage gestürzt ist, heruntergewvrfen, um Raum zu bekommen. A ch t P e r svn cn s in d m eh r o dcr m in d er s ch w er verletzt worden. Ein Kind, das ins TiakonissenhauS cingeliefert worden ist, ist bald nach der Einlieferung gestorben. Das Haus gehört dem Jnscratcnagenten Krause. — Ein größeres Schadenfeuer fand in der Nacht zum Dienstag in der Trogen- und Chcmikalienhandlung von Gebrüder -Lodde, Hallesche Straße 12, statt. Tas Grund stück besteht aus einem Vorder- und einem massiven Hin tergebäude, dessen sämtliche Räume zu Geschäftszweckcn benützt werden. Ter Brand wurde früh gegen 1 Uhr von Bewohnern des Vorderhauses entdeckt und sofort gemel det. Ter entstandene Mobiliar- sowie Jmmobiliarschadcn dürste erheblich sein. Tie Entstehungsursache des Feuers ist aller Wahrscheinlichkeit nach auf Selbstentzündung von Chemikalien zurückzuführen. — Erst vor kurzem meldeten wir von einem Raubanfall, der am helllichten Tage an einer Dame verübt worden ist. Am Sonnabend abend gegen 9 Uhr wnrde nun wiederum ein 22 Jahre alter Klcmpnergesellc von einem zirka 30 Jahre alten Menschen überfallen und beraubt. Ter Unbekannte hatte zuvor den Klempner um Feuer gebeten, ihm aber Plötzlich einen Faustschlag ins Gesicht versetzt und ihn seiner Barschaft beraubt. Bericht über die öffentliche Sitznug des Königliche» Schöffengerichts za Riesa, am 30. Oktober 1907. 1. Ter Steinmetz P. aus Dresden hatte auf dem Lorenzmarktc einem Kollegen eine Uhr gestohlen. Er muß diesen Diebstahl mit 1 Woche Gefängnis büßen. Bon der Strafe wurden 3 Tage auf die Untersuchungs haft angercchnet. 2. Betteln, Beleidigung eines Schutz mannes und Ruhestörung war dem Handarbeiter G. aus Laübegast zur Last gelegt. Tas Schöffengericht erkannte auf 1 Monat Gefängnis und 2 Wochen Haft. Tie Haft strafe gilt als verbüßt. 3. Seinen Antrag auf gericht liche Entscheidung gegen eine Strafverfügung wegen Zu- widerhandclns gegen die Straßcnpolizeiordnung zog der Werkmeister Sch. in Gröba vor Eintritt in die Hauptver handlung zurück. 4. Ter landarme Gelegenheitsarbeiter G. aus Schmiedeberg war am 22. Oktober hier beim Bet teln ertappt würden. Er kam deshalb auf die Anklage bank, auf der er, wie sich herausstellte, schon öfter ge sessen hat. 34 Vorstrafen hat er bereits erlitten, auch dem Arbeitshaus war er schon längere Zeit überwiesen. Tas Schöffengericht warf 3 Wochen Haft als Strafe aus, und sprach die Ueberweisung des Angeklagten nach ver büßter Strafe an die Landespolizeibehörde aus. S. Zwei seinem Tiensthcrrn gehörige Ballen Stroh hatte der Tage löhner F. E. M. in Böhlen entwendet und. verkauft. Ter Angeklagte war in der Hauptsache geständig und es er folgte seine Verurteilung zu 10 Tagen Gefängnis. Er versuchte einen Teil 'der Schuld auf den Muser des Strohes zu wälzen, hatte aber bannt kein Glück, denn der Käufer hatte das Stroh nach dem ortsüblichen Preise bezahlt und auch 50 Pfg. für Fuhrlohn gegeben. 6. Ter Vorsitzende und der Türnwart des sozialdemokratischen Arbeiterturnvercins in Oschatz hatten vom Amtsgericht Riesa eine Strafverfügung erhalten, weil sie einen öffent lichen Tnrinnarsch von Oschatz nach Strehla veranstaltet hatten, ohne die dazu erforderliche Genehmigung ein geholt zu haben. Beide beantragten gerichtliche Ent scheidung. Ter Vorsitzende sagt, daß die Anmeldung des Tnrnmarschcs, wenn sic nötig gewesen sei, dem Turn- wart vbgelegcn habe, zind der Türnwart bestritt, daß sic geschlosjen marschiert seien. Tcm stand aber die Aussage des Gendärmen in Strehla gegenüber, der. bekundete, daß die ungefähr 35 Teilnehmer in geschlossenem Zuge gegangen sind. Tas Urteil lautete auf je 1l^ Mark Geld strafe wegen Vergehens gegen das Vereins- und! Vcr- sammlungsgesetz.