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Beilage zum „Riesaer Tageblatt Rotationsdruck und «erlag von Langer t Winterlich in Riesa. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. H 127 Dienstag, 4. Jnni 1S07, abends SV. Jahr». Da« Jnlerefsanteste auf diesem Gebiete dürften wohl die Hunde sein, die den russischen Revolutionären bisher au» scheinend glänzende Dienste sowohl in Rußland selbst, als auch in zahlreichen russischen Grenzorten geleistet haben. Diese fein abgerichteten Vierfüßler werden in erster Linie zum Nachrichten- und Transportdienft verwendet, indem sie Mitteilungen und Schriften oder Zubehörteile für Sprenggeschosse und sonstige zur revolutionären Agitation erforderliche Gegenstände, die unter dem Bauch oder im zottigen Pelz künstlich verborgen werden, an den Be stimmungsort bringen. Wie lange sich die russischen Revo lutionäre zu ihren Zwecken der abgerichteten Hunde bereits bedient haben, dürfte kaum festgestellt werden können, da die russischen Behörden erst vor einiger Zeit, und zwar durch Zufall diese Entdeckung gemacht haben. Kürzlich geriet nämlich ein Hund an der russischen Grenze in eine Draht schlinge und konnte sich nicht daraus befreien. Auf daS Geheul deS Tieres kamen russische Grenzsoldaten herbei. Trotz seiner prekären Lage ließ da» Tier zunächst niemanden an sich kommen und wurde erst recht sehr bösartig und bissig, al» die Grenzsoldaten da» Tier am Leibe packten, um es aus der Schlinge zu erlösen. Dabei fühlten nun die Soldaten an dem Körper des Vierfüßler« sorgsam ver packte Gegenstände. Da der Verdacht nahe lag, daß e« sich um Konterbande handelte, bemächtigten sie sich zunächst der geheimnisvollen Gegenstände und sodann auch de« Hunde« selbst. Bei der darauffolgenden Untersuchung wurde zum allgemeinen Erstaunen sestgestellt, daß der Hund im Dienste der Revolutionäre stand, da er neben einer Portion Sprengstoff auch chiffrierte Mitteilungen und Nachrichten revolutionären Inhalt« mit sich führte. Dies« Entdeckung veranlaßte da« russische Polizeidepartement, «ine dringende Verfügung nach allen Richtungen hin zu erlassen und sorgfältige Beobachtungen anzustellen. Ob der ver haftete Hund vor« Feldgericht kommt oder vor Kriegsge richt, ist noch nicht entschieden. Türkei. ' Am 2». v. M. trafen au« Tripoli« 1300 Beurlaubte in Smyrna ein, non denen 300 au« dem Bilajet Aidin, die übrigen au« Syrien sind. Die Beurlaubten weigerten sich, an Land zu gehen, ehe sie ihren Sold erhalten hätten. Erst am 26. v. M. gelang e«, dieselben in die Kasernen zu bringen. Am nächsten Tage wollte man sie ohne Sold nach Hau« schicken. Sie erklärten jedoch, die Kasernen nicht zu verlassen, ehe sie den Sold erhallen hätten. Einige drangen bi« zum Militärkommandanten Tewfik Pascha vor, welcher eine Plünderung in der Stadt sowie einen schlech ten Einfluß auf die Garnison befürchtete und deshalb Ge walt anwenden ließ, wobei etwa 20 Soldaten leicht ver letzt wurden. Aus telegraphische Bitte wurde der Sold angewiesen. — Türkisch! Marokko. Zu der Meldung von der Landung französischer See leute in Tetuan wird der „Agence HavaS* auS Tanger mitgeteilt, daß folgende« den Tatsachen entspreche: Der Kreuzer „Jeanne d'Arc" hat auf hoher See bet Tetuan Schießübungen vorgenommen, und zwar in denselben Ge wässern, wo die englische Flotte vor Gibraltar alljährlich gleiche Uebungen macht. Einige Seesoldaten sind an Land gegangen, um dort eine Scheibe herzustellen, die sie später mit in« offene Meer nahmen, wo die Schießübungen statt, gefunden haben. Wa« die Landung in Tetuan anlangt, so hat sich diese darauf beschränkt, daß drei Offiziere dort al« Touristen an Land gegangen find. Tagesgeschichte. Deutsche« Reich. Tws Präsidium des Komitees diev englischen Journalisten hat vor seiner Abreise von Berlin an den Herzog zu Drachenberg ein Dankschreiben gerichtet, worin es heißt: „Ter Aufenthalt in Ihrer Stadt war für uns eine Quelle ständigen Interesses und Entzückens und wir werden noch lange von der Erinnerung zehren an das von Ihrem Komitee veranstaltete großartige Bankett mn Wend unserer Ankunft, die herzlichen Morte der Be grüßung und das Entgegenkommen bei dieser besonderen Gelegenheit. Ebensowenig können wir unseren Empfang durch den Herrn Oberbürgermeister und den Magistrat von Berlin in dem prachtvollen Rathauösaale vergessen, die vornehme Gastlichkeit, die wir seitens der Handelskammer und im Reichstage erfahren haben, und die wirklich groß artige Vorstellung, die unss heut« abend iM Opernhause geboten wurde. Wir möchten ferner ehrerbietigst zum Oesterreich. Die Mitglieder der deutschen VslkSpartei, der deutschen Agrarierpariei sowie der deutschen Fortschrittspartei halten heute eine gemeinsame Sitzung ab behufs Beschlußfassung über die Bildung eine« einheitlichen Parteiverbande«. Rußland. Die russischen Revolutionäre scheinen in der Erfindung von Hilfsmitteln schier unerschöpflich zu sein. Ausdruck bringen unser Gefühl für die außerordentlich« Ehrung, die uns S«. Majestät der Kaiser hat zuteil werden lassen, als er uns in seinem Lande und in seinem Hause willkommen hieß, wenn wir die eigenen gnädigen Worte Sr. Majestät, die er heute zu uns in Potsdam sprach, zi tteren dürfen. Zum! Schlüsse möchten wir der Hoffnung und der Zuversicht Ausdruck geben, daß dieser für uns selbst so denkwürdige Besuch in Deutschland Fimcht tragen möge zur Förderung gegenseitiger Freundschaft und Zu neigung zwischen unfern beiden Ländern. Ihre gehör- sauren Diener Frederik Wilson, Frcdcrik Dickentson." Tie Mitglieder des Kongresses zur Förderung der Flußschifsahrt in Bayern und auf dem Oberrhein, unter ihnen Prinz Ludwig von Bayern, Machiten gestern van Lindau aus einen Ausflug nach Schaffhausen. Durch die Behörden würde ihnen ein herzlicher Empfang bereitet. Ter Stadtpräsident von Schaffhausen und der Bürger meister Schuh von Nürnberg brachten Trinksprüche aus auf das wachsende Einvernehmen zwischen den Nachbar völkern. Nach Besichtigung des Rheinfalls folgten die Kongreßteilnehmer einer Einladung zu einer Festtafel und fuhren nachmittags nach Konstanz, wo ihnen ebenfalls ein offizieller Empfang bereitet wurde. Tie „Nordd. AllgeM. Zeitung" schreibt: „Jü dem Leit artikel ihrer letzten Nummer führen die „Leipziger Neue sten Nachrichten" eine Musterung des Reichskanzlers Für sten v. Bülow in einer Forms an, die der Richtigstellung bedarf. Fürst Bülow habe, so heißt es in deM Artikel, noch vor einem halben Jahre im Reichstag versichert: „Kamarilla, das ist ein Fremdwort, eine fremde Gift pflanze, die man sich niemals bemüht hat, in Deutschland einzupflanzen." Tie Worte des Reichskanzlers sind in dieser Ausführung ungenau und unvollständig, sodaß sie eine ihrem wahren Sinne geradezu entgegengesetzte Be deutung erhalten. In Wirklichkeit lautet die in der Reichs- tagsrede vvM 14.! November 1906 enthaltene Aeußerung folgendermaßen: „Kamarilla ist kein deutsches Wort. Ka marilla, das bedeutet eine häßliche fremde Giftpflanze, und Man hat nie versucht, sie in Deutschland einzupflan zen ohne großen Schaden für das Volk... Ich sage also: Man hat nie versucht, diese häßliche Gift pflanze bei uns einzupflanzen ohne großen Schaden für die Fürsten und ohne großen Schäden für das Volk." — Daß der Herr Reichskanzler Wert darauf legt, festzustellen, daß er den Versuchs in Deutschland Ka- Marilla-Einflüsse zu schaffen, nicht bestritten, son dern nur seine Schädlichkeit betont habe, wird gerade jetzt im Hinblick auf gewisse Gerüchte sehr bemerkt werden. Aus Offenbach a^ M. meldet man dem „L. T-": Die nach auswärts verbreitete Sensationsmeldung, der Me- tallarbeiterverbandskasse sei zur Durchführung der Offen bacher Streikbewegung von unbekannter Seite 1 Million Mark gespendet worden, ist auf die Tatsache zurüttzufüh- ren, daß es sich lediglich ums Zuwendungen deutscher und englischer Arbeiterorganisationen handelt. Eine persön liche Einzelzuwendung in Höhe von 1 Million Mark ist nicht erfolgt. , ihre Vertraulichkeit kühn gemacht, in einer Weise mit ihr verkehren kann, die amüsant und unterhaltend für beide sein mag, so weit sie auch von wahrer Achtung und Hochschätzung entfernt ist.- Gertrud hörte bitte kränkenden Worte mit flammenden Au gen und brennender Schamröte an. Sie war sich so gar keine» Unrechte» bewußt, daß Ne nur die Beleidigung empfand und damtt^ugleich ihre Schutzlosigkeit, die sie solchen Angriffen prei». gab. O, wenn jetzt der gelebt hätte, der nun in seinem Grabe ruhte! V» die Fra» Doktor so ihrem Herren Lust gemacht hatte, „E» ist zu bedauern, baß Dein Zartgefühl un» nicht diese für beide Teile gleich peinliche Aussprache erspart,- fuhr sie mit bebender Stimme fort, „aber einmal muß ich doch spre chen. Ich hatte längst erwartet, daß Du in Deinen Beziehun gen zu meinem Sohne statt kindlicher Unbefangenheit jene jung fräuliche Scheu und Zurückhaltung treten lassen würdest, welche die erste Zier jede» Mädchen» ist. Ein junger Mann wird na türlich da» Entgegenkommen «ine» weiblichen Wesen» nicht zu rückweisen, sondern e« ganz bequem finden, wenn er, durch ii Vertraulichkeit kühn gemacht, in einer Weise mit ihr verkeh «Esche Politik in Südafrika. In Südafrika schlägt die britische Politik einen neuen Weg ein, der sehr verschieden ist von dem bisherigen. Tie burenfrenndliche Politik, die Mit dier Ernennung von Louis Botha zuM Premierminister für Transvaal ihren Anfang nahm, soll portgesetzt werden. Tie südafrikani schen Zeitungen setzen diese Absicht lt- „CH. Tbl." folgen dermaßen auseinander: Man knüpft an die Erörterungen der deutschen Zeitungen über die Ernennung deS Herrn von Schuckmann als Gouverneur von Südwest-Afrika an, in denen er als ein Antt-Brite dargestellt war. Indem man den Herrn von Schuckmann als einen Burenfreund auSgibt, so heißt es, können wir die Wahl der deutschen Regierung nicht gutheißen. In der Tat wird es nicht lange mehr dauern, bis in ganz Britisch-Südafrika, mit. vielleicht einziger Ausnahme von Natal, Afrikaner-Mi nisterien am gttider sind, die unzweifelhaft danach streben »verden, die freundschaftlichsten Beziehungen zu unterhal ten mit dem benachbarten Deutsch-Südwest-Afrika. Dies wird wenigstens als das Hauptstreben von Botha bezeichn net. Man sieht daraus, die englische Regierung will um jeden Preis Frieden Mit Südafrika machen, das bisher immer eine wunde Stelle am britischen Körper war. Man setzt die Afrikaner an die Spitze der Regierungen und bekommt dort absolut Ruhe. Tas macht die englischen Kräfte frei für die Politik in Europa. In Deutschland verdient diese neueste Phase der Politik der Briten be sondere Aufmerksamkeit. — Mit verschiedenen Fragen, die zu den Nachbarstaaten Beziehungen haben, beschäftigt sich die „Volksstem", sie sagt: Die Gedanken der Afrikaner lehnen sich auf gegen eine anti-deutsche und auch gegen eine anti-portugiesische Politik. Was Portugal betrifft, so haben die Afrikaner vor» ihrer Niederlassung im Norden deS Vaalflusses an stets auf sehr gutem Fuße Mit den portugiesischen Behörden von Telagoabai gestan den; was Deutschland angeht, so haben in dessen Besitz tum zahlreiche Buren Wohnplätze gefunden. Große Fra gen in Südafrika, z. B. die Bekämpfung der Heuschrecken plage und des Tuberkel-Bazillus, die Regelung der Münz frage usw., sind auch solche, in denen die deutsche und portugiesische Regierung ihre freundschaftliche Mitwirkung betätigen müssen. Tarin weichen die Afrikaner von den Briten ab, sie wollen durchaus friedliche Beziehungen zu den Deutschen dort anbahnen. DM gibt sich in vielen Neußerungen kund. Aerfioße«. legte sich ihr Zorn und ihre natürliche Gutmütigkeit gewann Roman von Ediths v. Welten. LS Die Frau Doktor blieb stumm und strickte in nervöser Hast noch einige Nadeln ab, dann legte sie die Arbeit mit einer ganz ungewohnten Hast fort, räusperte sich und begann: „Liebe Ger trud, e» wird mir nicht leicht, Dir da» zu sagen, wa» ich al» Deine mütterliche Freundin für meine Pflicht halte. Aber ich hoffe von Deinem gesunden Urteil, daß Du Dich hierdurch nicht verletzt fühlen, sondern mir für meine Offenheit dankbar sein wirst." Gertrud blickte die Erregte mit erschrockenem Erstaunen an; sie erschien ihr heute völlig unverständlich, und doch begriff sie, vaß ihr etwa» sehr Schwere» bevorstand. Frau Doktor Matthäi gewahrte ihre tiefe Bewegung, die sich in dem verwunderten Blick ihre» Auge», in ihrem wechseln den Farbenspiel, in ihrer zugleich betrübten und erschrockenen Miene auSsprach; aber gerade in dieser hilflosen und zagenden Abwehr einer unbekannten und doch gefürchteten Gefahr fand sie da» Mädchen anziehender denn je, nnd diese Beobachtung ver- härtete sie noch mehr. für eine solche Schwiegertochter danke ich. Nun ist den Begeg nungen doch einigermaßen ein Riegel vorgeschoben." Gertrud weinte ihren Schmerz und ihre Bitterkeit auf dem Kirchhofe au» an ihren lieben Gräbern, ihre Zuflucht in all dem Schweren, das über sie kam. So gut e» Fräulein Rese mit ihr meinte, genügte sie ihr doch al» Vertraute nicht. Sie fühlte sich ihr instinktiv an Charakterstärke überlegen und konnte nicht zu ihr kommen, um Trost und Schutz zu begehren. Ihr Verlangen, Jennewitz zu verlassen und ein neue» Leben voll eifriger Arbeit und rastlosen Streben» zu beginnen, wuchs immer mehr und sie konnte kaum ihre Berufung in da» Seminar erwarten. Die Antwort traf ungewöhnlich schnell ein und sie empfing mit einer Art von freudigem Schreck da» dicke Schreiben, da» ihr der Postbote überreichte. Wahrscheinlich enthielt e» die Statu ten der Anstalt und in diesem Glauben steckte Gertrud den Brief zu sich, um ihn ungestört auf einem Spaziergange, zu dem sie sich eben rüstete, zu lesew ES war ein rauher, kühler Tag, an dem schon der verjagte Winter zurückgekehrt zu sein schien. Aus dunklen, kalten Wol ken strömten Regenschauer, oft mit Schneeflocken vermischt zur Erde, der Wind stürmte pfeifend und tosend daher, die Vögel hatten sich verkrochen und da» erste FrühlingSgrttn, das im war men Sonnenschein so hoffnungsvoll Bäume sowie auch Sträucher schmückte, hatte ein gelbliche», kränkelndes Aussehen angenom men, als solle es nie zur Entfaltung gelangen. Da» junge Mädchen hatte sich in warme Hüllen gewickelt und die Kapuze ihres Regenmantels tief über das Gesicht ge zogen, so konnte sie Wind und Wetter schon die Stirn bieten, wie sie es liebte. Im Schloßgarten war e» jetzt ganz einsam und sie durfte annehmeu, daß sie dort keinen Menschen treffen werde. So lenkte sie ihre Schritte dorthin nnd nachdem sie von der Höhe der Wallmauer, die jetzt in einen Baumaang verwandelt worden war, AuSscha» über die weite Landschaft gehalten, die sich trübe und farblo», ohne jeden Reiz vor ihr ausbreitete, suchte sie in einem BorkenhäuScheu, da» hieraufgestellt war, Zuflucht vor Sturm und Regen und zog dann ihre» Brief hervor. Die großen AmtSsieael waren gebrochen der Inhalt bot sich ihrem Auge dar. Mit Befremden erkannte sie die von ihr ein gesandten Papiere imd ihr Aufnahmegesuch, da» diesen beigelegt war. 141.« wieder die Oberhand. Augenblicklich gingen dem jungen Mädchen ihre Worte tief zu Herzen, und sie war doch wohl nicht so schlimm, wie sie ge dacht hatte, mehr unbedachtsam al» berechyend und gefallsüchtig. So suchte sie einzulenken. „Sieh nicht gleich so verstört au», mein Kind,- sagte sie freundlicher. „Wenn Du meine Worte beachtest und nach ihnen handelst, so ist'ia alles wieder in Ordnung. Ich mußte Dich eben auf Dein unpassendes Benehmen aufmerksam machen, denn Fräu lein von Wangen ist ja unerfahren wie ein Kind und steht nicht» von dem, waS um sie her vorgeht, und ein junges Mäd chen braucht den Rat und die Leitung einer erfahrenen Frau. Du, meine arme Gertrud, mußt noch ganz besonder» vorsichtig sein, denn durch den Fehltritt Deiner Mutter fällt ein bleiben der Schatten auf Dich, und Du hast darunter vielleicht noch mehr zu leiden, als sie selbst. E» ist göttliches Gesetz, daß der Fluch der Sünde sich forterbt bi» in» dritte und vierte Glied." Hatte die Anklage gegen sie selbst Gertrud in Betrübnis und schamvolle Niedergeschlagenheit versetzt, so brachte sie die Härte gegen ihre über alle» geliebte Mutter in tiesster Seele aus und sie rief in überwallender Entrüstung au»: „Hören Sie auf und schmähen Sie nicht da» mir so teure Andenken an meine un glückliche Mutter. Sie haben mir au» meiner Hariulosiqkett einen schweren Borwurf gemacht. Sie sind hart und ungerecht gegen mich gewesen und ich habe alle« ertragen, ohne mich auch uur zu rechtfertigen. Aber meine Mutter lasse ich nicht angreifen, ihr Bild steht rein und hehr in meinem Innern, und wa» an ihr gesündigt wurde, da» zerstört meine Verehrung für sie nicht. Leben Sie wohl und haben Sie Dank für die Güte, die Sie mir früher bewiesen; ich scheide für immer au» einem Hause, in dem mau mich mit mißtrauischen Blicken betrachtet und meine arme Mutter verunglimpft." Ehe die Frau Doktor sich völlig von ihrem Erstaunen erholt hatte, war Gertrud gegangen und jene sah ihre schlanke, an- mutige Gestalt mit dem stolz erhobenen Kopfe schnell und ela stisch den Schlossplatz kreuzen. Sie blickt« ihr nach, erst mit einer Regung de» Bedauern», dann mit einer gewissen Befriedigung. „E» ist besser so, derBruch war unvermeidlich," sagte sie dann zu sich selbst. „Eie mag sich noch so stolz und unnahbar geb», den, ich glaube doch, daß sie'» auf Bvlkniar abgesehen hatte und